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Mephisto

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  1. Tatsächlich habe ich diesen Thread nur lose verfolgt. Zu den Nachaufnahmen kann ich nichts sagen. Die Synchroneinrichtung der Partitur habe ich zu Beginn des Jahres vorgenommen, also für das Konzert in Zürich, da die Orchestrierung noch nicht abgeschlossen war. Das Taktschema stand schon, weil die Musik im Klavierauszug und Particell fertig war. Ich habe dann die Synchronpunkte eingetragen und war auch in Zürich bei den Konzerten, danach war ich nicht mehr eingebunden. Daher weiß ich nicht, ob die Nachaufnahmen ebenfalls mit dem Film dirigiert wurden, um später eine Fassung mit der Musik herausgeben zu können. Ich kann schauen, ob ich das in Erfahrung bringe. Ein Belegexemplar habe ich übrigens noch nicht bekommen, aber ich denke, da sollten die Kickstarterleute auch Vorrang haben.
  2. Interessant! Zur Musik kann ich (noch) nichts sagen, weil ich mir die CD damals "gesichert" habe,aber noch nicht dazu gekommen bin, sie zu hören.
  3. GHOST STORY GHOST STORY bildet neben PIRATES und THE MANHATTEN PROJECT einen von wenigen Ausflügen von Philippe Sarde nach Amerika. Dem Titel entsprechend handelt es sich um eine konventionell erzählte Geistergeschichte, in der eine Gruppe von vier (wortwörtlich) alten Freunden von dem Geist einer Frau heimgesucht werden, deren Tod die vier Männer vor 50 Jahren verantwortet haben. Einen besonderen Reiz des Films bildet vor allem die Besetzung der alten Herren, allen voran Fred Astaire und Malvyn Douglas, die sich hier durch einen "modernen" Horrorfilm mit einigen wirkungsvollen Schockeffekten maneuvrieren. Borg-Königin Alice Krieg spielt die mysteriöse Alma, die über die Söhne eines der vier Männer versucht, wieder in das Leben der alten Freunde zu gelangen und sich an ihnen für den Mord an ihrer Seele zu rächen. Das ist tatsächlich einer der Knackpunkte des Films: Es ist nachvollziehbar, dass sich der Geist der Toten an ihren Mördern rächen will, aber dass sie den Umweg über die Söhne eines der Gruppenmitglieder nimmt, erscheint unfair. Die können ja nichts für die Verbrechen des Vaters und seiner Freunde. Der Film konnte mich auch nicht durchgehend fesseln, interessanterweise war ich bei den Rückblenden in die frühen 30er-Jahre, in denen die verhängnisvolle Geschichte über die Gruppe der jungen Männer, die in dieselbe Frau verliebt sind, enthüllt wird, interessierter dabei als in der eigentlichen Handlung, die mich hin und wieder kalt ließ. Philippe Sarde komponierte für GHOST STORY eine atmosphärisch dichte, insgesamt symphonisch anmutende Musik, die wie einige andere Partituren - zum Beispiel LA GUERRE DU FEU - aus dieser Zeit von Peter Knight orchestriert wurde. Die Musik ist sehr facettenreich und fast "traditionell". Wenn in der spannungsreichen Orchestermusik zum Vorspann auch die Orgel losdonnert, wirkt das für einen 80er-Jahre-Horrorfilm zunächst etwas antiquiert, ergibt in Hinblick auf die Filmhandlung aber auch Sinn. Die verschneite New-England-Kulisse bedachte Sarde mit leichten, fast glitzernden Klängen, in denen das Glockenspiel prominent zur Geltung kommt. Ohnehin überwiegt trotz einger großorchestraler Schockmomenten der romantische Ton, der auf den eigentlichen Kern der Handlung verweist: Die enttäuschte Liebe. Für das Liebesthema griff Sarde auf das Hauptthema des drei Jahre älteren Films L'ADOLESCENTE zurück, der zum Filmstart eine LP erhielt. Auf CD ist die Musik zu L'ADOLESCENTE nur in Form der CD zum André-Téchiné-Film LES ÉGARÉS, für den auf die Originalaufnahmen von L'ADOLESCENTE zurückgegriffen wurde, verfügbar. Es ist wirklich spannend, wie sich einzelne Themen und Ideen durch Sardes Schaffen ziehen und vor allem auch, über welche Umwege sie veröffentlicht wurden. Die Musik zu GHOST STORY war zunächst als LP und später von Varèse-Sarabande auf CD verfügbar, wurde mit der Zeit aber immer rarer. Quartet Records, die in den vergangenen Jahren neben Music Box Records einen enormen Beitrag zur Sarde-Diskographie geleistet haben, veröffentlichte die komplette Musik zu GHOST STORY auf CD wie sie von Sarde vorgesehen war. Anscheinend sind die Aufnahmen für den Film heftig geschnitten und umgestellt worden. Es ist auf alle Fälle eine sehr stimmungsvolle, abwechslungsreiche symphonische Filmmusik, die wahrscheinlich auch wegen des Umstands, dass es sich um eine amerikanische Produktion handelt, zu Sardes populärsten Arbeiten zählt.
  4. Ah, dann habe ich mich vertan. Naja, besser als nichts
  5. Tatsächlich ist zeitgleich eine neue Sarde-Schneider-CD erschienen, insofern kriegt man jetzt immerhin das LP-Programm auf CD. Cool, mir ist der Heynemann-Doppler gerade auch einfach zu teuer und die Filme habe ich noch nicht bekommen.
  6. Das könnte auch noch ein Grund sein: Amaral ist 1962 gestorben - vielleicht hätte man noch was an die Erben abtreten müssen.
  7. Ah, cool! Interessant, dass sie trotzdem die Covergestaltung von an Universal-France angelehnt haben.
  8. Absolut - mich überraschte diese Ankündigung sehr! 2024 ist eigentlich gar kein so schlechtes Filmmusikveröffentlichungsjahr, das jetzt mit einem neu eingespielten Tiomkin einen unerwarteten Abschluss erhält.
  9. Also der Aufwand hat sich gelohnt. Ich fand es super, einmal Sarde so entfesselt zu hören - weiß man, wie groß Peter Knights Anteil bei der Orchestrierung war? Ohnehin interessant, dass man die Kosten für die Aufnahme nicht im Voraus besser abschätzen konnte. Hat Sarde einfach draufloskomponiert und eine riesige Partitur erstellt, obwohl er von dem knappen Budget wusste, oder stellten sie die Aufnahmen selber als aufwendiger heraus als ursprünglich gedacht? Jedenfalls vielen Dank für die Info - ist die in einem Booklet enthalten? Ja, der Grund ist sehr simpel. Über TESS haben wir schon vor knapp einem Jahr hier gesprochen und ich hatte nicht das Bedürfnis, ihn jetzt so schnell noch einmal zu sehen. In meinem etwas kürzeren Absatz erwähne ich auch den Grund, warum PIRATEN hier von mir nicht besprochen wird. Das kann gerne wer anders übernehmen.
  10. Es ist immer schön zu lesen, dass die Beiträge hier auch andere anregen, sich mit den besprochenen Musiken auseinanderzusetzen und im besten Falle noch etwas Tolles entdecken! Danke für den Kommentar, Jack! Dann mache ich mal mit der nächsten Perle weiter: LA GUERRE DU FEU Für LA GUERRE DU FEU wählte Regisseur Jean-Jacques Annaud einen äußerst radikalen Ansatz: Im Jahre 80.000 vor Christus angesiedelt, zeigt der Film die abenteuerliche Reise dreier Neandertaler, die sich auf den Weg machen, um Feuer zu suchen, da der Feuerherd ihres Stammes durch ein Unglück verloschen ist. Die ereignisreiche Reise der drei Männer ist kurzweilig inszeniert: Kaum sind sie einem Säbelzahntigerpärchen entkommen, geraten sie an Kannibalen, treffen das erste Mal auf Mammuts und werden von Menschen entführt. Dabei verzichtet der Film - abgesehen von einem einführenden Text - komplett auf moderne Sprache. Die Neandertaler kommunizieren hauptsächlich über grunzende Laute, einzelne Wortfetzen und Schreie, während die Menschen schon über eine "richtige", für uns aber unverständliche Sprache verfügen. Das fällt aber nach drei Minuten kaum mehr auf, man wird sofort in die fremde Urzeit gezogen, die Handlung entspinnt sich nachvollziehbar und schon bald fällt einem nicht mehr auf, dass da ein wesentliches Element fehlt. Dafür kommen zwei andere Aspekte sehr zum Tragen: Die beeindruckenden Landschaftsaufnahmen, die unter anderem in Kenia und Canada entstanden und daher in einer ziemlich zusammengewürfelt erscheinenden Flora und Faune resultieren. Aber das hat mich nicht gestört, dafür war die Bildgestaltung einfach viel zu beeindruckend. Es ist erstaunlich, wie schnell man sich in dieser fremden Welt zurecht findet und am Schicksal der Neandertaler teilhat, zum Beispiel, wenn das kostbare Feuer verlöscht und die Existenzangst der Gemeinschaft unmittelbar spürbar wird. Und dann ist da noch die Musik von Philippe Sarde. Für den Komponisten muss es ein Traum gewesen sein, an dem Projekt zu arbeiten, schließlich mussste er nicht um Dialoge "herumkomponieren". Ihm stand ein Symphonieorchester mit Chor zur Verfügung und er nutzte das Potential seines Klangkörpers voll aus. Gerade zu Beginn begleiten schroffe und teils dissonante Klangschichten das karge Leben der Neandertaler in ihrer Höhle, aus der sie von anderen Affenmenschen brutal vertrieben werden. Vor allem der Chor übernimmt mit Vokalisen in besonders wichtigen Momenten - dem Verlöschen des Feuers und der Entdeckung des Feuers - eine wichtige Funktion und verleiht dem Phänomen Feuer somit eine nahezu übernatürliche Prägung. Sardes Musik wirkt wie ein Bindeglied zwischen der befremdlichen Urwelt und den Sehgewohnheiten des modernen Publikums. Sie ist im Großen und Ganzen traditionell gehalten und kommt gerade während der beeindruckenden Landschaftsaufnahmen voll zum Tragen. Für die Liebesgeschichte zwischen einem der Neandertaler und einer Menschenfrau setzt Sarde die Panflöte als individuelle Klangfarbe ein. Mich einnerten diese Passagen leider ein wenig an den Ethnokitsch, den wir spätestensseit den 90er Jahren mit Fußgängerzonen deutscher Innenstädte assoziieren. Aber das konnte für mich den Genuss des Films nicht ansatzweise trüben. Die Musik wurde zum Filmstart auf einem großzügig bestückten Album veröffentlicht, dass Universal France für eine Erweiterung auf CD auf fast eine Stunde Laufzeit aufstockte. Damit ist die Musik wahrscheinlich vollständig auf Tonträger erhältlich, nur leider ist die Universal-France-CD seit mehreren Jahren vergriffen, weshalb man nur hoffen kann, dass sich Quartet oder Music Box bald dieser großartigen Musik annehmen.
  11. Das stimmt natürlich. Man wird wahrscheinlich nicht immer endgültig klären können, ob das Versehen waren oder ob es Universal France damals gut mit der Kundschaft meinte. Ich wäre ohnehin der letzte, mich über mehr Musik zu freuen. Wir bleiben jetzt noch im Jahr 1981 mit LE CHOIX DES ARMES Gérard Depardieu flucht, prügelt und schießt sich durch die erste Hälfte dieses unetrhaltsamen Gangsterfilms, bevor die Handlung weiter außer Kontrolle gerät und auf eine Katastrophe zuläuft. LE CHOIX DES ARMES wartet mit mit einem beeindruckenden Trio auf: Yves Montand, Catherine Deneuve und Gérard Depardieu brillieren in den Hauptrollen. Depardieu, der ewig gereizte und aggressive Gangster Mickey; Montand, der einstige Bankräuber, der sich zur Ruhe gesetzt und sein geraubtes Kapital in eine äußerst lukrative Pferdezucht investiert hat - und Deneuve als dessen Frau, die unschuldig ins Kreuzfeuer gerät. Nach einem Gefängnisausbruch geraten die beiden Gangster Mickey und Serge in einen Hinterhalt ihres Fluchthelfers. Nach einem blutigen Schusswechsel bringt Mickey den sterbenden Serge zu dessen Bruder Noël, der einst ein erfolgreicher Bankräuber war. Ab hier entspinnt sich rasch durch verschiedene Missverständnisse ein Netz aus Konflikten und Spannungen. Als die Polizei auftaucht, um Noël über den Verbleib seines Bruders zu befragen, glaubt Mickey, Noël hätte ihn an die Polizei verraten. Er schwört Rache und beginnt, Noël und dessen soziales Umfeld zu terrorisieren. Durch Serges Flucht wurde auch ein alter Konkurrent von Noël auf den Plan gerufen. Um seine ruhige Existenz fürchtend, beschließt Noël, Mickey zu stoppen, doch das ist nicht so leicht. Trotz 135 Minuten Spieldauer hat der Film keine Längen. die Handlung entspinnt sich immer weiter, das Netz aus Konflikten schnürt sich immer enger um die Figuren zusammen und es ist nicht klar, wie die Sache ausgehen wird. Alain Corneau ist ohne Frage ein packender Gangsterfilm gelungen, der auch heute nichts von seiner Brisanz und Spannung verloren hat. Philippe Sarde wartet auch für dieses Projekt mit einer originellen Idee auf: Zwei gezupfte Kontrabässe agieren als Soloduo vor dem Hintergrund des Orchesters. Diese merkwürdig fahlen, in ihrer Tiefe dennoch schwachen Klänge verleihen der Musik - und somit auch dem Film - eine ganz eigene Note. Darüber hinaus konnte Sarde an mehreren Stellen sein Talent für lyrische und schwelgerische Orchesterklänge ausspielen, denn obwohl es sich um einen schonungslosen und gewaltvollen Thriller handelt, enthält der Film mehrere "idyllische" Momente - vor allem, wenn Noël mit seiner Frau ein weiteres Gestüt besichtigt und das Ehepaar in wunderschönen Landschaftsaufnahmen inszeniert wird. Sarde komponierte die Musik zu LE CHOIX DES ARMES bereits vor der Fertigstellung des Films, an den sie später angelegt wurden. Die vollständige Musik, die er bereits im Vorfeld komponiert hatte, erschien zum Filmstart auf LP und später bei Universal France, bevor sie erst vor wenigen Wochen wieder durch Music Box Records greifbar gemacht wurde. Es handelt sich hierbei ohne Frage um eine hervorragende Musik zu einem spannenden Film!
  12. Was ich wirklich interessant finde, ist, dass Universal France da nicht transparent ist, das war ja bei ON AURAT OUT VU! und MORT D'UN POURRI auch so, dass da Stücke, die dasselbe Thema enthalten, aber aus völlig verschiedenen Filmen kommen und auch ganz anders arrangiert sind, auf die entsprechende CD "geschmuggelt" wurden. Wollte man der Kundschaft etwas Gutes tun, aber durfte es eben nicht ausweisen, weil das sonst rechtliche Probleme ergeben hätte?
  13. Das stimmt - und da ich wahrscheinlich nicht der einzige bin, bin ich für diese "öffentliche" Aufklärung auch sehr dankbar! So ist dieses Wissen auch füralle einsehbar, die vielleicht erst in ein paar Jahren auf diesen Thread stoßen.
  14. Ah, dann habe ich mich verrechnet, als ich die Laufzeiten bei Soundtrackcollector verglichen habe. Es kann auch gut sein, dass die Musik im Film "kleiner" kling als auf (remasterten) CD-Veröffentlichungen. ImFilm fielen mir hauptsächlich die Streicher und das Klavier auf. Na, immerhin - auch wenn es schade ist, dass dann wahrscheinlich keine CD mehr kommt. Bei mir ging es am Wochenende weiter mit BAU-PÈRE Ich habe nicht viel von BEAU-PÈRE erwartet. Zwar hatte mich Bertrand Bliers BUFFET FROID hervorragend unterhalten, aber Hauptdarsteller Patrick Dewaere war mir mit UN MAUVAIS FILS und HÔTEL DES AMÉRIQUES vor kurzer Zeit bereits in zwei drögen Dramen begegnet. Doch schon zu Beginn, wenn der Protagonist - ein Pianist in einer luxuriösen Bar - die vierte Wand durchbricht und darüber sinniert, im Leben bisher nicht viel erreicht zu haben, war ich interessiert. Gleich vorweg: Der Film ist ein Dokument seiner Zeit und könnte so auf keinen Fall mehr gedreht werden. Da ich nicht wusste, worum es überhaupt geht, war ich schnell überrascht und bald schockiert: Rémi, der mit Martine und deren 14-jähriger Tochter Marion zusammenlebt, fristet ein erfolgloses Dasein. Durch einen Autounfall verliert er seine Partnerin und Marion ihre Mutter. Nach einer Auseinandersetzung mit Marions leiblichem Vater kann Marion zunächst bei Rémi bleiben. Bald gesteht sie ihrem Stiefvater, dass sie sich in hin verliebt hat und ihn auch körperlich begehrt. Es folgen mehrere Eskalationsstufen. Zunächst weigert sich Rémi und weist alle Annäherungsversuche von Marion zurück, bis es schließlich kurz vor ihrer Abreise in die Skiferien zu einem ersten leidenschaftlichen Kuss kommt. Rémi beendet die aus diesem Kuss erwachsene Affäre wieder, Marion lädt sich provokativ junge Männer nach Hause ein, um ein "Substitut" zu finden. Damit weckt sie Rémis Eifersucht, der bald wieder "rückfällig" wird. Man liest in einigen zeitgenössischen Rezensionen, dass der Film sehr "zartfühlend" mit diesem pikanten Thema eingehe und "behutsam" das Gefühlsleben der Figuren zeichne. Das mag tatsächlich Bliers Anliegen gewesen sein, aber beim heutigen Publikum lösen die Szenen zwischen dem 34-jährigen Patrick Dewaere und der damals 15-jährigen Ariel Besse Irritationen aus. Tatsächlich spielen die beiden hervorragend und das macht die befremdliche Konstellation noch schockierender. Bemerkenswert auch, dass Bliers Inszenierung offensichtlich humoristisch angehaucht ist, zum Beispiel, wenn der erstaunte Rémis nach Hause kommt und sich vor seiner Tür über 20 abgestellte Motorräder drängen, deren halbstarke Besitzer alle im Wohnzimmer um Marion gedrängt sind. In Philippe Sardes Musik spielt das Klavier natürlich eine prominente Rolle. So schrieb er für den Protagonisten eine melancholische Ballade für Klavier solo, die in der Tradition seiner Chanson d'Hélène steht für Sautets LES CHOSES DE LA VIE steht. Darüber hinaus komponierte er für die Szenen, in denen Rémis mit seinem Kumpel musiziert, ein paar Jazznummern. Während der Affäre mit Marion kommt auch die Solovioline zum Tragen, die der musikalischen Welt des Films eine entrückte und neue Facette verleiht. Bedingt durch die Filmhandlung erklingen auch mehrere Fremdkompositionen, besonders prominent ist der Scott-Joplin-Walzer Bethena eingesetzt. Das Stück, das Charlottes bei ihrem Konzert spielt, habe ich so nicht erkannt. Die Musik wurde zunächst auf LP veröffentlicht und dann von Universal France für die CD-Veröffentlichung um zwei Stücke erweitert. Wahrscheinlich handelt es sich um die vollständige Musik.
  15. Der landet alle Monate mal bei mir im Player, eine wirklich schöne, handwerklich saubere Märchenmusik mit allem Drum und Dran.
  16. HÔTEL DES AMÉRIQUES Soweit ich weiß, zählt HÔTEL DES AMÉRIQUES nicht zu Tecinés meistgeschätzten Filmen. Tatsächlich sind im Drehbuch einige interessante Aspekte angelegt: Da ist die schöne Anästhäsistin Hélène, die den jungen Gilles fast über den Haufen fährt. Bald entwickelt sich eine Beziehung, die an den individuellen Problemen sowie den gemeinsamen Konflikten der beiden zu zerbrechen droht. Hélène, die erfolgreiche und selbstbewusste Frau, schafft es nicht, mit ihrer Vergangenheit abzuschließen, die sie lieber verdrängt, Gilles ist eifersüchtig auf ihren ehemaligen Partner, einen verstorbenen Architekten, dem er anscheinend nicht das Wasser reichen kann. Dann ist da noch Bernard, Gilles bester Freund, der gerne ein erfolgreicher Musiker wäre und auf Gilles' Schwester steht, die ihn aber abweist. Biarritz liefert eine schöne Kulisse für ein belangloses Melodram, wobei, so richtig melodramatisch wird es an fast keiner Stelle. Die Schauspielerinnen und Darsteller tragen ihre Dialogzeilen stets sehr unterkühlt vor. Das mag zwar ein bewusstes Stilmittel sein, hilft dem Publikum aber wenig, sich in die Geschichte hineinzuversetzen oder die Motivation der Figuren nachzuvollziehen. Die Streitereien zwischen Hélène und Gilles wirken forciert. Sie ergeben sich nicht aus der Inszenierung und dem Spiel, sondern sind offensichtlich Bausteine in der angelegten Handlungskurve, die mich schon nach einer halben Stunde nicht mehr interessiert hat. Phillipe Sardes Musik ist das einzige Element dieses unspektakulären Films, das eine emotionale Wirkung zu entfalten vermag. Kammermusikalisch für Streicher und Klavier gestaltet, konnte der Komponist hier sein Talent für fließende und lyrische Klänge voll einbringen. Die Musik erschien auf CD als Teil von Sarde-Téchiné-Samplern: Einmal in Form von drei Einzelstücken bei Milan und dann leicht erweitert als Suite von Universal France. Es könnte sich dabei tatsächlich um die vollständige Musik handeln, denn ohnehin erklingt im Film nicht viel Musik, einzelne Passagen auch wiederholt werden.
  17. Umso interessanter, dass es überhaupt dringeblieben ist. In Hollywood wäre das wahrscheinlich anders ausgegangen.
  18. Es gab im Abspann verschiedene Temp-Tracks, aber ich habe sie mir nicht gemerkt. Zimmers Ansatz finde ich entsprechend der großen Geste des Films sehr passend. Gerade durch das Ausloten der Extreme zieht der Film vor allem zu Beginn der Schlachtsequenzen die Spannunsgschraube enorm an. Wo findet man dann eine vergleichbare Verzahnung von Bild, Schnitt und Musik wie zu Beginn der Schlacht in "Germanien"? Diese plötzlichen Ausbrüche, wenn die Katapulte abgeschossen werden, die unterdrückte Anspannung bei Maximus' Ansprachge (beides Momente, die so auch zu Beginn von GLADIATOR 2 auftreten und nicht ansatzwiese dieselbe Wirkung erzielen) - oder auch zu Beginn der "Barbarenhorde". Darüber hinaus: Das große Melodram beim Vatermord, die Panik beim Ritt nach Spanien oder der wilde, unkontrollierte Krach bei den "undisziplinierten" Kämpfen in Zucchabar. Zimmer hat damals noch viel enger am Bild vertont und ich finde, er hatte da ein ziemlich gutes Gespür für die musikalische Auslotung von Spannungskurven. Das Album ist generell gut zusammengestellt und gibt die Musik in fast allen Facetten, aber im Zuge der ganzen Jubiläums-Editionen hoffe ich noch auf eine offizielle Komplettveröffentlichung von GLADIATOR - auch, um endlichmal die Streicher am Ende der Germanenschlacht mal ohne Lisa Gerrard zu hören
  19. Das ist ein guter Hinweis, danke. Da ich bisher noch kein Spotify habe und ausschließlich alles, was ich höre, noch auf CD kaufe, hatte ich das nicht auf dem Schirm.
  20. LE GUIGNOLO Nach der Schlaftablette UN MAUVAIS FILS bietet diese auf Belmondo zugeschnittene Euro-Actionkomödie gute Unterhaltung. Der Film begleitet das gerissene Schlitzohr Alexandre durch eine turbulente Geschichte, in der er zunächst selbst einer Betrügerin aufsitzt, die er anschließend an ein gemeinsames Betrugsopfer abgeben muss.Der Kunstschmuggel verschlägt in nach Venedig, wo er unwissend als Mikrofilmschmuggler in die Fänge des internationalen Verbrechertums und Spionagenetzes gerät. LE GUIGNOLO wartet ordentlich mit Schauwerten auf. Neben einigen spekatkulären Actionmomenten bietet vor allem Venedig eine prachtvolle Kulisse für die turbulente Handlung, die teilweise charmant und kreativ inszeniert ist (vor allem das Spiel mit dem roten Laserpunkt des Scharfschützengewehrs eines Auftragskillers bietet viel Stoff für gelungene Spannung - und manchmalauch Komik!Anscheinend war LE GUIGNOLO sogar der erste Film, der dieses Stilmittel etablierte). Philippe Sardes Musik zu LE GUIGNOLO ist recht eklektisch geraten. Alexandre, dem clownigen Verwandlungskünstler, schrieb er einen grotesken Zirkusmarsch auf den Leib, der zwar überaus gelungen ist, diesem Genre aber nichts Neues abgewinnen kann. Interessant ist der solistische Einsatz der Mundharmonika für den Protagonisten, wobei Sarde für dieses Instrument ein langes und lyrisches Thema komponierte, das über eine chansoneske Begleitung erklingt. Die Mundharmonika bildet in dem eher orchestralen Klangapparat einen Fremdkörper und kann somit auch auf Alexandres Außenseiterposition verweisen, wobei der eigentümliche Klang eine hervorragende musikalische Entsprechnung zu Belmondos Charme bildet. Die Musik zu LE GUIGNOLO erfuhr eine eigenständige LP-Veröffentlichung, die als Erstling der "Ecoutez le cinéma"-Reihe von Universal France ihre CD-Premiere feierte und somit einen besonderen Eintrag in der Geschichte der Filmmusikveröffentlichungen einnimmt.
  21. Cool, danke! Das ist ja fast länger als die Musik in ihrer Gesamtlaufzeit
  22. Ich muss zu geben, dass die Musik zu NAPOLEON fürmich auch die Hoffnung auf einen kreativen Ansatz bei GLADIATOR 2 geweckt hat, aber diese Hoffnung wurde nun enttäuscht. Dabei halte ich Harry Gregson-Williams für einen talentierten Komponisten. Kennengelernt habe ich ihn durch NARNIA und KÖNIGREICH DER HIMMEL, seitdem hat er zwar einen Stein bei mir im Brett, aber seine aktuelle(re)n Beiträge finde ich sehr dünn und blass (zum Beispiel MULAN). Ich denke, es ist keine Übertreibung, wenn ich schreibe, dass GLADIATOR damals wirklich Maßstäbe gesetzt hat. Das Historienepos erlangte einen gehörigen Aufschwung (DIE LETZTE LEGION, TROJA, KING ARTHUR...), die Action war spektakulär in Szene gesetzt, das Ganze triefte vor Pathos, aber dieser immens große Gestus - auch in der Musik - hat mich schwer beeindruckt, als ich den Film das erste Mal sah. Das fand ich tatsächlich passend, einmal zu den großen Bildern und dann, weil es ja ein Moment der Repräsentation ist. Außerdem sehen wir - glaube ich - zum ersten Mal Rom, das uns vorher als das strahlende Ideal verkauft wird. Das ergibt für mich alles Sinn. Ohnehin hat Zimmer mit seiner Musik auf einen Streich zig Wegmarken eingehämmert, an denen sich die Komponisten in der folgenden Dekade orientierten: Allen voran die Klagegesänge, die in Horners TROY ja aus Zeitmangel zum Exzess ausgereizt wurden und das Duduk als "antiker" Klang. Darüber ist die Musik für Zimmers Verhältnisse sehr vielschichtig: Die Gitarre als Repräsentantin des Spaniers Maximus, das fragile Commudus-Motiv, das zu Beginn in der Flöte erklingt und später als massive Fanfare im Collosseum wiederkehrt, das wunderschöne Hauptthema, das in der zweiten Hälfte von "Earth" zart daherkommt und später den Triumph der "Barbarenhorde" begleitet. Für mich ist GLADIATOR wahrscheinlich neben LAST SAMURAI und AT WORLD'S END der Gipfelpunkt in Zimmers Schaffen, ausgehend von der 90er-MV-Schiene, kulminierend in den massiven, synthetisch verdickten und mit Ethnoanleihen angereicherten "Orchesterscores" zu den Actionscores, die immer mehr ins Sounddesign übergingen. Und jetzt GLADIATOR 2. Es ist einfach eine dumme Idee, 24 Jahre an einen Film anknüpfen zu wollen, Die Rückgriffe auf den "ersten Teil" (tut mir Leid, ich kann diese Filme nicht ernsthaft in einem Zusammenhang sehen) wirken teilweise bemüht und befremdlich, sie helfen dem Film auch in keiner Weise. GLADIATOR 2 zeichnet die Handlungskurve des "Originals" fast 1:1 ab: Große Schlacht am Anfang, Entführung des Protagonisten, Ausbildung in der Gladiatorenschule in Zucchabar, Reise nach Rom, Kämpfe zu Ehren der korrupten Herrscherklasse, Rebellion... Nur fehlt der "Fortsetzung" die Substanz von GLADIATOR. Während man für den ersten Teil noch tausende Statisten als Barbaren und Römer verkleidete sowie einen halben (zur Abholzung freigegebenen) Wald abfackelte, erinnert die Seeschlacht zu Beginn mal wieder an ein besseres Computerspiel. Alles wirkt künstlich und sieht billig aus, vor allem Darüber hinaus behandelt GLADIATOR die Rolle von Gewalt in verschiedenen Konstellationen: Als gerechtfertigtes Mittel im Krieg vs. als Unterhaltung für das Volk - wiederum zum Teil in Form des "Nachspielens" von Krieg. Wenn Russel Crowe in GLADIATOR das Publikum anschreit: "Are you not entertained?", nachdem er mehrere Menschen geradezu "abgeschlachtet" hat, ist das ein ikonischer Moment, mit dem nicht nur das antike Arenapublikum angesprochen wird. auch NAPOLEON ist ein ziemlich klarer Beleg für Scotts kritische Auseinandersetzung mit kriegerischer Gewalt, die er zumindest in seinen jüngeren Filmen nicht verherrlicht. Leider findet man diesen Ansatz überhaupt nicht mehr in GLADIATOR 2, in dem mir gerade die "We-are-soldiers"-Rede des Protagonisten enorm auf den Keks ging. GLADIATOR 2 wartet mit einer interessanten Idee auf: Mit dem Tribun Justus Accaius knüpft der Film an die Figur des Maximus an: einen Rom treu ergebenen Kriegsdiener, der zusehends seine Loyalität zur korrupten Herrschaft aufgibt. Es ist ein interessanter Ansatz, ihn als Gegenspieler zu Protagonist Lucius zu positionieren, denn obwohl sie Feinde sind, wollen sie eigentlich dasselbe: Den Sturz der Cäsaren. Das Drehbuch gibt sich überhaupt keine Mühe, diesen Konflikt aufzubauen. Das Publikum hat keine Möglichkeit, eine richtige Entwicklung bei ihm nachzuvollziehen. Es bleibt nicht genug Zeit, ihn als treuen Ergebenen einzuführen, dessen Loyalität schließlich bröckelt. Insofern verschenkt GLADIATOR 2 das einzige Potential, dass die Handlung hergab. Übrig bleibt ein müder Aufguss, der schlechter aussieht als sein "Vorgänger", schlechter geschrieben und schlechter gespielt ist. Die Musik fügt sich in diese künstlerische Tristesse sehr gut ein. Man kann nicht erwarten, dass die Musik klingt wie MV zur Blütezeit, aber ich finde es wirklich schade, dass das Ergebnis so uninspiriert geworden ist. Wir wissen nicht, wie die Musik im alten Rom klang. Das gab vielen Komponisten die Möglichkeit, hier eigene Ansätze zu entwickeln, wobei vor allem Miklós Rózsa dem antiken Rom seinen musikalischen Stempel so deutlich aufdrückte, dass sich nachfolgende Generationen irgendwie dazu verhalten mussten. Zimmers Wagner-Pastiche in der von ronin angesprochenen Szene erachte ich als ein gelungenes Ausweichmanöver. Gregson-Williams hingegen unterlegt die Romszenen mit blutleeren Handtrommelrhythmen und Streichern. Das ist irritierend, weil diese Klänge eigentlich der "orientalische" Klischeekiste entnommen sind und in Rom fehl am Platz wirken. Zumal die Stadt ja auch als Gegensatz zur "orientalischen" Welt etabliert wird, deren schillernde Fassade sich als morsch und faul entpuppt (zum Beispiel in der Szene, in der die vom afrikanischen Kontinent verschleppten Sklaven über den Geruch in Roms Straßen die Nase rümpfen). Die Musik trommelt und dudelt aber einfach weiter, wie sie es schon in Zucchabar getan hat. Die Actionmusik ist ebenfalls schwach und mit den stampfenden Schlagzeugrhythmen, Chorrufen und ruppigen Streicherklängen höchstens "funktional". Naja, was soll man auch erwarten von GLADIATOR 2.
  23. Die beiden habe ich jetzt mal auf Discogs geschossen, von THE MIGHTY gab's sogar die längere Promo.
  24. Interessant,ich frage mich, wie es da mit dem Urheberrecht ist - aber ist halt das Internet... Generell wäre es schön, wenn man mal die Booklets irgendwann an einem gesammelten Ort finden würde, gerade von OOP-CDs. Vieles von Intrada, FSM und manchmal auch vom Varèse Club enthalten ja wertvolle Hintergrundinfos oder Zitate aus extra für die Texte geführten Interviews.
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