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Leto

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Alle Inhalte von Leto

  1. "Rechts" ist in meinen Augen ebenso wenig ein "Totschlagbegriff" wie "Links", sondern eine weltanschaulich begründete, politische, zunächst wertfreie Positionszuschreibung. Als "Totschlagbegriffe" würde ich (im deutschen Sprachgebrauch) "Nazi" oder "Gutmensch" einstufen. Da "Hollywood" in den USA bekanntlich allgemein im Ruf steht, liberal bzw. von der Demokratischen Partei dominiert zu sein, tut man, glaube ich, keiner der genannten Personen Unrecht, wenn man sie in Abgrenzung vom (angeblich) links-liberalen Mainstream als (relativ) politisch eher "rechts" stehend einstuft. "Rechts" schon als "Totschlagbegriff" zu klassifizieren unterstützt eher die Bemühungen radikalerer "Rechter" sich selbst zu Opfern einer angeblich linken Diskurshoheit zu stilisieren.
  2. "DAS DSCHUNLGELBUCH" (2016, Disney-Version) So, das wollte ich doch noch nachholen: über die Feiertage habe ich mir, wie angekündigt, die erfolgreiche Disney-Neuverfilmung von 2016 von "Das Dschungelbuch" auch noch angesehen. Der Oscar für die besten Spezialeffekte ist verdient, keine Frage. Die Tiere sind erheblich naturalistischer gestaltet als in der 2018er Version, in der das motion-capturing den Tieren eher die Anmutung von Tieren mit menschlichen Gesichtern verleiht, was insbesondere für den Panther ("gespielt" von Christian Bale, dessen Gesicht man sofort wiedererkennt) gilt. Hier "sprechen" die Tiere zwar, wie in einer Fabel üblich, ähneln ansonsten aber mehr ihren natürlichen Vorbildern und sind fantastisch animiert. Man merkt, dass sich Disney natürlich an seinem eigenen Zeichentrick-Klassiker orientiert hat, der Junge, der "Mogli" spielt, wurde offenbar weniger wegen der "natürlichen" oder glaubwürdigen Darstellung eines im Dschungel aufgewachsenen Jungen gecastet, sondern weil er seinem Zeichentrick-Vorbild bis hin zu der seltsamen "Pilzfrisur"extrem ähnelt. Auf mich wirkte der Darsteller zudem etwas zu pummelig und pausbäckig. Hier hat für meinen Geschmack die 2018er Verfilmung eindeutig die Nase vorn, die zudem die Glaubwürdigkeit der "indischen" Umgebung und Lebenswelt bewahrt, während die Disney-Version in dieser Hinsicht "de-ethnisiert" worden zu sein scheint, möglicherweise aus kommerziellen Gründen - der "Dschungel" wirkt aus diversen (CGI-)Versatzstücken zusammengesetzt, manchmal ein wenig "Afrika", manchmal sieht es ein wenig nach "Herr der Ringe" oder "Avatar" aus. Wie nicht anders zu erwarten, fällt die Disney-Version familienfreundlicher und vor allem wesentlich humorvoller aus, in erster Linie dank Baloo, dem Bär - und es wird gesungen. Das ist natürlich Geschmackssache, ich sage ganz offen, dass das nicht mein Fall ist, vor allem wenn der Gesang an IMHO ziemlich unpassenden Stellen einsetzt, wie etwa bei dem Riesenaffen, der "bedrohlich" wirken soll, aber durch das Lied, das er dann zum besten gibt, ziemlich ins Lächerliche gezogen wird. Der größte Unterschied zwischen beiden Verfilmungen besteht aber meiner Ansicht nach in der Charakterentwicklung von "Mogli", der als Charakter in der 2018er Version ungleich vielschichtiger angelegt ist, eine bemerkenswerte und dramatisch mitreissende Persönlichkeitsveränderung erfährt, was im Finale schliesslich fast metaphorisch im Ende der Heldenreise mit dem Kind, der nun zum jungen Mann geworden ist, gipfelt (auch wenn für meinen Geschmack das Ende damit einen Hauch zu sehr den Geist von "Tarzan" atmet). Verglichen damit bleibt Mogli in der Disney-Version über weite Strecken ein eher harmloses, unschuldiges Kind, das ein Dschungel-Abenteuer mit sprechenden, häufig lustigen, Tieren erlebt, dazu passt, dass der Film etwas gemächlicher und undramatischer dahinplätschert und erst gegen Ende in einem für einen "Familienfilm" dann doch sehr actionreichen Finale gipfelt, in dem sich auch Mogli selbst in einer etwas anderen, erwachseneren, Rolle wiederfindet. Ist die eine eine Verfilmung nun "besser" als die andere? Das ist natürlich Geschmackssache - jede hat ihre Vorzüge und Schwächen. In einer Hinsicht, nämlich der für Filmmusik-Liebhaber, hat aber die Disney-Version die Nase vorn: Die Filmmusik von John Debney hat im Vergleich mit der durchaus auch nicht schlechten von Nitin Sawhney einfach für hiesige Hörgewöhmheiten bessere "Standalone-Qualitäten", wirkt sehr gefällig, melodisch ansprechend gestaltet, dramatisch und actionreich, wo es nötig ist, ruhig und gefühlvoll in anderen Tracks. Die werde ich mir noch oft zu Gemüte führen. Meine Wertung: 8 von 10 Eine persönliche Nachbemerkung zu diesen jüngsten Postings mit politischem Bezug sei mir gestattet: Ich hoffe, die Spaltung der Gesellschaft und der Hass auf Andersdenkende, die zahllose Bereiche und Internetforen durchziehen, findet nicht auch hier Einzug. Ich sage ganz offen, ich stehe politisch "links", finde aber John Debney (ich habe gelesen, er steht politisch "rechts" und unterstützt Trump) als Filmmusik-Komponisten hervorragend, mag Filme von und mit Clint Eastwood (rechts), mag Arnold Schwarzenegger (Republikaner) und Mel Gibson (rechts) und das soll auch so bleiben. Wenn sich nun auch Filmmusik-Hörer und Film-Interessierte hier nach "rechts" und "links" sortieren und ihre Lager bilden, ggf. nur noch negativ aufeinander reagieren, fände ich das schade - abgesehen davon, dass ich nicht sicher bin, ob dieser Aspekt überhaupt etwas in diesem Film-Thread verloren hat, wenn kein Bezug zu einem rezensierten Film besteht. Ansonsten frohes neues Jahr.
  3. Bei mir zuletzt im Player: "ALPHA" (2018) Filme über die sogenannte "Urzeit" oder "Steinzeit" - oder dem, was Hollywood-Autoren dafür halten - sind ein schwieriges Gebiet, wie bisherige Genre-Beiträge nahelegen: Bei zu viel Bemühen um Authentizität droht der Unterhaltungswert auf der Strecke zu bleiben ("Am Anfang war das Feuer"), bei zu viel Heldenepos verkommt der Film ggf. zur Conan-Karikatur (wie z.B. Roland Emmerichs 10.000 BC). Für dieses Werk verschmolzen die Autoren das Genre mit dem des Tierfilms, um auf durchsichtige Weise mit ein wenig Disney-Kitsch die Herzen der Zuschauer zu gewinnen - was teilweise sogar gelingt - und verwandeln den Film in eine Art archetypische Fabel über die (spekulative) Entstehung der Freundschaft bzw. symbiotischen Beziehung zwischen Urzeit-Mensch und Wolf, aus dem in Laufe der Zivilisationsentwicklung der "beste Freund des Menschen", der domestizierte Hund, werden sollte. Die Handlung lässt sich schnell zusammenfassen: Ein Junge aus einem "Steinzeit-Stamm" - wobei während des ganzen Films unklar bleibt, ob es sich bei den Protagonisten eigentlich um Steinzeit-/Eiszeitmenschen, Indianer oder Eskimos handelt, denn es sind klar alle drei Elemente präsent - gespielt von Kodi Smit-McPhee (X-Men: Apocalypse), der seine Sache gut macht, aber vielleicht etwas zu grazil und zart für die Rolle gebaut ist, was der Film aber durchaus geschickt nutzt, um ihn als "Antihelden" aufzubauen, dem es schwer fällt, Tiere zu töten oder an der gemeinschaftlichen Jagd teilzunehmen, stürzt bei einer Treibjagd in eine Schlucht und wird für tot gehalten. Wird es ihm gelingen, zu seinem Stamm zurückzukehren? Technisch machte der Film auf mich einen durchwachsenen Eindruck: Die CGI-animierten Tiere sehen teilweise entsetzlich unglaubwürdig aus, die CGI- und farbkorrigierten Landschaften sehen teilweise grossartig, teilweise fast surrealistisch aus, was aber beabsichtigt sein könnte, um den archetypischen Anspruch der Geschichte zu unterstreichen. Die Sequenzen zwischen dem Jungen und dem Wolf hingegen sind überaus gelungen, hier haben die Tiertrainer ganze Arbeit geleistet und auch die Balance zwischen gerade noch umschifftem Kitsch und herzerwärmenden Szenen weitgehend gehalten. Fragen nach der "Realismus", Plausibilität und Glaubwürdigkeit sollte man hier aber nicht allzu oft stellen, der Film ist halt eine Fabel aus der Kategorie "Wie sich Hollywood-Autoren die Steinzeit vorstellen" und wenn man das akzeptieren kann, darf man ein durchaus herzerwärmendes, manchmal ein klein wenig kitschiges Tier-Urzeit-Abenteuer erleben. Für Weihnachten geeignet. Meine Wertung: 7 von 10 "MOGLI" (2018) Das "Dschungelbuch" (eigentlich eine Geschichten-Sammlung) des britischen Literatur-Nobelpreisträgers Rudyard Kipling gehört ja zweifellos zu den am häufigsten verfilmten Werken der Literaturgeschichte, vielleicht nur noch getoppt von Jules Vernes oder Alexandre Dumas, wobei ich nie verstanden habe, warum die animierte Kinderfilm Disney-Version eigentlich gemeinhin als die ultimativ gelungenste angesehen wird, denn mir ist nicht bekannt, dass Kipling sein Werk als Kinderbuch angelegt hätte. Diese Version beschreitet jedenfalls einen völlig anderen Weg: düster, actiongeladen, telweise brutal, schockierend und dramatisch - für Kinder eindeutig weniger geeignet. Inszeniert von HdR-Gollum-Darsteller Andy Serkis, hält sich die Verfilmung dennoch an die bekannten Vorlagen, Figuren und Plotelemente. Man merkt, dass Andy Serkis im Laufe seiner Karriere zum absoluten Experten für motion-capturing und deren Umsetzung in CGI geworden sein muss, denn gerade die Umsetzung der Emotionen in den Tierfiguren wirkt derartig glaubwürdig, teilweise so atemberaubend intensiv, dass man seinen Blick kaum abwenden kann. Wenn man an dem Film etwas kritisieren kann, dann die missratene Balance zwischen kindgerechten Inhalten und Brutalität. Es gibt "süsse" Figuren und Charaktere, die sich in ihrer Gestaltung eindeutig (auch) an ein jüngeres Publikum wenden, wozu aber die Dramatik und die Action in anderen Sequenzen nicht passen. Ein weiterer stilistischer Bruch vollzieht sich, wenn Mogli in das Menschendorf zurückkehrt. Die Verlangsamung und Änderungs des Tons passen nicht so recht zu dem Tempo, das der Film ansonsten hält und dem dramatischen Finale. Das fällt bei einem erwachsenen Publikum viel weniger ins Gewicht, aber man sollte zur Kenntnis nehmen, dass es sich hier nicht unbedingt um einen Disney- "Familien"-Film handelt. In diesem Film werden auch Blut und Tod gezeigt. (Ich habe leider die kommerziell erfolgreichere Verfilmung von 2016 von Jon Favreau mit der grossartigen Musik von John Debney noch nicht gesehen, aber das werde ich über Weihnachten noch nachholen - ich bin auf den Vergleich schon gespannt) Auf eine so erwachsene Version dieses Stoffes habe ich jedenfalls schon lange gewartet und ich war insgesamt begeistert von dieser Verfilmung, daher gebe ich 8 von 10. Für Weihnachten aber nur bedingt geeignet. "FLORIDA ZÄHLT NACH" (2008) ...und nun noch zu etwas ganz anderem: eine auf wahren Gegebehnheiten basierende Polit-Posse mit Star-Besetzung aus der Prä-Trump-Ära, die auf äusserst unterhaltsame Weise dokumentiert, dass es mit der sogeannten Demokratie in den USA schon vor Trump nicht immer zu besten stand. Die Fakten sind bekannt: Die Präsidentschaftswahlen Bush. vs. Al Gore im Jahr 2000 gingen so knapp aus, dass mehrmalige Nachzählungen im Bundestaat Florida notwendig waren, um das Ergebnis zu ermitteln. Dabei offenbarten sich diverse skandalöse Verhältnisse, was das Prozedere zur Stimmabgabe angeht. Juristische Auseinandersetzungen folgten, bis Gore schliesslich aufgab und ein oberstes Gericht Bush zum Sieger erklärte. Europäischen Zuschauern, die mit den politischen Verhältnissen in den USA nicht vertraut sind, kommen da aus dem Staunen und Kopfschütteln kaum noch heraus, wobei zur Überheblichkeit keine Veranlassung besteht, denn in unseren politischen Systemen gibt es sicher nicht weniger Defizite, nur sind diese anderer Art, bedingt durch andere historische Entwicklungen. Stars wie Kevin Spacey, Tom Wilkinson, John Hurt, Denis Leary und vor allem Laura Dern überzeugen als authentische Figuren, nur ein wenig humoristisch überspitzt und ironisiert mit scharfzügigen Dialogen und Regisseur Jay Roach gelingt das Kunststück, trotz bekannten Ausgangs, was einen traditionellen Spannungsbogen ja weitgehend ausschliesst, den Zuschauer bei der Stange zu halten. Meine Wertung: 8 von 10 - herrliche Polit-Posse über Amerika in der Vor-Trump-Ära. Für Weihnachten und in der Ära Trump erst recht geeignet. Frohes Fest und guten Rutsch.
  4. Ich konnte mit dem Begriff "Americana" auch lange nichts anfangen, bis ich gelesen habe, dass wohl Jerome Moross der bekannteste Vertreter dieses Stils im Filmmusik-Genre sein soll. Da ich seine Musik sehr gerne mag, bin ich dankbar für alle Anregungen zu Scores, die vielleicht in eine ähnliche Richtung gehen... insofern: Danke für die Inspiration in die genannten Vertreter werde ich auch mal versuchen, reinzuhören... gruss
  5. Bei mir in letzter Zeit im Player: OBSESSION (1976) von Brian De Palma Wow, und ich dachte, ich kenne alle Filme von Brian De Palma - aber der war mir bislang entgangen. Obwohl die Kritiken eher durchwachsen ausfallen, weil dem Film eine zu große plagiatorische Nähe zu Hitchcocks "Vertigo" unterstellt wurde, kann ich speziell diesen Punkt eigentlich nicht nachvollziehen, denn der Plot entwickelt sich doch in eine völlig andere Richtung und die Spannung bleibt bis zum Finale erhalten. Ein Mann entdeckt auf einer Geschäftsreise eine Frau, die seiner vor vielen Jahren bei einem Verbrechen ums Leben gekommenen Ehefrau zum Verwechseln ähnlich sieht - diese Paralelle und eine surrealistische Atmosphäre sind eigentlich die einzigen Gemeinsamkeiten. Ein Fest für Filmmusik-Fans ist allerdings die dritte Gemeinsamkeit, nämlich die erfreuliche Tatsache, dass Bernard Herrmann die fantastische Musik zu diesem Film (die ich bislang auch nicht kannte) beisteuerte (wie zu "Vertigo"). Ich muss ehrlich gestehen, von der Musik war ich überwältigt - quasi ein Best-Of der bekanntesten Stilelemente von Herrmann aus dem Psychothriller/Romanze/Drama Fundus. Aber der Film selbst kann auch mit anderen Qualitäten punkten: Er ist fantastisch gefilmt, die authentischen Drehorte im Florenz der 70er bezaubern heute fast noch mehr als damals, wo alles nur noch mit Greenscreen, Farbkorrektur und CGI entstellt wird. Sicher, Cliff Robertson ist kein Cary Grant, James Stewart oder Gregory Peck und Genevieve Bujold nicht unbedingt Ingrid Bergman, aber das ist sehr solide gespielt und wenn man etwas an den Schauspielern bemängeln kann, dann das Type-Casting von John Lithgow, weil ein so "typischer" Bösewicht-Darsteller natürlich jedem versierten Thriller-Freund mutmassen lässt, in welche Richtung sich die Story entwickelt, aber in den 70ern war Lithgow wahrscheinlich noch gar nicht so bekannt wie heute. Meine Wertung: 8 von 10 - Fantastisch gefilmter Psychothriller von Hitchcock-Fan De Palma, der auch Filmmusikfreunde dank eines der IMHO besten Scores von Bernard Herrmann jubeln lässt. SON OF A GUN (2014) Australischer Actionthriller um einen jungen Kriminellen, der mit einem gewieften Ausbrecher und seiner Bande zusammen eine Goldmine ausrauben möchte. Quasi ein "Best-Of" zahlloser Gangsterfilm-, Actionthriller, Gefängnis- und Bankraub-Filme, bei denen man scheinbar nach einer Liste wirklich jedes im Genre unvermeidliche Plot-Element abhaken wollte (Gefängnis-Veteran rettet Frischling vor "Vergewaltigung? - check. Held verguckt sich in Tussi des Gangsterbosses - check...usw. usw.). Verrat, Betrug und Love-Story inclusive - aber was soll man sagen? Es funktioniert. Der Film ist eigentlich von der ersten bis zur letzten Minute unterhaltsam und auch wenn gewisse Plotelemente vohersehbar sind, schmälert das kaum den Unterhaltungswert. Ewan McGregor als hartgesottener Krimineller überzeugt ebenso wie der Rest der Crew, insgesamt kompetent inszeniert, die Action ist solide, aber nicht übertrieben. Fazit: 6 von 10. Klischeehaft, aber unterhaltsam. Gepflegter Actionthriller fürs Feierabend-TV. BLACK DYNAMITE (2009) von Scott Sanders Das Genre der "Spoof-Komödie" war ja lange Zeit, ausgehend von den köstlichen ZAK-"Airplane" und "Naked Gun"-Filmen mit Leslie Nielsen bis zu den Niederungen der "Scary Movie"-Streifen und anderer Peinlichkeiten im Abstieg begriffen, aber hier kommt man endlich mal wieder in den Genuss einer Genre-Parodie, bei der man zugleich staunen und sich köstlich amüsieren kann, weil sie sich als Hommage und Parodie gleichermassen versteht - und zwar auf ein in Europa wohl eher weniger bekanntes Genre, nämlich die 70er "Blaxploitation"-Streifen, in denen muskelbepackte, farbige Helden weiße Bösewichte ordentlich aufmischen und zugleich den Begriff Coolness neu definieren. Die haarsträubende Story um den Protagonisten "Black Dynamite", der mit Drogendealern, korrupten Cops, chinesischen Wissenschaftlern und grössenwahnsinnigen Politikern aufräumt, ist nur ein Vehikel, um die Klischees, die billige Machart, die Sprüche, Moden und Typen durch den Kakao zu ziehen, die das Genre seinerzeit definiert haben. Das gelingt IMHO sogar noch viel besser als in den viel bekannteren, diesem Film ähnlichen "Grindhouse"-Movies von Robert Rodriguez, in denen IMHO das "absichtlich schlecht gemacht"-Element einen Tick zu "gewollt" wirkt, um zu überzeugen, während es sich hier viel natürlicher einfügt und wackelnde Kulissen, im Bild hängende Mikrofone, Actionszenen, in denen die Gangster aus Autos springen die dann unabsichtlich weiter rollen oder deren Türen sich im Bordstein verkeilen, wirklich komisch rüberkommen und nicht mit der "so schlecht gemacht, hier bitte lachen"-Attitüde der Grindhouse-Streifen. Hauptdarsteller Michael Jai White stolpert mit einer köstlichen ernsthaften Naivität durch die absurdesten Szenen wie seinerzeit Leslie Nielsen. In der (insgesamt soliden) deutschen Synchro geht natürlich so mancher Original-Dialogwitz verloren, aber der Original-Slang ist wirklich für nicht-US-englisch-Muttersprachler kaum zu verstehen. Meine Wertung: 7 von 10. Herrliche 70er "Blaxploitation"-Parodie. Wer mit diesem Genre allerdings generell nichts anfangen kann, kommt wahrscheinlich kaum auf seine Kosten. Gruss
  6. Nein, den kenne ich in der Tat nicht - aber vielen Dank für den Tipp, da werde ich mal reinhören.
  7. Bilde ich mir das nur ein oder hat der letzte Track "End Titles" (besonders am Anfang) nicht so einen ganz leichten "Western-Touch"? Habe ich bei JNH so noch nie gehört... wenn mir der Track vorgeführt worden wäre und ich hätte den Komponisten raten müssen, hätte ich vielleicht auf Elmer Bernstein oder Joel McNeeley getippt JNH überrascht mich immer wieder mit seiner Vielseitigkeit.
  8. Bei mir zuletzt im Player: "Das Jericho-Projekt" (2016) (SPOILER!) Na, da fühlte sich wohl jemand berufen, den Plot von John Woos "Face OFF - Im Körper des Feindes" mit quasi umgekehrter Prämisse zu recyceln (Gedanken- statt Gesichts-"Transplantation"). Ich will nicht mehr über den Story-Verlauf verraten, aber nach einem starken Anfang verläuft das doch in nur allzu bekannten Bahnen. Was an dem Film aber doch grossen Spass macht, ist zu sehen, mit welcher offensichtlichen Freude Kevin Costner endlich mal wieder einen richtig gemeinen "Badass"-Charakter spielen darf. Bei Kostner, in den 90ern ja quasi zur filmischen "Inkarnation des Guten" gereift, hat man fast den Eindruck, dass nun im Alter seine Auftritte als Serienkiller ("Mr. Brooks") oder Gewalttäter (wie in diesem Film) als so eine Art Katharsis fungieren, um sein ewiges "Good Guy"-Klischee lustvoll zu konterkarieren. Leider ist der Rest der stellaren Besetzung ziemlich verschwendet - Gary Oldman spielt im wesentlichen eine Choleriker-Version seines Batman-Cop-Charakters und Tommy Lee Jones kann als Wissenschaftler nicht so richtig überzeugen. Ein lächerlich klischeehafter Bösewicht zieht den Film auch eher runter, während die Produktionswerte, die ziemlich blutrünstigen Action-Szenen und solide inzenierten Verfolgungsjagden zumindest unter Beweis stellen, dass hier keine Amateure am Werk waren - begleitet von gewohnt dynamischer Musik von Brian Tyler (für meinen Geschmack aber viel zu elekronik-lastig). Meine Wertung: 6 von 10 - für Fans von Kevin Costner und für einen gepflegten Action-/Agenten-Thriller-DVD-Abend mit einem ziemlich bizarren Plot ausreichend "Eye in the Sky" (2015) Dieser Film greift ein sehr heikles und politisch umstrittenes Thema auf, nämlich die Legitimität des weltweiten Drohnen-gestützten Krieges gegen "Terroristen", bei dem bekanntlich in vielen Fällen weit mehr Zivilisten und Unschuldige getötet werden als richtige "Terroristen". Ein fiktives Szenario eines solchen Einsatzes in Afrika wird quasi in "Echtzeit" dem Zuschauer als gewissermassen live-gestreamt präsentiert, was zunächst einmal den positiven Effekt hat, dass der Film von der ersten bis zur letzten Minute atemberaubend spannend bleibt. Man kann seine Augen kaum abwenden. Die ethischen Implikationen, Entscheidungsprozesse, Konflikte und politischen Abwägungen, repräsentiert durch die verschiedenen Protagonisten - Politiker, Militärs und beteiligte Soldaten - bleiben glaubhaft und in sich schlüssig und gestatten keine "richtige" oder "einfache" Auflösung, die der Film auch konsequenterweise am (deprimierenden) Ende nicht zu bieten hat. Bei mir als einfachem, cineastisch interessiertem Zuschauer, der aber zugegebenermassen keine Ahnung von militärischen Entscheidungsprozessen hat, blieb dennoch ein etwas bitterer Nachgeschmack, weil einerseits bestimmte "populistische" Klischees nicht außen vor bleiben - Politiker sind im wesentlichen feige und versuchen, sich vor unbequemen oder unpolulären Entscheidungen zu "drücken", während die Militärs im Zweifelsfall auch gerne mal Fakten manipulieren, um ihren "Interessen" zur Durchsetzung zu verhelfen, wobei Amerikaner skrupelloser morden als Engländer (dieser Film ist eine UK Produktion) - und man sich andererseits des Eindrucks nicht erwehren kann, dass angesichts dessen, was dank WikiLeaks und Whistleblowern aus diesem sensiblen militärischen Bereich an Berichten an die Öffentlichkeit gelangt ist, die "Wirklichkeit" möglicherweise noch viel "schlimmer" ist. Letzlich kann ich nicht beurteilen, ob insofern die Militärs in diesem Film noch "viel zu gut" wegkommen und die gezeigten Konflikte um Moral und Legitimität nicht eher "unrealistisch" sind und in Wirklichkeit ohne jede Diskussion "auf den Knopf gedrückt" wird. Aber vielleicht kann ein solcher Film, der ja letztendlich "auch" der Unterhaltung dient, das auch gar nicht leisten, ebensowenig wie die Klärung der Frage, wie sogenannter "Terrorismus" im geostrategischen und global-politischen Kontext entsteht und zu bewerten ist. Die großartige Helen Mirren und der ja leider viel zu früh verstorbene Alan Rickman überzeugen wie immer in ihren Rollen, für die eher subtile Spannungs-Musik zeichnen Paul Hepker und Mark Kilian verantwortlich (die Namen sagen mir beide nichts). Meine Wertung: 8 von 10 Ein Film, der ein äusserst heikles Thema grösstenteils angemessen und mit atemberaubender Spannung aufbereitet und zum Nachdenken anregt - nicht mehr und nicht weniger. Eine "realistische" Wiedergabe der diesbezüglichen "Wirklichkeit" sollte man aber nicht unbedingt erwarten.
  9. Danke für den Link - erinnert hinsichtlich seiner "melodramatischen Qualität" meiner Ansicht stark an "Escape from Tomorrow". Das Release werde ich mir auf jeden Fall vormerken. Abel ist immer für eine postive Überaschung gut.
  10. Gilt es eigentlich jetzt als gesichert, dass Alexandre Desplat die Musik beisteuert? Stammt die Trailer-"Musik" bereits aus dem Score? Wenn ich etwas an Desplat bewundere, dann auf jeden Fall seine Vielseitigkeit. Andererseits habe ich noch nie Musik von Desplat gehört, in der er Themen anderer Komponisten "adaptiert" - was bei einem StarWars Film ohne John Williams an Bord wohl kaum zu vermeiden ist. Da hätte ich dann eher auf jemanden wie John Debney (Predators) oder Michael Giacchino (Jurassic World) getippt, wenn man einen Komponisten benötigt, der befähigt ist, andere Scores gut zu adaptieren. Ich bin schon sehr gespannt ob Desplat wirklich ein völlig neues "musikalisches Universum" für diesen Film erschaffen möchte. Zuzutrauen wäre es ihm...
  11. Da möchte ich doch dann auch noch Thomas Newmans James Bond Score "Spectre" nominieren. Grunsätzlich fand ich die "alten" Jahres-End-Best-Of Threads jedes Users (der mitmachen wollte) aber auch interessanter und übersichtlicher.
  12. Ist ANT-MAN von Christophe Beck schon nominiert worden? In der Liste kann ich ihn nicht finden. Gehört meiner Ansicht nach zu den Highlights unter den jüngsten Superhelden-Scores.
  13. Seufz... jetzt ist nur noch einer der drei grossen Komponisten (Williams, Goldsmith, Horner), die mich damals in den 80ern als Jugendlichen zum Filmmmusikfan werden liessen, am Leben. Wirklich ein Tag der Trauer... Nie wieder werde ich wohl Krulls "Ride of The Firemares" oder Rocketeers "Flying Circus" so unbefangen für Ihre wunderbare, energiegeladene, pure musikalische Freude geniessen können, weil sich ab jetzt die Erinnerung an den sinnlosen und viel zu frühen Tod ihres Schöpfers stets in das Hörerlebnis einbringen wird... Farewell, James - und ewigen Dank für Dein künstlerisches Schaffen, mit dem Du mein Leben (und das unzähliger anderer Filmmusik-Fans) bereichert hast. RIP
  14. (seufz) "Er ist nicht wirklich tot - nicht so lange wir an ihn denken" Dr. McCoy - Star Trek II Danke für die vielen, großartigen Momente der Inspiration und Begeisterung, die Sie mir als jungem Sci-Fi-Fan beschert haben. Mr. Nimoy "Live Long and Prosper" - ...in heaven
  15. "DER KONFORMIST" (1970) Italienischer Klassiker von Bernardo Bertolucci aus dem Jahre 1970. Jean-Louis Trintignant spielt darin einen italienischen Faschisten, der in den 30er Jahren als Mitglied einer Geheimorganisation den Auftrag erhält, in Frankreich seinen ehemaligen Hochschullehrer zu ermorden... Eine visuell wunderbar kunstvoll, teilweise surrealistisch arrangierte Mischung aus Krimi und Psychodrama, bei dem Bertolucci meinem Eindruck nach unter dem Einfluss verschiedener psychoanalytisch begründeter Theorien (Fromm, Jung, Reich etc.) über die Entstehung des "autoritären" Faschismus-affinen Charakters stand und versuchte, ein solches Konzept im Film künstlerisch umzusetzen, wobei er den Fokus auf die Wechselwirkung zwischen individual-psychologischen Faktoren und sexueller Repression legt. Der übermächtige Wunsch des Protagonisten nach Konformität und "Normalität", wurzelnd in zwei traumatischen Kindheitserlebnissen, der Geisteskrankheit des Vaters und einer homoerotischen Gewalterfahrung, lässt die kompensatorische Möglichkeit, als der titelgebende "Konformist" seine Vergangenheit hinter sich zu lassen und mit Hilfe einer arrangierten Ehe die "bürgerliche Normalität" im Faschismus zu finden, als primäre Motivation erscheinen und nicht etwa ideologische Versatzstücke oder politische Lehren des faschistischen Weltbildes, die in diesem Film eher außen vor bleiben, auch wenn philosophische Grundlagen des "Weltverständnisses" wie Platons Höhlen-Gleichnis in einem interessanten Diskurs am Rande der Handlung aufgegriffen werden. Auch die in der Psychoanalyse zu findende Theorie, dass verdrängte und "verbotene" eigene homoerotische Neigungen die Hingebung zu faschistischer Ideologie befördern könnten, setzt Bertolucci vor allem im Finale zusammen mit einer klassischen psychoanalytischen Projektion des "Selbsthasses" des Protagonisten auf den Missbrauchs-Verantwortlichen in einer sehr effektiven Weise ein. Ich habe eigentlich - vielleicht abgesehen von Hitchcocks "Spellbound" - noch nie einen Film gesehen, der derart von einem bestimmten psychoanalytischen Theoriengebäude durchdrungen ist, das aber nahezu perfekt künstlerisch umgesetzt wurde, ohne aufgesetzt oder intellektuell überfrachtet zu wirken. Der Film ist ganz sicher nicht jedermanns Sache, trotz bestechend schöner Cinematographie und Ausstattung und der Musik von Georges Delerue, weil die Krimihandlung eigentlich nebensächlich bleibt und trotz einer auch an Hitchcock erinnernden bizarren Mord-Sequenz von Zuschauern mit heutigen Sehgewohnheiten als "langweilig" empfunden werden könnte, wenn man sich nicht für die psychischen Verstrickungen des Protagonisten und seines bizarren Seelenlebens interessiert. Meine Wertung: 9 von 10 - egal, wie man dazu steht, hier handelt es sich um einen Film, den jeder filmhistorisch Interessierte zumindest einmal gesehen haben sollte "COMPLIANCE" (2012) US-Low-Budget-Psycho-Krimidrama nach wahren Ereignissen, das ebenfalls ein interessantes psychologisches Muster in den Mittelpunkt der Handlung stellt: Ein Vorstadt-Psychopath macht sich einen Spass daraus, eine Angestellte einer Fast-Food-Kette anzurufen, sich ihr gegenüber als autoritärer Polizist auszugeben und sie zu "zwingen", gegen eine andere Angestellte, die angeblich eines Verbrechens überführt wurde, vorzugehen. Dabei kommt es zu Ereignissen, die die Geschichte völlig aus dem Ruder laufen lassen. Ich kann getrost sagen, dass ich zunächst nicht wusste, ob ich diesen Film als Farce, als Psychokrimi oder als Realsatire einstufen sollte, so unglaublich erschien mir der bizarre Plot. Offensichtlich orientiert sich die Handlung an einem psychologischen Phänomen, das im berühmten Milgram-Experiment bekannt wurde, nämlich der Autoritätshörigkeit und der Verantwortungs-Verlagerung, die Menschen zu schier unglaublichen Handlungen befähigen, sofern sie glauben, dass hinter den Anweisungen, die sie befolgen "müssen", eine höhere Autorität steht und diese einem "höherwertigen Ziel" dient. Wie oft dies in der Menschheitsgeschichte zu grausamsten Zwecken ausgenutzt wurde, muss gerade uns Deutschen wohl keiner erzählen. Auch deutsche Filmemacher haben sich ja, etwa in dem Streifen "Das Experiment", darin versucht, dieses Phänomen im Film dramatisch aufzuarbeiten. Dieser Film siedelt eine solche Geschichte in "keinerer" Dimension in den USA der Gegenwart an - schockierend wirkt das Gezeigte dennoch, weil einem vor Augen geführt wird, dass es sich beim Ausnutzen dieser menschlichen Schwäche nicht um ein "vergangenes", einmaliges historisches Ereignis handelt, sondern etwas, was sich jederzeit wiederholen kann - in jedem von uns. Meine Wertung: 8 von 10 - trotz Low-Budget beklemmend zeitlose Schilderung einer schlimmen Eingenart der menschlichen Psyche gruss
  16. Bei mir letztes Wochenende auf dem "Programm": "BLACK GOLD" (2011) Araber-Abenteuer vom französischen Regisseur Jean-Jacques Annaud, gedreht in Tunesien und dem heutigen Katar, das vom territorialen (und kulturellen) Konflikt zweier Beduinen-Königreiche erzählt, der sich anbahnt, als im Niemandsland zwischen den Reichen Anfang des 20. Jhr. von amerikanischen Ölsuchern das titelgebende "schwarze Gold" gefunden wird. Dazu gesellt sich eine "Coming-of-Age"-Geschichte eines jungen Prinzen, der zunächst als bebrillter Bücherwurm verspottet, schliesslich zum erwachsenen Feldherrn heranwächst, dem es zufällt, den Konflikt ein für allemal zu lösen. Mein Eindruck: Da hat sich jemand doch ein wenig an einem wohl angedachten "Lawrence von Arabien Junior" verhoben - Araber- und Tausend-und-eine-Nacht-Klischees inclusive einer rehäugigen Prinzessinen-Schönheit wechseln sich mit durchaus gelungenen Einblicken im Kultur, Politik und Tradition dieser Völker ab, manierlich und farbenprächtig gefilmt in authentischen Kulissen, aber gerade in der ersten Hälfte sehr zäh und langatmig inszeniert, ohne dass die Langsamkeit zum cineastischen und küstlerischen Stilmittel erhoben wird wie im berühmten Vorbild. Die (wenigen) Action-Sequenzen entsprechen gutem Standard, sind aber leider viel zu schnell vorbei. Auch mit der Besetzung war ich nicht ganz zufrieden: Während Mark Strong, der sonst üblicherweise Bösewichte spielt, hier als traditionsverbundener Beduinen-Fürst durchaus überzeugt, empfand ich Antonio Banderas als seinen geldgierigen und intriganten Gegenspieler eher als Fehlbesetzung. Als ich dem Vorspann entnahm, dass James Horner die Musik komponiert hat, war ich zumindest neugierig, aber auch den Score würde ich bestenfalls als routiniert bezeichnen, übliche Horner-Ethno-Musik einerseits und einige rein klassisch gehaltene Stücke andererseits, aber keine besonders erinnerungswürdigen Themen: Insofern passt die Musik (auch) zum Film - ordentlicher Standard ohne besondere Höhepunkte. Meine Wertung: 7 von 10 - routiniertes Araber-Abenteuer mit exotischem Flair, aber definitiv keine Konkurrenz für "Lawrence von Arabien", weder künstlerisch noch inhaltlich oder gar musikalisch "THE EXPENDABLES III" (2014) ... und wo wir gerade bei Filmen sind, in denen sich Antonio Banderas lächerlich macht: Meine Güte, wer hat ihm denn diese unsägliche Rolle auf den Leib geschrieben? Hoffentlich war die Gage - oder sollte man sagen "Schmerzensgeld"? - hoch genug. Nach dem meiner Ansicht nach sehr gelungenen zweiten Teil, der genau jenes selbstironische und humorige Over-the-Top Action-Trash-Feeling reproduziert hat, das 80er Klassiker wie Schwarzeneggers "Phantom-Kommando" auszeichnete, hätte man die schiesswütigen Action-Rentner doch nun endlich in ihren wohlverdienten Ruhestand verabschieden sollen, statt diesen verunglückten dritten Aufguss nachzuschieben, der leider wieder in Sachen schwülstiger Ernsthaftigkeit und gewollter Düsternis an den ersten Teil anzuknüpfen versucht. Über die lächerliche Story, in der der alte Haudegen Stallone eine (ziemlich unsysmpathische) neue Youngster-Crew anheuert, die er dann wiederum, als diese in Gefangenschaft gerät, mit Hilfe seiner "alten" Kameraden befreien muss, könnte man vielleicht noch hinwegsehen, wenn actiontechnisch etwas Besonderes geboten würde. Aber auch in dieser Hinsicht wird man enttäuscht - 08/15-Actionszenen mit merklich "billigen" Greenscreen- und CGI-Effekten, gedreht in osteuropäischen Hochhausruinen. Noch nicht mal Gore-Freunde kommen auf ihre Kosten, selbst die (zahlreichen) Schiessereien und Prügeleien kommen fast ohne jegliche Bluteffekte aus. Gegen einen solchen Film "moralische Bedenken" zu erheben, ist natürlich normalerweise wenig sinnvoll, dennoch empfand ich den storytechnischen Kniff, diesmal nicht nur die Bösewichte, sondern gleich noch die halbe Armee eines "unbeteiligten" Landes mit niedermetzeln zu lassen, auch in dieser Hinsicht als ziemlich zweifelhafte Entscheidung. Besser gemacht hat es den Film jedenfalls nicht. Auf der Positivseite sind allenfalls die Gast-Stars Harrison Ford als CIA-Agent und Mel Gibson als Oberbösewicht zu verbuchen, die merklich Spass an ihren Rollen hatten (der sich aber leider kaum auf den Zuschauer überträgt). Brian Tyler steuerte seine übliche Action-Musik bei, die sich am besten im ellenlangen Nachspann "geniessen" lässt, der dankenswerterweise nicht mit den üblichen "Songs" unterlegt wurde. Meine Wertung: 5 von 10 - weitgehend humor- und sinnbefreites Gemetzel mit bestenfalls mässigem Unterhaltungswert und technisch schwacher 08/15-Action, aber wenigstens mit Musik von Brian Tyler "KILLER ELITE" (2011) Durch eine Eigenart verdient sich Jason Statham auf jeden Fall seinen Platz in der Nachfolge-Riege der 80er Action-Heroen: Mehr als die üblichen drei Gesichtsausdrücke sind in seinen "schauspielerischen" Leistungen auch eher selten anzutreffen. Die Tatsache, dass er beinahe im Fliessband-Tempo in einem LowBudget-Actionfilm nach dem anderen mitwirkt, macht es schwierig, die wenigen überdurchschnittlichen Genrevertreter herauszusieben - die es durchaus gibt, vor allem wenn neben der "Action" auch ein halbwegs gut ausgearbeiteter Spannungsbogen in einem halbwegs originellen Drehbuch den Zuschauer bei der Stange hält. Das gilt auch für diesen Film, dessen reisserischer Trash-Titel nicht vermuten lässt, dass neben Staham auch Darsteller wie Clive Owen und als Gaststar sogar Robert DeNiro mitwirken. Statham "spielt" mit seinen üblichen Manierismen einen Elite-Killer, der eigentlich aus dem Geschäft aussteigen möchte, aber "gezwungen" wird, einen letzten Job anzunehmen, als sein Mentor und bester Freund (DeNiro) gefangen genommen wird. Dabei entpuppen sich seine Gegenspieler, ehemalige SAS-Agenten, als wesentlich gefährlicher als erwartet... Klar, etwas absurd über-konstruiert ist die Story ohne Zweifel und gegen Ende geht auch die Logik stellenweise über Bord, aber dank gewisser Spionage-Thriller-Einschläge und dank Clive Owen, der mit britischem Schnauzbart einen enorm effektiven Gegenspieler abgibt, bleibt der Streifen durchweg spannend, temporeich und bietet genau das Richtige für einen gepflegten Staham-Action-Thriller Video-Abend. Meine Wertung: 7 von 10 - solide Statham-Action mit überdurchschnittlicher Besetzung und ordentlichem Spannungsbogen gruss
  17. Den Film habe ich auch vor nicht allzu ferner Zeit das erste Mal gesehen. Ich war nicht sicher, ob das gewagte Konzept über die gewaltig lange Laufzeit trägt - war aber dann doch überrascht, wie schnell die Zeit letztendlich vergangen ist. Gerade für Zuschauer ausserhalb der USA fand ich (wie Du) die Milieu-Zeichnung extrem gelungen, gerade weil sie auch für uns Europäer eher verstörende oder befremdlich wirkende Details nicht ausspart, etwa als der Junge von seinem konservativ-"gottesfürchtigen"(?) Grossvater... na, was geschenkt bekommt... ? Genau, eine Gewehr - eine Schusswaffe für ein Kind ... Oft wird gesagt, Amerikaner "ticken" einfach anders als Europäer (trotz der angeblich gemeinsamen Zugehörigkeit zur sogenannten "westlichen Wertegemeinschaft" - woran ich meine Zweifel habe... aber das ist eine andere Geschichte) - dieser Film illustriert das eindringlich, aber auf ganz nebensächliche Weise so, dass es absolut "authentisch" und in der Schilderung der Biographie dieses Jungen selbstverständlich wirkt. Ich hätte dem Werk auch 8 von 10 gegeben - sehr empfehlenswert besonders hinsichtlich der Milieuzeichnung und der Schilderung des sozio-kulturellen Hintergrunds gruss
  18. erstmal: frohes neues Jahr allen Filmmusik-Freunden! ...bei mir zuletzt im Player: FROST/NIXON (2009) Bekanntes Polit-Doku-Drama über das Zustandekommen des legendären Gespräch des britischen Talkmasters Frost mit dem zurückgetretenen US-Präsidenten Nixon Ende der 70er Jahre. Ein "typischer" Ron Howard-Film, würde ich sagen, vor allem konsens-orientiert und um Ausgleich bemüht, inhaltlich bieder, bietet er aber wenigstens grosses Schauspieler-Kino, ihm fehlt aber jeglicher Mut zu einer echten kritischen Auseinandersetzung oder satirischer Schärfe, was im Genre des Polit-Dramas und angesichts der Tatsache, dass viele die im Mittelpunkt des Films stehende historische Figur Nixon für den schlimmsten Polit-Verbrecher im Amt des US-Präsidenten (vielleicht nach George W. Bush...) halten, vielleicht doch ein bisschen zu wenig ist. Man fragt sich, wie dieser Film wohl ausgefallen wäre, wenn ihn Oliver Stone inszeniert hätte. Dennoch fühlte ich mich gut unterhalten, was vor allem der gelungenen Darstellung der beiden Antagonisten zu verdanken ist, wobei ich Frank Langella hier eindeutig den Oscar gegönnt hätte. Seine Darstellung des mit allen Wassern gewaschenen Polit-Fuchses, der vor keinem schmutzigen Trick zurückschreckt, dessen Hybris ihn aber dann doch zu Fall bringt, ist einfach großartig. Nette, subtile Details über die Auswirkungen des heraufziehenden TV-Zeitalters mit seiner Selbstdarstellungs-Dominanz und das konservative geistige Klima, etwa hinsichtlich der Frage, ob italienische Slipper zu "schwul"("feminin") für Männer seien, bereichern den Plot und illustrieren das zeitgeschichtliche Umfeld auf gelungene Weise. Die Musik von Hans Zimmer hält sich erfreulicherweise angenehm zurück. Meine Wertung: 8 von 10 - Polit-Drama mit grossartigen Schauspielern, dem es aber etwas an inhaltlicher Schärfe fehlt DONNY BRASCO (1997) Directors Cut Mafia-Drama vom Mike Newell mit Al Pacino und dem jungen Johnny Depp als Undercover-FBI-Agent, der in die New Yorker Mafia der 70er eingeschleust wird und sich dabei mehr als es für die Professionalität des Jobs gut wäre, mit dem alternden Killer "Lefty" (Pacino) anfreundet... was natürlich kein gutes Ende nimmt. Dieser Film stellt unter Beweis, dass man einen Mafia-Film auch ganz anders "aufziehen" kann, als z.B. Martin Scorsese. Der Fokus liegt natürlich auf den beiden Protagonisten, beleuchtet aber vor allem die "Unterschicht" oder das "Fußvolk" des organisierten Verbrechens und die Struktur der Mafia als "Franchise"-Unternehmen, in dem die "kleineren" Bosse gewissermassen selbständig kriminell agieren und einen gewissen Mindestprofit erwirtschaften "müssen", um den notwendigen finanziellen Beitrag an ihre übergeordneten "Bosse" liefern und weiter aufsteigen zu können. Übliche "Der Pate"-Klischees bleiben weitgehend außen vor, der Alltag eines Mafia-Killers wird weder als glamurös verherrlicht noch als adrenalin-steigernder Nervenkitzel verkauft - er ähnelt vielmehr dem öden Durchschnitts-Job eines Angestellten - nur halt im kriminellen Milieu. Den gesamten Film durchzieht ein tiefes Gefühl der Melancholie, was vor allem Pacinos Darstellung zu verdanken ist. Unfähig, sich von seinem "gewohnten" Umfeld zu lösen und die vergeblichen Versuche, sich von seinem neuen (Undercover)-"Freund" helfen zu lassen, anzunehmen, desillusioniert, schlittert er als tragische Figur in das unvermeidliche Finale, während auf der anderen Seite auch die "Cops" beileibe nicht als die "good guys" porträtiert werden, die man möglicherweise aus vergleichbaren Filmen kennt. Die Ehe vom Job ruiniert, die Vorgesetzten undankbar, unkollegial, karrieregeil und zynisch - hier sind letzlich beide Seiten Verlierer im "ewigen Krieg". Sehr überrascht war ich, als ich dem Vorspann entnehmen durfte, dass Patrick Doyle die Musik beigesteuert hat. Ein Mafiafilm mit klassischer Orchestermusik - kann das funktionieren? Ja. Wenn ich den Score mal irgendwo finde, werde ich mir den definitiv zulegen - auch wenn ich auf ein wiederkehrendes "melodisches Element" gestossen bin, das mich enorm an "Alien" (Goldsmith) erinnert hat. Keine Ahnung, wie das kommt... Meine Wertung: 9 von 10 - Mafia-Drama der etwas anderen Art mit schöner Musik von Patrick Doyle AMERICAN HUSTLE (2013) Hmmm... der Film war für 10 Oscars nominiert? - da hatte ich dann doch etwas mehr erwartet. Sicher, Christian Bales Mut zur Hässlichkeit in diesem Film muss man würdigen. Ein Ensemble von angenehm schrägen Charakteren, wobei vor allem die weiblichen Rollen hervorstechen, in teilweise irrwitzigen Situationen, sorgt für gediegene Krimi-Komödien-Unterhaltung, aber insgesamt halte ich das Gebotene doch für etwas überschätzt. Der vergleichsweise banale Plot mit einem Mini-Twist am Ende wird auf über 2 Stunden Laufzeit gestreckt und man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Verantwortlichen sich streckenweise mehr in der Perfektionierung des 70er Jahre Sujets mit all den schrägen Sets, Kostümen, Frisuren und Figuren verloren haben und dabei vergessen haben, für eine straffe Dramaturgie zu sorgen. Einzig Robert DeNiros Gaststar-Auftritt fand ich uneingeschränkt gelungen. Man hätte ihm eine grössere Rolle gewünscht. Meine Wertung: 7 von 10 - unterhaltsame, aber viel zu lange Krimikomödie, die sich zu sehr im bizarren 70er Setting und den schrägen Charakteren verliert und dabei Plot und Dramaturgie etwas vernachlässigt gruss
  19. Hmm.. ein Silvestri Score, der mir bislang irgendwie "entgangen" war. Na, besser spät als nie - da bin ich aber froh, dass ich den noch "entdeckt" habe... gefällt mir nämlich ausserordentlich gut. Klar, bewegt sich irgendwie im Rahmen dessen, was üblicherweise im Rahmen eines orchestralen Animationsfillms-Scores erwartet werden darf (vgl. z.B. Danny Elfmans "Epic") und da das auch nicht der erste Beitrag Silvestris zu diesem Genre ist, klingt da schon ein wenig (oder auch ein wenig mehr...) "Lilo + Stitch" durch. Silvestris "üblichen" Stil muss man natürlich mögen... Was mir auch auffällt: Ich bin normalerweise jemand, der CDs (nach dem ersten Durchgang) nur selten komplett durchhört, sondern ich programmiere immer meine Lieblings-Tracks ein, den Rest überspringe ich häufig (da Fillmmusik nunmal auch recht oft einen ziemlich repetitiven Charakter hat): Dieser Score ist einer der ganz seltenen Fälle, wo man die Musik von Anfang bis Ende durchhören kann. Klar, manche Tracks ähneln sich, aber irgendwie habe ich da keinen wirklich redundanten oder qualitativ abfallenden Track identifizieren können. Erstaunlich.... Meine Wertung: 9 von 10 gruss
  20. SABOTAGE (USA 2014) Au weia, was ist nur aus Arnold Schwarzenegger geworden? Politiker-Karriere vorbei, Frau weg, Muskeln erschlafft... und jetzt auch noch Filme wie dieser... Schon "The Last Stand", "Escape Plan" und "Expendables" waren ja wahrlich keine Ruhmesblätter auf dem steinigen Weg zum Möchtegern-Comeback, aber allmählich kommen einem Zweifel, ob Arnie sich nicht vielleicht doch lieber zur Ruhe setzen sollte, statt auf Biegen und Brechen seinen lädierten Ruf vollends zu ruinieren. Sicher, Arnie hat auch früher schon "schlechte" Filme gemacht, aber halt auch Mega-Blockbuster mit Top-Regisseuren wie James Cameron, John McTiernan oder Paul Verhoeven gedreht. Schon der Billig-Vorspann dieser an Direct-to-Video erinnernden Produktion nennt eine obskure "QED International" als verantwortlichen Produzenten, was mich mehr an Teleshopping als an Blockbuster-Kino denken liess. Der Film erzählt mit eher holpriger Dramaturgie und jeder Menge Plot-Problemen eine ziemliche 08/15-Krimi-Story über ein Hardcore-Drogendezernat-SWAT-Team, dessen Mitglieder bei einem Einsatz 10 Millionen Dollar unterschlagen. Kurze Zeit später häufen sich rätselhafte Unfälle und Anschläge, denen ein Teammitglied nach dem anderen zum Opfer fällt.... Ich muss einräumen, dass Arnie auch im fortgeschrittenen Alter vielleicht weniger als Action-Held, aber doch als Darsteller durchaus noch einen gewissen "Appeal" als Charakter besitzt, der anderen glattgebügelten Hollywood-Heroen einfach abgeht. Selbst mit graumelierten Haaransatz und jeder Menge Falten besitzen sein kantiges Gesicht und seine Physis auch heute noch eine Ausstrahlung, die man unabhängig von aller 80er-Nostalgie vermisst. Leider sind sie in diesem Film ziemlich verschwendet. Das einzige, was man in diesem Film als "Arnie-typisch" charakterisieren kann, sind die extrem blutrünstigen Shootouts, die ich in dieser Form schon lange nicht mehr gesehen habe. Sie besitzen eine gewisse Videospiel-artige Ego-Shooter-Ästhetik, die man sonst vielleicht eher aus Filmen von Uwe Boll kennt. Mit nur wenig CGI und mehr konventionellem Squib-Einsatz sorgt die Action zumindest bei Fans für ein Mindestmass an Befriedigung. Den Rest kann man getrost vergessen. Meine Wertung: 6 von 10 - ein weiterer missglückter Arnie-Comeback-Versuch mit zumindest ziemlich blutrünstiger Action im 80er-Stil STONE COLD (USA 1991) Nach vorgenanntem Arnie-Debakel hatte ich Lust auf einen "echten" 80er-Kracher - noch dazu einen, den ich noch nie gesehen hatte... allerdings ohne Arnie oder Stallone (dafür hat wohl das Budget nicht gereicht), sondern mit einem gewissen Brian Bosworth als Ersatz-Muskelberg, der zumindest in Sachen darstellerischer Inkompetenz den grossen Vorbildern in nichts nachsteht. Hier "spielt" er einen Undercover-Cop, der eine gefährliche Motorrad-Gang infiltrieren soll... Handlungstechnisch nicht besonders spektakulär - das hat man in Varianten schon tausende Male gesehen - atmet dieser Film trotz Herstellungsjahr 1991 den Action-Geist der 80er. Denn der eigentliche Star ist ohnehin nicht Bosworth, sondern Lance Henriksen als Oberbösewicht, der alle an die Wand spielt. Dazu die üblichen Ingredienzien des 80er Action-Trash-Kinos, haarsträubende Frisuren + Klamotten, grauenhafte Musik, jede Menge nackte Haut, One-Liner, Prügeleien, Verfolgungsjagden und Schiessereien im Biker-Milieu. Das wäre nicht weiter erwähnenswert, wäre da nicht ein (für damalige Verhältnisse) ziemlich spektakuläres Action-Finale, das ich nicht erwartet hätte. In den letzten 20 Minuten kann der Film sogar nicht nur mit einem Body-Count und einer Action-Verdichtung aufwarten, die jedem 80er Stallone- oder Arnie-Film zur Ehre gereichen würde, sondern auch mit einem Plot-Twist, den man in diesem Genre üblicherweise selten antrifft - dem Bösewicht (dabei läuft Henriksen wirklich zur absoluten Höchstform auf) gelingt es nämlich, seine teuflischen Pläne fast vollständig in die Tat umzusetzen und wird erst DANACH vom Helden seinem wohlverdienten Ende zugeführt, der dann nur noch kopfschüttelnd die Leichenberge zur Kenntnis nehmen kann. Das empfand ich in diesem Genre als ziemlich ungewöhnliche (aber sehr gelungene) Variante der üblichen Klischee-Handlung. Meine Wertung: 6 von 10 - der Film ist zwar objektiv Trash, aber ein Fest für jeden 80er Action-Fan mit einem ungewöhnlichen Finale und Lance Henriksen in Bestform Gruss
  21. Das ist wirklich ein weites Feld.... ...aber ein guter Thread, denn oft zeigt sich ja schon im Vorspann, wie gut (oder schlecht) Score und Film zusammen "wirken" Einer meiner absoluten Favoriten, seit ich den Film als Kind im TV gesehen habe, war schon immer THE THREE MUSKETEERS (1973) - Musik von Michel Legrand und dazu der tolle Vorspann: http://vimeo.com/19626058 Ein anderer Vorspann, den ich schon meim ersten Ansehen gerne mochte, obwohl ich den zugehörigen Film ziemlich einschläfernd fand und James Horners Score auch viel Kritik auf sich zog, war BICENTENNIAL MAN: wie die Buchstaben sich im Rhythmus der Maschinen bewegten, fand ich irgendwie ... sehr gelungen http://www.youtube.com/watch?v=quINm_8HrKg In den 90ern war Goldsmith mit TOTAL RECALL für mich das Nonplusultra in Sachen grandioser Vorspann + zugehörige Musik http://www.dailymotion.com/video/x3umud_total-recall-opening-titles_shortfilms (hmmm. .. da mache ich wohl irgendwas falsch. Was muss man denn machen, damit die Vorschau-Videos direkt im Link erscheinen?)
  22. Bei mir diese Woche im Player: BARCELONA FÜR EIN JAHR (L' Auberge Espagnole, Frankreich 2004) Studenten-/Beziehungskomödie um einen französischen Studenten, der im Zuge des "Erasmus"-Austauschprogramms für ein Jahr nach Barcelona in eine WG zieht. Ohne peinlichen Sex- oder unterirdischen Fäkalhumor, der in US-"College"-Komödien häufig anzutreffen ist, beleuchtet dieser Film das Thema "Erwachsenwerden und Studieren im vereinten Europa" einfühlsam, humorvoll und ehrlich, wobei gewisse "Nationalitäten-Klischees" der multikulturell besetzten WG zwar gelegentlich etwas plakativ in die Dramaturgie einbezogen werden, aber das hätte viel schlimmer kommen können. Dass auch das Liebesleben des Protagonisten bei seinem Auslandsaufenthalt gewissen Wirrungen ausgesetzt wird, ist wohl auch nicht zu vermeiden, aber auch hier unterscheidet sich der Erzählstil wohltuend von vielen anderen Genre-Vertretern, was man in einem französischen Film ja auch erwarten darf. Gereift und um Weisheit und Lebenserfahrung reicher tritt der Protagonist nach seiner Rückkehr schliesslich den Weg vieler junger Menschen in eine ungewissere berufliche Zukunft an als die Generation seiner Eltern. Meine Wertung: 8 von 10 - gelungene Studenten-Komödie (wobei, um das US-Bashing hier nicht zu drastisch ausfallen zu lassen, es auch erstklassige amerikanische Veretreter dieses Genres gibt, z.B. den hervorragenden "LIBERAL ARTS" von 2012) LE PASSE - DAS VERGANGENE (Frankreich/Iran 2013) Komplexes Beziehungs- und Familiendrama um einen Mann, der aus dem Iran nach Paris zurückkehrt, um sich von seiner Frau scheiden zu lassen, die mittlerweile mit einem anderen Mann liiert ist. Dabei gerät er in einen Strudel unbewältigter Familien- und Beziehungsprobleme... Puh, so etwas kann man nicht jeden Tag sehen, weil einen das doch ganz schön "runterziehen" kann: Ein beeindruckendes und toll gespieltes Stück über Probleme, die sich im Leben (neu-deutsch) sogenannter "Patchwork-Familien" ergeben - Kinder von unterschiedlichen Vätern und Müttern, belastet von früheren Beziehungen, neu zusammengewürfelte Modelle des Zusammenlebens, in denen zuvor ungekannte Konflikte aufeinander prallen - der Film bezieht zwar keine "Stellung" im ideologischen Sinne, aber man kann Konservative schon argumentieren hören "So etwas hätte es früher nicht gegeben", wobei ich persönlich glaube, dass das "klassische" Familienmodell grundsätzlich nicht weniger konfliktträchtig konstruiert war, diese nur viel mehr "unter der Decke" gehalten wurden als es heute der Fall ist. Aber wie dem auch sei, der Film ist hervorragend gespielt, die Charaktere und Lebensumstände lebensnah gezeichnet und die Dramaturgie lässt trotz der langen Laufzeit von über zwei Stunden und der Abwesenheit jeglicher "Action" keine Langeweile aufkommen, auch wenn manche Geschehnisse etwas über- konstruiert wirken. Meine Wertung: 9 von 10 - beeindruckendes "interkulturelles" Familiendrama aus Frankreich ELTERN (Deutschland 2013) Das Thema des zuvor erwähnten Filmes hat mich dann doch so beschäftigt, dass ich ein anderes Werk aus der Halde noch ungesehenen Materials eingelegt habe, dass sich mit einer ähnlichen Thematik aus "deutscher Perspektive" beschäftigt, wobei allerdings nicht ein "Patchwork"-Familien-Konstrukt im Mittelpunkt der Betrachtungen steht, sondern eine durchaus klassische Familie mit verheiratetem Paar und zwei kleinen Kindern in einer deutschen Grosstadt. Hier ergeben sich die Konfikte eher aus der Tatsache, dass die Eltern Alltagstress, Zeitmangel, Betreuung etc. kaum in den Griff bekommen, zumal das südamerikanische Au-Pair Mädchen auch keine grosse Hilfe darstellt, weil es seine ganz eigenen Probleme mitgebracht hat. Eine Beziehungskrise, die langsam daraus erwächst, dass der bislang schwerpunktmässig als "Hausmann" tätige Vater in seinen früheren Beruf als Theater-Regisseur zurückkehren möchte, lässt die Situation langsam eskalieren... Diesen Film empfand ich als angenehm bodenständiges und realitätsnahes Familien"drama", in dem aber nichts so übertrieben oder überdreht dargestellt wird wie in manch anderen Vertretern dieses Genres (etwa im vorgenannten Film). Ich habe selbst keine Kinder und angesichts dieser Tatsache muss ich ehrlich einräumen, dass ich den Streifen in gewisser Weise als "abschreckend" empfand, wenn man sich vergegenwärtigt, was für gewaltige Herausforderungen, Umwälzungen im Lebensalltag und neue Verantwortlichkeiten mit einer Familiengründung einhergehen. Man hat immer wieder den Eindruck, dass viele Menschen, die "leichtfertig" oder "zufällig" in so eine Situation hineinschlittern, sich gar nicht klar machen, was da auf sie zukommt. Dieser Film öffnet die Augen (bevor es "zu spät" ist). Meine Wertung: 8 von 10 - realitätsnahes und eher unaufgeregtes Familiendrama, das die Herausforderungen, vor die man mit einer Familiengründung gestellt wird, drastisch beleuchtet STROMBERG - DER FILM (Deutschland 2014) Zunächst sollte ich bekennen, dass ich die TV-Serie NICHT kenne und lediglich einigen Medienberichten entnommen habe, worum es in der Serie geht und mal ein Interview mit dem Hauptdarsteller gelesen habe. Vollkommen unbelastet und bar jeglicher Vorkenntnisse war ich dann doch überrascht, wie sehr mir dieser Film gefallen hat, zumal ich mit "üblichen" deutschen Komödien sonst nicht viel anfangen kann. Ich bin ein recht grosser Fan von Gerhard Polt und diesen Film habe ich in gewisser Weise als eine modernisierte Fassung des 80er Polt-Klassikers "Kehraus" wahrgenommen, der dem Vorbild in Sachen satirischer Schärfe kaum nachsteht. Die Mischung von Büro-Intrigen-Humor, überzeichneten Situationen und Charakteren mit hohem Wiedererkennungswert hat mich (der ich selbst in einem Büro arbeite...) köstlich amüsiert. Auch wenn ich einräumen muss, dass ich den Film mit über 2 Stunden Laufzeit dann als etwas lang empfand und einige Szenen vielleicht besser etwas gekürzt worden wären. Dennoch spürt man die ganze Zeit, mit wieviel "Herzblut" die Macher bei dem Versuch zu Werke gegangen sind, die TV-Serie adaequat für das Kinoformat zu adaptieren und zugleich mehr zu erschaffen als eine überlange Nummern-Revue - was vor allem dank dem herrlich überdrehten Schluss auch gelingt, als die Büro-Komödie zu einer waschechten und extrem bösartigen Politsatire mutiert und die Schlusspointe wahrlich dem Ganzen eine wunderbare Krone aufsetzt. Meine Wertung: 9 von 10 - bissig, komisch und satirisch, für mich der (bislang) beste deutsche Film 2014 gruss
  23. Ich werte eigentlich meistens recht "grosszügig", alleine schon um die Relation zu wahren. Ich kann ja kaum unfreiwillig komischem (und deshalb enorm unterhaltsamem) 80er-Trash wie "Savage Streets" 6 Punkte geben und "HER" weniger als 6, denn der Film besitzt ja durchaus interessante Ideen und Ansätze, die aber meiner Ansicht nach eben nicht überzeugend oder in die richtige Richtung "entwickelt" wurden. Weniger als 6 vergebe ich vielleicht bei obskuren "Asylum" Direct-to-DVD Produktionen... aber man trifft als Filmfreund ja auch durchaus eine gewisse Vorauswahl bei dem was man sich ansieht und da fallen "ganz schlechte" oder einfach für den persönlichen Geschmack "uninteressante" Filme vor vorneherein durch das (Bewertungs)Raster. Wer möchte schon 90 oder 120 Minuten vor der Mattscheibe verschwenden, um einen Film zu konsumieren, dem man dann 2 von 10 Punkten geben mag? Klar, man kann sich beim Ersteindruck auch "irren", aber da - besonders dank des Internets - ja auch immer mehr Informationsquellen verfügbar sind, kommt das - zumindest bei mir - immer seltener vor... was nicht heissen soll, dass ich grundsätzlich keine Aufgeschlossenheit für "Unkonventionelles" mitbringe, aber für "kalkulierte üble Überraschungen" ist halt heutzutage oft auch die Zeit zu kanpp, zu schade oder zu kostbar ... Was die Warnungen vor expliziten sexuellen Inhalten angeht: Das hat bei mir, man könnte sagen, "biographische Gründe", die mich geprägt haben - ich hatte als Kind eine sehr religiöse und ziemlich prüde Grossmutter (die ich aber sehr geliebt habe) und da war jede Anspielung auf Sex oder gar die Darstellung desselben (selbst in Tier- oder Naturdokumentationen) im TV eine absolutes "pfui, pfui"-Tabu. Liegt wohl daran... aber wenn das in diesem Forum "unerwünscht" sein sollte, lasse ich das halt in Zukunft weg. Ich habe damit kein Problem. gruss
  24. HER (2013) Bizarrer "romantischer" Sci-Fi-Film um einen einsamen Mann (Joaquin Phoenix), der sich in die "weibliche" KI seines futuristischen Computer-Betriebssystems "verliebt". Ich schätze, hier scheiden sich die Geister, denn dieser Film errang immerhin mit einer Wertung von 8.1 einen Platz in den IMDB Top 250. Ich sage es ganz offen: Ich empfand diesen Film als grausam langatmigen (Laufzeit 2 Stunden), merklich auf "künsterisch wertvoll" getrimmten, pratentiösen Quark, bei dem ich so zwingen musste, bis zum unspektakulären Ende durchzuhalten wie bei schon lange keinem anderen Film mehr. Die "bahnbrechende" finale Erkenntnis, dass eine Beziehung zu "echten Menschen" durch keine Beschäftigung mit einer KI, die darauf programmiert ist, menschliche Emotionen zu simulieren, zu ersetzen ist, reisst einen nun nicht gerade vom Hocker. Interessante Spekulationen über den Charakter einer selbst-lernenden und sich kontinuierlich durch Erfahrung "verbessernden" KI und der daraus resultierenden "Distanz" zwischen menschlichem Geist und "körperloser" KI, werden im Sci-Fi-Kontext des Szenarios nur angerissen, etwa in dem Moment, in dem der Protagonist erkennt, dass "seine" Freundin KI zeitgleich mit tausenden anderer KIs Kommunikationskanäle offen hält, was den für Menschen unverzichtbaren Bestandteil einer Beziehung, nämlich "Intimität" ad absurdum führt. Stattdessen setzt der Film meiner Ansicht nach falsche Schwerpunkte, indem der "Scheidungs-"Background des Protagonisten, der zwar als Motivator für die "Ersatz-Beziehung" herhalten muss, zu sehr in den Mittelpunkt gerückt wird, wodurch weder Sci-Fi-Fans (wie mich) zufriedengestellt werden, noch Freunde des "romantischen Films". Stattdessen balanciert der Film ungelenk auf dem Pfad zwischen Sci-Fi und bizarrer Love-Story hin und her. Manchmal fühlte ich mich an Steven Spielbergs "Minority Report" erinnert, dessen Stärke auch nicht unbedingt in der Krimi-Handlung lag, sondern in der glaubhaften Darstellung "futuristischer" Alltagssituationen. Auch "HER" punktet zumindest mit teilweise herrlich humoristisch aufgepeppten futuristischen Varianten schon heute dominierender Technologie-geprägter Verhaltensmuster wie dem permanenten Blick aufs allwissende und allmächtige "Smartphone", Sprachsteuerung, Internet-Agenturen, die "handgeschriebene Briefe" simulieren, schrägen Fortentwicklungen von Phänomenen wie "Cyber-Sex" und Computerspielen. Hier fand ich den Film gelungen, doch nimmt dieser Aspekt nur einen geringen Teil der Handlung ein. Zuletzt eine Warnung an "prüdere" Gemüter - in dem Film wird recht offen über Sex "gesprochen" und einschlägige Vokabeln tauchen häufig den Dialogen auf. Wer sich davon abgestossen fühlt, sollte den Film vielleicht besser meiden. Meine Wertung: 6 von 10 - pratentiöser und grausam langatmiger Genre-Mix, der weder als Sci-Fi-Film noch als Beziehungsdrama wirklich überzeugen kann gruss
  25. Ein meiner Ansicht nach exzellenter Film, in dem dieses Thema (junger Mann + "ältere" Frau) auch Teil des Plots ist, ist "Tagebuch eines Skandals" (2006) mit Judi Dench und Cate Blanchett. Nicht, dass das Gezeigte hier etwa als "akzeptabel" dargestellt wird, aber ebenso wie von Souchak berechtigterweise kritisiert, kann man auch diesmal die Frage stellen, ob derselbe Sachverhalt in umgekehrter Personen-Konstellation nicht völlig anders geartete Reaktionen beim Zuschauer oder Kritiker provozieren würde. Mit "feministischer Duktus" meinte ich eine Ideologie, in der Frauen grundsätzlich nur als "Opfer" - entweder individuell oder zumindest als Opfer "männlich geprägter" gesellschaftlicher Strukturen - und Männer im Regelfall als "Täter" charakterisiert werden, egal ob es um "sexuelle" oder andere, allgemeine gesellschaftliche oder politische Probleme geht. Dass diese Sichtweise im Rahmen der feministischen Diskursherrschaft auch Auswirkungen auf die Kunstform "Film" und die Rezeption der darin erzählten Geschichten hat, kann man wohl kaum bestreiten. Ohne dem Geschlechter-Krieg zu sehr das Wort reden zu wollen, die Wirklichkeit sieht wohl doch etwas differenzierter aus.
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