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Soundtrack Board

Stefan Schlegel

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  1. Das mit dem "kennt niemand" würde ich so nicht behaupten wollen, denn immerhin habe ich die LP von dem Score schon beinahe 25 Jahre und die Musik mag ich sehr. Ich glaube aber kaum, daß davon eine Expandierung kommen wird. Im Film ist ja auch kaum mehr Musik als auf der LP/CD von damals. Außerdem sind die meisten früheren Sarde-Musiken immer so bei rund 25 Minuten Länge angesiedelt.
  2. Jetzt gibt es auch Hörclips auf der SAE-Seite: http://www1.screenarchives.com/title_detail.cfm/ID/30034/LA-GRANDE-OLIMPIADE-500-EDITION/
  3. Mit LA GRANDE OLIMPIADE wird nächste Woche die nun bereits sechste CD in unserer Lavagnino-Reihe auf Alhambra erscheinen. Bei dem Film handelt es sich um einen fast 2 1/2-stündigen Dokumentarfilm über die Olympischen Spiele in Rom 1960, der später auch für einen Oscar nominiert wurde. Lavagnino hat dafür eine üppig schwelgende fantastische Musik für großes Orchester und Chor geschrieben, die ein wahres Füllhorn an wunderbaren Themen enthält. Ganz klar eine seiner besten und inspiriertesten Arbeiten für das Kino überhaupt, wobei vor allem weiblicher Chor, hohe Streicher und Harfen in vielen Tracks eine besondere Rolle zukommt. Die 65 Minuten mit rein sinfonischer Lavagnino-Musik in Stereo sind meines Erachtens ein Hochgenuß von vorn bis hinten. Wir hatten eigentlich noch mehr Material auf den Bändern zur Verfügung, aber haben sehr kurze Tracks mit nur 10-15 Sekunden, die eher kurze improvisierte Sound Effects enthalten, weggelassen, denn sonst hätte der Platz auf einer CD gar nicht ausgereicht. Da der Film dermaßen viel Musik erforderte, hat Lavagninos Freund und Kollege Armando Trovajopli auch noch einige eigene Stücke, zumeist Improvisationen für ein kleines Jazz-Ensemble und einen mehrfach variierten Mambo, beigesteuert. Davon gibts am Ende der CD als Bonus noch eine kleine Auswahl mit einer knappen Viertelstunde an Musik. Wer je mal die rare Cinevox-LP von VATICANO II in Mono gehabt hat, der dürfte rund 25 Minuten der OLIMPIADE-Musik recht leicht wiedererkennen, denn an 1963 wurde ein Teil vom OLIMPIADE-Score von derselben Produktionsfirma Istituto Luce für den Dokumentarfilm VATICANO II über das Zweite Vatikanische Konzil wiederverwendet ohne daß dies im Film selbst oder auf der LP in irgendeiner Weise gekkennzeichnet war. Bislang war das ein sehr gut gehütetes Geheimnis, das kaum ein Filmumusik-Sammler wußte. Jedoch kommt ein Großteil von Lavagninos OLIMPIADE-Musik mit rund 40 Minuten jetzt überhaupt zum allerersten Mal - und dazu natürlich noch in Stereo - hier auf dieser CD zu Gehör. Wer Lavagnino erstmals kennenlernen will, der sollte eigentlich zu dieser Scheibe greifen. In Kürze wird es auf der SAE-Seite auch einige Hörclips geben. Das Tracklisting ist dort jetzt schon vorhanden und natürlich auch die CD zum Vorbestellen: http://www1.screenarchives.com/title_detail.cfm/ID/30034/LA-GRANDE-OLIMPIADE-500-EDITION/ In rund 10-14 Tagen sollte die CD dann auch bei den deutschen und eurpäischen Händlern verfügbar sein. Hier das Cover: P.S.: Ich hoffe ja mal, dass sich Mephisto diese CD nicht entgehen läßt, um seine bisherigen Lavagnino-Eindrücke etwas zu revidieren.
  4. Die Musik zu UN MINUTO PER PREGARE ist in der Tat ein echtes Kuriosum - auch in Rustichellis Werkkatalog. Um mal mit der Digitmovies-CD anzufangen, damit wir schlußendlich über dasselbe reden: Bei den Tracks der Albumfassung, die dort am Ende oben sind, wurde ziemlich geschlampt, denn es sind allein drei Tracktitel gegenüber der RCA-LP falsch bezeichnet und es ist somit auch falsch sequenziert worden und ein richtiges Kuddelmuddel entstanden. Der eigentlich letzte Track "Passioni tumultuosi", also "stürmische Leidenschaft", paßt ja gar nicht auf die ruhigen Klänge, die jetzt dort zu hören sind. Also sind folgende Tracks leider vertauscht worden: Erst mal Das allerletzte Stück auf der Digit-CD (Track 29) müßte eigentlich Nummer 2 in der Albumsequenzierung mit dem Titel "Ore placide" sein, paßt zu dem Tracktitel natürlich und kommt auf der RCA-LP an der Stelle auch vor. Dann ist die eigentliche Musik vom vorletzten Track "Atmosfere angoscia" (also "beängstigende Atmosphäre"), das heißt die einzige Spannungsmusik der Albumfassung, nun bei Digit plötzlich in Track 24 "Ore placide" zu hören. Und die Musik mit der "stürmischen Leidenschaft" ist nun im vorletzten Track "Atmosfere angoscia" zu hören, wo es gar nicht hingehört, denn eigentlich müßte das ganz hinten als letztes Stück erscheinen. Also es ist schon ein bißchen zum Haareraufen, was hier bei der Sequenzierung alles falsch gelaufen ist. Jetzt verhält sich die Sache folgendermaßen: Es ist nicht nur Mahler verarbeitet mit dem Adagio aus der 4. Sinfonie - wobei ich bei dem Aufrauschen in "Apoteosi lirismo" bislang auch immer ein wenig an Richard Strauss' "Alpensinfonie" gedacht habe, aber klar, Du hast völlig recht mit dem Schluß vom dritten Satz bei Mahler, denn das ist es - , sondern das erste Stück "Ansia tragica" ist auch eine "Variation" von Tschaikowsky's "Manfred"-Sinfonie. Auch die Musik von "Passioni tumultuosi" kommt eigentlich von dort. Rustichelli hat noch ein paar zusätzliche Schlenker und Verzierungen eingebracht, die ganz seinem eigenem Stil entsprechen, aber die Vorlage ist trotzdem sehr eindeutig. Als ich selbst die LP Mitte 80er gekauft habe, wußte ich das mit "Manfred" auch noch nicht, obwohl mir die Mahler-Nähe dagegen schon gleich klar war. "Manfred" kannte ich zum damaligen Zeitpunkt nicht und habe das erst einige Jahre später gemerkt. Die Frage ist also: Was ist hier passiert, zumal weder Mahler noch Tschaikowsky sonst wirkliche Stilvorbilder in Rustichellis Filmmusiken darstelllen? Normalerweise gehen die sinfonischen Rustichelli-Musiken zum einen mehr in Richtung italienischer Oper und speisen sich zum anderen aus der italienischen Folklore. Natürlich ist der ganz typisch italienische Rustichelli-Touch hier schon auch noch da, aber dass die genannten Klassik-Vorlagen hier so stark einfließen, ist schon äußerst ungewöhnlich. Ich glaube auch sicher nicht, dass es Rustichelli sich hier nur bequem gemacht hat oder dass ihm keine eigenen Themen einfielen, denn er war überhaupt einer der wunderbarsten Melodiker unter den italiensichen Filmkomponisten damals und er hatte immer ein wahres Füllhorn an Themen auf Lager. Man muß sich dazu nur ein bißchen querhören in seinem Schaffen von Ende der 40er bis in die späten 70er hinein. Meine Vermutung ist viel eher: Regisseur Franco Giraldi war ja Klassik-Fan und er wollte wohl ziemlich eindeutig sowohl Mahler wie Tschaikoswky in dem Score zu seinem Film hören. Anders ist für mich die Sache hier absolut nicht erklärbar. Im Booklet steht ja auch "with the wish of Franco Giraldi" - also der hat da schon wohl gehörig Einfluß genommen und gesagt, ich möchte das und das. Und Rustichelli mußte dann Einiges adaptieren, was er aber in der Tat sehr gut gemacht hat, denn an sich ist- vor allem wenn man die Vorlagen nicht kennt - das alte Album ja ein echter Hörgenuß. Für mich ist es hingegen eine Mischung aus Klassik und typischem Rustichelli-Sound, der trotz allem hier noch heraushörbar ist. Als ich die Digitmovies-CD vor ein paar Jahren erhalten habe, war ich eigentlich am meisten ertaunt über die urplötzliche Kopie vom Anfang vom dritten Satz aus Mahlers 1. Sinfonie. Das ist ja nun wirklich fast völlig identisch in "Track 17" eingespielt worden. Im Film, wo ohnehin die meiste Musik nicht richtig vorkommt und wo alles querbeet ist mit nur kurzem Stückwerk - taucht dieser Track ja sowieso nicht auf. Aber ich frage mich auch, was soll die 1. Sinfonie von Mahler an der Stelle und warum haben die das eventuell als Alternativ-Version eingespielt? Vielleicht war der Wunsch von Giraldi da, entweder den langsamen Satz aus Mahlers 1. oder der 4. als Stilmodell zu nehmen. Ich vermute auch, daß bei den ersten 22 Tracks auf der Digit-CD alles Mögliche wild durcheinander vertreten ist, was irgendwie bei den Recording Sessions aufgenommen wurde. Ob wirklich "M"-Ansagen da waren, um das chronologisch aufzubereiten oder ob man es überhaupt wollte, ist wohl auch fraglich. Aber im Endeffekt bringts so oder so nichts, da in den Album-Tracks des Scores ohnehin alles Wesentliche vom Score schön aufbereitet drin ist. Dennoch ist es echt amüsant, den Track 17 zu hören, mit dem ich nun auch niemals gerechnet hätte vor Erscheinen der Digit-CD.
  5. Nein, also Tschaikowski ist meiner Erinnerung nach nicht drin (in THE OUTLAW von Victor Young von 1943 ist dagegen eine Tschaikowski-Sinfonie recht ausfühlrich mitverwendet worden) - und ich habe den Ford-Klassiker in den 70ern und 80ern schon recht oft in dieser deutschen Fassung im Fernsehen gesehen. Aber heutzutage kann ich mir den nur noch im Original anschauien. Die Art und Weise, wie Atlas damals in den 60ern mit Originalmusik umgegangen ist, ist für mich inzwischen unerträglich geworden. Es ist haarsträubend und verfälscht vor allem den eigentlichen Stil des Films total. Da bleibt so gut wie nichts mehr von der Atmosphäre vom Original übrig. Natürlich sind die Synchronsprecher an sich nicht schlecht gewählt, aber ansonsten stimmt vom Sound her eben einfach nichts mehr. Es ist überwiegend platte Archivmusik drin wie man sie damals bei Neusynchronisationen üblicherweise eingesetzt hat, wenn man eben keine IT-Bänder aus den USA mehr mitgeliefert bekam. Außer dass man das Liebesthema, bei dem es sich eigentlich um die Ballade "Jeanie with the Light Brown Hair" von Stephen Foster handelt (der ganze Orignal-Score von 1939 basiert ja im Grunde eh auf amerikanischer Folklore) und das im Original natürlich auch vorkommt, versucht hat, zur Not wenigstens mit kleinem Orchester nochmals neu einzuspielen. Aber sonst ist von der Originalmusik von 1939 da nichts mehr übrig gebleiben.
  6. Die Lösung habe ich zwar auch nicht, aber es dürfte sich hier sicherlich um Library-Musik handeln. Auch wenn ein leichter Italowestern-Touch bestimmend für die Titelmusik ist, die ja nun wirklich rein gar nicht zum Ford-Western paßt, so kann sie kaum aus einem italienischen Western-Score stammen, da die deutsche Atlas-Neusynchronisation von STAGECOACH schon an 1963 gemacht wurde. Zu dem Zeitpunkt gab es ja noch nicht mal den ersten Dollar-Score von Morricone. Ein bißchen weiter helfen dagegen die GEMA-Angaben zur deutschen Fassung von STAGECOACH. Als Komponist wird dafür ein gewisser George S. Chase gannnt. Chase wiederum war vor allem in den 50ern und 60ern ein Library-Komponist, der alle möglichen Library-Cues für Firmen wie etwa Thomas J. Valentino geliefert hat. Es gibt etwa diverse Mood Music-LPs wie z.B. diese hier von 1961, wo so einiges Chase-Material drauf ist: http://www.discogs.com/Ernie-Watson-George-Chase-Mood-Music/release/4593799 Von daher also gar nicht abwegig, wenn die deutsche Synchronfirma die Archivmusik damals vielleicht sogar von so einer LP runtergezogen hat. Das heißt, in der Richtung müßte man wohl weitersuchen, um fündig zu werden.
  7. Bei dem, was Du Synthesizer nennst, handelt es sich um die sogenannte elektronische Thomas Orgel - verwandt mit der Hammondorgel - ,die gerade Mitte und Ende der 60er sehr beliebt war bei italienischen Scores: https://en.wikipedia.org/wiki/Thomas_Organ_Company Rustichelli hat diese elektronische Orgel, meist gespielt von Bruno Nicolai, recht gern eingesetzt damals in den 60ern. Sie taucht z.B. auch im zwei Jahre später dann entstandenen I QUATTRO DELL'AVE MARIA ziemlich oft auf - wiederum dort gespielt von Nicolai. Für heutige Ohren ist der Klang natürlich gewöhnungsbedürftig - vor allem, wenn man noch nicht so viele italienische Scores aus anderen Genres der Zeit intus hat. Mich persönlich stört diese Orgel eigentlich eher weniger bzw. habe ich mich schon lange dran gewöhnt. Auf dem GDM-Album ist der UCCIDI O MUORI-Score selbstverständlich nicht in chronologischer Abfolge oben. Das steht - in Italienischer Sprache - auch im Booklet dabei, warum dem so ist. An 1966 war von CAM zunächst eine LP geplant gewesen - und dieser Albumschnitt ist in den ersten rund 25 Minuten auf der CD (Track 1-15) auch zu hören. Was danach dann erklingt, sind recht wahllos verteilte Bonus Tracks (16-24) und dann noch ein paar Dopplungen von Track 25-30, wo ein Stereo-Mix von zuvor eh bereits gehörten Mono-Tracks gemacht wurde. UCCIDI O MUORI ist im Gesamtwerk von Rustichelli eher Durchschnitt. Kann man nehmen wegen ein paar ganz hübschen Tracks und dem flotten Hauptthema, aber ein Must-Have ist das natürlich keinesfalls.
  8. Das ist ja auch nett. So trifft man sich also wieder. Klar erinere ich mich dran, dass Du mich nach TUAREG vor rund zwei Jahren gefragt hattest. Es war ja schon überraschend, dass der Score dann tatsächlich letztes Jahr doch noch erschien, weil GDM plöllzich Zugang zum Ortolani-Nachlaß erhalten hatten. Sonst wäre das gar nicht möglich gewesen. Die TUAREG-CD ist in der Tat eine nette Sache geworden. Ich habe die auch hier. Leider ist es ja mit den Ortolanis auch schon wieder ganz vorbei, da GDM inzwischen nur noch diese unnötigen Morricone-Doppel-CDs - eben Reissues der Reissues - macht. Demnach scheint auch Ortolanis TUAREG ganz schlecht gelaufen zu sein - vor allem, wenn man bedenkt, dass ja im Prinzip nur 300 Exemplare davon an den Start gingen und nicht mal die abverkauft wurden. Es wäre schön gewesen, wenn da noch mehr Raritäten aus dem Ortolani-Nachlaß gekommen wären, aber GDM hat die Tore wohl dicht gemacht seit Ende letzten Jahres.
  9. "Völlig übergangen" kann nicht so ganz sein. Ich habe weiter oben doch ganz speziell auch auf Savinas sehr empfehlenswerten und überraschend guten COMIN' AT YA schon hingewiesen. Bin da ja eigentlich derselben Meinung: Die Anschaffung dieser CD lohnt sich.
  10. Sicher, wenn man die PISTOLERO-CD eh schon gekauft hat, dann kann man sie natürlich auch behalten, denn zumindest an die 50% davon lohnt sich auf jeden Fall. Nur würde ich meinerseits dafür jetzt nicht nochmals Geld ausgeben wollen, da sonst die CD-Sammlung ausufert und man irgendwo halt eine Grenze ziehen muß. Dafür stehen einfach bereits zu viele andere gute Scores in meiner Sammlung, die mir persönlich noch mehr bedeuten. Nein, die GDM-CD ist kein Bootleg. Das hast Du wohl falsch verstanden. GDM hat den Titel eben über Curci lizenziert bekommen so wie sie viele andere der bereits von Dir weiter oben besprochenen Western-Titel immer über Sugar/CAM erhalten haben. Nur Sachen von General Music und RCA werden von ihnen selbst gemanagt. Genaues über die Arbeitsteilung zwischen Pregadio und Micalizzi ist nicht bekannt. Micalizzi war ja damals noch ein absoluter Newcomer, so dass wohl Pregadio ihm da einige Hilfestellung geboten hat. Es heißt, dass die beiden Walzer am Ende und auch die elegischen Tracks 2,5 und 12 anscheinend von Pregadio stammen sollen. Micalizzi selbst ist ansonsten musikalisch eigentlich kaum mein Fall. Keine seiner späteren Westernmusiken hat mich vom Hauptthema her nochmals so beeindruckt wie die PISTOLERO-Musik. Das ist schon ein Ausnahmefall. Die späteren Sachen von ihm sind eher den 70ern entsprechend popig und funkig - da gibts natürlich eine ganz große Fangruppe dafür, meinen Filmmusik-Geschmack trifft das aber so gut wie gar nicht. SACRAMENTO von ihm z.B. finde ich völlig belanglos und kaum goutierbar. So was würde ich niemals kaufen und nicht mal auf CDR behalten. Selbst der Terence Hill/Bud Spencer-Score LO CHIAMAVANO TRINITÀ ist für mich im Leben kein Pflichtkauf. Irgendwo habe ich den auch noch auf einer CDR in einer Ecke rumliegen, aber groß bedeuten tut mir der nichts. Ist sicherlich recht cool und lässig, wenn man darauf steht, aber mir sagt der Lounge-Stil nicht besonders zu und nach einer Viertelstunde langweilt mich das Vor Sich Hin-Getrotte doch eher. Kann man sicher mal laufen lassen für eine Weile, aber müßte ich nicht haben. Und da unterscheidet sich wohl mein Geschmack von dem von Sami doch wohl auch gehörig. Der von ihm genannte L'ULTIMO MERCENARIO von Nicolai ist übrigens ohnehin gar kein Western, sondern ein Actionfilm von 1968. Würde ich auch niccht kaufen wollen, da auch hier zuviel Pop-Elemente im Arrangement mitspielen. Hatte ich mal gehört, hat aber kaum gezündet bei mir. EL CISCO kann man noch nehmen, hat natürlich aber auch nicht die Klasse von 100.000 DOLLARI PER RINGO. Und auch SHANGHAI JOE ist eher durchwachsen, die Musik wurde übrigens zum Goßteil schon für BUON FUNERALE AMIGOS an 1970 komponiert. Empfehlenwerter sinnd da eher noch DJANGO SPARA PER PRIMO oder INDIO BLACK, beide lohnen sich durchaus und kann man kaufen. Bei der alten CAM-CD mit der Dopplung DJANGO SPARA PER PRIMO und ANDA MUCHAACHO SPARA hatte man natürlich den großen Vorteil, dass man gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen konnte. Inzwischen muß man sich die Scores wieder einzeln in noch längeren Fassungen zulegen, was aber dann nicht allzuviel einbringt. Abseits vom Western-Genere gibt es noch einige sehr schöne sinfonische Nicolais, die mir zumindest Einiges bedeuten, aber ich weiß nicht, ob Dich das interessieert. JUSTINE hatte ich ja bereits angesprochen, ebenfalls wunderbar sind ELEONORA, VITA DI MICHELANGELO, L’ALPIN L’E SEMPRE QUEL oder mit ein paar kleinen Abstrichen EL CRISTO DEL OCEANO. LA BATTAGLIA DEL DESERTO z.B. hat auch ein Klasse Thema, das sich durchzieht, hängt aber ab dann ab und an mal ein wenig durch. Das Thema selbst könnte aber auch direkt aus einem Western kommen. Italo-Western-Scores, die im klassischen Stil von PISTOLERO fast durchweg Spaß machen auf CD, gibts schon noch ein paar, auf die man nicht so ohne Weiteres kommt. Ich würde da etwa folgende nennen: - L’IRA DI DIO von Michele Lacerenza (der Trompeten-Solist bei Morricone war, was hier gut zu hören ist) - COMIN’ AT YA von Carlo Savina (ein edles Spätwerk von Savina, das wenige kennen) - BANDIDOS von Egisto Macchi (man denkt bei bestimmten Phrasen vom Thema witzigerweise fast an Kurt Weill, absoluter Ohrwurm-Score) - MINNESOTA CLAY von Piero Piccioni (interessante Mischung aus Italo Western, leicht Jazzigem und etwas Böttcher-Sound) Gibt noch ein paar mehr, aber die fließen nicht immer so gut durch wie z.B. von Ferrio PER POCHI DOLLaRI ANCORA oder QUEI DISPERATI CHE PUZZANO DI SUDORE. Letzterer aber in der alten, kürzeren Album-Fassung doch eine ganz runde und beachtenswerte Sache. Und wie schon oft gesagt: Für mich eines der musikalischen Highlights in dem Genre, aber eben vom Sound her nicht unbedingt typisch, ist Rustichellis L’UOMO, L’ORGOGLIO, LA VENDETTA – selbstverständlich in der alten CAM-Fassung,, denn die Bonus Tracks der neuen Fassung sind eher unnötig. Bei dem Score bin ich noch auf Deine Meinung gespannt.
  11. Hierzu sollte man natürlich wissen, dass der Score in dieser Fassung wie er nun bereits zum dritten Mal aufgelegt wurde bereits an 1970 auf einer Ariete-Library-LP mit dem Titel "Musica per commenti sonori" erschien, wo der Filmtitel gar nicht genannt wurde. Hier das damalige LP-Cover: http://www.discogs.com/Roberto-Pregadio-Franco-Micalizzi-Musica-Per-Commenti-Sonori/release/5555981 Daraus erklärt sich somit auch ein wenig diese Aufteilung in diegetische/nicht-diegetische Tracks für die A- und B-Seite der Library-LP. Curci ist der Musikverlag, der die Rechte an der Musik hatte und auch immer noch hat. Das heißt, GDM hat nicht die Rechte dran, auch wenn sie den auf CD vor ein paar Jahren gebracht haben, und sie können somit auch gar nicht auf irgendwelches zusätzliches Musikmaterial aus dem eigenen General Music-Archiv zurückgreifen. In dem Fall ist das unmöglich. Curci ist ohnehin ein etwas merkwürdiger Musikverlag, wo man meistens davon ausgehen kann, dass, wenn überhaupt, dann nur ihre Album-Master aus den 70ern (meist vom hauseigenen Carosello-Plattenlabel) überlebt haben und kaum was darüber hinaus. Das ist natürlich auch der Grund, warum es von PISTOLERO eben nur noch das LP-Master von damals gibt. Und die Sequenzierung hat man bei der ersten und auch beider zweiten CD-Veröffentlichung jeweils genau so wieder übernommen. Die erste Viertelstunde des Scores finde ich übrigens auch recht gut, vor allem das Hauptthema zündet außerordentlich und macht richtig Spaß. Aber wie Du schreibst, verflacht, die Musik dann auf der B-Seite bzw. in der zweiten Hälfte der CD-Fassung natürlich vollständig. Das ergibt so insgesamt keinen Sinn und ist schon eine arg seltsame Darbietung eines Scores, die gerade beim ersten Anhören reichlich Verwunderung auslöst. Es ist eigentlich nicht die Regel, dass ein Score dermaßen auseinanderdriftet. Deshalb habe ich ihn auch nie gekauft, weil es denn doch insgesamt gesehen ein bißchen zu wenig ist für mich. So was reicht mir dann doch auf CDR.
  12. Ich glaube, daß wir hier zu unterschiedliche Ansichten haben und so sicher auf keinen gemeinsamen Punkt kommen. Denn ich würde mich hüten, hier starre Regeln aufzustellen, weil es bei mir immer um den einzelnen Score geht. Der eine funktioniert für mich sehr gut als komplettes Album, der andere halt nicht. In den vielen Jahren des Sammelns habe ich so viele Überraschungen erlebt gerade bei zuvor völiig unbekannten Scores, die dann plötzlich wunderbar eingeschlagen haben, während Bekannteres dann unter Umständen eher nicht so ankam, daß ich mir keinesfalls von vornherein solche Regeln auferlegen würde, bevor ich nicht selbst erst mal in eine bestimmte Musik reingehört habe. Außerdem habe ich denn doch zu viele schöne Alben mit Einzelscores von Delerue und Morricone in der Sammlung stehen, die mich erfreuen, um dabei von reinen Ausnahmen zu sprechen. Das sind nämlich schon jeweils ein paar Dutzend, bei Morricone vielleicht noch ein paar mehr. Es ist für mich einfach nicht so viel anders wie bei anderen Filmkomponisten, die ich schätze, wo ich aber genauso selektiere, was ich haben will und was nicht und was eben meinem Geschmack entspricht. Und mit METTI, UNA SERA A CENA werden wir auch nicht groß zusammenkommen, denn das ist beileibe keine Musik, die ich haben müßte. Nicht unbedingt mein Fall, da zu popig. Klar kenne ich den kompletten Score natürlich, aber wirklich behalten habe ich nur die Version mit Milva (Dedicato a Milva da Ennio Morricone)
  13. Klar ist die Musik etwa von Delerue oder Morricone ganz anders konzipiert als die der Amerikaner, betont mesit mehr Stimmung und Atmosphäre anstatt einen kontinuerlichen sinfonischen Fluß auszubreiten und einzelne Aktionen zu untermalen. Dennoch würde ich das Ganze viel differenzierter sehen und nicht Alles einfach über einen Kamm scheren wollen. Sicher kommt bei mir persönlich auch noch eine eindeutige Präferenz für die elegische Melodik der Franzosen und Italiener hinzu, aber ich kann vielen ihrer Alben doch so Einiges abgewinnen. Wobei ich aber dazu sagen möchte: Es gibt da sehr große Unterschiede bei mir, denn kommt zuviel reine Spannungmusik in einem Score vor, dann habe ich die LP oder CD meist wieder abgestoßen. Und dennoch ist es so, daß sich so einige Alben der Komponisten bei mir in der Sammlung gehalten haben, die ich dann in der Regel auch komplett - nicht nur ein paar wenige Auszüge davon - durchhöre und auch auf keinen Fall mehr missen möchte. Selbstverständlich gibt es sehr dröge Morricone-Soundtracks, die auf Dauer nur langweilen - ist auch bei seinem riesigen Oeuvre kaum anders möglich -, aber so was habe ich mir entweder von vornherein nicht zugelegt oder bei einem eventuellen Fehlkauf bereits vor vielen Jahren gleich wieder abgestoßen. Wenn die romantischen Stücke auf der anderen Seite mein Gefallen finden und genügend von ihnen vorhanden sind, dann ist das für mich schon eine ziemlich sichere Bank. Und so was kann ich dann genauso gern anhören wie irgendeinen Goldsmith oder Williams. Ist halt eine ganz andere Art und Weise zu komponieren, aber in der Beziehung mag ich wiederum die Vielfalt innerhalb der Filmmusik. Ich muß ja nicht immer nur dramatische Action und heroische Sinfonik hören, sondern auch mal was ganz Anderes. Mir ist es lieber, verschiedene Varianten eines Themas zu hören, das mir wirklich zusagt, als irgendwelchen funktionalen Spannungsleerlauf, der nirgendwo hinführt und den ich bei expandierten Fassungen gerade auch der Amerikaner oft genug zu meinem Leidwesen anhören muß. Es ist durchaus auch die Schönheit diverser Arrangements in sich, die ihren spezifischen Reiz haben kann und wo man sich dann nicht so schnell dran satt hört. Und es ist bei Delerue oder Morricone ja nicht immer nur ein einziges Thema, sondern es gibt durchaus oft mehrere in ihren Scores, die sich bei einem Score durchziehen und in diversen Varianten erscheinen. Wenn dann zwischendrin mal nur ein oder zwei Spannungsstücke noch kommen, stört mich das kaum. Manchmal kann das ein oder andere zudem vielleicht gar nicht so schlecht sein. Aber es gibt wirklich für mich mehrere Delerues und Morricones, wo ich das ganze Album stets an einem Stück durchhören kann und ganz bestimmt nichts missen möchte. Ich nenne nur mal bei Delerue ein paar wenige Beispiele wie LES DEUX ANGLAISES ET LE CONTINENT, OUR MOTHER'S HOUSE, BLACK STALLION RETURNS (in der alten Fassung) oder CHOUANS, bei Morricone IL DESERTO DEI TARTARI, IL PRATO, LA CALIFFA, MARCO POLO (auch die alte Fassung), QUESTA SPECIE D'AMORE, L'EREDITA' FERRAMONTI und noch so einige mehr. In all den Scores sind für mich kaum Hänger drin, die kann ich alle bis auf vielleicht ein oder zwei Tracks jeweils voll durchlaufen lassen - und zumnidest für mich ist es ein Hochgenuß. Oder was für eine melodisch charmante und bezaubernde Musik ist etwa JUSTINE von Nicolai? Das ist ja wunderbar von Anfang bis Ende ohne großen Leerlauf zwischendrin.. Insofern stellt sich für mich die Sache schon deutlich anders dar als für Dich. Man muß aber natürlich vielleicht auch einen besonderen Draht zu der italienischen Melodieführung und zu dieser Art des Komponierens haben, um daran so seinen Spaß zu haben wie es nun mal bei mir der Fall ist.
  14. Ja, ich hatte es auch ein paar Seiten zuvor so schon geschrieben: Dermaßen packende Actionmusik wie bei diesem Nicolai ist wirklich die Ausnahme im Vergleich zu vielen anderen Genre-Musiken. Selbst bei den späteren Nicolais, die an sich durchaus recht gut sind, aber insgesamt doch viel mehr nacn Morricone klingen, weil es so von den Produzenten verlangt wurde, findet sich ein loderndes Feuerwerk in diesem Stil eigentllich kaum. Vor allem ist das bei diesem frühen Score noch sehr eigenständig gearbeitet und hört sich in weiten Teilen überhaupt nicht nach Morricone an. Morricone greift ja oft auch eher zu statisch-repetitiven Mitteln, während das bei 100.000 DOLLARI kaum der Fall ist. ich habe oben ja auch den MICHELANGELO-Score erwähnt: Auch da muß man sagen, diese Musik hat im Prinzip kaum Ähnlichkeit mit dem Morricone-Sound. Während dann später in den vielen B-Produktionen Ende der 60er und Anfang der 70er Nicolai meist ganz stark immer den Morricone-Stil imitiert hat. Es war natürlich auch der Druck da, es muß so klingen wie Morricone, weil es das musikalische Erfolgsrezept der Zeit war. Morricone hat sich lange Zeit dagegen gewehrt, daß einige seiner älteren Scores veröffentlicht oder daß überhaupt seine alten Albumfassungen expandiert werden. Läßt sich in Interviews mit ihm nachlesen, wie er dazu steht. Ist im Prinzip dieselbe Haltung wie bei Goldsmith auch. Er ist erst in den letzten paar Jahren viel nachsichtiger und milder geworden und läßt nun fast Alles zu. Nur die ganz frühen Scores zu den Schlagerfilmen DICIOTTENNI AL SOLLE oder LA VOGLIA MATTA hat er wohl immer noch nicht genehmigt. Genauso hat er die Hand drauf bei den beiden MACGREGOR-Western-Scores von Mitte 60er. Es hat ja auch ganz schön lange gedauert bis er mal die Veröffentlichung der frühen Musiken AGENTE 505 und IL SUCCESSO überhaupt zugelassen hat vor einigen Jahren. Die Labels haben halt dermaßen gedrängt, daß er am Ende gesagt hat: Also gut, dann machts halt.
  15. Irgendwie reden wir hier wohl ein wenig aneinander vorbei. Habe ich etwa von einem tollen Score wie Waxmans THE NUN'S STORY gesprochen, der für mich mit der beste des Komponisten ist? Nein, also ganz bestimmt nicht. Du weißt sicherlich ganz genau wie ich, daß so viele US-Scores von zweit- und drittklassigen Komponisten für die Fans so komplett wie möglich herausgebracht wurden in den letzten Jahren. Wenn man nur an die vielen Lalaland-CDs im SciFi und Horror-Bereich denkt. Meine Güte, ist das vielleicht Alles komplett hörenswert und musikalisch am Stück lohnend? Oder jetzt gar ganze 14 CDs mit LOST IN SPACE? Für Fans natürlich voll ok, aber ansonsten? So gäbe es doch wirklich genügend Beispiele, wo ich nicht im Leben 70 Minuten durchstehen würde. Jeder kann sich die selbst nach seinem Geschmack raussuchen wie er will. Um so was gings mir doch hier. Und selbstverständlich brauche ich von vielen der weiter oben besprochenen Spaghetti-Western-Scores keinesfalls eine ganze CD. Habe ich doch so oft bereits weiter oben geschrieben gehabt, wie davon halt mal das Hauptthema reichen würde. Jedoch spielt gerade der Nicolai hier eben für mich schon in einer anderen Liga als viele andere eher platte Durchschnittserzeugnisse aus demselben Genre und er hat auch eine Binnenspannung drin, ist nicht nur repetitiv, weshalb sich das Durchhhören der alten Albumfassung meines Erachtens durchaus lohnt.
  16. Das ist natürlich eine Binsenweisheit, daß viele Scores früher (und selbstverständlich auch die neueren Datums) nicht dafür komponiert wurden, um dann mal in kompletter Form auf Tonträger veröffentlicht zu werden. Das gilt nicht nur für diese italienischen Sachen oben, sondern genauso für Hunderte von US-Scores, wo inzwischen jedes Fitzelchen auf CD herausgebracht wird. Ist für mich also kein besonders schlagkräftiges Argument. Ich bleibe dabei: Die alte Plattenfassung von Nicolais 100.000 DOLLARI mit knapp 40 Minuten geht für mich voll in Ordnung, und wenn ich mir das anhören will, dann auch in der Fassung am Stück durch. Nur die Expandierungen darüber hinaus geben für mich wie fast immer nun mal keinen großen Sinn. Und so herausragend finde ich das Thema von RITORNO DI RINGO nun auch nicht. "Ringo dove vai" ist da für mich mindestens gleichwertig.
  17. Na da scheint sich meine Empfehlung bezüglich 100.000 DOLLARI PER RINGO ja doch für Dich gelohnt zu haben. Freut mich zu hören. Mir persönlich war die GDM-Ausgabe allerdings doch zu lang und ich bin bei meiner Edipan-LP aus den 80ern geblieben. Ich hatte die GDM-CD vor rund 12 Jahren mal eine Weile hier, aber es war mir dann zuviel des Guten an Wiederholungen und Spannungshängern, die dazugekommen sind, so daß der Score lang nicht mehr so einen guten musikalischen Fluß aufwies wie es auf der Erstausgabe mit knapp 40 Minuten der Fall war, wo Alles Wesentliche eben doch gut zusammengestellt vertreten war. Natürlich hat der Bobby Solo-Song bei Edipan noch gefehlt, aber den hatte ich eh bereits auf einem japanischen Spaghetti Western-Sampler. insofern bin ich eigentlich mit der alten Edition vollkommen zufrieden und wünsche mir da auch gar nichts Besseres mehr. Für mich sind die beiden Morricone-RINGO-Scores dagegen eher schwächer und durchwachsener. Sie wirken beide auf Dauer etwas konzeptlos und sind keine richtigen Highlights in Morricones Western-Output. RITORNO DI RINGO mag noch ein bißchen gehaltvoller sein als der sehr mittelmäßige PISTOLA DI RINGO, aber auch hier ist ein zu starker musikalischer Mischmasch zu Gange, der mich trotz manch gelungener Tracks nie recht begeistert hat. Interessanterweise kam 100.000 DOLLARI noch einen Monat vor dem zweiten Morricone-Ringo in Italien heraus, obwohl ja Viele denken, er sei danach entstanden. Außerdem heißt die von Richard Harrison gespielte Hauptfigur zumindest in der italienischen Fassung anscheinend überhaupt nicht Ringo, der Name kommt dort im Film selbst gar nicht vor. Ursprünglich war da wohl auch ein ganz anderer Titel vorgesehen. Auch die Story hat überhaupt nichts mit den beiden anderen Ringo-Filmen zu tun. Daher ist natürlich auch die Nicolai-Musik völlig anders gestaltet als die von Morricone, es gibt hierbei keinerlei Bezugspunkte. Der Nicolai kam zuvor wie bereits gesagt nicht auf CAM heraus wie Du oben geschrieben hast, sondern auf Edipan. Dieses Label hat Nicolai selbst gehört und auf dem hat er bereits in den 70ern viele eigene Film und TV-Musiken und auch Library-Material (teilweise unterm Pseudonym Leo Flagg) herausgebracht. Besonders schön und ausdrucksstark etwa seine genau ein Jahr vor dem Western-Score entstandene Musik zum, TV-Mehrteiler VITA DI MICHELANGELO, die es früher auch als Edipan-LP gab. Diese Musik ist letztes Jahr nun auch endlich mal auf CD erschienen bei Kronos.
  18. Davon profitiert GDM natürlich auch. Obwohl es nicht ganz stimmt, daß man die früheren GDM-Alben nicht mehr über den Second Hand-Markt irgendwo erhalten würde.. Wenn man sich ein wenig umschaut, ist im CD-Bereich, wenn es sich nicht um ganz top-rare und uralte Editionen handelt, doch heutzutage Einiges möglich. Z.B. würdest Du die Vorgänger-Ausgaben von LE PISTOLE NON DISCUTONO oder FACCIA A FACCIA bei eBay Italien für je nicht mal 20 Euro jederzeit bekommen. Also so rar sind die nun auch wieder nicht. Für Jemanden, der erst jetzt bei Morricone einsteigen will, mag die GDM-Politik ja noch halbwegs annehmbar sein, aber ansonsten kann man wirklich nur noch müde abwinken. Denn es geht nur noch darum: Wie kann man noch am Ehesten Geld aus den hauseigenen Morricone-Scores herausmelken, wenn man sie auf CD veröffentlicht? Denn das grunsätzliche Problem ist eben, daß durch den Rückgang der CD-Verkäufe in den letzten 2-3 Jahren gerade hinsichtlich Italien es sich für GDM nicht mehr lohnt, noch irgendwas Anderes als Morricone auf CD herauszubringen. Es gab eine Zeit vor rund 4-5 Jahren, wo durchaus immer wieder interessante und ausgefallene Scores erschienen, vor allem in der GDM/Legend-Serie und durchaus auch mal im GDM Club mit Intermezzo zusammen, aber diese Zeiten sind einfach vorbei und das läßt sich nicht mehr groß umändern. Sie haben jetzt Anfang des Jahres versucht, ein paar nie veröffentlichte RCA-Scores aus den 60ern und 70ern nur noch als digitalen Download bei iTunes anzubieten. Ich habe das auch nur über Andere mitbekommen, da ich iTunes nicht habe, aber offenbar ist die Geschichte seit rund drei Monaten auch wieder ziemlich eingeschlafen.Was mich allerdings überhaupt nicht wundert: Wer wird sich denn dort schon etwa IL FISCHIO AL NASO von Usuelli oder LA DONNA DEL LAGO von Rossellini, die zudem nicht promotet werden, kaufen bzw. downloaden wollen? Sicherlich ist es weitaus biiliger für GDM, so was nicht mehr auf CD pressen zu lassen und allein digital anzubieten, aber im Endeffekt kommt wie man sieht doch auch wieder nichts dabei rum, weil es überhaupt zu wenige Sammler gibt, die das interessiert. Wenn schon nicht auf CD, dann noch weniger als digitalen Download. Nur ist eine Sache ziemlich klar, nachdem sich letztes Jahr ihre 300er-CD-Editionen schon nicht mehr ausverkauft haben: Auf CD macht GDM für die Zukunft nichts Anderes mehr als Morricone und eben im Prinzip da fast nur noch die recycelten Doppelpacks. Und selbst da ja nicht mal mehr 500, sondern nur noch 300 Exemplare pro Scheibe. So ist die Lage eben. Und die wird nicht mehr besser.
  19. Wenn man ein bißchen länger in der Filmmusikszene unterwegs ist und weiß, was eigentlich hinter den Kulissen abläuft, dann kann man von einem guten Preisleistungsverhältnis bei den Morricone-Doppel-CDs von GDM ganz bestimmt nicht sprechen. Eher von einem allerletzten Aufgebot, weil Alles Andere für sie eben nicht mehr läuft. GDM ist ein ziemlich gerissener Verein, wo es allein nur noch um kommerzielles Kalkül geht und um nichts Anderes mehr. Dahinter stecken keine Idealisten oder große Filmmusik-Liebhaber wie bei den kleineren Labels - zumindest nicht mehr seit sie nunmehr ab Dezember 2014 alle ihre anderen CD-Serien, die sich in den letzten Jahren immer schlechter abgesetzt haben, völlig eingesteltl haben. Liebloser als was die derzeit machen gehts gar nicht mehr. Die Morricones, die sie jetzt (wieder) bringen, wurden ja alle schon einmal, meist sogar mehrmals, veröffentlicht in den letzten 10-15 Jahren. Da holt man einfach die alten CD-Master aus dem Archiv raus, schmeißt zwei meist thematisch überhaupt nicht zusammenpassende Morricones zusammen und lacht sich ins Fäustchen, daß die Sammler, denen eventuell der eine Score von den beiden fehlt, den anderen noch mitkaufen müssen, wenn sie ihn haben wollen. Das mag für unerfahrene jüngere Sammler noch interessant aussehen, aber wenn man ein paar Jahre dabei ist, dann sieht man sofort: Es ist nichts weiter als reine Abzockerei. Ich weiß auch aus erster Hand, daß da kein neues Mastering gemacht wird für diese rund 50 Doppel-CDs, sondern es wird überhaupt nichts dran gemacht, sondern einfach die alten Kamellen aus dem Keller geholt und nochmals neu verkauft. Die Sachen aus dem General Music und RCA-Archiv gehören ihnen eh selber. Das ist für die deshalb mit ganz geringem Aufwand und so gut wie keinen Kosten verbunden, so eine Doppel-CD zu produzieren. Und dann verlangen sie dafür noch 27 Euro wie bei Intermezzo oder 30 Dollar wie bei SAE. Das ist ja absolut lachhaft, wenn man weiß, wie billig das für die eigentlich zu fabrizieren ist. Und dann diese einfallslosen und miesen Cover. Unglaublich, wie das vebraten wird, da kann man nur den Kopf schütteln. Rein kommerzielles Kalkül und sonst gar nichts mehr. Von Liebe zur Sache kann da überhaupt nicht mehr die Rede sein. Ich würde mich hüten so was von denen noch zu kaufen und denen ihr jetziges Geschäftsgebaren sozusagen noch zu unterstützen. Es ist wirklich übel, was die treiben. Und noch was Anderes zu machen auf CD interessiert sie ja ohnehin nicht mehr. Andere kleinere Labels zahlen bei ihren CDs meist drauf, GDM auf der anderen Seite stoppt jetzt jegliche CD-Produktion, wenn der Fall eintreten sollte. Das heißt, von den Produktionskosten her könnten die die Doppel-CDs ohne mit der Wimper zu zucken eigentlich für weniger als 20 Euro anbieten, aber das machen sie natürlich nicht, weil sie sonst nicht abkassieren können. Zudem werden natürlich Limitierungen auf 300 Stück nur deshalb gemacht, um die Leute zu ködern, die CDs so schnell wie mögich zu kaufen. Natürlich spart man sich dabei erneut Produktionskosten bei so einer geringen Auflage. Es ist schon ein knallhartes Geschäft, was hier läuft. Da muß ich sagen: Nein, bei so was hörts bei mir auf. Natürlich machen sie jetzt auch noch Morricone-LPs, weil der Markt das im Moment hergibt. Und ebenfalls keine anderen italienischen Komponisten mehr. Es ist wirklich sehr schade, was aus GDM geworden ist. VAMOS A MATAR COMPANEROS haben sie erst im Mai auf LP mal wieder gebracht. Da werden sie folglich noch ein Weilchen warten bis sie den wieder auf CD bringen.
  20. Wenn Du auf meine Worte etwa drei Seiten zurück gehört hättest, dann hättest Du Dir dieses Album gar nicht erst anschaffen brauchen. Denn es war für mich von vornherein klar absehbar, welches Urteil schlußendlich kommen würde von Dir. Nicht, um falsch verstanden zu werden: Deiner Meinung stimme ich absolut zu und es ist überflüssig, sich so was zu kaufen. GLI SPECIALISTI ist überhaupt einer der schwächsten und enttäuschendsten Lavagnino-Scores - das hört man sich einmal an und dann ist die Sache erledigt. Ich selbst habe schon viele Lavagnino-LPs und CDs in der Sammlung stehen, aber so was würde ich mir niemals kaufen. Auf gar keinen Fall, weil es abseits vom Film viel zu banal ist und auch der eigentliche musikalische Stil vom Lavagnino überhaupt nicht mehr herauszuhören ist. Ich meine, mir persönlich kann es egal sein, aber ich finde es einfach schade, daß Du Dir den Weg zu Lavagnino mit solchem Kleinkram verbaust und Dich mit solch wenig erbaulicher Musik, die es gar nicht wert ist, dermaßen ausführlich auseinandersetzt, während Du die eigentlichen Perlen des Komponisten, die nicht unbedingt in dem Genre hier liegen, auf diese Art und Weise niemals entdecken wirst. Ich verstehe auch nicht, wie man wahllos Musiken rausfischt ohne irgendeine Ahnung von Leben und Werk des Komponisten zu haben bzw. nicht mal in der Sekundärliteratur ein wenig nachliest, was eigentlich die wirkliche Bedeutung von Lavagnino ausmacht und wo die interessanten Scores denn wohl zu suchen sind. Er hat insgesamt um die 300 Filmmusiken geschrieben innerhalb von rund 25 Jahren. Das ist eine Menge. Du glaubst ja sicher nicht, daß das Alles toll ist oder hörenswert auf Tonträger. Nein, auf gar keinen Fall, da Vieles vor allem ab Mitte 60er in ganz kurzer Zeit mit wenig Budget entstanden ist und rein atmosphärisch untermalende Routine darstellt, Du wirst alle diese 300 Scores sowieso nie in Deinem Leben hören können. Also wäre es viel eher angebracht, sich den paar Dutzend wesentlichen Sachen, wo er sich seinem Personalstil gemäß entfalten konnte, zuzuwenden und sich das zuzulegen. Wenn Du dazu nicht bereit bist, dann kann man Dir natürlich nciht helfen. Man muß sich einfach auskennen in der ganzen Materie, denn es gibt eben gewaltige Qualitätschwankungen in der italienischen Filmmusik, weil natürlich die Komponisten auch so Vieles und so Unterschiedliches vertont haben. Zum Schluß noch eins: Wenn Du ein musikalisches Highlight von Lavagnino mit wunderbar inspirierten Themen und farbiger Instrumentierung noch entdecken willst, dann würde ich Dir raten, statt in irgendwelche Sonderangebote von mittelmäßg bis schwachen Scores zu investieren, mal unsere nächste Alhambra-CD zu kaufen, die wohl im Oktober erscheinen wird. Natürlich kommt da kein Western, aber bei dem prachtvoll schwelgerischen Score von 1960, der da erstmals auf CD überhaupt erscheinen wird, würdest Du endlich mal den sinfonischen Lavagnino-Stil in Reinkultur und den Komponisten auf dem Zenith seines Schaffens erleben können. Ich will Dich nicht zwingen, die CD zu kaufen, aber wenn Du weiterhin dermaßen starr am italienischen Western-Genre hängen bleibst, dann wirst Du viele herausragende italienische Scores, die Dir nämlich durchaus gefallen könnten, weiterhin völlig verpassen. Just my two cents.
  21. CORRI UOMO CORRI dürfte Dir wahrscheinlich schon recht gut gefallen. Davon gehe ich mal aus, da das eh ein halber Morricone ist. RIchtiggehend geklärt ist es bis heute nicht, ob die Musik nun von Nicolai oder von Morricone stammt. Rgissuer Sergio Sollima behauptet, sie sei von Morricone, Peter Boom, der das "Espanto en el corazon" singt, genau das Gegenteil. Jedenfalls sind die Ähnlichkeiten zu Morricones IL MERCENARIO, wo Nicolai ohnehin mitgearbeitet hat, aus dem gleichen Jahr zum Teil auffallend. Nichtsdestotrotz eine äußerst abwechslungsreiche Angelegenheit: Mexikanisches Lokalkolorit, großangelegte Westernchöre, daneben melancholische Gitarren- und Trompetenklänge. Da ist Alles drin, was man bei Italo Western-Musiken so mag. Die alte CAM-LP bzw. CAM-CD mit 31 Minuten fließt einwandfrei ohne irgendwelche Hänger. Ich habe die expandierte Edition von 2007 auch mal kurz hier gehabt, aber sofort wieder rausgehauen, denn das zusätzliche Material bringt fast nichts und die Musik wird nun viel zähflüssiger als zuvor. Da hat man übrigens Alles chronologisch angeordnet wie Du es gerne haben möchtest, aber dadurch ist natürlich die alte, viel schönere Albumfassung nun flöten gegangen. Daher für mich persönlich absolut überflüssig in der Version. Das würde ich mir so einfach auch nicht mehr anhören wollen. Die anderen zwei von Dir bestellten Nicolai-Titel sind nicht so stark, haben aber durchaus ihre Momente. Allerdings sehr an die ersten zwei Dollar-Western von Morricone angelehnt und von daher nicht so besonders eigenständig. Ich weiß nicht, ob I QUATTRO DELL'AVE MARIA für Dich unbedingt das Richtige sein wird. Ist halt schon auch viel Komödiantisches drin und man muß sich Vieles selbst zusammensuchen, da natürlich massig Material auf der Doppel-CD oben ist. Ich hätte Dir da einen der beiden anderen oben genannten dramatischeren Rustichellis weitaus mehr ans Herz gelegt. Aber mal schauen, wie Du drauf reagieren wirst.
  22. Ja klar, die Songtexte sind natürlich lächerlich und voller Platitüden. Das waren sie aber streng genommen zu einem großen Teil auch schon bei den Songs für die US-Western der 50er. Mich stört so was an sich nicht, denn mir kommt es hierbei einzig und allein auf die musikalische Machart an. Und die paßt mir gerade beim ARIZONA COLT-Song sehr gut. Sobald das Pop-Idiom hingegen zu stark ausgeprägt ist, etwa das Schlagzeug zu sehr in den Vordergrund gerückt wird. dann reagiere ich in der Tat meistens empfindlicher. Deshalb ist ja auch meine Sammlung von Spaghetti-Scores auf LP und CD gar nicht mal so umfangreich, denn ich habe von Anfang an immer genau selektiert, was eben meinem musikalischen Geschmack entspricht und was ich wirklich haben möchte - selbst wenn ich natürlich sehr Vieles mal gehört und dann eben verworfen bzw. mir nicht zugelegt habe. Nur rein um des Sammelns willen habe ich so gut wie nie was gekauft. Und somit fallen dann sehr viele der späteren Italo Western-Scores ab etwa 1970 herum meist ganz raus bei mir, weil zeitgemäßer Pop und Beat da schon immer mehr die Oberhand gewonnen haben. Mir liegt das Elegisch-Pathetische und das Romantische hingegen sehr, eigentlich immer schon, und danach habe ich mir auch die Titel, die ich selbst haben will, ausgesucht. Wenn Du etwa Rustichellis UN MINUTO PER PREGARE oder L'UOMO, L'ORGOGLIO, LA VENDETTA anhörst - ich weiß nicht, ob die CDs inzwischen schon bei Dir angekommen sind -, dann dürfte es Dir kaum schwer fallen zu verstehen, daß genau die Art von pathetisch aufgeladener Musik bei meinen Vorlieben natürlich voll ins Schwarze trifft. Die von Dir erwähnten Tracks in der zweiten Hälfte von QUELLA SPORCA STORIA sind zum Teil durchaus noch reizvoll, aber "L'assolto di Santana" ist bei mir nun etwa auch nicht der große Bringer. Das "groovige", das Dir hier gefällt, ist mir dabei fast schon wieder etwas zuviel. Und der Chor in "Johnny sulla croce" ist zwar ganz akzeptabel, aber auch nicht wirklich begeisternd oder übermäßig originell. So was habe zumindest ich auch schon öfters gehört.
  23. Ganz ehrlich gesagt ist es bei mir so, daß ich auf der alten CAM-CD, wo ja SETTE DOLLARI SUL ROSSO auf der ersten Hälfte enthalten ist und QUELLA SPORCA STORIA dann auf der zweiten, ich meistens nur SETTE DOLLARI komplett angehört habe und QUELLA SPORCA dann eher ein wenig unbeachtet gelassen habe, weil die Musik einfach nie so voll gezündet hat bei mir. Ich habs vorhin gerade nochmals ausgetestet: Es gibt ganz sicher wie Du sagst schon einige bemerkenswerte und gute Tracks in dem Score, vor Allem in der ersten Hälfte etwa mit "In Memoria", wo der Chor à la Morricone seine Aufwartung macht, aber mindestens so ab Track 8 läßt bei mir nach wie vor die Aufmerksamkeit ziemlich stark nach und es kommt mir eindeutig zuviel Spannungs-Leerlauf herein. Die elektronischen Effekte zusammen mit dem E-Bass, Cembalo usw., die ja bereits im zweiten Track auftauchen, gefallen mir gar nicht. Diese Art atmosphärischer Spannungsmusik ist ja nun auch nicht unbedingt was ganz Neues, sondern in vielen Horror-Scores der Zeit Mitte 60er so ähnlich eingesetzt worden und daher eigentlich nicht wirklich ungewöhnlich. Paßt auch eher in dieses Genre als in einen Western. Da gibts gerade auch bei den Italienern genügend Beispiele für solche Tracks. Und Vieles, was dann ab "La Medaglia" so erscheint, sagt mir musikalisch weniger zu. Natürlich kommt dann noch die ein oder andere nette Variante vom Hauptthema zwischendrin und es wird dann wieder besser, trotzdem ist mir das ständige Auf und Ab zu stark. Da fehlt mir auf Dauer eine richtig kohärente Linie. Mir fehlt auch etwas der musikalische Drive und das Tragische, das im zuvor auf der CD zu hörenden SETTE DOLLARI viel stärker vertreten ist. Von daher bin ich mal gespannt, wie der wohl bei Dir denn dann ankommen wird. Warum das gesungene Hauptthema von ARIZONA COLT mir deutlich besser gefällt als das von QUELLA SPORCA STORIA kann ich schon klar sagen: Die Instrumentierung bei QUELLA SPORCA STORIA mit dem Schlagzeug und dann die elektronischen Beigaben ist mir schon fast zu popig aufgemacht. Für mich ist das eher ein Pop-Song aus der Zeit um 1968. Das ist bei ARIZONA COLT ja völlig anders in Szene gesetzt. Mich zieht der Song bei ARIZONA COLT richtig rein, Den kann ich zudem sehr oft hintereinander hören. Mir gefällt da vor Allem das Raumgreifend-Epische und das Nostalgische in der Melodieführung. Dann werden bestimmte Melodietöne richtig gedehnt, so daß es natürlich dementsprechend schmachtet, und die Streicher kommen insgesamt gesheen viel satter zur Geltung. Hinzu kommt die sonore Stimme von Raoul, die hier Klasse dazu paßt. Das ergibt eine wunderbare Einheit, die mich in besonderem Maße packt. Es ist beileibe nicht so, daß der Song von QUELLA SPORCA STORIA schlecht wäre, aber er gleitet eher etwas an mir vorbei und hat nicht diese melodische Kraft, die mich nun besonders aufhorchen ließe. Auch die Gesangsstimme von Maurizio Graf klingt für mich gewöhnlicher und hat nicht diesen pathetischen Tonfall von Raoul, der mir ganz besonders zusagt.
  24. Doch witzig, wie sich die Geschmäcker unterscheiden können. Hätte ich jetzt nicht gedacht, daß ausgerechnet QUELLA SPORCA STORIA dermaßen zieht bei Dir. Ehrlich gesagt habe ich seit jeher Mühe, mir das alte 35 Minuten-Album komplett anzuhören, da mir eigentlich nur jedes zweite Stück davon einigermaßen gefällt. Denn es gibt mehrere Tracks mit eher statischen Spannungshängern, die mir überhaupt nichts geben und die ich am Liebsten überspringe. Insgesamt bleiben für mich vom gesamten Score nicht mehr als 20 Minuten übrig, die ich ganz gelungen finde, aber auch nicht richtig überragend. Das gesungene Hauptthema "Find a Man" ist für mich ok, aber kein absolutes Ohrwurmthema wie das etwa aus ARIZONA COLT, das bei mir schon ganz anders zieht. Dann gibt es einige ganz hübsche romantische Passagen mit den Streichern und dem Chor, aber sobald der übliche Suspense wieder die Oberhand gewinnt, und das ist eigentlich meines Erachtens hier einfach zu oft, läßt der Score für mich sehr zu wünschen übrig. Ist für mich daher Alles in Allem nur eine halbe Sache. Für mich ergeben die Stücke keine richtige Einheit, sondern es fasert zu sehr aus, so daß es immer wieder Phasen gibt, die mich nicht besonders ansprechen und wirklich langweilen. Wie gesagt: Von QUELLA SPORCA STORIA täte es mir eine Viertelstunde oder gerade mal 20 Minuten. Die 35 Minuten, die ich auf der CAM-CD von Mitte 90er habe, schaffe ich kaum am Stück. Es ist erst in den letzten 7-8 Jahren so in Mode gekommen, daß man die alte Albumfasusng, sofern es eine mal gab, nimmt und dann hinten als Bonus noch oft wild durcheinander - meist mit Version 2, 3 etc. eines Tracks betitelt - draufpackt. In der Zeit davor so kurz nach dem Jahre 2000 und auch bei den ersten Digitmovies-CDs gabs in Italien auch mal eine Phase, wo man alte Alben wieder ganz umgemodelt und rein chronologisch sequenziert hat. Bei De Masi ist das etwa bei QUANTO COSTA MORIRE der Fall gewesen.
  25. Im Großen und Ganzen stimme ich mit Deiner Bewertung von ARIZONA COLT überein, aber ich hatte Dich nicht umsonst vor der expandierten Fassung gewarnt wie Du Dich vielleicht noch erinnerst: "Von der Verarbeitung kann da meiner Meinung nach auch ARIZONA COLT nicht mithalten - vor Allem nicht in der expandierten Fassung! -, aber da ist eben das Thema und dessen Varianten (sowohl gesungen als auch instrumental) auf der CD doch so bestechend, daß man über einige Spannungs-Tracks hinwegsehen kann." Grundsätzlich kannst Du bei diesen Spaghetti-Western-Scores ohnehin in den allermeisten Fällen davon ausgehen, daß die Expandierungen musikalisch so gut wie gar nichts einbringen außer einer überflüssigen Redundanz und reinen Wiederholungen. Das wird Alles doch nur deshalb verlängert, weil es genügend Genre-Fans gibt und somit ein kommerzielles Geschäft damit gemacht werden kann. Rein musikalische Überlegungen, wie man noch was besser machen könnte, bleiben dabei sowieso außen vor und kann man vergessen. Du siehst ja jetzt selbst, wie Dir die Länge das Hören des kompletten Albums dann nur noch mehr vermiest. Also reicht doch die alte Fassung von Mitte 80er mit knapp 40 Minuten schon vollkommen aus, oder? Und selbst da muß man eigentlich noch aufgrund der Spannungs-Tracks ein paar Abstriche machen. Der insgesamt in sich schlüssigste De Masi-Western-Score bleibt deshalb für mich SETTE DOLLARI SUL ROSSO - aber selbstverständlich auch nur in der alten CAM-Fassung mit rund 35 Minuten und nicht übertrieben hochgehievt auf eine ganze Stunde.. Bei "Attesa e dolore" hätte ich gedacht, daß Du vielleicht auch auf Brahms als Inspiration tippen würdest, denn das Hauptthema aus dem dritten Satz von Brahms dritter Sinfonie ist doch sehr ähnlich. Ich gaube schon, daß De Masi das hier als Vorlage gedient hat und er sich davon hat zu dem Thema in eben diesem Track hat inspirieren lassen. Er hatte sich bei Brahms (und zwar bei dem bekannten Walzer No. 15 für Klavier aus dem op. 39) nämlich auch schon an 1963 beim Liebesthema für den Horrorfilm LO SPETTRO bedient - und zwar ziemlich auffällig.
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