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3/52 THE FELLOWSHIP OF THE RING by Howard Shore


Markus Wippel
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Als der Kanadier Howard Shore 2001 den Zuschlag für die Vertonung von J.R.R. Tolkiens Filmadaptation Herr der Ringe bekam,  war ein sehr großer Teil der Filmmusikgemeinschaft doch etwas überrascht. Shore war bis dato vor allem für seine Zusammenarbeit mit seinem Landsmann David Cronenberg oder David Fincher bekannt und hatte bisher im Fantasy Genre keine Erfahrung. Die meisten hätten wohl mit James Horner oder auch James Newton Howard gerechnet – aber wenn man den Interviews trauen kann, dann war Howard Shore so ziemlich die erste Wahl für Peter Jackson. Lediglich an den großartigen polnischen Komponisten Wojciech Kilar wurde gerüchteweise herangetreten, dem dieses Unterfangen jedochzu voluminös war.

Ich persönlich wurde von Peter Jacksons Entscheidung wenig überrascht, denn ich war bereits damals schon ein begeisterter Hörer Shore´s Musik. Insbesondere seine Zusammenarbeit mit Al Pacino “Looking for Richard” und auch sein Ausnahmewerk “The Cell” legten nahe das er epische und großorchestrale Fantasymusik schreiben kann.  Heute dreizehn Jahre später, hat Howard Shore auch das zweite bekannte Buch Tolkiens “The Hobbit” musikalisch für den Film aufgearbeitet.  Die Arbeit an der Herr der Ringe Trilogie katapultierte den kultivierten Kanadier von einem Insiderkomponisten direkt in die A-Liga der Filmkomponisten.  3 Oscars und unzählige andere Auszeichnungen konnte der Komponist für sein Opus Magnum einheimsen.

Ist der ganze Ruhm gerechtfertigt? Meiner Ansicht nach ja – Howard Shore schafft einen klassische stark leitmotivisch geprägte Filmmusik die in ihrem Themenreichtum an eine sehr bekannte andere Filmtrilogie erinnert. Vielleicht die einzige Schwäche der Filmmusik ist, das sie dem Publikum allzu sehr, das gibt was es erwartet hat. Zwei Chöre, hundertköpfiges Orchester dazu etliche Solisten und eine starke Themenvielfalt – wer einen innovativen, frischen Zugang an diese Krone der Fantasyliteratur erwartet hat wird etwas enttäuscht sein – aber man muss das Rand ja nicht immer neu erfinden.

Ein wichtiges Grundprinzip in Howard Shores Herr der Ringe Musik ist der außergewöhnlich reiche Einsatz von Chor – das verleiht der Filmmusik meiner Meinung nach ein Gefühl der Erhabenheit und etwas historisches – dabei gibt es Chormusik in fast jeder vorstellbaren Form, ob Kinderchor, Frauenchor, Maorisänger für die Zwergenwelt von Moria und das noch dazu in allen bekannten und auch unbekannten Sprachen.

Bereits das Eröffnungsstück “The Prophecy” zeigt wohin die Reise geht – aufsteigende Orffsche Chormusik dazu im zwischenteil mysteriöse, verhaltene Töne bevor das Stück mit Hobbit Musik endet. Diese wird prominent im zweiten Stück “Concerning Hobbits” vorgetragen, es kommt keltische Musik zu Gehör und sehr warmes verspieltes aber auch nobles Thema – es soll fortan die Signatur für die kleinsten Bewohner Mittelerdes dienen .

Mordor und Ringgeister werden im nächsten Track “The Shadow of the Past” abgehandelt – die Tonsprache wird archaischer und dunkler.  Stampfendes Schlagwerk, aufbrausende Chöre und treibender Marschrhythmus charakterisieren die neun Ringgeister. Den ersten prominenten Auftritt des “Haupthemas” von Herr der Ringe dem “Gefährtenthema” gibt es in “The Treason of Isengard” – das eingängige heroische neunnotige Thema  repräsentiert die neun Helden der Geschicht. Eines der eingängigsten und schönsten Motive in Shores Karriere,  auch wenn man das Thema schon in ähnlicher Form bei Randy Newman´s “The Natural” gehört hat. Bevor das Gefährtenthema jedoch erklingt hört man zu Beginn des Stücks noch eines der beiden “Ringmotive” vorgetragen vom Knabenchor symbolisiert es die Verführungskraft des Ringes.

In “A Knife In the Dark” wird nach der Nazghul Musik ein weiteres promintes Thema eingeführt – diesmal für Isengart dem Verbündeten Mordors. Strenge metallische Klänge im 5/4 Rhythmus dargeboten von großem Schlagwerk und Blech, sollen die Industrialisierung wiederspiegeln mit der Saruman zu Werke geht – insbesondere zeigt sich hier auch der starke Kontrast zum „Naturthema“  vorgetragen vom Knabensopran.

Ein aufsteigendes Thema für Frauenchor stellt uns die Musik für Bruchtal und die dort ansässigen Elben am Beginn von „Many Meetings“ vor.

„The Bridge of Khazad Dum“ ist ein absoluter Höhepunkt des Albums sowie auch der gesamten Mittelerdemusik – Howard Shore bedient einen riesigen 300 Mann starken Maorichor um die Düsternis Morias darzustellen. Für mich einer der besten Actionsequenzen und auch Actionmusik des letzten Jahrzehnts. Zur Draufgabe gibt es noch ein herzzerreisendes Klagelied für Gandalf.

„Lothlorien“ stellt die Musik für die anderen Elben in Mittelerde vor – der Klang ist hier deutlich düsterer, geheimnisvoller und die Musik hat einen gespenstischen orientalischen Einschlag. Der vorletzte 7minütige Titel der CD „The Breaking oft he Fellowship“ stellt ein weiteres Higlighte der Filmmusik dar. Ein ungemein bewegende Komposition das das Fellowship Thema zerbrechen lässt sowie die Hobbit Musik in ungemein schönen lyrischen Glanz erklingen lässt. Eine vom Knabenchor und Solisten dargebrachte Version der Hobbitmusik beschließt diesen „Ausnahmetrack“ und auch den ersten Teil der Trilogie.

Die Fülle an zufriedenstellendem Material die Howard Shore uns  bereitet ist schon beachtenswert. Die Herr der Ringe Musik von Howard Shore in ihrer Gesamtheit wird sicher für die nächsten Jahre der absolute Maßstab in punkto „Fantasymusik“  darstellen – an ihr werden sich die anderen messen müssen. Aber auch Howard Shore´s zukünftige Musiken werden sich mit seinem „Opus Magnum“ messen müssen.

Was der Filmmusik zu einem absolutem Meisterwerk fehlt ist die teilweise zu recht kritisierte fehlende musikalische Komplexität. Die Themen werden teilweise wenig variiert und es stellt sich nach häufigem Hören ein gewisser Gewöhnungseffekt ein.

Nichts destotrotz ist Howard Shore eine einmalige Vertonung der Welt Mittelerdes gelungen. Mit Sicherheit einer der wichtigsten und auch besten Soundtracks des letzten Jahrzehnts.

https://www.youtube.com/watch?v=8M9KzVMMIKQ

 

 

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Ich habe die Filme damals recht begeistert im Kino gesehen. Sie waren für drei Jahre feste Tradition für den zweiten Weihnachtsfeiertag.

Natürlich habe ich mir dann auch die DVDs gekauft. (Extended)

 

Auf DVD habe ich das Werk aber dann tatsächlich nur einmal gesehen. Danach verstaubten die Boxen im Regal.

Kurz bevor die Blurays veröffentlicht wurden, verkaufte ich die DVDs, habe mir dann aber dann doch niemals die Bluray-Box zugelegt.

 

Vom Hobbit kenne ich bisher nur den ersten Film....

Reicht.

 

Zur Musik:

Habe lediglich die Einzel-CDs, die schon Jahre nicht mehr im Player waren.

 

Vielleicht sollte ich mir die Trilogie von meinem Bruder ausborgen und wieder mal einen Trip nach Mordor wagen....

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Ich sage, der erste ist der Beste!!!! :D

Der Soundtrack zu THE FELLOWSHIP OF THE RING weiß von der ersten bis zur letzten Minute zu gefallen und zu unterhalten. Bei diesen 72 Minuten wird einem zu keiner Sekunde langweilig (im Gegensatz zu den Nachfolgern)! Es gibt viele verschiedene Themen und Motive ...

Einfach grandios! Hier hätte man auf Hobbit-Manier ein 2 CD-Album produzieren sollen!

10/10

Übrigens hat mir Horner's Agent (zu der Zeit auch Shore's Agent) erzählt, dass James Horner den Hobbit vertonen hätte sollen, doch zu der Zeit wurde seine Tochter krank und er hat sich lieber um sie gekümmert.

Shore war nicht die erste Wahl, aber zumindest bei LotR eine gute Wahl! ;)

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Bei Horner - obwohl ich diese Scores wahrscheinlich öfter angehört hätte - wäre die Reise klar gewesen: WILLOW, BRAVEHEART und TITANIC wären hier als Flächenbombardement eingesetzt worden und so sehr man es auch geschätzt hätte (familiarity not always breeds contempt), so bin ich doch froh, dass es ein vergleichsweise unverbrauchter Komponist geworden ist. 

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  • 3 Wochen später...

Teil eins und drei sind wirklich sehr gut - bei The Two Towers würde ich 7/10 geben

Kann ich mitgehen, warum ich aber nicht verstehe, dass gerade The Two Towers so exorbitant teuer in der Complete Recording Ausgabe bepreist wird.

Ich danke Dir für Deine Einschätzung und Erläuterung. Mit gefällt der Soundtrack auch sehr gut. Alle drei. Aber leider bin ich zu undizipliniert, konzentriert und "in Ruhe" einen der Drei durchzuhören. Vielleicht gehe ich es mal wieder diese Weihnachten an.

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  • 4 Wochen später...
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