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Angus Gunn

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  1. Über Scores wie I FRATELLI und EBOLI hatten wir uns ja vor einiger Zeit schonmal ausgetauscht. Auch ich bin natürlich sehr angetan von der VÖ und werde sie mir auf jeden Fall bestellen. Was den anderen Titel betrifft, muß ich gestehen, dass ich bisher noch keinen einzigen Score von Piccioni habe, der für einen Alberto-Sordi-Film geschrieben wurde. Die meisten liegen mir einfach nicht. FUMO DI LONDRA hatte ich vor etlichen Jahren mal, habe ihn aber wieder abgegeben. Aber vielleicht versuche ich es mal mit SCOPONE SCIENTIFICO, der scheint ja doch etwas anders zu sein?
  2. Warum? Ist doch ein super Set. Und fast alles Premieren, mit Ausnahme von IL MARSIGLIESE. Die beiden haben zu diesen RAI-Mehrteilern in den 70ern ganz wunderbare Sachen gemacht. Das Thema von DELITTO DI REGIME hatte ich weiter oben ja schon lobend erwähnt. Für mich ist das hier wesentlich interessanter und spannender als der nächste Spencer-Hill-Score.
  3. Nanu, was habe ich denn da entdeckt? Die CD liegt schon seit längerer Zeit hier herum und wurde von mir nun ohne größere Erwartungen endlich mal angehört. Um es kurz zu machen: Die knapp 45 Minuten bieten überaus inspirierte und stimmungsvolle Arrangements in einem optimalen Mischverhältnis aus Score und Quellenmusiken im Stil der 1910er oder 20er Jahre. Letztere reichen von tänzerischem Ragtime bis zum melancholischen Blues und sind sehr unterhaltsam anzuhören. Vier Stücke davon fanden sich vorher schon auf CAMs "Ritratto"-Sampler. Der dramatische Score ist hier aber das eigentliche Glanzlicht. Herrlich düster-melodische Klänge mit einem wirklich schönen, romantischen Thema, das immerwieder geschickt eingewoben wird. Nicht zuletzt durch den Einsatz des Saxophons durchzieht den Score eine sehr ansprechende Noir-Atmosphäre. Und ein großartiger Fuchsjagd-Track findet sich hier außerdem noch. Ohne Übertreibung und nach dreimaligem Durchhören eine von Savinas allerbesten Arbeiten und ein erstklassiges Höralbum. Auf YT ist es sogar zur Gänze zu finden:
  4. Ich brauche mal eure Unterstützung. Sichte gerade Papas alte Amateurfilme und müßte mal zwei Musikstücke identifiziert haben, die er damals verwendet hat (einen speziellen Musiksuche-Faden habe ich auf die Schnelle nicht finden können, daher setze ich es mal hier rein) Stück 1: Und Stück 2:
  5. Die Hörproben klingen in der Tat vielversprechend. Franklin ist für mich allerdings Neuland. Mit Ausnahme von Tale of two Cities kenne ich von ihm nichts. Welche Titel sind sonst noch empfehlenswert?
  6. Ich schließe mich an, wenn ich auch nicht ganz so sehnsüchtig auf PREMIERS DESIRS gewartet habe. Mit der LP war ich stets sehr zufrieden. Eingängiges Hauptthema, elegant und angenehm zu hören, mit mehreren eingestreuten Solo-Klavier-Tracks. Fast schon ein wenig überbordend romantisch. Ist denn der Film anschaubar? Von David Hamilton habe ich vor langer Zeit mal einen Film gesehen, den ich als überaus langweilig und schwülstig in Erinnerung habe. Weiß aber nicht mehr, welcher das war. Auf den zweiten Titel bin ich sehr gespannt, da auch mir die beiden Tracks auf dem Sampler sehr gut gefallen. Die Verwandschaft zum Piraten-Score ist mir gar nicht aufgefallen, allerdings habe ich PIRATES auch nur selten gehört.
  7. Spannend. Erinnert mich an den Hickhack rund um das Bond-Thema. MORE ist tatsächlich ein sehr schöner Song, bei dem ich mich immer gewundert habe, dass der im Film in der gesungenen Form gar nicht vorkommt. Zumindest nicht in der deutschen Fassung, die ich mal gesehen habe.
  8. Ja, MOGLIE GIAPPONESE habe ich tatsächlich schon. Wirklich schönes Thema. Der Film hat´s mir auch angetan. Hatte vor ein paar Jahren mal zufällig die Gelegenheit ihn beim Italien-Urlaub im Fernsehen zu sehen - trotz Sprachbarriere wirklich sehenswert. Auch RINGO DEL NEBRASKA gefällt mir als Westernscore richtig gut. Sehr viel mehr gibt es ja nicht von Oliviero. Etwas schade ist, dass bei seinen Co-Kompositionen (MONDO CANE, PELO NEL MONDO) nicht aufgeschlüsselt ist, welcher Track denn nun von wem ist, bzw. wie sich die Zusammenarbeit konkret gestaltet hat. Oliviero halte ich auf jeden Fall im Auge.
  9. Kenne ich überhaupt nicht, aber die Hörbeispiele klingen wirklich schön. Ich glaube, den hole ich mir.
  10. Die FILM NOIR CD aus der RCA/BMG-Reihe anthält Suiten aus 5 Kriminalfilmen der klassischen Ära: THE MALTESE FALCON ist hier kürzer ein paar Minuten kürzer als in der späteren Interpretation auf dem MARCO-POLO-Label. ALL THROUGH THE NIGHT ist nahezu zeitgleich als konventionelles, publikumswirksames Gegenstück zum eher als riskant eingeschätzten Malteserfalken produziert worden. Über die Entführung einer Nachtclubsängerin wird eine Nazi-Verschwörung enttarnt. Der Film ist leichtfüßig, temporeich und humorvoll inszeniert. Er vermag auch heute noch gut zu unterhalten, besitzt aber bei weitem nicht den Klassikerstatus anderer Produktionen aus dem Genre. Ob er überhaupt als Noir einzuordnen ist, wäre zumindest diskussionswürdig. Adolph Deutsch schrieb einen entsprechend agilen, beschwingten Score, der die eindrücklichen, subtilen Qualitäten seines Malteser-Scores vermissen läßt, die hier aber auch fehl am Platz gewesen wären. Friedrich Holländer ist ein Komponist, den man nicht in erster Linie mit dramatischen Stoffen verbindet. Mit THE VERDICT (Hier irrte Scotland Yard) ist ihm aber ein sehr atmosphärischer Score gelungen, an dem vor allem die dramatisch-klagenden Streicherpassagen gefallen. Der Film ist eine frühe Regiearbeit von Don Siegel und ist, obwohl amerikanisch produziert, hauptsächlich mit britischen Schauspielern besetzt. Über den großartigen DARK PASSAGE hatte ich hier bereits geschrieben. Mit etwa 14 Minuten ist Waxmans Musik hier vertreten. Sie ist dramatisch so dicht, wie man es von ihm erwarten kann und besitzt ein wunderbar einschmeichelndes Liebesthema, das besonders im Track "The Pad" zum Zuge kommt und das gleich darauf mit dem harrschen "Bogart´s Folly" unsanft beendet wird. Zuletzt genannter Track ist als Steiner-Komposition ausgewiesen. Warum sie hier hineingelangt ist, darüber gibt das Booklet leider keine Auskunft. WHITE HEAT ist völlig zurecht einer der ganz großen Noir-Klassiker. Wer die Geschichte vom Aufstieg und Fall eines Gangsters gesehen hat, wird kaum jemals Cagneys delirierend-aggressives Spiel vergessen können, das in einem gewaltigen Zitat kulminiert, das in die Filmgeschichte eingegangen ist: "Made it, Ma! Top of the world!" Max Steiner begleitet ihn dabei gewohnt tatkräftig und für meinen Geschmack in manchen Szenen mal wieder ein klein wenig überzogen. Dennoch trifft die furiose Titelmusik zweifellos den richtigen Ton für Walshs wuchtiges Gangster-Epos und auch das Finale bezieht einen Teil seiner explosiven Wirkung aus Steiners ausladendem Score. Die Zusammenstellung dieser CD ist eine wirklich schöne Idee gewesen. Die ausgewählten Musiken sind klasse und auch die Einspielung von Morgan/Stromberg ließe für den Freund klassischer Filmmusik nichts zu wünschen übrig. Mein Problem mit dieser CD liegt einzig und allein in ihrem stark verhallten Klangbild, das leider keine richtige Stimmung aufkommen läßt. Bei Filmmusik dieser Art empfinde die Herangehensweise von MMM-recordings bei deren SF-Monster-Scores mit ihrem trockenen, unmittelbaren Klang als die viel bessere Wahl. Aber in dieser Form ist die CD seit über 20 Jahren leider ein Staubfänger bei mir im Regal.
  11. Das weiß ich leider auch nicht, habe ihn schon ewig nicht mehr gesehen. Die Kinotrailer hat er damals zusammen mit Manfred Christ, der vor allem Plakat-Sammler war, professionell abtasten lassen und dann auf mehrere DVDs gebrannt. Manfred ist dann leider auch vor einigen Jahren verstorben.
  12. Der eine mit dem Bart heißt Hans Helf, wenn ich mich nicht irre. Der war recht berüchtigt dafür, während Filmvorführungen zu viel und zu laut zu quatschen. Der hat deutsche Kinotrailer auf 35mm gesammelt, die dann auch irgendwann mal auf DVD überspielt wurden. 1986 war ich noch zu jung fürs Sammeln, das ging bei mir erst zwei, drei Jahre später los. Bei alten Fotos vom Düsseldorfer Metropol wird mir allerdings warm ums Herz. War damals mein Lieblingskino, und dort habe ich auch ungezählte Filmnächte verbracht. Da bin ich durch meinen filmbegeisterten Vater reingewachsen, der mich in jüngeren Jahren natürlich oft mitgenommen hatte zu Klassiker-Vorführungen oder auch zu Amateurfilm-Abenden. War ´ne coole Zeit.
  13. Jungs, hier bin ich doch! Habe gar nicht gemerkt, dass schon so viel Zeit verstrichen ist inzwischen. Es war viel zu organisieren im privaten Umfeld mit Todesfällen und Demenz. Alles nicht so schön, aber nun verläuft die Sache wieder in halbwegs geordneten Bahnen. Mit dem Herz ist alles soweit in Ordnung, auch wenn es da in der Vergangenheit tatsächlich mal einen bösen Zwischenfall gegeben hat. Finde ich aber super nett, dass man hier vermißt wird. Vielen Dank euch allen! Und ja, natürlich bin ich von der aktuellen Sarde-CD begeistert. Die beiden besagten Stücke aus YEUX D´ARGENT von der PRINCESSES-CD sind wirklich großartig. Reine Jazz/Blues-Kompositionen, aber äußerst stimmungsvoll, vor allem der mit "Partie 1" betitelte Track. Die Solisten-Besetzung ist in der Tat beeindruckend. Toll, jetzt auch den kompletten Score mal zu hören. Also, ich bin von jetzt an wieder öfter dabei, vielleicht sogar demnächst mit einem YT-Kanälchen über Filme und Filmmusik (was auch sonst?) Da hätte ich wirklich Lust zu. Bis bald
  14. Ich habe zwar weder darauf gewartet noch jemals davon gehört, aber für mich natürlich auch ein Pflichtkauf.
  15. Nein, das wird derselbe sein. Ich habe die Hortensia-CD nur schon ewig nicht mehr gehört und nicht mehr so gut im Ohr. Das ist alles. Und ich finde sie auch nicht mehr, wie ich gerade eben festgestellt habe. Normalerweise herrscht Ordnung in meiner Sammlung und nix geht verloren. Aber wo die abgeblieben ist... keine Ahnung. Von daher kommt mir diese neue Edition nur recht. Steckte Deine CD denn auch einfach so "nackt" im Kartonschuber, also ohne eine separate Schutzhülle, wie man es bei Vinyl sonst macht? Also ich werde die Scheibe separat aufbewahren. "Napoli Spara" von Beat steckte damals in genau so einer Verpackung und war nach wenigen Jahren ruiniert. First World Problems, ich weiß
  16. Stimmt, es sind 6. Und die sind klasse. Bin sehr angetan von der neuen Edition, aber wie schon geschrieben: warum diese sperrige Papphülle? Im Booklet befindet sich die Trackliste nochmal. Dort wird Hossein genannt.
  17. LES MISERABLES - Michel Magne Aus der "Tresors"-Collection von PLAYTIME: Ich weiß nicht, ob hier schon etwas dazu geschrieben wurde. Diese VÖ habe ich bis jetzt nicht weiter beachtet, da ich von einem unveränderten Re-Issue ausgegangen bin. Selten so geirrt. Dem bisgerigen Album schließen sich 10 weitere Tracks an, und das sind nicht etwa Belanglosigkeiten mit minimalen Abweichungen gegenüber den ursprünglichen Tracks. Tatsächlich gibt es hier, basierend auf dem bisherigen Themenmaterial, viel Neues, Interessanten und Großartiges zu entdecken. Ein Chorarrangement vom CHANSON-DE-COSETTE-Thema etwa, oder eine alternative Fassung des AGNUS-DEI-Tracks, der jetzt ebenfalls mit großem Chor erklingt. Fantastisch auch das NOSTALGIE-Thema mit einer solistischen Oboe anstelle des Chors. Unbedingte Empfehlung! Weniger schön ist die Präsentation der CD. Die Scheibe kommt in einer aufklappbaren Papp-Hülle in Übergröße, das heißt im Regal ragt sie etwa einen Zentimeter nach oben aus dem Sortiment heraus. Außerdem ist es genau jene Art von Papphüllen, die mir schon einmal nach wenigen Jahren irreparable Zersetzungserscheinungen auf einer CD beschert hatten. Da werde ich mir was einfallen lassen müssen.
  18. Naja, das ist ein etwas hartes Urteil. CRIME D´AMOUR finde ich eigentlich ganz schön, wenn auch nicht wirklich großartig. Das stimmt schon. Die gefälligsten Passagen sind halt die mit Cello. Was mich aber wirklich mal interessieren würde, ist, warum Lerouge in seiner Universal-CD-Reihe nie ein Wiener-Album gebracht hat. Da hätte es doch wirklich genug Auswahl gegeben, auch bekannte Titel. Schade eigentlich. Ich hätte es begrüßt.
  19. Die hübschen "Rare Soundtracks"-Boxen von Musicbox sind stets Überraschungseier mit unterschiedlichsten Inhalten. Bei dieser vierten Edition war die CD Nummer 3 für mich der alleinige Kaufgrund. L´EMPREINTE DES GEANTS ist ein starkes, anrührendes Drama um den Bau einer Nationalstraße in Frankreich. Komponist Karl Heinz Schäfer stellt das Bandoneon als tragendes Solo-Instrument in den Mittelpunkt und entwirft damit einen wundervollen Score zwischen tänzerischer Folklore und sanfter Melancholie. LE SANG DES AUTRES ist ein Score von Matthieu Chabrol, dem Sohn des Regisseurs. Und ich glaube, es ist sogar eine Premiere, denn mir ist nicht bekannt, dass jemals zuvor eine Filmmusik von ihm erschienen wäre. Streicher und Holzbläser sind hier die dominierenden Instrumentengruppen. Mit der durchgehend eher atonalen Komposition führt Chabrol den Duktus seines Mentors Pierre Jansen, der zuvor die Filme von Chabrol Sr. betreut hatte, fort. Eine weitere Premiere ist LE CRIME D´AMOUR. Jean Wiener habe ich zum ersten Mal bewußt wahrgenommen, als ich in den 90er Jahren das herrlich-bluesige Thema aus "Wenn es Nacht wird in Paris" auf einem Gabin-Sampler gehört hatte. Das war noch bevor ich den Film überhaupt kannte. Von ihm existiert viel zu wenig auf Tonträger. Seit den 20er Jahren war er filmmusikalisch aktiv, seine Filmographie ist lang und enthält viele Klassiker des französischen Kinos. Er hat mit einigen der namhaftesten Regisseure Frankreichs zusammengearbeitet, insbesondere mit Julien Duvivier, und doch sind es nur ein paar wenige Schnipsel, die sich hier und da auf Samplern verirrt haben, die heute noch von ihm verfügbar ist. Umso erfreulicher ist diese (erste?) Veröffentlichung eines kompletten Scores von Wiener, den er in hohem Alter noch geschrieben hat. Eine ruhige, empfindsame, kammermusikalische Filmmusik für Klavier, Cello und Cembalo.
  20. Danke, Globe, für den MARCELLINO-Tipp. Kenne ich bisher nicht, und Dein Text liest sich vielversprechend. Die CD ist auch gebraucht auch noch recht günstig zu bekommen.
  21. Danke für den Link. Das ist ja unglaublich, was der da in dem Film findet. Ein oder zwei der im Text beschriebenen Assoziationen hatte ich beim Film zwar auch, aber Schmid wühlt dann ja stets noch tiefer. Aber welche Bedeutung die Farbe des Pullis hat, den dieser und jener Schauspieler gerade trägt, als er an diesem oder jenem Filmplakat vorbeigeht... soweit geht mein Interesse dann doch nicht. Ungeachtet seiner Vielschichtigkeit bleibt LE MEPRIS für mich ein ziemlich unverdaulicher Brocken.
  22. Das mag sein, aber ein Film sollte auch erstmal ohne großes Vorwissen für sich alleine funktionieren. Und diese ganzen Querverweise und Verflechtungen - das ist in der Tat interessant zu wissen, aber als Godard diesen Film inszeniert hat, muß ihm bewußt gewesen sein, dass diese Dinge nur von einer handvoll Cineasten und Künsterkollegen zu durchschauen sind. Selbst die Rossellini-Zitate sind an mir unbemerkt vorbeigelaufen, dabei schätze ich Rossellini sehr. Wo wäre denn beispielsweise ein solches Zitat zu finden? Das finde ich allerdings erstaunlich. Mit 18 war ich noch lange nicht soweit, in solche cineastischen Tiefen vorzudringen. Respekt.
  23. Ja, ich weiß. Ich kann mich an einen ausführlichen Text erinnern, den Du mal in einem Printmagazin über LE MEPRIS verfaßt hattest. Leider fand und finde ich keinen Zugang zu den besagten Assoziationsräumen, obwohl ich sonst dem Arthouse-Kino aufgeschlossen gegenüberstehe. Zwischen Godard und mir stimmt die Chemie einfach nicht. Aber, wer weiß, bei seinem umfangreichen Filmwerk beschert mir der Zufall vielleicht eines Tages doch noch den Godard-Film, der mich zu begeistern vermag. Zumindest ALPHAVILLE war ja doch ganz OK. DISPREZZO ist aber doch wesentlich gediegener und als Ganzes auch eleganter, gerade in den träumerischen Stücken. Das mag ich schon ganz gern, im Gegensatz zu DECIMA VITTIMA, den ich viel ausgeflippter in Erinnerung habe. Das ist eine Seite von Piccioni, die mit tatsächlich nicht sonderlich gefällt.
  24. Für Godards LE MEPRIS wurde für den italienischen Markt eine eigene Musik komponiert, was die interessante Möglichkeit bietet, beide Versionen miteinander zu vergleichen. Um es gleich vorweg zu sagen: Mit Godard konnte ich nie viel anfangen, und auch LE MEPRIS macht da keine Ausnahme. Zweimal im Abstand von etwa zehn Jahren habe ich mich an diesem kunstgewerblichen Klassiker versucht, und beide Male mußte ich mich mit eisernem Willen hindurchkämpfen. Die Handlung läßt sich kurz zusammenfassen: Auf Capri soll ein Odysseus-Film entstehen. Es entstehen Spannungen zwischen dem Drehbuchautoren Paul Javal und dem amerikanischen Produzenten. Dies schlägt sich auch auf die Beziehung zwischen Javal und seiner Ehefrau Camille nieder, die sich zunehmend einander entfremden. Symbolträchtig und erlesen bebildert Godard sein Ehedrama und reflektiert nebenher über das Filmemachen und die Kunst. Einen wesentlichen Anteil an der traumentrückten Atmosphäre haben auch die elegischen Streicherthemen von Delerue, die aber für meinen Geschmack viel zu oft und repetitiv eingesetzt werden. Gefühlt alle drei Minuten, sobald ein Dialog beendet ist, kleistert Godard wieder ein Delerue-Stück über die Bilder und umkreist dazu delirierend griechische Götterstatuen. Nun ja. Ich kenne die Fassung mit Piccionis Musik nicht, aber es ist leicht erkennbar, dass der Film mit seiner Musik eine völlig andere Atmosphäre entwickelt hätte. Piccionis Themen sind jazzig und stilvoll, oft mit solistischen Orgelpassagen. Auch bei ihm gibt es entrückte, träumerische Stücke, wie beispielsweise in der wunderbaren Titelmusik. Aber dazwischen holt er uns immerwieder auf den Boden zurück. Piccionis Musik ist profaner, spielt in der Realität der Figuren. Delerue schwebt dagegen weit über dem Geschehen in irgendwelchen Sphären. Beide Herangehensweisen mögen auf die eine oder andere Art funktionieren. Welche davon die bessere ist, das mag jeder für sich selbst entscheiden. Mich wird auch eine Piccioni-Fassung nicht zum MEPRIS-Fan machen, aber als Album ist seine Musik eine feine, angenehme Bereicherung für die Sammlung.
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