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(Film)Musik im Wandel der Zeit


Mistermaffay
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Am 23.5.2025 um 14:15 schrieb TheRealNeo:

Steile These, aber hab glaub auch in den letzten acht Jahren noch genug entdeckt, was mir gefiel.

Ist eben alles Geschmackssache.

Soo, nun komme ich zeitlich auch mal dazu etwas zur „steilen These“ zu sagen. 
Vielleicht muss ich dafür etwas weiter ausholen.

Ich bin damals als Kind mit einer ganz anderen Musikrichtung groß geworden (hauptsächlich Hip-Hop/Rap) und kam erst mit beginnendem Erwachsenensein auf die Idee mich anderweitig zu orientieren. Es folgten Ausflüge in die New Age Musik (z.B. David Arkenstone), Minimal Modern Classic Music (z.B. Ludovico Einaudi) und in die Filmmusik (z.B. Hans Zimmer, Steve Jablonsky, etc.). 
Mir war es ziemlich egal welchem Spektrum die Musik zuzuordnen war - Hauptsache es klingt schön und gefällt mir. Jedoch war mit dem Ausprobieren der genannten musikalischen Richtungen der erste Grundstein gesetzt vom gesungenen (oder in meinem Fall gerappten) Wort immer mehr Abstand zu nehmen und stattdessen die Schönheit einer „instrumentalen“ Musik auf mich wirken zu lassen. Dieser Prozess lief weitestgehend unwillentlich ab und erstreckte sich über einen mir nicht mehr ganz ermittelbaren Zeitraum. 

Nun gut, vor einigen Jahren wurde jedenfalls der Grundstein für meine Liebe zur Filmmusik unbewusst gesetzt - hauptsächlich wie gesagt durch Hans Zimmer (Lion King, Gladiator, King Arthur, The Rock, etc.) und ähnlich komponierende Komponisten (Transformers von Steve Jablonsky stand hoch im Kurs). 
 

Mein Weg führte mich dann jedoch noch deutlich weiter. Von Hans Zimmer zu John Williams (Schindlers Liste und Jurassic Park), dann weiter zu Thomas Newman (Shawshank Redemption, American Beauty) und natürlich zu James Horner (Titanic und New World). 
An komplexe und kantige Kompositionsstile war für mich nicht zu denken - dies war in meinen Ohren „Krach“. 

Nachdem der erste Grundstein jedoch gelegt war, entwickelte ich ein immer größer werdendes Interesse an den Werken der genannten Komponisten (es kamen irgendwann auch Namen wie Jerry Goldsmith, Alan Silvestri, Danny Elfman, James Newton Howard, etc. etc. hinzu). 
Ein Schlüsselerlebnis war für mich das Auseinandersetzen mit Goldsmith‘s ALIEN. Ich habe zwar überhaupt nicht begreifen können was dort auf mich einprasselt, jedoch war mir irgendwo unterschwellig klar, dass es sich um ein Meisterwerk handelt und ich offenbar noch nicht bereit dafür bin. 
Davon angespornt ging ich immer weiter mit meiner „Recherchearbeit“.
Es folgten „Exkurse“ in immer weiter zurückliegende Jahrzehnte: Michael Kamen, Elliot Goldenthal, Jerry Goldsmith der 60er und 70er Jahre, Alex North, Bernard Herrmann, Franz Waxman, Alfred Newman und allen voran natürlich Miklós Rózsa.


Die Wurzeln meines filmmusikalischen Interesses gehen ganz klar auf Hans Zimmer zurück. Bis heute ist er auch immer noch mein Lieblingskomponist und mein Lieblingsscore (aller Zeiten) ist Lion King. 

Jedoch stellte ich fest, dass die Qualität der Musik immer weiter zunahm je weiter ich in der Historie zurückging (man spricht vermutlich nicht umsonst vom „Golden Age“). 

Und somit komme ich zu meiner ursprünglichen Aussage:

Die Filmmusik stumpft leider immer weiter ab und degeneriert gefühlt von Jahr zu Jahr weiter. 
Das ist nicht an einzelnen Scores oder einzelnen Komponisten festzumachen, sondern an der jahrzehnteübergreifenden Entwicklung der Musik generell (ein negativer Abwärtstrend ist auch seit Jahrzehnten in der Popmusik feststellbar - man vergleiche Justin Bieber und Taylor Swift mit Michael Jackson und Elton John). 

Man könnte zwar sagen, dass heutzutage einfach andere musikalischen Wünsche der Regisseure bedient werden müssen und dass der Komponist auch nur das macht was man ihm sagt. Aber so einfach will und werde ich es Lorne Balfe und Co. nicht machen. 
Auch ein Hans Zimmer ist seit längerer Zeit nicht mehr so gut wie früher und war noch nie auch nur ansatzweise so gut wie beispielsweise ein John Williams. 
Ich könnte ewig so weitermachen … 

 

Selbst tolle Kompositionen wie beispielsweise Lion King von Hans Zimmer (meiner Meinung nach sein bestes Werk) kommen nicht ansatzweise an das Magnum Opus von Golden Age Komponisten ran (Spartacus, Ben-Hur, Vertigo,…)  

Also „Meilensteine“ der 40er, 50er und 60er übertrumpfen alle Meilensteine der 90er, 00er, 2010er Jahre und so weiter.

Und wenn wir nochmal auf die neuste Mission Impossible Musik zurückkommen, kann einem nur übel werden… 


Vermutlich liegt es am allgemeinen Verfall der Gesellschaft, sodass solcher musikalischer „Müll“ heutzutage erduldet oder sogar gewünscht wird. 
Anders kann ich es mir nicht erklären. 

 

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Ich denke es liegt daran, daß das WISSEN allgemein von Generation zu Generation schwächer übermittelt wird, oder in manchen Fällen gar verloren geht.

Vermutlich wird ein Hans Zimmer, Lorne Balfe, oder Brian Tyler, das Wissen der raffinierten Filmmusik-Techniken nicht so lehren (können) wie ein Ennio Morricone, Dimitri Tiomkin oder Franz Waxman.

Es gehen meiner Meinung nach viele kompositorische Techniken verloren.

Zusätzlich kommt hinzu, dass ein heutiger Teenager hellauf begeistert ist von z.B. den Soundtracks der Fast ant the Furious Reihe, oder den Marvel Musiken. Jetzt geht dieser Teenager in der Zukunft her und komponiert selbst, besucht womöglich eine Musikschule, hat aber so großen Erfolg mit seiner Musik, daß er sich damit schnell selbstständig machen und davon leben kann.

Freilich klingt seine Musik dann so wie die der Fast and the Furious und Marvel Filme. Sie gefällt den Machern (die die selbe Generation sind) und gut ist.

Mich würde es in einer Parallelwelt echt interessieren, dass wenn ein Brian Tyler den fertigen Score mit Bild zu "Rambo: Last Blood" einem Jerry Goldsmith vorspielt, was Goldsmith dann sagen würde. Kommen dann solche Meinungen wie: "Junge, das kannst du so nicht bringen. Wo ist dieses und jenes Spannungselement? Wo ist die Substanz der musikalischen Techniken?" oder gar "Ist das dein ernst?".

Fände ich echt interessant zu wissen.

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Die Filmmusik hat sich in den letzten Jahrzehnten immer schon auch den gerade modernen Strömungen der Popmusik angepasst. In den 20er/30er/40er-Jahren waren das Jazz, Swing und Blues, in den 50ern und 60ern kam dann Rock 'n' Roll dazu, die 70er hatten Disco, die 80er Elektro-Pop, die 90er Techno und so weiter. Dazu führte bereits der Einsatz von Synthesizern ab den 60er Jahren zu einer Veränderung der Klangsprache. Und natürlich eröffneten Synthesizer auch ganz neue Möglichkeiten für Komponisten. Man brauchte kein Orchester mehr für eine Filmmusik, man konnte sie nun auch komplett elektronisch erzeugen. Dieser Trend hat sich bis heute fortgesetzt. Heute kannst du praktisch alles in deinem Zimmer an deinem Rechner an Klängen bauen und erzeugen, wofür du früher ein Orchester oder teures Studioequipment gebraucht hast.

Dazu kommt noch, dass sich spätestens seit den 80er Jahren die Vermarktung von Filmen geändert hat. Beginnend mit JAWS und STAR WARS gab es plötzlich sogenannte Blockbuster. Infolge dessen suchten die Produzenten natürlich nach Möglichkeiten, immer noch mehr Gewinn mit einem Film zu machen, zumal die Filme ja auch immer teurer wurden. Also wurde auch die jeweils aktuelle Popmusik als Filmmusik wichtiger. Denn wenn die Musik im Film möglichst dem entspricht, was die Teenager gerade so hören, dann gehen auch mehr ins Kino. Und sie kaufen die Platte dazu. Unter diesem Gesichtspunkt entstanden viele Filmmusiken der 80er. Damals standen Score und Popsongs aber im besten Fall noch Seite an Seite und ergänzten sich gut, siehe GHOSTBUSTERS oder BACK TO THE FUTURE. Manche Filme lebten sogar fast ausschliesslich von ihren Popsongs, siehe FLASHDANCE oder TOP GUN.

Ridley Scotts LEGEND wurde doch ein „Opfer" dieses Trends, da der damalige Universal-Chef Sid Sheinberg der Meinung war, dass man mehr Teenager ins Kino locken kann, wenn man den Goldsmith-Score durch einen Pop-Synthie-Score von Tangerine Dream ersetzt. Aus dem gleichen Grund durfte dann auch Giorgio Moroder einen Teil des Doldinger-Scores in der US-Version von DIE UNENDLICHE GESCHICHTE ersetzen und schrieb mit „The Neverending Story", gesungen von Limahl, gleich noch einen Welthit dazu.

Seit damals spiegelt die Filmmusik auch immer, so stark wie nie zuvor, die aktuelle Popmusik. Dazu kommen die hier bereits angesprochenen Punkte. Komponisten, die nachwachsen, wachsen in der jeweils aktuellen Strömung der Film- und Popmusik auf. Ebenso wie andere Filmschaffende, Regisseure, Produzenten. Daher wenden sie diese Strömungen natürlich auch an. Ein Score a la Goldsmith und Williams gilt heute als altmodisch und unmodern. Auch wegen der Themen. Das ist ein weiterer Punkt. Scheinbar empfinden besonders jüngere Leute heutzutage eine erkennbare, längere Melodie in einer Filmmusik als kitschig. Zumindest las ich das mal in einem Artikel, in dem es allerdings eher um die Entwicklung der Popmusik ging. Denn auch da lässt sich feststellen, dass längere Melodiebögen, wenn es kein gecoverter Song von früher oder Hommage an etwas von früher ist, so gut wie nicht mehr auftauchen. Ausnahmen sind noch Singer-Songwriter-Sachen, aber die meisten angesagten Popsongs haben doch heute ausser einem mehr oder weniger prägnanten Hook kaum noch längere Harmoniefolgen.

Das ist eine Entwicklung, die tatsächlich eher gesellschaftlich zu verorten ist. Durch die Technik und das Internet ist unsere Welt so schnelllebig geworden, dass die Aufmerksamkeitsspanne der Menschen immer kleiner wird. Wie viele Menschen unter 25 schauen sich denn noch in Ruhe einen zweistündigen Film an, ohne auf's Smartphone zu schauen? Oder hören sich ein Musikalbum von vorne bis hinten an? Dazu gibt es TikTok, wo es darauf ankommt, seinen Content in wenigen Sekunden rüber zu bringen, damit die Betrachter nicht weiterscrollen. Und gefühlt werden Popsongs heute gezielt darauf geschrieben, dass man den Hook problemlos in einem Zehn-Sekunden-TikTok-Video verwerten kann. Man sieht sich keinen kompletten Film mehr an, sondern klickt sich durch Einzel-Clips auf YouTube. Oder sieht sich den Film in doppelter Geschwindigkeit an.

Und das spiegelt sich eben auch in der aktuellen Filmmusik wieder. Die Komponisten von heute hatten andere Lehrer und andere musikalische Zeiten, in denen sie aufgewachsen sind, als eben noch ein Williams oder Goldsmith. Dazu kommt es bei sündhaft teuren Blockbustern nicht mehr auf die Qualität der Musik an, sondern dass da jemand ist, der das Gewummer von vorne bis hinten in der gegebenen Zeit fertig bekommt. Goldsmith änderte doch bereits Anfang der 90er seine Herangehensweise dahingehend, dass er seine Scores wesentlich ökonomischer orchestrierte, weil man vieles davon unter den lauten Soundeffekten eh nicht mehr hörte.

Einige Musiker aus dem Rockbereich sagen doch schon seit Jahren, dass die Arbeit mit den großen Labeln keinen Spaß mehr macht. Weil da keine Musikkenner mehr sitzen, sondern nur noch Geschäftsleute. Manager und Produzenten wollten natürlich schon immer auch Geld verdienen, aber in früheren Zeiten saßen da eben auch oft Leute, die gleichzeitig noch was vom Handwerk der Musik und von Musikgeschichte verstanden. Und vor allem deshalb auch öfter mal ihrem Bauchgefühl vertrauten. Heute geht es nur noch um die nackten Zahlen. Und das ist im Filmgeschäft nicht anders.

Natürlich gibt es hier und da noch orchestrale Scores in teuren Studioproduktionen. Aber auch hier hat der Trend der Klangtapete schon lange Einzug gehalten. Beispiele wurden ja schon genannt. Bei PICARD setzt man auf einen orchestralen Sound, weil es eben Star Trek ist. Und es klingt dann ja auch wie Star Trek, aber es fehlt eben das gewisse Etwas, was ein Goldsmith oder Horner noch mitgebracht hat. Deshalb wirken ihre Themen, wenn sie dann mal auftauchen, fast schon wie Fremdkörper in der sonst eher gesichtslosen Masse gleichförmigem Gedudels. Weil eben der Rest der Musik nicht mit der gleichen Finesse gearbeitet ist. Auch hier gibt es natürlich Ausnahmen, aber die bestätigen dann eher die Regel.

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vor 1 Stunde schrieb Alexander Grodzinski:

Die Filmmusik hat sich in den letzten Jahrzehnten immer schon auch den gerade modernen Strömungen der Popmusik angepasst. In den 20er/30er/40er-Jahren waren das Jazz, Swing und Blues, in den 50ern und 60ern kam dann Rock 'n' Roll dazu, die 70er hatten Disco, die 80er Elektro-Pop, die 90er Techno und so weiter. Dazu führte bereits der Einsatz von Synthesizern ab den 60er Jahren zu einer Veränderung der Klangsprache. Und natürlich eröffneten Synthesizer auch ganz neue Möglichkeiten für Komponisten. Man brauchte kein Orchester mehr für eine Filmmusik, man konnte sie nun auch komplett elektronisch erzeugen. Dieser Trend hat sich bis heute fortgesetzt. Heute kannst du praktisch alles in deinem Zimmer an deinem Rechner an Klängen bauen und erzeugen, wofür du früher ein Orchester oder teures Studioequipment gebraucht hast.

Dazu kommt noch, dass sich spätestens seit den 80er Jahren die Vermarktung von Filmen geändert hat. Beginnend mit JAWS und STAR WARS gab es plötzlich sogenannte Blockbuster. Infolge dessen suchten die Produzenten natürlich nach Möglichkeiten, immer noch mehr Gewinn mit einem Film zu machen, zumal die Filme ja auch immer teurer wurden. Also wurde auch die jeweils aktuelle Popmusik als Filmmusik wichtiger. Denn wenn die Musik im Film möglichst dem entspricht, was die Teenager gerade so hören, dann gehen auch mehr ins Kino. Und sie kaufen die Platte dazu. Unter diesem Gesichtspunkt entstanden viele Filmmusiken der 80er. Damals standen Score und Popsongs aber im besten Fall noch Seite an Seite und ergänzten sich gut, siehe GHOSTBUSTERS oder BACK TO THE FUTURE. Manche Filme lebten sogar fast ausschliesslich von ihren Popsongs, siehe FLASHDANCE oder TOP GUN.

Ridley Scotts LEGEND wurde doch ein „Opfer" dieses Trends, da der damalige Universal-Chef Sid Sheinberg der Meinung war, dass man mehr Teenager ins Kino locken kann, wenn man den Goldsmith-Score durch einen Pop-Synthie-Score von Tangerine Dream ersetzt. Aus dem gleichen Grund durfte dann auch Giorgio Moroder einen Teil des Doldinger-Scores in der US-Version von DIE UNENDLICHE GESCHICHTE ersetzen und schrieb mit „The Neverending Story", gesungen von Limahl, gleich noch einen Welthit dazu.

Seit damals spiegelt die Filmmusik auch immer, so stark wie nie zuvor, die aktuelle Popmusik. Dazu kommen die hier bereits angesprochenen Punkte. Komponisten, die nachwachsen, wachsen in der jeweils aktuellen Strömung der Film- und Popmusik auf. Ebenso wie andere Filmschaffende, Regisseure, Produzenten. Daher wenden sie diese Strömungen natürlich auch an. Ein Score a la Goldsmith und Williams gilt heute als altmodisch und unmodern. Auch wegen der Themen. Das ist ein weiterer Punkt. Scheinbar empfinden besonders jüngere Leute heutzutage eine erkennbare, längere Melodie in einer Filmmusik als kitschig. Zumindest las ich das mal in einem Artikel, in dem es allerdings eher um die Entwicklung der Popmusik ging. Denn auch da lässt sich feststellen, dass längere Melodiebögen, wenn es kein gecoverter Song von früher oder Hommage an etwas von früher ist, so gut wie nicht mehr auftauchen. Ausnahmen sind noch Singer-Songwriter-Sachen, aber die meisten angesagten Popsongs haben doch heute ausser einem mehr oder weniger prägnanten Hook kaum noch längere Harmoniefolgen.

Das ist eine Entwicklung, die tatsächlich eher gesellschaftlich zu verorten ist. Durch die Technik und das Internet ist unsere Welt so schnelllebig geworden, dass die Aufmerksamkeitsspanne der Menschen immer kleiner wird. Wie viele Menschen unter 25 schauen sich denn noch in Ruhe einen zweistündigen Film an, ohne auf's Smartphone zu schauen? Oder hören sich ein Musikalbum von vorne bis hinten an? Dazu gibt es TikTok, wo es darauf ankommt, seinen Content in wenigen Sekunden rüber zu bringen, damit die Betrachter nicht weiterscrollen. Und gefühlt werden Popsongs heute gezielt darauf geschrieben, dass man den Hook problemlos in einem Zehn-Sekunden-TikTok-Video verwerten kann. Man sieht sich keinen kompletten Film mehr an, sondern klickt sich durch Einzel-Clips auf YouTube. Oder sieht sich den Film in doppelter Geschwindigkeit an.

Und das spiegelt sich eben auch in der aktuellen Filmmusik wieder. Die Komponisten von heute hatten andere Lehrer und andere musikalische Zeiten, in denen sie aufgewachsen sind, als eben noch ein Williams oder Goldsmith. Dazu kommt es bei sündhaft teuren Blockbustern nicht mehr auf die Qualität der Musik an, sondern dass da jemand ist, der das Gewummer von vorne bis hinten in der gegebenen Zeit fertig bekommt. Goldsmith änderte doch bereits Anfang der 90er seine Herangehensweise dahingehend, dass er seine Scores wesentlich ökonomischer orchestrierte, weil man vieles davon unter den lauten Soundeffekten eh nicht mehr hörte.

Einige Musiker aus dem Rockbereich sagen doch schon seit Jahren, dass die Arbeit mit den großen Labeln keinen Spaß mehr macht. Weil da keine Musikkenner mehr sitzen, sondern nur noch Geschäftsleute. Manager und Produzenten wollten natürlich schon immer auch Geld verdienen, aber in früheren Zeiten saßen da eben auch oft Leute, die gleichzeitig noch was vom Handwerk der Musik und von Musikgeschichte verstanden. Und vor allem deshalb auch öfter mal ihrem Bauchgefühl vertrauten. Heute geht es nur noch um die nackten Zahlen. Und das ist im Filmgeschäft nicht anders.

Natürlich gibt es hier und da noch orchestrale Scores in teuren Studioproduktionen. Aber auch hier hat der Trend der Klangtapete schon lange Einzug gehalten. Beispiele wurden ja schon genannt. Bei PICARD setzt man auf einen orchestralen Sound, weil es eben Star Trek ist. Und es klingt dann ja auch wie Star Trek, aber es fehlt eben das gewisse Etwas, was ein Goldsmith oder Horner noch mitgebracht hat. Deshalb wirken ihre Themen, wenn sie dann mal auftauchen, fast schon wie Fremdkörper in der sonst eher gesichtslosen Masse gleichförmigem Gedudels. Weil eben der Rest der Musik nicht mit der gleichen Finesse gearbeitet ist. Auch hier gibt es natürlich Ausnahmen, aber die bestätigen dann eher die Regel.

Dies habe ich auch vor ein paar Monaten im RTL-Videotext gelesen, daß Wissenschaftler festgestellt haben, daß die Musik im Popbereich von den Harmoniefolgen her in den letzten 15 bis 20 Jahren wesentlich einfacher geworden ist (und demzufolge auch langweiliger). Aber das wundert mich nicht. Wenn man sich aktuelle Hits anhört, erkennt man, daß dies alles schon einmal da war, jedoch wesentlich besser. Solche Bands mit der Qualität von "Queen", "Genesis", "Dire Straits", "Led Zeppelin" u.v.a. gibt es ja kaum noch und deren Alben konnte man problemlos von vorn bis hinten anhören.

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vor 5 Stunden schrieb Stese:

Ich denke es liegt daran, daß das WISSEN allgemein von Generation zu Generation schwächer übermittelt wird, oder in manchen Fällen gar verloren geht.

Vermutlich wird ein Hans Zimmer, Lorne Balfe, oder Brian Tyler, das Wissen der raffinierten Filmmusik-Techniken nicht so lehren (können) wie ein Ennio Morricone, Dimitri Tiomkin oder Franz Waxman.

Es gehen meiner Meinung nach viele kompositorische Techniken verloren.

Zusätzlich kommt hinzu, dass ein heutiger Teenager hellauf begeistert ist von z.B. den Soundtracks der Fast ant the Furious Reihe, oder den Marvel Musiken. Jetzt geht dieser Teenager in der Zukunft her und komponiert selbst, besucht womöglich eine Musikschule, hat aber so großen Erfolg mit seiner Musik, daß er sich damit schnell selbstständig machen und davon leben kann.

Freilich klingt seine Musik dann so wie die der Fast and the Furious und Marvel Filme. Sie gefällt den Machern (die die selbe Generation sind) und gut ist.

Mich würde es in einer Parallelwelt echt interessieren, dass wenn ein Brian Tyler den fertigen Score mit Bild zu "Rambo: Last Blood" einem Jerry Goldsmith vorspielt, was Goldsmith dann sagen würde. Kommen dann solche Meinungen wie: "Junge, das kannst du so nicht bringen. Wo ist dieses und jenes Spannungselement? Wo ist die Substanz der musikalischen Techniken?" oder gar "Ist das dein ernst?".

Fände ich echt interessant zu wissen.

Ja das kann gut sein. Es geht immer mehr Wissen verloren - von Jahrzehnt zu Jahrzehnt. 
Das ist im Grunde genommen genau das was ich meinte mit meiner Aussage, dass die Menschheit immer degeneriertet wird. 
Ist etwas hart ausgedrückt, gebe ich ja zu. 
Drücken wir es lieber so aus wie Stese 😊 passt für mich. 
 

Und das Paralleluniversum-Beispiel mit Jerry Goldsmith der Brian Tyler bei seiner Arbeit zu Rambo 5 zusammenfaltet, ließ mich durchaus schmunzeln 😄😉 

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vor 2 Stunden schrieb Alexander Grodzinski:

Die Filmmusik hat sich in den letzten Jahrzehnten immer schon auch den gerade modernen Strömungen der Popmusik angepasst. In den 20er/30er/40er-Jahren waren das Jazz, Swing und Blues, in den 50ern und 60ern kam dann Rock 'n' Roll dazu, die 70er hatten Disco, die 80er Elektro-Pop, die 90er Techno und so weiter. Dazu führte bereits der Einsatz von Synthesizern ab den 60er Jahren zu einer Veränderung der Klangsprache. Und natürlich eröffneten Synthesizer auch ganz neue Möglichkeiten für Komponisten. Man brauchte kein Orchester mehr für eine Filmmusik, man konnte sie nun auch komplett elektronisch erzeugen. Dieser Trend hat sich bis heute fortgesetzt. Heute kannst du praktisch alles in deinem Zimmer an deinem Rechner an Klängen bauen und erzeugen, wofür du früher ein Orchester oder teures Studioequipment gebraucht hast.

Dazu kommt noch, dass sich spätestens seit den 80er Jahren die Vermarktung von Filmen geändert hat. Beginnend mit JAWS und STAR WARS gab es plötzlich sogenannte Blockbuster. Infolge dessen suchten die Produzenten natürlich nach Möglichkeiten, immer noch mehr Gewinn mit einem Film zu machen, zumal die Filme ja auch immer teurer wurden. Also wurde auch die jeweils aktuelle Popmusik als Filmmusik wichtiger. Denn wenn die Musik im Film möglichst dem entspricht, was die Teenager gerade so hören, dann gehen auch mehr ins Kino. Und sie kaufen die Platte dazu. Unter diesem Gesichtspunkt entstanden viele Filmmusiken der 80er. Damals standen Score und Popsongs aber im besten Fall noch Seite an Seite und ergänzten sich gut, siehe GHOSTBUSTERS oder BACK TO THE FUTURE. Manche Filme lebten sogar fast ausschliesslich von ihren Popsongs, siehe FLASHDANCE oder TOP GUN.

Ridley Scotts LEGEND wurde doch ein „Opfer" dieses Trends, da der damalige Universal-Chef Sid Sheinberg der Meinung war, dass man mehr Teenager ins Kino locken kann, wenn man den Goldsmith-Score durch einen Pop-Synthie-Score von Tangerine Dream ersetzt. Aus dem gleichen Grund durfte dann auch Giorgio Moroder einen Teil des Doldinger-Scores in der US-Version von DIE UNENDLICHE GESCHICHTE ersetzen und schrieb mit „The Neverending Story", gesungen von Limahl, gleich noch einen Welthit dazu.

Seit damals spiegelt die Filmmusik auch immer, so stark wie nie zuvor, die aktuelle Popmusik. Dazu kommen die hier bereits angesprochenen Punkte. Komponisten, die nachwachsen, wachsen in der jeweils aktuellen Strömung der Film- und Popmusik auf. Ebenso wie andere Filmschaffende, Regisseure, Produzenten. Daher wenden sie diese Strömungen natürlich auch an. Ein Score a la Goldsmith und Williams gilt heute als altmodisch und unmodern. Auch wegen der Themen. Das ist ein weiterer Punkt. Scheinbar empfinden besonders jüngere Leute heutzutage eine erkennbare, längere Melodie in einer Filmmusik als kitschig. Zumindest las ich das mal in einem Artikel, in dem es allerdings eher um die Entwicklung der Popmusik ging. Denn auch da lässt sich feststellen, dass längere Melodiebögen, wenn es kein gecoverter Song von früher oder Hommage an etwas von früher ist, so gut wie nicht mehr auftauchen. Ausnahmen sind noch Singer-Songwriter-Sachen, aber die meisten angesagten Popsongs haben doch heute ausser einem mehr oder weniger prägnanten Hook kaum noch längere Harmoniefolgen.

Das ist eine Entwicklung, die tatsächlich eher gesellschaftlich zu verorten ist. Durch die Technik und das Internet ist unsere Welt so schnelllebig geworden, dass die Aufmerksamkeitsspanne der Menschen immer kleiner wird. Wie viele Menschen unter 25 schauen sich denn noch in Ruhe einen zweistündigen Film an, ohne auf's Smartphone zu schauen? Oder hören sich ein Musikalbum von vorne bis hinten an? Dazu gibt es TikTok, wo es darauf ankommt, seinen Content in wenigen Sekunden rüber zu bringen, damit die Betrachter nicht weiterscrollen. Und gefühlt werden Popsongs heute gezielt darauf geschrieben, dass man den Hook problemlos in einem Zehn-Sekunden-TikTok-Video verwerten kann. Man sieht sich keinen kompletten Film mehr an, sondern klickt sich durch Einzel-Clips auf YouTube. Oder sieht sich den Film in doppelter Geschwindigkeit an.

Und das spiegelt sich eben auch in der aktuellen Filmmusik wieder. Die Komponisten von heute hatten andere Lehrer und andere musikalische Zeiten, in denen sie aufgewachsen sind, als eben noch ein Williams oder Goldsmith. Dazu kommt es bei sündhaft teuren Blockbustern nicht mehr auf die Qualität der Musik an, sondern dass da jemand ist, der das Gewummer von vorne bis hinten in der gegebenen Zeit fertig bekommt. Goldsmith änderte doch bereits Anfang der 90er seine Herangehensweise dahingehend, dass er seine Scores wesentlich ökonomischer orchestrierte, weil man vieles davon unter den lauten Soundeffekten eh nicht mehr hörte.

Einige Musiker aus dem Rockbereich sagen doch schon seit Jahren, dass die Arbeit mit den großen Labeln keinen Spaß mehr macht. Weil da keine Musikkenner mehr sitzen, sondern nur noch Geschäftsleute. Manager und Produzenten wollten natürlich schon immer auch Geld verdienen, aber in früheren Zeiten saßen da eben auch oft Leute, die gleichzeitig noch was vom Handwerk der Musik und von Musikgeschichte verstanden. Und vor allem deshalb auch öfter mal ihrem Bauchgefühl vertrauten. Heute geht es nur noch um die nackten Zahlen. Und das ist im Filmgeschäft nicht anders.

Natürlich gibt es hier und da noch orchestrale Scores in teuren Studioproduktionen. Aber auch hier hat der Trend der Klangtapete schon lange Einzug gehalten. Beispiele wurden ja schon genannt. Bei PICARD setzt man auf einen orchestralen Sound, weil es eben Star Trek ist. Und es klingt dann ja auch wie Star Trek, aber es fehlt eben das gewisse Etwas, was ein Goldsmith oder Horner noch mitgebracht hat. Deshalb wirken ihre Themen, wenn sie dann mal auftauchen, fast schon wie Fremdkörper in der sonst eher gesichtslosen Masse gleichförmigem Gedudels. Weil eben der Rest der Musik nicht mit der gleichen Finesse gearbeitet ist. Auch hier gibt es natürlich Ausnahmen, aber die bestätigen dann eher die Regel.

Danke für deine Ausführungen. 😊 

Dem kann ich mich bedenkenlos anschließen. 
 

Im Endeffekt sagst du damit dasselbe wie ich - nur mit anderen Worten. 
 

Die Gesellschaft (und damit die Musik) wird immer degeneriertet und entwickelt sich zurück bzw ins Negative. 
Dein TikTok Beispiel untermalt es sehr schön. 
Die Aufmerksamkeitsspanne ist ein großes Problem und wirkt sich dann auf das Medium Film(musik) aus. Ist logisch. 
Ich habe letztens auch gelesen, dass viele Filmemacher heutzutage ein ganz bestimmtes Zielpublikum mit den Filmen bespaßen wollen —> der Plot soll möglichst durch Dialoge vermittelt werden (also das Gegenteil vom guten alten „Show, don‘t tell!“). Denn die Leute nehmen sich heutzutage wohl meist keine Zeit mehr und schauen Filme nur nebenbei. Es laufen dann Instagram, TikTok oder die alltäglichen Haushaltsarbeiten nebenbei. 
Das ist m.E. extrem beängstigend und verstörend (und zeichnet ein eindeutiges Bild von einer degenerierten Gesellschaft). 
Und jetzt kommt’s: Wie soll da bitte eine vernünftige Filmmusik entstehen? Ist ja überhaupt nicht nötig und wäre nur „Perlen vor die Säue“. 
 

Selbstverständlich spreche ich hier von einem Großteil der Filme - es gibt (wie immer im Leben) Ausnahmen, die diese Regel bestätigen. 
 

Aber von der Meinung, dass Themen in der Filmmusik „altbacken“ sind, habe ich zuvor noch nichts gehört. 
Wie kommt man bitte auf sowas?

Zumal es doch gerade die Themen sind, die die Leute am ehesten mit der Filmmusik betraut machen (allen voran DER Meister der Themen John Williams hat es ja oft genug bewiesen). 

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vor einer Stunde schrieb magnum-p.i.:

Dies habe ich auch vor ein paar Monaten im RTL-Videotext gelesen, daß Wissenschaftler festgestellt haben, daß die Musik im Popbereich von den Harmoniefolgen her in den letzten 15 bis 20 Jahren wesentlich einfacher geworden ist (und demzufolge auch langweiliger). Aber das wundert mich nicht. Wenn man sich aktuelle Hits anhört, erkennt man, daß dies alles schon einmal da war, jedoch wesentlich besser. Solche Bands mit der Qualität von "Queen", "Genesis", "Dire Straits", "Led Zeppelin" u.v.a. gibt es ja kaum noch und deren Alben konnte man problemlos von vorn bis hinten anhören.

Tatsächlich ist dem so, ja. 
Dieses Phänomen hat Rick Beato sehr gut zusammengefasst und mit Beispielen untermauert in einem seiner Videos. 
Es wird in der heutigen Pop-Musik beispielsweise fast gar nicht mehr mit Key Changes gearbeitet, damit die Musik interessanter wird. 
Damals war das völlig normal. 

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vor 47 Minuten schrieb Mistermaffay:

Ja das kann gut sein. Es geht immer mehr Wissen verloren - von Jahrzehnt zu Jahrzehnt. 
Das ist im Grunde genommen genau das was ich meinte mit meiner Aussage, dass die Menschheit immer degeneriertet wird. 
Ist etwas hart ausgedrückt, gebe ich ja zu. 
Drücken wir es lieber so aus wie Stese 😊 passt für mich. 
 

Und das Paralleluniversum-Beispiel mit Jerry Goldsmith der Brian Tyler bei seiner Arbeit zu Rambo 5 zusammenfaltet, ließ mich durchaus schmunzeln 😄😉 

Hehe! Wenn Brian Tyler im Paralleluniversum klug ist, dann würde er Goldsmith mit seiner Musik zu "Rambo 5" gar nicht erst konfrontieren. Höchstens erst bei der Premiere. Im Ernst: Goldsmith, Williams, Korngold u.v.a. haben sehr oft einen schlechten Film mit ihrer Musik aufgewertet. So etwas kenne ich von aktuellen Komponisten und Filmen eigentlich gar nicht.

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vor 10 Minuten schrieb magnum-p.i.:

Hehe! Wenn Brian Tyler im Paralleluniversum klug ist, dann würde er Goldsmith mit seiner Musik zu "Rambo 5" gar nicht erst konfrontieren. Höchstens erst bei der Premiere. Im Ernst: Goldsmith, Williams, Korngold u.v.a. haben sehr oft einen schlechten Film mit ihrer Musik aufgewertet. So etwas kenne ich von aktuellen Komponisten und Filmen eigentlich gar nicht.

Ja das stimmt. Vor allem Goldsmith hat mit seiner Musik viele grottige Filme stark aufgewertet bzw musste man sich doch wirklich fragen was für ein gottverdammtes Genie Goldsmith bitte war - oder wie hat er es bitte geschafft aus einem desaströsen Drehbuch etwas Gutes herauszulesen, um sich dann zu einer tollen Filmmusik bewegen zu lassen?! 
 

John Williams hatte, was die Filmauswahl anging, zumeist ein deutlich besseres Händchen 😄 von Müll hat er ja eher die Finger gelassen. 

Goldsmith hingegen schien es egal zu sein. 

 

Aber nochmal kurz zu Brian Tyler:

Mir fällt gerade ein, dass er einen hochkarätigen Hochschulabschluss hat und alle möglichen Instrumente spielen kann. 
Man kann bei ihm also von einem studierten und gebildeten Vollblutmusiker sprechen (der mit Filmen wie beispielsweise Rambo 4 und 5 auch wissentlich in ganz bestimmte Fußstapfen trat). Wie kann es also sein, dass er niemals auch nur ansatzweise die Klasse oder das Können eines Goldsmith, Williams, Kamen, Etc etc zeigt?? 
Offenbar weil er es schlichtweg nicht kann. 
Versteht mich nicht falsch - ich mag einige Scores von ihm (z.B. Redeeming Love ist überwältigend schön). Aber warum liegen zwischen Goldsmith und Tyler ganze Welten, wenn es doch nur 1-2 Generationen Unterschied gibt? Wie kann das sein? 
Beide sind akademisch gebildet (anders als Hans Zimmer beispielsweise, der ja keine musikalische Ausbildung im klassischen Sinne genossen hat) und dennoch sind die Scores nicht vergleichbar… 

Die Antwort habe ich ja bereits gegeben 😄 aber hat jemand eine andere Antwort als die Degeneration in der Musik etc ? 

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vor 1 Stunde schrieb Mistermaffay:

Ja das stimmt. Vor allem Goldsmith hat mit seiner Musik viele grottige Filme stark aufgewertet bzw musste man sich doch wirklich fragen was für ein gottverdammtes Genie Goldsmith bitte war - oder wie hat er es bitte geschafft aus einem desaströsen Drehbuch etwas Gutes herauszulesen, um sich dann zu einer tollen Filmmusik bewegen zu lassen?! 
 

John Williams hatte, was die Filmauswahl anging, zumeist ein deutlich besseres Händchen 😄 von Müll hat er ja eher die Finger gelassen. 

Goldsmith hingegen schien es egal zu sein. 

 

Aber nochmal kurz zu Brian Tyler:

Mir fällt gerade ein, dass er einen hochkarätigen Hochschulabschluss hat und alle möglichen Instrumente spielen kann. 
Man kann bei ihm also von einem studierten und gebildeten Vollblutmusiker sprechen (der mit Filmen wie beispielsweise Rambo 4 und 5 auch wissentlich in ganz bestimmte Fußstapfen trat). Wie kann es also sein, dass er niemals auch nur ansatzweise die Klasse oder das Können eines Goldsmith, Williams, Kamen, Etc etc zeigt?? 
Offenbar weil er es schlichtweg nicht kann. 
Versteht mich nicht falsch - ich mag einige Scores von ihm (z.B. Redeeming Love ist überwältigend schön). Aber warum liegen zwischen Goldsmith und Tyler ganze Welten, wenn es doch nur 1-2 Generationen Unterschied gibt? Wie kann das sein? 
Beide sind akademisch gebildet (anders als Hans Zimmer beispielsweise, der ja keine musikalische Ausbildung im klassischen Sinne genossen hat) und dennoch sind die Scores nicht vergleichbar… 

Die Antwort habe ich ja bereits gegeben 😄 aber hat jemand eine andere Antwort als die Degeneration in der Musik etc ? 

Persönliche Interessen spielen auch eine Rolle. ;) Nicht jeder will der nächste Goldsmith werden. Wobei ich diese Vergleiche auch immer etwas müßig finde. Leute wie Goldsmith und Williams sind Ausnahmetalente, aber nicht die Regel. Sie scheinen heute natürlich noch heller, wenn man sie mit der aktuellen Filmmusik vergleicht. Aber der Vergleich hinkt etwas, denn weder Goldsmith, noch Williams waren in dem musikalischen Umfeld tätig, das heute herrscht. Für die letzten großen Produktionen, die Williams noch gemacht hat, wie STAR WARS und INDIANA JONES, musste der Workflow für ihn dann ja auch angepasst werden. Sonst hätte er das zeitlich gar nicht geschafft, weil er eben kein Team von Leuten hinter sich hat. Die Music Editors mussten dann ja auch da am Ende nachhelfen.

Tyler hatte eigentlich von Anfang an, ähnlich wie Elfman, eher so eine Rocker-Attitüde. Das drückte sich bei ihm eben auch musikalisch aus. Viele seiner Sachen sind in puncto Ausführung, Percussion und Lautstärke ja tatsächlich eher dem Hardrock/Heavy Metal näher als der Klassik. Aber ich finde, dass es auch bei Tyler einen Unterschied macht, aus welchem Jahr eine Musik stammt. Hört man sich seine Sachen von vor zwanzig Jahren an beispielsweise, dann erkenne ich da schon mehr „Lust" am Umgang mit dem Orchester und der Orchestration. Das hängt dann auch mit den Orchestrieren zusammen, die damals wohl ebenfalls noch versierter im Umgang mit einer Partitur waren. Elfman hatte Shirley Walker, Tyler hatte Goldenthals Orchestrator Robert Elhai, was man seinen Scores aus der Zeit auch anhört.

Ich glaube, selbst so etwas wie BUBBA HO-TEP würde Tyler heute nicht mehr so schreiben wie damals. Das klänge heute alles viel fetter, dafür sicher weniger melodiös. Tyler hat sich eben einfach, wie viele andere auch, dem angepasst, was gefordert wird. Das ist irgendwann eben auch eine Frage, wie viele Jobs du noch bekommen willst. Tyler hätte sicher seine Scores feiner orchestrieren und komponieren können. Aber wie viele Jobs bekommst du mit einem „altmodischen" Orchesterscore heute noch? Man muss sich ja nur ansehen, für wie viele Großprojekte Leute wie McNeely oder Broughton in den letzten 15, 20 Jahren noch gebucht wurden. Da wird es schon dünn. Wenn du eben für einen bestimmten Sound stehst, dann kann es eben sein, dass dieser Sound irgendwann einfach nicht mehr gefragt ist. Barry erging es ja ähnlich am Ende seiner Karriere. Wenn man sich dann nicht anpassen will oder kann, ist man eben schnell weg vom Fenster.

Dabei gibt es auch heute noch durchaus Talente wie Williams oder Goldsmith. Sebastian würde jetzt ganz schnell Christopher Gordon sagen. Der komponiert handwerklich auf einem hohen Niveau. Aber den würde sicher keiner für einen FAST AND THE FURIOUS engagieren. Was Gordon sicherlich auch nicht annehmen würde. Dafür macht das eben Tyler und sackt die Millionen ein.

Bei Tyler kommt auch noch dazu, dass man ihm eine gewisse Selbstverliebtheit und „Fame-Geilheit" wohl nicht ganz absprechen kann. Der Mann ist ja nun auch schon über 50, präsentiert sich auf Instagram aber gern als hipper Influencer, mit Baseball-Cap, Model-Freundin und vom Schönheits-Doc gemachtem Gesicht. Wenn es ihn glücklich macht, soll er doch machen. Aber, um es mal so auszudrücken, genau nach dieser „Attitude" klingt auch seine Musik. ;)

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vor 12 Stunden schrieb Alexander Grodzinski:

Persönliche Interessen spielen auch eine Rolle. ;) Nicht jeder will der nächste Goldsmith werden. Wobei ich diese Vergleiche auch immer etwas müßig finde. Leute wie Goldsmith und Williams sind Ausnahmetalente, aber nicht die Regel. Sie scheinen heute natürlich noch heller, wenn man sie mit der aktuellen Filmmusik vergleicht. Aber der Vergleich hinkt etwas, denn weder Goldsmith, noch Williams waren in dem musikalischen Umfeld tätig, das heute herrscht. Für die letzten großen Produktionen, die Williams noch gemacht hat, wie STAR WARS und INDIANA JONES, musste der Workflow für ihn dann ja auch angepasst werden. Sonst hätte er das zeitlich gar nicht geschafft, weil er eben kein Team von Leuten hinter sich hat. Die Music Editors mussten dann ja auch da am Ende nachhelfen.

Tyler hatte eigentlich von Anfang an, ähnlich wie Elfman, eher so eine Rocker-Attitüde. Das drückte sich bei ihm eben auch musikalisch aus. Viele seiner Sachen sind in puncto Ausführung, Percussion und Lautstärke ja tatsächlich eher dem Hardrock/Heavy Metal näher als der Klassik. Aber ich finde, dass es auch bei Tyler einen Unterschied macht, aus welchem Jahr eine Musik stammt. Hört man sich seine Sachen von vor zwanzig Jahren an beispielsweise, dann erkenne ich da schon mehr „Lust" am Umgang mit dem Orchester und der Orchestration. Das hängt dann auch mit den Orchestrieren zusammen, die damals wohl ebenfalls noch versierter im Umgang mit einer Partitur waren. Elfman hatte Shirley Walker, Tyler hatte Goldenthals Orchestrator Robert Elhai, was man seinen Scores aus der Zeit auch anhört.

Ich glaube, selbst so etwas wie BUBBA HO-TEP würde Tyler heute nicht mehr so schreiben wie damals. Das klänge heute alles viel fetter, dafür sicher weniger melodiös. Tyler hat sich eben einfach, wie viele andere auch, dem angepasst, was gefordert wird. Das ist irgendwann eben auch eine Frage, wie viele Jobs du noch bekommen willst. Tyler hätte sicher seine Scores feiner orchestrieren und komponieren können. Aber wie viele Jobs bekommst du mit einem „altmodischen" Orchesterscore heute noch? Man muss sich ja nur ansehen, für wie viele Großprojekte Leute wie McNeely oder Broughton in den letzten 15, 20 Jahren noch gebucht wurden. Da wird es schon dünn. Wenn du eben für einen bestimmten Sound stehst, dann kann es eben sein, dass dieser Sound irgendwann einfach nicht mehr gefragt ist. Barry erging es ja ähnlich am Ende seiner Karriere. Wenn man sich dann nicht anpassen will oder kann, ist man eben schnell weg vom Fenster.

Dabei gibt es auch heute noch durchaus Talente wie Williams oder Goldsmith. Sebastian würde jetzt ganz schnell Christopher Gordon sagen. Der komponiert handwerklich auf einem hohen Niveau. Aber den würde sicher keiner für einen FAST AND THE FURIOUS engagieren. Was Gordon sicherlich auch nicht annehmen würde. Dafür macht das eben Tyler und sackt die Millionen ein.

Bei Tyler kommt auch noch dazu, dass man ihm eine gewisse Selbstverliebtheit und „Fame-Geilheit" wohl nicht ganz absprechen kann. Der Mann ist ja nun auch schon über 50, präsentiert sich auf Instagram aber gern als hipper Influencer, mit Baseball-Cap, Model-Freundin und vom Schönheits-Doc gemachtem Gesicht. Wenn es ihn glücklich macht, soll er doch machen. Aber, um es mal so auszudrücken, genau nach dieser „Attitude" klingt auch seine Musik. ;)

Das stimmt. Brian Tyler ist ein selbstdarstellerisches rockiges Filmmusik Phänomen. 
Dagegen habe ich ja nichts. 
Der rockige oder poppige Ansatz (Tyler benutzt öfter auch mal Schlagzeug) entbindet m.E. aber nicht von kompositorischen Ansprüchen. 
Aber mit diesen scheint Tyler es seit einigen Jahren nicht mehr sonderlich zu haben. 
 

Dein Punkt ist sehr gut! Du spielst bei seinen anfänglichen Scores (und dem Einsatz des Goldenthal Orchestrators) sicher auf THE HUNTED an. Dieser Score ist super - aber leider ist dieses Level eher eine Ausnahmeerscheinung bei Brian Tyler. 

Selbst bei Horrorfilmen wie beispielsweise Scream 5 oder 6 hielt er es nicht für nötig sein akademisches Wissen zu heben - aber warum sollte er auch, wenn die degenerierte Masse dies nicht (mehr) will? 
Ich verstehe den Punkt schon. 
Und du bestätigst meinen Punkt mit deiner letzten Aussage („Tyler hat sich eben einfach, wie viele andere auch, dem angepasst, was gefordert wird. Das ist irgendwann eben auch eine Frage, wie viele Jobs du noch bekommen willst. Tyler hätte sicher seine Scores feiner orchestrieren und komponieren können. Aber wie viele Jobs bekommst du mit einem „altmodischen" Orchesterscore heute noch? Man muss sich ja nur ansehen, für wie viele Großprojekte Leute wie McNeely oder Broughton in den letzten 15, 20 Jahren noch gebucht wurden. Da wird es schon dünn.“)

 

Genau DAS ist ja mein Punkt (weshalb ich es mit der Degeneration der Musik beschreibe) —> aufwendige Orchesterscores gelten heutzutage als altmodisch und sind meist nicht gewünscht. Feiner Orchestrierung Fehlanzeige. Noch lebende Meister werden nicht mehr konsultiert (deine Beispiele mit Broughton etc. passen super). 
was ist das denn anderes als eine degenerierte Musiklandschaft? 
 

Natürlich ist es quatschig nun einen Bruce Broughton, Christopher Gordon, oder sonst wer  an den neuen Fast&Furious Film zu setzen - aber allein die Tatsache, dass die Vorstellung so absurd ist, zeigt doch wie verquer das Ganze ist 

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THE HUNTED ist so ein Beispiel, ja. Aber auch bei Sachen wie DARKNESS FALLS hört man diese „schrillen" Bläserattacken, die man eher von Goldenthal kennt.

Bevor wieder der Vorwurf des Früher-war-alles-besser-Geblubbers kommt: Ich bin beileibe kein Williams-Fan, noch ein vehementer Verteidiger orchestraler Scores. Eher im Gegenteil, mein Geschmack hat sich tatsächlich in den letzten Jahren eher weg vom großorchestralen Klangapparat entwickelt. Ich höre mir beispielsweise Brian Reitzells Alben zur HANNIBAL-Serie lieber an als alles, was von Williams nach 2005 kam. Wenn orchestral, dann Goldsmith, Elfman, Barry oder Newton Howard. Ansonsten eher Badalamenti, Snow, Carpenter oder Faltermeyer/Moroder. 

Wäre Williams etwas jünger und noch aktiv in der Filmmusik unterwegs, hätte er es heute auch schwer. Er hat ja schon vor seinem vermeintlichen Ruhestand eigentlich nur noch für Spielberg und Lucas gearbeitet. Natürlich auch, weil er sich die Projekte aussuchen konnte. Denn auch er wollte sich sicherlich diesen Stress einer großen Produktion nicht mehr antun. Aber wenn man das mal ausser Acht lässt, für wie viele Projekte wäre er denn tatsächlich noch angefragt worden? Ihm wäre es nicht anders ergangen als McNeely und Broughton, weil sein Stil im aktuellen Blockbuster-Kino einfach nicht mehr gefragt ist. Elfman und Powell sind eigentlich die beiden, die noch weitgehend orchestrale Scores zu großen Produktionen schreiben. Ihr Stil ist allerdings auch moderner als der von Williams.

Selbst im Bereich des Ambient/Sound-Design-Scores gibt es durchaus qualitative Unterschiede. Um bei Tyler zu bleiben: Seinen THE KILLING ROOM finde ich beispielsweise großartig. Ich mag diese kalte, leicht bedrohliche, aber auch melancholische Stimmung der Musik. Viele Sachen von Tomandany mag ich sehr. Wenn man es genau nimmt, hat auch Goldsmith mit Ambient und Sound Design gearbeitet. Beispielsweise seine ganze Musik in ALIEN, als sie das Wrack auf dem Planeten erkunden. Diese fremdartigen Laute durch das Didgeridoo und die Verfremdungen mit dem Echoplex ergeben ja auch keine Harmoniefolgen oder große Melodiebögen. Dafür verbindet Goldsmith diese mit seinem Thema, welches dazwischen immer mal wieder auftaucht.

Tatsächlich hat mir auch Tylers SCREAM 5 gefallen. Nicht so sehr im Film, aber als Höralbum habe ich das tatsächlich gern gehört. Nicht, weil die Musik so außergewöhnlich wäre, aber ich mag die Stimmung, die sie erzeugt.

Degeneration ist ein hartes Wort, so würde ich das nicht nennen. Eher Vereinfachung. Das hängt aber mit der Entwicklung zusammen, die sich eben in der Film- und Musikbranche in den vergangenen Jahrzehnten abgespielt hat. Große Studiofilme wurden immer teurer und werden, mehr denn je, nach einer Art Checkliste für Zielgruppen produziert. Denn da geht es um viel Geld und daher geht man natürlich kein Risiko ein. Man produziert etwas, von dem man denkt, dass es möglichst viele Leute konsumieren werden. Und um das zu schaffen, muss es so massentauglich wie möglich sein. Und im besten Fall auch in kleinen Häppchen funktionieren, siehe YouTube, TikTok.

Dazu hat das Arbeitspensum enorm zugenommen. Deshalb haben die Komponisten heute alle ein Team um sich, denn alleine könnte man dieses Pensum in der Post-Production, wo auch gerne noch bis zum Starttag Szenen geändert und neu vertont werden müssen, nicht schaffen. Und da wäre eben eine „zu kompliziert" komponierte Musik hinderlich, weil man die schwerer auf kurzfristige Änderungen anpassen kann. Deshalb wird da eben auch viel auf gleichförmige Wiederholungen gesetzt, weil sich das ganz einfach besser (zusammen)schneiden lässt.

Die Art, wie Musik konsumiert und wahrgenommen wird, hat sich ebenfalls radikal geändert. Filme und Musik haben eh das „Problem", dass sie allgemein an Wertschätzung verloren haben. Man hat heute für wenig Geld Zugriff auf Millionen von Musikstücken und Filmen. Das ist einerseits natürlich toll, in so einem Fundus stöbern zu können und seine Musiksammlung sozusagen in der Hosentasche dabei zu haben. Andererseits führt das aber eben leider auch dazu, dass Musik und Filme nicht mehr als so wertig wahrgenommen werden. Und es ja fast schon ein Affront ist, wenn man Geld dafür ausgeben soll. Auch das hat natürlich Einfluss auf die Qualität neu produzierter Musik.

Erst die Tage habe ich ein altes Beispiel wieder gelesen (ich weiß, „old man yells at cloud"). Da sprach ein Hörspielproduzent über den harten Markt und meinte eben, dass die Wertschätzung der Arbeit, die hinter der Produktion eines Hörspiels steckt, bei vielen kaum noch vorhanden ist. Da werden problemlos neun Euro für einen Kaffee bei Starbucks ausgegeben, aber neun Euro für eine Hörspiel-CD sind Wucher. Ich weiß, schwierig, Musik mit Lebensmitteln zu vergleichen. Aber im Kern stimmt diese Aussage nun mal leider.

Und in diesen ganzen Umständen wachsen neue Generationen heran, die es eben gar nicht mehr anders kennen. Noch nie war es so einfach und so selbstverständlich, quasi für lau Musik und Filme zu konsumieren. Und es wird eben immer schwieriger, seinen Horizont zu öffnen, wenn es nur noch schnelllebig und auf den kurzen Kick ausgelegt ist. Ganz klar sind wir für Teenie-Pop auch gar nicht mehr die Zielgruppe. Das spricht uns inhaltlich ja auch gar nicht mehr an, weil für uns mittlerweile ganz andere Themen wichtig sind. Aber diese Veränderung, diese Vereinfachung, die auch in der kommerziellen Popmusik stattgefunden hat, kann man schon feststellen.

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Es ist ja auch so, dass diese "vereinfachten Scores" im Fim einfach funktionieren. Bei Williams habe ich mich oft gefragt, wieso seine Musik so ausladend, filligran und raffiniert ist. Ist dies tatsächlich notwendig für die Filme? Auf Album hört sich das alles toll an, aber es wirklich notwendig für den Film? Bereichert es den Film tatsächlich und hat es somit auch Einfluss auf den Zuschauer? Hinzu kommen dann die Soundeffekte, die die Musik of überlagern.  Ich mochte Goldsmiths "ökonomischen Stil" aus den 90ern und auch bei Williams präferiere ich die Musiken, die gerade heraus sind und sich nicht in Raffinesse verlieren. Sich auf das Wesentliche konzentrieren. Sowas wie Always, Lincoln, War Of The Worlds oder Saving Private Ryan.

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vor 2 Stunden schrieb Lars Potreck:

Es ist ja auch so, dass diese "vereinfachten Scores" im Fim einfach funktionieren. Bei Williams habe ich mich oft gefragt, wieso seine Musik so ausladend, filligran und raffiniert ist. Ist dies tatsächlich notwendig für die Filme? Auf Album hört sich das alles toll an, aber es wirklich notwendig für den Film? Bereichert es den Film tatsächlich und hat es somit auch Einfluss auf den Zuschauer? Hinzu kommen dann die Soundeffekte, die die Musik of überlagern.  Ich mochte Goldsmiths "ökonomischen Stil" aus den 90ern und auch bei Williams präferiere ich die Musiken, die gerade heraus sind und sich nicht in Raffinesse verlieren. Sich auf das Wesentliche konzentrieren. Sowas wie Always, Lincoln, War Of The Worlds oder Saving Private Ryan.

Das ist auch ein guter Punkt. Auch für mein Empfinden können „einfache" Scores ebenfalls sehr gut funktionieren. Wie eben die von mir schon angesprochenen Sachen von Reitzell zur HANNIBAL-Serie, obwohl das über weite Strecken „nur" Geräusche sind. Aber in der Serie funktioniert das ganz hervorragend und überträgt die schwebende Bedrohung und die alptraumhaften Bilder der Visionen sehr gut.

Auch hier sehe ich einfach die andere Zeit als Grund, in der Williams aufgewachsen ist. In den 30ern und 40ern musste man zwangsläufig ein klassisch studierter Komponist sein, um überhaupt Musik für Filme schreiben zu können. Da gehörte das einfach zur Kunstform Film dazu und man musste die entsprechende Bildung mitbringen. Dazu war die Klassik nun mal die vorherrschende Form in Filmen, denn Alternativen gab es ja auch kaum. Mal abgesehen von Jazz, Swing, Blues, Gospel und Volksliedern. Und da gehörte es wohl auch zum guten Ton, dass man einen handwerklich zumindest ordentlichen Orchester-Score ablieferte. Deswegen bekamen die Komponisten damals eben auch die entsprechende Ausbildung.

Im Laufe der Jahrzehnte ändern sich aber nun mal auch die Seh- und Hörgewohnheiten. Viele Filme aus der Zeit, bis in die 70er hinein, wirken in ihrem Zusammenspiel von Musik, Inszenierung und Schauspiel heute eher over the top, kitschig oder einfach altbacken. Damals haben die Leute das aber sicher nicht so empfunden, weil eben die Zeit eine andere war und die Art, Filme genau so zu machen, die gängige. Selbst Filme aus den 80ern und 90ern gelten heute schon als kitschig. Oder mit dem eigentlich besseren englischen Ausdruck „corny".

Ich habe auch so meine Probleme, wenn ich mir manche Filme aus den 50ern und 60ern ansehe. Auch, weil mir die Musik da oftmals einfach zu over the top ist. Und für mein Empfinden damit auch gegen das Bild läuft. Wenn in DIE DÄMONISCHEN Kevin McCarthy seinen „zweiten" Körper in der Erde entdeckt, dann ist das eigentlich ein Suspense-Moment. Die Musik stampft die Szene aber buchstäblich mit Pauken und Trompeten nieder.

Ähnlich ging es mir, als ich mir mal wieder JAWS 2 angesehen habe. Ich kenne den Film seit meiner Kindheit, hab den zigmal gesehen, aber beim letzten Mal ist mir einfach aufgefallen, wie aufdringlich die Musik von Williams in manchen Szenen doch ist. Auch sie erschlägt die Bilder manchmal förmlich oder lässt eine Szene gar unfreiwillig komisch erscheinen. Etwa, wenn die Jugendlichen mit ihren Segelbooten auf's Meer fahren und sie dazu von einer Musik begleitet werden, die klingt, als würden britische Viermaster in den Krieg ziehen.

Gleichzeitig finde ich aber auch, dass der Film ein gutes Beispiel für prägnante Filmmusik hat. Also Filmmusik, die dich als Betrachter tatsächlich nicht nur berieselt, sondern das Filmerlebnis nachhaltig aufwertet. Und zwar ist das die Szene gleich am Anfang, als die Taucher das Wrack der „Orca" finden und Williams dazu sein „Orca"-Thema aus dem ersten Film erklingen lässt. Da bekomme ich immernoch Gänsehaut, weil die Musik diesen tragischen Kampf gegen den Hai in sich trägt und ich sofort die Bilder aus dem ersten Film im Kopf habe. Und vor allem die Emotionen, die mich als Zuschauer auch wegen der Musik da gepackt haben.

Ein weiteres Beispiel sind für mich POLTERGEIST und POLTERGEIST II. Carol-Anns Thema steht nicht nur für das unschuldige Mädchen, sondern auch für den Schrecken, den sie und ihre Familie durchleiden müssen. Und es ist ja nicht das einzige Thema im Film. Goldsmith baut hier mit seiner Musik maßgeblich die Stimmung mit auf. Das, ich nenne es mal, „Cuesta Verde"-Thema, welches im Film in verschiedenen Variationen auftaucht (tief und drohend, als Steve Freeling erfährt, dass der ganze Ort auf einem ehemaligen Friedhof gebaut wurde oder tragisch-melancholisch, als die Familie am Ende aus Cuesta Verde flieht). Das ist mir tatsächlich auch als Kind schon aufgefallen. Ich habe die Melodien wiedererkannt und hatte sie auch ohne den Film noch lange im Kopf. Und natürlich die damit verbundenen Emotionen. Und ähnlich wie in JAWS 2 geht es mir dann am Anfang von POLTERGEIST II, als Taylor in das nun verlassene Cuesta Verde fährt und das Thema wieder erklingt.

Kurzum: Ja, handwerklich gut gemachte Musik kann das Filmerlebnis steigern. Das Spotting spielt dabei auch eine große Rolle. Denn wenn die Musik einfach von vorne bis hinten durch den Film dudelt, dann geht sie tatsächlich auch schnell unter oder man nimmt sie höchstens noch als Nebengeräusch wahr.

Umgekehrt empfinde ich aber auch „einfachere" Musik immer wieder als das Filmerlebnis aufwertend. Beispielsweise Snows Kombination aus Ambient-Klängen und Themen in den X-Akten, ohne die der Serie ein wichtiger Punkt fehlen würde.

Ist das Filigrane in der Musik wirklich nötig? Nötig vielleicht nicht, aber Leute wie Williams und Goldsmith haben eben nun mal ein gelerntes Handwerk auf einem bestimmten Niveau. Und sie können einfach nicht anders, um es mal so auszudrücken, als zumindest diesen Mindeststandard zu erfüllen. Die darauf bauende Musik ist dann eben mal mehr, mal weniger originell, aber sie fällt eben handwerklich nicht unter ein bestimmtes Niveau. Auch, wenn der Film dieses Niveau gar nicht braucht.

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Oh, da kamen aber nun reichlich Beiträge 😄 habe mir alles durchgelesen und gebe gerne meinen Senf nochmal hinzu:

Ich sehe das etwas anders. Notwendig ist eine technisch ausgefeilte Kompositionstechnik FÜR DEN FILM sicherlich nicht. Wahrscheinlich gibt es wenige Szenen, die durch eine komplexe oder anspruchsvolle Orchestrierung/Komposition stark aufgewertet werden. 
Ich schätze, dass Goldsmith/Kamen/Williams/etc etc es auch nicht für die Filmzuschauer gemacht haben, sondern für die CD Käufer, für die Musikliebhaber und vermutlich für sich selbst (denn wer möchte sich als gebildeter Komponist der Schmach hingeben wenn das eigene Werk belächelt wird 😄). 
 

Es wurde von euch eher in Richtung des Mediums „Film“ argumentiert. 
Mir geht es aber um die Musik in der FilmMUSIK. 😊 

Und dort ist leider, wie gehabt, eine starke „Vereinfachung“ erkennbar. 
Schaut euch doch nur mal die Dichte der hochkarätigen Kompositionen beispielsweise in den 70er Jahren an - und vergleicht das mit dem heutigen „Output“. 
Da würde es mich nicht wundern, wenn der Mensch sich inzwischen soweit zurückentwickelt hat, dass er bald wieder mit der Keule auf dem Baum herumspringt 😄
 

Natürlich verstehe ich euren Punkt, dass die Filmproduktionen in Hollywood (und allen voran Netflix) heutzutage so schnelllebig/kurzlebig und stressig sind, dass kein Raum mehr gelassen wird für hochwertige Scores. 
Außerdem gibt es deutlich weniger gute Filme heutzutage - ich stelle mir gerade vor wie ein Goldsmith die Musik für irgendeinen neuen Marvel Schmutz komponieren soll 😄
 

Aber all das bestätigt ja leider nur meine ursprüngliche Beobachtung/ Feststellung. 

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Am 27.5.2025 um 15:15 schrieb Alexander Grodzinski:

Natürlich gibt es hier und da noch orchestrale Scores in teuren Studioproduktionen. Aber auch hier hat der Trend der Klangtapete schon lange Einzug gehalten. Beispiele wurden ja schon genannt. Bei PICARD setzt man auf einen orchestralen Sound, weil es eben Star Trek ist. Und es klingt dann ja auch wie Star Trek, aber es fehlt eben das gewisse Etwas, was ein Goldsmith oder Horner noch mitgebracht hat. Deshalb wirken ihre Themen, wenn sie dann mal auftauchen, fast schon wie Fremdkörper in der sonst eher gesichtslosen Masse gleichförmigem Gedudels. Weil eben der Rest der Musik nicht mit der gleichen Finesse gearbeitet ist. Auch hier gibt es natürlich Ausnahmen, aber die bestätigen dann eher die Regel.

Picard ist ein gutes Beispiel für dieses Phänomen, trotz des großorchestralen Klangs herrscht Ödnis pur. Ein schönes aktuelles Beispiel ist die 2. Staffel von Andor. In der ersten gab es einen für Star Wars frischen und durchaus originellen Ansatz von Nicholas Britell, der in der zweiten in orchestraler Klangtapete untergegangen ist, für die hauptsächlich ein anderer Komponist verantwortlich war. Ich hatte es befürchtet, als die neue Staffel gleich in einem symphonischeren Ansatz des Scorings startete.

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vor 5 Stunden schrieb Trekfan:

Picard ist ein gutes Beispiel für dieses Phänomen, trotz des großorchestralen Klangs herrscht Ödnis pur. Ein schönes aktuelles Beispiel ist die 2. Staffel von Andor. In der ersten gab es einen für Star Wars frischen und durchaus originellen Ansatz von Nicholas Britell, der in der zweiten in orchestraler Klangtapete untergegangen ist, für die hauptsächlich ein anderer Komponist verantwortlich war. Ich hatte es befürchtet, als die neue Staffel gleich in einem symphonischeren Ansatz des Scorings startete.

Brandon Roberts gehört zu Beltramis Team.

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