Zum Inhalt springen
Soundtrack Board

Mephisto

Administratoren
  • Gesamte Inhalte

    4.679
  • Benutzer seit

  • Letzter Besuch

Alle Inhalte von Mephisto

  1. UN MAUVAIS FILS Bruno kehrt zurück nach Frankreich, nachdem er in den USA fünf Jahre wegen Drogenhandels inhaftiert war. Sein Vater nimmt ihn auf, aber schon bald kommt es zu Spannungen, weil dieser seinem Sohn vorwirft, seine Mutter mit seinem Weggang und seiner Verhaftung so unglücklich gemacht zu haben, dass diese an gebrochenem Here starb. Dabei hatte er selbst noch vor dem Tod seiner Frau eine Affäre mit einer Freundin der Familie angefangen. Als Bruno dies erfährt, kommt es zum Bruch zwischen den beiden. Bruno beginnt, im Buchladen eines homosexuellen Intellektuellen zu arbeiten, wo er Catherine kennenlernt, die versucht, vom Heroin loszukommen. Durch sie wird auch Bruno - zumindest kurzzeitig - wieder rückfällig. An sich verfügt UN MAUVAIS FILS über eine interessante Figurenkonstellation, die Raum für viele Konflikte und Problemstellungen bietet. Claude Sautet hat es allerdings geschafft, jede sich ihm bietende Gelegnheit für eine interessantes Drama treffsicher zu verfehlen und liefert einen unglaublich uninteressanten und belanglosen Streifen ab. Ich bin fast geneigt, zu sagen, dass UN MAUVAIS FILS einer der langeweiligsten Filme ist, die ich bisher gesehen habe. Der Film ist noch nichtmal schlecht, plätschert aber einfach nur belanglos dahin. Das kann man versuchen schönzureden, indem man sagt, dass Sautet und seine Leute hier jedes gekünstelte Melodram verhindern wollten, aber das macht die uninspiriert gespielten und abgefilmten Szenen eben auch nicht "realistischer" oder "interessanter". Philipp Sarde steuerte mal wieder nur wenig Musik bei, dieses Mal in jazzigem Idiom. Eine Solotrompete - man könnte sie als klingendes Symbol für Einsamkeit und Verlorenheit deuten - intoniert ein langes melodisches Thema, das anscheinend an einem Jazz-Standard angelehnt ist, über eine tänzerische Begleitung. Während des Schauens sind mir keine besonderen Variationen aufgefallen, aber die sparsam eingestreuten Rekapitulationen der Titelmusik sind viel zu rar, um repetetiv zu wirken. Mehr Musik hätte diesen Film auch nicht gerettet.
  2. Ganz genau, es war die englische DVD mit Originalton und Untertiteln. Wie gesagt, ich bin echt froh, diesen Film gesehen zu haben und wir beide hatten hier anscheinend die gleiche Reaktion auf diese kleine Perle.
  3. Danke für den hilfreichen Hinweis! Es ist ja nicht der einzige Fall, in dem Sarde hauptsächlich als Arrangeur tätig war. Beim nächsten Film wundert mich tatsächlich, dass er überhaupt in seiner Filmographie auftaucht: BUFFET FROID Dieser Film ist eine ziemlich groteske, aber auch unterhaltsame Angelegenheit. Bertrand Blier zeichnet in diesem Streifen eine Welt, die moralisch kopfsteht. Mord ist eine adäquate und gesellschaftlich akzeptierte Handlungsweise, die sogar von der Polizei geschützt wird. Die Handlung spielt sich vor allem in einem fast leer stehenden Hochhaus ab, in dem der junge Alhponse wohnt, dessen Frau auf dem Heimweg vergewaltigt und getötet wird. Bald darauf steht der Mörder vor der Tür und gesteht seine Tat, doch Alphonse nimmt ihm die Sache nicht übel. Auch der im Haus neu eingezogene Inspektor Morvandieu sieht das alles nicht so eng und zwischen den drei Männern entwickelt sich bald eine Freundschaft, die sie von einer skurrilen Situation in nächste führt. BUFFET FROID enthält keine "externe" Musik. Lediglich die Streicherkammermusiken opp. 36, 51 No. 1 und 111 von Johannes Brahms kommen in der Filmhandlung vor. Mir ist daher nicht klar, was Sarde hier beigesteuert haben soll. Hat er die Passagen aus den Stücken ausgewählt, die erklingen sollen? Nunja, immerhin bin ich durch ihn auf diesen obskuren Film gekommen, den ich sonst nie geschaut hätte.
  4. Merwkürdig, dass man da noch nichts erweitert hat, aber wahrscheinlich kommt noch eine Sautet-CD von Quartet oder MBR. Bei mir lief diese Woche LES SŒURS BRONTË Mit viel Liebe zum Detail und atemberaubenden Landschaftsbildern brachte André Téchiné das Schicksal der künstlerisch begabten Geschwister Brontë auf die Leinwand. Dabei ist der Erzählstil sehr ruhig, fast schon nüchtern, was dem Film eine Aura der Authentizität verleiht, die vor allem auch von der großartigen Ausstattung verstärkt wird. In der fast schon neutral wirkenden Gestaltung kann sich die Kritik an den damaligen gesellschaftlichen Normen gut entfalten, wobei das Publikum einen gehörigen Anteil ander Wahrnehmung und Interpretation der gezeigten Umstände hat. Es ist kein Film, der sich mal eben schauen lässt, aber wenn man in der richtigen Stimmung ist, vermag einen die Geschichte dieser außergewöhnlichen Künstlerpersönlichkeiten in dieser beeindruckenden Darstellung durchaus zu fesseln, was auch an den Darstellerinnenliegt. Isabelle Adjani, Marie-France Pisiee, Isabelle Huppert und Pascal Gregory vermögen die Geschwister sehr unterschiedlich darzustellen und ihre eigenen Kämpfe und Sehnsüchte einzufangen. Philippe Sarde hat für LES SŒURS BRONTË keine Originalmusik komponiert, sondern klassische Musik bearbeitet. Ich konnte im Film nicht alle Stücke identifizieren, zumal Sarde auch Klavierstücke von Schubert beispielsweise für Orchester bearbeitet hat. Daher bin ich mir nicht sicher, ob ausschließlich Musik gewählt wurde, die aus der Zeit, in der der Film spielt, stammt. Die Musik erschien, als eine Suite zusammengestellt, als Dreingabe zu BARROCCO bei Quartet Records. Es ist ohne Frage schöne Musik, aber eben nicht "original" Sarde.
  5. Voilà! UNE HISTOIRE SIMPLE ist anscheinend eine Liebeserklärung des Regisseurs Claude Sautet an die Künstlerin Romy Schneider, der er die Rolle der Protagonistin auf den Leib schrieb: Marie hat das Kind, das sie von ihrem Partner Serge erwartet, abtreiben lassen und trennt sich von ihm. Sie genießt ihr Leben als Single, aber nimmt bald wieder Kontakt zu ihrem Ex-Mann Georges auf und die beiden beginnen eine Affäre. Marie bittet George, dem älteren Kollegen Jérôme, dem die betriebsbedingte Kündigung droht, eine andere Position zu verschaffen, was dieser auch tut. Das Verhältnis zwischen Marie und Georges wird getrübt, als Jérôme trotzdem entlassen werden soll, weil er unmotiviert ist und schlechte Arbeit leistet. Der Film beleuchtet die verschiedenen Beziehungen, in die Marie eingebunden ist, wobei Privat- und Berufsleben fast untrennbar miteinander verknüpft sind. Sie ist mit vielen ihrer Kolleginnen befreundet und auch Georges arbeitet in derselben Firma. Einzig Serge, den Marie zu Beginn verlässt, ist als Selbstständiger ein Außenseiter, bleibt aber weiter in Maries Leben - vor allem, weil er sie zunächst stalked und des nachts verprügelt. Für mich krankt der Film wie viele andere Sautet-Arbeiten an der sehr unaufgeregten Regie, die zwar einerseits charmant ist, aber den jeweiligen Problemen und Konflikten ihre Gravität nimmt. Es wird zwar thematisiert, dass Jérôme wegen der drohenden Kündigung einen Selbstmordversuch unternimmt und somit auch die existenzielle Angst, die mit der Aussicht auf Arbeitslosigkeit einhergeht, zum Tragen kommt. Mir bleibt aber unverständlich, warum Marie Georges verantwortlich für Jérômes Arbeitslosigkeit macht und deswegen gar die Affäre beendet, wenn es dafür einen völlig nachvollziehbaren Grund gibt: Jérôme nimmt in der neuen Position seine Aufgaben nicht wahr und verschleppt Aufträge oder führt sie nur halb aus. Allerdings ist Jérôme als Figur auch nicht präsent genug, als dass sich der Film für die Gründe seiner Arbeitsleistung interessiert: Ist er depressiv? Ist er unterfordert? Somit kann das angerissene Thema "Kapitalismus/Lohnarbeit" nicht ausgearbeitet werden. Auch das brutale Verhalten von Maries Ex-Partner Serge wird viel zu schnell mit einem versöhnlichen Dialog beiseite gewischt. Mir gefielen die Szenen zwischen Marie und Georges sehr, die Chemie zwischen Romy Schneider und Bruno Cremer stimmt einfach und es ist eine Freude, ihnen bei der gemeinsamen Interaktion zuzusehen. Aber das rettet für mich den Film eben nur zur Hälfte. Die Musik von Philippe Sarde ist - wie viele seiner Dramenmusiken - sehr lyrisch und fast schon kammermusikalisch gestaltet. Der Schwerpunkt liegt auf dem Streichorchester und dem Soloklavier. Stefan Schlegel kann bestimmt noch etwas zu der Präsentation der Musik auf LP und wie sie später auf diversen Kompilationen zusammengestellt war, sagen.
  6. Gut zu wissen, ich bin für die meisten Universal-France-CDs bei Sarde ein bisschen spät dran, merke aber gerade durch Deine Kommentare, dass es sinnvoll wäre, da einmal aufzustocken.
  7. Exkurs: Als jemand, der diese Form des Genders auch absolut nicht mag und vor allem nicht zielführend findet (es werden eben nicht alle angesprochen, vor allem, wenn es sich um Bezeichnungen handelt, die auf "e" enden oder die Umlaute erfordern [Arzt/Ärztin≠Ärzt*in; Postbote/Postbotin≠Postbot*in] auch in der gesprochenen Sprache finde ich den Glottisschlag ätzend. Dennoch gibt es hier keine klaren Regeln, sonst müsste man hier auch jedes getrennte Kompositum ankreiden (fehlende "-" bei "CD Veröffentlichung oder solche Sachen wie "Krimi Serie"). Ich sehe nicht, dass Souchak, der hier ohnehin schon lange nicht mehr postet, irgendwem irgendetwas aufdrücken wollte. Er hat diese Form der Formulierung gewählt, mir gefällt sie nicht, aber das ist letzten Endes nicht seine Sache. Wir drücken hier auch niemandem etwas auf und das Ergebnis ist halt, dass Leute so schreiben können, wie sie wollen. Dann müssen wir auch damit klarkommen, dass Leute hier gendern.
  8. LE SUCRE - ZUCKER, ZUCKER! Die unterhaltsame Komödie von Jacques Rouffino krankt wie so viele Börsen-Satiren vor allem daran, dass sie die komplizierten (nicht zwangsweise komplexen) Zusammenhänge und Abhängigkeiten des Finanzmarkts auf ein Minimum kondensieren muss, um dem fachfremden Publikum das Wesen der Börse zu umreißen und anschließend eine darauf bezogene Handlung konstruieren will, die logisch nachvollziehbar bleibt, sich aber trotzdem für absurde Wendungen anbieten muss. Wie man dem Titel des Films entnehmen kann, geht es hier um das (Börsen-)Geschäft mit Zucker. Der redliche Steuerinspektor Adrien Courtois kommt durch einen Todesfall in der Familie seiner Frau unverhofft zu einem großen Vermögen, das er auf Anraten des Börsenmaklers Raoul-Renaud Homecourt in große Mengen Zucker investiert. Zunächst macht er großen Gewinn, doch das Spekulieren an der Börse entspricht einem großen Glücksspiel, weshalb sich das Blatt schnell wieder wendet. Obwohl der Film irgendwann etwas unübersichtlich wird, bleibt man gerne am Ball, denn die rasante Inszenierung verleiht dem Film einen schön bissigen Humor. Besonders schön ist bereits der Anfang, wenn Michel Piccoli - ein bisschen an Gargamel erinnernd - auf rieseigen Zuckerrübenbergen steht und verkündet, die Zuckerzufuhr werde komplett eingestellt, woraufhin wilde Meuten die Supermärkte stürmen und sich um jede Packung Zucker prügeln. Der Film ist anscheinend ziemlich obskur, aber 2013 erschien eine DVD-Veröffentlichung. Philipp Sardes Musik ist - dem Film entsprechend - weitaus bildbezogener als in anderen seiner Filmvertonungen. Konzertant anmutende Klavierkaskaden, tänzerische Ragtime-Melodien, die die Panik der zuckerlosen Bevölkerung persiflieren und verhängnisvolle Streicher oder Holzbläserfiguren für Bedrohung durch den Zuckerkönig oder motorisch ablaufende Passagen für den regen Börsenbetrieb fangen die jeweiligen Momente musikalisch treffend ein, dürften auf Tonträger aber etwas zerfahrener wirken als Sardes Dramenvertonungen. Die 20 Minuten, die zum Filmstart auf LP veröffentlicht wurden, dürften den Großteil der Musik abgedeckt haben und sind bisher nur noch in Auszügen auf CD veröffentlicht worden.
  9. So war das nicht gemeint, Stefan. Deswegen habe ich ja auch die allgemeine Frage nach "Holy Grails" gestellt. Ich weiß zum Beispiel nicht, ob ich persönlich Musiken, die definitiv verloren sind, in meine "Holy-Grails"-Liste aufnehmen würde. Und wenn es danach ginge, dann hätte ich liebend gerne komplette Neueinspielungen von unzählige - auch europäischen - Sachen. Aber ich gebe gerne zu, dass ich hier noch so viel ungehörte CDs herumstehen habe, unter denen noch so viele Schätze sind, dass ich mich erstmal damit beschäftigen möchte als jetzt immer weiter nach der nächsten CD zu schreien. Und es stimmt: Ich bin nicht so bewandert auf diesem Gebiet wie Du Niemals hätte ich gewusst, was für eine tolle Musik Giovanni Fusco für LA VENERE DIE CHERONEA komponiert hat und auch nie nach einer CD gerufen. Aber jetzt, wo sie vorliegt, bin ich natürlich unendlich dankbar, diese Musik nun immer genießen zu können - wenn auch in einer Klangqualität, die dieser prächtigen Partitur nicht gerecht wird.
  10. So ich hole jetzt mal ein wenig auf. Zunächst geht es weiter mit DER MIETER. Dieser Film, basierend auf einem Roman von Roland Topor, zählt zu den letzten eher grotesken Filmen Roman Polánskis, der mit TESS eine überraschende Wende zum "filmischen Klassizismus" vollzog. Mich hat der Film über einen harmlosen, etwas schüchternen Büroangestellten, der sich immer mehr seiner paranoiden Wahnvorstellung hingibt, dass die Hausgemeinschaft des Hauses, in das er vor kurzem eingezogen ist, ihn in den Tod treiben will, sehr beeindruckt. DER MIETER markiert die erste Zusammenarbeit von Philipp Sarde und Polánski. Wie so oft hat der Komponist auch hier vermocht, den Kern des Films musikalisch herauszuarbeiten. Besonders geglückt finde ich den prominenten Einsatz der Glassharmonika, die mit ihren schwebend-entrückten Klängen den geistigen Zustand des Protagonisten perfekt einfängt - und gleichzeitig auch eine schöne Referenz auf ein wesentliches Element des Films: Den Blick durch's Glas. Schon beim Vorspann, bei dem die Kamera zahlrreiche Fenster abfährt, aus denen die Mitglieder der Hausgemeinschaft herausstarren, schafft Sardes Musik eine unheimliche Atmosphäre, die bald in ein fasslicheres Klarinettenthema wechselt, das für den von Polánski gespielten Protagonisten steht. Im weiteren Verlauf schafft Sarde es, immer beklemmenderere Klangflächen zu schaffen, durchzogen von den Klängen der Glasharmonika und tiefen Streicherlinien. Mitunter setzt Sarde setzt Sarde auch dissonante Cluster und heftige Akzente ein, um die vermeintliche Bedrohung und den fortschreitenden Realitätsverlust einzufangen. Sardes Musik ist bei Weitem keine leichte Kost, entfaltet aber eine faszinierende Atmosphäre. Tatsächlich hat es über 20 Jahre gedauert, bis die Musik offiziell von Universal France veröffentlicht wurde. Eine erweiterte Fassung erschien dann von Quartet Records, die ihre Fassung noch einmal aufgelegt haben, sodass DER MIETER noch immer zu einem Normalpreis zu haben ist.
  11. Ha, mit den ganzen Goldsmith-Sachen kann ich ja sogar was anfangen Tatsächlich hätte ich jetzt gute Lust, mal wieder THE FINAL CONFLICT aufzulegen. Der Silvestri liestsich nicht uninteressant und dieDeluxe-Fassung wird ohnehin in meine Sammlung wandern. Ein anderer, sehr schön "herbstlicher" Goldsmith-Horror-Score wäre ja MAGIC.
  12. Die Frage ist ja ein bisschen, meinen wir mit "Holy Grails" die der Sammlerszene? Dann denke ich, sind die meisten wie BACK TO THE FUTURE, SPARTACUS etc. abgegrast. Wenn es um persönliche "Holy Grails" geht, wird es die immer geben, weil es bestimmt noch die eine oder andere obskure Musik gibt, die der eine oder andere von uns gerne hätte. Mir fällt nichts mehr ein außer diversen Frank-Skinner-Musiken, aber die wären für mich eher schön zu haben als wirklich notwendig.
  13. PENNY DREADFUL ist damals leider an mir vorbeigegangen... als CD. Ohnehin ist Korzeniowski in meiner Sammlung noch sehr unterrepräsentiert, obwohl ich seine Musik zu A SINGLE MAN so liebe. Goldsmiths POLTERGEIST war für mich eine absolute Entdeckung, vor allem die chorgeschwängerte Seuqenz in der Mitte hat mich schwer beeindruckt. Ich hatte einfach nicht damit gerechnet, eine so vielseitige Partitur zu hören zu bekommen. Schön auch, dass die vor einiger Zeit im Druck erschienen ist. POLTERGEIST 2 fiel für mich dagegen schon ab, obwohl es natürlich tolle Passagen gibt. Die Veröffentlichungshistorie fand ich dann irgendwann grotesk mit diesem 3-CD-Set von Intrada...
  14. Genau, zwischen den beiden Intrada-Veröffentlichungen gab es die TWILIGHT-TIME-Variante, die kam - glaube ich - 2017 raus.
  15. Auch wieder zwei schöne Texte von Dir! Kann es sein, dass die späten 00er cineastisch eine ziemlich dystopische Angelegenheit waren? Da kamen doch auch CHILDREN OF MEN und CONTAGION (gut, der war schon 2011) raus. Mit den "...DAYS LATER"-Filmen konnte ich wenig anfangen, aber LAST HOUSE ON THE LEFT - vor allem im Original - steht jetzt mal auf meiner Liste
  16. Da würde mich Deine Meinung zur TWILIGHT-Blu-Ray interessieren, die ja lange vor der Intrada-CD eine isolierte Musikspur enthielt.
  17. Das ist richtig. Ich musste auch Sautets MADO überspringen, weil es den ohne deutsche Tonspur oder Untertitel gab. Die Berliner Bibliotheken haben zwar viel, aber sie haben eben nicht alles. Es wird demnächst hier etwas sporadischer weiteregehen, aber ich bleibe dran
  18. Schöne Vorstellung einer mir noch unbekannten Musik! Ich hoffe, Du ziehst das Projekt durch. Da ich wie gesagt im Horrorbereich nicht sehr bewandert bin, bin ich auf weitere Vorstellungen gespannt.
  19. Also filmisch finde ich LE JUGE ET L´ASSASSIN hervorragend: tolle Bilder, tolle Landschaft, tolle Ausstattung, tolle Musik, tolle Schauspieler - aber inhaltlich fand ich das absolut nicht überzeugend und das fällt für mich bei diesem Film stärker ins Gewicht als woanders, weil die Autoren und der Regisseur ja besonders viel Wert auf ihre Botschaft oder Haltung legen. Für ein "Charakterdrama" waren mir die Figuren auch zu satirisch überzeichnet, als dass sich da irgendetwas hätte groß entwickeln können. Aber insgesamt hatte ich beim Ansehen Freude und werte das Filmerlebnis definitiv als eine Bereicherung. Heute ging es weiter mit AFFENTRAUM, dem dritten Film von Marco Ferreri in dieser Sarde-Retro. Wie zu erwarten, wirft auch dieser Film Fragen auf. Gérard Depardieu spielt einen jungen Franzosen, der in New York lebt und für eine rein weibliche Theatertruppe arbeitet. Beim Spaziergang mit alten Leuten auf einer riesigen Baustelle vor dem World Trade Center findet er in einer riesigen Affenpuppe, die vielleicht den gefallenen King Kong darstellt, ein Schimpansenjunges, das er wie ein Kind aufziehen will. Das New York in diesem Film ist keine pulsierende Metropole, sondern eine von Außenseitern bevölkerte Stadtwüste, die allesamt ein erfolgloses Dasein fristen. Da ist der affektierte Mr. Flaxman der ein Wachsfigurenkabinett über das römische Reich unterhält, die "feministische" Theatertruppe, der verzweifelte Luigi und eben Lafayette mit seinem Affen. Der provozierende Anfang, in dem Lafayette von den Schauspielerinnen niedergeschlagen und vergewaltigt wird, um Eindrücke für ein neues Projekt zu sammeln, trägt ohne Frage Ferreris Handschrift, verweist aber nicht auf den weiteren Verlauf des Films, der sich in teils grotesken, teils humoristischen und zwischenmenschlich anrührenden Eindrücken ergeht. Es gibt einige starke Momente und Bilder, die noch nach dem Schauen nachwirken und reifen, viele lockere Anknüpfungspunkte und Interpretationsangebote - aber alles ist gleichgültig und gleich gültig aneinandergereiht. Sarde hat wie auch für die anderen Filme von Ferreri sehr wenig Musikbeigesteuert, maßgeblich ein langes lyrisches Solo für Kontrabassflöte, die, wie Stefan weiter oben beschrieb, extra für die Aufnahmen gebaut wurde. Der tief hauchenden Klang des Instruments passt sehr gut zu der entrückten und befremdenden Atmosphäre dieses merkwürdigen Films, wobei in der kurzen Komposition wieder Sardes tiefes Gespür für schöne Melodien zur Geltung kommt. Auch hier wieder die Frage an die Experten: Taucht dieses Thema später in anderer Form wieder auf?
  20. Interessant, dass man das nicht wenigstens vom Film gezogen hat, wenn's zumindest die Vorspannmusik ist...
  21. Oh, wow! Das kommt davon, wenn jeder sein eigenes Süppchen kocht. Naja, vielleicht kommt dann ja doch noch etwas auf Kronos oder Dragon's Domain.
  22. Es ist vor allem schade, wenn klar ist, dass da nichts neues kommen wird. MEPHISTO WALTZ ist ja noch ein Kandidat, bei dem sich eine Neuauflage rentieren würde, aber bei den DeVols? Und JACK, THE GIANT KILLER wird ja auch niemand machen. Hat mal jemand Schecter angefragt, ob der die Overdubs zur Verfügung stellen würde, damit Leute sich eine "private" vollständige Edition machen können? Mir ist allerdings nicht bewusst, was dort, bei THE BIG GAMBLE oder bei RIVER OF NO RETURN fehlt. So eingehend habe ich mich damit nicht beschäftigt.
  23. Das mit dem "Sitzfleisch" war von mir nicht zwangsweise negativ gemeint. Genau wegen der ganzen Entwicklungen und Wendungen benötigt der Film eben seine Zeit, ich habe die zwei Stunden Laufzeit "gespürt", ohne mich gelangweilt zu haben. Daher habe ich auch nicht das Wort "langatmig" verwendet Das sehe ich bei LE JUGE ET L'ASSASSIN durchaus anders. Der Film beginnt überaus unterhaltsam, wenn Michel Galabru als der aus dem Armeedienst entlassene Joseph Bouvier nach dem gescheiterten Mordversuch an seiner Angebeteten, die ihn ablehnte, sich vollkommen durchgeknallt durch das erste Drittel des Films krakeelt, aus dem Gefängniszug ausbricht, in der Irrenanstalt pathetische Reden hält und in der Kirche flucht. Die detaillierte Ausstattung und die fantastischen Landschaftsaufnahmen sorgen dafür, dass der Film auch visuell viel zu bieten hat. Dem geistig verwirrten Bouvier wird der Richter Richter Émile Rousseau gegenübertgestellt (offensichtlich zusammengesetzt aus den Namen "Émile Zola" und "Jean-Jacques Rousseau"), der fanatisch nach Bouvier sucht, der sich in ganz Frankreich an mehreren Minderjährigen vergangen und sie anschließend getötet hat. Als Satire, die die Gesellschaft des ausgehenden 19. Jahrhunderts auf's Korn nimmt, lebt der Film natürlich von Überzeichnungen. Es gibt zahlreiche Seitenhiebe auf den blinden Antisemitismus dieser Zeit (vor allem die Dreyfuss-Affäre und Zolas Reaktion darauf tauchen als Motiv immer wieder auf), die Macht der Medien (Bouvier besteht darauf, dass sein Bild in den Zeitungen veröffentlicht wird), die Bigotterie (der Anwalt Villedieu hält sich offensichtlich einen asiatischen Diener als Sexsklaven) und das Spießbürgertum insgesamt. Das kann den Film in der ersten Hälfte noch tragen, zumal das Gezerre um Bouviers Zurechnungsfähigkeit und die daraus abzuleitenden Folgen für seine Verurteilung (Todesstrafe oder nicht) ein interessantes Thema bieten. Allerdings tritt der Film zusehends auf der Stelle. Nach einer Stunde sind die karikativ gezeichneten Figuren etabliert und haben ihre jeweilige Position eingenommen. In der zweiten Hälfte drehen sich die Figuren im Kreis, ganze Dialoge wiederholen sich gefühlt, wenn Rousseau und Bouvier sich in der Kulisse der Gefängnisszene immer die gleichen Argumente vortragen. Hier wäre weniger wirklich mehr gewesen. Was mich aber noch vielmehr stört, ist die Prämisse des Films. Man versucht hier, den geistig verwirrten Mörder und Vergewaltiger Bouvier gegen den fanatischen Spießbürger Rousseau, der noch bei seiner Mutter wohnt, auszuspielen à la "Wer ist hier der Kranke?: Der Arzt oder der Patient?"- hier eben als "Wer ist hier der Kriminelle?: Der Typ, der 14 Schäferjungen und -mädchen umgebracht oder der Richter, der aus Karrieregeilheit unbedingt die Todesstrafe für den Mörder erwirken möchte, um einen spektakulären Prozess zu bekommen?" Ehrlich gesagt, stellt sich mir diese Frage aber nicht. Denn diese Motive sind nicht vergleichbar. Der Film versucht dann in verzweifelter eine Engführung zu erzwingen, indem Rousseau schließlich selbst zum Vergewaltiger wird. Wenn der Autor das Ruder gänzlich rumzureißen versucht, indem er die sozialistische Arbeiterbewegung einführt und im Abspann schreibt, dass Bouvier zwischen 1893 und 1898 zwölf Kinder getötet habe, in derselben Zeit jedoch mehr als 2.500 Kinder in den Minen und Seidenfabriken Frankreichs umgekommen seien, verliert mich der Film völlig. Es mag im Geiste der 70er-Jahre gewesen sein, diese Dinge gegeneinander auszuspielen, aber mich holt das nicht ab. Das sind zwei vollkommen unterschiedliche Probleme, die sich nicht vergleichen lassen - wie schon bei der Figurenkonstellation. Zumal der Film durch seinen satirischen Charakter auch keine tiefgründige Auseinandersetzung mit dem Umgang von geistig kranken Straftätern oder die Todesstrafe bieten kann (da ist DEUX HOMMES DANS LA VILLE sehr sehenswert). Der dialoglastige Film kommt mit recht wenig Musik aus, dennoch nutzt Philippe Sarde die ganze Bandbreite seiner Orchesterbesetzung. Nervöse, immer wieder blitzartig durchzuckte Motive eröffnen den Film, der einer Einstellung auf reinen, unberührten Schnee beginnt. Sie kehren wieder, wenn Bouvier verhaftet wird. Für die pastoralen Landschaftsaufnahmen entwarf Sarde ein lyrisches Thema, das im Kontrast zu den grausamen Verbrechen steht, die hier begangen werden. Im Mittelpunkt steht jedoch die Ballade über Bouvier, mit der eine besonders starke Szene gestaltet ist. Unser @nordfriesede hat das vor acht Jahren sehr schön beschrieben:
  24. Den Film habe ich auch erst dieses Jahr mal gesehen und war begeistert. SUDDEN DEATH wartet schon mit tollenMomenten auf wie Maskottchenschlägerei in der Küche und dem explosiven Finale. Auf Peter Hyams ist einfach Verlass! Von Debneys Musik war ich aber ehrlich gesagt etwas enttäuscht, da hatte ich mir mehr versprochen. Schade, dass Broughton den nicht gemacht hat.
  25. Wie gesagt, so misslungen fand ich ON AURA TOUT VU! gar nicht. Da ich im Rahmen meiner "Sarde-Sichtung" tatsächlich "nur" die Filme schaue und nicht noch eingehend die CDs höre, kann es gut sein, dass ich bestimmte Nuancen nicht mitbekomme. So hätte ich höchstwahrscheinlich niemals bemerkt, dass das Thema aus ONAURA TOUT VU! jetzt in MORT D'UN POURRI, den ich mir gestern angesehen habe, wiederkehrt. Es handeltsich ja vor allem um das fünftönige Kern-Thema. In der ersten Fassung - gerade im Finale - erklingt es als sanfter, leicht melancholisch-beschwingter Walzer, während es in MORT D'UN POURRI viel dunkler, noch getragener - und durch viele Verziehrungen - weitaus "freier" wirkt. Besonders eindrücklich finde ich schon die Vorspannmusik, in der Getz das Thema nach dem dritten Ton "bricht" und dann sehr frei improvisiert, bevor die Streicher mit melancholischen Klängen einsetzen, die absolut keine Verbindung mehr zu ON AURAT TOUT VU! aufweisen. Für den Film braucht man tatsächlich einiges an Sitzfleisch, ich wüsste aber auch nicht, wo man hier die Schere hätte ansetzen sollen. Der Protagonist gelangt in den Besitz eines belastenden Dokuments, mit dem er anscheinend die komplette wirtschaftliche und politische Elite Frankreichs erpressen könnte. Dumm nur, dass nicht nur die Betroffenen ahnen, dass er über diese Unterlagen verfügt, sondern die Polizei ihn auch des Mordes bezichtigt. So beginnt ein spannendes Katz-und-Maus-Spiel, das sich allerdings sehr langsam entspinnt und auch die paar spektakulären Verfolgungsjagden, in denen mehrere Autos geschrottet werden, nicht wirklich aufzulockern vermögen. Fasziniert war ich vor allem davon, wie der Schauplatz Paris als völlig seelenlose unterkühlte Metropole dargestellt wird. Man sieht kaum alte Bausubstanz, nur moderne gläsernde Architektur. Es ist vielleicht der "unpariserischste" Paris-Film, den ich bisher gesehen habe. Insofern fügt Sardes Musik mit den melancholischen Streicherflächen, den teils verloren wirkenden Improvisationen des Solosaxophons eine wichtige Ebene hinzu, die ich vor allem als Widerhall von der Verlorenheit des Protagonisten interpretiere und dem kühlen Schauplatz eine "klassische" Film-Noir-Atmosphäre verleiht. Wirklich eine starke Arbeit und ich finde es schön, dass Sarde und Lautner verhältnismäßig viel Musik im Film eingesetzt haben. Gerade bei dem Katz-und-Maus-Spiel im Bahnhofträgt die Musik sehr viel zur Dichte der Szene bei.
×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Wir nutzen auf unserer Webseite Cookies, um Ihnen einen optimalen Service zu bieten. Wenn Sie weiter auf unserer Seite surfen, stimmen Sie der Cookie-Verwendung und der Verarbeitung von personenbezogenen Daten über Formulare zu. Zu unserer Datenschutzerklärung: Datenschutzerklärung