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Sebastian Schwittay

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Alle Inhalte von Sebastian Schwittay

  1. Quint- und Quartparallelen lassen eine Stimmführung immer mittelalterlich klingen, quasi ein klangliches Klischee. Hat Goldsmith oft gemacht, zuletzt in TIMELINE. Spiel einfach ein C und ein G gleichzeitig auf dem Klavier (= eine Quinte), und gehe dann parallel nach oben: D-A, E-H... Das sind nacheinander gespielte, also "parallele" Quinten.
  2. Meine Kommentare sind natürlich immer als Aufforderung zu verstehen - als Aufforderung zu Einsicht und Erkenntnis! Auf individuelle Geschmäcker nehme ich da keine große Rücksicht, weißte doch.
  3. Wie kommst du darauf, dass mein Kommentar oben eine persönliche Empfehlung an dich gewesen sein sollte? Das war eine sachliche, professionelle Einschätzung zur Frage, welche Teile des Scores musikalisch und (film-)dramaturgisch herausstechen.
  4. Der "Main Title" ist aber auch sehr wirkungsvoll, ebenso wie die Musik zum ersten Test ("The Experience") und einige der - wenn auch eher kurzen - agitierten Orchesterpassagen.
  5. Sehr schönes Piano Cover des Hauptthemas (Track 1, "One Battle After Another") mit Noten. Tatsächlich - darauf weist der YouTuber hin - bestehen harmonische Ähnlichkeiten zu Arvo Pärts "Fratres", die ja auch in Andersons THERE WILL BE BLOOD verwendet wurden.
  6. Propaganda? Der Film nutzt halt einen Mikrokosmos linker Revolutionäre als Background. Besonders gut kommen die aber auch nicht weg. Egoistisch, bekifft, verlassen ihre Kinder...
  7. So ein Unsinn. Historienepen wurden noch nie ausschließlich für ein Teenager-Publikum gemacht. Auch in der Horner-Fassung ist TROY ein sperriger, sehr langer und wenig unterhaltsamer Kriegsfilm. Etwas Anbiederung an den Massengeschmack, um es immerhin ein bisschen zeitgemäßer wirken zu lassen, gibt es auch in der Yared-Musik. Wahrscheinlich wäre in den Testvorführungen auch Horner verrissen worden, wenn er der erste Komponist gewesen wäre. Es wird immer so getan, als ob Horner ein super hippes 2000er-Jahre-Produkt und Yared ein staubiger 50er-Jahre-Score wäre. Da frage ich mich, ob diejenigen, die so leidenschaftlich über den Fall diskutieren, die Yared-Musik überhaupt mal in Gänze (oder gar in Verbindung mit dem Film) gehört haben... Fakt ist: das Konzept beider Musiken ist weitgehend identisch (Sinfonik + Ethno), nur integriert Yared die ethnischen Elemente organischer ins Klangbild als Horner. Die bemüht "zeitgemäßen" Klangexperimente Horners wirken hier tatsächlich viel irritierender, und ich bin sicher, man hätte dieses Konzept bei Testvorführungen genauso bemängelt.
  8. Sehe ich auch so. Ich habe den Film ja im Frühjahr in Frankfurt gezeigt, sowohl mit Horner-Score, als auch längere Teile mit Yared-Score. Tatsächlich passt Yared besser, weil der Film damit zeitloser wirkt, sprich: wie ein Epos. Die Horner-Musik ist, zwar nicht durchgehend, aber doch zu beträchtlichen Teilen oberflächliches Zeitgeist-Ethno-Gedudel, das heute furchtbar dated klingt. Ein interessantes Beispiel dafür, wie man einem Kunstwerk das Fortleben in der Zukunft erschweren kann, wenn man ästhetisch zu sehr im Zeitgeist kleben bleibt.
  9. Sollte der Kommentar in den Thread zu ONE BATTLE AFTER ANOTHER? Falls ja, kann @Alexander Grodzinski oder @horner1980 ihn bitte verschieben? Zu Greenwood: @bimbamdingdong meinte ja auch mal, dass ihm bei Greenwood die Bläser und andere sinfonische Klangfarben fehlen. Es stimmt natürlich, dass sein Stil sehr Streicher- und Tasteninstrument-fokussiert ist und dadurch das musikhandwerkliche Potenzial selten voll ausgeschöpft wird. Die zeitgenössische Behandlung des Streicherapparats finde ich bei ihm aber immer sehr gelungen, gerade im Kontrast mit den Solo-Instrumenten oder den alternativen Rock-/Jazz-Elementen. Er hat halt "seine Ecke", was auch absolut legitim ist. Die Ära des Allround-Filmkomponisten, der in jedem Idiom heimisch ist, ist lange vorbei.
  10. Der dritte RAMBO ist nun wahrlich kein Schrott, eher langweiliges und tristes Mittelmaß. Wenn der Film wenigstens für sich stehen würde, aber gerade im Vergleich mit dem starken FIRST BLOOD und dem zumindest soliden zweiten Teil ist das schon ein deprimierender Abstieg (der sich ja dann noch fortsetzen sollte mit den grauenhaften Teilen 4 und 5).
  11. Sorry, Donaggio... Komme schon durcheinander.
  12. Ah, dann umso klarer, dass da Donaggio beteiligt war und wohl bestimmte (Konzert-)Versionen veröffentlicht haben wollte.
  13. Den Film mag doch irgendwie jeder, oder? Bei solchen kanonischen Filmen, die ich erst spät im Leben sehe, kommt es oft vor, dass ich gerade die "kultigen" Aspekte als Schwäche betrachte, weil ich nicht mit ihnen aufgewachsen bin und keine nostalgischen Gefühle mit ihnen verknüpfe. Mag sein, dass die vielen angeschnittenen Handlungen in BLOW OUT gerade das Besondere an ihm sind - ich fand die Erzählweise einfach nur enervierend und unfokussiert. Zur Prometheus-CD: keine Ahnung, die habe ich nicht. Würde mich aber nicht wundern, war ja oft so, dass man sich bei älteren Expandierungen der 1990er und 2000er Jahre noch nicht so sklavisch an die Filmversion des Scores gehalten hat (was ich auch besser finde).
  14. Ein paar aufschlussreiche Brian-De-Palma-Sichtungen der letzten Monate, im Rahmen einer sehr schönen Gesamtretrospektive im Kino des DFF in Frankfurt am Main: CASUALTIES OF WAR (Brian De Palma, USA 1989) Für Michael J. Fox wohl die Rolle seines Lebens. Kein anderer Schauspieler seiner Generation hätte das moralische Gewissen Amerikas ergreifender und glaubhafter verkörpern können. Als 'role model' für untoxische Männlichkeit ist Fox eh einer der ganz Großen, aber erst CASUALTIES OF WAR transzendiert dieses Image ins Erhabene, ja regelrecht Sakrale. Großartiger Film, einer von De Palmas besten. FEMME FATALE (Brian De Palma, F/CH/USA 2002) De Palmas BACK TO THE FUTURE. Ein völlig freidrehendes, zu Tränen rührendes Finale erkundet alternative Realitäten, wie es De Palma schon einmal, entfernt ähnlich, in BODY DOUBLE gemacht hat – hier zusätzlich angereichert mit der herrlich esoterischen Gefühligkeit eines MISSION TO MARS. Ryuichi Sakamotos großartige, Ravels "Boléro" variierende Filmmusik bildet eine Art abstrakte Klammer, die durch Raum und Zeit zu tanzen scheint. Unfassbar, welche kreativen Kräfte der große Hollywood-Misserfolg von MISSION TO MARS bei De Palma freigesetzt hat. THE FURY (Brian De Palma, USA 1978) De Palmas großer Meta-Film über Hollywood, entstanden in der filmhistorischen Verwerfung Ende der 70er Jahre, in der sich drei Generationen des Hollywood-Kinos für kurze Zeit gegenüberstanden und im gleichen Raum existieren konnten: das raubeinige, klassizistische Hollywood der 50er und 60er (vertreten durch Kirk Douglas), das New Hollywood (vertreten durch John Cassavetes) und die aufkeimende Generation des Blockbusterkinos. 'Old' und 'New Hollywood' ringen in einem grotesken Verschwörungsplot um die jungen Protagonisten Amy Irving und Andrew Stevens, die sich mit den Mitteln des "Kinos der Attraktionen" (Jahrmarktsgeräte und Effektgewitter) kurzerhand der alten Generationen entledigen: die paranormalen Kräfte der Kinder können hier als Chiffre für die Kräfte des Blockbusterkinos gelesen werden, die mit funkensprühenden Explosionen alles zerreißen, was ihnen in die Quere kommt. Die Verpflichtung von John Williams, dem zentralen Blockbusterkomponisten jener Jahre, passt hier natürlich perfekt ins Bild; neben der großen Effektmusik (siehe der Höhepunkt des Finales mit seinen affirmativ wiederholten Tutti-Akkorden) kultiviert Williams auch den Familien- und 'Heile-Welt'-Topos der Blockbuster-Ära, indem er Amy Irvings Figur eins der heimeligsten und idealisiertesten Themen schreibt, die jemals in einem Brian-De-Palma-Film erklungen sind ("For Gillian"). Auch nach Wiedersichtung bleibt THE FURY mein liebster De Palma – in keinem seiner Filme steckt mehr! WISE GUYS (Brian De Palma, USA 1986) Die sogar von De-Palma-Spezialisten gerne vernachlässigte Mafia-Komödie WISE GUYS entpuppt sich als überaus lustvoller und anarchischer Spaß jenseits des Kanons, und beweist, dass De Palma auch im Bereich der Mainstream-Komödie eine verlässliche 'gun for hire' war. Die anhaltend negative Rezeption des Films scheint sehr vom damaligen finanziellen Misserfolg geprägt und damit der klassische Fall eines „verschleppten Vorurteils“ zu sein. Der wahnsinnig unterhaltsame (und mit knapp 90 Minuten auch extrem kurzweilige und gut getimte) Film selbst rechtfertigt das in keiner Weise. (Lief nicht offiziell in der Reihe, sondern als inoffizielle Digitalvorstellung, da seinerzeit ohne breite Kinoauswertung in Europa geblieben, weswegen auch keine 35mm-Kopien im Umlauf sind. Die DVD sieht sogar als Kinoprojektion annehmbar aus.) THE UNTOUCHABLES (Brian De Palma, USA 1987) Der erste Brian De Palma-Film, den ich in fast allen Bereichen misslungen finde. Angefangen bei der unglaublich hohlen Zeichnung der Costner-Figur, über die nachlässig erzählten Story-Wendungen (die Formation der Polizisten-Clique und die zugrunde liegenden Motivationen werden vom Skript völlig vernachlässigt; es ergeben sich an den zentralen Scharnieren der Handlung keinerlei dramatische Notwendigkeiten), bishin zur unendlich zerdehnten Bahnhofstreppen-Sequenz, die es wiederum schafft, Kinderwagen, Knarren und sonstige Gegenstände in enormer Detailtiefe zu komponieren – etwas, was dem Film mit Figuren und Storytelling nicht im Entferntesten gelingt. So wirkt THE UNTOUCHABLES leider furchtbar veräußerlicht und technokratisch, und liefert seine eigene Parodie gleich mit. Ambivalent: der Morricone-Score – originell bis spannend in der Komposition, ziemlich lost dagegen als dramatische Erzählinstanz. Im Filmverbund wirken gerade die jubilierenden Passagen („Victorious“, „End Title“) grotesk hölzern. Interessant, welch erratischen Kurs man Morricone im Hollywood-Kino der 80er und 90er Jahre – wohl allein wegen seines Standings – durchgehen ließ… BLOW OUT (Brian De Palma, USA 1981) Die vielen großartigen Momente von BLOW OUT (das Finale, die Jeep-Rampage, die Tonaufnahme am Tatort zu Beginn) verlieren sich leider in einem unübersichtlichen bis wirren Plot, der eine politische Intrige auf halbem Wege fallen lässt, um den Killing Spree eines Würger-Mörders zu erzählen. Es wirkt, als hätte De Palma mitten in der Produktion plötzlich doch lieber einen Giallo mit John Lithgow machen wollen; zuvor gesponnene Storyfäden und thematische Gedanken (wie z.B. der mit Nancy Allens Figur eingeführte Make-Up-Aspekt) werden bedeutungslos oder nur sehr unbefriedigend mit dem "Lithgow-Abschnitt" des Films verknüpft. Der technokratische Fokus auf Film- und Bandmaterial passt zwar ganz gut zu dieser disparaten "Montagearbeit", fühlt sich aber auch nur wie ein angerissenes Motiv unter vielen an. Eigentlich stecken in BLOW OUT mindestens drei Filme, von denen ich gerne einen in kohärenter Form gesehen hätte. Schade zudem: Pino Donaggios ungelenker sinfonischer Score zieht BLOW OUT einige Male in beträchtliche ästhetische Schieflage. Am besten gelingen dem Komponisten die poppigeren Momente, etwa bei der kurzen Jeep-Verfolgung durch Philadelphias Altstadt (auch wenn sich hier wieder die konzeptionelle Inkohärenz des Films zeigt: genau wie De Palma schien auch Donaggio nicht recht zu wissen, was die erzählerische und damit ästhetische Hauptachse des Films sein soll). Ein toller Travolta und das wahnsinnig intensive Finale retten BLOW OUT nur knapp vor einer Platzierung auf den untersten Rängen meines De-Palma-Rankings.
  15. Ja, einige Streicherstimmen sind Synth-Pads, wie auch beim ersten DIE HARD.
  16. Macht beim Drüberhören einen sehr ordentlichen Eindruck. Schön, wie er mal wieder über längere Passagen oktatonisch arbeitet und damit seinen klassischen PREDATOR-/BACK TO THE FUTURE-Sound kultiviert, z.B. in "What Have You Done?" von 0:48 bis 1:24.
  17. JACOB'S LADDER ist aber durchaus ein Klassiker und einer der besten Horrorfilme der 90er Jahre.
  18. Ich glaube, man muss den Film als Familiengeschichte lesen (oder als Geschichte zweier Familien, wenn man den „Christmas Adventurers Club“ dazu zählen möchte), in der Schlachten um Annäherung und Geborgenheit geschlagen werden. Dann macht auch Greenwoods Musikkonzept durchaus Sinn, in dem es ebenfalls ums Zusammenfinden und um Ergänzung geht: Ergänzung von Einzeltönen zur einer Melodie. Aus dem "Was habt ihr zuletzt gesehen"-Thread:
  19. ONE BATTLE AFTER ANOTHER (Paul Thomas Anderson, USA 2025) Das „Trust Device“ ist ein wunderschöner Einfall, und in der Melodie-erzeugenden Ergänzung liegt auch die ganze Schönheit von ONE BATTLE AFTER ANOTHER. Die Revolutionen beschreibt Anderson als vereinsamendes Geschäft, das in Verbitterung und Selbstsucht mündet – passend dazu hämmert Jonny Greenwoods enervierendes Revoluzzer-Klavier meist auf einsamen, unverbundenen Einzeltönen herum. Erst im familiären Zusammenfinden, in der Ergänzung, im Miteinander ergibt die Struktur des Lebens wieder einen Sinn – und es entstehen Melodien. Ein zu Herzen gehend naives, aber sehr packendes Konzept, vor allem, wenn es ins Gewand eines derart frenetischen Verfolgungsthrillers gekleidet ist.
  20. Bisher wurden 24 Scores nominiert: 28 YEARS LATER, Young Fathers AMERICANA, David Fleming ASTÉRIX & OBÉLIX: LE COMBAT DES CHEFS, Mathieu Alvado CAPTAIN AMERICA: BRAVE NEW WORLD, Laura Karpman CLAIR OBSCUR: EXPEDITION 33, Lorien Testard DONGJI RESCUE, Atli Örvarsson DORA AND THE SEARCH FOR SOL DORADO, Kenny Wood DRACULA, Danny Elfman F1, Hans Zimmer THE FANTASTIC FOUR: FIRST STEPS, Michael Giacchino FOUNTAIN OF YOUTH, Chris Benstead HOLLAND, Alex Somers HOLLOW KNIGHT: SILKSONG, Christopher Larkin HOW TO TRAIN YOUR DRAGON, John Powell JURASSIC WORLD: REBIRTH, Alexandre Desplat DAS KANU DES MANITU, Ralf Wengenmayr THE KING OF KINGS, Kim Tae-seong LITTLE SIBERIA, Panu Aaltio ONE BATTLE AFTER ANOTHER, Jonny Greenwood THE SHROUDS, Howard Shore SINNERS, Ludwig Göransson SUPERMAN, John Murphy, David Fleming SWORD OF THE SEA, Austin Wintory THUNDERBOLTS*, Son Lux -------------------------------------------------------------------- Die Nominierungsphase endet am 31. Januar 2026. Bitte immer folgendermaßen nominieren: FILMTITEL, Komponist Also Filmtitel in Großbuchstaben, dann ein Komma und dann den Namen des Komponisten in normaler Schrift.
  21. Da hier mehr als zwei Jahre zwischen regulärem Kinostart (laut IMDb) und Albumveröffentlichung liegen, würde ich diese Nominierung in der Tat nicht zählen wollen. Das passt!
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