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Die Orchestration - Eine verlernte Kunst?


Ariane
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Liebe Filmmusikfreunde!


 


Ich beobachte seit längerer Zeit etwas worüber ich gerne mit euch sprechen möchte. Es geht um die Orchestrationen von Filmmusik. Ich habe immer mehr den Eindruck als ob das zunehmend auch in der Filmmusik Standard wird / geworden ist alles nach dem Pop – Musik – Schema abzudecken. Die Orchester spielen oft immer die selben Akkordschema, es gibt kaum noch Abwechslung innerhalb der Instrumentengruppen oder in ihrer Anordnung.


 


Es gab Zeiten da war dies anders. Als Steiner, Korngold, Waxman und andere große Männer vor und nach dem 2. Weltkrieg in Hollywood arbeiteten waren die Orchestrationen fein ausgearbeitet. Ich möchte nur ein bekanntes Thema von Erich Wolfgang Korngold vorstellen:


http://www.youtube.com/watch?v=Phv5mSGcaes


Hört euch diese Blechbläser ab und stellt euch die Frage – Wo hört man so etwas heute noch? Das ist eine Präzision in der Orchestersprache die ich sehr vermisse.


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Du musst dir nur die richtigen Sachen anhören.

Feine Orchestrationen gibt es natürlich auch heute noch:

 

Das es das auch heute noch vereinzelt gibt bestreite ich ja nicht. Es geht aber um die Gesamtheit und da finde ich schon das die Orchestration deutlich blasser geworden sind in den letzten 20 - 30 Jahren. ;)

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Aber auch abseits von Hollywood trifft das zu - es gibt leider zu viele Komponisten die versuchen wie Hollywood zu klingen. Das mag an Produzenten liegen aber auch an Komponisten selbst die meinen das nur so das Rezept vom Erfolg ist. Es gibt natürlich außerhalb von Hollywood tolle Beispiele - zum Beispiel Christopher Gordon aus Australien. Aber dennoch bleibt das Grundproblem ja gleich.

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Aber auch abseits von Hollywood trifft das zu - es gibt leider zu viele Komponisten die versuchen wie Hollywood zu klingen. Das mag an Produzenten liegen aber auch an Komponisten selbst die meinen das nur so das Rezept vom Erfolg ist. Es gibt natürlich außerhalb von Hollywood tolle Beispiele - zum Beispiel Christopher Gordon aus Australien. Aber dennoch bleibt das Grundproblem ja gleich.

 

Desplat, Giacchino, Beltrami, Burwell?

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Naja, wir wissen natürlich wie Ariane das meint. Die großen Blockbuster und ihre Nachahmer haben fast alle zur Zeit diesen Einheits-Sound der von feinen Orchestrationen nicht gerade strotzt.

Wieso es trotz großer Erfolge mit guter symphonischer Musik wie Lord Of The Rings, Potter und den Star Wars Prequels in den Nuller Jahren zu dieser Entwicklung kommen konnte ist mir irgendwie ein Rätsel.

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Naja, wir wissen natürlich wie Ariane das meint. Die großen Blockbuster und ihre Nachahmer haben fast alle zur Zeit diesen Einheits-Sound der von feinen Orchestrationen nicht gerade strotzt.

 

Eine gewisse Unzufriedenheit ist nicht nur bei Ariane zu erkennen und bedingt verständlich. Aber wie gesagt: Es gibt heute eben auch viele Alternativen und Gegenbeispiele - und das "Goldene Zeitalter" der Filmmusik war letztlich auch oft nur Blech. Nur weil gewisse Namen und Arbeiten strahlkräftig dem Zahn der Zeit getrotzt haben, heisst das nicht, dass früher alles gut oder besser war.

 

Es gilt auch hier einmal mehr: Jedem sein (schlechtes) Bauchgefühl, aber nicht jede vage Unzufriedenheit entspricht auch der Realität.

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es ist aber auch so, dass dieser "einheits-sound" in einigen filmen durchaus funktioniert, ja sogar prädestiniert dafür ist. und damit meine ich nicht ans niveau der filme angepasst. steve jablonskys musik z.bsp. passt perfekt zum visuellen stil und den actionszenen eines michael bay films genauso wie harry-gregson-williams' musik zu tony scotts inszenierungsstil gepasst hat. weshalb einige diesen stil dann sinnfrei in ihren filmen verwenden (im sinne von völlig fehl am platz) kann ich allerdings auch nicht sagen. die haben anscheinend kein gespür.

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es ist aber auch so, dass dieser "einheits-sound" in einigen filmen durchaus funktioniert, ja sogar prädestiniert dafür ist. und damit meine ich nicht ans niveau der filme angepasst. steve jablonskys musik z.bsp. passt perfekt zum visuellen stil und den actionszenen eines michael bay films genauso wie harry-gregson-williams' musik zu tony scotts inszenierungsstil gepasst hat. weshalb einige diesen stil dann sinnfrei in ihren filmen verwenden (im sinne von völlig fehl am platz) kann ich allerdings auch nicht sagen. die haben anscheinend kein gespür.

 

Warum in dieser Diskussion auf die Mainstream-Schiene einschwenken?

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Und ich sehe es immer noch nicht so, dass es den Blockbuster-Einheitssound gibt. Siehe hier: http://boxofficemojo.com/yearly/chart/?yr=2013

Ein JNH klingt ganz sicher nicht wie Brian Tyler und der nicht wie Christophe Beck und der nicht wie Zimmer und der nicht wie Shore und der nicht wie Elfman und der nicht wie Giacchino und der nicht wie Randy Newman.

Nur um da mal diese Blockbuster-These zu relativieren. In Sachen Mainstream trifft das wohl eher zu.

 

Ich bin da aber ganz bei Lars: Das hat schon alles Hand und Fuß. TRANSFORMERS möchte ich mir gar nicht feiner orchestriert vorstellen. Ich würde mir insgesamt ein höheres Niveau des Mainstreams wünschen, aber damit würde ich ihm wohl die Existenz absprechen. Da würde ich lieber Einheitsfilme als den Einheitssound kritisieren wollen, um da mal näher zu den Wurzeln zu kommen. Und ansonsten ist noch genug da, an dem man sich bedienen kann.

 

Allerdings wünschte ich mir, gerade was Themen betrifft, durchaus mal etwas mehr Feingefühl und Bandbreite. In der Tat schafft es Tyler regelmäßig seine klasse Ideen und gutes Können zu überladen. Nuancen wären also nicht übel.

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Ich sehe bei Brian Tyler nicht viel Können und Gespür für effektvolle und gute Orchestration. Die guten Orchestrationen in einem Score wie THE HUNTED sind größtenteils der Verdienst von Robert Elhai.

 

Unter den jüngeren Filmkomponisten, die noch wirklich gut orchestrieren, sehe ich Marco Beltrami und Alexandre Desplat, in Teilen John Powell, aber sicher nicht Brian Tyler. Der verwechselt effektvollen Orchestersatz leider zu oft mit Krawall.

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Ich sehe bei Brian Tyler nicht viel Können und Gespür für effektvolle und gute Orchestration. Die guten Orchestrationen in einem Score wie THE HUNTED sind größtenteils der Verdienst von Robert Elhai.

 

Unter den jüngeren Filmkomponisten, die noch wirklich gut orchestrieren, sehe ich Marco Beltrami und Alexandre Desplat, in Teilen John Powell, aber sicher nicht Brian Tyler. Der verwechselt effektvollen Orchestersatz leider zu oft mit Krawall.

 

Vollste Zustimmung! GERADE bei Tyler fühle ich mich immer eher gelangweilt als unterhalten - wobei manche Ideen vom Ansatz her gefallen. Jeder hat nette Ideen - nur kann heutzutage großartige Orchestration im Williams und Co. Stil in keinen Film mehr passen. Passt einfach nicht zusammen. Und wenn doch, ... tja, da werden auf einmal tolle symphonische Filmmusik abgelehnt und hippes Zeug eingesetzt ;) 

Was ich so schade finde, ist, dass so viele talentierte Leute Musik orchestrieren, die sie völlig unterfordert. Zimmer's Stammorchestrator Bruce Fowler könnte wunderbare groß-symphonische Partituren fertigen, die in der Orchestration ausgereift und klug daher kommen ... beschränkt sich aber auf simple Ostinati und brachiale Hörner. Die Art von Orchestration die jeder Laie einigermaßen sinnvoll niederschreiben könnte.

 

Orchestration heiß für mich das Orchester als ganzes zu nutzen - jedem Instrument oder jeder Gruppe einen Sinn in der Partitur zu geben. 

@LukeSkywalker - ich finde was die Thematik an sich angeht immer wieder genial, wie es hier demonstriert wird:

 

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Orchestration heiß für mich das Orchester als ganzes zu nutzen - jedem Instrument oder jeder Gruppe einen Sinn in der Partitur zu geben. 

@LukeSkywalker - ich finde was die Thematik an sich angeht immer wieder genial, wie es hier demonstriert wird:

 

 

Sehr schönes Video. Danke schön. Horizonterweiternd.

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Man sollte nicht den Fehler machen, Orchestration mit Besetzung zu verwechseln. Orchestration bzw. Instrumentation - denn dieser Begriff ist im Deutschen eher gebräuchlich und zudem auch auf Nicht-Orchestermusik anwendbar - ist die Kunst, wesensgemäß für ein wie auch immer geartetes Ensemble zu schreiben. Als Teil der Kompositionslehre ist Instrumentation ebenso wie diese selbst ein Handwerk und eine Kunst - allerdings eine, die lange als nachrangig eingestuft wurde und teils noch immer wird. Diese Sichtweise ist natürlich grundfalsch und im Kontext von Filmmusik geradezu lachhaft, denn gerade in der Filmmusik ist Instrumentation - so zumindest meine These - als wesentliches Charakteristikum des Parameters Klang mindestens gleichbedeutend oder sogar wichtiger als Kategorien wie Melodik (geht meist unter), Harmonik (dito) und Form (hat Filmmusik in 98 Prozent aller Fälle eh nicht). Der Klang hingegen wirkt vor allem unterbewusst und wesentlich unmittelbarer.

Das, was hier anfangs an Positivbeispielen für gute Instrumemtation hervorgehoben wurde, nämlich Korngold und Co., schöpft, wie viele, wenn auch nicht alle Filmmusik des Golden Age, aus dem spätromantischen Ideal des Mischklangs. Das ist an sich wunderbar, für die Zwecke des Films aber nicht immer wesensgemäß. Dies wurde ab den 1950er Jahren von immer mehr Komponisten erkannt, und ich würde behaupten, die instrumentatorische Vielfalt war nie höher als im Silver Age, für dessen führende Vertreter, von North über Goldsmith bis Barry, aber auch in Europa für Morricone oder hierzulande Majewski, die Instrumentation ein ganz zentraler Bestandteil ihrer Ästhetik war.

Seitdem ist, jedenfalls für den Bereich der sinfonisch besetzten Filmmusik, schon eine gewisse Verarmung feststellbar, zumindest nach innermusikalischen Maßstäben. Dabei hat die sog. Renaissance der Kinosinfonik Ende der 70er die vielversprechenden Ansätze des Silver Age eher behindert: In den Händen eines John Williams, eines Meisters klassisch-romantischer, aber auch neoklassizistischer Instrumentationsmodelle, überwiegt freilich die Faszination, und auch markante Stimmen wie Horner (Lyrik) und Poledouris (Archaik) waren sicher eine Bereicherung, doch die eher verwaltende Haltung, mit der die emsigen Orchestrator der "ungelernten" oder erst in der Praxis ausgelernten Herren Howard, Silvestri, Arnold etc. gerade in den 90ern zu Werke gingen, haben eine gewisse, kunsthandwerkliche Beliebigkeit einkehren lassen. Ein Nicholas Dodd ist zwar technisch hervorragend, aber auch arg berechenbar.

Ausnahmen wie Goldenthal, Gordon, Shore und (in punkto Instrumentation durchaus auch Thomas Newman und gelegentlich Elfman) hat es immer gegeben und wird es immer geben. Aber bei den wenigen jüngeren A-Listern, deren Scores ich noch regelmäßig verfolge (Beltrami, Desplat, mit Einschränkungen Giacchino und Powell) finde ich höchstens in jedem dritten Score noch einzelne Tracks, die instrumentatorsich in irgendeiner Weise aus ihrem Gesamtwerk oder überhaupt herausstechen. Bei manch anderen hier belobigten Herren fallen mir vielleicht im Gesamtwerk zwei Cues ein, auf die das zuträfe.

Die konkurrierenden stilistischen Richtungen ab den 80ern bzw. 90ern, die (Digital-)Synthi-Welle und die MV-Crossover-Schiene, tendierten leider nach experimentellen Anfängen in eine ähnlich einebnende Richtung. Ein Großteil aktueller Blockbustermusik ist daher m. E. meist NICHT mehr wesensgemäß instrumentiert: Die meist hoffnungslos hypertrophe Besetzung steht zum Klangeffekt in keinem Verhältnis mehr und die Klangfarbenvielfalt verarmt, weil ganze Stimmen aus dem Orchestersatz getilgt sind, nur noch infernalischen Lärm oder dräuende Kulisse anrichten, die meist ohne großen Erfolg gegen die Effektspur ankämpft.

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Jonas, sehr interessant und danke für Deine Ausführungen.

Mein Fazit also ist grob gesagt: Richtige Orchestration wäre im Soundtrackbereich schön, ist aber nicht immer zweckmäßig bzw. gewünscht, was ich wiederum verstehe.

 

Weiterhin kann ich mir auch nicht wirklich vorstellen, dass ein Komponist bei der Vielfalt an Aufträgen es wirklich zeitlich schafft, solch ein komplexes Handwerk zusammen mit seiner nicht ewig sprudelnden Ideenquelle auszuführen.

Dann eher Soundtrack-to-go. 

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Jonas, sehr interessant und danke für Deine Ausführungen.

Mein Fazit also ist grob gesagt: Richtige Orchestration wäre im Soundtrackbereich schön, ist aber nicht immer zweckmäßig bzw. gewünscht, was ich wiederum verstehe.

 

Weiterhin kann ich mir auch nicht wirklich vorstellen, dass ein Komponist bei der Vielfalt an Aufträgen es wirklich zeitlich schafft, solch ein komplexes Handwerk zusammen mit seiner nicht ewig sprudelnden Ideenquelle auszuführen.

Dann eher Soundtrack-to-go. 

 

"Richige Orchestration"... Was ist denn richtge Orchestration? Man kann vieleicht sagen das viele der Blockbusterkomponisten heute eine ähnliche Orchestrierung und Instrumentierung, sowie Harmonik benutzen. Das sie weniger individuell ist als in anderen Zeitaltern der Filmmusik (wobei ich da auch meinen Vorschreibern zustimme - man muss nur das Richtige hören. Es kommt noch oft genug vor).  Aber richtig oder falsch gibt es da meiner Meinung nach nicht. Nur ein "So oder So" oder durchaus auch "anspruchsvoll, weniger anspruchsvoll oder simpler".

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