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Angus Gunn

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  1. In seiner früheren Schaffensphase hat Regisseur Mauro Bolognini mehrmals mit Piccioni zusammengearbeitet, bevor er später eher auf Morricone als bevorzugten Komponisten zurückgriff. Der junge Emilio (Anthony Franciosa) lebt mit seiner Schwester in einer Wohnung in Triest. Sein Leben verläuft bieder und ereignisarm, bis er sich in die attraktive Angiolina (Claudia Cardinale) verliebt, die einen selbstgefälligen Charakter besitzt und zu einem ungezwungenen Lebenswandel neigt. Emilio gerät in einen Sog aus Abhängigkeit und Eifersucht, den Bolognini ohne jede ironische Brechung mit der Schwere einer klassischen Tragödie inszeniert. Die stilvolle Schwarz-weiß-Fotografie und die beeindruckenden Schauplätze von Triest mit ihren barocken und neoklassizistischen Bauten, das ist schon eindrucksvoll. Aber auch eine erste, längere Kuß- und Konversationsszene der beiden Protagonisten weiß Bolognini ausdrucksstark (und ohne Musik) vor dem Hintergrund eines dampfenden Industriegeländes zu inszenieren. Die Musik ist bis ins Detail stimmig, warmherzig, aber stets von Zweifeln begleitet, zunehmend dramatisch und auf ein fatales Ende zusteuernd. Das Album folgt nicht der Filmreihenfolge. Es beginnt mit dem Stück MUSICA DELLA NOTTE, das im Film nach etwa der Hälfte der Laufzeit einsetzt und den von Argwohn und Kummer geplagten Emilio beim ziellosen Umherirren durch die nächtlichen Straßen begleitet. Ein Stück von großer emotionaler Spannung und Empathie, das auf höchst eindringliche Weise den Seelenzustand des Protagonisten auslotet. Ein zweites Thema wird vorstellig in einem schwerfälligen TANGO mit leicht grotesken Zügen. TEMA DI AMALIA ist ein elegisches Kleinod, das Emilios Schwester zugedacht ist, die im Film ebenfalls ein tragisches Schicksal erfährt. CHIMERA hantiert mit melancholischen, hallenden Klavierklängen, die zusammen mit der behutsamen Begleitung einen entrückten Charakter annehmen. In u.a. AMORE VANO und QUASI AMORE schließlich kommt das wunderbare Liebesthema in vollem Streicherglanz zur Geltung. Und noch eine Szene möchte ich herausgreifen: Nach der ersten Annährung, die gänzlich ohne Musik stattfindet, besucht Emilio Angiolina in ihrer Wohnung. Er steigt die verwahrlosten Treppen eines heruntergekommenen Mietshauses empor, wird oben von ihr und ihrer Mutter empfangen. Er stellt sich vor, es gibt etwas Unruhe mit herumspielenden Kindern. Sie bittet ihn in ihr Zimmer und schließt die Tür. In dem Moment setzt das Tango-Thema wieder ein, diesmal in einer helltönenden, sphärenhaften Variante (MUSICA DEL MARE). Er befindet sich nun am Ziel seiner Wünsche, in einer Art Zauberwelt, den tristen Alltag hinter der Zimmertür zurücklassend. Derlei clevere Musikeinsätze finden sich mehrfach im Film, den ich vielleicht nicht mehr zur Gänze zum italienischen Neorealismus zählen würde, der aber noch deutlich von diesem beeinflußt ist. Es sollte klar geworden sein: SENILITA ist mein absoluter Piccioni-Favorit. Zutiefst romantisch, aber gleichsam auch dramatisch und atmosphärisch unglaublich dicht, nach Piccionis eigener Aussage inspiriert von Debussy. Aber auch den Film sollte man sich nicht entgehen lassen.
  2. Da ich mich in letzter Zeit wieder vermehrt mit Piccionis Filmmusik beschäftige (an dieser Stelle nochmals herzlichen Dank an Stefan), verspüre ich das Bedürfnis, mich zu einigen seiner Werke anerkennend zu äußern. Natürlich ist Piccioni jemand, der hier im Forum bisher wenig Beachtung gefunden hat, und das kann man ja ruhig mal ändern, zumal sich in seiner üppigen Filmografie sowohl Genre-Titel wie auch etliche anspruchsvollere, zum Teil vergessene, Perlen finden. Und freilich gehe ich da erstmal von persönlichen Präferenzen aus, wie z.B.: Ich weiß nicht mehr genau, im welchem Alter mir dieser Film von meinem Vater vorgeführt wurde, aber es war noch zu einer Zeit, als mir der Name Piccioni noch gänzlich unbekannt war. Die 35-mm-Kopie, die da in den heimischen vier Wänden zum Einsatz kam, wies die eine oder andere Klebestelle auf, war im Großen und Ganzen aber in einem sehr ordentlichen Zustand. Die Geschichte einer Piratenmeute, die sich auf einer Felseninsel einnistet, und mit dem Leuchtturmwärter Denton eine Hetzjagd im "Most Dangerous Game"-Stil veranstaltet, lag mit ihrem nihilistischen Duktus und den nicht unbeträchtlichen Grausamkeiten durchaus im Trend der Zeit und hatte mit den schwungvollen Seeräuberspektakeln vergangener Tage nicht mehr viel gemein. Mich hat es jedenfalls schwer beeindruckt, und der Film lief danach noch mehrmals über den Spulenturm unseres Bauer-Projektors. Piero Piccioni ist mir danach lange Zeit nie mehr begegnet. Ich verband seinen Namen ausschließlich mit jener unwirtlichen Insel auf der sich Kirk Douglas und Yul Brynner ihr erbarmungsloses Duell liefern. Mit den enervierenden, hypnotischen Stücken zu denen Douglas durch die felsige Landschaft gehetzt wird, mit den samtigen Streichern und Carillon-Klängen, mit denen Denton sich an seine verflossene Liebe Emily Jane zurückerinnert. Mit dem aufwühlenden Kongre-Motiv und natürlich mit jener ausladenden, romantisierenden, von Abenteuern und fernen Orten erzählenden Titelmusik. Papa ist dann vor ein paar Jahren gestorben. Und welches Musikstück wäre als Trauerbegleitung besser geeignet gewesen als dieses, das sowohl mit persönlicher Erinnerung verbunden ist, wie auch die angemessene Würde und Erhabenheit auszustrahlen vermag?
  3. Stefan hat an anderer Stelle diesen Score bereits im Vorfeld hoch gelobt. Und nun muß ich mich seiner Meinung anschließen. Der Film dreht sich um diplomatische und kriegerische Verwicklungen zwischen Russland und den Tschetschenen im 19. Jahrhundert und einer im Mittelpunkt stehenden, völkerübergreifenden Liebesgeschichte. Letztere ist Anlaß für ausgedehnte, romantische Musikpassagen mit dem Flair russischer Folklore. So ergeben beispielsweise Track 5 und 6 zusammen einen wunderbaren, 16-minütigen Block von sanfter Melancholie, behutsam mit Holzbläsern und Balalaikas orchestriert. Die Titelmusik eröffnet u.a. mit einem tänzerischen Thema, das auch später mehrmals in den dramatischen Kontext mit einbezogen wird. Dazwischen tummeln sich Gesänge und zahlreiche Tänze, von denen aber einige wiederum eher Score-Charakter besitzen. So scheint Track 8 als beschwingter Ball zu beginnen, geht dann aber sehr bald und ohne stilistischen Bruch in die Untermalung einer sorgenfreien, höfischen Szenerie über. Auch bei der Untermalung der Schlachtsequenzen bleibt Fusco meist melodisch und wechselt auch hier schonmal in das ballettartige Hauptthema, was gerade der aktionsorientierten Musik ein hohes Maß an Dramatik sichert. Mich hat das Album begeistert, und man kann es auch vorbehaltlos all jenen empfehlen, die sich sonst mit Fuscos Genre-Beiträgen (wie dem doch ziemlich drögen SANDOKAN) schwertun. I COSACCHI ist ein völlig anderes Kaliber. Ein Vergleich mit TARAS BULBA liegt nahe, und Stefan hat ja auch bereits auf die Verwandschaft, gerade beim Liebesthema, hingewiesen.
  4. Tolle Neuigkeiten! Ich mag diese Seite von Fusco i.d.R. auch lieber als seine Genre-Musiken. Gibt es die IL GRIDO Tracks auch irgendwo herunterzuladen? Spontan habe ich jetzt nichts finden können. Was ich wirklich gerne als CD-Album hätte, wäre GIORNO DELLA CIVETTA. Da frage ich mich schon lange, warum da nichts kommt, immerhin gab´s den doch zumindest teilweise auf Vinyl.
  5. Als CD-Liebhaber habe ich mir natürlich ohne Umwege die Kronos-CD zugelegt. Von den YT-Tracks wußte ich bis vor zwei Tagen gar nichts. Habe sie erst gefunden, als ich etwas zum verlinken gesucht habe. Ja, Piccioni finde ich auch großartig, aber da klaffen auch noch einige Lücken bei mir. EBOLI und TRE FATELLI würden mich auch interessieren, aber davon scheint es aktuell keine greifbaren Veröffentlichungen zu geben. Seit der CD-Premiere in den frühen 90er Jahren bin ich auch ein Bewunderer von SENILITA. Der ist atmosphärisch einfach unglaublich mit seiner betörenden Romantik und den allgegenwärtigen Irritationen und Spannungen. Manche seiner jazzigen Scores gefallen mir auch (wie z.B. CADAVERI ECCELLENTI), womit ich allerdings überhaupt nichts anfangen kann ist jener ausgeflippte Easy-Listening-Sound a la 10TH VICTIM. Bei PREZZO DEL POTERE kommen in den Bonus-Tracks von allem die elegischen Streicherpassagen zum Zuge, zum Teil in Tracks von bis zu zwei oder drei Minuten Länge. Die waren relativ dünn gesät im Original-Album. Außerdem gefällt mir persönlich die Filmversion der Titelmusik etwas besser (wobei es aber vermutlich nur eine andere Abmischung ist), da hier einzelne Instrumente klarer hervortreten. Außerdem wird das erwähnte Goldsmith-ähnliche Action-Thema variiert. Im Film wird von beiden Versionen Gebrauch gemacht, wenn ich mich nicht irre. Wirklich Neues gibt es freilich nicht, mir war´s das aber wert. Noch ein Kuriosum am Rande: Auf der CAM-CD wurde die Länge des Stückes IL PONTE annähernd verdoppelt, indem der Track einfach zweimal hintereinandergeschnitten wurde. Auf dem alten Vinyl-Album (und auch jetzt wieder auf der GDM-CD) war das wohl noch anders, und dort hat es die korrekte Länge von rund zweieinhalb Minuten. Es ist mir auch anderweitig schon aufgefallen, dass die CAM-CDs aus den 90ern nicht immer mit dem alten Original-Album übereinstimmen, wie ich früher immer angenommen hatte. Ganz krass war das bei Ciprianis UOMO, CAVALLO, PISTOLA der Fall, bei dem etwa die Hälfte der Tracks gegen andere ausgetauscht wurden (Die Track-Titel sind aber nicht entsprechend geändert worden). So war der letzte Track "Notturno per colt" beispielsweise ein nur wenige Sekunden langer Cut-Out der Titelmusik, auf der LP war es aber eine weitere Version des Deguello-Themas aus diesem Film. Die GDM-CD hat das alles dann vor ein paar Jahren richtiggestellt. Sind diese Änderungen willkürlich geshehen, oder was hatte das für Gründe?
  6. Diese CD hatte ich auch schon lange vor, zu besprechen. Sie ist vor rund 10 Jahren erschienen, und damals hatte ich hohe Erwartungen an die Musik, erhoffte ich mir doch etwas im Stil der sinfonischen Passagen aus PINOCCHIO. Aber selten wurden meine Hoffnungen so sehr enttäuscht wie hier. Bei dem Film handelt es sich um eine Mini-Serie, die in den 70er Jahren fürs italienische Fernsehen produziert wurde. Sie scheint heute vergessen zu sein, denn nichtmal in der Imdb findet sich ein Eintrag. Die Bilder im Booklet deuten auch eher auf eine theatralische, vielleicht groteske Herangehensweise an den Stoff hin. Die Musik hat dementsprechend einen poppigen Charakter und wäre von mir beinahe per ebay wieder veräußert worden. Doch mit einem späteren, erneuten Hördurchgang habe ich meinen Frieden mit dem Album geschlossen, und heute finde ich es sogar richtig gut. Das solistische Ensemble besteht u.a. aus Harmonika, Geige, Banjo, Flöte, Orgel und Percussions. Die Themen sind schmissig und einprägsam, folkloristisch, gelegentlich mit rockigem Einschlag. Auch die eher melancholischen Tracks DISTRIZIONE DI PEQUOD und LUNGO LA BIANCA SCIA wissen zu gefallen. Die beiden Songs werden von dem Theaterschauspieler Gigi Proietti mit so viel Witz und Talent interpretiert, dass es eine wahre Freude ist. Ein sehr erquickliches, schwungvolles Album, das stilistische Gemeinsamkeiten mit den De-Angelis-Scores hat und das nur aufgrund einer falschen Erwartungshaltung meinerseits damals beinahe aus meiner Sammlung gefolgen ist.
  7. Balalaikas, Mandolinen.... da soll man nicht durcheinanderkommen... Danke für den Karamazov-Tipp. Ein großartiger Score, den ich bisher noch nicht kannte. Besonders dieser Track hat es mir angetan: Neues Thema: IL PREZZO DEL POTERE (Luis Bacalov) Weil ich die Tage den Film gesehen habe, und im Anschluß auch die CD nochmal durchgehört habe, möchte ich hier eine lare Empfehlung für die Musik aussprechen. Aus meiner Sicht einer von Bacalovs besten Western-Scores. Als "Blutiges Blei" lief der Film in Deutschland, dabei wäre "Der Preis der Macht" ein wesentlich angemessererer Titel gewesen, denn es geht um ein Attentat gegen den amerikanischen Präsidenten James A. Garfield (gespielt von Van Johnson), der bei der Anreise nach Dallas getötet werden soll. Bill (Giuliano Gemma), dessen Vater von den Verschwörern umgebracht wurde, kann den Anschlag verhindern, doch es wird bereits ein weiteres Attentat vorbereitet. Ein überaus interessanter, dramatischer Western, der ein ungewohntes Feld beackert. Er nimmt Bezug zum Kennedy-Mord, greift die Rassismus-Thematik auf und zeigt korrupte Machenschaften hinter den Kulissen, die tief ins System hineinreichen und von tendenziöser Berichterstattung gedeckt werden. In gewisser Hinsicht von zeitloser Aktualität, und kompentent inszeniert von Tonino Valerii. Die Musik startet mit einem episch angelegten, sinfonischen Thema, das in der Album-Version Streicher und Chor betont, in der Filmversion liegt der Schwerpunkt eher auf den Percussions. Beide Versionen sind auf der GDM-CD vertreten. Mit einer gepfiffenen Melodie, mit E-Gitarren und De Geminis Mundharmonika sind eigentlich alle Italo-Western-Zutaten versammelt, stets eingebettet ins orchestrale Fundament. Sehr gelungen sind auch die sanften, melancholischen Ausformungen des Titelthemas. Ganz besonders bemerkenswert ist ein famoses Action-Thema, das zum ersten Mal im Track IL PONTE und später nochmal in Track 23 auftaucht, und das Assoziationen zu Jerry Goldsmith zuläßt. Ungewöhnlich im Genre, und auch im Film äußerst wirkunsvoll. In diesem Fall empfehle ich ausdrücklich die Komplett-Edition bei GDM. Auf der ursprünglichen CAM-CD fehlen doch einige wichtige Varianten.
  8. Zu spät, der Hinweis bezog sich natürlich auf den gestrigen Abend. Am 25. wird er aber nochmal wiederholt.
  9. Ich habe gerade gesehen, dass dieser Film morgen auf Arte ausgestrahlt wird. Grund genug, ihn an dieser Stelle zu würdigen. Leona (Barbara Stanwyck) ist aufgrund einer Herzkrankheit ans Bett gefesselt. Als ihr Mann (Burt Lancaster) eines Abends nicht nach Hause kommt, ruft sie im Büro an. Es kommt zu einer fehlerhaften Verbindung, und Leona belauscht am Telefon ein Komplott. Eine Frau soll zu einer bestimmten Uhrzeit ermordet werden. Den Ort des Verbrechens erfährt sie jedoch nicht. Da die Polizei mit den Angaben nichts anzufangen weiß, versucht Leona mit einem erneuten Anruf im Büro selber etwas herauszufinden, was ihr auch gelingt, bis sie selbst auf die Abschußliste gerät. Du lebst noch 105 Minuten ist über weite Strecken ein enorm spannendes Kammerspiel, das in allererster Linie von Barbara Stanwyck getragen wird. Eigentlich ein reiner Thriller, doch die abgründigen Charaktere, die sich rund um Leona tummeln, gehören unbedingt in den Noir-Kosmos. Angemessen fiebrig und schroff ist Franz Waxmans Musik. Gerade die Situationen von Stress und Hilflosigkeit, in die die Protagonistin gerät, fängt der Score effektiv ein, und weckt dabei Assoziationen zu vibrierenden Nervensträngen. Auf Intradas "Noir-at-Paramount"-Set ist die Originalaufnahme in Form von 7 aufreibenden Tracks enthalten. Wer ihn noch nicht kennt, sollte ihn nicht verpassen, zumal es bisher keine wirklich empfehlenswerte deutsche DVD hiervon gibt. Und ruhig auch mal das deutsche TV-Remake mit Ingrid Andree und Harald Leipnitz antesten.
  10. Habe gerade die Beispieltracks durchgehört. Irre ich mich, oder ist Track 18 tatsächlich die Titelmusik aus dem Wallace/Giallo-Krimi DAS RÄTSEL DES SILBERNEN HALBMONDS?
  11. Eine Truppe von Hasardeuren stiehlt eine Ladung wertvoller Steine aus dem Tresor einer Schürfgesellschaft. Das Beutegut wird in einer markierten Kassette verstaut und diese zunächst in einem Stausee versenkt. Was sie nicht wissen, ist, dass der Kopf der Gruppe, der skrupellose Diller, zuvor im See Piranhas ausgesetzt hat, um die Steine vor unerwünschtem Zugriff zu bewahren. KILLERFISH wurde hierzulande unter dem Titel PIRANHAS II - DIE RACHE DER KILLERFISCHE vermarktet um eine Fortsetzung zu Joe Dantes PIRANHA zu suggerieren, was er natürlich nicht ist. Mir wurde berichtet, dass der Film auch schon im Rahmen der SchleFaZ-Reihe gezeigt worden ist, wo er aber nichts zu suchen hat. Tatsächlich handelt es sich um einen angenehm-unterhaltsamen Trivialfilm mit prominentem Cast, dynamischer Kameraarbeit und, z.B. bei der Zerstörung der Fabrik, großartigen Modelltricks, die wie immer von Regisseur Margheriti selber zurechtgefriemelt wurden. Der glatte Disco-Chic der Musik paßt zum gehobenen Ambiente, in dem sich die Charaktere gerne bewegen. Der Titelsong THE WINNER TAKES ALL wird von Amii Stewart gesungen und plätschert in seinen Instrumentalversionen recht belanglos dahin. Gleiches gilt für das zweite Thema MARGAUX (benannt nach der Schauspielerin und Hemingway-Enkelin, die hier eine der Hauptrollen spielt), dessen gesungene Version im Film selber nicht zum Einsatz kommt. Der eigentliche Score kommt mit drei Tracks zum Zuge, dem treibenden RUN AWAY...MAN und dem KILLERFISH-Thema, bei dem die Streicher eine morbide Elegie vortragen, die dem Horror-Charakter einiger Szenen Rechnung trägt. Ein zum Teil recht langatmiges Album mit ein paar ganz netten Tracks. Aber sicherlich kein Höhepunkt ihres Schaffens.
  12. Ebenfalls aus dem Jahr 1976 stammt diese Beziehungskomödie, die nie ihren Weg in den deutschen Sprachraum gefunden hat. SONO UN UOMO SEMPLICE nennt sich das mit skurriler Baßstimme vorgetragene Titelthema, dessen Instrumentalversionen nicht weniger amüsant sind, und dem auch der ULTIMO VALZER entspringt, der dann wenige Jahre später bei Bud Spencer und seinem außerirdischen Kleinen wieder auftauchte. Daneben gibt es das mitreißende GIOACCHINATA, eine 5-minütige Kreuzung von italienischem Barock und zeitgenössischer Popmusik, das kurze, aber drollige HO FAME, in dem der Performer offenbar mit massivem Heißhunger zu kämpfen hat, das romantische LONELY LOVE und mehr. Ein vergnügliches, rundum gelungenes Album von hohem Unterhaltungswert.
  13. Klingt vielversprechend. Mal schauen, was dabei herauskommt. Nette Parodie auf Daniel Defoes Robinson-Geschichte mit amüsanter Zivilisationssatire. Hauptdarsteller Paolo Villaggio ist in Italien auch durch die FANTOZZI-Filme bekannt und dort sehr viel populärer als bei uns. Die Musik ist ganz entzückend. Sie baut auf einem einzigen Thema auf, das wie immer äußerst eingängig, humorvoll und sympathisch orchestriert wurde. Die unablässig geforderte Rhythmusgruppe grundiert den gesamten Score mit entspannter Südsee-Percussion. Solistisch treten dabei vor allem Holzbläser hervor und hier und da gesellen sich dann auch die Streicher dazu. Die 15 Tracks fließen überaus angenehm dahin, sind mit unwiderstehlichem Charme gesegnet und enden in der wunderbaren Vocal-Version, gesungen von Sammy Bardot. Dem Score schließen sich die zwei Single-Versionen an, die seinerzeit auf Vinyl erschienen sind. Orchesterleiter ist Gianfranco Plenizio.
  14. "A Pásztor" ist ein ungarisches Drama über einen Schäfer, der mit den Schrecken des Naziregimes konfrontiert wird. Die Musik von Arthur Valentin Grosz ist eine der schönsten, die mir in jüngerer Zeit untergekommen sind. "Bisweilen ist sie faszinierend und verführerisch, bleibt aber düster und sorgenschwer." THE SHEPHERD ist der Eröffnungstrack, der mit behutsamen Klavierklängen die Melancholie und Einsamkeit des Schäfers beschreibt. Der darauffolgende Track LIFE ON THE PASTURE ist ein wunderbar melodisches Schmuckstück, das die Zimbel mit an irische Folklore gemahnenden Streichern verbindet. Für mich der Höhepunkt des Albums. Danach treten die bedrückenden, gelegentlich aggressiven Motive in den Vordergrund, bevor es mit dem MAIN THEME und END CREDITS ebendo melodisch wie gramvoll endet. Der Score wurde mit nur acht Musikern eingespielt und besitzt entsprechend ein kammermusikalisches Flair, das einer Geschichte wie dieser sicherlich entgegenkommt.
  15. Sehr interessante Veröffentlichung. Das Hörbeispiel ist großartig. Den Film habe ich nie gesehen, werde das aber demnächst nachholen.
  16. Das läuft ja darauf hinaus, dass man am Ende etliche Titel doppelt und dreifach in unterschiedlichen Zusammenstellungen im Regal hat. Aber solange damit andere, wirklich sinnvolle Sarde-Titel finanziert werden, soll´s mir recht sein. Die aktuelle CD mit LE CHOC brauche ich aber nun wirklich nicht. Selbst zu TAXI MAUVE habe ich mich immernoch nicht durchgerungen.
  17. Ja, dieses Thema spielt bei YOUNG MR. LINCOLN in einer sehr anrührenden Szene: Abe Lincoln geht mit Ann am Fluß spazieren und unterhält sich mit ihr. Eine Romanze bahnt sich an. Dann wirft Abe einen Stein ins Wasser, Wellenkreise entstehen. Es folgt eine Überblendung. Es ist jetzt Winter, Eisschollen treiben über den Fluß. Abe spricht immernoch mit Ann, aber diesmal sitzt er an ihrem Grabstein. Eine sehr rührende und traurige Szene. Mit der Musik zusammen ist es geradezu unmöglich, trockenen Auges da durchzukommen. Die deutsche Bearbeitung habe ich lange nicht mehr gesehen, aber ich meine, es wäre dort dasselbe Musik-Thema gewesen, mit kleinem Ensemble nachgespielt. Aber da kann ich mich auch irren. Wirklich? So kann man Ressourcen verschwenden...
  18. Dieses imposante 4-CD-Set ist zwar schon vor mehr als einem Jahr erschienen, aber es erscheint mir angebracht, es hier einmal vorzustellen, denn inhaltlich hat es mich wirklich mehr als überzeugt. EL HOMBRE Y LA TIERRA ist eine Dokumentarserie, die von 1974 - 1981 im spanischen Fernsehen ausgestrahlt wurde und in ihrem Heimatland hohes Ansehen genießt. Ich war zuerst skeptisch wegen der bloßen Menge an Musik. Doch nach dem ersten Hördurchgang (auf zwei Tage verteilt) war ich von der Vielseitigkeit und dem Unterhaltungswert der Musik einfach begeistert. Abril konnte hier offensichtlich aus dem Vollen schöpfen. Grundsätzlich ist es eine klassisch angelegte Komposition. Dramatisch, verspielt, melancholisch, humorvoll. Die ganze Emotionspalette wird bedient, ohne dass stilistische Brüche entstünden. Stets originell und einfallsreich. Mal experimentierfreudig, mal mit Anklängen von Popmusik oder Western-Motivik. Vor allem die ethnische Musik der bereisten Länder kommt hier zum Zuge und wird von Abril in den sinfonischen Kontext mit einbezogen. Großartige Filmmusik, die zur Zeit bei Quartet zum Sonderpreis angeboten wird. Es lohnt sich.
  19. Mir war´s bisher nicht bekannt . Aber schade zu lesen, dass auch YOUNG MR. LINCOLN nicht mehr existiert. Den hätte ich von allen noch bevorzugt. Toller Film, phantastische Musik.
  20. Er ist auf jeden Fall nicht so repetitiv und wesentlich abwechslungsreicher als die Vorgänger. Songs wie BIG STAR und MUNDIALITO sind auch schon auf anderen De-Angelis-Soundtracks vertreten. TONIGHT TONIGHT ist der Titelsong des bisher leider noch unveröffentlichen Scores von CIPOLLA COLT, hier in einer hübschen, träumerischen Disco-Variante. Der ULTIMO VALZER stammt aus LANGUIDI BACI PERFIDE CAREZZE und wurde hier auch gleich zum Thema für den kleinen, außerirdischen Knirps. Wirklich positiv hat mich überrascht, dass die bei BOMBER oder BULLDOZER vorkommende Praxis, ein und dasselbe Stück ständig in unterschiedlicher Länge zu wiederholen, hier überhaupt nicht vorkommt. Jeder Track ist individuell eingespielt, sogar die nur 30- oder 40-sekündigen Varianten von SHERIFF und ULTIMO VALZER. Daneben gibt es mehrere Stücke mit spacigen Elektronik-Effekten, die nicht so viel hergeben, aber dafür sind die bisher unveröffentlichten Country- und Dixieland-Versionen von SHERIFF wirklich nett. Schönes Album, bei dem ich allerdings den Eindruck habe, dass hier das Lautstärkeverhältnis zwischen den einzelnen Tracks nicht immer stimmig ist.
  21. Tatsächlich? Da würde ich natürlich auch jede einzelne begrüßen. SEA HAWK klang ja auch schon damals bei Tsunami erstaunlich gut. Sehr schade, wenn sich da niemand mehr rantraut, aber aus geschäftlicher Sicht versträndlich. Also bei INCHON wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass hier Bedarf an einer Neueinspielung bestünde. Ich mag den trockenen Klang der Aufnahmen eigentlich sehr gerne, selbst wenn hier und da ein Stuhl knarrt. Der Begriff "trocken" paßt ja auch gut zum Weinkeller, wie mir gerade auffällt.
  22. Das ist sehr interessant. Soweit ich weiß war das ja auch in der Stummfilmzeit üblich, den Score aus klassischem Musikmaterial zusammenzustellen. Wenn ich das richtig verstehe, dann hat er das für jeden Film so gemacht und auch jedesmal individuell neu eingespielt. Das erklärt natürlich auch, warum "seine" Filmmusik nie irgendwo für Tonträgeraufnahmen berücksichtigt wurde.
  23. Einfach ins Blaue hinein starte ich mal einen Faden zu diesem nahezu gänzlich vergessenen Musiker. Auf Abe Meyer aufmerksam wurde ich erst vor wenigen Tagen, als ich mir nach vielen Jahren erneut und mit großem Interesse Victor Halperins WHITE ZOMBIE von 1933 anschaute. Ein sehr stimmungsvoller, wunderschöner Film, der neben den anderen großen Horrorklassikern der frühen 30er Jahre (Frankenstein, Dracula, Mumie, Rue Morgue) ein wenig in den Hintergrund gerückt ist. Im Gegensatz zu den genannten Filmen, die bis auf Vor- und Abspannmusik (z.B. ein Auszug aus Tschaikowskis Schwanensee) keine Musik besaßen, verfügte WHITE ZOMBIE über einen richtigen Score, und einen sehr guten noch dazu. Man beachte allein einmal die Sequenz zu Beginn des letzten Drittels, als Legendre (Bela Lugosi) seine hypnotischen Fähigkeiten aktiviert und seinen aufbegehrenden Butler von den herbeizitierten Zombies beseitigen läßt. Die Musik ist hier ganz hervorragend, dynamisch, aber weniger horribel, sondern eher zur Melodramatik neigend. Laut IMDB beschränkt sich Abe Meyers Filmmusikschaffen fast ausschließlich auf die 30er Jahre. Er wird auch kaum als Komponist geführt, sondern als Music Coordinator, Musical Director o.ä. gelistet. Im Fall von WHITE ZOMBIE ist er als Music Supervisor etikettiert. Der DVD-Audiokommentar weiß jedoch zu berichten, dass es sich hier um einen von Meyer komponierten, originalen Score handelt. Diese Information stammt wiederum aus Gary Rhodes Buch "White Zombie - Anatomy of a Horror Film". Die Informationen über Abe Meyer sind spärlich gesät, und ob ein solcher Faden etwas bringt, weiß ich nicht. Aber vielleicht lassen sich ja doch ein paar biographische Details oder ähnliches zusammentragen. Hier ist der gesamte Film zu sehen. Die von mir beschriebene Szene ist etwa von Minute 43 - 46 zu finden.
  24. Im TV fand auch meine Erstsichtung statt. Das war dann wohl die RTL-Ausstrahlung in den 90ern. Und gerade die Kutschfahrt-Szenen durch diese mystisch angehauchten Landschaften sind so schön eingefangen worden. Und was hört man dabei? Na, ihr wißt es ja...
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