Zum Inhalt springen
Soundtrack Board

Sebastian Schwittay

Mitglied
  • Gesamte Inhalte

    9.946
  • Benutzer seit

  • Letzter Besuch

Alle Inhalte von Sebastian Schwittay

  1. Nun, dann frage ich mich, was für Gespenster du bei ALTERED STATES gehört hast. Ohne Zweifel eine der überzeugendsten Avantgarde-Filmpartituren der Achtziger. Von der hat sich nicht nur Corigliano-Schüler Goldenthal im Lauf seiner Karriere des Öfteren eine Scheibe abgeschnitten. Und kommerzielle Misserfolge sollten doch außerdem nicht davon abhalten, herausragende Filmmusiken entsprechend zu würdigen. Sinngemäß hast du das ja selbst einige Posts zuvor gesagt.
  2. Bist du sicher? Seine Arbeiten zu ALTERED STATES oder THE RED VIOLIN sind doch wirklich vorzüglich. Er war im Bereich der Filmmusik zwar alles andere als ein Viel-Schreiberling, aber das, was auf sein Konto geht, hat schon Klasse.
  3. Dieser tolle Score von Elliot Goldenthal befindet sich momentan doppelt in meiner Sammlung, folglich habe ich ein Exemplar abzutreten. Cover sind unbeschädigt, CD-Hülle auch - die CD selbst hat leider einige dünne Schrammen, die aber keinerlei Auswirkungen auf die Abspielbarkeit der Disc haben. Wurde heute extra nochmal Probe gehört, alles in Ordnung. Der Score selbst gehört zu den deftigsten und dissonantesten Filmmusiken in Goldenthals Oeuvre. Eine kantige, aber außerordentlich originelle und spannend anzuhörende Mischung aus avantgardistischer Sinfonik und beißenden Südstaaten-Klängen (Mundharmonika, Gospel-Elemente, etc.). Höhepunkte sind z.B. der 7-minütige Cue "Take My Hand Precious Lord & Retribution", in dem Goldenthal einen Gospel-Song immer weiter dissonant verfremdet und schließlich in eine beeindruckende, brachial-atonale Ansammlung von brutalen Cluster-Figuren münden lässt, sowie die brillante "Verdict Fanfare", die das Finale des Films untermalt. Wer den Film gesehen hat, kennt die äußerst zwiespältige Moral, die hier deutlich wird: der farbige Vater wird für den Mord am weißen Vergewaltiger seiner Tochter nicht verurteilt, sondern freigesprochen. Goldenthal untermalt diesen fragwürdigen Schluss geschickt mit einer zwar triumphal anmutenden, aber gleichzeitig seltsam gebrochenen, dissonanten Fanfare und setzt somit in gewisser Weise ein Zeichen gegen die merkwürdige Doppelmoral des Films und die propagierte Selbstjustiz. Hier erkennt man einmal mehr, dass Goldenthal seine Filme nicht nur vertont, sondern auch auf äußerst intelligente Art und Weise kommentiert. Auf jeden Fall ein klasse Score, auch wenn eine gewisse Einhörarbeit, insbesondere aufgrund der Nähe zur polnischen Avantgarde à la Penderecki, schon notwendig ist. Wer also Interesse hat, bitte bei mir melden. Über den Preis sprechen wir dann.
  4. Chris Young nur auf Platz 67? Wo der doch, was "originality", "variation" und "variety" betrifft, gut 80% der anderen genannten Komponisten abhängt. Goldenthal auf Platz 33, naja, gerade noch zu verkraften.
  5. Nein, habe es aber vor. Vielleicht in Kombination mit Kunstgeschichte (wenn das denn geht, muss mich diesbezüglich nochmal genauer informieren). Sicher ist die Beschreibung der Zwölftonmusik eher kurz und präzise, aber ich denke mal, jemand, der gar nicht weiß, was Zwölftonmusik ist, braucht für den Anfang keine seitenlangen theoretischen Abhandlungen. Wenn man genau sein will, müsste man nämlich auch zwischen der Zwölftonmusik nach Schönberg und der nach Hauer unterscheiden, sowie den ganzen Variationskram der Zwölftonreihen mit Krebs, Umkehrung, Krebs-Umkehrung, usw. beschreiben. Das ist erstens für den Anfang arg kompliziert und zweitens wohl in erster Linie für diejenigen interessant, die ein zwölftönisches Stück komponieren oder auch ein schönbersches Zwölfton-Klavierwerk (nehmen wir mal die Suite für Klavier op. 25) bis ins kleinste Detail analysieren wollen. Vom technisch-mathematischen Aspekt abgesehen, könnte man natürlich auch zur Philosophie und zur grundsätzlichen Auffassung von Musik, die hinter diesen Werken steckt, ganze Bücher füllen. Interessant dürften in dieser Hinsicht die Abhandlungen "Philosophie der Neuen Musik" sowie "Adorno und die Zwölftontechnik" des Musiktheoretikers Theodor W. Adorno sein - für alle, die sich mit der Materie mal näher befassen wollen. Ich beschäftige mich schon seit langem mit Cronenberg und seinem Werk, aber dass er Shore dermaßen eng an der Leine hält und ihm so wenig kreativen Freiraum lässt, habe ich noch nicht gehört. Gibt es diesbezüglich irgendwelche Interviews oder Making Ofs, in denen das deutlich wird? Denn angesichts der musikalischen Diversität und Frische der Scores zu Cronenbergs Filmen fällt es mir ehrlich gesagt schwer, das zu glauben.
  6. DAMIEN in normaler Lautstärke? Ich bitte dich! Da muss das "Oooaaaarrkk!" selbst dem Nachbarn noch durch Mark und Bein gehen, sonst bringt´s das nicht!
  7. Sebastian Schwittay

    Abitur

    Nein nein, der "Swing Rave" ist für die After-Party! Filmmusik wurde bei uns im Unterricht mehrmals durchgenommen - sogar jeweils eine Stunde über Elliot Goldenthal (da habe allerdings ich allein durch die Stunde geführt, der Lehrer kannte Goldenthal bis dato noch nicht) und über Williams´ STAR WARS-Scores (im Hinblick auf Leitmotivtechnik). Bin wirklich verdammt froh, dass wir zwei so offene Musiklehrer an unserer Schule haben, die sich zudem sogar noch recht gut auskennen. Williams, Goldsmith, Morricone - ist denen ein Begriff. Und Goldenthal mittlerweile auch.
  8. Achso, ich dachte, ZODIAC startet erst irgendwann Ende 2007. Aber ich sehe gerade, US-Starttermin ist schon der 19. Januar. Dann ist klar, dass es für Shore wohl zu knapp war. Ich wünsche Shire jedenfalls auch das Beste - bin guter Hoffnung, dass eine anständige und ambitionierte Vertonung `bei rumkommen wird.
  9. McNeelys Einspielung ist hauptsächlich etwas für diejenigen, die den Score in seiner ursprünglichen Form eingehend analysieren und untersuchen möchten, also eher ein Studienobjekt. Die Elfman/Bartek-Einspielung ist hier wohl das bessere Höralbum.
  10. Ein sehr ordentlicher Actionscore, kraftvoll und pfiffig instrumentiert, keinesfalls misslungen oder langweilig und kompositorisch den Fiedel-Scores ohne Frage um Klassen überlegen. Was die Filmwirkung betrifft, hat Fiedel allerdings die Nase vorn, das stimmt schon. Wenn ihr mich jedoch fragt, was ich mir auf CD (weitaus) lieber anhöre: ganz klar den Beltrami.
  11. Das Problem ist wohl, dass sich einfach viel zu wenige Filmmusikhörer eingehender mit klassischer Musik beschäftigen. Wenn sie das täten, würden viele der Filmmusik-"Helden" schnell verblassen. Und damit meine ich gewiss nicht nur Horner. Noch etwas Grandioses von Prokofieff: ALEXANDER NEWSKI.
  12. Wenn wir gerade bei Goldsmith sind: RUSSIA HOUSE und vielleicht AIR FORCE ONE (die russisch klingenden Cues mit Chor sind allerdings auf dem Varèse-Album nicht enthalten).
  13. Weiß gar nicht, was ich davon halten soll. Einerseits finde ich es ebenfalls toll, dass sich Mr. Shire mal wieder an einem prestigeträchtigen Filmprojekt beweisen darf, andererseits finde ich es sehr schade, dass es keine neue Shore-Fincher-Kollaboration geben wird - hatte Shore keine Zeit? Nun denn, warten wir das Resultat ab.
  14. Gut, dann hoffen wir mal auf eine baldige, klangtechnisch ordentliche Neuveröffentlichung des Scores. Hast du die Tickertape-CD?
  15. Bei mir passt eigentlich alles ganz gut zusammen, bis auf einen Komponisten, der doch etwas heraussticht. In meiner Favoritenliste finden sich Elliot Goldenthal, Jerry Goldsmith, Howard Shore, Alan Silvestri und Leonard Rosenman - während die Werke von Rosenman, Goldsmith, Goldenthal und Shore durchaus eine stilistische Linie bilden (avantgardistisch-experimentell, gerne auch etwas düsterer, aber auch immer mit einem gewissen Melodie-Gehalt), scheint Mr. Silvestri für Außenstehende vielleicht etwas deplatziert. Silvestri zu hören, ist für mich wie auf einen Spielplatz zurückkehren, auf dem man schon als kleines Kind gespielt hat. Seine Musik hat für mich etwas Nostalgisches, Lockeres und auch Verspieltes. Und sein Actionscoring kracht natürlich ganz gewaltig - ohne dabei aber simpel und plump zu wirken. Wie gesagt, seine Musik ist für mich wie ein großer, aus der Kindheit noch gut in Erinnerung gebliebener Abenteuerspielplatz, den man immer noch gerne besucht, um sich dort mal wieder richtig "auszulassen". Hoffe, das in etwa rübergebracht zu haben.
  16. Naja, hin und wieder mal, aber in den letzten Wochen waren unter den CDs nicht allzu viele interessante Sachen dabei. Unter den LPs natürlich schon (u.a. eine alte ERASERHEAD-LP für 50 Euro), allerdings ist unser Schallplatten-Spieler schon seit längerem hinüber. Zu den "120 Tagen": Soweit ich das überblicken kann, lief der noch nie im deutschen Free-TV. Die DVD aus der Reihe "Kino Kontrovers" gibt es allerdings ganz sicher, nur finde ich sie in keinem Laden... Hier das Cover: Hat ein SPIO/JK-"Strafrechtlich unbedenklich"-Siegel, vielleicht hängt es damit zusammen.
  17. A MAN CALLED HORSE kenne ich auch noch nicht, nur Laurence Rosenthals (sehr gelungenen) Fortsetzungs-Score. Ist Rosenmans Musik zum Original ähnlich gelagert oder gänzlich anders? Leider ist die ja nur auf LP und auf einer mysteriösen, irgendwie unauffindbaren Tickertape-CD erschienen...
  18. Bin sogar immer noch da - ich wohne in Heidelberg. Ist der Film nicht mal auf Legend Home Entertainment in der Reihe "Kino Kontrovers" erschienen? Ich suche die DVD schon seit längerem, weißt du, wo man die noch herbekommen könnte?
  19. @ Admins: Habt ihr Schlingels etwa einen meiner Beiträge gelöscht?
  20. Aber hallo. Einer der ersten (z.B. schon bei FREUD, 1962). Der erste war allerdings Leonard Rosenman, in seinem Score zu THE COBWEB, 1955. Wir sprechen hier jetzt aber nur vom Einsatz der Zwölftonmusik in der Filmmusik! Die vom österreichischen Komponisten Arnold Schönberg um 1920 entwickelte Zwölftonmusik ist eine Kompositionstechnik, bei der alle 12 Halbtöne der Tonleiter gleichberechtigt sind, sprich jeder Ton darf erst dann wieder erklingen, wenn alle anderen elf Töne erklungen sind. Ziel war die Auflösung der Dur/Moll-Ordnung bzw. der Tonalität, auf der im Grunde alle musikalischen Werke der westlichen Musik bis dato basierten. Es sollte keine harmonischen Beziehungen mehr zwischen den Tönen geben, keine Tonika, keine Subdominante, etc., etc. . Eine Auflösung des "Wohl"klangs also.
  21. Nur weil es seine bisher umfangreichste, eingängigste und populärste Arbeit ist, heißt das noch lange nicht, dass sie Shores Beste, geschweige denn ein Meisterwerk ist. Auf die kompositorischen Mängel der Scores habe ich ja bereits hingewiesen und auf das doch sehr konventionelle, nicht besonders aufregende Klangkonzept auch. Scores wie THE CELL oder THE FLY sind erstens musikalisch wesentlich komplexer aufgebaut und verfügen weiterhin über ein wesentlich interessanteres Klangkonzept. Deshalb würde ich eher diese Musiken zu Shores bisher besten Arbeiten zählen. Und was die Komplexität einer Musik anbelangt (@ Alexander): je komplexer und vielschichtiger die Musik, desto komplexer und vielschichtiger kann sie auch auf emotionaler Ebene wirken bzw. ist offener für emotionale Interpretation. Je einfacher eine Musik gestaltet ist, desto eindimensionaler (und gar manipulativer) ist auch ihre emotionale Wirkung. Das Argument, komplexe Musik sei nur etwas für den "Kopf", trifft folglich nicht zu. Sorry, aber... häää? eXistenZ, CRASH, THE FLY, NAKED LUNCH... unterschiedlicher können Filmmusiken doch gar nicht angelegt sein.
  22. "I thought I heard a stranger! We've got chicken tonight! Strangest damn things! They're man made! Little damn things! Smaller than my fist! But they're new! Hi, I'm Bill!" Der Vater von Mary X, der Verlobten von Henry Spencer, kurz vor dem gemeinsamen Abendessen, zu Henry (aus ERASERHEAD) Kennt den Film eigentlich sonst noch jemand hier im Board?
  23. Shores LOTR-Scores sind außerordentlich konventionell konzipierte Filmmusiken, die nicht selten auch musikalisch recht plump und ungelenk daherkommen (schwach ausgeprägter Kontrapunt, dauerndes Unisono-Spiel, fehlende Klangfarbendiversität). Außerdem ist Shores Konzept alles andere als neu, das gab´s alles schon dutzendfach zuvor. Das einzig Prägende an diesen Musiken ist wohl auf choraler Ebene zu finden - sie haben quasi einen kleinen Trend ausgelöst, wieder möglichst epischen Chor einzusetzen. Ansonsten haben die LOTR-Scores nicht allzu viel Revolutionäres oder Ungewöhnliches an sich und haben zudem Einiges ihrer immensen Popularität zu verdanken. Ein ähnlicher Fall wie bei Zimmers GLADIATOR. Sicher hat Shore auch einige einmalige, einzigartige und meisterhafte Scores wie THE CELL auf dem Konto - aber eben nicht annähernd so viele wie Goldsmith. Aber wie gesagt, wenn er seinem progressiven Stil treu bleibt, kann das ja noch werden. Natürlich muss nicht jede Filmmusik sofort revolutionär anders sein. Aber gänzlich ohne filmmusikalische "Revolutionen" hätte es z.B. niemals Zwölftonmusik (siehe Rosenman-Thread), Elektronische Musik oder Jazz in der Filmmusik gegeben. Ein bisschen fortschrittlich muss man also schon denken, sonst stagniert alles. Wie (bis auf wenige Ausnahmen) momentan. Dito.
×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Wir nutzen auf unserer Webseite Cookies, um Ihnen einen optimalen Service zu bieten. Wenn Sie weiter auf unserer Seite surfen, stimmen Sie der Cookie-Verwendung und der Verarbeitung von personenbezogenen Daten über Formulare zu. Zu unserer Datenschutzerklärung: Datenschutzerklärung