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Alexander Grodzinski

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Alle Inhalte von Alexander Grodzinski

  1. Danke, danke, es kam so über mich......aber ich dachte mir, wenn schon, denn schon, es gibt ja auch Leute, die sich noch garnicht mit Carpenter beschäftigt haben und auch die sollen einen kleinen Überblick bekommen, wer dieser Mann eigentlich ist... @ Sebastian "Prince of Darkness" gibt es seit einiger Zeit von Kinowelt auf DVD, da der Film aber keine Jugendfreigabe hat, wirst du ihn nur bei speziellen FSK-18-Anbietern bekommen oder eben in der Videothek deines Vertrauens, ich war schon ewig nicht mehr in einer Videothek, werden dort solche "alten" Titel überhaupt noch geführt bzw wieder ins Sortiment genommen? Sehr interessant ist übrigens auch der Audiokommentar mit John Carpenter und Schauspieler Peter Jason, es gibt auch eine Passage, in der sie über die Musik des Films und über Filmmusik allgemein sprechen. Carpenter erklärt den Unterschied zwischen Mickey-Mousing und Underscore und bezeichnet John Williams als den größten Mickey-Mouser unserer Zeit , als Beispiel summt er den Imperial March nach und erklärt, daß Gut und Böse so "heavily scored" sind, daß man als Zuschauer gar keine Chance hat, etwas zu "verpassen". Seine eigene Arbeitsweise ist eben der Underscore und hier führt er Bernard Herrmann an und bezeichnet dessen Score zu Vertigo als ein Paradebeispiel für einen Underscore, Musik, die man nicht hört, sondern fühlt.
  2. Auch dir Sebastian erstmal vielen Dank für das Kompliment. Eine Erklärung dafür zu finden, warum dem einen etwas garnicht zusagt, während es den anderen schier vom Hocker reisst, ist immer schwierig. Bei HALLOWEEN liegt Carpenters Hauptaugenmerk auf der Figur des Michael Myers, der das personifizierte Böse ist. Er trägt immer eine Maske und spricht nie, es geht hier wohl um die Angst vor dem Unbekannten. Ein sehr schöner Einwurf eines Kritikers war einmal, dass jedem, der sich HALLOWEEN heute ansieht, nur eine Aneinanderreihung von Klischees auffällt, die sich durch den ganzen Film zieht. Nur: HALLOWEEN hat die meisten dieser Klischees erst "erfunden", als der Film 1978 ins Kino kam, hat er den Leuten wirklich Angst gemacht und das, obwohl kein einziger Tropfen Blut fliesst. Alleine schon die Anfangssequenz, in der aus der Sicht des Killers und nur durch die beiden Löcher seiner Halloween-Maske sehend der Zuschauer den ersten Mord "miterlebt", wurde sooft kopiert und parodiert, genauso wie das plötzliche Auftauchen und das sofortige Verschwinden des "Bösen", wenn man mal eine Sekunde nicht hinsieht. Insofern beeinflusst dieser Film das Genre noch bis heute, wenngleich er auch die Basis für die danach aufkommenden Slasher-Filme bot. Vielleicht sagt dir die Handlung deswegen nicht so zu, weil sie eben nicht sonderlich komplex ist, es geht im Grunde ja nur um einen Wahnsinnigen, den "Schwarzen Mann", der an Halloween Teenager umbringt. Bei "Christine" geb ich dir recht, denn der liess auch mich ziemlich kalt, was ich aber nicht mal so sehr auf Carpenter selbst schiebe. Es gibt einfach Bücher oder Kurzgeschichten, die kann man garnicht verfilmen, weil sie völlig auf die Fantasie des Leser ausgerichtet sind und sich dadurch erst der Horror einstellt, während bei einer visuellen Präsentation der Effekt verlorengeht, "Christine" gehört für mich in diese Kategorie. "Escape from New York" gehört mit zu den stilprägenden Filmen, wenn es um düstere Zukunftsvisionen geht, ich persönlich finde ihn schon sehr beeindruckend in seiner Trostlosigkeit, die er verbreitet. Die Fortsetzung "Escape from L.A.", die im Grunde eher ein Remake des ersten Teiles ist, hätte sich Carpenter aber getrost schenken können, wie gesagt, in den 90ern gibt es für mich nur einen Carpenter-Film, der mich voll und ganz überzeugte und das war Die Mächte des Wahnsinns. Was die Musik angeht, so ist das bei Carpenter so ein Sonderfall. Er benutzt seine Musik, um Stimmungen und Atmosphäre zu erzeugen, er verglich das mal mit einem Teppich, den er verlegen würde. Man läuft auf dem Teppich, der Teppich "unterstützt" dich, aber irgendwann wirst du den Teppich nicht mehr bewusst wahrnehmen, doch trotzdem ist er immernoch da. Genauso sollte Musik in einem Film wirken, laut Carpenter. Deshalb wirken seine Scores ohne die Filme für das "ungeschulte" Ohr recht blass und öde, wer es aber schafft, über das pure Hören der Musik hinaus sich mit ihr zu beschäftigen, der wird die Welt des John Carpenter entdecken... Ich würde dir auf jeden Fall zu Prince of Darkness raten, Carpenter versah den Film mit viel Quantenmechanik-Gerede (er schrieb das Drehbuch unter dem Pseudonym Martin Quatermass), es geht immerhin um nichts geringeres als um das Ende der Welt, das Carpenter hier fast schon kammerspielartig inszeniert, alles spielt sich an einem Ort ab mit einer Gruppe von Leuten. Auf jeden Fall solltest du dir die ungekürzte Fassung ansehen, wenn es geht, mit der englischen Originaltonspur, Donald Pleasence sorgt im Original für mehr "Atmosphäre". Auch in den Score solltest du mal reinhören, der ist zwar nicht mit In the Mouth of Madness zu vergleichen, bietet aber atmosphärisch wieder einiges, zumal hier Carpenter und da ist doch die Parallele zu Madness, dem Prince of Darkness einen Chor zugesteht. Village of the Damned ist insofern ein missglücktes Remake, als dass es die Invasionsparanoia (Kommunismus), die das Original verbreitete, völlig ausser Acht lassen muss und sich Carpenter so ganz auf seine "Kinder" konzentrierte, so bekommt das Remake einen ganz anderen Schwerpunkt als das Original aus den 50ern. Es gibt zwar einige interessante Momente, aber insgesamt gesehen reiht sich der Film in den gehobenen Durchschnitt von Carpenters Spätwerk ein. Christopher Reeve spielt in dem Film übrigens seine letzte Rolle vor seinem Reitunfall. Die Mächte des Wahnsinns hat auch mich von Anfang an gefesselt, ich glaube, die Faszination und die Angst gehen hier von der Tatsache aus, daß alles, was du glaubst als Realität zu kennen, nur Teil einer Geschichte ist, die jemand erfunden hat und das es keinen Ausweg für dich gibt, da alles was du tust bereits in dieser Geschichte vorweggenommen ist. Ausserdem hat es soetwas Lynch-mäßiges an sich... Was ich dir auch noch empfehlen kann ist The Thing. Der Film ist ähnlich kammerspielartig wie Prince of Darkness und unheimlich klaustrophobisch noch obendrein, eine Gruppe von Wissenschaftlern ist auf einer Station in der Antarktis durch einen Sturm von der Aussenwelt abgeschnitten, während unter ihnen ein formwandelndes Alien einen nach dem anderen "assimiliert" und keiner mehr dem anderen vertraut, da nicht mehr klar ist, wer noch Mensch und wer schon "Ding" ist. Die Monster-Effekte stammen von Rob Bottin, der sich später noch mit RoboCop und Total Recall einen Namen machte. Der Film brachte Carpenter in den Staaten den Beinamen "Pornographer of Violence" ein, ausserdem floppte der Film im Kino, da zu diesem Zeitpunkt, kurz nach E.T., keiner ein böses Alien sehen wollte... Unterschiedliche Auffassungen von ein und derselben Sache sind schon was faszinierendes. Auf der Doppel-DVD von ASSAULT gibt es auch einen kurzen Mitschnitt eines Besuchs von Carpenter an einer amerikanischen Filmschule, er steht den Studenten dort Rede und Antwort. Einer der Studenten fragt Carpenter, warum er in Amerika als akzeptabler Genre-Filmer, in Europa aber als Künstler angesehen wird. Carpenter antwortete nur "Für die Amerikaner bin ich ein Penner..."
  3. Hier ein paar "Beschreibungen" von Carpenters Musik : John Carpenter / Alan Howarth - Christine Minimalistisch bis zum Scheitel, aber Carpenters düster-sphärischer Synthieklangteppich erzeugt eine schön unheimliche Atmossphäre. Natürlich nicht jedermanns Geschmack, Liebhaber großer Melodien und ausgefeilter Orchesterarrangements werden schreiend davonlaufen, aber trotzdem sehr eindringlicher Score, wobei der ein wenig vergleichbare Carpenter-Score zu Halloween III, der ein Jahr vorher entstand, noch einen Tick mehr zu bieten hat. John Carpenter - Ghosts of Mars Eigentlich bin ich ja ein Liebhaber von Carpenters Synthie-Scores der End-70er und Anfang-80er, ich liebe diesen wummernden Sound, aber nach langer Eingewöhnungszeit bin ich nun endlich auch bei Ghosts of Mars angekommen. Kurz zum Film: Carpenters bisher letzter Film von 2001 ist, so muß ich das leider als ein glühender Bewunderer dieses Mannes sagen, der mit Abstand schlechteste Film, den der Meister je vom Stapel gelassen hat. Dabei hätte die Story wesentlich mehr hergegeben, als diese lärmende Schlachtplatte. Das letzte Drittel des Filmes besteht eigentlich nur daraus, daß die Helden ohne Unterlaß mit ständig feuernden Waffen sich einen Weg durch die Zombieherden planieren, begleitet von krachender Metal-Mucke. Und was für eine Überleitung zu Carpenter´s Score. Nach dem ersten Hören stand ich etwas ratlos da, die Musik fetzt, ohne Zweifel, aber irgendwie vermisse ich die Fähigkeit Carpenters, mit seinen minimalistischen Synthieeinsätzen eine unheilvolle und bedrohliche Atmossphäre zu schaffen. Doch läßt man dies außer Acht und hat auch den seltsamen Film im Hinterkopf, hat man am Score-Album unendlich viel Spaß, vorausgesetzt natürlich, man kann mit harter Rock-Musik etwas anfangen. Während Carpenter selbst wieder die Synthies bedient, hauen ganz andere Haudegen in die Gitarrensaiten. Carpenter verpflichtete niemand geringeren als die Band Anthrax, um seine Musik einzuspielen. Dazu kommen noch hochkarätige Solisten wie die Gitarren-Magier Buckethead , Elliot Easton und Steve Vai. Mit dieser Truppe brennt Carpenter ein wahres Feuerwerk an krachend-rockenden Themen ab, seine Synthies bleiben auf vielen Stücken deshalb auch eher im Hintergrund. Absolute Anspieltipps sind die Tracks "Fight Train" und "Kick Ass", bei letzterem ist der Titel wirklich Programm John Carpenter / Jim Lang - In the Mouth of Madness Carpenters Score zu seinem besten Film der letzten 15 Jahre ist gleichzeitig sein letzter "wirklich" ausschliesslich synthetischer Score, mal von den Main Titles abgesehen, denn da rockt Carpenter, was das Zeug hält und gibt damit die Richtung für seine nachgefolgten Scores an. Carpenter tut bei In the Mouth of Madness das, was er am besten kann: Minimalistische Synthieteppiche erzeugen beim Hören eine unwillkürlich gruselige Atmossphäre, wobei Carpenter die Stücke hier und da noch mit von ihm selbst "gesprochenen" und verfremdeten Flüstersätzen zusätzlich verfeinert. Ähnliches tat auch James Newton Howard ein paar Jahre später bei seinem Score zu The Sixth Sense. So hat man als Hörer wirklich das Gefühl, es ist noch jemand im Raum, man hört so ein leises Flüstern und Wispern. Ausserdem benutzt Carpenter hier wieder einmal Synthiechöre, die hauptsächlich der "erfundenen" Stadt Hobb´s End zugeordnet werden, eine Geisterstadt, im wahrsten Sinne des Wortes Der Score ist für jemanden, der Synthieklangcollagen zu schätzen weiß und sich mal gerne nachts wieder gruseln möchte, genau richtig.
  4. Machwerk? Das habe ich jetzt aber mal ganz galant überhört......ausserdem ist er nicht der Meister der simplen Spannungs- und Atmosphärenmusik, sondern der Meister im Erzeugen von Spannung und Atmosphäre mit simplen Mitteln...grosser Unterschied... :D *herum klugscheissert*
  5. Hmm, schwierig. Vom Bekanntheitsgrad her wäre das natürlich Halloween, das Problem ist nur, dass genau dieser Score losgelöst vom Film auf der CD etwas verloren wirkt. Auf jeden Fall lohnt sich aber der Score zu The Fog, den sogar einige Carpenter-Verschmäher als durchaus hörbar einstufen......das wäre so die reine Synthie-Phase von Carpenter, wenn es aber auch knackige Gitarrenriffs sein dürfen, dann kannst du mit Vampires und Ghosts of Mars nichts falsch machen, ein weiterer Tipp wäre von mir noch In the Mouth of Madness, der vorallem durch seine wahrhaft düster-gruselige Atmosphäre besticht. The Fog gibt es in einer expanded Edition, ist aber genau wie Vampires bei Amazon nur noch gebraucht erhältlich, ausser, du willst eine Import-CD haben. Von Halloween gibt es eine 20th Anniversary Edition, die sich aber nicht wirklich lohnt, da es nicht mehr Musik gibt, sondern die Tracks sich öfter wiederholen und ausserdem mit den Dialogen aus dem Film versetzt sind, die alte Varese-CD gibt es aber anscheinend bei Amazon garnicht mehr. Aber mein persönlicher Lieblings-Carpenter ist Prince of Darkness, hab den Film bestimmt schon hundertmal gesehen und mir mindestens genauso oft die Musik angehört, hier findest du eigentlich alles, was Carpenters Synthie-Musik ausmacht: Wabernde Klangteppiche, tiefe rhythmische Bassfiguren und seine immer wieder eingestreuten Motive für Orte oder Personen, einen Chor gibt es noch obendrauf... Prince of Darkness The Fog Expanded Vampires Ghosts of Mars In the Mouth of Madness
  6. Hier geht es ja Schlag auf Schlag... Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Melomanie!!!
  7. Grandios......aber nicht mit dem Remake von 2005 verwechseln...das stinkt gegen das Original genauso ab, wie das Remake von The Fog...
  8. Mir fehlen eigentlich nur seine beiden TV-Filme aus den 70ern, sowie Jagd auf einen Unsichtbaren, Dorf der Verdammten und Body Bags auf DVD, die letzten drei habe ich noch auf VHS und aufgrund der Entbehrlichkeit dieser Titel und der Tatsache, daß die DVDs dazu nicht gerade mit Specials glänzen, wird sich das wohl auch so schnell nicht ändern... @Bommel Du solltest dir unbedingt auch Assault on Precinct 13 in der Neuauflage auf DVD holen, denn da findest du auf der zweiten DVD die tolle Doku "John Carpenter - Angst ist nur der Anfang". Und außerdem ist der Preis dieser Doppel-DVD sehr erschwinglich, bei Amazon nur 12,95 Euro. Keine Angst, der Film ist jetzt als FSK 16 eingestuft, nicht mehr FSK 18, also ist er auf der DVD bei Amazon ungekürzt... Assault on Precinct 13
  9. Danke für die Blumen......ja, du hast recht, besonders seine Filme der letzten Jahre sind irgendwie nur noch guter Durchschnitt, Ausnahme ist für mich "Die Mächte des Wahnsinns", absoluter Tiefpunkt bisher ist für mich sein letzter Film "Ghosts of Mars"...aber der Soundtrack bläst den Staub aus der Anlage...
  10. JOHN CARPENTER Geboren: 16.01.1948 in Carthage, New York So, nun habe ich mich doch dazu durchgerungen, einem meiner Lieblingskomponisten endlich auch einen Thread zu widmen...Ladys and Gentlemen: John Carpenter! Von vielen Filmmusikfans verschmäht ist Carpenter dennoch soetwas wie eine Institution geworden, seine Filme waren stilprägend und auch seine Musik trug ihren Teil dazu bei, wenngleich sich Carpenter seit Anfang der 90er in einem Formtief befindet, aus dem er sich mit seinem aktuellen Projekt "Psychopath" hoffentlich wieder etwas herausbewegt. John Carpenter schrieb bereits für seine Studentenfilme die Musik selbst, einer davon, "The Resurrection of Broncho Billy", bekam sogar einen Oscar als bester Kurzfilm. Sein nächstes Projekt sollte ein einschneidendes Erlebnis für manchen Beteiligten werden. Als Kurzfilm geplant, wurde "Dark Star", eine Parodie auf das Science-Fiction-Genre, besonders auf 2001 - A Space Odyssey, Carpenters erster abendfüllender Spielfilm. Gedreht über einen Zeitraum von fast drei Jahren, aufgrund von akutem Geldmangel, wurde er 1973 fertiggestellt, Carpenter beschrieb den Film einmal als "Warten auf Godot im Weltraum". Eine der beteiligten Personen war Dan O´Bannon, der die Rolle eines der drei Astronauten übernahm, außerdem zusammen mit Carpenter das Drehbuch schrieb und für Set Design und Special Effects zuständig war. Es gibt in "Dark Star" eine Szene, in der O´Bannon ein quietschendes Gummi-Alien, das aussieht wie eine grosse Tomate mit Füssen, durch einen Aufzugschacht verfolgt. Diese Idee brachte Dan O´Bannon einige Jahre später in einer "ernsteren" Form zu Papier, als er das Drehbuch zum ersten "Alien"-Film schrieb. Die Musik in "Dark Star" stammt natürlich auch wieder von Carpenter selbst, der für den Film auch den Titelsong "Benson, Arizona" komponierte. Was mir kurioserweiser erst kürzlich so richtig auffiel, als ich den Film mal wieder sah: Es gibt in Carpenters Musik ein 5-Noten-Motiv, welches hin und wieder auftaucht, die ersten drei Noten klingen den ersten drei Noten des 5-Noten-Motivs von John Williams aus "Close Entcounters of the third kind" zum verwechseln ähnlich, sogar der Rhythmus ist der gleiche, nur die Tonart ist bei Williams höher. Es sind die 5 Noten, mit denen in Spielbergs Film die Wissenschlaftler mit den Ausserirdischen Kontakt aufnehmen. Hat John Williams etwa bei Carpenter geklaut? Carpenter ist ein großer Western-Fan, besonders die Filme von Howard Hawks haben es ihm angetan. Sein nächster Film, "Assault on Precinct 13", ist dann auch ein Remake des Hawks-Westerns "Rio Bravo", nur wurde die Handlung in die Gegenwart verlegt und so sind es bei Carpenter keine Indianer, sondern Gangmitglieder, die ein abgelegenes Polizeirevier belagern. Mit einem Budget von nur 100.000 Dollar gedreht, wird der Film in den USA von den Kritikern zerrissen, in Europa jedoch, besonders in Grossbritannien, wird er begeistert aufgenommen. Die Musik komponierte Carpenter innerhalb von drei Tagen und spielte sie auch in dieser Zeit ein, da das Budget nicht mehr Spielraum zuliess. Nichtsdestotrotz gilt "Assault" heute als einer der beliebtesten Carpenter-Scores unter den Fans, zu denen sich auch Hans Zimmer zählt, der den Score als "Masterpiece, von dem ich schon oft versucht habe, zu stehlen" bezeichnet. Zwischendurch schreibt Carpenter auch immer wieder Drehbücher für andere Filme, so z. B. für den Film "Die Augen der Laura Mars" und führt Regie bei einem Fernsehfilm mit dem Titel "Someone´s watching me". 1978 kommt dann der große Durchbruch und Carpenters bisher immernoch größter kommerzieller Erfolg: "Halloween". Bei einem Budget von 700.000 Dollar spielt der Film alleine in den Staaten knapp 55 Millionen Dollar ein und bleibt bis zu "The Blair Witch Project" der erfolgreichste Independent-Film. Carpenters Musik zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie mit minimalsten musikalischen Mitteln eine maximale Spannung erzeugt werden kann, das Halloween-Thema ist wohl Carpenters berühmteste Filmmusik. Diese Minimalistik behält Carpenter auch weiter bei, laut eigenen Aussagen ist er kein Freund des Mickey-Mousing, sondern des "Unterschwelligen". Die Musik soll dem Zuschauer nicht sagen, was gerade passiert, sie soll es ihn spüren lassen. So ist es auch nicht weiter verwunderlich, daß Carpenter bis heute die Musik zu seinen Filmen immernoch selbst komponiert, mit der einen oder anderen Ausnahme. Nach dem grossen Erfolg mit "Halloween" folgte 1979 "The Fog" und der Fernsehfilm "Elvis", in dem Kurt Russell die Hauptrolle spielt. Mit Russell kommt Carpenter dann auch gleich wieder zusammen, als er ihn für die Hauptrolle in "Escape from New York/Die Klapperschlange" besetzt. Bei diesem Film arbeitet Carpenter auch mit Alan Howarth zusammen, der fortan bis Ende der 80er als Carpenters Co-Komponist fungierte. John Carpenter und Alan Howarth So komponierten sie auch die Fortsetzung von Carpenters "Halloween" zusammen, wenngleich auch die Regie des Filmes ein anderer übernahm, ebenso komponierten sie "Halloween III - Season of the Witch". Carpenters Vorliebe für Howard Hawks kam 1982 wieder zum Vorschein, als er ein Remake von dessen Science-Fiction-Klassiker aus den 50ern, "The Thing", drehte, dieser Film stellte auch die erste Arbeit für ein großes Filmstudio, Universal, dar. Für die Musik wurde kein geringerer als Ennio Morricone verpflichtet, dessen Score aber im Film augenscheinlich größtenteils durch Carpenter selbst ersetzt wurde. Nach der Stephen-King-Verfilmung "Christine" kam 1984 der Film "Starman", mit einem Score von Jack Nitzsche. Für die weiteren Filme in den 80ern, "Big Trouble in little China", "Prince of Darkness" und "They Live!" komponierte Carpenter die Musik wieder selbst, zusammen mit Alan Howarth. Dann folgte eine 4-jährige Pause, die Carpenter aber offensichtlich nicht wirklich gut getan hat, denn seine Filme waren nun nicht mehr das, was sie einmal waren. Für "Jagd auf einen Unsichtbaren" schrieb Shirley Walker die Musik, für die TV-Produktion "Body Bags" holte sich Carpenter mit Jim Lang einen neuen Co-Komponisten, der ihm auch bei "Die Mächte des Wahnsinns" zur Seite stand. Bei "Das Dorf der Verdammten", einem weiteren Remake eines 50er-Jahre-Science-Fiction-Films, arbeitete Carpenter mit Dave Davies für die Musik zusammen, dem Gitarristen der "Kinks". Das war auch der Punkt, in dem sich seine Musik verändert hatte, es waren nicht mehr nur Carpenter und sein Synthesizer zu hören, sondern es wurden verstärkt auch Gitarren und Percussions zum Einsatz gebracht. Dies war auch deutlich zu hören in Carpenters nächstem Film "Escape from L.A.", den er zusammen mit Shirley Walker komponierte. Es stellt die bisher letzte Zusammenarbeit mit einem Co-Komponisten für Carpenter dar, denn für "Vampires" und "Ghosts of Mars" schrieb Carpenter wieder alleine die Musik. 1998 entstand ausserdem die Musik für das Computer-Spiel "Sentinel Returns". Seine puren Synthie-Flächen waren längst in den Hintergrund getreten und hatten einer weitaus "organischeren" Musik Platz gemacht, die von nicht gerade unbekannten Gastmusikern eingespielt wurde. So formte Carpenter, der in den 70ern und 80ern mit den "Coupe de Villes" bereits seine eigene Rockband hatte, für den Score zu "Vampires" die "Texas Toad Lickers", bei denen er selbst neben den Synthies auch Rhythmusgitarre spielte. In der Band befanden sich unter anderem Donald "Duck" Dunn und Steve Cropper aus der legendären Blues-Brothers-Band. Für "Ghosts of Mars" holte Carpenter die Hard-Rock-Combo Anthrax, sowie Buckethead und Steve Vai ins Studio. Für seinen Beitrag zur "Masters-of-Horror"-Serie, "Cigarette Burns", komponierte sein Sohn Cody die Musik. Nun bin ich doch wieder ins Schwätzen gekommen, aber ich hoffe, es ist trotzdem ganz interessant zu lesen......ich mag Carpenters Musik sehr, besonders die Sachen bis Ende der 80er. Seine Musik ist so simpel, aber doch so wirkungsvoll, sie erzeugt bei mir beim Hören eine ganz bestimmte Atmosphäre, die mich sofort wieder in die Welt seiner Filme hineinzieht. Meine persönlichen Lieblinge, Film und Musik, sind Prince of Darkness, They Live!, Halloween, The Thing und In the Mouth of Madness, der für mich beste Carpenter-Film seit They Live!. Hier noch eine kleine Discographie: 1973 Dark Star (John Carpenter) 1976 Assault on Precinct 13 (John Carpenter) 1978 Halloween (John Carpenter) 1979 The Fog (John Carpenter) 1980 Halloween II (John Carpenter/Alan Howarth) 1981 Escape from New York (John Carpenter/Alan Howarth) 1982 The Thing (Ennio Morricone) 1982 Halloween III - Season of the Witch (John Carpenter/Alan Howarth) 1983 Christine (John Carpenter/Alan Howarth) 1984 Starman (Jack Nitzsche) 1986 Big Trouble in little China (John Carpenter/Alan Howarth) 1987 Prince of Darkness (John Carpenter/Alan Howarth) 1988 They Live! (John Carpenter/Alan Howarth) 1992 Memoirs of an invisible man (Shirley Walker) 1994 Body Bags (John Carpenter/Jim Lang) 1995 In the Mouth of Madness (John Carpenter/Jim Lang) 1995 Village of the Damned (John Carpenter/Dave Davies) 1997 Escape from L.A. (Shirley Walker/John Carpenter) 1998 Vampires (John Carpenter) 1998 Sentinel Returns (John Carpenter) 2001 Ghosts of Mars (John Carpenter) 2005 Masters of Horror: Cigarette Burns (Cody Carpenter) 2006 Masters of Horror 2: ProLife (Cody Carpenter) 2010 The Ward (Mark Kilian) 20?? Psychopath (?) 20?? The 13th Apostel (?) 20?? L.A. Gothic (?) 20?? The Prince "I was the fastest and cheapest I could get." John Carpenter über seine Musik Mehr Infos gibt es unter The offical John Carpenter Leider nicht mehr ganz auf dem neuesten Stand...
  11. Keine Ahnung, durch den Wust an Bannern und Text wollte ich mich dann doch nicht schlagen...
  12. Der Download läuft auch über die Colosseum-Seite, bei einigen Titeln steht nicht mehr "Buy/Kaufen" dahinter, sondern eben "Download"...
  13. Ich kenne dieses Zitat irgendwie im Zusammenhang mit Pearl Harbor, Bruckheimer soll das angeblich zu Hans Zimmer gesagt haben, wohl Jerrys "Pear-Harbor-Score" TORA! TORA! TORA! im Hinterkopf, obwohl ich bezweifel, daß Bruckheimer überhaupt mal den Film gesehen hat, der "seinen" Pearl Harbor in allen Belangen weit hinter sich läßt, auch musikalisch...
  14. Ich fand ihn auch im Film teilweise sehr deplaziert, aber du hast recht, back to topic...
  15. Weil man bis auf ein, zwei Momente den Score getrost vergessen kann, das nervige Sounddesign erledigt den Rest. Man sollte entweder nur Zimmer oder nur JNH für den Score holen oder eben gleich auf ein neues Pferd setzen, denn beide haben sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert, aber da der Film erst 2008 kommen soll, gibt es ja noch viel Zeit für Spekulationen...
  16. Hoffentlich nicht dieselben, die Batman Begins komponierten...
  17. Ich finde das garnicht schlimm, hab ja gesagt, daß ich den Score trotzdem mag, ich finde es immer nur wieder erstaunlich, wenn man ganz offensichtliche Ähnlichkeiten in der Musik (nicht nur Horner) einfach so "überhört"...
  18. Ich weiss, deshalb habe ich auch nichts gesagt...
  19. Sehr schön...klingt trotzdem sehr ähnlich......ich dachte auch zuerst, daß das vielleicht so eine Art Hommage sein soll, so von wegen Zweiter Weltkrieg und Menschlichkeit im Angesicht des größten Leides, vielleicht gefiel den Produzenten aber auch das Schindler-Thema so gut...
  20. Wieso "eurem"? Wir haben die Musik doch nicht gemacht...
  21. Ist das ein Bruder von Nusrat Fateh Ali Khan? Nusrat hat auch Abseits der Filmmusik Musik gemacht, unter anderen mit Peter Gabriel, bei Soundtracks haben Gabriel und Nusrat dann auch zusammengearbeitet, wie Natural Born Killers oder The last Temptation of Christ, auch auf Gabriels Alben war er immer mal wieder zu hören. Soweit ich weiss, ist er vor ein paar Jahren verstorben.
  22. Na schön, Horner hat den zweiten Teil, wenn man das so nennen will, des Themas etwas abgeändert, aber die erste Hälfte gleicht dem Schindler-Thema wirklich haargenau, also wem das nicht auffällt, der hört bestimmt nicht richtig hin oder will es nicht hören......aber wie dem auch sei, ein sehr schöner Score von Horner, der allerdings eher für den Winter als für den Sommer geeignet ist, er macht mich immer so melancholisch...
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