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Mephisto

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  1. Dass sich generell auch Altbekanntem ausgeruht wird, ist doch nicht nur hier im Forum so. Das wundervolle Ereignis, eine Sache neu kennen zu lernen oder sich zu erschließen und auf etwas zu stoßen, was einem zwar unbekannt war, man aber trotzdem das Gefühl hatte, es schon immer gesucht zu haben, wird leider viel zu oft ausgeblendet oder die Gefahr, man könnte seine Zeit mit etwas vertun, das einem nicht gefällt, wird viel zu sehr hochgespielt. Außerdem gibt es nunmal verschiedene Interessengruppen. Bei noch entstehenden Projekten wie "Prometheus" oder "Avengers" kann man noch mitverfolgen, mutmaßen etc. Die Musik zu "Superman" ist längst bekannt, man kennt den Film, man weiß, wie die Musik ist und hat sich seine Meinung gebildet. Ansonsten gäbe es natürlich solche Diskussionen wie "Heute läuft auf Kabel 1 "Warlock" mit der Musik von Leigh Harline, bin schon voll gespannt, wie die Musik wird." "Naja, der Regisseur hat mich bis jetzt nicht überzeugt, aber mal sehen, der Harline kann ja was." "Wahrscheinlich wird's orchestral und ein bisschen westernmäßig." "Das kann gut sein, schließlich wurden in den 60ern Western oft mit Americana vertont." "Vielleicht hat er ja noch tolle Themen drin, man weiß es ja nicht, der Film kommt erst heute Abend." Die Musik zu "Whispers in the Dark" ist bereits aufgenommen und kann gehört werden, man bildet seine Meinung und tut dies kund - oder man lässt es. Wirklich mitfiebern kann man doch bei solchen Veröffentlichungen wenn schon länger bekannt ist, dass da was kommt wie bei "Conan" oder "Hook". Das Rozas "Quo Vadis" aufgenommen wird, wissen wir, dass es komplett wird, auch. Wir kennen die Musik, man kann einfach nicht mehr so hitzig darüber diskutieren, weil sich vieles abgeklärt hat in den letzten 50 Jahren, seit denen diese Musik existiert. Natürlich finde ich ebenfalls schade, dass es kaum Stimmen zu der neuen Stummfilm-Veröffentlichung von Lalaland gibt oder der neuen Excalibur-Einspielung, aber diesen Threads hast Du, Souchak, doch auch nichts geschrieben, oder?
  2. Das sind ja herrliche Zeiten: Neben der neuen Lalaland-Veröffentlichung und dem Victor-Young-Doppeldecker kommt jetzt auch noch eine Rozsa-Neueinspielung! Super! Weiter so!
  3. Wow! Absolut genial! Hammer! Stummfilmmusik neu eingespielt und dann auch noch von Lalaland? Das hätte ich mir ja nie träumen lassen!
  4. Hmm..das klingt ja gar nicht mal so uninteressant, zumal meine Thomas-Newman-Abteilung (im Gegensatz zu Alfred) noch mehr als überschaubar ist... Schade, äußerst schade...
  5. Treffpunkt Todesbrücke (Cassandra Crossing) In dem Gebäude der Internationalen Gesundheitsorganisation in Genf experimentieren die Amerikaner mit einem Lungenpestvirus. Drei schwedische Terroristen brechen ein, um das Gebäude zu sprengen, werden allerdings vom Sicherheitsdienst an dem Vorhaben gehindert. Während zwei der Einbrecher getötet werden, kann der Dritte entkommen, allerdings hat er sich bei dem Schusswechsel mit dem Virus infiziert. U.S. Colonel Stephen Mackenzie wird beauftragt, den Flüchtenden ausfindig zu machen und schon bald kommt heraus, dass sich der mittlerweile gesundheitlich stark angeschlagene Terrorist als blinder Passagier in einem Kontinentalzug von Genf nach Stockholm in die Heimat absetzen will. In dem Zug befinden sich unter den 1000 Passagieren eine Gruppe Hippies, die Frau eines deutschen Waffenhändlers und ihr jugendlicher Liebhaber, der als Koksschmuggler unterwegs ist, ein zwielichtiger Pfarrer, der Lebenskünstler Kaplan, Dr. Jonathan Chamberlain und seine Ex-Frau Jennifer, die ihm hinterher reist. Nach und nach weisen immer mehr Patienten die Symptome einer Erkältung auf – die ersten Anzeichen einer Lungenpestinfektion. Colonel Mackenzie nimmt Kontakt zu Dr. Chamberlain auf, der ihn um ärztliche Verstärkung bittet, die dieser ihm gewährt. In Nürnberg steigen allerdings neben Mitarbeitern des Roten Kreuzes auch bewaffnete Soldaten ein und der Zug wird verplombt. Colonel Mackenzie lässt den Zug nach Polen umleiten und richtet in dem ehemaligen Konzentrationslager Janów eine Quarantänestation ein, doch der Weg nach Janów führt über die Cassandra-Schlucht. Diese Strecke wurde 1948 stillgelegt und die Brücke, die den Zug mit mehreren hundert Menschen tragen soll, ist mehr als baufällig… Der Desasterfilm gehört zu den frühesten Genres des Films, erreichte sein Zenit allerdings in den 70er Jahren. Die Filmtechnik war entsprechend fortgeschritten, sodass sich Desaster wie Erdbeben, Flugzeugabstürze oder einbrechende Gebäude täuschend echt umsetzen ließen. Als weiteres Lockmittel versuchten die Produzenten, so viele bekannte Gesichter wie möglich für ihren Film zu verpflichten, sodass sich auch in „Cassandra Crossing“ unzählige Stars die Klinke in die Hand geben. Neben einer etwas gealterten und pummeligeren Ava Gardner als Nicole Dressler und einem jungen Martin Sheen füllen O.J. Simpson als falscher Prediger und die damalige Gattin des Regisseurs – Ann Turkel – die Riege der Nebendarsteller. Burt Lancaster mimt den sturen Stephen Mackenzie und Richard Harris kann als heroischer Arzt immerhin einen Großteil der Passagiere vor dem Tod bewahren. Ihm zur Seite gestellt wurde Sophia Loren als zweifache Ex-Frau, die er unzweifelhaft nach dem Abenteuer wieder heiraten wird. Insgesamt dienen all diese Handlungsstränge und kruden Romantiken als Füllstoff, bis der Zuschauer endlich in den Genuss der lang ersehnten Katastrophe kommt, denn auch wenn Desasterszenen mittlerweile recht glaubwürdig zu realisieren waren – viel Geld kosteten sie trotzdem. Die Darsteller liefern alle routinierte Arbeit ab, einzig Sophia Loren mag in einigen Momenten über dem Durchschnitt zu spielen und wirklich unter der beklemmenden Situation zu leiden. Was den Film heute allerdings noch sehr sehenswert macht ist die äußerst ästhetische Optik des Films, dessen oft durch die Fluchtpunktperspektive dominierten Kameraeinstellungen auf die Hochglanzästhetik eines Michael Bays der 90er Jahre zu verweisen scheint. Regisseur George Pan Cosmatos und sein Kameramann Ennio Guarnieri nutzen die Macht der Bilder, des Lichts und der Kameraeinstellungen, um eine starke Wirkung zu erzielen. Besonders die endlos erscheinende Szene, in der der Zug verplombt wird ist einer der Höhepunkte des Films. Auch wie die Soldaten in ihren weißen Anzügen und den Atemschutzmasken als Todesengel in Szene gesetzt werden, gehört zu den klaren Stärken des Films. Insgesamt bietet „The Cassandra Crossing“ durchschnittliche Katastrophenunterhaltung, die allerdings durch die beeindruckende Kameraführung und das schockierende Finale einige Zeit in Erinnerung bleibt. Zur Musik: Für die musikalische Untermalung wurde Jerry Goldsmith verpflichtet. Dieser hatte einige Wochen zuvor seine Aufnahmen zu „The Omen“ abgeschlossen, als er in Rom eintraf, um seine Arbeit für „Cassandra Crossing“ zu beginnen. Keineswegs ausgelaugt von seiner vorherigen Komposition, die ihm seinen einzigen Oscar einbringen sollte, schrieb Goldsmith für seinen ersten Desasterfilm eine äußerst spröde und originelle Musik, die er sogar selbst orchestrierte. Den äußerst harschen und modernistischen Konzepten für die Actionmusik wurde ein sehr lyrisches Hauptthema gegenüber gestellt, das sich als roter Faden durch die Musik zieht. Von leicht melancholischem Einschlag von einem Spinett gespielt erklingt dieses Thema bereits während eines Helikopterflugs über Genf und wird von den Streichern üppig weitergeführt. Für den jüdischen Fahrgast Kaplan komponierte Goldsmith ein Thema mit leichtem Klezmer-Einschlag, das meistens von der Flöte oder einer Klarinette vorgetragen wird und manchmal in der mittleren Lage der Streicher erklingt. Das Hauptthema, das auch als Liebesthema für Chamberlain und Jennifer fungiert sowie die Melodie für Kaplan untermalen oft in ruhiger und getragener Stimmung die ausweglose Situation in dem Todes-Zug. Den Zug selbst charakterisiert Goldsmith auf musikalische Weise mit ratternden Rhythmusfiguren der kleinen Trommel, Ambosschlägen und abgehackten Streicherfiguren, die die Musik brutal und maschinell vorantreiben. Die Actionsequenzen wie die finale Schießerei im Zug, den Einbruch zu Beginn des Films oder den fehlgeschlagenen Versuch Robbys, den Zug zu stoppen unterlegt Goldsmith mit fragmentarischen Motiven und stoßhaften Ostinati, über die sich frei- oder atonale Melodielinien in den Streichern legen. Zwar sind diese Elemente in der Actionmusik Jerry Goldsmiths wohlbekannt, jedoch rückte der Meister sie in der eigenhändigen Orchestrierung in ungeahnt sprödes Licht. Der schrille Umgang mit den Holzbläsern, die treibenden Rhythmen der Guiro, der spröde Klang des Spinetts und das expressive Spiel der Streicher verleiht „Cassandra Crossing“ insbesondere während der Actionsequenzen einen äußerst erfrischend charakteristischen Personalklang, der durch den zischend sprudelnden Synthie-Effekt für das Virus zusätzlich bereichert wird. Aus der rund eine dreiviertel Stunde laufenden Musik stellte Goldsmith ein knapp halbstündiges LP-Programm zusammen, das neu eingespielt wurde und auch zu Beginn der 90er Jahre auf CD erhältlich war. 2008 veröffentlichte Prometheus Records zusammen mit dem LP-Schnitt erstmals die vollständigen Filmaufnahmen – allerdings nur in mono, da sich angeblich keine Steroelemente finden ließen, auf einem 2-CD-Set. Die Laufzeit wurde auf CD 1 mit zusätzlichen alternativen Abmischungen einiger Stücke aufgefüllt, sodass je nach dem die Bläser oder die Streicher eher im Vordergrund zu hören sind. Neben dem im Film von Regiegattin Anne Turkel gesungenen Song „I’m Still On My Way“ bereicherte Goldsmith die LP-Fassung auch mit einer leicht kitschigen Pop-Variante seines Hauptthemas, von dem sich ebenfalls neben einem „Vocal Only“-Track und einer Instrumentalversion des Songs eine alternative Fassung in der Bonus-Sektion ausfindig machen lässt. Das Booklet ist äußerst unbefriedigend geraten und ist auch im Vergleich mit anderen Prometheus-Booklets dürftig geraten. Insgesamt bietet das Prometheus-Set allerdings eine nicht nur willkommene sondern auch wichtige Bereicherung zur Goldsmith-Diskographie dar, denn mit „Cassandra Crossing“ schuf Goldsmith eine zwar konzeptionell nicht allzu neue Actionmusik, die jedoch ungeahnt brutal und spröde daher kommt und zusätzlich mit zwei überzeugenden melodischen Einfällen zu beeindrucken weiß.
  6. "Unterwegs nach Cold Mountain" sowie Szenen aus "Barry Lindon" würden mir da einfallen - auch "Fckeln im Sturm" behandelt den Bürgerkrieg als tragisches Ereignis.
  7. Es sollte eigentlich ausschließlich die Bedeutung des "Vorreiters" gelten, denn 'Dissonant und Verschroben' sind in keinster Weise ein Maß für Originalität. Die Zeiten, in denen man mit Dissonanzen schocken konnte sind seit 100 Jahren vorbei - heute ist wichtig, dass man eine eigene musikalische Persönlichkeit entweder postmodern mit dem bisher gewesenem oder eigenen neuen Ansätzen entwickelt.
  8. Definitiv erst die Musik! Ich gehe im Schnitt 1,5 Mal die Woche ins Kino und wahrscheinlich nochmal 1,5 Mal ins Konzert, das Theater oder die Oper. Die "freien" Abende zu Hause sehe ich eigentlich immer einen Film, sodass ich auf 4 - 6 Filme pro Woche komme, aber ich folge da meinen eigenen Mustern. Im Kino habe ich bis auf "John Carter" letztens schon längst keine Musik mehr gehört, die ich als CD im Schrank haben wollte - seien es "Killer Elite", "The Grey", "Fenster zum Sommer", "Glück" oder "Rubbeldiekatz" und "Safe House". Ich habe mir auch früher schon immer die Musik zu Filmen gekauft die ich nicht kannte oder bei denen es zu lange her war, dass ich mich genau an die Musik erinnern konnte. "Klassische" Musik habe ich eigentlich wie Filmmusik immer als musikalische Vorlage für buntes Kopfkino gehört und als mir dann Korngolds "Robin Hood" ins Regal kam, dann dienten diese Klänge meistens zur Untermalung der Abenteuer meiner Playmobilmännchen. "Spiel mir das Lied vom Tod" habe ich mir als 8-Jähriger gekauft, weil ich diese 'lustige Saloonmusik' haben wollte, die ich bei Saturn auf den kurzen Hörproben entdeckt habe - erst beim richtigen Durchhören merkte ich, was für eine Super-Westernmusik auch jenseits des verstimmten Klaviers auf der CD zu finden war. Die rieisgen Jagdszenen, die mir Bruckners Scherzi beschert haben oder die funkelnde Lebensfreude vergangener Tage dank "Singin' in the rain" verdanke ich meiner eigenen Fantasie. Ich will mir gar nicht ausmalen, was ich alles verpasst hätte, wenn ich nur nach Filmen, die ich kannte, gegangen wäre. Zum anderen lernt man auch die Musik als solche außerhalb des Films viel besser kennen. All die verschlungenen leitmotivischen Ideen in Norths "Spartacus", die krassen polystilistischen Elemente von Goldsmiths "Illustrated man" erscheinen einem viel eindrucksvoller, wenn man sie nicht nur halb im Film wahr nimmt. Ich möchte jedem raten, sich Filmmusik wegen "äußerlicher" Anreize zu kaufen und seine eigenen Assoziationen zu entwickeln und auch mal Ausflüge in die "Mutter der Filmmusik" - die Spätromantik und die Moderne - zu unternehmen und sich davon in fremde Gefilde entführen zu lassen weil es den Geist beflügelt, kreativ werden lässt und einfach nur Freude bereitet. Musik sollte nie die bittere Pille sein, die man zu Gunsten des guten Tons hinunterwürgt sondern der Antrieb für Fantasie und Seele. Wenn ich eine Musik dann liebgewonnen habe und sie für mich alleine besteht, "gleiche" ich gerne auch mit dem Film ab, denn als ich nach einiger Zeit wieder einmal "Ben Hur" sah und jetzt die von mir so geschätzten Klänge mit dem Bild verschmolzen wurde meine Betrachtungsmöglichkeit für diese Musik um ein weiteres Stückchen ergänzt. Es ist manchmal schwer, sich aus seiner gewohnten Umgebung zu wagen aber in dem Neuen und Unbekanntem birgt sich IMMER die Möglichkeit, sie sich selbst einzuvernehmen und das Leben zu bereichern. Vielleicht wäre ich glücklich mit meiner damaligen Lieblingssymphonie (Nr.6 von Beethoven) geworden, aber mittlerweile kenne ich so viel mehr, das mir ebenfalls so viel Freude bereitet wie dieses Stück und sogar meine Empfindungen übertreffen konnte und diese Möglichkeit hat jeder!
  9. Nicht zwingendermaßen, denn ich habe ja ausdrücklich darauf hingewiesen, dass "Hook" gerade eine Schwäche darin aufweist, die Anleihen konsequent zu verbinden oder einzuflechten. Bei der fast verschwenderisch üppigen Stilcollage eines Zimmermann, den ironischen Zitaten eines Gustav Mahler oder der stilistischen Vielfalt von Bergs "Wozzeck" finden sich mehrere Elemente nebeneinander, die aber vom "Bruch" leben. "Hook" hingegen soll offensichtlich eine Abenteuermusik sein, lässt aber zu viele Fragen offen und schafft es nicht, einen konsistenten Eindruck zu erwecken (wie gesagt: im Gegensatz zum ebenfalls zusammen gemischten "Star Wars"). Es ist immer die Frage des "warum?". Ich kann vollkommen nachvollziehen, warum Mahler "Bruder Jakob" in moll zitiert, dann Klezmer-Kirmes-Musik golgen lässt und anschließend noch eine Eigenkomposition aus früheren Tagen anschließt. Bei "Hook" merke ich, dass Williams versucht, seine Einflüsse zu verschleiern, kann sie aber nicht zusammen fassen - jedenfalls nur mäßig.
  10. Naja, so schlimm wie der Film ist die Musik nun wirklich nicht und natürlich wären wir heute alle glücklich, so eine toll orchestrierte und (teilweise) harmonisierte Musik im Kino zu Gehör zu bekommen, nur hat "Hook" eben Schwächen, die besonders in der Konzeption und dieser dreisten Stilkopien, die nicht ganz zueinander passen oder finden wollen, nicht zu leugnen sind. Das wurde bei "Star Wars" z.B. besser gelöst. Dass Carsten die Musik so sehr gefällt ist doch etwas Schönes und ich will niemandem die Freude an der Musik per se nehmen. Mir stößt nur immer etwas sauer auf, wenn Verdienste anderer Komponisten immer durch den "Williams"-Filter (gilt auch für Horner) als "Meisterwerk" des jeweiligen Filmkomponisten und postmodernen Verarbeiters gelobt werden, die ursprünglichen Elemente allerdings aus ihrer historischen Bedeutung oder dem kreativen Verdienst der Komponisten von denen das jeweilige Material stammt, unter den Tisch gekehrt werden.
  11. Handwerklich ein großer Wurd ohne Frage, aber kompositorisch? Klar verfügt "Hook" über eine filigrane und detailreiche Orchestrierung, aber kompositorisch ist die Musik durch diesen Stilistik-Mix zerfahren. "Star Wars", "Raiders" oder "The Fury" sind da um einiges "knackiger" aber auch konsequenter und geschlossener. Auch wenn in "Star Wars" Wagner, Mahler, Holst und Stravinsky aufeinandertreffen ergibt sich (zumindest bei den alten Scores) ein stilistisch geschlossenes Gesamtergebnis. In "Hook" fasert die Musik wahnsinnig schnell auseinander. Da stößt die abenteuerhafte Prologmusik sofort auf Kindermusical und Popklänge, ertönt eine äußerst naives Thema für "Wendy" bevor Stravinskys "Feuervogel" daher flattert, mischen sich mystische Fantasyelemente mit Chorpassagen mit Korngold'scher fanfarenschmetternder Festmusik, durchzogen von halbfolkloristik und lose zusammen gehalten von Tschaikowsky-Einflüssen. Dieser Mischmasch ergibt eine handwerklich durchgängig gut gearbeitete Musik, kratzt allerdings sehr an der Oberfläche (insbesondere bei den Leitmotiven) und schafft nicht, all die Einflüsse unter einen Hut zu bringen. Dadurch, dass so viele Fremdkörper in "Hook" aufeinander treffen bleibt insgesamt wenig Platz für Williams selbst, der sich eher zum Diener seiner Einflüsse und Inspirationen macht, mit gekonntem Handwerk all die Flicken lose zusammennäht und sie brillant überpinselt - die Nähte allerdings bleiben lose und die Flicken sind als solche klar auszumachen. Der tadellose Anstrich (Orchestration) bleibt somit Williams' einzig wahre große Leistung bei dieser Musik und das ist mir für einen Komponisten zu wenig. Handwerklich ein großer Wurf, kompositorisch allerdings nicht.
  12. Ich dachte, das wird so eine "Ben Hur"-Box mit "all the recordings" - sprich auch Filmaufnahmen plus sämtliches alternatives Material und die Alben!
  13. Beim "Ersten Ritter" hat's ja auch gereicht. Man kann es - glaube ich - nie genau abschätzen. Zum Einen gibt es wahnsinnig viele Williams-Fans, zum Anderen ist das alte Album für viele auch lang genug.
  14. Vernichtend: Für Marco Polo ja. Für Korngold Gott sei Dank nicht! Schön dass Du "Robin Hood" noch eine Chance gegeben hast und die Sache für Dich auch gut ausging. Soweit ich weiß, wurden einige Stimmen für die Varèse-Einspielung zusammengestrichen wie Klavier und Celesta. Ich habe mit der Tsunami angefange, die die Originalaufnahmen in überraschend guten (für die Zeit) Klangqualität enthält, aber für Korngold braucht man einfach einen guten und detailreichen Klang weil einfach so viel passiert und die Musik unglaublich filigran und verspielt ist. Daher wird Korngold ja nicht umsonst als eine der "ewigen Inspirationsquellen" der Filmmusik genannt, denn besonders in John Williams' Filmmusik schlägt sich sehr viel von Korngold nieder: Insbesondere die strahlenden Fanfaren, die schön schmachtenden Streicher (wie der Mittelteil im "Raider's March") und die schmissige furiose Actionmusik. Dann kam mir ziemlich schnell die Marco Polo ins Haus und mit der bin ich auch heute noch wahnsinnig zufrieden aber das ist nun wirklich eine Frage des Geschmacks über die man nicht diskutieren braucht. Vielleicht kannst Du Dich ja irgendwann noch für die Marco Polo erwärmen. Gibt es zum Beispiel in der Komplettfassungen Stücke, die es nicht auf die Varèse geschafft haben, die Dir gefallen haben? Mein Favorit war ja lange Zeit das Turnier: Die strahlenden Einleitungsfanfaren und dann das unglaublich noble Streicherthema. Klasse fand ich auch die "Knife Fight" Sequenz mit den flirrenden bedrohlichen Streichern zu Beginn und das sehr mahestätische "Banquet" sowie den Kampf im Wald, wo immer zwischen Marian mit Sir Guy und den kämpfenden Rittern hin und her geschnitten wird und zwischen den furiosen Kampfpassagen immer eine unglaublich schmachtende Streicherfigur für Marian erklingt - herrlich! Aber so wie ich das sehe sind die auch alle auf der Varèse drauf. Zur eigentlichen Debatte: Ich liebe den 30er-Flynn-Hood mit seiner charmant naiven Art. Die ganze Optik des Films hat für mich einfach "Robin Hood" geprägt während mir der Costner einfach viel zu 90er ist - alleine dass Robin Hood einen Vokuhila trägt, der Sherriff von Nottingham sich einer Hexe bedient und der dermaßen aufgesetzte Quotenschwarze für eine möglichst große politische Korrektheit machen den Film nicht so zeitlos wie der Golden-Age-Streifen, der natürlich auch den filmischen und inhaltlichen Normen der damaligen Zeit verpflichtet ist, die aber mit einer Abenteuergeschichte meiner Meinung nach weniger stark kollidieren als die ganzen 90er-Aspekte. Ansonsten schätze ich Ridley Scotts Fassung von "Robin Hood" sehr, da dieser Film es geschafft hat, durch seinen völlig neuen Ansatz eine Daseinsberechtigung zu erlangen. Außerdem schafft Scott es verblüffend unauffällig, aktuelle Themen in historische Stoffe einzuarbeiten wie den Krieg, den man nach Hause holt. Die ganze "Shit happens"-Atmosphäre, die den Film umgibt verleiht der Handlung eine ungeschliffenen Anstrich und wenn Scott eines wirklich kann, dann ist es, Monarchen in Szene zu setzen: Der selbstzweifelnde sich selbst aufgebende Richard Löwenherz ist nicht nur an sich sehr wirkungsvoll, er bricht auch absolut mit der Legende, in der Robin Hood ja stets für eben diesen König gekämpft hat.
  15. Alternative Fassungen, Source-Musik etc. Genau wie bei "El Cid" wo auf der dritten CD noch allerhalnd Bonus war. Aber sehr gut zu lesen, dass es komplett wird. Da hat doch nicht etwa der Oli Interesse für Rozsa-Sandalen-Scores entdeckt?...
  16. Von Alfred Newmans "Twelve O'Clock High/Down to the Sea Ships" sind bei SAE selbst nur noch 2 Exemplare übrig. Hier in Deutschland wird's die wohl noch etwas länger geben, aber in Bezug auf diese CDs hat mir Herr Krohn mal versichert: "Also wenn SAE oder BYU CDs weg sind, sind die weg..." Da diese CDs anscheinend keinen Reiz für Spekulanten bieten werden die direkt von Sammlern gekauft, die sie auch nicht wieder loswerden wollen.
  17. Ich bin mal so frei und "klaue" das Bild! Auch von mir besten Dank - allerdings an Scorefun! Super-Zustand, alles top - herrlich, endlich! Außerdem eingetroffen: Captain Blood - Erich Wolfang Korngold in der zumindest etwas legaleren Tsunami-Pressung. Dann kann die Membran-Scheibe unausgepackt ins Archiv! P.S.: Kann es eigentlich sein, dass Tsunami-CDs nie verschweißt sind?
  18. Okay, ihr habt mich allesamt überzeugt: Der nächste Horner wird "Brainstorm" - und das sehr bald! (Olis Urteil über die Musik kann ich wahrscheinlich ebenfalls getrost ausmalen)
  19. Outland – Planet der Verdammten In naher Zukunft hat die Menschheit alternative Energieformen entdeckt und die Technik soweit entwickelt, dass auf fremden Himmelskörpern das dafür nötige Titanium abgebaut werden kann. In diesen Minen schuften Arbeiter unter schweren Bedingungen und leben auf engstem Raum in kargen Wohneinrichtungen. Für die Ordnung in solch einem Minenort sorgen Marshals wie William O’Niel, der seit sieben Jahren mit seiner Familie von Himmelskörper zu Himmelskörper versetzt wird. Als O’Niel mit seiner Familie auf den Jupitermond Io versetzt wird, muss sich der Federal Marshal ungewöhnliche Fälle von Suizid unter Minenarbeitern untersuchen. Zur gleichen Zeit stellt ihn seine Frau vor die Wahl: Da sie das Leben auf den spartanischen Raumstationen nicht mehr erträgt, hat sie drei Flüge auf die Erde gebucht, die ihr Sohn noch niemals betreten hat. In der nahe gelegenen Raumstation will sie auf ihren Mann warten, doch der kann noch nicht zurück. O’Niel hat entdeckt, dass die ungeklärten Selbstmorde – teils verbunden mit Gewalttaten gegen andere Arbeiter – von einer Droge herrühren, die den Minenarbeitern von Shepard - dem Stationsleitenden der Minenkompanie - verabreicht wird, um sie zu mehr Arbeit anzutreiben. Bevor er seine Arbeitsstelle verlässt, will O’Niel mit dem korrupten Shepard abrechnen, doch alle Kollegen wenden sich von ihm ab. Alleine gelassen und in der Hoffnung, sich möglichst bald der Familie anzuschließen erwartet der pflichtbewusste Marshal die zwei besten Killer Shepards, die unweigerlich mit dem nächsten Shuttle eintreffen werden, um den unliebsamen Gesetzeshüter aus dem Weg zu räumen… Der einsame Gesetzeshüter, der den aussichtslosen Kampf gegen den Mächtigen der Stadt aufnimmt und von der Bevölkerung im Stich gelassen wird – das sind Inhalte, die besonders in Western eine große Rolle spielen. „Outland“ könnte durchaus als „High Noon“ im Weltraum bezeichnet werden, doch der britischen Produktion war kein Erfolg beschert und so spielte der Film gerade mal etwas mehr als seine Produktionskosten ein. Diese Aspekte sollten allerdings nicht davon abhalten, sich den Film anzusehen denn „Outland“ ist auch heute noch ein durchaus sehenswerter Film, der sehr gut gealtert ist. Die Miniaturaufnahmen der Minenstation wirken auch heute noch größtenteils echt und durch die erstmals in diesem Film angewandte Frontprojektion konnten Darsteller nun auch hinter Modellen agieren und nicht nur davor. Doch bei all der futuristischen Umgebung und dem technischen Umfeld ist „Outland“ ein Film über alte Werte wie Aufrichtigkeit, Ehrgefühl und Rechtschaffenheit. Regisseur Peter Hyams nutzt die Kulissen und die Effekte als reines Mittel zum Zweck, denn im Zentrum steht der Mensch an sich. Schon nach kurzer Zeit nimmt der Zuschauer die kargen metallischen Einrichtungen der Minenstation als gegeben hin, weil sämtliche Figuren die Technik wie selbstverständlich handhaben, ihre Probleme allerdings genau dieselben wie überall und zu jeder Zeit sind: Familie, Liebe, schwere Arbeit, gewissenhafte Entscheidungen etc. „Outland“ glänzt nicht durch eine sterile Umgebung – im Gegenteil, die abgenutzten Gerüste und grobschlächtigen Anlagen sind rein zweckdienlich. Selbst der Stationsleiter trägt Vollbart und Baseballkappe, denn wer kümmert sich in diesem abgelegenen Winkel noch um ein seriöses Auftreten? Die Schauspieler sind ebenso treffend gewählt wie sie überzeugend spielen. Sean Connery als aufrichtiger Marshal ist die perfekt Besetzung für O’Niel. Ihm zur Seite steht Frances Sternhagen als barsche Medizinerin Marian Lazarus, die allerdings als einzige bereit ist, O’Niel gegen Shepard zur Seite zu stehen. Als gewissenloser Shepard agiert Peter Boyle. Peter Hyams gelang mit „Outland“ ein sehr stimmungsvoller Thriller, in dem der Mensch und seine Probleme, nicht aber das futuristische Umfeld im Mittelpunkt stehen. Mit den überzeugenden Effekten und den fähigen Schauspielern ist der Film auch heute noch sehr sehenswert. Zur Musik: Peter Hyams und Jerry Goldsmith arbeiteten bereits 1978 für „Capricorn One“ miteinander und so wurde der Komponist auch drei Jahre später für „Outland“ engagiert. Für die düstere Umgebung des Jupiermonds Io und die karge Minenstation schuf Goldsmith eine düstere Klangkulisse, indem er besonders die tiefen Instrumente des Orchesters hervorhob und die hin und wieder den orchestralen Klang mit einigen elektronischen Effekten ergänzte. Die lange Kamerafahrt über die Minen zu Beginn des Films unterlegte Goldsmith mit einer brodelnden Klangkulisse, die von tiefen Streichern, Tuba, Kontrafagott und Bassklarinette dominiert wird und ein bisschen an die kurz zuvor entstandenen Klänge für „Alien“ erinnert. Im Gegensatz zu vielen seiner Musiken, die auf einer Grundidee basieren, die im Verlauf des Films variiert werden, baut Goldsmith in „Outland“ nahezu jedes Stück auf einer eigenen Idee auf. Oftmals liegt den einzelnen Stücken ein sehr primitiver Rhythmus zu Grunde, über den sich ein kurzes Motiv legt. Im Verlauf der folgenden Takte folgen die Stücke meistens einem schlichten Spannungsbogen, indem das jeweilige Motiv bis zur Grobschlächtigkeit gesteigert wird. So entwickelt jeder Moment seine eigene Dynamik und Struktur, auch wenn natürlich einzelne Motive in verschiedenen Stücken auftauchen. Neben dem sehr düsteren und klangmalerischen Charakter sind die behutsam eingestreuten Actionpassagen stets sehr brutal gehalten, wobei die Musik durch ihre primitiven und simplen Bausteine den harten Arbeitsalltag widerspiegelt. Für die Szenen innerhalb der Familie O’Niels schrieb Goldsmith einige sehr lyrische Passagen, die wenigstens freitonal, oft aber auch atonal gestaltet sind, ohne ihren warmen Charakter aufzugeben und sich so in die modernistische Partitur ohne Weiteres einfügen, anstatt wie das Liebesthema in „Coma“ oder Kays Thema in „Capricorn One“ abseits des Films in den atonalen Musiken teilweise wie ein Fremdkörper wirken. Musikalisch wurde bei „Outland“ in der Postproduktion viel geändert, sodass Morton Stevens das Finale sogar komplett neu auf Goldsmiths Material basierend neu vertonen musste, weil der Komponist nicht mehr verfügbar war. Auch die elektronischen Source-Musiken Goldsmiths wurden vollständig durch progressivere Stücke von Richard Rudolph und Michael Boddicker ersetzt. Einige Stücke Goldsmiths wurden im Film auch zu Gunsten von Geräuscheffekten oder beklemmender Stille nicht verwendet. Zum Filmstart erschien eine LP mit knapp 40 Minuten, die Goldsmith aus seinem Material eigens auswählte und teilweise umschnitt. Hier hat man Gelegenheit, seine Originalmusiken zum finalen Kampf oder die Club-Szene zu hören sowie die im Film nicht verwendete Musik für die Videobotschaft von O’Niels Frau. 2010 machte Filmscore Monthly das erste Mal die vollständigen Aufnahmen plus den LP-Schnitt (bereits vorher zweimal auf CD erschienen) auf einem luxuriös ausgestatteten 2-CD-Set zugänglich. „Outland“ ist zwar kein filmmusikalischer Meilenstein, aber eine äußerst willkommene Fortführung des in „Alien“ etablierten Klangbilds. Auch wenn Suspense gegenüber der Actionmusik dominiert kommt – zumindest beim LP-Schnitt - keine Langeweile auf, vielmehr ist es faszinierend, wie Goldsmith es wieder einmal schafft, eine derart beklemmende und düster bedrohlich Atmosphäre zu schaffen.
  20. Was lernen wir daraus? Gebe kein Geld mehr für alte Intrada-CDs aus, die kommen alle wieder (von Club-CDs ganz zu schweigen). Es wird niemanden überraschen, dass ich diese Neuveröffentlichung begrüße (auch wenn ich für die Intrada vor zwei Jahren - zusammen mit "The Mechanic" - mehr als 20,- auf den Tisch gelegt habe). Ich bleibe bei meiner Behauptung "Alle zehn Jahre sollten derart rare CDs der neuen Generation wieder zugänglich gemacht werden". Mich interessiert diese CD schon als Peckinpah-Fan sehr und eine Erweiterung der Fielding-Sammlung ist immer eine schöne Sache - insebsondere da es im Gegensatz zu "The Mechanic" einen Schwung Bonus-Material gibt. Sobald erste Wasserstandsmeldungen verlautbar werden wird Herr Krohn von mir lesen.
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