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2-für-1-Aktion bei Disques Cinémusique
Mephisto antwortete auf Handstands Thema in Filmmusik Diskussion
Danke für den Hinweis. Ich habe mir die Beschreibungen auf deren Homepage nochmal durchgelesen und tatsächlich waren sie immerhin so ehrlich, meistens ihre Quellen anzugeben. Ich habe bei "Rio Grande" mal zugeschlagen, der deckungsgleich mit der Varèse-CD ist und bei dem ich davon ausgehe, dass hier dieselben Quellen genutzt wurden (am Ende gar die Varèse-CD?). Leider habe ich damals die Varèse längst verpasst und konnte so die Möglichkeit nutzen. -
Als gebürtiger Buxtehuder habe ich da aber gehörig was dagegen!
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Veröffentlichung One eyed Jacks (RDM Edition)
Mephisto antwortete auf peter-anselms Thema in Scores & Veröffentlichungen
Heißt das, dass "Disques Cinemusique" auch so schlampig vorgehen wie bsp Tsunami? Die haben ja oft rauschende und knackende LPs als Quelle verwendet. Ich hatte überlegt, mir diverse Young-CDs von denen zu bestellen. -
Die Vorankündigungs-Veröffentlichungs-und-Gerüchte-Küche (Teil 2)
Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Scores & Veröffentlichungen
Auf der CD fehlt tatsächlich einiges, aber auf eine CD ist die komplette Musik schwerlich zu bekommen. Das wäre aber in Goldsmiths Fall umso mehr zu kurz gegriffen! -
Natürlich gönne ich es ihm, aber wurde er nicht in beiderlei Hinsicht von Hans Zimmer abgelöst?
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Die Vorankündigungs-Veröffentlichungs-und-Gerüchte-Küche (Teil 2)
Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Scores & Veröffentlichungen
Von Goldsmith fallen mir aus den frühen 90ern auch keine Actioner ein, die man erweitern könnte. "Chain Reaction", "Executive Decision" und "US Marshals" kamen alle später. Was den fetten Oscarnominierten Score angeht: Vielleicht doch endlich mal "Die zehn Gebote"? -
Der erste Ritter Nach dem Tod ihres Vaters ist Guinevere die Herrin von Leonesse, einem kleinen, friedlichen Landstreifen zwischen dem großen Reich Camelots König Artus’ und Prinz Malagants Reich. Malagant gehörte einst zu Artus’ Rittern, sagte sich aber von ihm los und attackiert seitdem die Grenzdörfer von Leonesse, um Artus zum Krieg heraus zu fordern. Dieser ist in die Tochter seines verstorbenen Freundes verliebt und macht ihr einen Heiratsantrag, dem Guivenere aus politischen, aber auch emotionalen Gründen zustimmt. Schließlich ist auch sie in Artus verliebt. Auf dem Weg nach Camelot wird die Herrin von Leonesse mit ihrem Gefolge von Malagants Truppen angegriffen, kann aber von dem umherziehenden Lancelot gerettet werden. Lancelot zieht seit früher Kindheit rast- und elternlos über das Land und verdient seinen Unterhalt mit Schaukämpfen, in denen seinen grandiosen Umgang mit dem Schwert demonstriert. Der draufgängerische Abenteurer spürt sofort Guineveres Zuneigung, die sie aber nicht eingestehen will. Nachdem Lancelot sie sogar ungefragt küsst, ist sie beleidigt, doch der erwidert nur, dass sie ihn noch vor ihrer Hochzeit um einen Kuss bitten wird, bevor er – ungesehen von Artus’ nahenden Truppen – wieder im Wald verschwindet. In der Nacht erreicht der Zug schließlich Camelot, wo König Artus seine Verlobte prachtvoll empfängt und gemeinsam zieht das Paar in die prunkvolle Stadt ein. Am kommenden Tag wird in Camelot gefeiert und auch Lancelot befindet sich unter der feiernden Masse des Volkes. Als ein Schausteller verspricht, dass der Mann, der seinen gefährlichen „Spießrutenlauf“ überstehen kann, einen Kuss der Königin erhalten werde, nimmt die Lancelot die Gefahr auf sich und übersteht die gefährliche Volksattraktion ohne einen Kratzer, doch noch immer verweigert Guinevere ihm einen Kuss. König Artus’, von den Fähigkeiten und Reflexen des jungen Mannes beeindruckt, versucht Lancelot zum überreden, sich Camelot und somit der Sache des Königs anzuschließen, doch der rastlose Held lehnt das Angebot ab. Als Guinevere in der Nacht von Malagants Männern entführt wird, nimmt er jedoch sofort die Verfolgung auf und kann die zukünftige Königin Camelots aus der Gefangenschaft des skrupellosen Raubritters befreien. Unsterblich in Guinevere verliebt, unternimmt er weitere Annäherungsversuche nach der Flucht aus Malagants Festung, ddoch kurz bevor es zum Kuss kommen kann, treffen Artus’ Männer ein, die nach ihrer Herrin gesucht haben. Zum Dank für die Rettung seiner Frau bietet Artus Lancelot einen Platz an der Tafelrunde an und dieses Mal nimmt der Held an, getrieben von dem Bedürfnis nach Nähe zu Guinevere und der Hoffnung auf eine mögliche Bekenntnis der schönen Königin zu ihren wahren Gefühlen… In den 90er Jahren erlebten klassische Filmgenres wie der Western und der Ritterfilm eine Renaissance. Dabei rettete man die alten Filmkonzepte mit „Braveheart“, „Rob Roy“ oder in die neue Zeit, in dem man sich von den farbenprächtigen Bildern des Golden Age und verspielten Kampfsequenzen los, um dem Zuschauer ein angeblich realistischeres Bild der vergangenen Epochen zu suggerieren. Versuche, derartige Produktionen wie „Tombstone“ oder „Die Piratenbraut“ auch mit dem Geist des Golden Age auszustatten scheiterten regelmäßig an den Kinokassen. „Der erste Ritter“ spielte immerhin das Dreifache seiner Produktionskosten wieder ein und war somit sogar ein finanzieller Erfolg. Dennoch ist der Film größtenteils aus dem cineastischen Bewusstsein verschwunden. „Der erste Ritter“ ist weder ein besonderer Eintrag in den riesigen Katalog von Ritterfilmen, noch fügt er der ebenfalls zahlreichen Reihe der Artus-Verfilmungen etwas Wesentliches hinzu. Jerry Zucker zeichnete sich in den 80er Jahren mit seinem Bruder als Produzent und Regisseur von erfolgreichen Komödien wie „Top Secret!“ oder „Eine unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug“ aus. Nach seinem Kinoerfolg „Ghost“ war „Der erste Ritter“, den er wieder zusammen mit seinem Bruder produzierte, der erste Film seit fünf Jahren, bei dem er im Regiestuhl sitzen sollte. Der Regisseur und Produzent war bemüht, die Sage um König Artus in eine bestimmte märchenhafte Atmosphäre zu kleiden. Kostüme und Bauten sind somit gewöhnungsbedürftig und insbesondere die prachtvolle Camelot-Kulisse mit den goldenen Mauern und blauen Dächern wirkt heutzutage mit seiner disneyhaften Gestaltung unfreiwillig komisch. Die Kostüme von Nanà Cecchi sind recht originell, wirken aber mit ihrem betont sauberen Look für das einfache Volk und den fast futuristischen Rüstungen der Ritter ebenfalls befremdlich. Auch die kleinen Miniarmbrüste für Malagants Soldaten entbehren nicht einer gewissen Lächerlichkeit. Drehbuchautor William Nicholson strich sämtliche mystische Elemente der Artus-Legende heraus und ersetzt den traditionellen Antagonisten Mordred durch Prinz Malagant. Lancelot, ein Ritter adliger Herkunft wird ein fahrender Geselle und Guinevere, die vom Alter Artus’ Tochter sein könnte, Herrin über Leonesse. All diese Veränderungen berauben die Geschichte nicht nur um wesentliche Elemente und zentrale Figuren, sie degradieren die Sage um Camelot und König Artus zu einer herkömmlichen Rittergeschichte. Im Mittelpunkt steht nunmehr das immerhin recht interessant in Szene gesetzte Drama um die Liebe zu Guinevere, die zum Dreh- und Angelpunkt der Geschichte wird. Da sie sich standhaft weigert, zu ihren Gefühlen zu Lancelot zu stehen, gibt der einst so tapfere Held seiner verzweifelten Liebe nach, sodass „Der erste Ritter“ mehr ein Liebesdrama denn ein Abenteuerfilm ist. Dennoch kommt in dem Film auch die Action nicht zu kurz. Allerdings unterscheiden sich die Actionszenen von Gefecht zu Gefecht sehr stark. Der anfängliche Überfall Malagants auf einen Grenzort wirkt um einiges behäbiger als die sehr ansprechende nächtliche Schlacht und der große Schlusskampf in Camelot. An der Kameraarbeit und dem Schnitt gibt es allerdings durchweg nichts auszusetzen. Die darstellerischen Leistungen sind allerdings durchwachsen. Sean Connery liefert als ehrwürdiger König Artus die beste Leistung ab. Richard Gere und Julia Ormond haben sichtlich mehr mit den hölzernen Dialogen zu kämpfen und insbesondere Geres Darstellung des Lancelots ist nicht immer überzeugend. Ben Cross wirkt stets ein bisschen bemüht, allerdings ist auch seine Rolle undankbar, denn Malagant hat einfach zu wenig Leinwandpräsenz, um einen Eindruck zu hinterlassen, der über den des Alibi-Bösewicht hinausgeht. Insgesamt ist „Der erste Ritter“ ein sehr durchwachsener Film, der zwar für einen unterhaltsamen DVD-Abend allemal reicht, aber das darstellerische Potential ebenso wie das große Budget in einem holprigen Drehbuch und pompösen, aber unnatürlichen Bauten und Kulissen verschenkt. Der ursprüngliche Schnitt von „Der erste Ritter“ dauerte knapp drei Stunden. Der berühmte Hollywood-Komponist Maurice Jarre sollte innerhalb weniger Wochen die Musik zu diesem Epos vertonen, glaubte jedoch nicht daran, diese Aufgabe lösen zu können. Somit wurde die Musik zu der letztendlich nur zwei Stunden langen Kinofassung von Jerry Goldsmith komponiert, der hier eine seiner beliebtesten Partituren schuf. Nachdem er sich in den frühen Neunzigern kleineren Dramen und Komödien zugewandt hatte, war „Der erste Ritter“ der erste Straßenfeger, den Goldsmith seit einiger Zeit vertonen sollte. Dennoch war er von dem Projekt sehr angetan, denn trotz der vielen Actionszenen, die eine entsprechende Musik verlangten, blieb ihm genug kreativer Raum, um die Emotionen der Charaktere musikalisch zu unterstützen. Obwohl sich der Komponist kaum eine Filmmusik mehr ohne die Unterstützung seiner Synthesizer vorstellen konnte, verzichtete er beim „Ersten Ritter“ vollständig auf elektronische Elemente und unterstützte den Versuch der Zucker-Brüder, das Goldene Zeitalter zu reanimieren, indem er eine rein orchestrale Filmvertonung komponierte. „Der erste Ritter“ ist somit eine bewusst traditionell konzipierte Musik, die für Goldsmiths Verhältnisse von einer fast verschwenderischen Fülle an Leitmotiven versehen ist. Der zentrale Dreh- und Angelpunkt der Musik ist das liebliche Thema für Guinevere, das auch als Liebesthema für ihre Gefühle für Artus und Lancelot fungiert. Sehnsuchtsvoll vorwärts strebend ist diese aufsteigende und sehr lyrische Melodie oft als Solo der Holzbläser zu hören oder erklingt sanft und schwelgend in den Streichern. Für Artus schrieb Jerry Goldsmith sogar drei Motive. Das majestätische und noble Camelot-Thema wird meistens von den Hörnern über den scharfen Rhythmus der kleinen Trommel und der Streicher intoniert. Oftmals wird dieses Thema auch von den Trompeten flankiert, die ein signalartiges, kriegerisches Motiv spielen. Dieses besteht aus einer Quintbewegung – ein Intervall, das bei Goldsmith stets für Kampf und Krieg stand. Das dritte Motiv für Artus ist eine kräftige Fanfare, die oftmals vom ganzen Orchester gespielt wird, aber auch als Quasi-Sourcemusik im Film erklingt. Das Thema für Lancelot strotzt vor Elan, Heldentum und Optimismus. Diese meistens von den Trompeten eröffnete und von den Hörnern fortgeführte Melodie weckt den gleichen Eindruck wie Goldsmith musikalische Herangehensweise an „Supergirl“. Es wirkt so, als hätte der Komponist es hier mit dem Pathos etwas zu gut gemeint, denn mit dieser überheroischen Musik versehen rutscht Richard Geres Darstellung des tapferen Helden schon fast ins Parodistische. Inwiefern dieser Effekt von Goldsmith beabsichtigt war, sei dahingestellt, dennoch zeigt sich auch an diesem Thema, wie versiert der Komponist seine einzelnen Leitmotive entwarf, denn die ersten drei Töne des musikalischen Materials für Lancelot sind deckungsgleich mit dem kriegerischen Trompetensignal für Artus und weist so auf die Gemeinsamkeiten der beiden Freunde und Kontrahenten hin. Um den britischen Ursprung der Legende um König Artus auch musikalisch einzufangen, komponierte Goldsmith mehrere Verweise auf bekannte britische Tonsetzer – insbesondere Ralph Vaughan Williams und Gustav Holst. Die Handschrift des ersteren ist deutlich in den energischen, kurzen Motiv für Malagand zu hören, das von dichten Streichern vorgetragen und von drängenden Wirbeln des Schlagwerks gestützt wird. Für den Antagonisten schrieb der Komponist neben einem synkopierten Angriffs-Rrhythmus während der Actionszenen ein weiteres, markantes Thema, das für die militärische Kraft des bösen Prinzen steht und von den drei Themen für Malagand das mit dem größten Wiedererkennungswert ist. Mit dieser Fülle an Material gestaltete Jerry Goldsmith eine klassische und abwechslungsreiche Abenteuerpartitur, mit der er sein kompositorisches Können erneut unter Beweis stellt. Neben den vielen melodischen Stücken gehören insbesondere die vielen Actionspassagen zu den Höhepunkten dieser Musik wie die kraftvolle Darbietung des Liebesthemas der Streicher über treibendes Orchesterfundament, die beiden temporeichen Versionen des Lancelot-Themas während des Spießrutenlaufs und der Verfolgung sowie die chorale Musik zum Schlusskampf, die an Orffs „O Fortuna“ aus dessen Vertonung der „Carmina Burrana“ angelehnt ist. Außerdem war „Der erste Ritter“ eine der letzten Goldsmithmusiken mit einer eigens komponierten Suite für den Abspann. Doch auch wenn „Der erste Ritter“ ohne Frage zu den Höhepunkten im letzten Jahrzehnt von Goldsmith Karriere zählt, so leidet diese Musik wie auch mehrere später entstandene Partituren an der spärlichen und so oberflächlichen Orchestration. Goldsmith wollte sich anscheinend nicht mehr die Mühe machen, ausgefeilte Stimmführung auszuarbeiten, die dann in der Tonmischung untergeht. Auf CD macht sich das insbesondere durch die schablonenhafte Instrumentierung bemerkbar. Holzbläser sind fast ausschließlich für Soli in den lyrischen Passagen eingesetzt, die Blechstimmen wirken ebenfalls weniger voll und auch die Streicher sind sehr ökonomisch gesetzt. Diese teils schon blasse Instrumentierung nimmt der Musik leider ein bisschen von der Kraft und Wucht, die sie eigentlich vermitteln will. Der bei Goldsmith insbesondere in seinen späteren Jahren einsetzende Zynismus ist im Vergleich mit früheren orchestralen Partituren wie „Poltergeist“ und „Night Crossing“ oder „King Salomon’s Mines“ deutlich hörbar. Zum Filmstart erschien eine kommerzielle CD-Veröffentlichung, die mit nur 40 Minuten Laufzeit nicht einmal die Hälfte der Musik enthielt und auf der sogar zentrale Themen nicht auftauchten. So fehlt neben sämtlichen Versionen des Lancelot-Themas auch das militärische Thema für Malagand, weshalb es auch zentrale Actionstücke wie die Musik zu Guineveres Entführung nicht auf die CD geschafft haben. Um die Jahrtausendwende begannen mehrere Bootlegs zu zirkulieren, die fast die vollständige Musik enthielten, bevor Lalaland Records die vollständige Musik, alternative Einspielungen mehrerer Stücke und die Albumversion auf einem 2-CD-Set veröffentlichte. Ausgestattet mit einem dicken, höchst informativen Booklet lässt diese Edition keine Wünsche mehr offen und sollte sich in jeder gut sortierten Goldsmith-Sammlung finden lassen. Jerry Goldsmith schrieb für „Der erste Ritter“ eine seiner abwechslungsreichsten Partituren seiner letzten Schaffensphase, die allerdings unter der schablonenhaften und uninspirierten Orchestrierung leidet. P.S.: Besonderer Dank gilt auch unserem Foren-Drachen Hildegunst von Mythenmetz, dessen Gewinnspiel letztes Jahr das Lalaland-Doppel-Album kostenlos in meinen Besitz brachte und der somit als besonderer Sponsor dieses Textes zu erwähnen ist!
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Der 13te Krieger Ahmad ibn Fadlān ibn al-'Abbās ibn Rāschid ibn Hammād ist Dichter am Hofe des Kalifen in Bagdad. Er beginnt eine Affäre mit der Frau eines einflussreichen Mannes, der sich daraufhin an den Kalifen wendet. Fadlān wird zur Strafe als Übersetzer mit einer Karawane nach Europa gesandt, auf deren Route er das Land der Türken und Bulgaren durchquert. Am Ufer der Wolga treffen die Männer auf ein Lager von Nordmännern, deren König verstorben ist. Sein Nachfolger, Buliwyf, wird am nächsten Morgen von einem Jungen aufgesucht, der um Hilfe für sein Dorf bittet. Dieses wurde mehrfach von einer alten Bedrohung heimgesucht, deren Name nicht ausgesprochen werden darf. Eine Seherin befragt darauf hin das Orakel und verkündet, dass 13 Krieger ausgesandt werden sollten, um dem Dorf beizustehen. Buliwyf ist der erste der Männer und elf weitere melden sich. Das Orakel bestimmt allerdings, dass der 13. Krieger kein Nordmann sein darf und somit ist es Ahmed ibn Fadlān, der sich mit den Männern zu Pferd und per Schiff in das Reich des Königs Hrodgar begibt. Auf der langen Reise gelingt es dem Dichter, einem Mann des Wortes, die Sprache der Nordmänner durch intensives Hören zu erlernen. Am Ziel angekommen, informiert sie der alte König, dass das Grauen stets mit dem Nebel kommt. Dabei handelt es sich um die „Wendol“, bärenartige Wesen, die Menschenfleisch essen und die Köpfe ihrer Feinde sowie ihre eigenen Toten stets vom Schlachtfeld wieder mitnehmen. In der kommenden Nacht bewachen die Krieger die große Halle, während sich die Dorfbewohner verstecken. Plötzlich fallen befellte Wesen ein und attackieren die Nordmänner, von denen drei sterben. Am Tag darauf errichten die Bewohner des Dorfes Befestigungen, um sich vor weiteren Übergriffen zu schützen. Dabei kommt es zu Spannungen zwischen Buliwyfs Männern und dem Sohn König Hrodgar, der den Kriegern misstraut. Abends kriecht der erste Nebel heran und mit ihm schlängelt sich eine gewaltige Feuerschlange durch die umliegenden Wälder. Die Wendol kommen hundertfach zu Pferd und mit Fackeln bewaffnet. Die wenigen kampffähigen Männer und Ahmad ibn Fadlān sehen sich der schrecklichsten Bedrohung des Nordlandes gegenüber… Am 21. Juni 921 brach eine Gesandtschaft des Kalifen al-Muqtadir von Bagdad zu den Wolgabulgaren auf. Der Chronist Ahmad ibn Fadlān ibn al-'Abbās ibn Rāschid ibn Hammād verfasste einen Reisebericht, der bis heute als ältestes schriftliches Zeugnis über nordische Kriegerstämme gilt. Allerdings ist keine Abschrift vollständig erhalten geblieben. Der amerikanische Erfolgsautor Michael Crichton nutzte die ersten drei Kapitel des Berichts für seinen Roman „Eaters of the Dead“. Dabei führt Crichton die Erzählung im Stile Fadlāns aus und ergänzt die Geschichte stets mit informativen Fußnoten, sodass für den Leser kaum ersichtlich wird, an welchen Stellen man den originalen Text liest und wo Crichtons fiktive Erzählung beginnt. Die Geschichte um den mystischen Wendol-Stamm, der wie Bären in Höhlen haust und Menschenfleisch ist, entstammt selbstverständlich vollständig der Fatasie des Schriftstellers. Und bietet eine Rahmenhandlung für einen interessanten Kulturschock. Wie die meisten Bücher Crichtons wurde auch „Eaters of the Dead“ verfilmt, doch bei der Produktion lief kaum etwas glatt. Crichton, der früher selbst als Regisseur tätig war entschied, John McTiernan abzulösen und krempelte die ganze Produktion. Als es schließlich zu weiteren Konflikten kam, wurde McTiernan wieder eingestellt, der den Film auch fertig stellte. Dennoch schaffte es über eine Stunde Material nicht in die fertige Fassung und der Film bleibt leider weit hinter seinen Möglichkeiten. Mehrere Handlungsstränge wie die kurz angedeutete Liebesgeschichte zwischen Fadlān und der Dorfbewohnerin sowie der Konflikt mit Hrodgars Sohn versickern nach der Hälfte des Films. Viele Figuren tauchen auf und verschwinden wieder, ohne dass wir etwas über deren Hintergründe erfahren und auch die Auflösung um die Wendols bleibt letzten Endes nicht zufrieden stellend. Dass der „13te Krieger“ somit ein B-Abenteuerfilm geworden ist, wäre nicht so ärgerlich, könnte man in dem veröffentlichten Material nicht so viel verschenktes Potential erkennen. In einer herrlichen Landschaftskulisse in Canada mit treffend besetzten Schauspielern gedreht, überzeugt der Film durch eine intensive Farbregie, elegante Kameraarbeit und sauberen Schnitt. Antonio Banderas spielt den eleganten und wenig kriegerischen Poeten auf Reisen äußerst überzeugend. Die Darsteller der Nordmänner dürften dem gelegentlichen Kinogänger unbekannt sein, könnten aber ebenfalls nicht besser besetzt sein und leisten tolle Arbeit, allen voran Vladimir Kulich und Dennis Storhoi. Das Aufeinanderprallen der rustikalen Lebensweise der Nordmänner und den Reisenden, die aus der am weitesten entwickelten Stadt der Welt kommen, ist in vielen Momenten charmant eingebunden. Die Actionszenen sind fulminant und brutal, die Bauten sehr gelungen, dennoch blitzt nur in einigen Momenten wie der großartigen Sprachmontage oder dem Rezitieren des Bestattungsrituals vor dem letzten Kampf das hohe Niveau auf, auf dem sich der Film bei einer weniger turbulenten Produktionsgeschichte hätte bewegen können. Nachdem Regisseur John McTiernan mit den Komponisten Bill Conti, Michael Kamen und Jerry Goldsmith zusammen gearbeitet hatte, wandte er sich für den „13ten Krieger“ an Graeme Revell. Seine Vertonung des Abenteuerfilms bewegt sich zwischen traditionell orientierter Orchestermusik und verschiedenen Einflüssen der Weltmusik. So besetzte Revell verschiedene Soloinstrumente der westlichen und östlichen Folklore wie den Dudelsack, die Oud, Tamburin oder Schalmei. Außerdem verfügte der Komponist zusätzlich über unterschiedliche Gesangsensemble wie einen Kinder- sowie einen Männerchor und auch die Sängerin Lisa Gerrard steuerte einige Gesangspassagen bei. Das zentrale Stück der orchestralen Stücke dürfte die Musik zu dem feurigen Angriff der Wendols sein, die allerdings sehr schnell die handwerklichen Schwächen des Komponisten entlarven. Über mehrere Minuten treiben die Streicher dabei ein und dasselbe Motiv voran, über das sich die Bläser erstrecken. Auch wenn die Musik ein gewisses Tempo hat, nutzt Revell leider nicht das massige Potential seines Klangkörpers, sodass die immerhin neun Minuten andauernde Passage letzten Endes kraft- und ziellos bleibt. Revells Stärke liegt deutlich in den atmosphärischen Passagen, in denen oft lang gezogene Streicherteppiche das Fundament für folkloristische Melodien der exotischen Soloinstrumente oder Sänger bilden. Mit Crichtons massiven Eingriff in die Produktion vollzog sich eine musikalische Änderung, denn der Autor, der nun für einige Zeit den Platz auf dem Regiestuhl einnehmen sollte, war durch eine jahrelange Freundschaft mit dem Hollywoodveteran Jerry Goldsmith verbunden. Crichton versuchte oft, dass Filmprojekte, die seinen Büchern zu Grunde lagen, von Goldsmith betreut werden sollten und so überrascht es nicht, dass auch „Der 13te Krieger“ nach Crichtons Ansicht von dem Mann seines Vertrauens vertont werden sollte. Ohne dass der neue Regisseur seine Musik angehört hatte, wurde Revell aus dem Projekt entlassen. Im letzten Drittel seiner Karriere hatte Jerry Goldsmith, der besonders durch seine Vertonung von Thrillern, Action- und Horrorfilmen berühmt geworden war, mehrere Abenteuermusiken geschrieben. Der „13te Krieger“ erfreut sich nicht nur in der Filmmusikgemeinde, sondern auch darüber hinaus, einer großen Beliebtheit, denn der Komponist nutzte das gesamte Potential der Geschichte, um eine abwechslungsreiche, abenteuerliche und actionlastige Partitur zu komponieren. Neben einem durchschnittlich besetzten Orchester stand Goldsmith neben einem Männerchor ebenfalls ein Ensemble fernöstlicher Instrumente zur Verfügung. Zwar ist die Musik zum „13ten Krieger“ monothematisch, dennoch lässt sich die Partitur durch den Einsatz verschiedener Instrumente und kleineren Motive in mehrere Elemente unterteilen. Die durch ibn Fadlān repräsentierte orientalische Kultur findet sich in der Musik in Form einer fernöstlich angehauchten Melodie, die von der charakteristischen übermäßigen Sekunde geprägt ist und häufig in den Holzbläsern erklingt. Oft von der Oud oder dem Schellenkranz flankiert, setzte Goldsmith längst etablierte Musikklischees ein, die jedoch ihre Wirkung nicht verfehlen. Ein heroisches Hauptthema steht für die nordmännische Kultur und das Kriegerbündnis. Diese kräftige Hornmelodie, die von Chorvokalisen und einfachen Rhythmen des Schlagwerks und der Streicher gestützt wird, gehört zu den populärsten Melodien aus Goldsmiths später Schaffensphase und durchzieht die Musik wie ein roter Faden. Die schattenhaften und mysteriösen Wendols bedachte der Komponist mit einem heraufgezogenen Posaunenglissando, das den brummenden Laut eines Tieres zu imitieren scheint und zugleich bedrohlich wirkt. Für die Szenen in der Höhle der Bärenmenschen komponierte Goldsmith einige sehr stimmungsvolle und atmosphärisch dichte Suspensemusiken, in denen er sich seiner avantgardistischen Ursprünge erinnern konnte. Die einzigen elektronischen Einsprengsel dieser Musik sind dem Nebel zuzuordnen. Hier imitiert der Synthesizer den Klang einer Flöte, der allerdings viel verhallter klingt. Die zahlreichen Actionpassagen zeichnen sich durch ein besonders hohes Maß an Brutalität aus. Goldsmith berief sich hier auf Basil Poledouris’ archaische Vertonung zu „Conan“. Insbesondere die Pauken spielen bei den Actionpassagen eine wichtige Rolle, über deren hämmernde Rhythmen die rohen Glissandi der Posaunen, starker Chorgesang und gehetzte Streicherläufe legen. Auch wenn es dem Komponisten ohne Frage gelang, eine möglichst archaische und stampfende Actionmusik zu schreiben, so zeigt sich auch hier der Nachteil der für seine späte Phase so typischen ökonomischen Orchestrierung. Insbesondere auf CD hätten einige weitere Nebenstimmen der Musik die nötige Fülle verliehen, denn durch die völlige Abwesenheit von Holzbläsern in den Actionpassagen wirkt die Musik etwas blass. Nichts desto trotz komponierte Jerry Goldsmith eines seiner ambitioniertesten Spätwerke, das von Varèse Sarabande mit einer erfreulich langen Laufzeit auf CD veröffentlicht wurde. In chronologischer Filmreihenfolge und hervorragendem Klang präsentiert das Album alle wichtigen Passagen des Films. Allerdings sind bei der Auswahl alle Stücke unter einer Minute Laufzeit leider nicht berücksichtigt worden, sodass die Vertonung des halsbrecherischen Ritts ibn Fadlāns auf seinem Pferd leider nicht den Weg auf die CD gefunden hat. Das Booklet enthält einen kurzen Text von Michael Crichton und einige Bilder von den Aufnahmesitzungen. Es dauerte nicht lange, bis die komplette Filmmusik in ebenfalls guter Klangqualität als Bootleg zu zirkulieren begann und auch Graeme Revells Musik war schnell erhältlich. Der Vollständigkeit halber sei angemerkt, dass auch die Bootleg-CD nicht die Filmversion des finalen Kampfes enthält, sondern sich mit dem kommerziellen Album deckt. Während die Revell-CD natürlich aus verschiedenen Gründen reizvoll ist, bildet das Goldsmith-Bootleg nur für Komplettisten einen nachvollziehbaren Reiz. Die gut sequenzierte Varèse-CD gehört allerdings in jede gut sortierte Filmmusik-Sammlung, sofern sie dort nicht schon längst ihren verdienten Platz eingenommen hat.
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Ich höre gerade folgendes Album...(Teil 2)
Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Filmmusik Diskussion
Gern geschehen, obwohl ich für diese Musik immernoch gesmichte Gefühle hege. Formal sehr schlüssg konzipierte Stücke, die auch auf CD ein überzeugendes Hörerlebnis bilden, kontrastieren sehr stark mit dem Einsatz vieler überflüssiger und längst veralteter Synthesizer, mit denen ich einfach nicht warm werde. Wie dem auch sei, alleine wegen "The Trees" würde ich dieses Album allerdings nicht mehr missen wollen. -
King Solomon's Mines - Quatermain: Auf der Suche nach dem Schatz der Könige Professor Huston glaubt, in den Besitz einer Schatzkarte zu sein, die den Weg zu den legendären Diamantenminen König Salomons weist. Bei einem Krämer werden Huston und sein Assistent Richard allerdings von dem türkischen Sklavenhändler Dorati und dem deutschen Oberst Bockner überrascht. Während Richard bei einem Fluchtversuch zu Tode kommt, entführen der Offizier und sein Komplize den Professor, um ihn zu zwingen, die Karte für sie zu übersetzen. Hustons Tochter Jessie bittet den bekannten Großwildjäger Alan Quatermain um Hilfe, ihren Vater zu suchen. Quatermain wird von dem geheimnisvollen Kukuwan-Krieger Umbopo unterstützt. Das Trio macht den Krämer ausfindig, bei dem die Entführung stattfand, doch sie werden von den Männern Bockners überrascht. In letzter Sekunde gelingt Quatermain mit Jessie und Umbopo die Flucht. Am nächsten Tag können die drei Helden den Militärzug des deutschen Offiziers aufspüren und Professor Huston aus den Händen der deutschen Soldaten befreien, doch es ist zu spät: Huston hat Bpckner und Dorati bereits die Lage des Schatzes mitgeteilt. Quatermain gibt Professor Huston in Umbopos Obhut und macht sich mit Jessie auf den Weg, um die beiden Bösewichte aufzuhalten. Es ghelingt den beiden Helden, von einem nahe gelegenen Flugplatz der deutschen ein Flugzeug zu klauen, mit dem sich Quatermain und Jessie auf dem Weg zu den Zwillingsbergen machen wollen, wo die Minen angeblich versteckt sind. Nach einer Bruchlandung geraten sie wenig später in einen Hinterhalt eines Kannibalenstammes, der die beiden Abenteurer in einem riesigen Kochtopf zubereiten wollen, aus dem Quatermain und Jessie in letzter Sekunde entkommen können. Von einem freundlich gesinnten Stamm verpflegt machen sich die beiden auf, um Bockner und Dorati aufzuhalten. Allerdings werden sie wieder gefangen genommen, dieses Mal von dem Stamm der Kukuwana, die von einer bösen Priesterin angeführt werden. Quatermain soll den Krokodilen zum Fraß vorgeworfen werden, doch kann er in letzter Sekunde von Umbopo gerettet werden, der sich als wahrer Häuptling der Kukuwana zu erkennen gibt. Gemeinsam machen sich die Helden auf in die Minen, um Bockner und Dorati ein für alle Mal das Handwerk zu legen... Henry Rider Haggart war der Sohn eines reichen Gutsbesitzers und Anwalts und Bruder von zehn Geschwistern. Einer seiner Brüder forderte Haggart eines Tages heraus und wettete, Haggart könne kein so spannendes Buch schreiben wie Robert Stevensons "Die Schatzinsel", das einige Jahre zuvor veröffentlicht worden war. Auf Empfehlung seines Vaters wurde Haggart, der im Gegensatz zu seinen Geschwistern keine höhere Schulbildung genossen hatte, Sekretär des Gouverneurs von Natal in Südafrika. Die hier gesammelten Eindrücke schrieb Haggart schließlich in dem Roman "King Solomon's Mines" nieder. Weitere Abenteuergeschichten sollten in den näöchsten Jahren folgen. Die erste Verfilmung des Romans war "König Salomons Diamanten" von 1950 mit Stewart Granger in der Rolle des Großwildjägers. Quatermain gilt außerdem als große Inspiration des Protagonisten der Indiana-Jones-Filme. Als Steven Spielberg mit "Raiders of the Lost Ark" einen Riesenhit landete, versuchte die B-Film-Schmiede "Cannon" unter Menahem Golan und Yoram Globus auf den Zug aufzuspringen und begab sich zu den Wurzeln. "Quatermain" vermag allerdings in keinster Weise an das große Vorbild der Indiana-Jones-Filme oder die erste Verfilmung heranzureichen. Dieser Film ist eine Trashgranate durch und durch. Neben unzureichendem Spiel der Darsteller und wenig überzeugender Spezialeffekte stört an dem Film besonders der dreist rassistische Unterton, der typisch für den Tenor der meisten Cannon-Streifen ist. Wie selbstverständlich Bockner mit den Worten "schmutzige Tiere", "primitiv wie ihr Land" die Einwohner des afrikanischen Kontinents abstempelt und auch Jessie den erstbesten Schwarzen als "Kannibalen" beschimpft, ist heutzutage empörend. Die Dreistigkeit, mit der Schwarze als dumm rumhüpfende Stammesangehörige Dargestellt werden, sucht tatsächlich ihresgleichen. Ein besonders mieser Aspekt ist im Nachhinein auch, dass "Quatermain" sogar in Zimbabwe gedreht wurde und man so anscheinend die schlechten Zustände eines von einer Diktatur geknechteten Landes nutzte, um einen schlechten und rassistischen Film runterzukurbeln. Mäßig in Regie, Kameraführung und Schnitt ist der Film auch durch seine Schauspieler wenig überzeugend geraten. Richard Chamberlkain legt sich deutlich ins Zeug. Vielleicht trieb ihn wirklich die Hoffnung an, der nächste Indiana Jones zu werden. Eine sehr junge Sharon Stone plagt sich mit der Rolle als ewig nervende und quängelnde Jessie Huston und auch Herbert Lom kann mit seiner engagierten Darstellung Oberst Bockners nicht mehr viel retten. "Quatermain" ist zu Recht Sang- und Klanglos zwischen den Indiana-Jones-Filmen untergegangen und kann heute nur noch als Trash bedingt unterhalten. erry Goldsmith machte sich besonders durch die Vertonung von Horror- und Actionfilmen sowie Thrillern einen Namen. Mit einem modernistischen, teils dissonanten Ansatz brach der Komponist mit der spätromantischen Generation der vorigen Generation Filmkomponisten. Erst 1978 vertonte Goldsmith mit "Der Wind und der Löwe" seinen ersten Abenteuerfilm, auf den insbesondere in den 90er Jahren mit "Der erste Ritter", "Der 13te Krieger", "Die Mumie" und später "Timeline" einige weitere folgen sollten. "King Solomon's Mines" schlägt somit die Brücke zwischen dem traditionell angelegten aber sehr originell gestalteten Milius-Film und den unterhaltsamen, aber spürbar routinierteren Kompositionen der letzten Schaffensphase des Meisters. Zusammen mit dem drei Jahre zuvor entstandenen "Supergirl" musste Goldsmith erneut den Trittbrettfahrer eines großen Kinoerfolges vertonen, dem John Williams bereits seinen markanten Stempel aufgedrückt hatte. Auch wenn "King Solomon's Mines" letzten Endes durch und durch eine Goldsmith-Musik ist, so lassen sich doch einige bewusste Ähnlichkeiten mit den Partituren der "Indiana Jones"-Filme ausfindig machen. "King Solomon's Mines" gehört zu den wenigen Filmmusiken, die Goldsmith in den letzten 20 Jahren seines Schaffens komponierte, die ohne jeden Einsatz von Elektronik auskommen, sodass eine rein orchestrale Abenteuerpartitur vorliegt. Die traditionelle Konzeption dieser Vertonung zeichnet sich auch durch den Einsatz mehrerer Leitmotive aus. Das heroische Hauptthema gehört zu den euphorischsten Schöpfungen Goldsmiths und erinnert an den triumphalen "Supergirl"-Marsch. Dass dieses Thema hauptsächlich von den Trompeten über die kräftig beschwingte Orchesterbegleitung vorgetragen wird, ist eine deutliche Anspielung an den Ansatz, den John Williams bei "Jäger des verlorenen Schatzes" verfolgte. Für die Beziehung zwischen dem Großwildjäger und Jessie steht ein lyrisches Liebesthema, das entweder sanft von der Flöte gespielt wird oder als fließende Hornmelodie erklingt. Dieses Thema ist ebenso schlicht wie gefühlvoll und entspricht somit Goldsmith oft verfolgten Absicht, keine überschwänglichen Emotionen, sondern das sanfte und beruhigende Gefühl einer Liebesbeziehung in den Vordergrund zu stellen. Für die musikalische Charakterisierung der Bösewichte genemigte sich Goldsmith einen ganz besonderen Witz. Oberst Bockner hört schließlich im Film stets Wagners "Walkürenritt" und so verwundert es nicht, dass diese weltbekannte Melodie auch im Orchester stets Bockners Auftritte begleitet. Dabei stellt Goldsmith wieder sein handwerkliches Können unter Beweis, indem er die fremde Melodie völlig nahtlos in seine Partitur einflechtet. Die typische Vorgehensweise des Komponisten, Actionszenen mit Ostinati zu unterlegen, findet sich auch in "King Solomon's Mines", denn hier schrieb er ein Ostinato-ähnliches Gefahrenmotiv, dass im treibenden 12/8-Takt erklingt und oft als Fundament für einzelne Themenfragmente dient, die teils übereinander geschichtet werden. Dieses Motiv zieht begleitet fast alle Actionszenen. Im Film durchaus wirkungsvoll, ist diese ständige Wiederholung dieses Motivs auf CD nicht immer dem Hörfluss zuträglich. Neben diesen vier wichtigen Leitmotiven komponierte Goldsmith allerdings noch weiteres interessantes Material wie die brachialen Schläge der Perkussion für das Krokodilritual oder das sehr sanfte Thema für einen Stamm, der über Kopf lebt. 1991 veröffentlichte Intrada Records die vollständige Musik, die seit dem Filmstart nur als gekürzte LP-Zusammenstellung erhältlich war, auf CD. Allerdings war die Musik in falscher Geschwindigkeit auf den Tonträger gepresst worden, sodass Prometheus Records 2006 schließlich eine definitive Veröffentlichung der Musik in richtiger Geschwindigkeit auf den Markt brachte. Neben einem informativen Begleittext enthält die Promehtues-CD einige Bonusstücke, die allerdings weniger interessant sind, weil es sich um einen Zusammenschnitt der Vor- und Abspannmusik handelt, der als "Theme efrom King Solomon's Mines" betitelt ist, einige kurze Trommelaufnahmen sowie Probemitschnitten des Walkürenritts. "King Solomon's Mines" ist eine äußerst unterhaltsame Abenteuermusik, die einen besseren Film verdient hätte, auf CD schleichen sich allerdings hin und wieder ein paar Längen ein. Insbesondere die steten Wiederholungen des Gefahren-Motivs und die sehr lange Musik zum Finalkampf, die allerdings sehr viel Suspensepassagen enthält, bremsen den Hörfluss deutlich. Dennoch ist die CD eine lohnenswerte Anschaffung für alle Freunde der orchestralen und melodischen Abenteuermusik.
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Sehr schöne Texte, Realneo. Freut mich, dass hier mittlerweile recht detaillierte Filmbesprechungen, die einen guten Eindruck des Films vermitteln können und so auch zur Sichtung reizen können, mehr Regel denn Ausnahme geworden sind!
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Eure Errungenschaften im Dezember 2012
Mephisto antwortete auf queenofthefoovulturess Thema in Filmmusik Diskussion
Definitiv nicht. "A single Man" gehörte zu den letzten filmmusikalischen Offenbarungen ebenso wie Iglesias' Musik zu "Dame König As Spion" oder "Die Haut in der ich wohne". Die Besetzung ist mir ziemlich egal, solange aus ihr etwas gemacht wird. Aber auch da erkunde ich lieber Nebenwege der Vergangenheit wie Raksin, Amfitheatrof oder Greene. Da gibt's auch jenseits der Filmmusik einfach zu viel Unbekanntes (Langgaard), Obskures (Brian) oder wenig Beachtetes (Korngold), als dass ich mir Desplat schön höre. Ich schließe ja nicht kategorisch aus, dass es die eine oder andere Perle in der aktuellen Filmmusik gibt, aber der harmonisch eloquente Stil des spätromantischen Golden Age oder die interessanten modernistischen Ansätze des Silver Age bieten mir einfach auf der emotionalen und intellektuellen Ebene mehr Befriedigung als eben die neuesten Ergüsse der Bekannten aber auch Unbekannten aktuellen Filmkomponisten.- 268 Antworten
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Eure Errungenschaften im Dezember 2012
Mephisto antwortete auf queenofthefoovulturess Thema in Filmmusik Diskussion
Das liegt daran, dass ich in Musiken älteren Datums schneller fündiger werde als bei vielen aktuellen Filmmusiken. Als fleißiger Kinogänger konnte mich dieses und die letzten Jahre äußerst wenig überzeugen - noch weniger landete davon in meinem Regal. Die lauen Süppchen, die Desplat zu "Argo" oder "Moonrise Kingdom" kochte, konnten mich ebenso wenig überzeugen wie das Gewaber aus "Cloud Atlas", das dem eigenen Anspruch, eins der bedeutenden Stücke des 20. Jahrhunderts aus der Feder eines modernistischen, aber spätromantisch geschulten Komponisten zu stammen, in keinster Weise gerecht wurde (Yared hätte das gekonnt). "der Hobbit" fand ebenso wenig seinen Weg ins Regal wie "Avengers" oder blasse Krachbummmusik wie "Expendables 2". Den neuen Bond muss ich ebenfalls so wenig haben wie das magere Etwas, das Kloser und Wanker für "Anonymus" zusammengerührt haben. Dann doch lieber mehr Steiner, Rozsa, Herrmann, van Cleave oder Waxman.- 268 Antworten
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Wie kommt's?
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Bevor das hier in einen materialistischen Wettkampf ausartet, wäre ich dafür, dass man vielleicht die Geschenke listet, die einem besonders etwas bedeuten. Mein Bruder trug nämlich einen wichtigen Teil zum sich (zur Freude der Quasigattin) langsam dem Ende entgegen neigenden Goldsmith-Projekt mit Planet der Affen (6 DVDs) bei und meine Eltern erfreuten mich mit einer Taschenpartitur von Schönbergs 2. Streichquartett.
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Jack Klugman 27. April 1922 - 24. Dezember 2012
Mephisto antwortete auf Souchaks Thema in Film & Fernsehen
Klugman hat meine Jugend insbesondere als "Quincy" weit beeinflusst, als er gefühlt jahrelang immer Donnerstags auf Super RTL lief. Mich hat schon damals fasziniert, wie tagespolitisch brisante Themen wie schlechte Sicherheitsvorkehrungen von Flugunternehmen oder Umweltpolitik in der Serie zur Sprache kamen. Umso trauriger, dass die Serie meistens immer noch sehr aktuell war, weil vieles sich nicht gebessert hat. Wusste gar nicht, dass er schwer krank war, aber 90 ist ein sehr stolzes Alter. Ich danke ihm jedenfalls für die vielen unterhaltsamen Stunden, die mich dennoch immer zum Nachdenken anregten. -
Ich höre gerade folgendes Album...(Teil 2)
Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Filmmusik Diskussion
Wo hast Du die denn noch aufgetrieben? -
Ich hab' das meiste von den frühen Einzel-CDs dieses Jahr originalverpackt und zum halben Preis erstanden. Insofern diente meine Bestellung hauptsächlich zur Vervollständigung der Sammlung (zu dumm, dass es "Themes for Orchestra and Choir 1" nicht mehr gibt) und außerdem finde ich solche Aktionen immer unterstützungswert.
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Kritzerland: Alex Norths HOT SPELL und Adolph Deutschs THE MATCHMAKER
Mephisto antwortete auf ein Thema in Scores & Veröffentlichungen
Hier gilt dasselbe wie bei der anderen CD: Super! -
Veröffentlichung Kritzerland: Elmer Bernsteins HUD und Nathan Van Cleaves THE LONELY MAN
Mephisto antwortete auf ein Thema in Scores & Veröffentlichungen
Habe ich schon gesagt, dass Kritzerland mein Label des Jahres ist? -
Da nicht für! Frohes Bestellen
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Bitteschön: http://www.imperativarecords.com/?page=detail&pid=21#!immediate-store/cszq Ich habe mir "Epic Choral Action", "Percussive Action", "Action/Drama #5" und "Suspense/Drama #5" bestellt. Den Rest habe ich schon (abgesehen von "Youth Oriented" und "Comedy", die ich nun wirklich nicht brauche). Vorsicht allerdings bei den Alben, die vor "Themes for orchestra and choir" entstanden sind! Yoarev Gorem schrieb mir dazu: "As for the EPIC CDs, the higher the volume number, the higher the amount of real orchestra (#3 - majority of tracks are real). If you are interested more in compositions as opposed to pure orchestra, then all the EPIC CDs offer a real glimpse into the pervasive compositional trailer style prevalent about 15 years. If you are just interested in music with real orchestra as its focus, I would just go for #3 (#2 has 10 of 25 tracks that are real orchestra). However, please note the EPIC CDs are not similar to the THEMES series. The compositional style is different, and the size of the orchestra was smaller. This was part of our evolution as producers of epic trailer music. You can view the EPIC collection as a historical pre-cursor to the THEMES series ;-)" Soll heißen: Der für Immediate bekannte und typische Stil findet sich erst auf den "Themes for orchestra and choir"-Alben. Viele der Einzel-CDs wurden mit Sampels realisiert!
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Danke für die Rückmeldungen. Ich guck' mal, wie ich das noch einbaue bzw. abändere.
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Der Wind und der Löwe Die verwitwete Eden Perdicaris lebt in Marokko, das um 1904 Objekt der Begierde für die Führung des deutschen Reichs, des britischen Imperiums, Frankreichs und Amerikas ist. Der marokkanische Sultan Abd El-Aziz, der zugleich der Neffe des Paschas von Tanger ist, führt eine europafreundliche Politik, doch ist er eigentlich nur eine Marionette seines Onkels. Der Bruder des Paschas, Raisuli, ist der Anführer eines Berberstammes, nachdem ihn sein Bruder, der Pascha, verhaften ließ, doch die vielen Jahre in der Zelle konnten Raisuli nicht töten. Nun versucht der Stammesführer, einen internationalen Zwischenfall zu provozieren und die Großmächte heraus zu fordern, indem er die amerikanische Staatsbürgerin Eden Perdicaris mit ihren beiden Kindern Williams und Jennifer aus deren luxuriösen Villa entführt. Die junge Witwe glaubt an die Macht des amerikanischen Präsidenten, Theodore Roosevelt, der sich gerade im Wahlkampf befindet und den Zwischenfall in Marokko für seine Zwecke nutzt. Er hofft, die Macht und Überlegenheit der amerikanischen Armee in dieser Angelegenheit unter Beweis stellen zu können und so die europäischen Konkurrenten einzuschüchtern. Eine geglückte Rettungsaktion der Mutter und ihrer Kinder würde Roosevelt außerdem viele amerikanische Wählerstimmen einbringen. Während Eden Perdicaris’ Kinder die Ritte durch die Wüste und das naturverbundene Lebenden der nomadischen Krieger als unterhaltsames Abenteuer wahrnehmen, ist die Witwe von dem Verhalten Raisulis abgestoßen. Nachdem die Familie von den Berbern in dere Festung im Rif, einem Gebirgszug gebracht wurde, besticht sie einen der Männer, sie aus der Festung und durch die Wüste führen soll, doch dieser entpuppt sich als Betrüger, der die Mutter mit ihren Kindern an eine Gruppe Menschenhändler verkauft, die in der Wüste leben… Regisseur John Milius ist den meisten Cineasten durch „Conan der Barbar“ oder „Die rote Flut“ im Gedächtnis geblieben. Solche Filme bilden mit äußerst bedenklichen moralischen Werten und teils sogar gefährlicher Propaganda die Kehrseite des anerkannten Autorenfilms. „Der Wind und der Löwe“ allerdings ist frei von gewaltverherrlichenden, propagandistischen Inhalten, ohne dass Milius auf seine Lieblingsthemen verzichten muss. Auch hier geht es um starke Männer, Persönlichkeiten, denen Ruhm und Ehre alles bedeuten. Milius nutzt einen wahren Vorwand, um Macht und Einfluss geschickt von mehreren Seiten zu beleuchten. Theodore Roosevelt und Raisuli sind militärische Führer, verfügen über Gefolgsleute und versuchen, mit ihren Taten die Politik in ihrem Interesse zu beeinflussen. Trotzdem sind die beiden Männer, die sich nie begegnen, völlig unterschiedlich. Roosevelt, der sein Cowboy-Image pflegt, Briefkontakt mit dem Waffenhersteller Winchester pflegt und den starken, schlauen aber einsamen Bären als wahres Symbol für Amerika und seine Bürger sieht, trifft seine Entscheidungen von seiner Ideologie und der Hoffnung auf einen erneuten Wahlsieg geleitet. Raisuli ist ein Mann der Natur und ein Krieger, der sich in vorderster Reihe ins Gefecht stürzt. Letzten Endes gibt es zwischen den beiden Männern weder einen Gewinner noch einen Verlierer, stattdessen gibt es ein versöhnliches Finale. Filmisch wandelt „Der Wind und der Löwe“ auf den Pfaden berühmter Abenteuerklassiker wie „Lawrence von Arabien“ und vermittelt durchweg eine sehr nostalgische Stimmung. Trotzdem schafft es Milius, auch zeitgenössische Strömungen aufzugreifen wie z.B. bei der letzten Konfrontation, die stark an eine ähnliche Szene aus Peckinpahs „The Wild Bunch“ erinnert. Opulent ausgestattet und in der kargen spanischen Landschaft gedreht erinnert der Film an die großen Leinwandepen des Golden Age. Doch Milius beweist nicht nur, dass er sich in der wieder zum Leben erweckten Materie bestens auskennt, auch sein Talent für furiose Actionszenen beschert dem Zuschauer äußerst rasante und explosive Gefechte. Ob Mann gegen Mann, der Dynamit-geladene Schlusskampf oder die spektakuläre Entführung der Perdicaris’ – den famos gefilmten und geschnittenen Actionszenen geht niemals die Puste aus. Nicht nur filmisch, auch darstellerisch kann „Der Wind und der Löwe“ voll und ganz überzeugen. Sean Connery ist eine ideale Besetzung für Raisuli, den noblen Anführer eines Berberstammes und auch Candice Bergen füllt die Rolle der entführten Witwe voll und ganz aus. Ihre aggressiven Ausbrüche gegenüber den Entführern sowie ihr intensives Spiel in melancholischen Szenen lassen die Empfindungen der Frau und Mutter voll und ganz nachvollziehen. Brian Keith ist nicht nur optisch eine treffende Besetzung für Theodore Roosevelt, er schafft es zusätzlich, die schmale Gratwanderung zwischen aufgeblähter Aufschneiderei und ideologischem Optimismus ohne peinliche Übertreibung zu vollziehen. Insgesamt ist „Der Wind und der Löwe“ ohne Zweifel auch heute noch einer der sehenswertesten Abenteuerfilme, die nach dem Ende des Golden Age entstanden sind. „Der Wind und der Löwe“ war der erste Breitwandabenteuerfilm, den Jerry Goldsmith vertonen sollte. Mitte der 70er Jahre steuerte der Komponist zielstrebig auf den Höhepunkt seiner Karriere zu, der sich von den späten Siebzigern bis zu den frühen Achtzigern erstrecken sollte. Auch die Musik zu John Milius’ Wüstenabenteuer gehört zu den herausragenden Arbeiten Jerry Goldsmiths, der sich hier deutlich an den schwelgerischen Musiken eines Maurice Jarre orientiert, aber dennoch seinen eigenen modernistischen und zurückgenommenen Stilismen treu bleibt. „Der Wind und der Löwe“ als orchestrale Abenteuermusik zu bezeichnen, wäre etwas zu kurz gegriffen, denn neben mehreren exotischen Soloinstrumenten wie der Oud und der griechischen Bouzoucki verfügte der Komponist über eine äußerst vielseitig bestückte Schlagwerkgruppe, die nicht selten die Führung übernimmt. „Der Wind und der Löwe“ ist durch mehrere Leitmotive strukturiert. Wie in mehreren späteren Partituren spielt auch in dieser Musik die Quinte eine wichtige Rolle. Dieses archaisch und nackt wirkende Intervall findet bei Goldsmith stets in Zusammenhang mit kriegerischen Elementen wie den Klingonen in „Star Trek“ oder den tapferen Helden in „Der erste Ritter“ auf. In „Der Wind und der Löwe“ taucht die Quinte stets als Rufmotiv in den Hörnern über kräftige Schlagwerkattacken auf und verbindet die beiden Themen der Antagonisten Raisuli und Roosevelt. Während der Berberführer mit einem heroischen Thema bedacht wird, das entweder als kräftige Melodie der Trompeten erklingt oder sanft von den Streichern oder Holzbläsern gespielt wird, so ist das Thema für Roosevelt von sanfterer und gediegenerer Natur. Beide musikalische Signaturen beginnen mit der Quinte und stellen so die Gemeinsamkeiten der beiden Männer heraus. Der Witwe Perdicaris ist kein eigenständiges Leitmotiv zugedacht, doch wenn ab der zweiten Hälfte des Films die Gefühle der Frau zu Raisuli erwachen, führt Goldsmith ein Liebesthema ein, das wie so oft bei diesem Komponisten mehr ein inniges und sanftes Gefühl als überromantisierte Schwelgereien musikalisch widerspiegelt. Von melodischer Schlichtheit erklingt das Liebesthema als Solo der Holzbläser oder sanft in den Streichern, aber niemals ausufernd oder in vollem Orchestertutti. Den Kriegern des Berberstammes sind gleich zwei Themen zugeordnet: Ein orientalisches Actionthema, das während der Kampfszenen in den Violinen erklingt und von der für orientalische Skalen typischen übermäßigen Sekunde geprägt sowie eine weitere Melodie für das alltägliche Leben der Araber. Die verschiedenen Armeen bedachte Goldsmith mit bedrohlichen Marschmotiven des Schlagwerks, das vor dem Finale beim Aufeinandertreffen der einzelnen Nationen stark an Fieldings Musik zu „The Wild Bunch“ erinnert – eine Hommage, die sich in der gesamten Gestaltung der Szene von selbst erklärt. Auch die erste Actionmusik wird allein von der Perkussion bestritten: Hämmernde Metallschläge und sich überlappende binäre und ternäre Rhythmen verleihen den virtuosen Actionszenen eine zusätzliche Rohheit. Doch nicht nur beim Einsatz des Schlagzeugs stellt Jerry Goldsmith seine Kenntnisse über alternative Spieltechniken unter Beweis. Insbesondere die Wüstenszenarien waren für den Komponisten eine gute Möglichkeit, diverse alternative Spieltechniken einzusetzen. So erklingen zerrissene Motivfetzen der Piccoloflöte über vierteltönig gestimmte Fagotte und nach dem Anschlag in Wasser getauchte Glocken während der Morgenstimmung um Berberlager, sorgen über den Klavierkasten gezogene Gummibälle für morbide Klänge oder bildet die Windmaschine zusammen mit dem Becken schon fast einen sprechenden Chor. Für eine kommerzielle Veröffentlichung spielte Jerry Goldsmith gut die Hälfte der Musik neu ein und nahm wie gewöhnlich einige Veränderungen in der Partitur vor. Diese LP-Version wurde von Intrada auf CD veröffentlicht, war aber bald vergriffen, sodass „Der Wind und der Löwe“ zu einer sehr kostspieligen Investition wurde. 2008 jedoch veröffentlichte Intrada mit der Unterstützung Lukas Kendalls die vollständige Originaleinspielung, die LP-Aufnahme und sämtliche Source-Stücke auf einem 2-CD-Set, das keine Wünsche mehr offen lässt. Die sehr ausführlichen Informationen des prall gefüllten Booklets enthalten neben genauen Angaben zu Film, der Instrumentation und der Musik allgemein einen detaillierten Hörführer durch die Musik. Dieses Set ist also ein Muss für Goldsmith-Fans und Freunde der Abenteuermusik!
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Das ist korrekt. Stattdessen habe ich mich konsequent durch Goldsmith gearbeitet und dabei auch CDs geöffnet, die ich mir vor zwei bis vier Jahren angeschafft habe. An einige davon wäre ich heute aber nicht mehr so leicht gekommen wie damals ("Lionheart") und daher war es gut, die CD gekauft zu haben, auch wenn sie vier Jahre im Schrank stand, während ich mich durch viele LPs, die ich geschenkt bekommen habe, Havergal Brian, Vaughan Williams und andere gehört habe. Und genau so verfahre ich mit den CDs, die ich dieses Jahr angeschafft habe, denn dann werde ich wahrscheinlich froh sein, "John Carter" als propere CD zu haben, ebenso "Die Hard" 1-3 oder "The Boy who could fly".