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Angus Gunn

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Alle Inhalte von Angus Gunn

  1. Zunächst mal eine kleine Korrektur aus dem vorhergehenden Text, vorletzter Abschnitt: Das auf der RCA-CD fehlende Stück heißt natürlich nicht "Dreams Adventures" sondern "Dreams Memories". Kein Artikel ohne Flüchtigkeitsfehler. Stört mich selber sehr, aber die fallen mir immer erst dann auf, wenn´s zu spät ist. Nun zu was Neuem: SAVANA VIOLENTA gehört zu den sogenannten "Mondo"-Filmen. Jenes reißerische, auf Sensationslust spekulierende Genre, das sich den Anspruch des Dokumentarischen gibt und das 1964 mit dem weltweiten Erfolg von MONDO CANE seinen Anfang nahm. SAVANA VIOLENTA habe ich bis heute nicht gesehen, da er nicht so ohne weiteres in einer brauchbaren Fassung zu beschaffen ist, und vor allem weil er ein erhebliches Maß an Tiersnuff enthalten soll, wovon ich dann doch lieber Abstand nehmen möchte. Daher sei hier mal das "Lexikon des internationalen Films" zitiert: "In allen Teilen der Welt gefilmte, meißt abstruse, ekelerregende Ereignisse, die belegen sollen, dass der Mensch die schlimmste aller heutigen Bestien sei. Einige amüsante Tierbeobachtungen sind nur Lückenfüller." Die Musik läßt sich dagegen auch ohne Gewissensbisse goutieren, ist sie doch wie immer melodisch eingängig und im Gegensatz zum Film zum größten Teil von ausgesprochen friedvollem Charakter. Das Anfangsthema SAVANA zieht mit Streichern, sanfter Rhythmusbegleitung, wortlosem Chor und akzentuierenden Trompeten vier Minuten lang seine Bahn wie ein gemächlich dahinfliessender Strom im Sonnenuntergang. Das beschwingte LET´S SING A SONG wird von einem Kinderchor mit orchestraler Unterstützung interpretiert, TERREMOTO bringt das SAVANA-Thema in einem herrlichen Arrangement für Solo-Gitarre und sehr behutsam eingesetzten Streichern. Weitere Inkarnationen dieser Melodie sind u.a. das spanisch eingefärbte, tempramentvoll-mitreißende SUBENDA, das mit Sitar und Männerchor ausgestattete GANGE, das humorvolle ELEFANTI MARINI und das amerikanische Hoedown-Thema CHINGHILAI E BABBUINI. Sehr warmherzig ist auch die nach Gospel klingende ANTHEM-Hymne, wogegen LA MORTE CHE RIDE das einzige Stück dieses Soundtracks ist, in dem sich die reißerische, grausame Seite des Films musikalisch zeigt: Langgezogene, beunruhigende Streicherflächen, die immerwieder von aggressiven Crescendos seitens der Percussions und des Blechs unterbrochen werden. Sehr wirkungsvoll. Die CD von CAM ist inzwischen rund 20 Jahre alt. Eine erweiterte Neuauflage würde ich sehr begüßen. Von Zeit zu Zeit begegnen einem Teile dieser Musik auch in anderen Filmen. So macht z.B. der spanische Paul-Naschy-Reißer THE WEREWOLF ausgiebigen Gebrauch von LA MORTE CHE RIDE. Und der Uploader des IRONMASTER-Themas war anscheinend nicht darüber im Bilde, dass es sich hierbei um den Track GANGE aus SAVANA VIOLENTA handelt, sonst hätte er das Stück dort entnehmen können anstatt es direkt vom Filmton zu ziehen: https://www.youtube.com/watch?v=s4gugYCKcIg Und das ungemein entspannende Titelthema: https://www.youtube.com/watch?v=qUjiyZ9FEpY
  2. Dann vergiß aber auch SKY BANDITS nicht. Ist bei Tarantula immernoch für läppische 12 Ocken zu haben. Anscheinend ein Ladenhüter, weil nicht Williams draufsteht.
  3. Manchmal entdeckt man in der eigenen Sammlung noch fast vergessene Schätze. Ewig nicht mehr gehört und aus einer Laune heraus eingelegt: In ON THE THRESHOLD OF SPACE geht es um wissenschaftliche Flugexperimente, die bis "An die Schwelle des Orbit" führen. Und was für ein phantastischer Score, den Lyn Murray hier geschrieben hat. Ohne Heroismen, die bei dem Thema eigentlich zu erwarten wären, sondern eine hochdramatische und bis zur letzten Note mitreißende Filmmusik. Großartig! Der Sawtell ist aber auch nicht zu verachten. Was THRESHOLD an musikalischem Patriotismus fehlt, gleicht HUNTERS locker mit einem glorreichen Heldenmarsch wieder aus. Könnte von Alfred Newman sein, und das gilt auch für die überaus sinnlichen Streicherorgien beim Liebesthema. Den Luftkämpfen verleiht Sawtell mit druckvollen Hörnern die nötige Wucht. Und als Rausschmeißer gibt es noch einen famosen, westernmäßigen Trailersong der HUNTERS. He flies just like a bird of pray, he hungers for a kill each day, one day soon he´ll have to pay...the Hunters! - Das treibt direkt den Testosteronspiegel in die Höhe. - Zwei Spitzenscores auf einer CD, heute wiederentdeckt.
  4. Andrej Korzynski - POSSESSION Als Marc (Sam Neill) in seine Heimat Berlin zurückkehrt, stellt er fest, dass seine Frau Anna (Isabelle Adjani) nicht mehr dieselbe ist. Sie wirkt verstört, oft geistesabwesend und neigt dazu sich selber die Haut aufzuritzen. Marc versucht herauszufinden, was in der Zeit seiner Abwesenheit geschehen ist, hat zunächst ihren Liebhaber (Heinz Bennent) in Verdacht, bis die Spur in ein schäbiges Wohnhaus nahe der Berliner Mauer führt, in dem eine abstoßende Tentakelkreatur haust, mit der Anna ein sexuelles Verhältnis hat. Extreme zwischenmenschliche Beziehungen waren schon immer ein zentrales Motiv in den Filmen des polnisches Filmemachers Zulawski, und POSSESSION bietet neben seiner vordergründig erzählten, höchst geschmacksunsicheren Horrorgeschichte (die dem Film in mehreren Ländern massive Zensurprobleme einhandelte) natürlich vielfältige Interpretationsmöglichkeiten. Dabei ist der Inszenierung eine eigentümliche, morbide und doch sehr naturalistische Atmosphäre zu eigen, zu denen auch die trostlosen berliner Schauplätze beitragen. Aus seinen Darstellern holt Zulawski unglaubliche Leistungen heraus. Gerade bei Adjanis Szene im U-Bahn-Tunnel ist wirklich alles aus. Eine derartig obsessive Darstellung von monströser Besessenheit würde man der sonst oft so unterkühlt agierenden Schauspielerin kaum zutrauen. Ein surreales Meisterwerk fernab ausgetretener Mainstream-Pfade. Die Musik des experimentierfreudigen Komponisten Korzynski ist vor ein paar Jahren erstmals und komplett beim rührigen Label "Finders Keepers" erschienen und muß mit Vorsicht genossen werden. Denn wie schon beim Film selbst ist auch auf musikalischer Seite eine ähnliche Aufgeschlossenheit seitens des Konsumenten notwendig. Der Score wurde in erster Linie mit elektronischem Equipment erstellt, wobei in einigen Stücken, wie OPETANIE oder ORCHESTRAL THEME, auch echte Streicher zum Einsatz kommen, die tragisch-nihilistische Melodien zum synthetischen Klangbrei intonieren. Das erzielt schon eine gewisse Wirkung, und auch den übrigen Tracks mit ihren mysteriösen Klangeffekten, den skurrilen Drehorgel-Motiven und dem rocklastigen Titelthema ist eine ganz eigenwillige Stimmung zu eigen. Trotzdem wird dieser Soundtrack, so lobenswert eine Ausgrabung wie diese auch ist, von den meisten, und da schließe ich mich selber nicht aus, als zu anstrengend und inkohärent empfunden werden. Interessant, ja, aber als autonomer Score mitunter schwer verdaulich und daher nur unter ausdrücklichen Vorbehalten zu empfehlen. https://www.youtube.com/watch?v=N-EdPGg3Em8
  5. Eben. Gerade bei einem Volk, das sich sonst wie kaum ein anderes rühmt, zu den finsteren Kapiteln seiner Vergangenheit zu stehen, finde ich es genauso blödsinnig Propagandafilme zu verbieten (bzw. nur unter besonderen Umständen vorzuführen), wie ich es fände deren musikalisches Erbe aufgrund der äußeren Umstände ihrer Entstehung zu ignorieren. Das nur als Gedankenspiel am Rande. Ich will das jetzt auch nicht weiter vertiefen, und eine CD-Edition ist ja nun in der Tat höchst unwahrscheinlich. Aber man sieht ja an den überraschend aufgetauchten Musikschnipseln, dass letzten Endes nichts in Stein gemeißelt ist. Danke an scorefun für dieses interessante Fundstück. Der "Strandausflug"-Ausschnitt hat tatsächlich eine phantastische Musik, OPFERGANG werde ich mir definitiv noch anschauen, allerdings nicht auf YT, was ich nur dann tue, wenn´s sonst keine andere Möglichkeit gibt, sondern ordnungsgemäß von DVD. Diese Capriccio-CD-Reihe ist damals irgendwie völlig an mir vorbeigegangen. Dein Text macht allerdings neugierig, und ich bin gespannt, was da noch kommt.
  6. Warum eigentlich? Ja, es würde möglicherweise aus der einen oder anderen Ecke Empörung hervorrufen, aber selbst in unseren hypersensiblen Zeiten kann ich mir nicht vorstellen, dass die Neu-Einspielung einer Filmpartitur Anlaß für größere Turbulenzen gäbe, selbst wenn es sich dabei um JUD SÜSS (sehr guter Score im übrigen) und andere Vorbehalts- und Propagandafilme handeln würde. Im Gegenteil würde ich sogar einen erheblichen Werbeeffekt prophezeien. Über die geschichtlichen Begleitumstände ließe sich dann ja in einem Booklet aufklären. Also ich sehe da überhaupt keine Bedenken. OPFERGANG muß ich mir mal anschauen, wenn der hier so angepriesen wird.
  7. Oh, das ist ja wieder was für mich! Den vorgestellten Sampler kenne ich nicht. Es ist wirklich so, dass es sehr wenig Aufnahmen deutscher Filmmusik aus den 30er bis 50er Jahren gibt, und wenn dann wurden sie oft direkt der Filmtonspur entnommen. Von daher ist so eine CD schon eine lobenswerte Sache, auch wenn die Beschränkung auf Revuenummern, Schlagermelodien und seichten Orchesterschmalz (was hat eigentlich "Meuterei auf der Bounty" da verloren?) sicher zu wünschen übrig läßt. Es gäbe aus dieser Epoche noch viel mehr zu entdecken. Wohlan, der erste Schritt ist getan. Es gibt viel zu tun...
  8. Ah, man muß nur tiefgründiger forschen. Sehr schön, danke, Krabat!
  9. Alfi Kabiljo - NIKOLA TESLA Schon seit einem Jahr auf dem Markt und noch kein einziger Track auf Youtube zu finden. Offenbar ein selbst von Filmmusik-Fans völlig unbeachtetetes Werk zu einer aufwendigen, kroatischen Mini-Serie über den berühmten Physiker. Kabiljos Score hätte mit seinem großen Melodienreichtum und seinem sinfonischen Atem unbedingt mehr Aufmerksamkeit verdient. Eigentlich ließe sicher jeder der 32 Tracks als leuchtendes Beispiel präsentieren, deswegen möchte ich hier lediglich auf eine persönliche Auswahl an denkwürdigen Stücken hinweisen. Die OPENING CREDITS verströmen bei aller epischen Wucht auch eine unüberhörbare Tragik und besitzen schon fast eine Attitüde des Unheilvollen. PASSAGE TO AMERICA ist ein großartiges, mit Streicher-Ostinato unterlegtes und vielfältig ausgeschmücktes Stück "Reise"-Musik. BROTHER´S FUNERAL ist nicht minder episch orchestriert und dabei von geradezu niederschmetternder Schwere. Ebenfalls für viel Abwechslung sorgen die folgenden Tracks, wo Kabiljo jedem der von Tesla bereisten Städte ein eigenes Thema zuordnet und dabei jeweils auf etwas Charakteristisches zurückgreift. Eine tänzerisch-burleske Variete-Nummer für PARIS, einen royalen Walzer für LONDON, ein auf Jazzstrukturen aufbauendes Thema für NEW YORK. PRAGUE erhält ein ausladendes streicherbetontes Thema, das ein wenig an John Barry erinnert. Am eindrucksvollsten ist die sinfonisch ummantelte Czardas für BUDAPEST, die natürlich nicht zufällig an den Stil eines Miklos Rozsa denken läßt. Richig packend wird es in SECOND WORLD WAR, "which shows the composers playing with bits of famous partisan and allied songs´ themes within a very sharp rhythm of the strings, imprisoned in dissonant chords." (Zitat aus dem Booklet) und MOTHER´S FUNERAL gerät mit seiner traurig-schwermütigen, solistischen Streicherstimme zum ergreifendsten Stück des Scores. Ganz große Filmmusik von überschäumendem Einfallsreichtum und ungewöhnlicher Themenvielfalt.
  10. MANNAJA - DAS BEIL DES TODES Irgendwann, es muß noch in den 80ern gewesen sein, da kündigte RTL Plus im Nachtprogramm diesen Italo-Western an und ich konnte es kaum erwarten endlich mal eine andere musikalische Seite der De-Angelis-Brüder kennenzulernen, und die vernichtende Kritik im zeitgenössischen Filmlexikon, in der vor allem die ausufernde Brutalität bemängelt wurde, steigerte nur meine Neugier auf dieses "üble" Zelluloid-Machwerk. Ich war dann auch wirklich schwerst beeindruckt. Es war nicht nur äußerst düstere Atmosphäre, die Sergio Martino in seiner Inszenierung erzielte, sondern vor allem auch die Musik mit ihrem balladesken Titelsong und den gespenstischen Sphärenklängen (gerade in der Eröffnungssequenz, in der ein Mann durch eine nebelverhangene Sumpflandschaft gehetzt wird) die mir einen neuen Horizont eröffneten, waren mir doch bis dahin nur die Meisterwerke von Leone und Corbucci bekannt. In MANNAJA begegnete mir erstmals eine andere Art von Italo-Western - ein dreckiges, kleines, doch mit sicherer Hand inszeniertes B-Movie, das auch noch einen ganz anderen musikalischen Ansatz aufwies. Ohne Orchester, ohne Deguello-Trompeten, sondern mit kleinem Solisten-Ensemble höchst effektiv umgesetzt. Ich machte mich also unverzüglich auf der Suche nach einer Soundtrack-LP und wurde bei Hubert (hier im Forum als Bastet bekannt) fündig, der damals noch seinen Vertrieb in Telgte hatte und den ich schon von diversen Filmbösen her kannte. Die 7 Tracks auf dem Vinyl-Album (nur A-Seite) boten dann auch tatsächlich genau das, was zu erwarten war, deckten sämtliche Facetten des Scores ab. Der Titelsong WOLF ist jene unvergessliche, mit whiskeygeschwängerter Bass-Stimme interpretierte Ballade, die im Film mehrmals eingesetzt wird. OK COWBOY ist ein wunderschönes, pastorales Zwischenspiel für Gitarre, Mundharmonika und Flöte, gefolgt von THE UNKNOWN, jenem geisterhaften Klanggebilde aus der Pre-Title-Sequenz. Es folgt ein ungemein flotter Folklore-Tanz namens CHEERFUL SALOON, der im Film einen sehr effektvollen Einsatz hat, als ein von Vallers Schergen ausgeführtes Massaker mit eben jenen fröhlichen Klängen kontrapunktisch zusammenmontiert wird. DREAMS MEMORIES beinhaltet jene schroffen, kalten Mundharmonika-Akkorde die z.B. den Suspense in der Pokerszene unterstützen. SNAKE ist der zweite Song des Films, der im letzten Viertel nochmal eine völlig neue Melodie einführt. Mit der ruhigen, wunderbar melodischen Instrumentalversion des Titelsongs TO THE ADVENTURE klingt das Album aus. Die CD-Versionen bieten natürlich Erweiterungen des Soundtracks, wobei auf der RCA-Ausgabe das Stück DREAMS ADVENTURES fehlt und das Programm dort auch etwas zu repitiv ausgefallen ist. Die Cometa-CD bietet eine bessere Zusammenstellung und berücksichtigt z.B. auch die Instrumentalversionen von SNAKE. Schade ist nur, dass es die Abspannmusik bisher auf keinen der drei Tonträger geschafft hat. Da werde ich wohl auf eine zukünftige Deluxe-Edition warten müssen. Ein sehr gelungener Score, der mit bergenztem Instrumentarium auskommt und dabei auch von synthetischen Klängen Gebrauch macht, die seine besondere Atmosphäre trefflich unterstützen. Die Vinyl-LP gehört seit dem zu den wohlgehüteten Schätzen in meiner Sammlung, und Film wie Musik haben für mich einen ganz persönlichen Kultstatus inne.
  11. ORZOWEI besitzt in der Tat einen äußerst markanten und originellen Titeltrack. Anscheinend hat man hier noch drei weitere Tracks aufgetrieben, die auf der bisherigen CD fehlten. Die Serie hieß bei uns WEISSER SOHN DES KLEINEN KÖNIGS und ist bei Pidax auf DVD erschienen. Interessant ist, dass eben dieser ORZOWEI-Titelsong erst ab der 4. Episode zum Einsatz kommt (und im Gegensatz zur CD in englischer Sprache gesungen). Die ersten drei Episoden starten mit einem völlig anderen, funkigen Synthesizer-Stück, das auch seinen Reiz hat, aber auf dem Album fehlt. Auch einige andere in der Serie eingesetzte Stücke, die zum Teil stark nach De Angelis klingen, finden sich nicht auf der CD. Im Booklet vermutet man Archivmusik. Bin gespannt, was die neuen Tracks bringen, aber auf die alte CD ist allein schon deshalb nicht zu verzichten, weil dort der wirklich geniale Score zum Camorra-Drama IL MARSIGLIESE mit an Bord war.
  12. Ähnlich wie bei DEAD MEN DON´T WEAR PLAID wurde hier ein Golden-Age-Veteran mit der Vertonung eines Filmes betraut, der sowohl als eigenständiger Krimi, wie auch als augenzwinkernde Hommage ans Genre funktioniert. Die Handlung von MAN WITH BOGART´S FACE spielt in der damaligen Gegenwart, also um 1980 herum, und Duning macht durchaus funkige Zugeständnisse an diese Zeit (inklusive eines eingängigen Titelsongs). Der weitaus größte Teil des Scores ist jedoch ganz klassischer Natur, könnte direkt aus den 40ern stammen. Wer Dunings dramatische Seite schätzt, der ist hier richtig, wenn auch leider die Klangqualität für eine Aufnahme aus den frühen 80ern zu wünschen übrig läßt. Und nebenbei: Der Film dürfte ruhig mal als deutsche DVD aufgelegt werden. Zwar nicht ganz so genial mit DEAD MEN..., aber doch eine sehr unterhaltsame Sache für Liebhaber amerikanischer Noir-Krimis.
  13. UOMINI E LUPI lief bei uns unter dem Titel "Frauen (!) und Wölfe" in den Kinos und ist heute leider nur auf YT in italienischer Sprache zu besichtigen. In den verschneiten Abruzzen kommt es zu einem Wettbewerb in der Wolfsjagd. Dem Gewinner winkt eine hohe Prämie. Daneben entwickelt sich eine Rivalität zwischen Ricuccio (Yves Montand) und Giovanni (Pedro Armendariz) um die schöne Teresa (Silvana Mangano). Regisseur De Santis, mit dem Nascimbene schon vorher zusammengearbeitet hatte, geriet offenbar in kreativen Konflikt mit den Produzenten, was zu massiven Kürzungen des Filmes führte und De Santis letzten Endes auch jegliche Kontrolle über den Schnitt kostete. Zu der Zeit als Nascimbene die Musik zu diesem Abenteuer-Drama schrieb hatte er nicht nur schon erste Hollywood-Erfahrungen hinter sich, auch experimentierte er bereits eifrig mit den Möglichkeiten seines Mixerama-Verfahrens herum. Für UOMINI E LUPI hatte der Komponist ein "Sound Design" im Sinn, das den Schritten von Wölfen im Schnee nachempfunden sein sollte. Das mag in der Tat wieder nach Mixerama-Basteleien klingen, doch Nascimbene komponierte hier einen ganz traditionellen, sinfonischen Score, der in jeder Sekunde das klassische Flair des italienischen "Golden Age" verströmt. Das sehr emotionale Hauptthema ist eines seiner intensivsten und wird im ersten Track (Titoli) eindrucksvoll vorgestellt. Wie es sich für eine große Filmmusik dieser Art gehört liegt das Hauptaugenmerk auf dem, was unter der Oberfläche verborgen liegt, auf den Emotionen und Empfindungen der Protagonisten. Die Schwerpunkte der Orchestrierung liegen auf den Streichern, stillere Momente werden gerne mit Holzbläsern ergänzt, und je dramatischer es wird, umso mehr kommt das Blech zum Zuge. Düstere Glockenschläge in Verbindung mit tiefen Hörnern künden von Unheil, und gleich darauf folgt einer der aufwühlenden Höhepunkte, der dann auch schnell wieder in einer volkstümlichen Weise melancholisch ausklingt (Track 9 und 10, CD 2). Überhaupt nimmt die Mundharmonika von Franco De Gemini eine nicht unwichtige Rolle ein. Anfangs noch getrennt vom sinfonischen Geschehen in separaten Entspannungspausen eingesetzt, verbindet sich dieses Instrument im Verlauf des Scores immer engmaschiger mit der Orchesterpartitur und geht über die reine Funktion als Source-Music hinaus. Im Finale singt schließlich ein gemischter Chor ein (authentisches?) Volkslied, bis ein Orchestertutti diesen wunderbaren Score beendet. "Digitmovies" präsentiert diese Musik als Doppel-CD im aufwendigen Digi-Pack und mit ordentlichem Klang.
  14. Als diese CD vor etwa 10 Jahren erschien, bin ich erstmal aus allen Wolken gefallen, war mir doch bis dahin nicht bewußt, dass es zu der von mir so gerne gesehenen Mini-Serie SANDOKAN eine Kinofortsetzung gab. Gesehen habe ich diese bis heute nicht, da der Film nie das Licht deutscher Leinwände bzw. Bildschirme erblickt hat. Für die Musik wiederholten die Komponisten nicht einfach die Themen der Serie, sondern bauten geschickt darauf auf und kreierten sogar ein völlig neues Hauptthema, dessen betörende Melodie meist von Flöte und Streichern dargeboten wird. Mehr noch als beim Vorgänger arbeiten sie mit Sitars und exotischem Instrumentarium, besonders eindrucksvoll gelungen z.B. im 5-minütigen Finale, wo ein Streicherensemble das MOMPRACEM-Thema über einer exotischen Klangkulisse von aggressiven und repitiven Rhythmen intoniert. Das ursprüngliche SANDOKAN-Thema hat auch hier den einen oder anderen Auftritt, wirkt jedoch (z.B. in Track 12) wie das akustische Pendant einer dezent eingeflochtenen, hinter Nebelschleiern verborgenen Erinnerung. Ähnliches gilt für das MARIANNA-Thema, das auch an zwei oder drei Stellen auftaucht und eigentlich nur im Rahmen einer Rückblende zum Einsatz kommen dürfte, da Carole Andres Charakter ja bereits in der Serie das Zeitliche gesegnet hatte. Wieder eine sehr schöne Musik, die diesesmal einen geschlosseneren und einheitlicheren Charakter hat und daher auch Leuten empfohlen werden kann, denen das ursprüngliche SANDOKAN-Album zu sehr in seine Einzelteile zerfiel und daher zu wenig den Anforderungen eines traditionellen Filmscores genügte. Der Titelvorspann: https://www.youtube.com/watch?v=N2FH5RBcyY0
  15. Ein tolles Musikstück, kurz aber gut. Danke dafür! Der Film ist mir jetzt nicht mehr so präsent. Ist denn da überhaupt genügend Score vorhanden, um damit ein komplettes Album zu füllen? Auch die LP vom Vorgänger DER GROSSE MIT... bestand doch, mit Ausnahme des Titelsongs, fast ausschließlich aus bereits vorhandenen De-Angelis-Songs. CARAMBOLA aber nicht. Die sind vom Bixio-Frizzi-Tempera-Team, und man hört deutlich, dass die den De-Angelis-Sound kopieren wollten. Die beiden Deguello-Tracks sind toll, aber der Rest hört sich für mich auch nach einer eher mäßigen Kopie an. SIMONE E MATTEO gefällt mir auch richtig gut. Wunderbar orchestriert mit diesem Dixieland-Flair, und auch hier wieder mit richtigen Ohrwürmern und vielen orginellen Ideen. Besonders der bluesig-schräge Schlußsong "Grey Hat" ist einfach göttlich.
  16. Der Link war jetzt nicht auf den vorhergehenden Text bezogen. Was ich verlinkt habe, ist das Arrembaggio-Thema. Zu hören in der ersten Folge beim Aufandertreffen der beiden Schiffe. Mein Lieblingstrack aus diesem Soundtrack. Aber vielen Dank für die Antwort. Das ist in der Tat das Stück, das bei Sandokans Ankunft spielt (allerdings ist das auf dem Album eine alternative Version). Sehr aufmerksam!
  17. Ein weiterer Kindheitsklassiker ist für mich die großartige Abenteuerserie SANDOKAN von 1976, die bei uns unter dem Titel "Der Tiger von Malaysia" im Fernsehen gelaufen ist. Im 19. Jahrhundert lehnen sich Piraten gegen die britische Kolonialmacht in Malaysia auf. "...aber es gab damals auch Männer, die sich der Kolonialisierung durch die Weißen widersetzten und als Volkshelden legendär wurden. Einer dieser Männer ist der von dem Schriftsteller Emilio Salgari vor dem Hintergrund dieser geschichtlichen Situation erfundene Sandokan...", verkündet Gert Günther Hoffmann im musikalisch stimmungsvoll untermalten Prolog. Gleich im Anschluß setzen die Vorspanntitel mit De Angelis´ unverwechselbarem, von der Sitar dominiertem Titelthema ein. Herrlich. Auf dem Album wird die Titelmusik zunächst in der bekannten gesungenen Version präsentiert. Das Thema für MARIANNA (hinreißend: Carole Andre) wird mal als liebliches Streicherarrangement, mal als geschmackvolles Klaviersolo, aber, unter dem Titel SWEET LADY BLUE auch in einer etwas kitschigen Single-Version dargeboten. Die Tigerjagd bekommt ein reizvolles, anschmiegsames Motiv mit Streichorchester und exotischer Percussion zugeordnet, die Klänge für den hinterhältigen Gegenspieler BROOKE (Adolfo Celi) sind dagegen von beunruhigenderer Natur. Nach etwa 25 Minuten Filmlaufzeit wird der Titelcharakter in einer wirklich toll inszenierten, 4-minütigen Sequenz eingeführt, in der sein Schiff die Küste anläuft und von seiner Gefolgschaft überschwenglich begrüßt wird. Die eingängige Instrumentalversion des Hauptthemas und der dramaturgisch passend einsetzende "Sandokan"-Chor geben diesen Szenen ihren mitreißenden Charakter. Wunderbare, melodisch vielseitige Musik zu einem großen Fernsehklassiker. https://www.youtube.com/watch?v=Gn0TwYjEMzs
  18. Gerade ZORRO hat noch wesentlich mehr zu bieten, als lediglich einen netten Titelsong. Da gibt es das veträumte Liebesthema "To You Mi Chica", das dramatische Thema für den von Stanley Baker verkörperten Gegenspieler Huerta und sehr viel virtuoses Gitarrenspiel, hier natürlich mit starkem Flamenco-Flair. Alles sehr wohlklingend serviert. Der Film ist im übrigen keine Komödie, erzählt die Geschichte mit aller gebotenen Ernsthaftigkeit, präsentiert seinen Titelhelden aber mit einem gehörigen Augenzwinkern. Dadurch ergibt sich auch dieser Kontrast zwischen dem locker-leichten, eher nach Komödie klingenden Zorro-Thema und den sonst sehr viel ernsthafter angelegten Themen des übrigen Scores.
  19. Die hat einen denkwürdigen und sehr makabren Auftritt in "Atlantis Inferno" (1983) Das ist richtig, aber ich meinte tatsächlich auch alles das, was nach den Himmelhunden kam. Sonst müßte man auch die Rustichellis berücksichtigen, die auch toll waren, aber kaum zu vergleichen sind, da sie stilistisch auf einem ganz anderen Blatt stehen. De Angelis waren darin einfach unübertroffen. Selbst wenn man Buds Solo-Filme dazunimmt. Frizzis "Aladin" war sehr mau und selbst der Morricone war für seine Verhältnisse höchstens Durchschnittsroutine. Die Reaktionen hier sind übrigens sehr erfreulich. Soviel Feedback bin ich sonst gar nicht gewohnt. Vielen Dank!
  20. Einen Bauer-Projektor, ja. Der stand im elterlichen Schlafzimmer. Projiziert wurde durch die Wand ins Wohnzimmer. Da herrschte immer ein reger Tauschhandel mit anderen Filmfans. Aber 35-mm-Besitzer waren sehr dünn gesät. Es gab 4 oder 5 in Düsseldorf, der Nächste dann erst wieder in Wuppertal. Offiziell nicht erlaubt, hat aber nie Probleme gegeben. Es gibt noch alte Fotos, wo sich neben meinem Wickeltisch die Filmrollen stapeln...
  21. Oh, das mit der CD ist ein guter Hinweis. Kenne ich noch garnicht. 26 Minuten - immerhin. Der Zauberberg ist tatsächlich mein Lieblingsscore von Knieper, allerdings kenne ich auch nicht viel von ihm. "Der Himmel über Berlin" finde ich als Musik nicht so ohne weiteres zugänglich, aber doch auch faszinierend. (nur mit dem Film selber kann ich mich nicht anfreunden). "Der Krieg ist aus" ist mit unbekannt. Klingt sehr schön, wie wär´s denn mit einer Knieper-Edition bei Alhambra?
  22. Jürgen Knieper: DER ZAUBERBERG Die Adaption von Thomas Manns "Zauberberg" existiert in einer Fernsehfassung und in einer sehr viel kürzeren Kino-Schnittfassung. Die Meinungen hierzu gehen zum Teil weit auseinander. Auch wenn oft bemängelt wird, dass die Verfilmung nicht der Vielschichtigkeit der Vorlage gerecht wird (und auch nicht gerecht werden kann) so ist die optische Umsetzung in ihrer opulenten Ausstattung zweiffellos höchstes Kaliber. In der immerhin rund 5-stündigen TV-Fassung ist DER ZAUBERBERG ein mitunter anstrengendes, aber letzten Endes auch lohnendes Erlebnis. Besonders das merkwürdig affektierte Spiel des Hauptdarstellers Christoph Eichhorn verhindert weitgehend eine Identifikation mit seiner Figur und hält den Zuschauer letzten Endes auf Distanz. Über alle Zweifel erhaben ist dagegen die sinfonische Musik von Jürgen Knieper, bei der er sich an Mahler und Strauss orientierte. In den ersten Minuten gibt es einen langsamen Schwenk über die dämmerige, schweizer Berglandschaft, bis schließlich, von opernhafter Dramatik begleitet, das Sanatorium ins Bild rückt. Bereits hier wird die eigentümliche Atmosphäre, die bedrückende Morbidität dieses Ortes etabliert, der der zentrale Handlungsort der Geschichte ist. Auch später schwelgt Knieper gerne mal in tiefsten Basstönen, bis der Film (wie auch das Album) mit dem unerhört packenden KRIEG einen dramatischen Abschluß von seltener Intensität erfährt. Bisher hat es leider niemand für nötig gehalten, diese Filmmusikperle mal in Form einer CD aus der Versenkung zu holen. https://www.youtube.com/watch?v=OFGirLWJAB0
  23. Bei jedem hat´s irgendwann mal angefangen. STAR WARS, WINNETOU, JAMES BOND... die Liste der gerne genannten Initialzündungen ist lang und individuell. Ich persönlich habe kein spezielles Schlüsselerlebnis vorzuweisen; bei mir geht die Annährung an die Filmmusik-Liebhaberei bis in die Grundschulzeit zurück und war wohl ein eher natürlicher Prozess bin ich doch schon von Anfang an mit der Filmbegeisterung meines Vaters und seinem 35-mm-Heimkino aufgewachsen. Eine Kindheit zwischen Zelluloid und Projektionstechnik. Die musikalische Ausgestaltung all dieser wunderbaren Klassiker die damals auf drei Meter Breite auf die Leinwand an unserer Wohnzimmerwand projiziert wurden hat mich also maßgeblich beeinflußt, und schon sehr früh waren mir vor allem Namen wie Bernstein, Jarre und Goldsmith ein Begriff. Auch wenn es auf der einen Seite zunächst mal anspruchsvolle Kompositionen zu DIE 10 GEBOTE, LAWRENCE VON ARABIEN oder DER WIND UND DER LÖWE oder auch Morricones Western-Musiken waren, so haben andererseits die De-Angelis-Brüder mit ihren in der Pop- und Folk-Musik verankerten Klängen auf jeden Fall einen maßgeblichen Anteil daran, dass ich heute hier sitze und diesen ganz persönlichen Prolog schreibe. Und deshalb möchte ich den beiden diesen längst überfälligen eigenen Faden widmen, denn viele ihrer Melodien verfügen über einen größtmöglichen Wiedererkennungswert und sind nicht selten losgelöst vom Film zum Bestandteil der Popkultur geworden. Doch Guido & Maurizio De Angelis sind viel mehr als nur Hitlieferanten, und ihr Name ist fest mit dem italienischen Genre-Kino der 70er Jahre verbunden. "Guido ist mehr der Geschäftsmann, Maurizio ist ein Künstler - ein echter Künstler.Ich kann nicht sagen, wer der Bessere ist, Marlon Brando oder Al Pacino, das hängt auch immer vom Film ab. Maurizio ist sehr gut, beinahe auf dem Niveau von Morricone. Er fing mit Schlagern an. Er schrieb sie für Don Backy. Nette Lieder, aber eine ganz andere Welt. Aber er hat das Potenzial für ganz andere Leistungen..." -Sergio Sollima Unter den Filmen des Spencer-Hill-Duos ist ZWEI HIMMELHUNDE AUF DEM WEG ZUR HÖLLE mein Favorit. Dies hat mehrere Gründe. Zum einen stehen die so typischen Klamauk- und Prügelszenen hier in einem sinnvollen Kontext zur Geschichte und werden auch nicht überstrapaziert. Zum anderen kommt hier, bei allem Humor, auch eine richtig schöne Abenteuerfilm-Atmosphäre rüber. Dies liegt nicht zuletzt an der bemerkenswerten, präzisen Kameraführung, die aus den authentisch anmutenden Dschungel-Settings und der sorgfältigen Ausstattung das Beste herausholt. Da sitzen beispielsweise die beiden Protagonisten Plata (Hill) und Salud (Spencer) in einem Transportflugzeug, das sie der Versicherungsprämie wegen zur Bruchlandung bringen wollen. Der Laderaum ist vollgestopft mit Gerümpel, Käfige mit flatterndem Federvieh rutschen von einer Ecke in die andere. Colizzi und sein Kameramann sezieren das Szenario mit einer solchen Hingabe, dass man als Zuschauer meint, den dampfenden Muff im Cockpit förmlich riechen zu können. Und auch auf der musikalischen Ebene stimmt hier alles. Die deutsche LP-Pressung von RCA (oben abgebildet) war damals eine meiner ersten eigenen Filmmusik-Errungenschaften, und der Titelsong FLYING THROUGH THE AIR muß niemandem vorgestellt werden. Mit einer so originellen wie humorvollen Orchestrierung und dem lässigen Rhythmus trifft er den Charakter des Films perfekt und war natürlich auch als Single-Auskopplung ein großer Erfolg. Entwaffnend sind auch die mit viel Samba-Flair ausgestatteten Instrumental-Versionen die immer wieder durch pfiffige Einfälle und schräge Instrumentierungskniffe erfreuen. So startet das Ensemble in SCAMBIO DI OPINIONI (Track 21 auf der CD) mit fröhlicher Verve um nach etwa einer Minute immer dezenter und leiser zu werden, bis die Melodie schließlich nur noch im Flüsterton vom Saxophon intoniert wird, als hätte zwischendurch jemand die Musiker dazu aufgefordert doch bitte die Mittagsruhe einzuhalten. PLATA AND SALUD ist das zweite Thema, das mehr den abenteuerlichen Aspekt betont, mit Streichorchester und Chor vor allem bei den Start- und Flugszenen eingesetzt wird. Mit Flöten und Gitarre orchestriert, trifft es aber auch ganz wunderbar den versponnen-friedlichen Charakter des alten Smaragdschürfers IL MATTO, der als Einsiedler in einer verwahrlosten Bretterbude haust und für einen wirklich rührenden und tragischen Moment verantwortlich ist: Da er noch nie die Stadt gesehen hat, wird er von Plata und Salud mitgenommen. Doch nach der Landung auf dem Flugplatz müssen sie feststellen, dass ihr Gast, von Freude und Aufregung überwältigt, die große Stadt nun doch nicht mehr aus der Nähe erleben wird, denn "Matto ist wieder aufgestiegen". Zusammen mit dem hinreißend traurigen Streicher-Gitarren-Arrangement des Themas treibt mir diese Szene auch heute noch das Wasser in die Augen. Eine ganz vortreffliche Filmmusik, ohne größeren Anspruch, doch originell und symphatisch. Dass das nicht selbstverständlich ist, wird deutlich, wenn man sich mal die späteren Filme von Spencer und Hill zu Gemüte führt, die von anderen Komponisten betreut wurden. Die Ergebnisse sind oft weit weniger überzeugend, und meiner Meinung nach ist Walter Rizzati mit DAS KROKODIL UND SEIN NILPFERD der Einzige, dem es gelungen ist, an Charisma und Originalität der De-Angelis-Scores heranzukommen.
  24. In dieser ausführlichen Form finde ich es aber schon ganz lehrreich, zeigt es mir doch, wie viele musikalische Feinheiten hinter diesem Begriff stecken. Die Beispiele sind anschaulich und ich meine auch das meiste davon verstanden zu haben. Schwierigkeiten habe ich vor allem beim First-Blood-Thema, deswegen muß ich da nochmal nachfragen: Der Kontrapunkt ist hier nicht in der Gitarrenbegleitung zu finden, sondern im Verhältnis der Trompete und der Streicher zueinander? Also die Trompete spielt weiterhin den A-Teil und die Streicher gleichzeitig eine neue Melodie (also den B-Teil des Themas)? Was mir überhaupt nicht einleuchtet ist dann diese Sache mit dem Bass. Wieso wird da gleich ein Kontrapünktchen draus wenn der mal für drei Sekunden etwas lauter und wieder leiser wird?
  25. Zuerst enthusiastisch zur Kenntnis genommen, dann auf dem kalten Boden der Realität gelandet. Da haben die doch tatsächlich diesen Score, eine Filmmusik aus den 50er Jahren zu einem poetischen Drama mit Marina Vlady, auf synthetischem Wege neu eingespielt. Allein die Hörbeispiele sind eine deprimierende Erfahrung, auch wenn da sicherlich eine Menge Sorgfalt und Arbeit drinsteckt, das will ich garnicht bestreiten. Aber so funktioniert das nicht. Zumindest enthält die CD aber auch die originalen EP-Tracks der WOLGASCHIFFER, und das macht sie dann doch wieder interessant.
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