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Empfohlene BeitrÀge

Geschrieben

FĂŒr mich ist das wahrscheinlich der unspektakulĂ€rste Dante-Goldsmith, hĂ€tte den auch eher von VarĂšse erwartet. Hier meine EindrĂŒcke von "damals"

Zitat

1962: Genes Vater ist bei der Marine, sodass die Familie fast einmal im Jahr umzieht und es dem Teenager und seinem jĂŒngeren Bruder schwerfĂ€llt, Freunde zu finden. Gene flĂŒchtet sich daher in seine Leidenschaft: Horrorfilme. Zu seinen grĂ¶ĂŸten Idolen gehört der Filmproduzent Lawrence Woolsey, ĂŒber dessen FilmvorfĂŒhrungen verschiedene GerĂŒchte kursieren und der gerade einen neuen Horrorfilm in die Kinos bringt: MAnt. In diesem Film wird der Protagonist beim Rönchen von einer Ameise gebissen und durch die Verstrahlung des Speichels verwandelt sich der harmlose SchuhverkĂ€ufer Bill nach und nach in eine Riesenameise. Als Genes Vater in der MilitĂ€rbasis von Key West in Florida stationiert wird, scheint es, dass sich die Familie hier fĂŒr lĂ€ngere Zeit niederlassen wĂŒrde, doch schnell bricht durch die Kubakrise eine Bedrohung herein, vor der Genes Familie mehr als alle anderen betroffen ist, denn sein Vater wird auf eins der Blockadeschiffe berufen. Dadurch wird Gene fĂŒr seine MitschĂŒler interessant und es gelingt ihm schnell, sozial Fuß zu fassen. Er freundet sich mit Stan an, der verzweifelt versucht, der hĂŒbschen Sherryl den Hof zu machen, deren Ex-Freund Harvey gerade aus der Besserungsanstalt entlassen wurde, und lernt die junge Aktivistin Sandra kennen. Harvey, der erfĂ€hrt, dass Sherryl sich mit Stan trifft, setzt diesen stark unter Druck. Als Gene und sein Bruder eines Tages wieder im Kino sind, erfahren sie vom Leiter, dass Lawrence Woolsey persönlich nach Key West kommen wird, um seinen neuen Film "MAnt" vorzustellen. DafĂŒr hat der Filmproduzent ein neues Verfahren entwickelt, das durch manipulierte Sitze und Pyrotechnik im Saal den Zuschauer Glauben macht, er befĂ€nde sich selbst mitten im Leinwandgeschehen. Der Höhepunkt wird allerdings Harvey im AmeisenkostĂŒm sein, der die Leute im Saal erschrecken soll. Außerdem engagierte Woolsey zwei befreundete Schauspieler, die die BĂŒrger der Stadt gegen den Film aufhetzen, um das Interesse weiter zu schĂŒren. SĂ€mtliche Werbemaßnahmen sind ein Erfolg und das Kino zur Premiere so voll wie noch nie zuvor. Harvey, der auch fĂŒr die Pyrotechnik zustĂ€ndig ist, rennt wie besprochen durch den Sall und sieht Sherryl in den Armen Stans. Völlig außer sich beginnt der psychisch labile Ex-Freund, die Premiere in ein gefĂ€hrliches Chaos zu stĂŒrzen...

In "Matinee" verschmolz Regisseur Joe Dante nahezu alle seine bevorzugten Themen miteinander. Im Zentrum steht natĂŒrlich seine Leidenschaft fĂŒr das Kino seiner Jugend, die sich besonders in dem liebevoll inszenierten 15 Minuten langen "MAnt"-Film Ă€ußert. Dante orientierte sich hier an Klassikern wie "Die Fliege", wobei die das Monster umgebende Handlung vor PlattitĂŒden und Klischees nur so strotzt. Tribut wird in "Matinee" hauptsĂ€chlich dem B-Horrorfilmproduzenten William Castle gezollt, der in den 50ern und 60ern recht schwache Horrostreifen produzierte, diese aber mit einigen Effekten und Werbetricks teilweise erfolgreich vermarkten konnte. So wurden Zuschauern bei Bedarf Anaglyphenbrillen ausgehĂ€ndigt, die angeblich besonders furchterregende Gestalten ausblenden konnten. Joe Dante beschĂ€ftigt sich in "Matinee" nicht nur mit dem Medium Film selbst, sondern auch mit seiner Wirkung auf die Zuschauer und als soziales Ereignis sowie die Rolle des Filmproduzenten und seine Funktion in der Gesellschaft. Woolsey erklĂ€rt mehrmals, dass seine Filme nicht vorzugsweise dazu dienen, Leute zu erschrecken, sondern ihnen stets das GefĂŒhl von StĂ€rke zu vermitteln, wenn sie den Film unbeschadet ĂŒberstanden haben. Dabei trifft zusĂ€tzlich die fiktive Bedrohung des Filmmonsters auf das reale Angst schĂŒrende Eregnis des in greifbarer NĂ€he stehenden Atomkriegs. Auch in den zwischenmenschlichen VerhĂ€ltnissen treffen verschiedene Sicht- und Denkweisen aufeinander. So stehen Sandra als aufgeklĂ€rte Tochter höchst toleranter Eltern und Gene einer Schar Gleichaltriger gegenĂŒber, die nur an's "Rummachen" und "Flachlegen" denken oder spielt Woolsey die entrĂŒsteten BĂŒrger gegeneinander aus.

Wie so oft bei Joe Dante lebt der Film von einer ĂŒberzogenen und leicht ins Groteske reichende Inszenierung, die auch nicht an einer gesunden Portion schwarzen Humors und bitterer Ironie spart. Die liebevolle Nachempfindung der frĂŒhen 60er Jahre trĂ€gt außerdem zu einem stimmungsvollen Filmerlebnis bei und sĂ€mtliche Schauspieler fĂŒllen die teils skurrilen Figuren sehr engagiert mit Leben. Star des Films ist natĂŒrlich John Goodman als ĂŒbergewichtiger Lawrence Woolsey, dem eine stets mĂŒrrische Cathy Moriaty als LebensgefĂ€hrtin beisteht. Jungdarsteller Simon Fenton spielt manchmal etwas zu verhalten, andererseits deckt es sich mit Genes Charakter wĂ€hrend Lisa Jakub als aufgeweckte Sandra glĂ€nzt. Robert Picardo gibt einen herrlich paranoiden Theaterleiter und Dick Miller hat seinen gewohnten Gastauftritt als einer der beiden "BĂŒrgerinitiativler". James Villemaire Harvey Starkweather gehört ebenfalls zu den besonders sehenswerten Charakteren des Films und die damals völlig unbekannte Naomi Watts hat einen kleinen Gastauftritt in einer albernen Familienkomödie.

"Matinee" bildet die bereits achte Zusammenarbeit zwischen Joe Dante und Jerry Goldsmith, den die Filme des Regiesseurs auch in seiner kreativen Durststrecke in den spĂ€ten 80er Jahren zu mehr als soliden Leistungen inspirierten. Anfang der 90er Jahre fing sich Goldsmith wieder auf, verließ sich allerdings bis zu seinem letzten Film hauptsĂ€chlich auf gehobene Routine. Auch "Matinee" ist von dem spĂ€ten Stil des Altmeisters deutlich geprĂ€gt, die zwar glatte aber dennoch unterhaltsame Komödienmusik hĂ€lt - wie die meisten spĂ€ten Arbeiten - dennoch einige schmucke Überraschungen bereit. Auch vom Klangbild entspricht die Musik Goldsmiths SpĂ€twerk. HauptsĂ€chlich orchestral und mit einigen elektronischen Einsprengseln versehen, ist der Umgang mit dem durchschnittlich besetzten Orchester von einem durchsichtigen Satz geprĂ€gt. FĂŒr die sonnige Stadt Key West und das bunte Treiben darin schrieb der Komponist ein gewohnt schlichtes und heiteres Hauptthema, das oft als Melodie in den Streichern erklingt oder von einem flötenĂ€hnlichen Synthesizer gespielt wird. Auch Lawrence Woolsey erhielt sein eigenes Thema in Form einer fast ragtime-mĂ€ĂŸigen Melodie der HolzblĂ€ser, die ĂŒber einen behĂ€bigen 6/8-Rhythmus der Fagotte erklingt und den gutmĂŒtigen Charakter sowie die massige Erscheinung des Filmproduzenten treffend in Töne fasst. Ein weiterer lyrischer Gedanke fungiert als Liebesthema und die Handlung rund um den psychisch labilen Harvey begleitet ein schleichender Swing-Rhythmus des Drumsets, gezupfter Kontrabass und einige jazzige Melodielinien der BlechblĂ€ser sowie kurze Klaviertupfer. In Bezug auf die Erscheinung Harveys, der fast aus der Grease-Verfilmung hĂ€tte entflohen sein können, ist die jazzige Vertonung zwar anachronistisch, spiegelt jedoch treffend die schleichende Bedrohung wider. Jenseits der thematisch geprĂ€gten Passagen schrieb Goldsmith zusĂ€tzlich einige interessante allein stehende StĂŒcke wie den krĂ€ftigen Orchestermarsch fĂŒr die Bereitmachung der Soldaten, dessen fanfarenartige Blechfiguren an Ă€hnliche Motive aus "Twilight's Last Gleaming" erinnern oder die herrlich ĂŒberdrehte Musik fĂŒr den albernen Familienfilm ĂŒber einen Mann, der zum Einkaufswagen wurde. Auch die noble Hornmelodie fĂŒr Woolseys Anpsrache vor dem Kinopersonal gehört zu den GlanzstĂŒcken der Musik. VergnĂŒgte HolzblĂ€serfiguren und Streicherglissandi mĂŒnden nach einigen klassischen Mickey-Mousing-Sequenzen in einen ausladenden Orchesterwalzer. FĂŒr den ersten Auftritt von Sherry setzten doie Produzenten passenderweise das Hauptthema aus Max Steiners Musik zu "A Summer Place" ein. Zum Schluss hin dreht die Musik angenehm auf und wĂ€hrend der Panik im Kinosaal jagen sich hektische Streichermelodien ĂŒber zirkusartig treibende Rhythmen des Schlagzeugs und der BlechblĂ€ser, gewĂŒrzt von einigen Tutti-SchlĂ€ggen des Orchesters.

Der "MAnt"-Film selbst wurde von verschiedenen AuszĂŒgen aus Originalhorrorfilmmusiken der 50er Jahre unterlegt, die sich auf dem Album "Themes from Horror Movies" finden und von Dick Jacobs eingespielt wurden. Die Musik von Jerry Goldsmith wurde von VarĂšse-Sarabande veröffentlicht, wobei das Album mit 37 Minuten Laufzeit ĂŒberdurchschnittlich lang ist. Allerdings ist die Auswahl der StĂŒcke nicht durchweg gelungen, da der Schwerpunkt hauptsĂ€chlich auf dem von den Themen geprĂ€gten Material liegt und sich ein sehr einseitiges Hörerlebnis einstellt. Auf interessante Passagen wie den militaristischen Marsch oder die Komödienmusik wurde zugunsten variationsarmer Wiederholungen des Hauptthemas oder des Woolsey-Materials verzichtet. Es bleibt also zu hoffen, dass irgendwann einmal eine erweiterte Fassung von "Matinee" erscheint, denn auch wenn es sich hier um eine grĂ¶ĂŸtenteils routinierte Musik handelt kann die Vertonung hin und wieder mit einigen netten EinfĂ€llen punkten.

 

Geschrieben
vor 52 Minuten schrieb Trekfan:

Na, ein GlĂŒck, ein Goldsmith! War schon in Sorge, dass etwas nicht in Ordnung ist bei Intrada! :D

So Àhnlich habe ich auch gedacht...haha

Geschrieben
vor 4 Stunden schrieb Osthunter:

Jetzt fehlt noch 'Angie' in der Reihe vollkommen unbedeutender Expandierungen... 

MR BASEBALL bitte...?

Geschrieben

MATINEE ist ein ordentlicher Score von Jerry Goldsmith, der Spaß macht und viele spannende Momente bietet. Wenn die heutigen Scores bloß halb so spektakulĂ€r wĂ€ren wie dieser "unspektakulĂ€re" Dante-Goldsmith ... ;) 

  • Like 2
  • Thanks 1
Geschrieben
vor 1 Stunde schrieb Csongor:

Wenn die heutigen Scores bloß halb so spektakulĂ€r wĂ€ren wie dieser "unspektakulĂ€re" Dante-Goldsmith ... ;) 

Wahre Worte...

Geschrieben
Zitat

matinee-expanded.jpg

Expanded release of Jerry Goldsmith soundtrack for flavorful Joe Dante movie! Set during the tense 1962 Cuban missile crisis when the United States and the Soviet Union became poised for nuclear war, the Universal Picture put young stars Simon Fenton, Omri Katz, Lisa Jakub alongside grownups John Goodman, Cathy Moriarty and the premiere of new horror movie from sensational producer Laurence Woolsey (Goodman). Key West, Florida is setting for combination comedy, schlock horror... and frighteningly real period picture unfolding during crucial turning point in sixties Cold War history. Director Dante melds terrific brew of entertainment both fun and serious, with Woolsey movie-within-a-movie premiere sharing time with gentle youth love story. Both play out while world - especially those inhabitants of Key West - cope with possible annilhilation and nuclear fallout. Dante turns to his favorite composer, Jerry Goldsmith, to find delicate balance between comic producer and his premiere, tender moments of young teens discovering love and WWIII. Not a simple feat but Goldsmith delivers with perfection. Album of highlights originally saw release in 1993. Intrada CD now features entire Goldsmith score from pristine stereo mixes made by veteran engineer Bruce Botnick, vaulted at Universal. Several previously unreleased cues now appear but spotlight goes to "Mobilization". Here, composer takes a moment for his signature musical military muscle, with crisp trombone fanfare-figures answered by equally crisp French horn, trumpet responses, steady percussion underneath. Also included are handful of alternate cues. Film itself places unrelated song between last score cue ("Previews") and End Credits, composed as two separate pieces. Original album beautifully joins both cues into one 8-minute suite. Intrada release features both separate and combined presentations. Colorful package design by Kay Marshall, informative notes by John Takis complete nice presentation. Alexander Courage orchestrates, Jerry Goldsmith composes, conducts. Intrada Special Collection CD available while quantities and interest remain!

01. Matinee – Main Title (0:26)

02. Coming Attractions (Main Title Pt. 2) (2:10)

03. Brother To Brother (2:31)

04. Practice (0:41)

05. Mobilization (1:22)

06. Shopping Cart (1:22)

07. Hold On (3:19)

08. Harvey And Real People (2:34)

09. The Scam (4:11)

10. Halfway Home (3:48)

11. Get A Job (1:14)

12. The Timetable (1:24)

13. The Nightmare (1:07)

14. Showtime (4:35)

15. Locked In (1:39)

16. The Wrong Business (3:41)

17. What Are You Doing? (0:27

18. The Big Knife (1:02)

19. Help (0:57)

20. This Is It (3:52)

21. Previews (3:49)

22. Next Attraction (End Credits) (4:13)

Total Score Time: 51:00

 

THE EXTRAS

23. Rhumba Playoff (0:12)

24. Theme From A Summer Place (1:28)

25. Source (Reel 4) (1:24)

26. Twist (0:29)

27. The Nightmare (Alternate) (0:54)

28. Locked In (Alternate) (1:21)

29. Help (Alternate) (0:57)

30. Next Attraction (End Credits – Album Assembly) (7:58)

 

Total Extras Time: 14:51

Total CD Time: 65:59

 

Geschrieben

Noch vor zehn Jahren hĂ€tte ich zugegriffen, ohne die Clips zu hören oder so. Aber Goldsmith-Expandierungen reizen mich nur noch selektiv. Muss jetzt nach dem Durchhören der Clips sagen, alles ganz hĂŒbsch, aber an dieser Art Scoring habe ich mich sattgehört. Habe neulich mal wieder The Burbs gesichtet und den Score gehört, den empfinde ich nach wie vor als wesentlich unterhaltsamer und spritziger - wenn man mal von dem elektronischen Hund absieht. ;)

 

  • 3 Monate spĂ€ter...

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