Zum Inhalt springen
Soundtrack Board

Stefan Schlegel

Mitglied
  • Gesamte Inhalte

    1.466
  • Benutzer seit

  • Letzter Besuch

Alle Inhalte von Stefan Schlegel

  1. Wichtig und überraschend in dem Zusammenhang: Es ist das erste Mal seit mehr als einem Jahr, daß Digitmovies mit den beiden Fusco und Fidenco-Titeln überhaupt mal wieder was aus dem CAM-Katalog bringen darf. Es scheint wohl einen neuen Deal oder eine Einigung mit Sugar gegeben zu haben, was zumindest für die Zukunft ein wenig Hoffnung macht. Der Fusco I COSACCHI ist für mich eindeutig das CD-Highlight der letzten paar Wochen und eine wirklich sehr erfreuliche Sache. Ich gehe eigentlich fast davon aus, daß auf der CD mehr Musik ist als im Film selbst, der beileibe nicht Wall-to-Wall untermalt ist und weitaus weniger als 70 Minuten enthalten dürfte. Die Track-Sequenzierung sieht mir übrigens nicht besonders chronologisch aus, da viele der Tänze und das Zigeunerlied, das auf der CD ziemlich weit hinten erscheint, in einer längeren Ballsequenz im Film nacheinander gespielt werden. Dagegen erscheinen diese Tänze auf der CD nun aber weit verstreut. Es gibt zwar ein paar dramatische Schlachtsequenzen, aber wie üblich ist Fuscos Musik natürlich zum Großteil auch recht eigenwillig gestaltet mit vielen solistischen Passagen und einem Orchestersatz, der oft auf Transparenz bedacht ist. Da die US-Labels momentan eh so gut wie keine Golden Age-Scores aus dem Abenteuer/Historien-Film-Genre mehr bringen, ist es natürlich umso erfreulicher, daß wenigstens in Italien diesbezüglich noch was gemacht wird. Viele Sammler werden das nicht kaufen, das ist klar, insofern ist es überaus lobenswert, daß sich Digitmovies entschlossen hat, von I COSACCHI wenigstens doch noch 300 Exemplare pressen zu lassen. Interessanterweise ist das sehr schöne slawische Liebesthema, das sich durch die komplette Partitur in mannigfaltigen Variationen zieht, recht eng verwandt mit dem Andrei-Thema aus Waxmans TARAS BULBA (dort vor allem in "Birth of Andrei" zu hören), der aber erst zwei Jahre später entstanden ist. Es ist bereits im Mittelteil des Main Titles ab Minute 0:59 zu vernehmen:
  2. Diggers Factory/Play Time veröffentlichen übrigens am 12.2. noch einen weiteren sehr reizvollen Michel Magne-Score. Neben dem kuriosen Crossover-Konzeptalbum "Moshe Mouse Crucifixion" von 1975 enthält diese CD nämlich interessanterweise auch noch sämtliche LP-Tracks von Magnes sinnlich-hypnotischer Filmmusik zu DON JUAN 1973 aus genau dem Jahr 1973: https://www.diggersfactory.com/vinyl/232239/michel-magne-boris-bergman-moshe-mouse-crucifixiondon-juan-73-cd Auch jpc listet die CD schon, nur mit falschem VÖ-Termin: https://www.jpc.de/jpcng/poprock/detail/-/art/magne-michel-bergman-boris-moshe-mouse-crucifixion-don-juan-73/hnum/10379863 Der 2007 erschienene Magne-Sampler von Universal France mit BARBARELLA, LA RONDE etc. enthielt zwar rund 23 Minuten von DON JUAN 73, aber eben - wie ja so oft bei den Lerouge-CD-Produktionen - längst nicht alle 13 Tracks meiner alten Barclay-LP, die eine Laufzeit von etwa 37 Minuten hatte. Gefehlt haben auf dem Universal-Sampler etwa die sehr schönen Stücke "Don Juan et le coryphée", "Intermission 2" oder die vokale Fassung vom Don Juan-Hauptthema mit 3:46 Minuten (B 1 auf der LP). Die Sequenzierung auf der neuen CD bei DON JUAN entspricht nun also erstmalig auch der auf der Barclay-LP aus den 70ern
  3. Im Prinzip geht es Markus auch nicht so sehr um die Interpretation an sich, die er wie man in diesem Thread lesen kann zu einem Großteil auch ganz in Ordnung findet, sondern um Details, die Otto Normalverbraucher unter den Soundtrack-Hörern wohl kaum mitbekommt. Man braucht schon ein sehr gutes Gehör, man sollte die Originalaufnahme einigermaßen im Ohr haben und dazuhin noch musiktheoretische Kenntnisse mitbringen - ansonsten kann man seine Argumentation sicher kaum nachvollziehen. Wenn ich seine Analyse lese, dann ist mir in den meisten Fällen schon klar, was er meint - aber bei manchen falschen Noten oder fehlenden Instrumenten muß man wirklich schon zwei- oder dreimal reinhören und ganz großer Herrmann-Fan sein, um es genau zu verstehen. Es gibt schon ein paar Fälle, wo es in der Tat ein bißchen stört, aber bei anderen sind es Kleinigkeiten, über die ich zumindest teilweise auch hinweghören kann. Was das "Prelude" betrift, so hat er da vor allem drei Sachen beanstandet: 1) Der Moog spielt bei Minute 1:17 bei Quartet fälschlicherweise ein H statt wie in der Originalaufnahme ein B (im oben verlinkten Orignal ist die Stelle bei Minute 1:26 zu hören). Kann man natürlich beanstanden und bei genauer Betrachtung hört man es auch, aber deswegen geht für mich nicht gleich die Welt unter. 2) Harfenglissandi sind nicht zu hören ab Minute1:41, während sie im Original (dort ab Minute 1:50) durchaus gut vernommen werden können. 3) Dritter Kritikpunkt ist, daß in diesem Track der Neuaufnahme gestopfte statt offene Hörner zum Einsatz kommen, so daß die Hörner auch nicht so stark zur Geltung kommen wie im Original. Die falschen Noten halten sich im "Prelude" also noch in Grenzen, während es andere Tracks wie "Warning" oder "School Play" gibt, wo sie gehäufter auftreten. Und es gibt auf der anderen Seite durchaus auch ein paar Tracks der Neuaufnahme, die Markus in seiner ausführlichen Analyse immerhin als fast fehlerfrei durchgehen läßt.
  4. Die CD mit TAXI MAUVE/J´AI EPOUSÉ UNE OMBRE habe ich mir Ende letzten Jahres doch gekauft und muß sagen, es lohnt sich eben wegen letzterem. Die 23 Minuten von J´AI EPOUSÉ haben überhaupt keinen Hänger und fließen wirklich sehr schön in der Art einer konzertanten Suite. Die Frage ist nur: Warum hat man das an 2009 nicht gleich so gemacht und damals nur 11 Minuten von den rein instrumentalen Tracks gebracht? 11 Minuten für einen solch wunderbaren Score ist halt schon etwas wenig und 23 Minuten plus der Song wäre ganz klar die angebrachte Länge gewesen wie man sie ja früher in den 70ern und frühen 80ern auch oft bei Sarde-Scores auf LP angetroffen hat. Das paßt so und ich bin von daher sehr zufrieden mit dieser jetzigen Verlängerung. Schade nur, daß der Johnny Hallyday-Song wiederum von der anderen CD geholt werden muß. Allerdings muß ich auch sagen: Wegen TAXI MAUVE keinesfalls nochmals kaufen, denn von der Klangqualität (und natürlich auch von den Sarde-Tracks) her ist bei der Musik kein Unterschied zu bemerken gegenüber der früheren Universal-CD, obwohl großartig "remastered" dabei steht. Aber auf das kann man ja heutzutage meist sowieso gar nicht mehr gehen, da das automatisch immer vermerkt ist.
  5. Vielleicht zum Abschluß noch eine kurze Frage an Dich, Markus. Im Booklet der ENDLESS NIGHT-CD ist ja die Rede von zwei unterschiedlichen Manuskripten. Bei der nicht autorisierten Kopie, die im Internet kursiere, soll der "Farewell"-Track aus BATTLE OF NERETVA mit dabei sein, während Quartet dagegen "the Herrmann music provided by the publisher" erhalten habe, das diesen Track nicht enthält. Könnte es da also unter Umständen gar noch weitere kleine Differenzen zwischen diesen beiden Manuskripten geben und hattest Du zu beiden Zugang?
  6. Wie man ja auch an den diversen Reaktionen auf die CD hier im Forum oder auch bei FSM sieht, klafft die Schere in der Tat schon sehr weit. Es dürfte sicherlich nur ganz wenige Personen geben, denen die eventeullen Fehler bei ENDLESS NIGHT so auffallen wir Dir oder gar Bill Wrobel. Denn wer unter den Filmmusikfans geht mit der Originalpartitur zur Hand an diese Aufnahme denn überhaupt ran? Die Personen auf der ganzen Welt kannst Du mit Sicherheit an einer Hand abzählen. Es hängt also meines Erachtens ganz davon ab, wie intensiv sich jemand schon im Vorfeld mit dem ganzen Notenmaterial und mit der Originalaufnahme von ENDLESS NIGHT auseinandergesetzt hat. Da Du Dich offenbar mit jedem Detail schon länger beschäftigt hast, ist das für natürlich auch störender, wenn irgendwas nicht hunderptrozentig so erklingt wie es erwartet wurde. Das kann ich natürlich durchaus respektieren. Ich für meinen Teil kann dagegen nur sagen: Mir fällt der eine oder andere Lapsus schon auch auf, während ich über andere angesprochene Fehler durchaus hinweghören kann, weil ich sie als nicht so bedeutend erachte. Daher ist mein Geamteindruck: Eine gute Einspielung, die vor allem von der Spielweise des Orchesters her den Herrmann-Touch trifft - und das ist für mich schon mal ein sehr positives Faktum - , während für eine optimale Interpretation noch ein Stück weit Luft nach oben ist. Aber ich kann mit dieser Einspielung einigermaßen leben und ich habe auch im voraus nun nicht die absolute Perfektion erwartet. Ich würde sogar fast sagen, daß das Orchester hier sogar noch ein wenig besser spielt als bei BRIDE WORE BLACK, wo es an manchen Stellen noch etwas ungelenker war. Aber auch mit der BRIDE WORE BLACK-Aufnahme komme ich trotz manchen Defiziten noch einigermaßen klar. Schlimmer finde ich es, wenn Phrasierungen und Akzente sehr weit vom eigentlichen Herrmann-Stil entfernt sind. Und das gabs bei manchen früheren Aufnahmen ja auch schon. Es ist mit Sicherheit ein kleineres Team als das eines größeren Labels. Wie Mike auch schon geschrieben hat, muß man doch auch Zeitmangel und Budget mitbdenkeen. Ich würde außerdem jetzt nicht alles, was eventuell ein wenig schief gegangen sein mag, nur dem Dirigenten Fernando Velazquez anlasten. Der ist ein vielbeschäftigter Filmkomponist in Spanien und macht so was wie diese Aufnahme mal an zwei, drei Tagen nebenbei. Wenn Du im Booklet nachliest, dann stehen da noch ganz andere Personen mit dabei für "score reconstruction", "score supervisor", "recording supervisor". Nun gut, da mag der eine oder andere von denen mal nicht ganz korrekt gearbeitet haben, aber denen deswegen nun einen Strick zu drehen halte ich für falsch. Dafür sind mir viele der Fehler einfach zu gering und beschränken sich zum Großteil auf einzelne wenige Noten oder Takte. Es ist ja nun nicht so, daß ganze Stücke falsch gespielt wären oder fehlen würden. Das wäre nochmals was anderes und da wäre das Ausmaß der Kritik noch eher angebracht. Es ist die Art und Weise, wie hier belehrt wurde, die es so in Bezug auf andere Neueinspielungen älterer Filmscores und bei anderen Labels bisher eigentlich nicht gegeben hat. Und warum aber nun ausgerechnet bei einem kleinen Label wie Quartet? Nehmen wir doch mal eine so auf mehreren Ebenen mißglückte Einspielung wie Intradas SPELLBOUND. Bist Du oder Bill Wrobel da etwa mit der Rozsa-Originalpartitur zur Hand dahergekommen und habt Ihr Euch da in der Art penibelst mokiert wie es jetzt bei ENDLESS NIGHT oder davor schon bei BRIDE WORE BLACK der Fall war? Ganz sicher nicht, denn keiner hat dabei die Partitur gezückt und es gab auch keine Videos, in denen dem Label und dem Dirigenten vorgeworfen wurde, was sie alles falsch gemacht hätten. Insofern ist das hier jetzt schon mal eine ganz andere Dimension, auf der das abläuft. Wie hätte wohl ein Label wie Intrada auf solcherart Belehrungen reagiert, die man Ihnen extra zuschickt mit der Forderung, gar auch noch den Dirigenten auszuwechseln? Und daß Bill Wrobel seine Videos an Quartet und an Velazquez geschickt hat, das kannst Du in diesem Thread auf der ersten Seite nochmals nachlesen. Das war ursprünglich bereits im Dezember im FSM-Board gepostet worden. >Was Bernard Herrmann betrifft frage ich mich jedoch, welches weitere Projekt für Jose Benitez in Frage gekommen war. Denn was Bernard Herrmann anbelangt sind wir in der glücklichen Lage, dass inzwischen sämtliche Filmscores entweder neu eingespielt wurden oder als originaler Soundtrack erhältlich sind. < Wie Du schon schreibst ist ja von Herrmann inzwischen eh fast alles eingespielt. Aber muß es denn immer nur Herrmann sein? Es gibt doch noch so viele andere gute Komponisten. Und Benitez hat ja auch schon vor zwei Jahren erwähnt, was er gerne machen würde: We have our own wish list, which includes “Vera Cruz,” “The Four Feathers,” an album pairing “The Soft Skin” and “Une femme est passé” (Delerue), another devoted to John Addison with “Guns for Batasi” and “Start the Revolution Without Me.” There was also “Murder by Death,” which doesn't make any sense now that Varese has given us the original tracks (at last!) All these are just wishes; nothing is confirmed yet. First, we need to see how our initial titles fare.
  7. Na ja, es ist halt eine mehr oder minder groteske Selbstinszenierung, wo man sich fragt, was der ganze Aufwand - vor allem mit den vielen zwischengeschnittenen lächerlichen kurzen Dialogschnipseln aus allen möglichen älteren Filmen - eigentlich soll. Denn es steht in keinem Verhältnis zum Resultat. Große Verwunderung, wenn einem mal ein Track passt, ansonsten ständige Belehrung des Labels mit "but, but, but..." von einem, der natürlich eh alles besser weiß. Und ein einfach rücksichtsloser Umgang mit dem Label sowieso wie es ihn selten gibt. Man merkt, dem Mann ist es eh völlig egal, ob Quartet in Zukunft noch was bringt oder nicht. Hier wäre nur mal der erste von den drei Teilen:
  8. Markus, um nochmals auf den Vergleich Klassik und Filmmusik kurz zurückzukommen: Es ist bei einer Beeethoven-Sinfonie selbstverständlich so, daß man Fehler deshalb sofort erkennen würde, weil es bereits so viele sehr gute Interpretationen davon über viele Jahrzehnte hinweg gab. Insofern ist es logisch, daß fast jeder Hörer gleich feststellen würde, wenn bei einer neuen Aufnahme mal was daneben geht. Da spielt dann keine Rolle mehr, ob ursprünglich mal die Originalpatritur gut oder schlecht entziffert werden konnte. Ich verstehe Deine Argumentation bezüglich der Fehler in der ENDLESS NIGHT-Aufnahme durchaus. Um nur mal bei dem angesprochenen "sul d"-Beispiel zu bleiben: Es mag durchaus sein, daß sich der Kopist vertan und stattdessen ein "solo" gelesen hat, aber trotzdem hört sich die Einspielung nach wie vor einwandfrei nach Herrmann an, selbst wenn jetzt eben für die rund 30 Sekunden nur eine Solo-Violine spielt statt der ganzen Violin-Sektion. Kann man selbstverständlich beanstanden. Die Frage ist, ob man es in diesem vehementen Ausmaß machen muß, wie es Du und noch mehr Bill Wrobel getan haben. Es ist bei Filmmusik-Neueinspielungen zudem schon öfter so so gewesen, daß man mal ein Instrument durch ein anderes ersetzt oder sogar bestimmte Sektionen manchmal aufgestockt hat, weil sie im Orignal ein bißchen zu dünn waren. Haben Morgan/Stromberg bei einigen ihrer Aufnahmen (z.B. Steiner) so gemacht und in den Booklets erläutert, daß sie da vom Original etwas abweichen. Ich würde hier, da die Intepretation an sich im Großen und Ganzen wirklich nicht schlecht ist, doch etwas Gnade vor Recht walten lassen, zumal Quartet mit Neuaufnahmen erst angefangen und noch nicht die Erfahrung hat wie manch andere Label, die sich über die Jahre dann von der Professionalität her erst noch gesteigert haben. Ich müßte jetzt auch nochmals ENDLESS NIGHT direkt ab Film hören, um mir ein detailliertes Urteil zu bilden. Ich habe das noch nicht getan und deshalb ist es auch klar, daß einem logischerweise manche Fehler etwas weniger auffallen werden. Trotzdem finde ich: Es ist das Engagement von Quartet zu respektieren, diese Musik überhaupt mal einzuspielen, und das gewaltige Budget dafür aufzubringen. Keines der anderen Filmmusik-Labels hatte sich ja bisher da überhaupt dran gewagt. Klar: Wenn ich etwa einen Score wie Herrmanns OBSESSION nehme, den ich vom Original her sehr gut kenne und alles genau im Ohr habe, dann wird mir bei einer Neuaufnahme jedes Detail, das nicht paßt, sofort auffallen. Diesbezüglich fand ich Deine Besprechung der Tadlow-Aufnahme von OBSESSION vor ein paar Jahren im Herrmann-Board auch wirklich sehr gut und war da eigentlich in fast allem, was Du angesprochen hast, derselben Meinung gewesen. Du hattest so wie ich mich erinnere ja geschrieben, es wäre bei ein paar Tracks mehr Rubato nötig gewesen oder auch mehr Leidenschaft etc. Und auch die falschen Noten, die selbst bei Tadlow auftauchen - und die haben wirklich mehr Erfahrung als Quartet -, die Du aufgezäghlt hattest, höre zumindest ich natürlich in dem Fall auch weitaus besser heraus. Aber ENDLESS NIGHT ist halt längst nicht so bekannt und eine absolute Ersteinspielung auf Tonträger - allein deshalb bin ich da grundweg erst mal kulanter gestimmt. Du schreibst oben, daß Deine Analyse keine große Auswirkung haben wird, da Du zu unbekannt bist auf dem Gebiet der Filmmusik. Allerdings ist Bill Wrobel, der schon gleich die Hörclips kritisiert hatte, doch deutlich bekannter und allein die Tatsache, daß er sogar seine selbst gebastelten Videos an Quartet nach Spanien geschickt hat, was ich absolut unmöglich fand, das hat nun wirklich Auswirkungen - denn José Benitez hat ja bekannt gegeben, daß ihm das so auf den Nerv ging, daß er keine weiteren Neueinspielungen mehr machen möchte. Jetzt sehe ich zum Beispiel gestern, daß Wrobel noch weiter Öl ins Feuer gießt, indem er drei weitere Videos bei Vimeo ins Netz gestellt hat mit einer Dauer von insgesamt rund 50 Minuten. Darin rezensiert er jeden einzelnen eingespielten Track der CD und gibt ihm eine Note zwischen 1 und 5. Die Quartet-Mannschaft wird dabei behandelt als wären es Grundschüler, die erst noch eine Menge zu lernen hätten, und er spielt sich dagegen als deren Lehrer und Richter auf. Wie er zudem das Ganze als Show mit den Comic-Seifenblassen und irrwitzigen Filmclips aufgezogen hat, ist von meiner Warte aus schon sehr kindisch und fanatisch. Ich habe gar nicht mehr alles angeschaut, sondern nur Teile, weil ich dann echt genug davon hatte. Irgendwo muß es auch nochmal eine Grenze geben. Und hier geht es für mich zu weit. Immerhin kommt er am Schluß dann gnädig zu dem Resultat, man könne sich die CD kaufen, weil das Orchester insgesamt schon gut spiele, aber das endlose Heruummäkeln an jeder Kleinigkeit, die seiner Meinung nach so nicht in der Partitur stehe, geht einem mit der Zeit dann schon auf den Geist. Man meint ja wirklich, es gebe nichts Wichtigeres als eine Viertelnote oder eine ganze Note und es gehe hier um Leben oder Tod. Für mich ist das totaler Herrmann-Fanatismus, wo ich am Ende sagen muß: "get a life". Dazuhin ist es ärgerlich, wie despektierlich wegen dieser Einspielung und kleinerer Fehler auf diesem spanischen Label rumgetrampelt wird. Und das dann geradezu hämisch so öffentlich zu verbreiten mit dem ganz klaren Effekt, Benitez noch mehr zu verärgern. Das habe ich in der Filmmusikszene in der verrückten Art und Weise nun echt noch nicht erlebt. Da braucht sich niemand mehr wundern, wenn auf solche öffentlichen Zurechtweisungen Quartet in Zukunft keine Lust mehr hat und es dann eventuell eben auch keine Neuaufnahmen mehr von ihnen geben wird.
  9. Das ist definitiv so. Ich fand es deshalb schon recht interessant, daß Du fast immer den Partiturauszug mit den Noten zur Begründung Deiner Argumentation in der langen Analyse mit eingegliedert hast. Dadurch wurde zumindest für mich in den meisten Fällen schon recht klar, was Du meinst. Und es mag schon so sein, daß sich einige Notenfehler eingeschlichen haben. Nur ist die Frage: Nehme ich die wirklich beim Anhören auf CD wahr oder nicht? Ich denke, daß Du da von Haus aus schon mal eine andere Herangehensweise mitbringst. Aber es ist in manchen der von Dir kritisierten Fälle so, daß es beim Anhören der CD kaum auffällt - man müßte denselben Abschnitt dann wirklich ein paar mal anhören und ganz gezielt im Detail auf jede Note jeder einzelnen Nebenstimme achten. Wird aber in dem Fall wohl kaum jemand von den normalen Filmmusikfans machen. Und selbst dann ist noch die Frage: Stört einen das oder nicht? Wie gesagt: In ein paar von Dir angeführten Fällen gehe ich durchaus konform mit Dir und kann die Kritikpunkte einigermaßen nachvollziehen wie auch schon in Deiner Analyse der BRIDE WORE BLACK-Einspielung im Talking Herrmann-Board, in anderen ist es für mich dagegen lang nicht so schlimm wie beschrieben. Hier stellt sich aber schon auch die Frage: Kann man denn autonome Konzertmusik in genau dieser Art überhaupt mit Filmmusik vergleichen? Bei Konzertmusik ist die Sachlage bezüglich den Noten in der Partitur ja recht klar. Anders hingegen bei Filmmusik, wo oft immer nochmals abgeändert wird für die eigentliche Filmaufnahme und manches, was in der ursprünglichen Partitur steht, gar nicht unbedingt immer mit dem Endergebnis übereinstimmen muß. Gerade jemand wie John Morgan hat oft darauf hingewiesen, wie viele Fehler und falsche Angaben sich gerade in alten Filmmusikpartituren finden. Ich zitiere mal, um bei Herrmann zu bleiben, aus dem Booklet zu der SNOWS OF KILIMANJARO-CD von Marco Polo: "The manuscript, in sections, was very difficult to read as Herrmann wrote in pen that didn´t transfer well when photocopied. There were also numerous corrections and changes marked on the score that were difficult to interpret and finally, there were a fair number of errors in transpositions, rhythms and notes to contend with. Both Bill Stromberg and I went over the score with the film´s soundtrack in order to prevent as many problems as possible prior to new parts being made." Insofern besteht also schon recht deutlich ein Unterschied zu klassischer Musik, da wie man bei dem Beispiel sieht die Noten in der Filmmusikpartitur gar nicht immer zu 100% ganz korrekt sein müssen.
  10. Es ist der Markus vom Talking Herrmann-Board: http://talking.bernardherrmann.org/talking/view.cgi?forum=thGeneral&topic=4510 Er hat im dortigen Board auch zu BRIDE WORE BLACK so eine ähnliche Analyse vor rund zwei Jahren verfasst gehabt. Meines Wissens ist er Musikwissenschaftler und Komponist. Aber er kann sich ja sicher selbst äußern.
  11. Das ist natürlich schon eine unglaublich detaillierte und ausführliche Analyse, aber mir im Prinzip dann doch etwas zu pedantisch. Ich habe alle Kritikpunkte mal anhand der CD nachgehört und würde sagen: Ein paar Fehler hört man wirklich - wie z.B. der falsche Ton des Moogs in Track 1 bei Minute 1:17 oder die deutlichen Unstimmigkeiten in "The Fight" -, aber manch anderes fällt beim reinen Hören der CD - und selbst wenn man es zwei- oder dreimal anhört -, kaum auf, wenn es eventuell um einzelne Bassklarinetten-Töne geht, die im Hintergrund nun so oder so erklingen. Auch würde man ohne Hinzunehmen der Partitur sicherlich nicht feststellen können, wo mal ein Instrument kurz fehlt oder ein Ton zu lang oder zu kurz ausgehalten ist. Das geht für mich denn schon etwas sehr in Richtung Detailfanatismus. Und wenn man jede Filmmusik-Neuaufnahme der letzten 30 Jahre - ob nun für Marco Polo oder Tadlow oder für wen auch immer - nach solchen Kleinigkeiten anhand der Partituren durchsuchen würde - macht aber so wie jetzt hier bei Herrmann eh niemand - , dann würde man vermutlich auch einiges finden. Viel wichtiger erscheint mir, ob der richtige Tonfall und der Stil des Komponisten getroffen wurde - und das ist er meiner Meinung nach bei dieser ENDLESS NIGHT-Einspielung durchaus, selbst wenn es einige falsche Noten oder auch ein paar andere kleinere Mäkel zu beanstanden gibt. Man nehme dagegen doch nur mal die Adriano-Einspielung von Herrmanns JANE EYRE aus den 80ern: Was soll man denn da erst sagen? Ds ist ja alles viel zu betulich und blutleeer gespielt und ist sehr weit vom eigentlichen Herrmann-Klang entfernt. Oder auch Joel McNeely´s MARNIE-Aufnahme für Varese hat ja nicht nur falsche Noten drin, sondern ist nicht schwelgerisch genug gespielt, ja langweilt einfach etwas zu sehr im Vergleich zum Original. Dagegen finde ich, daß der Herrmann-Stil hier bei ENDLESS NIGHT von der Interpretation des Orchesters her doch zumindest recht gut getroffen ist - und das schafft ja auch nicht gerade jeder Dirigent und jedes Orchester und sollte doch wenigstens positiv vermerkt werden. Sicher ist die Einspielung wie auch die zu BRIDE WORDE BLaCK nicht über jeden Zweifel erhaben, aber ich würde sagen: Nur ganz wenige Personen werden überhaupt das musikwissenschaftliche Wissen mitbringen und eventuelle Fehler heraushören, da auch kaum jemand nun die Partitur direkt vor Augen hat und nebenher aufs genaueste mitliest sowei ebenfalls noch die Originalaufnahme vom Film mithört. Außerdem gibt es gerade hier wenig Vergleichsmöglichkeiten, da ENDLESS NIGHT zuvor noch niemand je neu aufgenommen hat. Und noch ein Hinweis: Wenn schon so an jeder Note und an jedem Detail rumgekrittelt wird, dann sollte wenigstens der Name des Dirigenten in dem unfangreichen Text richtig geschrieben sein. Der heißt nämlich Fernando Velazquez und nicht Velasquez. Aber nicht ein einizges Mal auf den ganzen 48 Seiten ist der Name richtig geschrieben.
  12. Fortsetzung folgt mit der Kopplung von LE CHOC/LES SEINS DE GLACE: https://www.musicbox-records.com/en/cd-soundtracks/9664-cold-mountain-expanded.html Man fragt sich, warum denn bloß schon wieder LE CHOC. Nur weil sich Alain Delon-Titel gut verkaufen lassen in Frankreich? Gegenüber der Universal-CD von 2009 gibt es nun auf einmal 6 Minütchen mehr. Das bringt ja kaum was. Und irritierend: LES SEINS DE GLACE nun aufgedröselt in 21 überwiegend sehr kurze Einzeltracks und mit einer Länge von insgesamt 23:29 Minuten. Die an sich gut zusammengestellte Suite auf der alten Phoenix-LP und späteren CAM-CD ging 22 Minuten. Dennoch sollen kurioserweise 5 Minuten bei den jetzigen CD-Tracks neu sein. Na ja, es gäbe dagegen schon wirklich noch einige andere Sarde-Musiken, von denen bislang nicht mal der LP-Schnitt komplett auf CD veröffentlicht wurde.
  13. "Déménagements" ist nun auch geklärt. Der Track ist aus Michel Magne´s LES CHINOIS À PARIS (1973): https://vinylcollector.store/collections/ecoutez-le-cinema/products/copie-de-ecoutez-le-cinema-20-ans-vol-1-chansons-de-films-vinyle
  14. Raffiniert: Universal France bringt jetzt den früher unveröffentlichten und von vielen immer heiß ersehnten Main Title von ORCA (also Tema dell´Orca IV mit 3:13 Minuten) am 22.1. auch auf LP heraus - neben Stücken aus 10 anderen Morricone-Musiken, die auf der großen CD-Box enthalten waren: https://www.musicbox-records.com/en/vinyl-soundtracks/9623-ennio-morricone-musiques-de-films-1971-1990-lp.html Das Tracklisting des LP-Samplers sieht also so aus: Face A 1. Giu La Testa: Titoli 2. Città Violenta 3. Per le antiche scale (preludio) 4. La Classe Operaia Va In Paradiso 5. Regan’s Theme (Floating Sound) 6. Here's To You Face B 1. Orca 2. Orca (Tema Dell’Orca, IV) 3. Le casse (Générique) 4. State Of Grace 5. The Strength Of The Righteous (Main Title) 6. Gabriel's Oboe 7. On Earth As It Is In Heaven
  15. Der Film ist in der Tat großartig und auch diese genannte Szene wunderbar. Die Wirkung ist natürlich im Original schon noch mal gehörig gesteigert, da die Musik dort viel ausdrucks- und gefühlvoller von einem größeren Orchester gespielt wird. Für die deutsche Fassung, die erst 1972 fürs Fernsehen entstand - in den deutschen Kinos lief YOUNG MR. LINCOLN in den 40er und 50er Jahren nämlich gar nicht - , wurde die Musik dagegen mit einem vielleicht 20-köpfigen Orchester nachgespielt - eine größere Besetzung war das sicher nicht. Das ist dann zwar bemüht, aber im Endeffekt nicht mehr als flau und dem Original niemals ebenbürtig. Immerhin haben sie aufgrund fehlender IT-Bänder hier mal nicht nur Archivmusik bei der Synchronisation eingesetzt. Es ist sozusagen ähnlich gelaufen wie dann auch bei CASABLANCA. Der Plan war halt auch, durch eine eventuelle Neueinspielung auf dem Tribute-Label selbst die Rechte an der Musik zu haben und sie dann an alle möglichen Firmen weiterlizenzieren zu können. Der Plan war aber recht abstrus, da sie schon bei ihren ersten Produktionen feststellen mußten, daß sie niemals die Verkaufszahlen der vorherigen Marco Polo-CDs erreichen konnten und deshalb schon da in den roten Zahlen landeten. Und zum Zeitpunkt, als KING KONG noch geplant wurde, war es eh viel zu spät. Da hätte man noch einen Score machen können, den es wirklich noch gar nie gab und der im Original auch nicht mehr existiert - aber nein, man gibt dann das ganze übrige Geld aus für DON JUAN. Und hätte es sogar noch für einen weiteren KING KONG verpulvert.
  16. Immerhin gibt es das Hauptthema aus YOUNG MR. LINCOLN auch in Newmans A MAN CALLED PETER als "America Theme" zu hören und das Ann Rutledge-Thema taucht bei THE MAN WHO SHOT LIBERTY VALANCE - auf Wunsch John Fords - wieder auf. Beide Scores auf CD verfügbar. Aber klar: Es wäre schon schön, von YOUNG MR. LINCOLN eine Neuaufnahme zu bekommen. Nur sind die Chancen dafür heutzutage äußerst gering geworden. Und Morgan/Stromberg haben für ihre letzten Tribute-Projekte ja auch überwiegend nur noch Scores neu eingespielt, die es in irgendeiner Form eh schon gab, was ich sehr betrüblich fand. Anstatt etwa nochmals Steiners DON JUAN zu bringen, von dem es das Original bereits auf CD in guter Form gab, hätte man auf alle Fälle einen der drei Newmans einspielen können, denn das wäre deutlich sinnvoller und wichtiger gewesen. Die "Krönung" bei Tribute wäre ja dann gewesen, tatsächlich Steiners KING KONG erneut aufzunehmen nur wegen einer eventuell verbesserten Interpretation - denn das war tatsächlich noch ernsthaft geplant .
  17. Nein, außer einem Audiokommentar gabs da keine großartigen Extras, weil eben der "music track" verloren ist: "Those who appreciate Twilight Time’s inclusion of isolated score tracks on most of their titles will be disappointed. Newman’s score is not presented alone." http://www.themortonreport.com/entertainment/film/blu-ray-review-drums-along-the-mohawk-twilight-time-limited-edition/
  18. Die Bänder/Azetate von MARK OF ZORRO existieren bei der Fox schon lang nicht mehr - genauso wenig wie die zu Newman´s YOUNG MR. LINCOLN oder DRUMS ALONG THE MOHAWK aus dem Jahr davor. Das ist allseits bekannt. Nur eine Neueinspielung würde hier weiterhelfen. John Morgan hat sich vor 10 Jahren durchaus mal interessiert dafür gezeigt, die Musik irgendwann mal vielleicht doch noch für Tribute Film Classics aufzunehmen, aber die Zeiten dieses Labels sind ja bekanntlich leider schon lange vorbei.
  19. Die drei gegenüber den früheren ORCA-Veröffentlichungen neuen Tracks in Mono (Tema dell´Orca II, III und IV, wobei es sich bei IV um den zuvor unveröffentlichten und von den Fans immer schwer gesuchten Main Title handelt) hatte sich Lerouge übrigens tatsächlich bei De Laurentiis in Italien geholt und lizenziert und nicht in Frankreich. Daher schon klar, warum Music Box das gar nicht bringen konnte, denn die sind ja nur vom LP-Master vom französischen Rechteinhaber Warner Chappell ausgegangen. Wie Universal´s ORCA nun genau zustande kam und warum der Song wiederum fehlt gegenüber Music Box, das hat Lerouge letztes Jahr im Interview für das Morricone-Fanzine "Maestro" genauer erklärt:
  20. Das stimmt aber nicht so ganz, daß der Fox-Quell total versiegt ist. Einige der letzten Intrada-Titel in den vergangenen Monaten wie TAKE HER, SHE´S MINE, THE YOUNG LIONS oder MORITURI kamen alle von Fox bzw. jetzt von Disney. Also geht da schon noch ein bißchen was. Bei Warner, wo noch viel mehr an interessanten Titeln zu holen wäre, sieht es dagegen weniger gut aus seit es dort einen neuen Lizenzmanager gibt. Lukas Kendall hat darüber ja mal berichtet. Bei KINGS ROW sehe ich es z.B. auch so, daß die Charles Gerhardt-Aufnahme von 1980 absolut überragend und damit dem Original mindestens gleichwertig ist. Würde ich von daher ähnlich wie Du auch öfters hören bzw. habe ich auch so gehalten. Bei ANTHONY ADVERSE auf der anderen Seite ist allerdings die John Scott-Aufnahme von 1991 deutlich kraftloser und lahmer als das viel frischer und vitaler wirkende Original. Insofern würde ich trotz der farbenprächtigen Instrumentierung, die bei einer optimalen Neuaufnahme eventuell besser zur Geltung käme, hierbei prinzipiell eher zum Original greifen. Und von CAPTAIN BLOOD, CONSTANT NYMPH oder OF HUMAN BONDAGE existieren ohnehin bislang keine einigermaßen kompletten Neueinspielungen - also stellt sich mir bei diesen Scores die Frage von vornherein gar nicht. So wie es aussieht, werden davon wohl auch keine Neuaufnahmen in naher Zukunft kommen. Wer soll es denn machen?
  21. Bezüglich der Korngold-Musiken hieß es früher - also vor mehr als 15 Jahren - immer, daß es wegen der Korngold-Erben rechtliche Probleme gäbe und sie sich weigern würden, Veröffentlichungen der Originale zuzustimmen. Wie man aber dann spätestens mit FSMs KINGS ROW ja sah, war diese CD-Edition doch plötzlich ganz offiziell und legal über Warner/Turner möglich. Nur hat sich dann seltsamerweise seit 2007 überhaupt nichts mehr gerührt und keiner weiß genau warum. Aktuell ist es ohnehin wie man hört enorm schwierig, Titel von Warner/Turner zu lizenzieren, insofern erwarte ich eigentlich jetzt auch nichts mehr, aber wie gesagt: Seit der FSM-CD sind allein 13 Jahre vergangen. Und warum kam da im Anschluß überhaupt nichts mehr? Nicht alle Korngold-Scores sind übrigens erhalten: Von ESCAPE ME NEVER gibt es anscheinend nur noch den einen Track, den man auf dem Korngold-Sampler von Rhino findet, auch ANOTHER DAWN hat nicht überlebt. Von BETWEEN TWO WORLDS gibt es allein noch die Viertelstunde, die es auf das Tsunami-Album mit JUAREZ/PRINCE AND THE PAUPER (das nicht mehr von Kummerfeldt produziert worden war und von Markus Mahlke sehr gut gemastert worden ist!) geschafft hat, von DEVOTION 21 und von DECEPTION 18 Minuten. Von den anderen WB-Korngolds existieren die Originalaufnahmen aber ziemlich vollständig.
  22. SEA HAWK hat im Original eine Länge von 96 Minuten. Um auf eine Einzel-CD zu kommen hat Kummerfeldt für die Tsunami-CD damals etwas mehr als 20 Minuten entfernt. Aber wichtiger noch: Das ungefilterte Original klingt tatsächlich noch besser als das, was auf der Tsunami zu hören ist. Die Klangqualität entspricht in etwa der von FSMs KINGS ROW. Die ganz frühen Korngold-Scores von Mitte 30er wie CAPTAIN BLOOD oder ANTHONY ADVERSE (der eigentlich auch zwei CDs füllt und von Kummerfeldt um eine gute halbe Stunde gekürzt wurde) sind klanglich dagegen natürlich schon etwas schwächer. Daher hatte Tsunamis Mastering-Firma in Hamburg gerade mit den beiden auch weitaus größere Probleme und die viel zu sehr "klangbereinigt" - und es sind vor allem die mittleren Frequenzbereiche bei den Holzbläsern betroffen, wo es dadurch dann leider verzerrt und klirrt. Ich habe die unbearbeiteten Originale von den Scores auf CDR schon viele Jahre hier - von daher kann ich den Unterschied genau benennen. Und gerade CAPTAIN BLOOD oder ANTHONY ADVERSE müßten richtig gut aufbereitet in offiziellen Editionen von den US-Labels kommen - aber es geschieht halt einfach nichts (mehr). Außerdem wäre OF HUMAN BONDAGE komplett vorhanden auch in recht guter Klangqualität, der von Tsunami sowieso nie veröffentlicht worden ist.
  23. Selbstverständlich werden viele Erstveröffentlichungen von älteren Musiken durch die ständigen Neuauflagen populärer Scores - meist sowieso immer derselben paar Komponisten, für die es noch genügend Fans gibt - verhindert. Das liegt aber nicht allein nur an den Labels, sondern an der heutigen Sammlerklientel, auf die Rücksicht genommen werden muß. Da Intrada oder LLL profitorientiert agieren, wird eben das produziert, was halt noch so einigermaßen Gewinn einbringt, wenn man den richtigen Köder auswirft. Diese Politik kann man sich schön reden, indem man darauf hinweist, daß jeder jetzt die Möglichkeit hätte, den und den Goldsmith-Score zu besitzen. Vieles andere dagegen, wofür so gut wie kein Markt da ist, wird aber nach 25 oder 30 Jahren meist ohnehin nicht nochmals neu aufgelegt. Und da die meisten Sammler heutzutage am liebsten nur das nochmals erweitert wollen, was sie eh schon kennen oder gar haben, wird auf den immer gleichen Titeln herumgeritten. Golden Age-Erstveröffentlichungen sind natürich auch in der Restaurierung teurer als Reissues oder Expandierungen von Sachen, die es schon mal gab. Und die Lizenzierung selbst kostet natürlich auch Geld. Also ist man da inzwischen sehr vorsichtig geworden. Insofern ist es eindeutig ein großer Verlust gegenüber der Zeit vor rund 15 Jahren als es wenigstens noch ein paar hundert Sammler in der Szene gab, die auch bereit waren, ein bißchen ausgefallenere ältere Scores auf CD zu kaufen. Z.B. könnte man noch etliche Kapers machen oder im North-Nachlaß wäre einiges vorhanden, an das sich niemand rantraut. Dass es fast alle originalen Korngold-Musiken, die ja vorhanden wären, nun gar seit Jahrzehnten nicht mal in ordentlich lizenzierten und klanglich gut aufbereiteten Editionen gibt, brauche ich wohl nicht mal erst zu erwähnen. Eigentlich fast unglaublich.
  24. Hauptsächlich sind das Stücke aus der Stummfilmzeit, die hierbei kompiliert wurden. Die Gaston Borch-Tracks sind sogenannte Kinotheken-Musikstücke, die zur Untermalung unterschiedlicher Stimmungen in allen möglichen Stummfilmen der 20er Jahre verwendet werden konnten. Nur unter der Leitung von Meyer für WHITE ZOMBIE speziell neu eingespielt mit einem für damalige Verhältnisse wohl recht großen Orchester. Hugo Riesenfelds "Death of a Great Chief" war sogar schon 1923 speziell für den Stummfilm-Western THE COVERED WAGON komponiert worden. Was in Minute 43-46 von WHITE ZOMBIE erklingt, ist übrigens überwiegend Borchs Kinotheken-Track "Agitato Pathetique". Alle weiteren detaiillierten Infos kannst Du hier in dem Buch von Rhodes nachlesen: https://books.google.de/books?id=oHApAwAAQBAJ&pg=PA109&lpg=PA109&dq=gaston+borch+incidental+symphonies&source=bl&ots=G9smxvCFgB&sig=ACfU3U3nRCvkx62g_FwmP_r7ZdUexupnvg&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjR1uHK-sjtAhXDMewKHVrkAUUQ6AEwCXoECAUQAg#v=onepage&q=gaston borch incidental symphonies&f=false
  25. Das liest sich aber im englischen Wikipedia-Eintrag mit Bezug auf Rhodes´Buch anders: "The music of White Zombie was supervised by Abe Meyer. Instead of using pre-recorded music, Meyer had orchestras record new versions of compositions for each specific film he was involved in. The music in White Zombie draws from works including Mussorgsky's "Pictures at an Exhibition", Gaston Borch's "Incidental Symphonies", and Hugo Riesenfeld's "Death of the Great Chief".[23] Other pieces on the White Zombie soundtrack include music written by Richard Wagner, H. Maurice Jacquet, Leo Kempenski, and Franz Liszt. The film begins with "Chant", a composition of wordless vocals and drumming, created by Universal Studios employee Guy Bevier Williams, a specialist in ethnic music.[24]" https://en.wikipedia.org/wiki/White_Zombie_(film) Hier sind auch alle einzelnen Tracks, die im Film vorkommen, gelistet und keiner davon wurde von Abe Meyer komponiert: https://siteofthedead.co.uk/white-zombie-1932-soundtrack/
×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Wir nutzen auf unserer Webseite Cookies, um Ihnen einen optimalen Service zu bieten. Wenn Sie weiter auf unserer Seite surfen, stimmen Sie der Cookie-Verwendung und der Verarbeitung von personenbezogenen Daten über Formulare zu. Zu unserer Datenschutzerklärung: Datenschutzerklärung