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Mephisto

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Alle Inhalte von Mephisto

  1. Ich möchte gerade eine Bestellung bei SAE stornieren, kann aber bei "Order" diese Funktion nicht finden Habe jetzt eine Mail geschrieben, auf die (natürlich) nicht geantwortet wurde und bin besorgt, dass die Bestellung bald losgeschickt wird ohne dass die Leutchen da reagiert haben...
  2. Basic Instinct Ein ehemaliger Rocksänger und Freund des momentanen Bürgermeisters San Franciscos wird tot in seinem Bett aufgefunden: Ans Bettgestell gefesselt mit einem Seidenschal und brutal mit einem Eispickel getötet. Den Fall übernimmt Ermittler Nick Curran, der im Drogeneinfluss mehrere Leute während eines Einsatzes getötet hat und deswegen von der Polizeipsychologin Dr. Beth Garner, mit der er außerdem ein sexuelles Verhältnis hat, betreut wird. Die Spur führt zu der attraktiven Schriftstellerin Catherine Tramell, die in ihrem letzten Buch die Tat beschrieben hat, der Johnny Boz zum Opfer fiel. Tramell beginnt, mit Nick ein laszives Spiel zu spielen, auf das sich der Ermittler einlässt: halb verliebt in und fasziniert von der Frau und halb besessen von der Idee, durch eine enge Bindung mehr über sie heraus zu bekommen. Schon bald deckt Nick einige Unklarheiten in der Vergangenheit der schönen Schriftstellerin auf: Beth und sie kennen sich und gingen auf dieselbe Universität. Außerdem wurde ein Professor dieser Uni im Bett mit einem Eispickel getötet und auch der Unfall, dem Catherine Tramells Eltern zum Opfer fielen, taucht in einem späteren Buch auf, doch viel mehr zu denken sollte Nick Catherines neuer Roman zu denken geben: Ein Polizist verliebt sich in die falsche Frau, was seinen Tod zur Folge hat... Ein luxuriöses Schlafzimmer, in der ein Paar leidenschaftlichen Sex hat, doch plötzlich zückt sie während des Höhepuktes einen Eispickel und drischt damit brutal auf den Mann ein, durchlöchert sein Gesicht und seinen Körper, sodass das Blut auf ihre wohlgeformte Brust spritzt. Die ersten anderthalb Minuten bereiten einen nicht nur auf den kommenden Film vor, sie stehen auch für zwei gewichtige Elemente in Paul Verhoevens Filmen: Sex und Gewalt. Neben "Showgirls" dürfte "Basic Instinct" allerdings die explizitesten Sexszenen in der Filmographie des holländischen Regiesseurs enthalten. Besonders die erste Hälfte des Films bis zur lang erwarteten Sexszene zwischen Nick und Catherine wird von Nacktheit, Lust und Leidenschaft dominiert, bevor sich der Film wieder auf seine Handlung - ist Catherine Tramell eine Mörderin? - konzentriert. Doch immer dann, wenn Verhoeven einmal nicht die Linse entweder auf Jeanne Tripplehorns oder Sharon Stones Brüste drückt, sondern viel dezenter vorgeht, entwickelt der Film seine Reize. Besonders erwähnenswert ist hier die erste Verhörszene, in der eine Gruppe von Polizisten die kühle und reservierte Catherine Tramell befragen, die mitten im Gespräch ihre Beine kurz aus dem Überschlag löst um so kurz den Blick auf ihre Vulva preisgibt. Die Spannung, die während des ganzen Gesprächs im Subtext mitschwingt und das Tramell durch diese kurze aber wirksame Prise Erotik für sich entscheidet, belegt Verhoevens Qualitäten als Regisseur, der sich jedoch leider viel mehr auf die "plastischen" Szenen konzentriert und sich innerhalb der guten zwei Stunden schnell beeilen muss, die Handlung zusammen zu raffen und zu einem zufrieden stellenden Ende zu bringen. Doch das gelingt leider nicht ganz. Zu viele Fragen bleiben offen und auch die angeblich alles enthüllende Einstellung ganz am Ende (die im deutschen Fernsehen übrigens fatalerweise geschnitten wird), löst den Fall völlig unzufriedenstellend. Handwerklich durchgängig in Ordnung, gespickt mit einigen sehr atmosphärischen Szenen überzeugen auch sämtliche Schauspieler, allen voran Sharon Stone, deren unterkühlte und berechnende Interpretation Catherine Tramells sie über Nacht berühmt machte sowie Michael Douglas als ausgebrannter Cop, der sich nach dem Selbstmord seiner Frau durch den einsamen und undankbaren Alltag quält. Jeanne Tripplehorn als Dr. Beth Garner bietet mit nicht nur optisch, sondern mit Temprament und als Spielball der eigenen Emotionen das Gegenstück zu Tramell, und auch George Dzundza als gutmütiger und einziger Freund Nicks weiß zu überzeugen. Zur Musik: Jerry Goldsmith und Paul Verhoeven suchten lange nach dem geeigneten Ton für diesen Erotikthriller, den der Komponist nach zwei Wochen experimentieren auch wie die Faust auf's Auge traf: schon alleine die Musik zum Vorspann fängt den Charakter Tramells und das Netz aus Leidenschaft, das sie um ihre Opfer spinnt, perfekt ein. Das verführerische, halb schleichende, halb lockende Hauptthema wird oft von der Klarinette und der Oboe über sanfte Harfenklänge und kühle, kristallklare - weil ohne Vibrato gespielte - Unterstützung der Streicher gespielt, bevor die Violinen und Flöten die Phrase beantworten. Die meisten atmosphärischen und Dialogpassagen werden ebenfalls von der kühlen Kombination aus vibratolosen Streichern und Holzbläsern bestritten. Für bedrohliche Momente komponierte Goldsmith ein tiefes gleichmäßiges Ostinato, das tief vom Klavier gespielt wird und in den Actionpassagen ebenfalls als Fundament dient, dann jedoch von den Hörnern oder Streichern gespielt und mit Einwürfen synthetischer oder akustischer Perkussion verstärkt. Der Einsatz elektronischer Elemente beschränkt sich in "Basic Instinct" allerdings lediglich auf elektronische Tomtoms und einige pochende und pulsierende Hintergrundeffekte von denen sich besonders letztere perfekt in den klaren Orchesterklang mischen. Insgesamt fand Goldsmith für "Basic Instinct" die perfekte musikalische Sprache und wies Thrillervertonungen der folgende Jahre in eine neue Richtung, die - oftmals leider vom Komponisten selbst - häufig kopiert wurden, aber nie das Original erreichen konnten. Spätere Restverwertungen wie "Malice" oder "The Vanishing" sollten allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, wie innovativ und originell die Musik damals war und wie wirkungsvoll und atmosphärisch dicht sie auch heute noch ist. Vielleicht handelt es sich bei "Basic Insinct" um Goldsmiths letzten großen Beitrag für die Filmmusik. Varèse Sarabande brachte zum Filmstart ein Album mit den wichtigsten Passagen der Musik auf den Markt, deren Fokus jedoch hautpsächlich auf den beiden Actionszenen sowie den Momenten, die vom Hauptthema getragen werden, gerichtet ist. Dadurch wurden viele eigenständige Stücke wie die Musik zur Sexszene zwischen Beth und Nick sowie zur ersten Begegnung zwischen Nick und Catherine vernachlässigt. Um die Jahrtausendwende erschien ein Doppel-CD-Bootleg mit der vollständigen Musik in annehmbarer Klangqualität und einigen alternativen Versionen, die sich allerdings nur als Schnittfassungen der Filmversionen zwecks Kürzungen für die Zensur entpuppten. Prometheus Records machte 2004 erstmals die komplette Musik in kristallklarer Tonqualität zugänglich und hebt somit oben genannte und weitere Perlen aus der Versenkung. Dass rund 73 Minuten Thrillermusik auch einige verzichtbare Passagen enthält ist logisch, sollte aber in Anbetracht der Fülle an stimmungsvoller Musik vernachlässigt werden. "Basic Instinct" ist nicht nur eine einflussreiche und stimmungsvolle Thrillerkomposition, sie markierte auch Goldsmiths endgültige Rückkehr des Komponisten nach einer langen Dürrephase.
  3. Esoterisch inwiefern? Die Begriffserklärung steckt bereits im Wort: Während das Meisterstück einem Schaffenden (in diesem Falle dem Komponisten) den Rang des Meisters beweist und ihm diesen Titel gewährt so können in der Folge Meisterwerke geschaffen werden: eindeutig Werke eines Meisters. In dieser Hinsicht ist es unmöglich, das handwerkliche Können und den technischen sowie theoretischen Aspekt vollkommen auszublenden. Ach, tatsächlich ist die Theorie nur selbst auferlegt? Unser Tonsystem mit einer Harmonie, die aus (erweiterbaren) Dreiklängen besteht lässt sich auf das physikalische Phänomen zurückführen, dass bei einem Ton in den Obertönen die Terz sowie auch die Quinte vertreten sind. Das Prinzip des Durdreiklanges ist also von der Natur vorgegeben...soviel zu den selbst auferlgten Gesetzmäßigkeiten.
  4. Dann definiere aber bitte mal "einfach" und "schwer. Die ersten sechs Klavieretüden György Ligetis sind rein objektiv betrachtet recht einfach konzipiert, aber verdammt schwer zu spielen. Wenn man sich jedoch bloß die Noten ansieht kann man recht schnell entschlüsseln, aus welchen Ur-Elementen der Musik diese Musik geschaffen ist. http://www.youtube.com/watch?v=5kHnnXChnW8
  5. Um das Meisterwerk zu erkennen, muss man sich schlichtweg über das Drumherum im Klaren sein. Wenn jemand "Don Juan" von Richard Strauss hört, ohne weitere Werke von Strauss oder aus dieser Zeit zu kennen, es aber einen emotionalen Ausbruch in ihm auslöst, bezeichnet er dieses Stück vielleicht als "Meisterwerk". Aber ist das eine ernst zu nehmende Aussage? Weder kann er wissen, welche Bedeutung "Don Juan" im musikhistorischen Kontext hat, noch welche Stellung das Werk im Schaffen des Komponisten einnimmt. Ich habe oben bereist geschrieben: Ich spreche dem Laien nicht das Recht ab, Stücke als Meisterwerke zu bezeichnen (wie könnte ich auch?), aber ich stelle definitiv die Kompetenz in Frage. Musikwississenschaftliches und -theoretisches Wissen (ich habe ohnehin das Gefühl, dass diese Begriffe gerne zusammen gewürfelt werden) gibt es an allen Ecken und Ende anzueignen, sei's durchs Internet oder Fachliteratur. Daher kann sich auch jeder die Kompetenz aneignen, "Meisterwerke" zu erkennen und derart zu betiteln. Ich muss Sami ebenfalls nochmal zustimmen: Warum MÜSSEN es denn "subjektive Meisterwerke" sein? Dieser Begriff ergibt wirklich keinen Sinn. Der Laie hat allerdings eine riesige und unmessbare (auch für den persönlichen Gebrauch wertvolle) Kompetenz und in diesem Land Gott sei Dank auch das Recht, seine Lieblingswerke eines Komponisten zu nennen.
  6. ...und die doch eingeräumt haben (zumindest einer), dass es sich hier eben doch nicht um Meisterwerke handelt: "Subjektive Meisterwerke" sind in der Tat ein "schwachsinniger" Begriff, den man mühelos durch "Lieblingswerk" ersetzen kann (siehe "Fluch der Karibik"). Ich bin ebenfalls Samis Meinung: Der immer wiederkehrende Laie ist doch für uns hier völlig unerheblich! Wir beschäftigen uns ja bewusst und intensiv mit der Materie (Film)Musik. Da ist es doch völlig uninteressant, was der Gelegenheits- oder Andera-Berg-Hörer meint, für den wahrscheinlich alle Beethoven-Symphonien gleich klingen, von denen allerdings die 3,5 & 9 das Prädikat "Meisterwerk" verdienen, die erste aber z.B. nett, aber eben nicht so bedeutend ist wie die genannten drei. Diesem fiktiven Laien würde ich die Kompetenz (nicht das Recht) absprechen, ein Meisterwerk zu erkennen.
  7. Eben, diese "Kreuzkonservation" im Hotel lässt einem vor Spannung die Haare zu Berge stehen. Echt super, dass in einem Actionfilm die beste Szene eine Dialogszene ist
  8. Es ist natürlich völlig okay, dass Leute diese Musik rauf und runter hören, weil sie ihnen gefällt, allerdings sollte man sich darüber im Klaren sein, dass es sich hier schlichtweg eine Lieblingsmusik eines Komponisten handelt. Diesen sehr hochgesteckten Begriff "Meisterwerk" sollte man allerdings nicht wegen persönlicher Vorlieben verwässern und Verkaufszahlen sind für dieses Prädikat ebenfalls absolut unbedeutend, denn Horners "Titanic" ist ebenfalls alles andere als ein Meisterwerk. In Csongors Liste sehe ich überwiegend saubere Routine, vor Allem bei "The Mummy Returns", "The Legend of Zorro" und "Star Wars II".
  9. Mag sein, dass Hinz und Kunz ihn kennen, aber das macht diese Musik noch lange nicht zu einem Meisterwerk. Dieser bunte Eintopf aus allen möglichen Restverwertungen von Chorarchivmaterial bis zu schnell von Zimmer neben der Arbeit an "Last Samurai" hingekritzelten Themen ist ein musikalischer Militäractionmusikflickenteppich, dessen Neuerung für das Genre Piratenfilm sich nur durch Bruckheimers gewaltige, fast schon bornierte Engstirnigkeit in Bezug auf seine Filmmusik begründen lässt. Die Musik ist komplett in d-moll gehalten, die Themen sind so oder so ähnlich alle schonmal dagewesen und bilden selbst in Zimmers Schaffen einen großen Tiefpunkt. Auch der zweite Teil beckleckert sich nicht mit Ruhm, doch die Musik zum dritten Teil mit den erfrischend anders gestrickten Themen, dem orchestraleren Ansatz (die Elektronik und die furchtbare Abmischung ziehen den ersten Teil ohnehin noch stärker runter) und einer gesunden Portion Mantel-und-Degen-Gefühl machen diese Musik immerhin zu einer von Zimmers besten Arbeiten der letzten Dekade. Ein Meisterwerk unserer Zeit ist definitiv die Musik Shores zum "Herrn der Ringe" - raffiniert orchestriert und konzeptionell schlüssig und konsequent schafft Shore es zudem, all die verschiedenen Welten polystilistisch einzufangen, ohne bloßes Stückwerk aneinander zu reihen. Auch Gabriel Yareds abgelehnte Musik zu "Troja" hätte meiner Meinung nach das Prädikat "Meisterwerk" verdient, da diese Musik sehr vielschichtig konzipiert ist, auf Traditionen zurückgreift (die Charakterisierung des Fortschrittlichen Trojas durch Priamos' Fuge z.B.) und eine Prise Authentizität beisteuert (die Klagegesänge) ohne dass diese Elemente aufgepflanzt wirken. Ansonsten ist es wegen des ständigen Einheitsbreis sehr schwierig, ein Meisterwerk zu finden, da anscheinend auch der Anspruch der Komponisten an ihre Arbeit gesunken ist. Das kann man sehr gut an Goldsmith Mitte der 90er nachvollziehen: "Keiner schreibst mehr Suiten für den Abspann, dann höre ich auch damit auf. Außerdem schreibe ich nur noch die Stimmen, die man definitiv im Filmmix hört. Der Rest ist sonst vertane Liebesmüh."
  10. Stimmt, das war Jarre :konfused: aber ich meine noch von einer allerersten Fassung gelesen zu haben. Ich kann auch nachvollziehen, dass man 1994 die Musik für eine Katastrophe gehalten hat, aber da wir heute den Luxus haben, über Goldsmiths gesamtes Schaffen zu blicken bildet "The River Wild" eine von unendlichen Routinearbeiten, Pathos sehe ich im Spätwerk allerdings in Sachen wie "Air Force One", "The Sum of all Fears" oder "Powder". "The River Wild" habe ich immer in die Ecke "Sleeping with the Enemy" gestellt mit einer klaren und schlichten, aber dennoch lyrischen Melodie, die von der Flöte vorgetragen wird. Die folgenden orchestralen Arrangements des Themas wirken zwar schwelgerisch aber nicht pathetisch. Schade, dass man nicht in Erfahrung bringen kann, von wem die Idee überhaupt stammt, das Volkslied (Danke für die Korrektur des Titels) als Hauptthema zu verwenden.
  11. Müssen es denn zwei Doppeldecker sein? Es können doch auch zwei Einzel-CDs desselben Komponisten sein mit jeweils einer Musik, oder?
  12. Am Wilden Fluss Gail war einst Führerin am Salmon River in Idaho und lebt jetzt mit ihrem Mann Tom und den beiden Kindern Willa und Roarke, der Geburtstag hat, in Bosten. Aus diesem Grund unternimmt das Paar, in dessen Ehe es schon länger kriselt, mit seinem Sohn eine Tour den Salmon River hinunter. Zu Beginn begegnen sie Wade und Terry, die mit ihrem Führer Frank ebenfalls dieselbe Route nehmen wollen. Als sich Frank jedoch angeblich eines Nachts davongeschlichen hat, schließen sich Wade und Terry der Familie an, doch Tom gefällt gar nicht, dass sich die oberflächliche Bekanntschaft zwischen seiner Frau und Wade zu Freundschaft zu entwickeln scheint und auch sein Sohn lieber mit den fremden Männern Zeit verbringt. Nach und nach kippt die Stimmung und die beiden Fremden werden immer forscher und dreister, bis sie ihre Maske fallen lassen: Sie haben gemeinsam mit Frank eine Viehauktion überfallen und den Salmon River als Fluchtweg ausgewählt. Frank jedoch war verwundet und wurde von den beiden getötet, sodass sie nun einen neuen Führer durch die gefährlichen Stromschnellen in der "Höllenschlucht" brauchen nämlich Gail. Mit Tom und Roarke als Geiseln soll sie die Verbrecher sicher leiten... Curtis Hansons "River Wild" ist ein unterhaltsamer, wenn auch nicht überaus spektakulärer Film, der auch heute insbesondere wegen der herrlich fotografierten Landschaftaufnahmen sehenswert ist. Auch die Spannung zwischen den einzelnen Charakteren wird glaubhaft rübergebracht und der Spannungsbogen von Szene zu Szene dezent aber kontinuierlich angezogen. Die recht klischeehaften Elemente wie die familiären Probleme des Ehepaares Hartman (Meryl Streep & David Strathairn) sowie die klassische Aufteilung der Bösewichte in den skrupellosen Fiesling (Kevin Bacon) und den dumpfen Schläger (John C. Reilly) wird besonders durch die rasanten Stromschnellen-Actionszenen wettgemacht, die man so eher selten zu sehen bekommt. Insgesamt bietet "Am Wilden Fluss" eine recht spannende Unterhaltung, die zwar viele Thriller-Strickmuster bedient, aber durch eine originelle Lokalität und wundervolle Fotografie überzeugt. Zur Musik: Um die Musik zu "River Wild" ranken sich einige Gerüchte um sogar zwei abgelehnte Musiken, von denen immerhin die zweite Fassung von Maurice Jarre in einer rund 10 minütigen Aufnahme existiert. Letzten Endes steuerte allerdings Jerry Goldsmith die Filmmusik bei und verwendete als Hauptthema das aus dem Jahre 1724 stammende Lied "The River Wild" - eine sehr lyrische Melodie, die für Gails Charakter steht und den Film in einer gefühlvollen Variation für Harfe und Flöte eröffnet. Goldsmith selbst steuerte zu seinem Hauptthema noch zwei weitere Motive bei: Zum einen eine Akkordfolge für Streicher und Bläser von großem Gestus für die prachtvolle Natur sowie ein markantes Actionmotiv, das das erste Mal erklingt, als Wade droht zu ertrinken und schrill von der Trompete vorgetragen wird. Besonders die ruhigen und besinnlichen Momente erinnern oft an ähnliche Musiken des Komponisten aus dieser Zeit wie das sanfte Hauptthema, das von der Flöte gespielt wird oder auch die gesampelten indianischen Flöten, die man bereits in "Poltergeist II" zu hören bekam. Umso interessanter ist es, dass der Komponist für die Spannungs- und Actionpassagen einen eigenständigen Ansatz wählte, als wie so oft auf in dem Klavier und den tiefen Streichern treibenden Ostinati zu setzen. Stattdessen pulsieren in "The River Wild" oftmals die gezupften Streicher, die von sorgfältig gestimmtem Schlagwerk (Tomtoms, Congas, Pauken) durchsetzt sind. Geht es heftiger zur Sache, verwendet Goldsmith entweder das über flirrende Streicher gelegte Trompetenmotiv oder beruft sich auf prägnante aber sehr rhythmische Bläser- und Schlagzeugakzente. Mitte der 90er ging der Anteil der elektronischen Elemente wesentlich zurück sodass auch diese Musik größtenteils orchestral daher kommt, aber stets mit einigen elektronischen Einsprengseln versehen ist. Besonders auffällig ist ein hart zischendes Geräusch, das später auch in "Executive Decision" als Unterstützung der kleinen Trommel zum Einsatz kam und heute mehr als veraltet erscheint und in seiner heftigen Präsenz sogar im Filmmix selbst störend auffällt. Ansonsten gelingt es Goldsmith leider nicht, durch sein recht originelles Konzept des pulsierenden Streicherpizzicati einen musikalischen Spannungsbogen zu kreieren oder der Idee immerhin ansatzweise neue Seiten abzugewinnen, sodass sich besonders die letzte rund zehnminütige Actionmusik als alleinstehender Hörgenuss als recht zäh erweist. Die Musik zu "River Wild" verfügt somit also über einen eigenständigen Charakter zur Zeit der "Basic-Instinct"-Restverwertungen, kommt aber trotzdem nicht über sauber gearbeitete Routine hinaus und leidet streckenweise unter unnötiger Elektronik. Interessanterweise nahm auch der Komponist viele elektroniklastige Suspense-Passagen nicht mit auf das Album, welches zur Zeit des Films bei RCA Victor verlegt wurde und mittlerweile vergriffen ist. Da momentan einige 90er-Musiken erweitert bei Lalaland aufgelegt wurden wäre ebenfalls zu hoffen, dass auch "River Wild" mit einer vollständigen Veröffentlichung - am Besten mit den abgelehnten Musiken - bedacht wird, denn interessanter als "Malice", "Nicht ohne meine Tochter" oder "Last Castle" ist diese Musik allemal.
  13. Mephisto

    Hans Zimmer

    Willkommen im Forum, Dennis Ist es wirklich eine Schande, die Filme nicht zu kennen, zu denen man die Musik besitzt? Das zeichnet doch eher die Musik aus, die - losgelöst vom Film - nicht nur bloße Bildunterstützung zu sein scheint sondern auch auf rein musikalischer Ebene für sich stehen kann. Die allererste Aufgabe ist natürlich, den Film zu unterstützen, aber damit man sich auch ohne Film mit ihr beschäftigt sollte sie auch auf anderer Ebene überzeugen können. Ein fünf Minuten langer gehaltener Ton der Contrabässe kann in einem Film Spannung erzeugen, auf CD wird das schon nach bereits fünf Sekunden ermüdend. Was mich allerdings vielmer interessieren würde: Wie begründest du den Fakt, dass Filme mit Zimmers Musik besser werden? Besser als was? Als wenn sie keine Musik hätten oder als wenn Jerry Goldsmith in seinen besten Jahren den Film vertont hätte? Und wie deckt sich denn mit dieser (angeblichen) "Tatsache", dass Du trotzdem "nur wenig sogar" für meisterhaft hälst, was aus dem Studio Zimmers kommt? Welche Filmmusiken oder Elemente wären denn das?
  14. ...und wobei Leonardo DiCaprio in "Titanic" Talent immerhin erahnen lies während Pattinsons und Stewards schauspielerische Fortschritte man ja anhand der vier bisherigen Filme verfolgen konnte...von desaströs irreführend bis über immernoch grottig bis mäßig, aber stets talentfrei.
  15. Nur interessehalber: Was ist mit Kinski? Und wie bewertest Du dann Leute wie James Stewart oder Burt Reynolds, die auch zu "ihrer" Zeit optisch nicht mit Rock Hudson oder Lex Barker mithalten konnten und auch schauspielerisch nur ein paar Gesichtsausdrücke hatten... Außerdem: Was wäre "Starship Troopers" ohne die ganzen Schönlinge
  16. Nach dem wirklich nichtssagenden "Quantum Trost" würde ich mich umso mehr ein neuer Komponist interessieren und Newman wäre durchaus interessant. Die Arnold-Musiken fand ich qualitativ sehr unterschiedlich, besonders "Die another Day" mit den aufgesetzten elektronischen Beats damit's schön "technisch" klingt fand ich grausam - im Film sowie auf der CD. An "Tomorrow Never Dies" kann ich mich nicht mehr erinnern und habe die CD noch nicht ausgepackt, insofern bildet "Casino Royale" meine Lieblings-Arnold-Bond-Musik. Schade, dass es nach diesem atmosphärisch dichten und mit herrlich treibenden orchestralen Actionsequenzen so abwärts gehen musste.
  17. Der Feind in meinem Bett Das Ehepaar Laura und Martin Burley scheinen alles zu haben, was man sich nur wünschen kann: Geld, ein tolles Haus und eine glückliche Beziehung, doch der erste Eindruck täuscht. Stattdessen ist Martin ein kontrollwütiger Sadist, der seiner Frau keine Freiheiten lässt und sie sofort schlägt, sobald er sich von ihr hintergangen fühlt oder sie seine perfektionistische Ordnung durcheinander gebracht hat. Außerden versucht er, seine Frau mindestens einmal im Jahr zu einem Segelausflug zu bewegen obwohl diese nicht schwimmen kann. Als es wieder einmal so weit ist, nutzt Laura, die seit einiger Zeit heimlich Schwimmunterricht nimmt, die Gelegenheit und lässt sich in einem Unwetter über Bord fallen. Sie täuscht so ihren Tod vor und beginnt in einer Kleinstadt in Iowa ein neues Leben und lernt sogar einen neuen Mann kennen und mit der Zeit lieben, doch immer mehr unglückliche Zufälle bringen Martin auf die Spur, seine Frau sei noch am Lebend. Bebend vor Wut macht er sich auf die Suche, um sich und seine "Prinzessin" wieder zu vereinen... Joseph Rubens Verfilmung des gleichnamigen Romans von Nancy Price kann durchweg als gelungen und spannend bezeichnet werden. Dabei ist jedoch entscheidend, dass der Film haptsächlich als Drama und Thriller, nicht als psychologische Betrachtung einer Gewaltehe funktioniert. Die junge Julia Roberts passt perfekt in die Rolle der zarten unterdrückten Frau, die offensichtlich aus Naivität in die Ehe mit Martin geraten ist während Patrick Bergin brillant das Gleichgewicht zwischen dem häuslichen Tyrannen und dem charmanten und gebildeten Investmentberater hält. Als dritter im Bunde überzeugt Kevin Anderson als ehemals ambitionierter Schauspieler, der in Lauras neuer Heimat Dramaunterricht an der Schule gibt. Ruben schafft es, den Film mit verschiedenen Atmosphären zu füllen. Ist der Zuschauer anfangs noch sehr angetan von dem luxuriösen Glaspalast am Strand so lernt man immer mehr das "einfache" Leben der Kleinstadt zu schätzen, in der man abends in der Hollywoodschaukel auf der schicken Verana sitzt. Insegsamt bietet "Der Feind in meinem Bett" eine gute Thrillerunterhaltung die handwerklich sauber in Szene gesetzt un mit überzeugenden Darstellern besiedelt ist. Zur Musik: Zu Beginn der 90er wendete sich Komponist Jerry Goldsmith mehr kleineren Dramen sowie Thrillern zu und wandte sich immer mehr von Actionvertonungen ab. "Der Feind in meinem Bett" erfüllt sogar beide Genres und verglichen mit den stets wiederkehrenden "Basic Instinct"-Restverwertungen der folgenden Jahre kommt diese Musik zwar - wie so oft in dieser Zeit - routiniert, aber ambitioniert daher. Interessanterweise rückt Goldsmith deuticher den dramatischen und zwischenmenschlichen Aspekt über die Protagonistin denn den Thriller-Aspekt in den Vordergrund. Daher steht auch das Hauptthema für Laura und wird - ebenfalls typisch für diese Schaffensphase - von der Flöte über leichte Streicherteppiche vorgetragen und mit einigen Synthieglockeneffekten garniert. Das Thema ist von schlichter Schönheit und mutet teilweise träumerisch und naiv an - besonders in der Fortführung der Streicher. Diese Melodie zieht sich wie ein roter Faden durch die monothematisch konzipierte Musik. Insgesamt ist die Musik sehr orchestral, aber niemals ausufernd und besticht durch detaillierte Stimmführung wie z. B. während Lauras Verkleidung nach dem Sturm. Hier begegnen einem harsche und dissonante Streicherfiguren in ungeraden Taktarten und auch die Sturm- und Beerdigungssequenz wurde ansprechend mit gedämpften, aber gleichfalls schrillem Blech und fernen Schlägen der Röhrenglocke vertont. Die Musik lässt jedoch stark nach, wenn sich die Handlung auf den von Rache und Demut angetrieben suchenden Martin handelt, denn hier greift Goldsmith wieder in die Sampel-Kiste und setzt für den Ehemann ein luftiges und gleichzeitig pochendes Geräusch ein, das immer mehr von einer gesampelen angeschlagenen Stahlseite abgelöst wird. Diese Passagen der Musik sind zwar im Film wirkungsvoll aber auf CD recht uninteressant, sodass einem neben der Sturmsequenz hauptsächlich die von dem - ohne Frage - schönen Hauptthema getragenen Stücke in Erinnerung bleiben und diese Musik stets hörenswert machen. Insgesamt ist "Der Feind in meinem Bett" eine der besseren Thrillervetonungen des Komponisten aus dieser Dekade und steckt "Malice" oder "Criminal Law" durch ein überzeugendes Hauptthema, größtenteils orchestrale Musik und einige raffinierte Passagen in die Tasche - ohne jedoch "Basic Instinct" oder "L.A. Confidential" zu erreichen. Im Erscheinungsjahr des Films wurde ein knapp 40 Minuten langes Album mit allen wichtigen Passagen und Elementen sowie dem Van Morrison-Song "Browneyed Girl" herausgebracht. Diese CD war seit einiger Zeit vergriffen bis Lalaland Records eine erweiterte Fassung letztes Jahr veröffentlichte, die augenscheinlich die komplette Musik in fast chronologischer Reihenfolge enthält wobei die für das Album arrangierten Tracks "The Storm" und "The Funeral" in der alten Albumversion enthalten und kürzere unveröffentlichte Passagen wie so oft zusammen gefasst wurden.
  18. Also heute habe ich am Vorabend noch nichts festes vor. Wenn die Quasigattin mir also um diese Zeit freigibt und bereit ist, auf meine dilletantisch helfende Hand beim Salatschneiden zu verzichten werde ich mal reinhören.
  19. Das stimmt natürlich, aber abgesehen von dem unglücklichen Zeitpunkt bedient die Atomexplosion (wenn auch auf eine geschmacklose Art und Weise) die "Wenn-schon-denn-schon"-Einstellung des Films. Man schämt sich für nichts, schöpft aus den Vollen, leistet sich aber keine handwerklichen Fehler. Nebenfiguren wie Clark oder die dahinstolpernde Beziehung Rileys zu seiner Freundin machen diesen Film und seine Figuren weniger stereotyp.
  20. Der Anschlag In dem Jom-Kippur-Krieg führt ein israelisches Kampfflugzeug eine amerikanische Atombombe über feindlichen Luftraum mit sich. Die Douglas A-4 wird abgeschossen und die Bombe verschüttet. Diese wird dreißig Jahre später von arabischen Schrotthändlern gefunden und an eine internationale faschistische Organisation verkauft, die sich zum Ziel gesetzt hat, die beiden Großmächte Russland und Amerika gegeneinander auszuspielen und in einem Krieg zu zermürben. Währenddessen reisen CIA-Mann William Cabot und sein junger Assisstent - Jack Ryan - nach Russland, um den neu gewählten Präsidenten Nemerov zu überprüfen, der von den USA als Hardliner eingestuft wird. Ryan findet in Russland heraus, dass drei Atomwissenschaftler aus der alten israelischen eine neue Bombe gebaut haben, die bereits nach Baltimore geschmuggelt und in dem Stadion des Super Bowls deponiert wurde, bei dem der amerikanische Präsident anwesend ist. Ryan und Cabot gelingt es, den Präsidenten in Sicherheit zu bringen und das Stadion zu evakuieren, doch da braust eine gewaltige Schockwelle durch das Land und ein riesiger Atompilz erhebt sich über Baltimore. Die USA machen Russland für den Anschlag verantwortlich, doch Jack Ryan hat eine ganz andere Ahnung. Ihm bleibt jedoch nicht viel Zeit, einen Atomkrieg zu verhindern... "Der Anschlag" ist bereits die vierte Verfilmung eines Jack-Ryan-Romans des Bestsellers Tom Clancys, dessen Bücher allgemein eine pro-amerikanische und pro-militärische Einstellung vertreten. Nichts desto trotz ist Phil Alden Robertson ein unterhaltsamer Film hoen zu viel Pathos und wehende US-Flaggen gelungen, der viel zu sehr in die Vollen geht, als dass er sich ernsthaft als seriösen Politthriller verkaufen wollte. Handwerklich gekonnt in Szene gesetzt standen mit Morgan Freeman als William Cabot und James Cromwell als Präsident Fowler zwei talentierte Schauspieler zur Verfügung. Jack Riley wird in diesem Fall von Ben Affleck gemimt und ist somit um einige Jahre zu den vorigen Filmen gejüngert, füllt seine Rolle als symphatischer CIA-Agent allerdings voll aus. Auch die Darstellung des diplomatischen russischen Präsidenten durch Ciarán Hinds hebt sich wohltuend und überzeugend von Schwarzweißmalerei ab. Ist der Film in der ersten Hälfte leidlich spannend besticht er anfangs vor Allem durch wohl dosierten Humor in den galanten Dialogen. Die zweite Hälfte - von der Explosion eingeleitet - geht dramaturgisch in die Vollen, wobei Robertson weder seine Figuren noch den drastisch angezogenen Spannungsbogen außer Acht lässt. Das händerringen der jeweiligen Regierungen um eine möglich Lösung des Konflikts sind spannender als mögliche Actionsequenzen, die fast gar nicht vorkommen. Auch der Anschlag selbst kommt ohne brutale Schauwerte aus. Insgesamt ist "Der Anschlag eine gelungener und unterhaltsamer Blockbuster-Thriller, der zwar nicht ohne Klischees, aber Gott sei Dank ohne üblichen Bruckheimer-Pathos auskommt. Zur Musik: Jerry Goldsmith, der nach der Jahrtausendwende mit der handwerklich gelungenen, aber insgesamt farblosen Musik zu "Along Came a Spider" und der völlig nichtssagenden Komposition für "The Last Castle" deutliche Anlaufschwierigkeiten hatte, trat für "The Sum of all Fears" in die Fußstapfen James Horners und Basil Poledouris', die die vorigen drei Jack-Riley-Verfilmungen musikalisch betreut hatten. Goldsmiths Musik markiert einen deutlichen Aufschwung zu seinen beiden schwachen vorigen Kompositionen und knüpft mit orchestralen Schwung und arabischen Lokalkolorit eher an die gehobene Routine der 90er an. Dabei orientierte er sich an den drei zentralen Lokalitäten des Films: Amerika, Russland und der syrischen Wüstengegend. Für Amerika bzw. die CIA steht ein forsches Thema für Blechbläser, das von einem markant synchopierten Streicherrhythmus sowie der kleinen Trommel vorangetrieben und unterstützt wird. Die mit Russland verknüpften Szenen werden plakativ von einem noblen slawisch angehauchten Thema für Blechbläser und teilweise tiefen Männerchor unterlegt und auch die in der Wüste spielenden Szenen sind äußerst klischeehaft mit einigen Oud-Akkorden, iranischer Tombak und ausschließlich melodischen Wendungen bestritten, die auf der Zigeunertonleiter basieren. Bei den wenigen Actionszenen kommen übliche Goldsmith-Manierismen wie ungerade Rhytmik, tiefes Klavier und elektronische Einsprengsel, die - wie so oft im Spätwerk des Komponisten - überflüssig und störend wirken denn wirkungsfördernd. All das ist handwerklich gekonnt umgesetzt und passt im Film wie die Faust auf's Auge, auf CD zerfällt der Score zu "The Sum of all Fears" jedoch deutlich in seine drei Lokalbereiche, da es für den Film nicht vonnöten war, eine musikalische Brücke zu schlagen. Stattdessen sind die Stücke oft derart klischeehaft sodass der Musik fast vollkommen eine persönliche Note fehlt. Niemanden würde es auffallen, wenn man Stücke wie "The Name is Olson" oder "The Bomb" in dem Film "Die Mumie" platzieren würde. Den fehlenden eigenständigen Charakter macht Goldsmith allerdings gleich zu Beginn des Films (und Albums) eindrucksvoll wett: Für die Beziehung zwischen Jack Riley und der jungen Ärztin Dr. Catherine Muller komponierte er ein einfühlsames Thema, das von Yolanda Adams in Form des Songs "If We Could Remeber" während des Abspanns gesungen wird. Doch diese Melodie bestreitet auch die ersten Minuten des Films während des Flugs des israelischen Flugzeugs über das feindliche Gebiet - dieses mal gesungen von der Sopranistin Shana Blake (mit angenehm dunklen Timbre). Zuerst nur zaghaft fast rennaissance-artig von einem Zupfinstrument (Laute) begleitet mündet der Gesang in einen fast clusterhaften Akkord aus dem sich eine Hornmelodie hervortut. Dann setzt der Sologesang von neuem ein, dieses Mal üppig vom gemischten Chor und sanft vom Orchester getragen bevor wieder der für die Bombe stehende Clusterakkord durchbricht und einen ersten Eindruck von der arabischen Wüstenmusik freigibt. Dann jedoch zieht Goldsmith alle Register: Die Männerstimmen vokalisieren eine kleine aufsteigende Sekunde und eröffnen so einen breiten Gesangsteppich über den die Frauenstimmen die zweite Häfte des Themas singen. Wieder mündet die Musik in den Bomben-Akkord, dieses Mal in seiner gewaltigsten Form inklusive Chor, bevor die Musik nach einem weiteren arabischen Einsprengsel ruhig mit dem Chor ausklingt. Es mag geschmacklos erscheinen, den Flug und Absturz einer Atombombe derart zu untermalen, doch der theatralische opernhaft pathetische Gestus schließt sich, als kurz vor Schluss des Films die Mitgleieder der Neonazi-Organisation zu der gewaltigen Puccini-Arie "Nessun Dorma" wie in "Der Pate" in einer Killer-Montage hingerichtet werden.
  21. Warum benennt man ganz Thementitel in einem Forum in englischer Sprache? Ich kenne das nur zu gut und versuche auch, hin und wieder gegen zu steuern. Zum eigentlichen Thema: Wie gesagt: Einige Komponisten verstehen ihr Handwerk und Larry Groupé, dessen Sachen für "Immediate Music" mir positiv aufgefallen sind, hat auch den Sprung in die Filmmusik geschafft ("Straw Dogs" Neuverfilmung). Bei "Illusions" warte ich noch auf eine CD-Veröffentlichung, aber die "Invincible"-CD steht auf meiner Liste. Übrigens scheint sich Musik für Orchester und Chor mit poppigem Einschlag seit einiger Zeit auch so zu verkaufen. Mir fallen da die Brüder von "E.S. Posthumus" ein, deren Musik offiziell nicht als Produktions- sondern kommerzielle Musik geschrieben wurde, aber gerne von Studios für derartige Zwecke genutzt wurde u. A. in der Vorschau zu "Spiderman 1" Das ab 1:40 laufende Stück "Pompeji" ist aus deren Album "Unearthed" http://www.amazon.de/Unearthed-S-Posthumus/dp/B0008191LU/ref=sr_1_3?s=music&ie=UTF8&qid=1325509143&sr=1-3 Ich komme ja immer nicht umhin, den "Epic-Fans" Werke wie die "Symphonie der Tausend" von Gustav Mahler oder die "Gothic Symphony" von Havergal Brian zu empfehlen, nur dafür muss man halt etwas mehr Zeit mitbringen als für ein 2-Minuten-Trailerstück.
  22. Also "Trailer Musik" kann theoretisch alles sein und dient zur musikalischen Untermalung einer Filmvorschau zur Zeit der Produktion, wenn die Originalmusik noch nicht eingespielt wurde. Im Golden Age haben Leute wie Alfred Newman oder Max Steiner sogar noch speziell Trailer-Musik für die Filme, die sie vertont haben, geschrieben wie z. B. "They Dies With Their Boots On" oder "Charge of Light Brigade" sowie "Twelve O'Clock High". Hierbei handelt es sich um Musikstücke von zwei bis drei Minuten Länge, auf die dann die Vorschau für's Kino aus den bereits gedrehten Szenen geschnitten werden konnte. Bis in die 90er Jahre war es üblich, die Vorschaun aus den interessantesten und wirksamsten bereits gedrehten Szenen zu schneiden und mit markanter Musik aus anderen Filmen zu unterlegen. Hier ein kleines Beispiel von 1995: Der Filmmusikkenner weiß natürlich, dass die Musik zu diesem offiziellen Trailer nicht von Jerry Goldsmith ist, der den Film letzten Endes vertont hat, sondern wird vielmehr alte Klassiker entdecken, nämlich "Legends of the Fall", "Hoffa", Conan" und "Christopher Columbus: The Discovery". Erst seit dem vorletzten Jahrzehnt setzte sich die sogenannte "Produktionsmusik" durch, d. h. Stücke, die möglichst auf den Punkt und oft übertrieben musikalische Klischees wie "Action", "Emotional" etc. bedienen. Die Trailer- oder Produktionsmusik fährt dabei sehr oft mit schweren Geschützen auf, reduziert das Orchester auf einen reinen Bombastapperat und garniert das ganze mit grammatikalisch und semantisch völlig sinnfreien Lateinphrasen. Mittlerweile gibt es zumindest in Amerika zig Firmen, die solche Musik komponieren und einspielen. Zu den üblichen Verdächtigen gehören "X-Ray-Dog", "Immediate Music" oder "Two Steps From Hell". Alleine die Firmennahmen legen offen, aus welcher Richtung der Wind weht. Hier geht's "groß" und aufgemotzt zur Sache, wobei einige Komponisten ihr Handwerk durchaus verstehen. Die Lizenzen solcher Firmen sind äußerst teuer, schließlich müssen die Aufnahmen mit Chor und Orchester und die Komponisten bezahlt werden. Da die Musik oft sehr rhythmisch getrimmt ist lassen sich die Trailer daher auch gut schneiden. Heutztage enthalten Trailer hin und wieder bis an die zehn verschiedenen Stücke verschiedener Firmen. Ein Beispiel wäre dir Vorschau für den dritten Teil der "Fluch der Karibik"-Reihe: Hier sind folgende Stücke untergebracht Pirates of the Caribbean: Dead Man's Chest (2006) - Hans Zimmer Pirates of the Caribbean: Curse of the Black Pearl (2003) - Klaus Badelt "Yo Ho Yo Ho (A Pirate's Life For Me)" - Chelsea Diblasi "Return of the King" - X-Ray Dog "Tortured Souls" - Pfeifer Broz. Music "Def Con" - Immediate Music "With Great Power" - Immediate Music "Dark Empire Remix" - X-Ray Dog "Choral Swell 3" - Music Junkies "Dark Lord Dogma" - Pfeifer Broz. Music "The Maker" - Music Junkies "Wasted Obsession" - Pfeifer Broz. Music "Skeletons Rising" - X-Ray Dog "Frantic Chase" - Pfeifer Broz. Music "Panic Rise" - Pfeifer Broz. Music "Evil Island" - Pfeifer Broz. Music Diese Firmen pressen ihre Musik auf CDs die an die Studios nur als Leihgabe verstanden wird und bis vor kurzem war es Normalsterblichen nicht möglich, auf legalen Weg an diese Musik zu kommen, bis zuerst "Immediate Music" auf die unzähligen Anfragen der "Bombast"-Fans reagiert und ein Trailermusik-Höralbum produziert hat. Mittlerweile sind auch "Two Steps From Hell" nachgezogen.
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