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Mephisto

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  1. Ich finde das mit "Chinatown" ebenfalls sehr ärgerlich, war aber ohnehin nicht ganz glücklich mit dieser Staffel. Ich frage mich auch, warum man es nicht beiden Parteien recht gemacht hat, indem man vielleicht wie Intrada bei einigen Scores vorgegangen wäre. Den Albumschnitt so wie er ist plus eine Bonussektion mit den verbleibenden Filmversionen, die man sich dann zurechtprogrammieren kann. Die Lalaland-Ausgaben erweiterter Scores enthlaten immerhin meistens den alten Albumschnitt, sodass man sich aussuchen kann, welche Fassung man hört, aber hier wird man einfach bevormundet. Ich persönlich finde bei vielen Filmmusiken die Zusammenstellung des jeweiligen Höralbums nicht überzeugend, seien es, weil einfach wichtige Passagen fehlen wie bei "First Knight" oder "The Mummy returns", auf der das Finale nicht drauf ist oder die unausgewogene Präsentation von "Van Helsing". Außerdem sind besonders viele der groß angelegten Filmvertonungen nicht in Form einer Nummernoper konzipiert, als welche sie dann allerdings auf dem Album erklingen. Der "Imperial March" durchzieht die Musik zu Star Wars V wie ein roter Faden, blitzt auf, wenn die Sonden auf Hoth zufliegen, bricht das Liebesthema bei Han Solos Einschmelzungen ab etc. Die konzertante Fassung ist zwar nett, aber wirklich faszinierend ist doch, wie Williams dieses Thema innerhalb seiner Dramaturgie handhabt. Gleiches gilt für Shores Musik zum "Herrn der Ringe". Für die 1-CD-Fassungen wurde die Musik auseinander gerissen und wichtige Themen und Motive miteinander kombiniert. Dabei sind die Stücke deutlich zusammengeschustert (wie bei "The King of the Golden Hall") und ihres musikdramatischen Flusses beraubt. Daher höre ich Filmmusik meistens in der vollständigsten Fassung. Ein ganz anderes Problem ist die Undurchsichtigkeit, mit der Townson seine Club-CDs zusammenstellt, an der auch die fehlenden Informationen in den Booklets und den Ankündigungstexten einen erheblichen Anteil haben. Auf der CD zu "Magic" z. B. fehlt ein kurzes Stück, auf der Ausgabe von "Nightwing" soll eine wichtige Actionpassage fehlen und auch "The Sand Pebbles" war nicht vollständig. Viel weniger habe ich mit dem Fehlen dieser Stücke ein Problem als mit der Tatsache, dass dazu an keiner Stelle darauf eingegangen wird. Warum lies man diese Passagen auf der CD weg? Ich finde den Varèse-Club großartig aber diese Sachen haben mich schon längere Zeit gestört.
  2. Ich glaube, dass wird die neue "Reihe", die angekündigt wurde, denn bei der Ankündigung findet sich auch nicht der Klassiker "Available while quantities and interest remain." Anscheinend sind die "Universal 100"-CDs nicht limitiert
  3. Was auch hilft ist, sich einfach ganz viel Musik anzuhören, um sich inspirieren zu lassen. Wenn Du in die orchestrale Richtung gehen willst, dann empfehle ich Dir vor Allem die Musik von Richard Strauss (symphonische Dichtungen), Igor Stravinsky (die frühen Ballette) und Gustav Mahler (Symphonien). Wenn Du da Stellen hörst, die Du unglaublich toll findest und die Dich inspirieren, dann schaue in die Noten und sieh' Dir an, wie die das gemacht haben. So lernst Du besonders gut was Instrumentation betrifft. Wie Florian schon schrieb: Deiner Kreativität sind hörbar Grenzen gesetzt, da Dir nicht bewusst ist, was alles möglich ist und Du Dich in dem kleinen Rahmen des Gewohnten bewegst, wenn Du Musik komponierst. Je mehr Du kennst, je mehr Du Kenntnis von der Materie hast, umso sorgfältiger kannst Du damit umgeben und arbeiten. Je mehr Worte Du kennst, umso besser kannst Du etwas beschreiben und das ist in der Musik genau so. Momentan befindest Du Dich in der Lage eines Schriftstellers mit äußerst begrenztem Wortschatz und keiner Möglichkeit, genau festzuhalten, was er sich ausdenkt. Mit dem Enthusiasmus mit dem Du anscheinend Stücke schreibst lohnt es sich auf alle Fälle, sich mit Noten zu beschäftigen, denn natürlich ist es immer toll, wenn Leute das Bedürfnis haben, Musik zu machen und ich schätze, dass Musik auch weiterhin ein Bestandteil Deines Lebens sein soll. Insofern ist es nur gut, sich einmal so richtig mit der Materie auseinander zu setzen und Du wirst schnell merken, dass es so viel mehr Spaß macht, wenn einem mehr Wege offen stehen. Also: Mahler, Strauss, Stravinsky
  4. Wenn Du so gerne mit Musik arbeitest, gibt es dann einen Grund warum Du keine Noten lesen kannst?
  5. Hmmm...okay, dann frage ich einfach mal was anderes Wie gehst Du denn ohne Notenkenntnis beim Komponieren vor?
  6. Hab's mir jetzt mal angehört und mir sind ein paar Sachen aufgefallen: Bei deinem Ansatz "fröhlich & orchestral" gäbe es noch Potential, diese beiden Aspekte rauszuarbeiten. Zum Einen ist dein Thema von einem deutlichen moll-Charakter, der eher Melancholisch klingt. Dazu besteht es hauptsächlich aus Dreiklangsbrechungen, die aneinander gereiht sind und an sich harmonisch so nahe liegen, dass der Melodie etwas "griffiges" fehlt. Von der Besetzung her hört sich das nach einem Solo-Klavier mit Streicherunterstützung und Holzbläser (und auch hier hauptsächlich nur Oboe) an. Welche bestimmten Aspekte der - sagen wir mal - klassisch-romantischen Orchesterbesetzung wolltest Du denn in deinen orchestralen Aspekt einfließen lassen?
  7. Ich warte noch auf eine Bestellung aus den USA, die am 26.3. verschickt wurde...
  8. Intrada startet eine neue Reihe? Nach dem Disney-Deal und den Star-Trek-Scores - was könnte denn jetzt kommen? Naja, Leigh Harlines "Enemy below" ist leider nicht möglich...
  9. Also ich finde die Lalaland durchaus gelungen zumal sie einen interessanten Einblick in die musikalische Entwicklung gibt, da beide Fassung des Bankraubes vertreten sind. Zur Musik selbst :
  10. "Jennifer 8", "White Fang", "Molly Maguires" und jetzt "Edge of Darkness" - was für ein Super-Jahr was abgelehnte Filmmusik betrifft!
  11. Vielen dank für all die Informationen. Ich habe nur wenige CDs dieses Labels aber "Topaz" wird bestimmt in meine Sammlung wandern - einfach als Souvenir da ich ein großer Hitchcock-Fan bin (wenn auch nicht von all seinen Filmen).
  12. Vielen Dank für die Infos. Dann kann ich die Tsunami-CD ja doch aussortieren. Ich hatte immer gedacht, dass sei wie bei "Patton" eine Neuaufnahme gewesen. "Restless months" muss ich dann einfach mal genauer vergleichen und die Source-Liste bei Filmsehen aufstellen. Was lobe ich mir da das "Wind and the Lion"-Booklet.
  13. Ich habe gestern endlich einmal die schon einige Wochen hier lagernde "Sand Pebbles"-Doppel-CD geöffnet und gehört, allerdings stellten sich mir bei der Lektüre des Booklets einige Fragen, denen ich zwar am Wochenende auf den Grund gehen will aber vielleicht einige hier bereits beantwortet haben. Zu allererst muss ich Hilde vollkommen zustimmen: Der Kirgo'sche Booklet-Text ist furchtbar. Wie man mehrere Seiten Kleingedrucktes mit so wenig Informationen und so viel Geschwafel füllen kann, ist mir unbegreiflich. Der Tech-Talk ist mit den ständigen 9/11-Erinnerungen ebenfalls teils daneben und oft sehr abschweifend. Dafür fehlen viele wichtige Informationen: Der Teack "Repel Boarders" ist in der Filmaufnahme nur in mono erhalten, auf der Intrada-CD allerdings in stereo. Wurde hier also die Stereo-Aufnahme unter Goldsmith selbst für die LP-Veröffentlichung verwendet? Gilt selbiges auch für den Track "Final Mission (unedited)"? Warum liest man dann aber nur "conducted by Lionel Newman", nicht aber auch "conducted by Jerry Goldsmith", der immerhin die LP-Einspielung dirigierte? Wo gehören die Source-Cues hin? Warum enthält "Restless months" vorher unveröffentlichtes Material, ist aber auf der Varèse-Club-CD länger? Was ist das für ein "Music&Effects Track"? Klanglich und editorisch eine absolute Glanzleistung, aber WAS genau man da hört, ist in dem 20-Seiten-Booklet nicht annähernd gut genug beschrieben. Alleine das Booklet ist daher ein Grund, die Varèse-Fassung zu behalten...
  14. Also Townson hat die letzten Jahre fast uneingeschränktes Lob von mir bekommen, da muss er sich diese Staffel halt anhören, dass ich nur mäßig begeistert bin. Ich frage mich, warum die LP-Aufnahme zu "Last Embrace" nicht ebenfalls zusammen mit "Eye of the Needle" aufgelegt wurde. "Chinatown" ist natürlich hübsch, "Karate Kid" für einige auch nicht schlecht und von den neu aufgelegten Sachen wiedem Rozsa, Bernstein und Silvestri hatte ich ebenfalls noch nichts. Daher habe ich die auch bestellt, mir wäre nur trotzdem das übliche Menü lieber gewesen.
  15. Vor einigen Monaten habe ich mich ebenfalls durch Goldsmiths schwächere Scores gewühlt! Hier das Ergebnis: Ansonsten gehört definitiv noch "S*P*I*E*S" auf diese Liste.
  16. Wenn man das einmal genau betrachtet, ist nur der Hitchcock wirklich neu Alles Andere gab's schon in dieser Form und damit bildet diese Staffel auch die schwächste seit Langem, während die voran gegangenen Club-Veröffentlichungen verdammt hohe Maßstäbe gesetzt haben. Mir sind unbekannte Waxmänner, Newmänner, Northe und kleine aber feine Goldsmithe sowie sinnvoll erweiterte Beltramis dann doch um Einiges lieber als diese lauen Aufgüsse. Der Club bildete für mich immer eine sehr schöne Alternative zu den ewigen Fan-Favoriten der anderen Label, die mit "Conan" oder "Star Trek" und "Hook" um die Gunst der Käufer buhlen, aber das sehe ich in dieser Staffel überhaupt nicht. Außerdem bleibe ich bei meiner Meinung: Die definitive "Chinatown"-Veröffentlichung wäre vollständig und mit chronologisch eingefügten Source-Cues sowie der abgelehnten Musik auf CD 2!
  17. Ich will ja nun nicht groß meckern, aber ich frage mich schon, wieso die "Encore"-CDs so spärlich aufgelegt sind. Meinetwegen kann man davon ausgehen, dass sich solche Sachen nicht gut verkaufen und deswegen die Limiteriung bei 1000 sehr knapp halten, aber dann diese Reihe damit zu begründen, dass jetzt endlich wieder die Alben verfügbar sind, die seit Jahren ausverkauft waren, ergibt doch keinen Sinn, wenn die CDs in spätestens zwei Wochen genau so rar sind wie vor ihrem Erscheinen auch. Townson hätte ja von vornherein schreiben können: "Für die, die genau diese beiden Tage die Möglichkeit haben, legen wir jetzt nochmal einige begehrte Alben auf. Der Rest guckt in die Röhre und darf erneut darauf sparen "Eye of the needle" endlich mal auf CD zu haben"...
  18. Naja, also zum Stil gehören 'größere Aspekte' als ein kleines von einem (über)spätromantischen Komponisten übernommenes Motiv, dass durch stete Wiederholungen in das Gedächtnis der Rezipienten eingehämmert wird. Der Stil entscheidet eher über die Klangfarbe Horners Musik. Hier kann man zum Beispiel auf seinen Umgang mit den Hörnern und Streichern hinweisen. Außerdem schreibt Horner fast immer tonal und natürlich macht die Einflechtung von Zitaten in seine Musik (manchmal mehr, manchmal weniger sinnvoll) einen Teil seines melodischen Schaffens aus. Das Gefahren-Motiv fügt sich somit in den großen Katalog der Horner'schen Klassik-Zitate ein und hat für sich einen Wiedererkennungswert. Dass dieses Motiv jetzt Horners Stil ausmacht, würde ich aber nicht sagen.
  19. Vielen Dank euch beiden! In letzter Zeit kam ich wegen des Studiums kaum zum Filmesehen und Musikhören, aber bald geht's weiter "Rambo I" sollte man - auch oder gerade als Nicht-Action-Fan - mal gesehen haben.
  20. Rambo III John Rambo lebt mittlerweile in Thailand wo er Mönchen beim renovieren einer Tempelanlage zur Hand geht und hin und wieder mit Schaukämpfen ein bisschen Geld dazu verdient, das er ebenfalls den Mönchen spendet. Eines Tages trifft Colonel Sam Trautman mit dem Regierungsbeauftragten Robert Griggs in der Tempelanlage ein und bittet seinen einstigen Schützling, ihn nach Afghanistan zu begleiten. Die USA unterstützen die Mudschahiden mit Waffen im Kampf gegen die sowjetische Besatzung und Trautman soll eine solche Waffenlieferung begleiten. Rambo allerdings lehnt ab, nach Afghanistan zu gehen, da er meint, seinen Frieden in Thailand gefunden zu haben sodass weitere Überzeugungsversuche Trautmans scheitern. In Afghanistan wird der nächtliche Waffentransport unter dessen Führung angegriffen und der Colonel von Oberst Zaysen gefangen genommen und in dessen Festungsanlage verhört und gefoltert. Robert Griggs reist noch einmal nach Thailand und berichtet Rambo, was vorgefallen ist. Obwohl der Regierungsbeauftragte den Veteranen informiert, dass die USA beim Scheitern einer Befreiungsaktion jede Verantwortung ablehnen werden, hat sich Rambo entschlossen. Er begibt sich nach Afghanistan, um den Kampf gegen die Sowjets an der Seite der Mudschahiden aufzunehmen und seinen einstigen Ausbilder und Vorgesetzten zu befreien… Mit 221 Gewalttaten, mindestens 70 Explosionen und 108 auf der Leinwand getöteten Menschen wurde „Rambo III“ als „brutalster Film“ in das Guinnes Buch der Rekorde aufgenommen und tatsächlich bildet dieser Film eine konsequente Weiterführung der im zweiten Teil beschrittenen Pfade. Die Gewaltschraube wurde noch ein Mal stark angezogen, von der den ersten Teil prägenden Kritik ist nun überhaupt keine Spur mehr. Stattdessen bildet „Rambo III“ einen Propagandastreifen par excellence, dessen stark antisowjetische Haltung in jeder Szene bis zur Peinlichkeit zelebriert wird und die auch schon zur Filmpremiere angesichts der politischen Wandlung der kommunistischen Regierung und Gorbatschow leicht veraltet gewesen sein dürfte. Die selbstlose und der Sache der Freiheit gewidmete Unterstützung der Mudschahiden durch die USA bekommt besonders nach 2001 eine sehr fragwürdige Wirkung. Hier schneidet sich die US-Propaganda ins eigene Fleisch. Schauspielerisch verlangt „Rambo III“ seinen Darstellern nicht allzu viel ab und diese scheinen auch nicht versucht, mehr aus ihren Rollen machen zu wollen, sodass Sylvester Stallone hauptsächlich durch unbeteiligte Mimik und Marc de Jonge durch bemühte Bösartigkeit „glänzen“. Besonders blass wirkt vor Allem Richard Crenna als Sam Trautman, der hier seine größte Rolle hat, diese aber nicht annähernd ausfüllt. Handwerklich gibt es allerdings zumindest an der Action nichts auszusetzen. Die explosiven Bombardements durch die Sowjets, die Höhlenszene nach dem „Zehn-kleine-Negerlein“-Prinzip und das fast schon verschwenderische Finale bieten unterhaltsame und rasant in Szene gesetzte 80er-Jahre-Hochglanzaction mit sauberem Schnitt und keinerlei Wackelkamera. Insgesamt ist „Rambo III“ wegen äußerst schamloser Schwarzweißmalerei und ungezügelten Patriotismus streckenweise ungenießbar, wer als Actionfan allerdings in diesen Dingen auf die Zähne beißen kann, der wird hier ebenso wie in „Rambo II“ in Sachen Action voll auf seine Kosten kommen. Zur Musik: Während Jerry Goldsmith für TV-Serien oftmals nur die Pilot- und höchstens zwei weitere Folgen vertonte, um sich neuen Projekten widmen zu können, blieb er Filmreihen wie „The Omen I-III“, „Poltergeist I-II“ , den Flint-Filmen oder aber mit einigen Aussetzern „Star Trek“ treu - so auch „Rambo“. Für den ersten Teil schuf Goldsmith einen kammermusikalisch konzipierten ökonomisch angelegten Meilenstein der Actionvertonung, der zweite Teil kam um einiges massiver und ruppiger daher. Die Actionmusik von „Rambo III“ bildet mit der satten Orchestrierung eine stilistische Weiterführung – analog zum Film - der Musik aus dem zweiten Teil, wobei hier auch stärker Elemente aus „First Blood“ vertreten sind. So tritt nun wieder das Actionostinato vermehrt auf – dieses Mal im vom Komponisten persönlich gehämmerten E-Piano. Neben dem stoisch ansteigenden Rambo-Thema aus „Rambo II“ setzt Goldsmith nun wieder vermehrt aus dem „It’s a long road“-Thema, das nicht nur in besinnlichen Passagen sondern sich ebenfalls als triumphale Actionfanfare aus den Orchesterattacken erhebt. Doch der eigentliche thematische Fokus liegt auf einer neu etablierten Vier-Noten-Figur bestehend aus zwei steigenden Quinten, die insgesamt einen Moll-Septdreiklang ergeben. Dieses kurze Motiv erklingt mal bedrohlich in den Bässen, mal als Actionmotiv in den Posaunen oder klar und strahlend in den Violinen. Fast kein Stück der Musik vergeht, ohne dass dieses Motiv irgendwo kurz anklingt oder sogar eine wichtige Funktion übernimmt. Während die zweite Hälfte der Musik fast ausschließlich von Action- und Suspense-Material geprägt ist schafft Goldsmith eine musikalische Kulisse für die Vorgeschichte in Thailand und den ersten Begegnungen Rambos mit den Mudschahiden. Neben dem Hauptthema aus „First Blood“ und einer kurzen orientalisch angehauchten Variation für die Szene in Peshawar spielt das leicht exotische Afghanistan-Thema eine wichtige Rolle. Hier fällt zunächst vor Allem auf, dass die ersten vier Noten exakt mit Vierton-Motiv des Moll-Dreiklangs identisch sind. Sanft von den Violinen und Violen gespielt und zart von den gezupften Celli und Bässen gestützt und mit einigen elektronischen Einsprengseln verfeinert strahlt dieses Thema eine liebliche Exotik aus. „Rambo III“ überrascht durch eine Vielzahl an Themen und Motiven, denn für die afghanischen Freiheitskämpfer komponierte Goldsmith zusätzlich ein Thema, das nur zweimal – einmal während eines Volkssports und dann für den Schlusskampf – erklingt. Über ein komplexes Ostinato bestehend aus 5/4+7/4 legt sich dieses Rhythmisch ungerade Thema in Schalmai mit den Holzbläsern verwoben über die stoßhafte Begleitung der Celli, Bässe, Pauken und der Rassel. Die explosiven Actionszenen vertonte Goldsmith sehr massiv, um gegen die Geräuschkulisse ankommen zu können. Auch hier arbeitet der Komponist hauptsächlich mit Ostinatostrukturen, ruppigen Streichern und massivem Einsatz des Blechs und des Schlagwerks. So wandlungsfähig das neue Motiv und so zahlreich die neuen Themen sind, so leicht macht er es sich leider fast durchgehend mit der Suspense-Musik. Einfallsreiche Klangkompositionen wie in den 70er Jahren erhofft man hier vergebens, brummen hier doch meistens nur die Kontrabässe, über die hin und wieder kurze instrumentale Einwürfe oder synthetische leicht veraltete Effekte erklingen. Einzig und allein die Musik für Rambos Einzelkampf in der Höhle vermittelt streckenweise mit dem durchgehaltenen Trommelwirbel, Violintrillern und Holzbläserakkorden etwas mystisch-bedrohliche Atmosphäre. Als Jerry Goldsmith mit der Arbeit zu „Rambo III“ begann wurde er vor die Wahl gestellt: Entweder könne er eine kleiner besetzte Musik in Amerika einspielen oder aber er könne eine großorchestrale Musik komponieren, die dann aus Kostengründen in Europa eingespielt werde. Der Komponist, der Ende der 80er oftmals zu größer angelegten Vertonungen tendierte, entschied sich also für letzteres. Doch auf Grund der rhythmischen Komplexitäten der Musik scheiterte das Münchener Graunke-Orchester hoffnungslos, sodass Goldsmith nach zwei Tagen abreiste und einen erneuten Versuch, die Musik einzuspielen, mit den Pragern unternahm, die damals noch nicht ihrem heutigen Niveau entsprachen. Auch hier gestalteten sich die Aufnahme als schwierig, sodass wegen hoher Temposchwankungen zurecht geschnittene Stücke aus der Musik zu „Rambo II“ mehrere Passagen der neuen Musik im Film letzten Endes ersetzten. Zum Filmstart erschien eine Soundtrack-CD mit einigen Passagen aus Goldsmith Musik sowie einigen Songs, bevor Intrada sehr bald eine vollständige Veröffentlichung der kompletten Musik inklusive der nicht verwendeten Stücke nachreichte. Die Filmreihenfolge wurde fast chronologisch beibehalten, nur das Eröffnungsstück „Another Time“ gehört eigentlich zwischen die Nummern 3 und 4. Die Klangqualität ist sehr plastisch, doch die teils heftigen Intonationsprobleme der Streicher oder die teils auseinander laufenden Rhythmen des Orchesters sind ohne Mühe zu hören.
  21. Rambo II: Der Auftrag (First Blood: Part II) Nach den Ereignissen in der Kleinstadt Hope fristet John Rambo ein Leben als Strafgefangener bis eines Tages Colonel Sam Trautman in der Haftanstalt eintrifft, um seinem Schützling die Möglichkeit zu unterbreiten, dem staubigen Steinbruch zu entkommen: Auch nach über zehn Jahren nach Ende des Vietnamkriegs gibt die Opposition noch immer keine Ruhe und wirft der Regierung vor, amerikanische Kriegsgefangene wissentlich in Vietnam zurück gelassen zu haben. Um einen Schlussstrich unter die Angelegenheit ziehen zu können braucht die Regierung einen äußerst fähigen Soldaten, der im Dschungel Fotos von leeren Lagern macht, um somit endgültige Beweise zu liefern. Da John Rambo der fähigste und geeignetste Soldat ist bietet man ihm bei der Erfüllung dieser Mission die Rehabilitierung an. Rambo willigt ein und begibt sich auf die gefährliche Mission im vietnamesischen Dschungel, der einst Schauplatz seiner schrecklichen Erlebnisse war. Mit Hilfe der vietnamesischen Verbindungsagentin Co Bao macht der Veteran tatsächlich ein Gefangenenlager ausfindig, doch dieses ist wider alle Erwartungen nicht leer. Der Auftrag lautet, nur Fotos zu schießen und alles Weitere der Armee zu überlassen, doch Rambo befreit einen Gefangenen und begibt sich mit Co Bao und dem Soldaten zum vereinigten Treffpunkt. Als der Einsatzleiter Murdoch erfährt, dass Rambo und Bao nicht alleine sind befiehlt er dem bereits im Anflug befindlichen Helikopter unverzüglich umzudrehen. Rambo erkennt, dass er nur ein Werkzeug war und die Regierung niemals beabsichtigte, ernsthaft den amerikanischen Kriegsgefangenen zu Hilfe zu kommen. Alleine gegen eine Überzahl vietnamesischer Soldaten, die von den Russen unterstützt werden, nimmt er den Kampf wieder auf, den er im Dschungel zurück gelassen glaubte… Als Ronald Reagen das Amt des Präsidenten der USA 1980 übernahm, machte er deutlich, dass die vereinigten Staaten das Vietnam-Trauma überwunden hätten. Auch in der Unterhaltungsindustrie schlug sich diese Einstellung deutlich nieder. In Fernsehserien wie „Magnum“ wurden Veteranen als rechtschaffene Männer dargestellt, sie sich nie etwas zu Schulden kommen lassen haben und Opfer der Umstände wurden. Für das Kino entstand eine Flut von Filmen über Soldaten, die – einer Übermacht von technisch überlegenen vietnamesischen Gegnern – im Dschungel heldenhaft ihre Kameraden befreien. „Dschungelratten“, „Phantom Raiders“ und natürlich die „Missing in Action“-Reihe zählt zu diesen Filmen. Auch „Rambo II“ dient den propagandistischen Zwecken dieser Zeit indem der Protagonist ein bloßes Werkzeug von skrupellosen und korrupten Bürokraten wird, dessen tapferer Einsatz und die dem Gegner überlegenen kämpferischen Fähigkeiten allerdings die Gerechtigkeit triumphieren lassen. War John Rambo in „First Blood“ noch anfangs komplett pazifistisch eingestellt und reagierte hauptsächlich, weil er von einer Übermacht in die Enge getrieben wurde, so ist er im zweiten Teil genau der Charakter, den David Morrel in seinem Buch beschrieb: Eine perfekte Tötungsmaschine, für den Krieg geboren. Geht Rambo im Roman allerdings an seinen Fähigkeiten letzten Endes zu Grunde so geht er in diesem Dschungel-Abenteuer als glorreicher Held hervor. Dementsprechend brutaler ist die Fortsetzung von „First Blood“ geworden. Es wird reihenweise geschossen, blutig getroffen und mit Elektroschocks gefoltert. Als Rambo am Ende des Films bewegt seine Liebe zum Vaterland erklärt ist der letzte Rest des so kritischen und intelligenten ersten Films hinweggefegt von wehenden Fahnen und triumphalen Hurra-Patriotismus. Technisch ist „Rambo II“ allerdings vielen seiner filmischen Mitstreiter wie den „Dschungelratten“ überlegen. Die zum Schluss nicht enden wollenden Explosionen, abstürzenden Hubschrauber und blutigen Einschüsse sind äußerst effektiv in Szene gesetzt. Der Film ist ein Paradebeispiel für 80er-Jahre-Hochglanzaction. Neben den Spezialeffekten und der schicken Kameraführung befinden sich Drehbuch und Akteure allerdings auf solidem bis durchschnittlichem Niveau. Dass der Film ein reines Action- und Propaganda-Vehikel wird, ist schnell klar, sodass die Handlung kaum mit überraschenden Wendungen oder intelligenten Einfällen zu überzeugen vermag. Sylvester Stallone überlässt das Schauspiel hauptsächlich seinem Bizeps. Was im ersten Teil recht gut funktionierte deckt bei der aufgesetzten Liebesszene zwischen Co Bao und Rambo allerdings einige Mängel in Hinblick auf die schauspielerischen Fähigkeiten Stallones auf. Baos Charakter ist besonders für den späteren Handlungsverlauf notwendig, wirkt aber teilweise ein bisschen überflüssig und kann von Julia Nickon-Soul auch nur durchschnittlich in Szene gesetzt werden. Richard Crennas Trautman ist ebenso solide wie Charles Napiers korrupter Murdoch oder Steven Berkoffs unvermeidlicher böser Russe Lt. Col. Podovsky. Insgesamt ist „Rambo II“ ohne Zweifel ein Kind seiner Zeit und ist im Vergleich zum ersten Teil deutlich schwächer. Abgesehen von der schamlosen Reagan-Propaganda, über die man mit der zeitlichen Distanz ein bisschen wegsehen kann bleibt ein recht überzeugender 80er-Jahre-Hochglanz-Actioner mit äußerst beeindruckender Action und einem soliden bis mittelmäßigen Rest. Zur Musik: 1982 schuf Jerry Goldsmith mit seiner fast kammermusikalisch konzipierten äußerst schnörkellosen Musik für „First Blood“ einen Meilenstein im Bereich der Actionfilmmusik. In der Fortsetzung macht sich der radikale Umschwung vom kritischen ersten Teil zum propagandistischen und viel brutalerem zweiten Teil auch musikalisch bemerkbar. 1984 – ein Jahr vor „Rambo II“ lotete Goldsmith mit seiner Musik zu „Gremlins“ seine erste Filmmusik mit gleichen Anteilen an orchestralen und synthetischen Passagen aus. Dienten elektronische Einsprengsel in „First Blood“ fast ausschließlich der farblichen Schattierung des Actionostinatos so sind die synthetischen Anteile in der Fortsetzung viel stärker vertreten. Vor allem ein dröhnend brummender und rasselnder Syntheffekt ist häufig zu vernehmen. Die Musik zum ersten Teil war zwar schnörkellos aber nicht grobschlächtig. Hier allerdings versucht Goldsmith, die Musik oftmals drastischer und „fetter“ klingen zu lassen, was aber anhand des etwas schmal besetzten Orchesters nicht so ganz funktionieren will, sodass einige Male die Streicher elektronisch „verdickt“ werden. Da Rambo nun als tapferer Held für die gute Sache kämpft ist die Musik ebenfalls oft viel strahlender und heroischer. Düstere oder melancholische Passagen des ersten Teils weichen zu Gunsten von stakkatierenden Streichern, kräftigen Blechfanfaren und knackiger kleiner Trommel. Auch thematisch schlägt der Komponist neue Wege ein. Das nachdenkliche Hauptthema des ersten Films kehrt nur in drei Augenblicken des Films an. Stattdessen erklingt oft ein sehr wandelbares Motiv, das in Form einer heroischen Trompetenpassage oder einer sanften Streichermelodie erklingt und auch als Synth-Fanfare den Song „Peace in our life“ für den Abspann eröffnet. Für Rambo komponierte Goldsmith ein neues Thema, das sich recht gradlinig in dem Blech nach oben stemmt und nicht selten vom Keyboard schattiert wird. Dieses standhafte Thema ist weder zu drängend noch zu lasch und passt trifft mit seinem standhaften und zielstrebigen Charakter gelungen den neuen zielstrebigen und kompromisslosen Rambo. Diesem Thema steht ein choralmäßig ausgesetztes Motiv für die russischen Bösewichte gegenüber, das fast ausschließlich im Blech erklingt und wegen seiner Kürze mehrmals in den Actionpassagen aufblitzt. Die vietnamesische Dschungellandschaft sowie die Soldaten versah Goldsmith mit einem recht klischeehaften musikalischen Anstrich: Woodblocks in der Perkussion, gepaart mit Buckelgongs und Col legno Schlägen der Streicher sollen mittels pentatonischer Harmonik eine asiatische Atmosphäre aufkommen lassen. Allerdings erscheint diese recht platte Vertonung den ebenfalls sehr klischeehaft in Szene gesetzten Vietnamesen einigermaßen angemessen. Die synthetischen Koto-Klänge allerdings klingen heute mittlerweile viel zu billig und veraltet, als dass sie ansatzweise Stimmung erzeugen könnten. Die Suspense-Passagen sind äußerst unspektakulär gestaltet und lassen den kreativen und experimentellen Goldsmith der 70er Jahre deutlich vermissen. Da insbesondere die ersten beiden Drittel von Suspense-Passagen bestritten werden erweist sich dieser Teil als recht zäh, bevor die letzten 20 Minuten immerhin fast rein orchestral mit ansprechender – wenn auch nicht revolutionärer – Action bestritten werden. Hier dreht Goldsmith noch einmal vollends auf, stützt sich hauptsächlich auf die Blech-, und Schlagwerkfraktion seines Orchesters, um ansatzweise gegen die lautstarke Geräuschkulisse des Films anzutreten. Zum Filmstart veröffentlichte Varèse-Sarabande 45 Minuten der Musik auf CD bevor 1999 die vollständige Musik von Silva Screen in einer erweiterten Fassung veröffentlicht wurde. Diese Edition enthält die vollständige Filmmusik und im Begleitheft einen kurzen Abriss zu jedem auf dem Album vertretenen Stück. Diese zweite Edition ist eine Viertelstunde länger und bereichert das Programm hauptsächlich um zwei Actionstücke. Allerdings schneidet die Silva-CD in Hinblick auf die Klangqualität deutlich schlechter ab. Die Violinen klingen oftmals schrill, das Blech scheppernd und das Schlagwerk entweder zu dumpf oder zu knallig während die Varèse-CD über einen satteren und wärmeren Klang verfügt. Liebhaber der Musik haben wahrscheinlich beide Alben im Schrank stehen, für alle anderen dürfte höchstens eine Ausgabe genügen, denn Goldsmith schuf mit „Rambo II“ eine dem Film angemessene aber abseits der Bilder etwas dünne Musik, deren Synthanteile heutigen Ohren stark veraltet erscheinen dürften. Asiatische Elemente und vor Allem Actionpassagen hat man von Goldsmith in unzähligen anderen Filmmusiken ambitionierter gehört als hier.
  22. Und wie sieht's mit dem "Barbarian" aus? "Violent Saturday" könnte ich ja noch verschmerzen, weil ich den ebenfalls als Intrada habe aber beim anderen wäre es richtig übel
  23. Rambo (First Blood) Vietnam-Veteran John Rambo zieht nach seiner Rückkehr aus dem Krieg durch das Land und schlägt sich mit Gelegenheitsjobs durch. Als er den letzten überlebenden Freund aus seiner einstigen Elite-Einheit besuchen möchte, erfährt Rambo, dass dieser an Krebs gestorben ist. Nun völlig allein gelassen zieht der Ex-Soldat weiter und möchte in der nahe gelegenen Ortschaft Hope etwas essen, doch der ansässige Sheriff Will Teasle sieht in dem heruntergekommenen Veteranen einen Störenfried und verhaftet ihn wegen Landstreicherei. Schon gleich zu Beginn seiner Untersuchungshaft im Polizeigebäude wird Rambo von den Beamten gequält, lässt dies allerdings widerstandslos mit sich geschehen, bis zu dem Zeitpunkt, als die Polizisten ihn rasieren wollen. An seine Folter während der Kriegsgefangenschaft erinnert wird Rambo panisch und kann aus dem Gebäude in die anliegenden Berge entfliehen. Zuerst macht Teasle Jagd auf ihn doch schon bald wird ihm klar, dass er Verstärkung benötigt. Der Gegner hat sich im Wald verschanzt und schaltet mittels selbst gebauter Fallen einen Kleinstadtpolizisten nach dem anderen aus, die bald die Nationalgarde zu Hilfe holen. Die spektakuläre Jagd entwickelt sich bald zu einem Medienereignis und kurze Zeit später trifft auch Colonel Sam Trautman ein, Rambos ehemaliger Offizier und Ausbilder. Er versucht, Teasle davon zu überzeugen, den in die Enge gedrängten Veteran laufen zu lassen und einige Zeit später ohne großen Aufsehens zu verhaften, doch der Kleinstadtsheriff ist längst von Rachsucht verblendet… Autor David Morrell wurde zu 1968 seinem Roman „First Blood“ inspiriert, als er in einer Zeitung von einer Gruppe Hippies las, die aus einer Kleinstadt gejagt wurden. In Morrells Roman ist John Rambo eine perfekte Kampfmaschine, die viele Polizisten und Soldaten der Nationalgarde tötet, bevor sein ehemaliger Ausbilder Captain Trautman ihm den Kopf mit einer Schrotflinte wegschießt, nachdem Rambo Sheriff Teasle tödlich getroffen hatte. 1972 verkaufte Morrell die Rechte an Columbia, die sie weiter an Warner Bros. verkauften, doch man hielt das Publikum noch nicht für bereit, einen kritischen Film über den Vietnamkrieg zu sehen, sodass das Drehbuch durch unzählige Hände ging und Schauspieler wie Terence Hill, John Travolta, Burt Reynolds oder Clint Eastwood wurden für die Rolle des Veteranen gehandelt. Als der recht erfolglose und weniger prominente Sylvester Stallone für die Rolle verpflichtet wurde, war man zunächst skeptisch, doch die Wahl erwies sich als Glücksgriff, da der Sohn einer italoamerikanischen Familie vorbehielt, Änderungen am Drehbuch vorzunehmen. Auf Stallones Rat hin wurde die Figur des John Rambo deutlich entschärft. Anstatt als losgelassene Kampfmaschine zu wüten, versucht der Charakter im Film mehrmals, Schlimmeres zu verhindern. Rambo kämpft im Wald mit im Krieg erworbenen Guerilla-Techniken und nicht hauptsächlich mit erbeuteten Waffen. Die größte Änderung wurde allerdings zum Finale vorgenommen, denn Teasle sowie Rambo überleben, da Stallone der Meinung war, dass das originale Ende, das bereits gedreht war, die Zuschauer vor den Kopf schlagen würde, die während des Films mit Rambo mitfühlen würden. Die bewegende Rede, in der Rambo zum Ende in Tränen ausbricht, war für die damalige Zeit höchstwahrscheinlich noch viel beklemmender und unangenehmer als für heutige Zuschauer. Einzig die Aussage, dass Anti-Vietnamkrieg-Demonstranten zum Zusammenbruch des Veteranen mit verantwortlich sind, nimmt der ansonsten kompromisslosen Kritik Wind aus den Segeln. In Szene gesetzt wurde „First Blood“ von Regisseur Ted Kotcheff, der das wundervolle Bergpanorama um die Kleinstadt Hope perfekt zu nutzen wusste, doch auch bei den Actionszenen sowie den Dialogen stellt Kotcheff sein Talent unter Beweis. Besonders der Unterschied zwischen dem erfahrenen Rambo und den Wochenendsoldaten der Nationalgarde, die am Montag wieder hinter dem Ladentisch stehen müssen, wird hervorragend heraus gearbeitet. Die Verfolgungsjagden und das explosive Finale sind nie zu schnell geschnitten sondern verfügen über genau das Tempo und die Länge, die sie benötigen. Sylvester Stallone entpuppt sich als ideale Wahl für die Rolle des Rambo, dessen Gegenspieler Teasle von Brian Dennehy verkörpert wird. Besonders Dennehys Interpretation des erst leicht sadistischen Sheriffs, der vom Ehrgeiz gepackt wird und später vor einem Scherbenhaufen steht, entgleist niemals in Übertreibung oder unangebrachte Bösewicht-Manierismen. Richard Crennas Colonel Trautman mit seiner militärischen Strenge und ruhigen Vertrauen in seinen Zögling rundet die engagierte Besetzung ab. Insgesamt ist „First Blood“ viel mehr als ein stupider Actionfilm, denn die intensive Stimmung dank Kotcheffs Regie, das kongruente Spiel der Darsteller und die transportierte Botschaft machen diesen Streifen zu einem äußerst wichtigen und wertvollen Film. Zur Musik: Jerry Goldsmith hatte seine schon in frühesten Jahren während seiner ersten Filmmusiken und im Fernsehbereich entwickelten Elemente von Actionvertonungen 1978 mit „Capricorn One“ vollständig ausgelotet, doch erst vier Jahre später sollte der Komponist auf dieser Basis eine Musik kreieren, die sich nicht nur für seine Karriere sondern für viele nachfolgende Musiken von Kollegen als wegweisend entpuppen sollte. Im Mittelpunkt steht das Hauptthema für John Rambo, welches ein weiterer Beweis für Goldsmiths psychologisches Gespür bei der Entwicklung eines Hauptthemas unter Beweis stellt: Zu Beginn nur für Gitarre und Solotrompete instrumentiert stoßen hier die beiden Hauptmerkmale Rambos musikalisch aufeinander: Die Gitarre, ein Instrument aus der Volksmusik, verdeutlicht Rambos Landstreicherleben während seine militärische Karriere von der Solo-Trompete widergespiegelt wird, deren Zapfenstreichcharakter zusätzlich verrät, dass der Protagonist nicht mehr Mitglied der Armee ist. Die Melodie ist melancholisch, versprüht aber gleichfalls eine ordentliche Portion Stolz und unterstreicht somit Rambos Charakter. Während des anderthalb Minuten dauernden Vorspanns ist der Zuschauer dank Goldsmiths sorgfältig etablierter Musik voll im Bilde, bevor der Film richtig begonnen hat. Außerdem schrieb Goldsmith ein kurzes Nebenmotiv für zwei Trompeten, dessen resignierender Charakter von Hoffnungslosigkeit geprägte Momente unterstreicht. Doch abseits dieser bemerkenswerten Elemente steht in dieser Musik definitiv die Actionvertonung an erster Stelle. Wie zu erwarten strukturierte Goldsmith seine rasanten Actionpassagen mittels eines rhythmischen ungeraden Ostinatos, dass im tiefen hautpsächlich im tiefen Register des Klaviers ertönt und von einem metallen schnarrenden Syntheffekt verstärkt wird. Der Komponist verlässt sich bei „First Blood“ durchgängig auf die Rasanz und Stärke dieses Ostinatos und setzte derartige Passagen fast kammermusikalisch aus. Wer dicke orchestrale Gewalt voller Orchesterbesetzungen erwartet wie in „The Swarm“ ist hier fehl am Platz. Die Musik entwickelt ihr Tempo und ihre Kraft durch den Charakter, weniger durch die oft im Zaum gehaltene Instrumentierung. Daher stechen größer besetzte Passagen viel stärker hervor – insbesondere wenn das Ostinao in den Violinen oder gar den Hörnern erklingt. Außerdem fällt auf, dass Goldsmith die beiden langen Verfolgungsjagden auf motorisierten Vehikeln komplett unvertont lässt. Insgesamt vertonte Goldsmith fast die knappe Hälfte des Films und schnitt für die LP-Veröffentlichung zum Filmstart aus den originalen Aufnahmen eine interessante Albumzusammenstellung, in der die Musik fast komplett enthalten, aber völlig außer Reihenfolge gebracht war. Die erste CD-Auflage erschien bei Intrada und wurde von Varèse einige Jahre später in recht bescheidener Klangqualität mit einem weiteren Stück neu aufgelegt. 2011 veröffentlichte Intrada zum 25. Geburtstag die vollständige Musik erstmals in Filmversion plus Albumversion auf einem Doppel-CD-Set, das keine Wünsche übrig lässt und auch klangtechnisch über jeden Zweifel erhaben ist. Das dicke Booklet ist allerdings mit der Geschichte des Labels und nostalgischen Erinnerungn gefüllt und enthält kaum Informationen zum Film oder der Musik, doch in Anbetracht der Bekanntheit des Films und der Musik ist das verzeihlich. „First Blood“ sollte jedenfalls (am Besten) in der Doppel-CD-Edition in keinem heimischen Filmmusikarchiv fehlen.
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