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Danke, Alex! Wie peinlich :konfused: Was genau ist denn der mythische Aspekt an dieser These, Souchak? Den Verriss der Tangerine-Dream-Musik (ja, ich halte sie für furchtbar und peinlich!) habe ich nun etwas entschärft. Danke für Eure Rückmeldungen!
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Legende In einer fernen Welt, die von Menschen, Dämonen, Gnomen, Elfen und allerlei anderer Zauberwesen bewohnt wird, herrschte der Herr der Finsternis, bis er von einer unbekannten Macht ins Exil verbannt wurde. Dort fristet er ein ruheloses Dasein und dürstet stets nach Rache. Er bittet seinen Untergeben, den Kobold Blix, sich auf die Suche nach zwei Einhörnern zu machen, die die Kraft des Lichts wahren. Könnte sich der Herr der Finsternis die beiden Hörner der bildschönen Wesen beschaffen, so wäre die Sonne auf ewig verbannt und die Welt würde in unendliches Dunkel gehüllt. Blix streift mit seinen beiden Kumpanen durch die Wälder und heftet sich schließlich an die Fersen der Prinzessin Lily, die, anstatt sich am Hofe zu langweilen, lieber in den Wäldern umher spaziert und Bekannte aus dem einfachen Volk besucht. Anschließend begibt sich Lily zu ihrem Freund Jack, einem einfachen jungen Mann, der mitten in den Wäldern lebt und reinen Herzens ist. Wegen seiner rein gutmütigen Natur ist Jack der Aufenthaltsort der beiden Einhörner gestattet und um seine adlige Freundin zu beeindrucken, nimmt er sie mit zum Fluss, an dem sich die Tiere öfters aufhalten. Tatsächlich erscheinen die weißen Gestalten in wenigen Minuten und geblendet von ihrer Schönheit begibt sich Lily trotz Jacks Warnung aus ihrem Versteck, um die Einhörner zu berühren. Mit einem sanften Lied lockt sie die Tiere zu sich, die dabei genau in die Schusslinie von Blix’ Giftpfeil laufen. Der Kobold kann eins der Tiere treffen und erschrocken fliehen die Einhörner. Jack ist verzweifelt, denn er gibt sich die Schuld an dem tragischen Ereignis. Während Lily versucht, ihn zu beruhigen und verspricht ihm, dass derjenige, der ihr ihren Ring wieder bringen könne, sein Verlobter wäre. Anschließend wirft sie den Ring in den Fluss und Jack, all seine Sorgen vergessend, springt dem goldenen Reif hinterher. In derselben Zeit ist es den drei Kobolden unter Blix’ Führung allerdings gelungen, das von dem Giftpfeil getroffene Einhorn einzufangen und zu töten. Sofort fegt ein gewaltiger Schneesturm durch den Wald und Jack wird in dem Fluss eingefroren. In dem Glauben, dass ihr Geliebter tot sei, flieht Lily und wird ebenfalls von den Kobolden gefangen genommen. Jack kann sich aus dem Fluss befreien und wird von dem Anführer der Elfen, der in der Gestalt eines Jungen erscheint, zur Rede gestellt. Mit den beiden Zwergen Brown Tom und Screwball soll der Waldläufer das geraubte Horn zurück bringen, die Prinzessin befreien und den Herrn der Finsternis besiegen… Nachdem der britische Regisseur Ridley Scott nach seinem Kinodebüt „Die Duellisten“ mit „Alien“ und „Blade Runner“ zwei wegweisende und düstere Science-Fiction-Filme drehte, schuf er 1985 mit „Legende“ einen bezaubernden Fantasy-Streifen, der zu den visuell heraus ragendsten Werken im Schaffen Scotts gezählt werden kann. Komplett im Studio gedreht ist dem Film eine gewisse Künstlichkeit zu Eigen, die den märchenhaften Aspekt des Stoffes unterstreicht. 14 Wochen dauerte es, die überbordende Pflanzenpracht in den Pinewood Studios zu installieren. Die äußerst elegante Kameraführung und der angemessene Schnitt runden das visuelle Gesamtergebnis würdig ab. Tragischerweise brannte das kpmplette Set kurz vor Drehschluss ab, sodass mehrere Szenen in einer hastig neu aufgebauten Kulisse gedreht werden mussten. Auch die Maske gehört zu den beeindruckendsten Elementen des Films. Neben den schaurigen Gesichtern der Kobolde wurde mit der Teufelsmaske für den Herrn der Finsternis ein wahres Wunder vollbracht, das selbst heute noch Maßstäbe setzt. Ohnehin ist es dem Film sehr zuträglich, dass nahezu sämtliche Effekte physisch realisiert wurden und ihre Wirkung auch heute noch fast vollständig beibehalten haben. Die Handlung ist alles andere als originell, aber Autor William Hjortsberg schöpft so reich aus dem klassischen Fundus alter Märchenstoffe, dass es wie eine liebevolle Hommage an das Fantasygenre wirkt. Vom gutherzigen Helden wider Willen, der reizenden Prinzessin, dem bösen Gegner mit seinen hässlichen Helferlein sowie Einhörnern, Elfen und Zwergen, der Wald ist mit allen denkbaren Märchenkreaturen bevölkert und verwickelt all diese Stereotypen in einer klassischen Handlung, die zwar kaum Überraschungen bereit hält, stattdessen allerdings zum schwelgen einlädt. Auch mit der Besetzung landete der Regisseur einen Glückstreffer nach dem Anderen. Tom Cruise hat als Waldläufer Jack seinen ersten Kinoauftritt und kein anderer Darsteller würde optisch (und von der Größe) die Rolle dermaßen passend ausfüllen. Auch Mia Sara in der Rolle der Prinzessin Lily ist nicht nur herrlich anzusehen, sondern spielt die keusche, aber leicht selbstbezogene Adlige äußerst überzeugend. Der Herr der Finsternis gehört zu den Paraderollen Tim Currys, der trotz der schweren und mimisch eingrenzenden Maske exzellent spielt. Besonders das dämonische Zähneblecken gehört zu den eindringlichsten Einstellungen des ganzen Films. Ridley Scotts erste Fassung von „Legende“ lief 125, die er anschließend zu dem 113 Minuten langen Director’s Cut zusammenstrich. Als jedoch die Testvorführung nicht den erwarteten Erfolg brachte, kürzte Scott mit seinem Filmschneider Terry Rawlings diese Version zu einer 94 Minuten lange Fassung, die für den europäischen Markt bestimmt war. Produzent Sidney Sheinberg ordnete für den US-Markt weitere drastische Änderungen an, aus denen eine 89 Minuten lange Fassung resultiert. Erst 2000 wurde eine der beiden Kopien des Director’s Cut entdeckt, sodass Ridley Scotts liebste Fassung des Films nun auf DVD und Bluray angesehen werden kann. Jerry Goldsmith und Ridley Scott arbeiteten bereits bei „Alien“ miteinander, doch die eigenwillige Art, mit der der Regisseur mit der Musik umging, führte zu Spannungen im kollegialen Verhältnis. Scott setzte Stücke in anderen Szenen ein, als die, für sie komponiert war oder behielt einfach den Temp Track aus Goldsmith viel früher entstandenen Musik zu „Freud“ im Film. Dennoch willigte der Komponist ein, für “Legende“ die Musik zu schreiben, da ihn der Stoff anscheinend so sehr faszinierte und begeisterte. Diese Hingabe an den Film kann man in jeder Sekunde der Musik hören, die das letzte große Meisterwerk Goldsmiths werden sollte. Für die Vertonung standen ihm ein Orchester sowie ein Chor zur Verfügung und für diesen Klangkörper komponierte er eine Musik, die an seine andere Fantasy-Arbeit „Mrs. Brisby und das Geheimnis von N.I.M.H.“ erinnert. Der sonst so durchsichtige und klare Satz Goldsmiths weicht satten Schichten aus Streichern und Chorgesang, über die sich zarte Holzbläser legen. Außerdem sind fast alle Stücke mit elektronischen Geräuschen angereichert. Ein Jahr zuvor hatte der Komponist mit „Gremlins“ seine erste Filmmusik entworfen, in der die Synthesizer mit den akustischen Instrumenten gleichberechtigt sind. In den folgenden Jahren nahmen die elektronischen Effekte öfters sogar noch mehr Raum ein. Dabei war der Umgang mit dem digitalen Instrumentarium in Musiken wie „Poltergeist 2“, „Hoosiers“, „Extreme Prejudice“ und „Warlock“ allerdings unbeholfen, manchmal sogar überflüssig oder störend. In „Legende“ allerdings setzt Goldsmith die Synthesizer seinem ursprünglichen Ansatz entsprechend als eine Erweiterung des Orchesters ein. So schillert, blinkt und blitzt es in den satten Orchesterteppichen an allen Ecken und Enden so, als wären die zauberhaften Klänge mit einer ordentlichen Portion Diamantstaub bestreut. Kaum ein anderer Komponist hat es geschafft, die märchenhafte Atmosphäre eines dichten, von Fantasiegestalten bevölkerten Waldes in Klänge zu fassen. Doch die Musik spielt auch innerhalb des Films eine bedeutende Rolle. Die beiden lyrischen Hauptthemen werden während der Handlung von Lily selbst gesungen. Eine sehr einfache, an ein Volks- oder Kinderlied erinnernde Melodie steht dabei für die Prinzessin selbst während das andere, etwas längere und musikalisch ausgefeiltere Thema für die Liebesbeziehung zwischen der Lily und Jack steht. Diese Melodie, die mal als sanftes Solo der verschiedenen Holzbläser oder mal in sattem Streichertutti erklingt, gehört zu den schönsten thematischen Einfällen des Komponisten. Neben einem noblen Hornthema für Jacks heroische Seite und einem kurzen Motiv für die Einhörner steht der dritte große musikalische Gedanken für die Elfen. Auch deren Thema wird in Form eines Liedes eingeführt, das vergnügt von den kleinen Wesen im Chor vorgetragen wird. Der dunklen Seite ist kein Leitmotiv zugeeignet, stattdessen entwarf Goldsmith mehrere Klangfarben, die mit den Kobolden und ihrem finsteren Herrscher assoziiert werden. Hierzu gehören insbesondere murmelnde und sehr befremdlich klingende Synthesizer, die die drei Kobolde auf der Pirsch durch den dichten Wald begleiten. All diese Themen und Elemente verknüpft Goldsmith mit filigran orchestrierten Klängen, die oft mit dem vokalisierenden Chor garniert werden. Diese Passagen arbeiten häufig mit eigenen Harmoniefolgen oder kurzen melodischen Wendungen. Allgemein orientiert sich die Musik jedoch deutlich am Verlauf der Bilder, sodass sich innerhalb der einzelnen Stücke mehrere Stimmungswechsel vollziehen. Allerdings ist das alles so sorgfältig gearbeitet und stimmungsvoll, dass der Rezipient sich nur zu gerne von der märchenhaften Atmosphäre verzaubern lässt. Neben dem Elfenchor gibt es in der Musik zu „Legende“ außerdem zwei weitere fast konzertant anmutende Tänze: zur Strafe für seine Fahrlässigkeit zwingt der Elfenführer Jack, zu seiner Fidel zu tanzen. Eine an die aus Motivzellen zusammengesetzte Musik Igor Stravinskys erinnernde Violinstimme treibt hier in anderthalb Minuten hauptsächlich elektronische Stimmen zu einem wirbelnden Höhepunkt. Das Juwel der Musik ist allerdings der furiose Walzer, der erklingt, als der Herr der Finsternis Lily in Versuchung führt und sie mit reizvoller Kleidung und schweren Juwelen ausstattet. Fast mystisch beginnt die Vertonung dieser auch visuell hervorragenden Szene, in der sich Lily immer stärker dem Rausch des sündigen Luxus’ hingibt, sodass auch das Orchesters zu einem ausladenden Walzer ausholt und sich schließlich in einen musikalischen Strudel aus Lust und Leidenschaft hingibt. Für die finale Auseinandersetzung komponierte Goldsmith außerdem längere Actionpassagen voll heroisch schmetternder Fanfaren und wuchtigen Streicherläufe. Ridley Scott war zwar sehr zufrieden mit der Musik, dennoch nahm er einige Veränderungen an der Musik vor. So werden längere Stücke während des Films unterbrochen, ein- oder ausgeblendet und auch einige Stücke aus dem Temp Track wurden in die Filmmusik übernommen. Goldsmith war mit dieser Entwicklung nicht glücklich, doch das größere Unglück stand noch bevor. Nachdem „Legende“ für den amerikanischen Markt auf Anweisung des Produzenten Sidney Sheinberg erneut gekürzt wurde, versuchte das Studio, den Film zu retten, indem man eine Musik im Film verwendete, die eher dem Zeitgeist ansprach und jüngere Zuschauer ins Kino locken sollte. Daher engagierte man die erfolgreiche Gruppe „Tangerine Dream“, die eine Musik schrieb, die in der amerikanischen Fassung Goldsmiths Partitur ersetzen sollte. „Tangerine Dream“ vertonte den Film fast durchgängig mit Musik, die ironischerweise ebenfalls von den Produzenten im Film umhergeschoben und beschnitten wurde. Dieser rein elektronische New-Age-Teppich entspricht mit den langen wabernden Klangflächen und exotischen Instrumenten wie gesampelten Panflöteneiner einer genau gegenteiligen Musik Konzeption zu Goldsmiths detailierter Orchestrierung, dem kreativen Umgang mit der Elektronik und den diegetisch angelegten Passagen wie Llilys Gesängen. Zum Filmstart erschienen je ein Album mit der Musik Jerry Goldsmiths und Tangerine Dreams mit einer Länge von 45 Minuten. Nachdem die Bänder zu der Goldsmith-Musik lange Zeit als verschollen galten, wurden in London wieder Bänder entdeckt, sodass es für Silva Screen Records möglich war, 1992 eine erweiterte CD-Veröffentlichung zu produzieren. Die Produktion dieser CD erwies sich als schwierig, da die Bänder manchmal nur einzelne Spuren enthielten und unbeschriftet waren. Dennoch gelang es, die Elemente erneut zusammen zu setzen, sodass fast die vollständige Filmmusik vorliegt, wie Goldsmith sie ursprünglich intendierte. Daher läuft die CD länger als die Musik im Film, da durch die ganzen Übergänge, Aus- und Überblendungen mehrere Minuten unterschlagen wurden. Zehn Jahre später nach dieser Veröffentlichung legte Silva Screen dieses Album erneut auf, dieses Mal mit überarbeiteten Klang und einem ausführlichen Booklet, das viele Informationen zu Film und Musik enthält. Dem Label ist damit eine äußerst wichtige Arbeit gelungen, denn Goldsmiths Musik entfaltet insbesondere in ihrer (beinahen) Vollständigkeit ihren schwelgerischen Zauber. Klanglich und editorisch somit absolut hochwertig zollt dieses Produkt dem Komponisten und seiner Musik den Tribut, der ihnen für den Film versagt wurde und sollte daher in keiner Filmmusiksammlung fehlen!
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Ich höre gerade folgendes Album...(Teil 2)
Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Filmmusik Diskussion
Leider Wer übrigens etwas über Film und Musik erfahren möchte, kann ja einen Blick in den "Letzter Film, den ich gesehen habe"-Thread werfen... -
Die Vorankündigungs-Veröffentlichungs-und-Gerüchte-Küche (Teil 2)
Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Scores & Veröffentlichungen
Super! -
Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt 2122 befindet sich der Erzfrachter „Nostromo“ der Firma Weyland-Yutani auf dem Rückflug zur Erde. Für die Monate lange Reise befindet sich die aus sieben Mitgliedern bestehende Besatzung im Kälteschlaf. Als sie aus diesem erwachen, erfahren sie, dass sie noch viele Monate von der Ankunft in der Heimat entfernt sind. Stattdessen hat der Zentralcomputer MU/TH/UR den Kurs geändert, weil das Schiff ein unbekanntes Signal empfangen hat, das ein Notsignal sein könnte. Laut Protokoll ist jedes Schiff dazu verpflichtet, solchen Signalen nachzugehen. Die Ingenieure Brett und Parker protestieren. Da sie am wenigsten Gehalt bekommen, sind sie nicht damit einverstanden, eine lange Verzögerung der Heimkehr in Kauf zu nehmen, doch der wissenschaftliche Offizier Ash insistiert auf dem Protokoll und Kapitän Dallas stimmt zu. Wenig später landet die Nostromo auf dem fremden Planeten. Das Raumschiff erleidet dabei allerdings heftigen Schaden. Während sich Dallas, die Navigationsoffizierin Lambert und der stellvertretende Offizier Kane auf die Suche nach der Quelle des Signals machen, beginnen die Ingenieure mit der Arbeit am Schiff. Die drei unfreiwilligen Forscher finden bald ein merkwürdiges Gebilde, bei dem es sich um ein liegen gebliebenes Raumschiff handeln könnte. Darin entdecken sie die fossilierte Leiche eines außerirdischen Wesens. Während die dritte Offizierin Ripley das Signal erneut überprüft und davon ausgeht, dass es sich dabei um ein Warmsignal handelt, begibt sich Kane in die tiefer gelegten Gänge des großen Objekts, um nach weiteren Spuren außerirdischen Lebens zu suchen und findet eine Vielzahl von Eiern, in denen sich etwas pulsierendes Organisches befindet. Als er sich über ein solches Ei beugt, springt ihm etwas entgegen, dass das Visier seines Helmes durchätzt und sich fest an sein Gesicht klammert. Umgehend bringen Dallas und Lambert den bewusstlosen Kameraden zum Schiff, doch Ripley, die nun als ranghöchste Offizierin das Kommando auf dem Schiff hat, verweigert den drei den Zutritt. Sie orndnet eine 24 stündige Quarantäne für die drei an, da sie befürchtet, dass Kane eine Krankheit auf die Nostromo bringen könnte. Dallas und Lambert protestieren, doch Ripley bleibt hart. Schließlich öffnet Ash doch die innere Luftschleuse und lässt, fasziniert von dem Gedanken, eine neue Lebensform entdecken zu können, die verzweifelten Offiziere hinein. Keins der Besatzungsmitglieder ahnt zu diesem Zeitpunkt, dass sie damit den Tod in das Schiff gelassen haben… „It’s pure terror.“, sagte Ridley Scott einmal über „Alien“. Dieser Satz trifft ohne Frage den Kern der Sache, denn kaum ein anderer Film, der sich hauptsächlich auf Horror-Elemente stützt, hat so wenig von seiner Intensität und seiner Wirkung eingebüßt wie eben dieser Meilenstein des Sci-Fi-Horrors. Wie später auch „Das Ding“ oder „Leviathan“ wird in Alien mit dem Paradoxon einer unendlichen Weite gespielt, in der man trotzdem klaustrophobisch eingepfercht ist. Die Mannschaft der Nostromo befindet sich im unendlichen Weltall, wird allerdings in langen und engen Gängen in die Ecke gezwungen und hat keine Möglichkeit zur Flucht, sondern muss sich der Gefahr stellen. Besonders interessant wird es, wenn man „Alien“ mit einem weiteren Kultfilm des Science-Fiction-Genres vergleicht, der ebenfalls 1979 in die Kinos kam: „Star Trek: Der Film“. Fast scheint es, als liefere „Alien“ einen krassen Gegenentwurf zu der immer höflichen, gestriegelten und gutgelaunten Mannschaft der „Enterprise“. Statt eines hochtechnisierten Raumschiffes bekommt der Zuschauer mit der „Nostromo“ ein veraltetes Frachtschiff zu sehen. Die Befehle stehen nicht im Sinne einer friedfertigen, weltfriedlichen Föderation, sondern werden von einem strikt berechnenden Zentralcomputer eines inhumanen Konzerns gegeben. Statt einer hübsch uniformierten Besatzung, die untereinander befreundet ist, sind die sieben Besatzungsmitglieder der „Nostromo“ ungewaschen, unrasiert, unfreundlich, gereizt und streiten um Bonuszahlungen. Fast jede Kleinigkeit in „Alien“ dient der Erzeugung einer befremdlichen, unangenehmen Atmosphäre. Hierzu tragen neben den ziwschenmenschlichen Konflikten insbesondere die beklemmenden Kamerafahrten durch das Schiff bei. Die hervorragend gestaltete Kulisse mit ihrer Vielzahl an Schläuchen, blinkenden Lichtern und riesigen Computern ist durch und durch zweckmäßig. Die einzige Zierde bilden aus Pornoheften ausgeschnittene Nacktbilder an der Wand einer Schlafkammer. „Alien“ zeichnet sich durch ausnahmslos hohe Produktionswerte und brillantes filmisches Handwerk aus. Die meditativ gleitende Kameraführung sorgt für eine trugvolle Stille, die den Film noch beklemmender werden lässt. Auch wenn es sich um einen Horrorfilm mit Actionelementen handelt, so ist seine Erzählweise irritierend ruhig und schweigsam. Die eingestreuten Schockeffekte sind umso wirkungsvoller, weil sie in besonders trügerischen Augenblicken platziert werden. Nachdem Kane aus seiner Ohnmacht erwacht, erleben wir die Mannschaft der Nostromo erstmals völlig ausgelassen und glücklich, bis das Böse im wahrsten Sinne des Wortes hervorbricht. Dieses erscheint in Form eines von H. R. Gigers entworfenen und von Carlo Rambaldi gebauten Aliens, das auch heute noch viele computeranimierte Kreaturen in die Tasche steckt! Auch die anderen Spezialeffekte wie Ashs Ausbruch haben nichts von ihrer Wirkung eingebüßt. Dennoch ist es dem Film hauptsächlich anzurechnen, dass er sich eben nicht auf derartige Schauwerte verlässt, sondern viel mehr mit den Ängsten der Zuschauer spielt. Auch die durchwegs beeindruckenden Leistungen der Darsteller machen viel von dem Erfolg des Films aus, allen voran natürlich Sigourney Waver als Ripley, die in der Rolle der ersten Actionheroin der Kinogeschichte brilliert. Ihr entschlossenes Spiel, das aber auch Raum für verzweifelte Augenblicke lässt, macht diese Figur zu einer glaubwürdigen Protagonistin. Tom Skerritt überzeugt durchweg als sympathischer Kapitän Dallas und Veronica Cartwright hat als von der blanken Panik verstörte Navigationsoffizierin Lambert mehrere starke Momente. Ian Holms Darstellung des ehrgeizigen und unmenschlichen (!) wissenschaftlichen Offiziers Ash, der nur zu seinen eigenen Forschungszwecken und den Verdiensten des Konzerns handelt, ist ebenso großartig wie Yaphet Kotto als Maschinist Parker, der den Draufgänger der Mannschaft gibt. Harry Dean Stanton als sein schweigsamer Kollege Brett sorgt in der längsten Suspense-Szene des Films für Gänsehaut pur. Einzig und allein John Hurt hat als Kane eine undankbare Rolle, muss er hauptsächlich bewusstlos im Labor liegen. Insgesamt ist „Alien ein absoluter Meilenstein der Kinogeschichte. Hervorragend gespielt, grandios ausgestattet und von Ridley Scott meisterhaft inszeniert sorgt dieser Film auch heute noch für Spannung, Angst und – puren Terror! Kein anderer Komponist schien für die Vertonung von „Alien“ so geeignet zu sein wie Jerry Goldsmith, der in den 60er Jahren mit ungewöhnlich modernistischen Konzepten und unkonventioneller Instrumentation auf sich aufmerksam machte. In den 70er Jahren steuerte er zielsicher auf den Höhepunkt seiner Karriere zu, den er 1976 mit seiner hervorragend konzipierten und polystilistischen Musik zu „Logan’s Run“ und einem Oscar-Gewinn für „The Omen“ erreichte und der bis in die frühen 80er Jahre anhielt. „Alien“ bot dem vielseitigen Komponisten auf eine breite Palette musikalischer Elemente zuzugreifen, denn neben vielen Spannungspassagen, Schockmomenten und mehreren Actionpassagen verlangte die Musik auch nach einigen wenigen besinnlichen Takten für den Kälteschlaf und die unendlichen Weiten des Weltalls. Außerdem benötigt ein solcher Film einen Komponisten mit einem genauen Gespür für den richtigen Musikeinsatz – eine Vorraussetzung, die Goldsmith ohne Frage mitbrachte. So sind es insbesondere die unvertonten Szenen, mit ihrer reellen und beklemmenden Geräuschkulisse wie Kettenklirren und tröpfelndem Wasser die Spannung zusätzlich erhöhen, um der anschließend einsetzenden Musik eine noch stärkere Wirkung zu verleihen. Goldsmith, der den Filmmusikkanon zu dieser Zeit fast spielerisch um einen Höhepunkt nach dem anderen bereicherte, lieferte mit „Alien“ ohne Frage ein wahres Meisterwerk ab! Nachdem er bereits in „Star Trek: Der Film“ das Universum mit rauschhaften Klängen und die Raumfahrer mit einem heroischen Marsch ausstattete, ist die Musik zu „Alien“ genau wie der Film ein deutlicher Gegenentwurf. Hier steht das Unheimliche in Form des Unbekannten im Fordergrund. Die Faszination für die Unendlichkeit des Alls geht nicht mit heroischem Pathos, sondern mysteriöser Befangenheit einher. Für die Vertonung stand dem Komponist ein Symphonieorchester zur Verfügung, das er zusätzlich um einen Synthesizer und mehrere Echoplexe sowie mehrere exotische Instrumente wie das Didgeridoo und den Serpent, eine Art Mischform aus Fagott und Tuba. Auch wenn es mehrere Themen und Motive gibt, so ist die Musik zu „Alien“ hauptsächlich klangkulinarischer Kultur. Außer hier hat man vielleicht noch in einigen Passagen zu „Poltergeist“ derart delikat instrumentierte Stücke, wie sie in „Alien“ durchweg gestaltet sind. Neben den Klängen der exotischen Instrumente ist es vor Allem der gewiefte Einsatz der elektronischen Hilfsmittel, die der Musik ihren faszinierenden Reiz verleihen. Insbesondere der Einsatz mehrerer Echoplexe, die live bei den Aufnahmen zum Einsatz kamen, spielen dabei eine wichtige Rolle. Anstatt die echoisierten Stimmen einzeln aufzunehmen und später auf die Orchesteraufnahmen zu legen entschied man sich für den komplizierteren Weg, die jeweiligen Elemente gleich in dem Orchester abzunehmen. Hierbei ergeben sich faszinierende Klänge wie die leicht wankenden Flötenfiguren für den Kälteschlaf, die krachenden Col-legno-Schläge der tiefen Streicher bei der Entdeckung des Skeletts und die ekelhaften Akkorde der gezupften Violinen und der Harfe in höchster Lage. Für die Raumfahrt komponierte Jerry Goldsmith ein harmonisch komplexes Thema für die Solotrompete – ein Instrument, das bei dem Komponisten eigentlich immer mit maskulinem Heldentum verbunden werden kann, hier aber viel mystischer, verhaltener in Szene gesetzt wird. Dieses Thema ist das einzige wirklich melodische Element innerhalb der Musik und bildet so auch die ganz wenigen Lichtblicke innerhalb der düsteren und oft experimentellen Klangcollagen. Außerhalb dieses Themas fußen fast alle wichtigen wiederkehrenden Melodien auf dem Intervall der großen Sekunde wie auch jenes für das Alien selbst. Auf eine fallende Sekunde folgt ein ebenfalls fallender Tritonus und bildet so ein viertöniges Motiv für den „perfekten Organismus“. Auch die pendelnde Flötenfigur für den Kälteschlaf besteht aus einer stets wiederholten großen Sekundwippe. Diese leitmotivischen Ideen bettet Goldsmith stets in hervorragend auskomponierte, klanglich äußerst fein modulierte Stücke. Insbesondere der Klang des Digeridoos kombiniert mit aleatorisch spielenden Violinen in höchster Lage ergibt eine besonders fremde Klanglichkeit, die auch Ridley Scott außerordentlich gefiel. Für die Actionpassagen arbeitet Goldsmith wie so oft mit kurzen und markanten Motiven, die mit fast penetranter Wiederkehr unbarmherzig auf den Rest des dissonant reagierenden Orchesters einzuprügeln scheinen oder gestaltet solchen Suspense-Passagen wie der Szene in dem Lüftungsschacht lange Stücke mit nur einem kurzen Motiv aus. Auch Goldsmith dürfte mit seiner Komposition zufrieden gewesen zu sein, doch machte er die Rechnung ohne den Regisseur und seinen Filmschneider Terry Rawlings. Ridley Scott missfiel anscheinend der thematische Ansatz in den ersten Filmminuten und bat den Komponisten um klangorientiertere Passagen, sodass Goldsmith nach Abschluss der eigentlichen Aufnahmen weitere 20 Minuten für „Alien“ komponierte und aufnahm. Dennoch war damit kein abschließendes Ergebnis erreicht, denn den Komponisten erwartete bei einer späteren Filmsichtung eine böse Überraschung. Abgesehen von einem einzigen Stück wurde die Musik zu keiner Szene so platziert wie von Goldsmith vorgesehen. Vielmehr hatten Ridley Scott und Terry Rawlings die Musik eher wie Versatzstücke aus einer Kinothek verwendet. Während Scott nicht in der Lage war, seine Wünsche für die Musik deutlich genug zu kommunizieren und auch nicht abschätzen konnte, was Filmmusik zu leisten im Stande war und was nicht hatte Rawlings bereits seine eigenen Vorstellungen getroffen. Er selbst hatte, um Goldsmith Tribut zu zollen, den Rohschnitt mit dessen Musik zu „Freud“ unterlegt. Der Komponist war darüber wenig erfreut, aber Scott und sein Filmschneider hatten sich schließlich so sehr an die Musik gewöhnt, dass sie die völlig anders konzipierte Originalmusik gar nicht erst in den Film aufnahmen und somit in den entsprechenden Szenen immer noch „Freud“ zu hören ist. Rawlings unterlegte außerdem das Finale und den Abspann mit einem Auszug aus Howard Hansons „romantischer Symphonie“, deren Einsatz Scott ebenfalls für so gut befand, dass Goldsmiths Vertonung des Schlusses und seine Abspannsuite nicht im Film zu hören sind. Die Musikspur zu „Alien“ ist somit schlichtweg ein Desaster, das Goldsmiths hervorragender Originalmusik nicht ansatzweise gerecht wird. Als Trostpflaster hatte er die Möglichkeit, das zum Filmstart erscheinende LP-Album mit eigens ausgewählten Stücken zusammen zu stellen. Während die vollständige Filmmusik größtenteils aus Suspense-Material besteht, versuchte Goldsmith für einen unterhaltsameren Hörfluss, eine Balance zwischen den melodischen Passagen und den Actionmomenten zu erstellen, während er die Suspense-Musik zu nur zwei Stücken zusammen strich. Es überrascht, dass er für das Album auch auf einige auf Scotts Vorstellungen zurück gehende Nachkompositionen zurückgriff. In der Tat bietet der LP-Schnitt der Musik ein sehr rundes und abwechslungsreiches Hörerlebnis, während die vollständige Musik mit ihren vielen sehr subtil gestalteten Spannungsmomenten manchmal etwas anstrengend sein kann. 2007 erhielten Goldsmith-Fans erstmals die Gelegenheit, in den Genuss der Originalfassung mittels einer DVD-Veröffentlichung des Filmes zu kommen, der neben der isolierten Musikspur auch Goldsmiths original intendierte Fassung als eigenständig anwählbare Iso-Spur enthielt. Dieses vorbildliche Produkt ist ein faszinierendes Forschungsobjekt, das allen Interessierten ans Herz gelegt sei. Natürlich machten bald von dieser DVD gezogene Bootlegs die Runde, die einen guten Ersatz für die längst vergriffene und nur noch teuer gehandelte CD-Ausgabe des LP-Schnitts darstellten. Schließlich nahm sich Intrada der harrenden Fans an und veröffentlichte ein 2-CD-Set mit Goldsmith vollständiger Originalmusik und den kompletten Neuaufnahmen auf der ersten CD und weiteren alternativen Fassungen sowie dem LP-Schnitt auf CD 2. Das äußerst informative Booklet enthüllt dem Leser unzählige Fakten über die Musik und wartet zusätzlich mit genauen Angaben über die Verwendung der einzelnen Stücke im Film auf. Klanglich und editorisch bestechend bildet dieses Set die definitive Veröffentlichung dieser grandiosen Musik, die in wirklich keiner Filmmusiksammlung fehlen darf!
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Ich höre gerade folgendes Album...(Teil 2)
Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Filmmusik Diskussion
Also "Buisy Man" ist schon allererste Sahne -
Also ich kann mich über meine Deutschnoten (zumindest in der Oberstufe) nicht beklagen Aber Souchak hat recht: Es kommt nichts von Ungefähr, auch wenn ich nie wirklich Mühe damit hatte, mich mit der deutschen Sprache auseinander zu setzen (die ich sehr liebe). Bevor ich mein Regal mit CDs und Partituren vollstellte, waren es Bücher, mit der ich mir die Zeit in meiner Kindheit und frühen Jugend vertrieb. Meine Vorliebe galt dabei vor Allem den historischen und abenteuerlichen Romane Dumas', Stevensons und natürlich Karl Mays (hier auch lieber die historischen Romane als die Wildwestgeschichten)! Das Verinnerlichen dieser Werke machten es mir immer leicht, mich auszudrücken. Was viel schwerer ist und was ich meiner Meinung nach manchmal immer noch nicht hinbekomme, ist das sinnvolle Strukturieren meiner Gedanken und Eindrücke. Ich versuche, dass sich - wie es auch in einem gut komponierten Musikstück sein sollte - das eine aus dem anderen ergibt und ein logischer Bogen vollzogen wird. Aber da hilft einfach nur, weiter zu schreiben und zu verfassen, denn Übung macht schließlich den Meister.
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Omen III Für Damien Thorn, Satans Sohn lief bisher alles nach Plan. Durch seine höllischen Komplizen gelang es ihm seit frühester Kindheit, jeden aus dem Weg zu räumen, der sich seiner Karriere in den Weg stellen wollte. Von seinem Onkel Richard erbte er die Thorn Enterprises, die er zu einem der mächtigsten Unternehmen der Welt ausbaute und ihn zu einem der einflussreichsten Männer der USA machte. Doch Damien sieht sich einer neuen Bedrohung gegenüber: Eine einmalige Sternenkonstellation steht unmittelbar bevor und deckt sich mit einer Prophezeiung, die die Rückkehr Jesu voraussagt. Zur gleichen Zeit gelangt ein italienischer Mönchsorden wieder in den Besitz der sieben Dolche von Meggido – die einzige Waffe, mit der der Sohn Satans getötet werden kann. Die Dolche wurden bei Bergungsarbeiten aus den Trümmern des Thorn Museums geborgen und gelangten über Umwege nach Italien. Damien Thorn hat keine Ahnung von dieser Bedrohung, sein Ziel ist es, den wiedergeborenen Sohn Gottes sofort zu töten und da alles darauf hindeutet, dass der Erlöser in England zur Welt kommen wird, tritt er in die Fußstapfen seines Vaters und wird durch eine dämonische Fügung der amerikanische Botschafter Großbritanniens. In seinem Geburtsland eingetroffen wird Damien gleich in die höhere Gesellschaft eingeführt und lernt auch die Fernsehmoderatorin Kate Reynolds kennen, der er für ein Interview zusagt. Während der Sendung wird Satans Sohn von einem Mönch mit einem der Dolche angegriffen, doch der Attentäter verfängt sich in einem Kabel, stürzt und löst einen Brand aus, bei dem er selber grausam getötet wird. Damien bleibt unversehrt, aber sein Misstrauen ist geweckt. Somit kann er weiteren Angriffen seitens der Mönche vorbeugen, die ihren Einsatz mit dem Leben bezahlen. Der Druck auf Damien wird dennoch immer größer, denn schließlich ist die Nacht gekommen, in der Jesus in seiner menschlichen Gestalt auf die Erde zurückkehren soll. Der Antichrist schart eine Gruppe höriger Höllendiener um sich, der er einen grausamen Auftrag gibt: Alle männlichen Säuglinge, die in der zwischen 0:00 und 06:00 Uhr am 24. Juni geboren wurden, sollen getötet werden. In den folgenden Tagen häufen sich merkwürdige Begebenheiten, denen unzählige Neugeborene zum Opfer fallen… Der Erfolg der ersten beiden „Omen“-Teile veranlasste Produzent Harvey Bernhard, einen weiteren Teil zu produzieren. Anfangs sollte erneut Richard Donner, der auch bei „The Omen“ auf dem Regiestuhl saß, die Leitung übernehmen, doch seine Auseinandersetzungen bei „Superman II“ hatten zur Folge, dass Donner ebenfalls als Produzent tätig wurde und statt seiner Graham Baker Regie für „Final Conflict“ führte. David Seltzer war nicht mehr für das Drehbuch verantwortlich, doch der neue Autor Andrew Birkin konnte auf eine Menge viel versprechenden Stoff zurückgreifen. Damien war sich ab dem Finale des zweiten Teils über seine Bestimmung und seine Macht völlig im Klaren. Von dem instinktiv handelnden Kind zum an sich selbst zweifelnden pubertären Jugendlichen hatte der Antichrist nun eine Wandlung vollzogen: Er nahm seine Bestimmung an! Damien Thorn ist mit 32 Jahren ein selbstbewusster, erfolgreicher Mann, dem alles zu gelingen scheint. Erneut begleiten wir den bösartigen Protagonisten nun also während seines Feldzugs gegen die Vertreter des christlichen Glaubens und all jene, die sich ihm auf eine erdenkliche Weise in den Weg stellen könnten. Hierbei missachtet der Film sogar einen ganz wichtigen Aspekt der voran gegangenen Teile: Damien kann nur mit allen sieben Dolchen gleichzeitig getötet werden! Das Vorhaben der Mönche, den Antichristen einer nach dem anderen anzugreifen, konfligiert mit Bugenhagens Erläuterungen. Der familiäre Aspekt fällt dabei leider weg, denn von den nahen Angehörigen ist seit dem zweiten Teil keiner mehr am Leben. Auch die fiese Kombination von kindlicher bzw. jugendlicher Unschuld und dem personifizierten Bösen bleibt logischerweise aus. Der erwachsene Damien ist schlicht und ergreifend ein Bösewicht wie viele andere auch. Zwar mit einigen bemerkenswerten Fähigkeiten, aber ein im Großen und Ganzen ein berechnender, starker erwachsener Mann. Er könnte somit also auch vielleicht der Gegenspieler Supermans oder James Bonds sein. Was also bleibt ist die Grundkonstellation in der bemitleidenswerte Gutmenschen, ahnungslose Opfer oder religiöse Fanatiker auf brutale Art und Weise ihr Ende finden. Dieses Konzept war bereits beim zweiten Teil allbekannt und wurde mit einigen brutalen Schockeffekten gewürzt. Ähnlich verhält es sich beim dritten Teil: Hier wurden die Tötungsszenen besonders eindrucksvoll in Szene gesetzt wie der äußerst blutige Kopfschuss, dem der ehemalige US-Botschafter zum Opfer fällt, um Damien Platz zu machen oder der makabre Tod des ersten Mönchs bei der TV-Sendung. Als sei das nicht genug, versuchte man nun den Zuschauer offenbar an einer ganz empfindlichen Stelle zu erwischen: Dem Tod hilfloser Säuglinge. Zwar werden diese Handlungen immer außerhalb der jeweiligen Kameraeinstellung durchgeführt, dennoch muss man sich fragen, ob es nötig ist, über drei Minuten bösartigen Krankenschwestern dabei zuzusehen, wie sie die Sauerstoffversorgung von Brutkästen abdrehen, wie ein Priester einen Säugling bei dessen Taufe erstickt oder eine hypnotisierte Mutter ihren Erstgeborenen mit einem Bügeleisen tötet. Natürlich hinterlassen diese Szenen einen Eindruck, aber ihre Schockwirkung ist nicht durch die fiesen Unfälle, die durch ein Kind herbeigeführt werden, bedingt, sondern durch eine platte Grenzüberschreitung. Letzten Endes tut sich der Film hiermit keinen großen Gefallen und kann auch nicht darüber hinweg täuschen, dass das vorhersehbare Handlungskonzept mittlerweile ziemlich totgeritten wurde. Die darstellerischen Leistungen bewegen sich wie in den vorangegangenen Filmen auf solidem Niveau ohne große Ausbrüche nach oben oder unten. Nachdem man darüber nachdachte, die Hauptrolle mit Marlon Brando oder Gene Hackman zu besetzten, entschied man sich doch für den unbekannten Sam Neill, der seine Sache recht gut macht, manchmal aber ein bisschen zu bemüht rüberkommt. Lisa Harrow muss als Kate Reynolds für das emotionale Gegengewicht sorgen. Eine Aufgabe, die sie soweit es bei ihrer doch kleineren Rolle möglich ist, recht gut meistert Rossano Brazzi als Vater DeCarlo und seine Mönchskollegen gehören mit ihren ganz unterschiedlichen Herangehensweisen zu den interessantesten Gesichtern des Films. Insgesamt ist „The Final Conflict“ ein mittelmäßiger Horrorstreifen, der sogar weit hinter dem zweiten „Omen“-Teil zurück bleibt und kaum über nennenswerte Elemente verfügt, die ihn zu einem würdigen Nachfolger der „Omen“-Reihe machen. Bei einer Filmreihe mit wechselnden Regisseuren und Autoren, in denen entweder alle Hauptpersonen pro Film ums Leben kommen oder in der Fortsetzung von anderen Darstellern gespielt werden und sich von einem Teil zum Anderen Zeitsprünge von mehreren Jahren vollziehen, ist es besonders wichtig, ein Element zu haben, dass alle drei Teile verbindet. Produzent Bernhard wusste somit um die Bedeutung von Jerry Goldsmiths Funktion als Filmkomponist, der er stets einen Teil seiner Aufmerksamkeit einräumte. Goldsmith, der ungerne lange bei einem Projekt verweilte, blieb jedoch „The Omen“ durchweg treu, denn hier konnte er, auch wenn anfangs mit begrenzten Mitteln, seine Konzepte stets umsetzen. Die „Omen“-Reihe spannte dabei den Höhepunkt des Goldsmithschen Schaffens genau ein. Folgten auf „The Omen“ Meilensteine wie „Logan’s Run“, veredelte er 1981 neben „Final Conflict“ auch die TV-Miniserie „Masada“ mit seinen wuchtigen Klezmer-Klängen für Orchester oder den Disney-Spielfilm „Mit dem Wind nach Westen“ mit einer großartigen Abenteuermusik. Standen in der ersten Hälfte seines Schaffens ungewöhnlich modernistische Konzepte und unkonventionelle instrumentale Besetzung im Fokus seiner Kompositionen, so gaben ihm nun die größeren Produktionen die Möglichkeit, mit voll besetzten Orchestern zu arbeiten, die in filmmusikalischen Glanzleistungen wie „Secret of N.I.M.H.“ oder optimistisch kräftiger Kriegsfilmmusik wie „Inchon“ resultierten. Der immer größer werdende Anteil traditioneller Elemente in dem Schaffen des Meisters macht sich auch in dem jeweiligen Ansatz seiner „Omen“-Musiken bemerkbar. Schlug sich der Gegenpol der Elternliebe und der Zerstörungswut des kleinen Satansbraten in dem krassen Gegensatz zwischen lieblicher Melodik und archaischer schwarzen Messen nieder, so wurde der vokale Anteil in der Musik für „Damien: Omen II“ deutlich größer. In fast jedem Stück war nun der Chor zu hören während melodische Anteile stark zurückgingen. „Final Conflict“ entspricht den spätromantisch angehauchten Partituren dieser Zeit und bildet einen deutlichen Bruch zu den beiden voran gegangenen Vertonungen. Es lässt sich streiten, inweifern Goldsmith seine Aufgabe, eine musikalische Klammer um die Filme zu setzen, erfüllt hat. In Bezug auf den Films selbst ist die Musik allerdings über jeden Zweifel erhaben, denn die gewaltigen Klänge verleihen den Bildern erst ihre atmosphärische Dichte und das richtige Tempo. Für „Final Conflict“ stand dem Komponisten nun das erhoffte große Orchester mit einem ebenfalls üppig besetzten Chor zur Verfügung von dem er auch ordentlich Gebrauch machte. „Final Conflict“ gehört zu den pompösesten und ausuferndsten Werken in Goldsmiths gesamten Schaffen. Der oft heran gezogene Vergleich einer Oper trifft hier allerdings weniger zu. Zwar hat das der Musik fast durchweg anhaftende Pathos etwas künstlich-opernhaftes, allerdings entspricht diese Partitur eher einer gewaltigen spätromantischen Chorsymphonie und bewegt sich außerdem sehr nahe an ähnlich gelagerten Kompositionen des Golden Age – insbesondere Erinnerungen an Miklos Rozsa werden beim Hören von „Final Conflict“ unmittelbar wach. Jerry Goldsmith griff für den dritten Film auf kein Material des ersten oder zweiten Films zurück. Zwei neue Themen bestimmen wesentlich die leitmotivisch konzipierte Musik: Ein markantes und kräftiges Thema für Damien und eine sanfte Melodie für Jesus und seine sechs Diener, das während der Wiedergeburt des Heilands zu einer grandiosen Hymne gesteigert wird. Damiens Thema eröffnet Film und Musik in einer forschen Darbietung der Hörner und zieht sich wie ein roter Faden durch das Werk. Mal in der Flöte und dem Fagott langsam heranschleichend, mal in voller Streicherbesetzung oder gar vom Orchester mit Chor intoniert ist es fast omnipräsent und brennt sich in das Gedächtnis des Hörers ein. Das Thema Jesu ist nicht minder wandlungsfähig und begegnet uns dank Goldsmiths versiertem Umgang mit seinem Material in immer neuen Facetten. Insbesondere die sanfte Darbietung dieses Themas durch die Streicher während Vater DeCarlos Gebet gehört zu den schönsten Ruhepunkten dieser so oft auftrumpfenden Musik. Den Höhepunkt erreicht das Thema während der Wiedergeburt und des Finales, in denen diese Melodie in vollem Streicher- und Chorsatz dargeboten und von Hornkontrapunkten flankiert wird. Derartige heroische Überhöhungen ist man von Goldsmith nicht sonst gewohnt. Das grausame Ableben der einzelnen Mönche versah der Komponist mit eigenem musikalischen Material. Ein pulsierender elektronischer Effekt liefert das Fundament für aufgebrachte Streicher, Xylophon und stoßhaft gerufene Worte des Chors. Die Szenen, in denen Damien einen Dialog mit seinem wahren Vater hält, vertonte Goldsmith leicht modernistisch. Lang gehaltene Töne der tiefen Streicher, frei- und teilweise atonale Melodien der verhaltenen Holzbläser und einzelne Zupfer der Harfe sorgen für eine befremdliche Atmosphäre. Jenseits dieser situationsbezogenen Elemente komponierte Goldsmith auch mehrere in sich geschlossene Stücke, die wichtige Szenen untermalen. Hierzu gehören die rund fünf Minuten Musik während des fast wortlosen Selbstmordes des US-Botschafters zu Beginn, denn Goldsmith meisterhaft unterlegte. Seufzende Chorlaute, sich dehnende Holzbläsermelodien steigern sich zu einem gewaltigen Höhepunkt, bis dem Politiker schließlich der Hinterkopf auseinander platzt. Zu den größten Würfen der Musik gehört auch unzweifelhaft die Vertonung einer englischen Fuchsjagd, an der Damien teilnimmt. Der galoppierende Rhythmus der Pauke und die treibenden tiefen Streicher bilden das Fundament für eine Hetzjagd der Bläser und Violinen, die Damiens Thema, von dem Tamburin voran gepeitscht, durch Hornrufe und Trompetenfanfaren manövrieren. Goldsmiths Spiel mit musikalischen Klischees und Topoi in Kombination mit seinem markanten Themenmaterial führt hier zu einer wahrlichen Ohrenfreude! Angesichts der großartigen Qualität der Musik ist es umso erstaunlicher, dass zum Filmstart kein Album erschien. Erst vier Jahre später rettete Varèse Sarabande die Musik durch ein CD-Album vor dem Vergessen. Dieses frühe digitale Produkt litt stark unter der schlechte Tonqualität, sodass Freunde der Musik dank der 2001 erschienenen „Deluxe Edition“ aufatmen konnten. Diese bestach nicht nur durch eine bessere Tonqualität und ein sehr informatives Booklet, sondern zusätzlich neuer Musik, denn nun konnten auch die Suspense-Passagen für Damiens „Gebete“ erstmals losgelöst vom Film gehört werden. Die filmchronologische Sequenzierung legt allerdings ein Problem der Musik offen: Nach der Montage der Säuglinge geschieht in der Musik nicht mehr viel. Beeindruckte Goldsmith in der ersten Hälfte noch durch immer neue Darbietungen seiner Themen kehrt nun deutlicher Leerlauf ein. Alles ab Track 10 Gehörte ist aus der ersten Album-Hälfte bekannt, wurde oft durch wenig interessante Brückenpassagen gestreckt, sodass die Musik leider in der Mitte durchhängt. Nichts desto trotz handelt es sich bei „Final Conflict“ um ein faszinierendes Werk in Goldsmiths Schaffen. So dicht bewegte sich der Meister kaum in den Sphären der üppigen Spätromantik und bombastischen Golden-Age-Vertonung. Diese Musik hat absolut nichts mit den voran gegangenen Teilen gemein und sollte als eigenständiges Werk betrachtet werden. Dennoch dürften diese bombastischen Klänge bei vielen Freunden der Filmmusik Anklang finden!
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Das Schöne ist ja, dass die 90er-Playmobil-Ritter mit ihren bunten Farben und den Klischeehaften Wappen (Schwan, Turm, Löwe etc) tatsächlich so aussahen wie Technicolor-Golden-Age-Ritter. Was eignet sich für so eine Szene besser als Korngolds "Turnier" aus seinem Robin Hood? Ich selber begrüße die Neuentdeckung Korngolds sehr. Alleine hier in Lübeck haben sie letztes Jahr den "Ring des Polykrates" gegeben und spielen diesen Sommer "Die Tote Stadt" - insofern gibt's mittlerweile mehr Korngold, aber seine Rennaissance vollzieht sich sehr langsam.
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Da ich gerade diese Reihe hinter mir habe, muss ich Oli zustimmen, dass sich die Filme unterscheiden, nicht aber was den Favoriten angeht Nach wie vor halte ich den ersten Teil für den besten, denn hier stimmt einfach alles: Die diabolische Musik, die Diskrepanz zwischen Elternliebe und der Zerstörungswut des Sohnes, der Kombination von kindlicher Unschuld und dämonischer Bösartigkeit sowie wirkungsvoll eingestreute Schockmomente. Der zweite Teil enthält fast alle diese elemente, ist aber in Hinblick auf Damien, der nun selbstständig denken, fühlen und handeln kann, etwas abgeschwächt, zieht aber in Sachen Gewalt stärker an. Die Musik schlägt zwar in eine ähnliche Kerbe wie die des ersten Teils, bildet eine Brücke zu der chorsinfonischen Musik des letzten Films, verfügt aber leider über keine große Eigenständigkeit. Der dritte Film fällt dann stark ab. Statt des erwarteten großen Böse gegen Gut ist Damien ein makellos gekleideter Geschäftsmann, der zum paranoiden Säuglingsmörder degradiert wurde. Goldsmiths Musik hat auch nur noch wenig mit den ersten beiden Teilen zu tun. Stattdessen präsentiert uns der Meister eine herrlich süffige spätromantische Schlachtplatte, die sich deutlicher von den archaischen, primitiven und klaren ersten Musiken nicht hätte unterscheiden können. Dennoch ein wirklich großer Wurf!
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Ich wünschte dem wäre so. Man muss sich aber auch fragen, inwiefern man "Wichtigkeit" bemisst. Wenn man z.B. vom Einfluss her ausgeht, hat Korngold wegen seines ab einem bestimmten Zeitpunkt "überholten" Stils in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts kaum seine Spuren hinterlassen. Auch, dass er zeitgenössische Komponisten geprägt hat (abgehesen von John Williams), wäre mir nicht bekannt. Stattdessen hat er auf famose Weise Einflüsse der Spätromantik und des Impressionismus zu einer eigenen schillernden Klangsprache verarbeitet. Dennoch erhält Konrgold leider viel zu wenig Aufmerksamkeit in der Musikwelt, als Filmkomponist abgestempelt erinnern sich einige vielleicht noch dunkel an sein "Violinkonzert" oder "Die tote Stadt". Bei mir persönlich hält der gute Mann allerdings seit Ewigkeit einen Ehrenplatz, denn außer Martin Böttcher hat insbesondere er die verregneten Sonntagnachmittage meiner Kindheit mit seinen schwungvollen Kompositionen in den Errol-Flynn-Filmen gerettet und mit der Neueinspielung zu "Robin Hood" die Abenteuer meiner Playmobil-Ritter untermalt.
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Dann wirf mal einen Blick in den "Letzten Film, den ich gesehen habe"-Thread
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Damien: Omen II Archäologe Carl Bugenhagen erfährt aus der Zeitung von dem Tod des amerikanischen Botschafters Großbritanniens und dessen Frau. Robert Thorn war wenige Wochen zuvor bei Bugenhagen und offenbarte ihm, dass sein Adoptivsohn Damien der Antichrist sei, woraufhin der Archäologe ihm sieben Dolche übergab, die einzige Waffe, mit der man den Sohn Satans töten könne. Nach dem Tod seiner Eltern wird der junge Damien Thorn von seinem Onkel Richard Thorn, dem reichen Besitzer des Großunternehmens Thorn Industries, aufgenommen, in dessen Familie er nun aufwächst. Alarmiert wendet sich der vom Alter geschwächte Bugenhagen an seinen Freund Michael Morgan, um Richard Thorn persönlich ein mit einer Warnung versehenes Paket zu überbringen, doch Morgan ist skeptisch. Daraufhin nimmt ihn sein Freund zu einer Ausgrabungsstätte an Yigaels Mauer, deren alte Malereien alle Gesichter des Antichristen aufzeigen. Michael Morgan erkennt nun, dass es sich bei einem der Gesichter um den sechsjährigen Jungen handelt, der in der Zeitung abgebildet ist, doch die Erkenntnis kommt zu spät. Wie durch eine überirdische Kraft stürzt die Tempelruine ein und begräbt Morgan und Bugenhagen unter einer Masse von Sand und Schutt. Sieben Jahre später beginnt für Damien und seinen Cousin Mark die Ausbildung auf einer Militärakademie. Während des letzten Abends der beiden Jungs im Hause der Thorn Familie erhebt Richards ältere Schwester Marion schwere Vorwürfe gegen ihn und seine Frau. Sie findet, dass Damien einen schlechten Einfluss auf Mark, den leiblichen Sohn der beiden hat und droht sogar, Richards Anteil an ihrem Erbe zu streichen, sollte dieser Damien nicht verstoßen, doch dieser weigert sich. In der kommenden Nacht verursacht die Erscheinung einer Krähe bei der alten Dame einen Herzanfall, dem sie sofort erliegt. Wenig später wird Richard Thorn von der Journalistin Joan Hart kontaktiert, die mit Keith Jennings befreundet war und selbst die Wand Yigaels gesehen hat. Thorn reagiert erbost auf ihre Fragen und schickt sie fort. Hart macht sich selbst auf die Suche nach Damien in der Militärakademie, doch als sie sein Gesicht erblickt, fährt sie panische davon. Nachdem ihr Wagen auf einer Landstraße liegen blieb, werden ihr von einer Krähe die Augen ausgepickt und – blind umhertaumelnd – wird sie von einem vorbei rasenden LKW erfasst und überfahren. In der Militärakademie stellt sich der neue Ausbilder Unteroffizier Neff den Jungs vor. In einem Gespräch unter vier Augen offenbart er Damien dessen wahre Identität. Damien ist schockiert, doch als er selbst das Teufelsmal unter seinem Haar entdeckt, scheint kein Zweifel möglich… Nachdem immensen, aber auch überraschenden Erfolg von „The Omen“ war Produzent Harvey Bernhard bemüht, möglichst schnell eine Fortsetzung in die Kinos zu bringen. Autor David Seltzer steuerte ein Drehbuch bei, aber Regisseur Richard Donner war verhindert, sodass Don Taylor die Regie übernahm. Auch der restliche Stab bestand fast vollständig aus anderen Leuten und da sämtliche Hauptfiguren im ersten Film gestorben sind, sind fast ausschließlich neue Darsteller in „Damien: Omen II“ zu sehen. Die Fortsetzung folgt insgesamt deutlich dem Konzept des ersten Teils. Wieder einmal versucht ein zuerst zweifelnder Patriarch der Thron-Familie, der eine wichtige Stelle innehat, nach seiner Läuterung seinen Adoptivsohn Damien mit sieben heiligen Dolchen zu töten. Sämtliche Menschen, die sich dem Sohn des Teufels in den Weg stellen, werden dabei durch makabre Unfälle aus dem Weg geräumt. Der zweite Teil bietet somit kaum Überraschungen und scheint die geringe Abwechslung durch ein größeres Maß an Gewalt übertünchen zu wollen. Insbesondere der Tod Joan Harts und Dr. Charles Warren werden möglichst brutal inszeniert. Diese Szenen verfehlen ihre Wirkung nicht, insbesondere die Fahrstuhlszene, in der man irrtümlich meint, der Verunglückte sei gerade noch einmal dem Tod von der Schippe gesprungen. Ein wichtiges Element hat sich dennoch geändert: Damien ist im pubertären Alter. Die makabre Kombination von Niedlichkeit und Bösartigkeit funktioniert nur noch bedingt. Stattdessen ist „Damien: Omen II“ in gewissem Maß eine Geschichte über das Erwachsenwerden und das Finden der eigenen Identität. Es mutet etwas merkwürdig an, dass nach den unzähligen Todesfällen aus dem ersten Film nun anscheinend für sieben Jahre Ruhe einkehrte, bevor die nächste Welle an Unglücksfällen die Familie Thorn erschüttert. Auch Damiens hadern mit seiner Identität schwächt sein diabolisches Potential um einen erheblichen Anteil. Dass die Reinkarnation des Teufels in der Lage ist, den Cousin zu lieben wirkt unpassend, da sich der kleine Damien von solchen Gefühlen nie irritieren ließ. Die darstellerischen Leistungen bewegen sich alle auf mittlerem bis guten Niveau und nehmen sich somit nichts mit dem ersten Teil. Anstelle von Gregory Peck muss nun Adoptivvater William Holden gegen die Machenschaften seines Sohnes kämpfen. Dieser wird nun von Jonathan Scott-Taylor dargestellt, dessen etwas zurückhaltendes Spiel der zögerlichen Rolle sogar entgegen kommt. Auch Lee Grant wirkt in ihrer Rolle als Ann Thorn etwas blass, das garantiert allerdings zum Schluss eine kräftige Schockwirkung. Robert Foxworths Bill Atherton gehört zu den fiesesten Charakteren, scheint der mächtige Satansdiener bei Thorn Enterprises doch alle Fäden in der Hand zu haben und seinem jugendlichen Schützling mit Freuden den Weg freizuräumen. Elizabeth Shepard als Journalistin Joan Hart hat zwar nur einen kurzen Auftritt, überzeugt aber dennoch auf ganzer Linie und über Leo McKerns Auftritt als Carl Bugenhagen dürften sich Freunde des ersten Films gefreut haben. Letzten Endes ist "Damien: Omen II" bei Weitem nicht so wirkungsvoll wie der erste Teil, bildet aber im großen und Ganzen eine angemessene Fortsetzung mit soliden Darstellern und einigen wirkungsvollen Schockeffekten, die allerdings nichts für schwache Nerven sind. Sämtliche Hauptfiguren aus dem ersten Film bis auf Bugenhagen, der allerdings schnell abtritt, sind tot und Damien wird von einem anderen Darsteller gespielt. Auch hinter der Kamera arbeitet ein völlig anderes Team, sodass es an Jerry Goldsmith war, die beiden „Omen“-Teile auch jenseits der Handlung miteinander zu verbinden. In der komfortablen Lage, auf die Filmreihe nachwirkend zurück blicken zu können, stellt „Damien: Omen II“ nicht nur eine musikalische Bindung zum ersten Teil dar, sondern weist deutlich auf den folgenden dritten Teil der Trilogie hin. Die Partitur zum zweiten Teil ist mit einer guten halben Stunde Laufzeit die kürzeste „Omen“-Musik und wurde für durchschnittlich besetztes Orchester, gemischten Chor und Synthesizer instrumentiert. War die Musik zu „The Omen“ noch klar in zwei musikalische Welten gegliedert, die von dem finsteren „Ave Satani“ und dem Liebesthema repräsentiert wurden, so ist die Musik zur Fortsetzung deutlich düsterer geworden. Damiens Macht ist deutlich gewachsen, denn Satans Sohn weiß nun um seine Identität. Daher ist der Chor mit einer Ausnahme in allen Stücken eingesetzt und lässt so schon die gewaltige chorsymphonische Konzeption des dritten Teils voraus ahnen. Dabei lässt sich die Partitur grob in zwei andere Gebiete unterteilen: Action und Suspense. Während der Komponist bei der Vertonung der Gräuelszenen teilweise auf Passagen aus „The Omen“ zurückgriff, komponierte er für die Suspense-Passagen äußerst stimmige Stücke für Streicher mit mysteriösen Chorvokalisen. Wie auch im Film kein aus „The Omen“ bekanntes Gesicht zu sehen ist, so verwendet Goldsmith auch keins der beiden Hauptthemen innerhalb der Musik. Das Liebesthema ist mit dem Tod des Ehepaar Thorn verstummt und das „Ave Satani“ erklingt erst zum Finale, um den Kreis zum ersten Teil zu schließen. Stattdessen arbeitet der Komponist mit mehreren Nebenmotiven aus den choralen Passagen des Originals, die er hier als wichtige Motive einsetzt. Er verzichtete zudem auf die Komposition eines neuen Hauptthemas, sodass „Damien: Omen II“ mehr auf Atmosphäre und Stimmung zu setzen scheint denn auf Wiedererkennungswert. Im Vergleich zu dem ersten Teil mit den zwei Hauptthemen und dem dritten Film, der ebenfalls ein prägnantes Thema bekommen sollte, bleibt „Damien: Omen II“ auf eine gewisse Art und Weise anonym und wirkt eher wie der Nachklang der Musik zu „The Omen“. Der zweite Teil verlangte in der Musik durch die längeren Todesszenen deutlich mehr Tempo, sodass die archaischen und stampfenden Gesten des „Ave Satani“ der Spannung entgegen gewirkt hätten. Schon der Vorspann, der während Bugenhagens rasanter Fahrt läuft, verlangt eine entsprechende Vertonung, die gleichzeitig den Charakter der Filmmusik festlegt: Die pendelnde Bassfigur des originalen „Ave Satani“ erklingt in doppelt schnellem Tempo und ist mit einigen spritzenden Synthieeffekten versehen. Der originale lateinische Text ist zwar beibehalten worden, doch nicht der sprechgesangliche Gestus der Vorlage. Stattdessen komponierte Goldsmith für den Text eine neue, fast seufzende Melodielinie für den Chor und rückt ein Nebenmotiv aus der ersten Musik ins Zentrum. Dieses Thema erklang im ersten Teil oft im Zusammenhang von bedrohlichen Situationen und wurde auch vom Chor intoniert. Statt der Hunde, die in „The Omen“ mit rein elektronischen Mitteln vertont wurden, sind Damiens tierische Knechte nun Krähen, für die Goldsmith avantgardistisches Material entwarf: Eigentümliche Kehllaute der männlichen Choristen mischen sich mit Blitzartigen Synthieeffekten und erschaffen so merkwürdige, fast hässlich zu nennende Klänge. Instrumente sowie die menschliche Stimme werden mehrfach mit alternativen Spieltechniken verfremdet. So gibt es auch wieder mehrere Glissandi des Chors oder durcheinander geflüsterte Worte. Nur einmal, bei der Schneeballschlacht zwischen Damien und Mark gegen Richard lichtet sich die düstere Partiur zu Gunsten von beschwingten Streichern, Harfenklängen und Holzbläsergirlanden. Dies ist auch das einzige Stück ohne Chor in der gesamten Partitur. Auch die Musik für die Nacht, in der Richard den Brief liest, gehört zu den wenigen lyrischen Passagen aus „Damien: Omen II“. Aus Zeitgründen war es nicht möglich, dass Goldsmith die Musik mit den Londoner Philharmonikern einspielte, sodass die Musik in Los Angeles eingespielt wurde. Für ein LP-Album zum Filmstart entstanden neue Aufnahmen der für einen besseren Hörfluss leicht abgeänderten Partitur – dieses Mal in London. Auf Grund der Kürze der Musik enthält das Album fast die komplette Musik mit Ausnahme eines kurzen Segments mit dem Krähen-Material und der vergnügten Musik für die Schneeballschlacht, die anscheinend zu sehr aus dem düsteren Konzept heraus fiel. Diese LP-Aufnahmen wurden zweimal auf CD veröffentlicht, bevor Varèse Sarabande die vollständigen Originalaufnahmen mit der Album-Version in Form einer „Deluxe Edition“ auf den Markt brachte. Was niedlich mutet es an, wenn Townson in dem sehr informativen Booklet betont, dass auf dieser CD JEDE aufgenommene Minute enthalten ist (was auf die anderen beiden Deluxe Editionen der „Omen“-Reihe leider nicht zutrifft.) „Damien: Omen II“ leidet ein wenig an der Abwesenheit eines prägnanten Hauptthemas und Ähnlichkeit zum ersten Teil, besticht aber durch eine dichte Atmosphäre und handwerkliche Qualität, weshalb es letzten Endes dem Einzelnen überlassen ist, sich dieses Album aus Gründen der Vollständigkeit oder der Musik zulegt. Von allen drei Alben ist dieses aber das Schwächste.
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Ich höre gerade folgendes Album...(Teil 2)
Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Filmmusik Diskussion
Eine wirklich faszinierende Musik, in der Goldsmiths feinfühliger und meisterhafter Umgang mit seinem Material mit seiner fast schon grobschlächtigen Derbheit kollidiert! Auch diese Musik zeichnet sich durch einen schmucklosen, von jeder instrumentatorischer Lametta befreiten Orchestersatz aus, was dem Liebesthema seine Reinheit und der diabolischen Messe ihren primitiven Charakter verleiht. "The Omen" befindet sich nicht auf meiner Top-5-Liste Goldsmiths, hat aber eine Sonderstellung ob seiner unglaublichen brutalen Kraft. Herrlich! -
Naja, das ist doch aber ein klassischer filmmusikalischer Habitus: "Wir brauchen Chorgesang." -"Ja, dann schlag' mal im Stohwasser nach irgendwelchen prägnanten Worten, die wir dann irgendwie zusammen setzen." Einen besonderen Spaß haben mein Kumpel und ich uns mal gemacht, als wir einen "Immediate Music"-Text (Ich glaube "Sonata Immortalae") wörtlich übersetzt haben. "Legiones ab comae" - "Die Haarlegionen"
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Die Prager haben einiges geleistet, was die Filmmusik betrifft, keine Frage, aber wenn ich bedenke, was für hervorragende Orchester es hier in Deutschland gibt, die den Pragern überlegen sind und wie desaströs momentan die Lage für all diese über Jahrhunderte gewachsenen Klangkörper ist (ich erinnere da nur an die katastrophale Fusion der beiden SWR-Orchester), dann ist es jedes Mal ein Schlag ins Gesicht, wenn Komponisten ins Ausland gehen. Ich bezahle meine Gebühren nicht für Rosamunde-Pilcher-Verfilmungen, ätzende Sonntagvormittag-Musikshows oder volksverdummende Musikantenstadl. Aber ein deutsches Orchester würde ich gerne mit meinem Geld unterstützen. Danke, Oli, das würde mich echt mal interessieren, wie er sich da rechtfertigt! Bei einer Antwort wie "Die Prager sind halt ein supertolles Orchester." wäre ich euch für kritisches Nachhaken sehr dankbar! Denn da gibt's doch im deutschen Raum einige A-Orchester, denen die Prager noch nicht das Wasser reichen können.
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Also doch "Antichristus"?
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Danke für die lieben Worte! Beruflich mache ich das nicht, vielmehr sind diese Texte aus dem rein egoistischen Zweck entstanden, mein Wissen noch einmal zu koordinieren und inhaltlich zu bündeln. Dann dachte ich mir, dass aber auch andere etwas mit den Informationen anfangen könnten und habe das veröffentlicht. Wenn man die Fakten, die man über den Film und die Musik weiß, in einem (hoffentlich) flüssigen Text zusammenfasst, verankern sich die Dinge nochmals im Gedächntnis. Um die persönliche Einschätzung komme ich nicht herum, das habe ich auch gar nicht vor, aber es ist auch deswegen hilfreich, weil man hier manchmal auf Gegenmeinungen stößt ("Star Trek: Nemesis", Goldsmiths später Orchestrierungsstil...) und Diskussionen entstehen, die einem die Möglichkeit geben, die Dinge aus einer anderen Perspektive zu überdenken (Danke hierbei insbesondere an Jonas, Sami, Sebastian und Souchack). Babis: Mein Latein ist nun auch gut fünf Jahre her, übermorgen kommt ein guter Freund, der auf ein humaistisches Gymnasium gegangen ist und daher Letein und Altgriechisch hatte. Ich werde ihm den Text nochmal vorlegen. Gegen Deinen fundierten Einwand kann ich nämlich momentan nichts sagen... Und natürlich sind's 40 Jahre
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Ich würde es ja auch okay finden, wenn da wenigstens ein bisschen kritisches Gegengewicht herrschen würde. Viele Gespräche mit Filmmusikkomponisten wurden auch von Freunden der Materie geführt und da kommen meistens recht unkritische Fragen bei raus. Der Komponist darf ein bisschen über das, was er gerade macht, plaudern. Geschickte Leute wie Zimmer können mit ihrer sympathischen Art ihr nächstes 2-Stunden-Brummen als superinnovative Neuerung der Filmmusik verkaufen, anstatt sich für die akustische Gleichschaltung und der industriellen Fetigung neuen d-moll-Pathos' rechtfertigen zu müssen. Ich ätte bei Ottman auch gerne gehört, was denn nun überhaupt eine "zeitlose" Filmmusik ausmacht, wie er zu freien Atonalität in dem Zusammenhang steht etc. Da wäre wirklich viel mehr dringewesen. Danke, Thomas!
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The Omen - Das Omen Robert Thorn, der amerikanische Botschafter in Rom und seine Frau wünschen sich sehnlichst ein Kind. Schließlich wird Kathy schwanger und gebiert am 6. Juni morgens um 6 einen Sohn, der allerdings am selben Tag verstirbt. Robert weiß nicht, wie er seiner Frau den Tod des lang erwarteten Kindes beibringen soll, als ein Priester im Korridor des Krankenhauses zu ihm tritt und ihm mitteilt, dass er ein Kind adoptieren könne. Zur selben Zeit bekam nämlich eine andere Mutter in demselben Krankenhaus ein Kind, die allerdings die Geburt nicht überlebte. Der Priester rät Thorn, das Kind als seines anzunehmen und niemandem zu erzählen, dass es sich hierbei nicht um den eigenen Sohn handelt – insbesondere nicht Kathy! Der Botschafter geht nach einigem Zögern auf das Angebot des Geistlichen ein, sodass Robert und Kathy die Eltern des kleinen Damien werden. Das Schicksal scheint der kleinen Familie hold, denn Robert wird zum Botschafter nach London versetzt und bald leben die Thorns in einem großen Anwesen in der Nähe der britischen Hauptstadt. Ab dem fünften Geburtstag Damiens allerdings beginnen tragische Ereignisse das ruhige Leben des Botschafters und seiner Frau zu trüben. Auf der Geburtstagsfeier erhängt sich Damiens Kinderfrau vor den Augen unzähliger Kinder und Eltern. Kurz darauf wird Robert Thorn von einem Geistlichen in seinem Büro aufgesucht, der durch einen Artikel über den Selbstmord der Frau aufmerksam wurde und versucht, dem Botschafter mitzuteilen dass Damien der Antichrist, Satans Sohn sei. Thorn ist entrüstet und lässt den Mann aus dem Gebäude entfernen. Als die Familie des Botschafters einer kirchlichen Hochzeit beiwohnen will, wird Damien von Panikattacken gepeinigt, sobald das Auto über den Kirchhof fährt und auch bei einem späteren Ausflug in einem Safarizoo werden der Sohn und seine Mutter von Pavianen attackiert. Kathys Psyche wird mit der Zeit zunehmend labil und so bittet sie ihren Mann, einen Therapeuten ausfindig zu machen. Kurz darauf wird Thorn wieder von dem Geistlichen kontaktiert, der dem Botschafter mitteilt, dass seine Frau in Gefahr sei. Thorn hält den Unbekannten für einen Psychopaten, trifft sich aber dennoch mit ihm. Vater Brennan zitiert einen alten Vers, der den Aufstieg des Antichristen prophezeit und eröffnet Robert, dass seine Frau wieder schwanger sei, Damien aber niemals zulassen würde, dass sie das Kind bekommt. Erneut schenkt Thorn den Warnungen keinen Glauben. Am nächsten Tag liest er in der Zeitung, dass Vater Brennan auf dem Rückweg von dem Treffen zu Tode gekommen ist und Kathy teilt ihm am Abend mit, dass sie ein neues Kind erwartet… Mit „Das Omen“ gelang Regisseur Richard Donner ein Klassiker des Horrorfilms und der Start einer erfolgreichen Karriere, die „Superman“, die „Lethal Weapon“-Reihe“ oder „Maverick“ hervorbrachte. David Seltzers Drehbuch liefert eine ganz eigene Interpretation der Offenbahrung des Johannes, die unter Anderem den Aufstieg des Satanssohnes auf der Erde beschreibt und deutet den Text so, dass nun die Zeit gekommen ist, in der die Reinkarnation des Satans auf die Welt gekommen sei. Zwar ist der kleine Damien der Dreh- und Angelpunkt des Films, dennoch ist Robert Thorn der Protagonist. Mit ihm fiebert, leidet und fürchtet der Zuschauer. Donners Regie schöpft das Potential des Films voll aus und besonders die Inszenierung Damiens verfehlt ihre Wirkung nicht. Das schweigsame Kleinkind, das mit seiner groben, kindlichen Fahrlässigkeit die eigene Mutter von der Galerie stürzt, von Panikattacken in der Nähe einer Kirche geschüttelt wird oder wissend in die Kamera grinst, gehört zu den bösartigsten Wesen der Kinogeschichte. Dabei bleibt es dem Zuschauer überlassen, ob er einen voll ausgewachsenen bösen Geist in dem Kind erkennt oder aber das Kind als Teufelsinstrument sieht. Die Kombination von Niedlichkeit und unendlicher Bösartigkeit ist immer sehr wirkungsvoll und in „The Omen“ besonders deshalb so reizvoll, weil nie ganz klar wird, inwiefern das Kind weiß, was es da tut und so noch unberechenbarer erscheint. Der Film ist innerhalb der letzten 47 Jahre sehr gut gealtert und vermag trotz seines verhältnismäßig langsamen Erzähltempos zu schockieren. Anstatt einen Schauwert nach dem nächsten zu verpulvern, setzt Donner auf besonders heftige Schockmomente, die zu Beginn in die familiäre Idylle hereinbrechen und gegen Ende die stets wachsende Spannung heftig entladen und schnell wieder anziehen lassen. Insbesondere der Selbstmord des Kindermädchens auf dem Geburtstagsfest ist wegen seiner Plötzlichkeit so grausam. Später bereitet Donner den Zuschauer auf die kommenden Ereignisse wie die Hundeattacke oder Kathys Sturz genau vor, lässt aber eine quälend lange Zeitspanne vergehen, bevor das Unvermeidliche mit größter Brutalität losbricht. „Das Omen“ war wie viele Horrorfilme nur mit einem kleinen Budget ausgestattet, weshalb neben einem gealterten Stars nur mäßig prominente Schauspieler engagiert waren, die zwar alle überzeugende, aber keine herausragenden Leistungen erbrachten. Insbesondere Gregory Peck, der im Golden Age seine größten Erfolge feierte, weist für die Rolle des terrorisierten Robert Thorn viel zu wenig Mimik auf und bleibt so hinter den Möglichkeiten seiner Rolle zurück. Lee Remick überzeugt in ihrer Rolle als Kathy und auch David Warner leistet gute Arbeit. Billie Whitelaw als Damiens neues Kindermädchen scheint die Rolle der Höllengefährtin sichtlich Spaß zu machen und ihr bedrohliches Spiel bleibt auch nach dem Film im Gedächtnis. Ein großes Lob gebührt natürlich auch Harvey Spencer Stephens als Damien, der sich im wahrsten Sinne des Wortes vortrefflich im Casting schlug und das Teufelskind zu der Kultfigur gemacht hat, die es heute ist. Dennoch sind es neben der Musik insbesondere das Drehbuch David Seltzers und die atmosphärische Regie, die „Das Omen“ auch heute noch so sehenswert machen und über die einen oder anderen schauspielerischen Defizite hinwegtäuschen. Jerry Goldsmith war Donners erste Wahl für „Das Omen“ und es gelang dem Regisseur glücklicherweise, das Budget ein wenig aufzustocken, um den Komponisten angemessen bezahlen zu können. Dieser steuerte seit den späten 60er Jahren geradewegs auf den Zenit seiner Karriere zu, die wahrscheinlich von 1976 mit „Logan’s Run und „The Omen“ bis 1982 mit „Poltergeist“ ihre Höhepunkt erreichte. Zwar waren die finanziellen Möglichkeiten nicht die besten, dennoch verfügte Goldsmith neben einem kleinen Orchester auch über einen gemischten Chor, der eine wichtige Funktion einnehmen sollte. Der Musikeinastz in die „The Omen“ zeugt von dem beispiellosen Gespür des Komponisten für Dramaturgie und Musik. Mal bereitet er den Zuschauer auf das baldige Unglück vor, mal bricht die Musik völlig unerwartet herein und verdoppelt die Wirkung der Schockeffekte. Film und Musik beginnen mit dem musikalischen Material für Damien: Einer archaischen Hymne, die von den Sängern über einen primitiven Rhythmus der tiefen Instrumente gesprochen wird: "Sanguis bibimus, corpus edimus, tolle corpus Satani. Ave Satani, Ave Versus Christus“ („Wir trinken Blut, wir essen Fleisch, erheben den Körper des Satans. Heil, Satan, Heil Antichrist“) Wir so oft bei lateinischen Texten in der Filmmusik gibt es auch hier eine grammatikalische Unstimmigkeit, da es „Sanguinem bibimus sowie „Ave Satana“ und „Antichriste“ heißen müsste. Sämtliche Chorarrangements stammten für diese Musik von Orchestrator Arthur Morton, da Goldsmith der Ansicht war, sein Chorsatz sei ein wenig „eingerostet“. Das „Ave Satani“ gehört zwar nicht zu den musikalisch anspruchsvollsten Kompositionen des Meisters, trifft aber den Ton des Films und die Atmosphäre perfekt und vermag einem auch nach knapp 40 Jahren immer noch einen Schauer über den Rücken zu jagen. Wie auch in „Poltergeist“ arbeitet Goldsmith mit zwei konfligierenden musikalischen Elementen. Auf der einen Seite steht das bedrohliche „Ave Satai“, dem ein sehr lyrisches und cantabiles Thema für das Ehepaar Thorn gegenüber gestellt ist. Dieses Thema ist von Goldsmiths Einfachheit geprägt und besticht durch seine melodische Klarheit. Das erste Mal erklingt dieses Thema während der Konservation auf dem Korridor des Krankenhauses und wird in Goldsmiths evaluierter Harmonik anfangs stark verschleiert, bevor es erstmals bei der Ankunft der Familie in England erklingt. Mal von der Flöte oder Oboe über die sanfte Begleitung einer Harfe gespielt, mal in vollem Orchestertutti begleitet dieses Thema das Ehepaar bis zu Kathys Tod, bevor es nur noch geisterhaft erklingt. Wie vielschichtig und sorgfältig mit seinem motivischen und thematischen Material arbeitet zeigt sich an einem dritten Motiv, das eine Klammer um das „Ave Satani“ sowie das Liebesthema bildet. In der Vorspannmusik erklingt eine prägnante Tonfolge in den Violinen, die mit einer fallenden Sexte beginnt. Dieses Motiv fungiert auch als Nebenmelodie zu den zahlreichen Arrangements des Liebesthemas und schlägt so eine Brücke zwischen dem diabolischen, durch Damien repräsentierten Element und der entscheidenden Liebe des Ehepaares Thorns. Ein weiteres, mysteriöses Motiv steht für die Zweifel und Bedenken Roberts, die durch sein Umfeld und seine eigenen Überlegungen geschürt werden. In der Konversation mit seiner Frau nach ihrem Sturz verwebt Goldsmith das Liebesthema, das Seitenmotiv und diese mysteriöse Phrase auf meisterhafte Art und Weise zu einem tief emotionalen Stück. Während also das Liebesthema und die weiche Klänge für die Thorns stehen, kommt stets der Chor, tiefe Streicher und Blechbläser für Machenschaften des Teufels zum Einsatz. Insbesondere die Musik für die Szenen, in denen sich Damiens wahre Herkunft erkennen lässt – bei der Fahrt zur Kirche und im Wildpark – komponierte Goldsmith hervorragende Suspense-Musik. Auf Bitte von Donner arbeitete er mit einem kurzen rhythmischen Motiv, das sich immer weiter steigert. Stoßhafte Akkorde der (elektronischen) Orgel legen das Fundament für stetig anschwellende Orchesterklänge, bevor der Chor mit seinen beschwörerischen Sätzen einsteigt. Goldsmith erwähnte einmal, dass eine der Hauptfunktionen der Filmmusik sei, das Tempo der jeweiligen Szenen zu bestimmen. Diese Möglichkeit nutzt er in den Actionszenen auf beeindruckende Weise. In dem Gewitter nach dem Treffen mit Vater Brennan erinnern die treibenden, abgehackten Akkorde des Orchesters an den „Tanz der jungen Mädchen“ aus Strawinskys „Sacre du Printemps“ während der Chor die Worte „Versus Christus, Ave Satani“ ruft, bevor ein grässlicher Aufschrei des Chores die Musik zum Schweigen bringt. Schreie und andere ungewöhnliche Geräusche werden von Goldsmith auch öfter eingesetzt und insbesondere die Glissandi der Stimmen beim Kampf zwischen Robert Thorn und Damiens neuem Kindermädchen lassen die Bilder der verzerrten Gesichter erst wirkungsvoll werden. Zum Filmstart erschien eine LP mit Auszügen der Originalaufnahmen sowie einem eigens für das Album produzierten Song, für den Goldsmiths Frau Carol einen Text für das Liebesthema schrieb und das Lied auch einsang. Der LP-Schnitt der Musik wurde auch auf CD veröffentlicht, bevor Varèse Sarabande 2001 eine erweiterte Deluxe Edition der Musik auf den Markt brachte. Neben dem informativen Booklet, das von Produzent Townson selbst verfasst wurde, besticht das Album auch durch eine bessere Klangqualität. Da das Orchester allerdings recht klein war und die Aufnahmen über 30 Jahre alt ist der Klang teilweise immer noch schrill und dünn. Wie bei fast jeder „Deluxe Edition“ des Labels ist auch die Musik zu „The Omen“ nicht komplett. Neben den kurzen rein elektronischen Momenten für den Hund fehlen auch interessante Stücke wie die Musik zur ersten Begegnung zwischen Damien und seinem neuen Kindermädchen oder der Suche Thorns und es Fotografen nach dem Priester in dem italienischen Kloster. Auch von der Musik für das Finale ist nur eine alternative Version zu hören, die mit einer treibenden Fassung des „Ave Satani“ aufwartet, während im Film eine Darbietung des Liebesthemas zu hören ist. Die Bänder für die Filmversion sind laut Booklet leider verschollen und so ist auch vielleicht der Verbleib der übrigen Stücke zu erklären. Einige Jahre später allerdings erschien eine Blu-Ray mit einer isolierten Musikspur, die bis heute die vollständigste Veröffentlichung der Musik darstellt.
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Leider wie nahezu alle Filmmusik-Interviews eine ziemliche Speichelleckerei seitens des Befragers: "Boah, das hört sich ja toll an!", "Wow, da hattest Du bestimmt viel zu tun.", "Manmanman was für eine irrsinnig tolle Idee." Alles was ich hier über die Musik lese scheint recht vielversprechend, aber solche Geschichten wie die elend totgeprügelten Taikos sind doch nun wirklich kein "zeitloser" Ansatz sondern eine Krankheit dieses und des letzten Jahrzehnts.
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Die Vorankündigungs-Veröffentlichungs-und-Gerüchte-Küche (Teil 2)
Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Scores & Veröffentlichungen
Bei der Intrada kann es sich doch eigentlich nur um einen Steiner handeln...