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Soundtrack Board

Markus Wippel

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Alle Inhalte von Markus Wippel

  1. Herman Melville´s Walfangepos um die schicksalshafte Fahrt der Pequod war schon immer einer meiner Lieblingsgeschichten. Schon als Kind hatte ich eine gekürzte Hörbuchversion auf Kassette die ich regelmäßig gehört habe. Mein nächster Kontakt mit dem weißen Wal war die recht ansprechende Verfilmung von John Huston mit einem etwas deplatzierten Gregory Peck als Ahab und der großartigen Musik von Philip Sainton. Danach habe ich mehrmals versucht den dicken Wälzer zu lesen, bin aber an dem trockenen und ausschweifenden Stil Melville´s mehrmals gescheitert. Schlussendlich habe ich Moby Dick in Form eines Hörbuchs endgültig erlegt J. Die Geschichte um den mythisch überhöhten Zweikampf zwischen dem weißen Wal und dem von Rache besessenen Captain Ahab mit all seiner tieferen psychologischen Bedeutung ist atemberaubend interessant und fesselnd. Der ausschweifende Stil von Melville mit seinen detaillierten Beschreibung des Walfangs und der Abläufe an Bord ist für mich jedoch teilweise ermüdend. „Und er bürdete dem Buckel des weißen Wals die Summe der Wut und des Hasses der ganzen Menschheit auf. Wäre sein Leib eine Kanone, er hätte sein Herz auf ihn geschossen“ Zitiert ein anderer nicht weniger berühmte Captain in Star Trek VIII aus Moby Dick – das ist eines meiner absoluten Lieblingszitate der Literaturgeschichte. Und eben dieser Captain der USS Enterprise durfte 1998 in TV Verfilmung des Stoffes den besessenen Captain Ahab darstellen. Sir Patrick Stewart lieferte eine großartige darstellerische Leistung in der auch eher mittelprächtigen Verfilmung ab. Für die musikalische Waljagd war ein damals mir gänzlich unbekannter australischer Komponist namens Christopher Gordon verantwortlich. Nach wie vor stellt Gordons Komposition für mich einer der besten wenn nicht die beste Musik für einen Fernsehfilm dar. Gordon wurde 1956 in London geboren und lebt seit seiner Kindheit in Australien. Mit nur 13 Jahren entschloss er sich Komponist zu werden, wobei das Werk von Benjamin Britten eine besondere Inspirationsquelle war. Gordon ist Autodidakt und absolvierte nie eine höhere musikalische Ausbildung – was umso erstaunlicher ist, da sich Gordon durch eine besonders virtuose Beherrschung des Klangkörpers Orchester auszeichnet. Bei dem großartigen musikalischen sowie dramatischen Talent Gordons kommt es geradezu einem Verbrechen gleich wie selten Gordon Aufträge für Filme bekommt. Seine Partituren sind technisch auf höchstem Niveau und dabei musikdramaturgisch ungemein eindrucksvoll und trotzdem relativ leicht zugänglich – für mich nur eine Parallele mit meinem Großmeister der Filmmusik Jerry Goldsmith. Insbesondere für das Horrorgenre lieferte er zwei herausragende Kompositionen ab (Daybreaker und Salem´s Lot). Es war eine wirklich schwere Entscheidung für mich, ob der musikalisch ungemein vielschichtige (Avantgarde Techniken, atemberaubende Perkussions oder tragisch melancholische Passagen) Daybreaker oder der doch eher klassische Moby Dick in meine Liste wandern sollte – aber es sind ja noch ein paar Plätze frei. Meine Vorliebe für großorchestrale romantische Scores hat wie immer gewonnen und deswegen darf ich hier über Gordon´s Moby Dick Soundtrack schreiben. Zuerst möchte ich vorausschicken wie großartige die sehr „britische“ Partitur von Philip Sainton für die John Huston Verfilmung aus dem Jahr 1956 ist. Auch für diese Musik gibt es von mir eine absolute Hörempfehlung. Gordons Interpretation des Stoffes ist aber etwas leichtfüßiger und zugänglicher und landet deswegen wesentlich häufiger in meinem CD Player. Frank Roddam der Regisseur der Fernsehproduktion dürfte Chris Gordon relativ viel kompositorische Freiheit eingeräumt haben – so verzichtete der Regisseur auch auf Temp Tracks. Die Musik ist im besten Sinne old school. Eine atemberaubende Abenteuermusik die einem die Meeresluft geradezu musikalisch um die Ohren haut. Schon das ausladende, mitreißende und majestätische Hauptthema bei dem es nicht schwer fällt,sich große Segelschiffe in voller Fahrt bei wogenden Wellen vorzustellen, ist absolut großartig. Den großen weißen Wal stellt ein eindrucksvoll aggressiver Bläserakkord dar – Goldenthals Elephantenbläser (mich würde interessieren wie dieser musikalische Effekt erzielt wird – vielleicht kann hier einer etwas dazu schreiben). Gut in „The Devil Himself“ zu hören. Insbesondere beeindruckend an Gordons Komposition ist sein innovativer und enthemmter Umgang mit dem Schlagwerk und dem Blech (zB „The Pequod Burns“). Zusätzlich kommt ein wortloser Chor zum Einsatz der insbesondere das mystische Naturphänomen Elmsfeuer eindrucksvoll klangmalerisch widerspiegelt – großartige spannungsgeladene Filmmusik. Atemberaubend entfesselte Actionmusik gibt es bei einem derartigen überdimensionalen Drama natürlich auch wie zB in „Fate´s Lieutenant“ einem frenetischen Scherzo oder in „Lower the Boats“. Der Harpunier Queequeg wird durch brachiale, erdige Musik inklusive sprechendem Männerchor dargestellt. Insgesamt eine musikalisch absolut hochwertige ungemein unterhaltsame, dramatisch akkurate Filmmusik die gigantisch viel Spaß macht - besonders eindrucksvoll ist es das Moby Dick Christopher Gordons erstes "größeres" Filmprojekt war. Für mich ist Chris Gordon nach wie vor einer der musikalisch interessanteste Komponist da draußen und es wirklich eine absolute Frechheit das er kaum Filmprojekte vertonen darf - immerhin steht jetzt nach drei Jahren wieder einmal ein Projekt bei imdb gelistet (Scarlett). Ein weiterer Beweis das heutzutage in der Filmmusik keine musikalische Qualität gewünscht ist sondern nur bekannter, sich bewährter Einheitsbrei.
  2. Freue mich auch sehr - jetzt kann ich meine nicht wirklich ganz legale "CD" in die Tonne kippen
  3. Nach Japan!?! Ich wünsche dir viel Glück!!!!!
  4. Ruhe in Frieden!!! Gesendet von iPhone mit Tapatalk
  5. Habe die Lalaland Ausgabe von Dances... - Danke für den Tip aber Mary ... kenne ich natürlich und hab ich in meiner Aufzählung vergessen ein guter Soundtrack! Ich mag auch sein Enigma Hauptthema und einige andere Sachen aber komplette Scores sind es wenige die ich von ihm schätze Gesendet von iPhone mit Tapatalk
  6. Vorab möchte ich klar stellen, das ich wirklich kein großer Fan und auch kein großer Kenner der Musik von John Barry bin. Ich schätze sein herausragendes Talent für Melodien trotzdem fehlt mir etwas der Zugang zu seinem Gesamtwerk - insgesamt ist es mir etwas zu weich, zu wenig kantig, manchmal auch musikalisch zu simpel. Aber einige Werke von ihm landen doch ziemlich regelmäßig bei mir im Player. Meine persönlichen Lieblingssoundtracks des 1933 in York (England) geborenen Barry sind The Lion in Winter, The Last Valley, Goldfinger und eben Dances with wolves. Barry ist sicher der erfolgreichste britische Filmkomponist aller Zeiten. Fünf Oscars ,vier Grammys und unzählige andere Filmpreise konnte er in seiner vierzigjährigen Karriere gewinnen. Den Durchbruch und unsterblichen Ruhm erlangte er durch die Vertonung der James Bond Reihe (insgesamt 11 Bond Filme). 1990 gewann John Barry seinen fünften und letzten Oscar für Kevin Costner´s Western opus magnum Der mit dem Wolf tanzt. Barry widmete die Filmmusik seinen Ärzten die ihn zwei Jahre zuvor das Leben retteten - Barry erlitt 1988 eine Ruptur der Speiseröhre und musste mehrmals operiert werden. Insofern war Dances with Wolves sein Comeback Soundtrack - Barry war jedoch nicht die erste Wahl für die Vertonung des Films. Basil Poledouris, dessen Lonsome Dove (wirklich großartig) es Costner angetan hatte sollte zuerst die Partitur beisteuern. Aber Terminkonflikte und die Loyalität zu John Millus ließen Poledouris abspringen - und so erhielt John Barry die Chance. Und wie er die Chance nutzte! Ein eindrucksvoll romantischer, großer, melancholischer und doch im besten Sinne einfacher Soundtrack der nahezu gänzlich ohne "indianische" Musik auskommt. Barry erklärt sein musikalisches Konzept wiefolgt: After initially perceiving the score in the tradition of the Great American Western I persuaded (Costner) to approach it differently - more specifically from the view of the leading character John Dunbar, in the same way the screenplay did. I tried to myself in John Dunbar´s place so that when I saw what he saw I tried to musically react in the wayhe would react for the first time, If you work that way through the central character you tend to get more of the emotion Ich kann mit der Bondmusik leider wenig anfangen und so ist für mich persönlich "Dances with wolves" Barry´s absolute Lieblingsmusik. Ein epischer, breiter, aufrichtiger, emotionaler und tief empfundener Soundtrack der zu einem der größten und vor allem populärsten der 90er Jahre zählt. Besonders beeindruckend ist die Anzahl und insbesondere Qualität der Themen die Barry für den Film komponiert. Das Barry einen einmaligen Griff für ohrgängige Melodien hatte (die er teilweise in Endlosschleife wiederholte) ist ja hinlänglich bekannt, aber für Dances... komponierte er knapp ein Dutzend eindrucksvolle Themen, für die viele heutige Komponisten ein ganzes Leben benötigen würden. Sein Hauptthema "John Dunbar" fasst den von Kevin Costner verkörperten Hauptcharakter eindrucksvoll zusammen. Aufrichtig, mutig, kontemplativ und doch bestimmt - für mich das schönste Thema aus der Feder von John Barry. Großartig mit einem bisschen Elmer Bernstein feeling ist auch seine Büffeljagd Musik "The Buffalo Hunt" - Abenteuerlust in einer epischen weitschweifenden Landschaft ist hier großartig musikalisch eingefangen. Das zerbrechliche teilweise ängstliche Wolfsthema meist auf der Flöte vorgetragen. Die brutale Pawnee Musik, die atemberaubend schöne "Reisemusik" oder sein wunderschönes Liebesthema. Und dazu kommen sicher noch fünf oder sechs weitere Themen die Barry für den Film komponiert hat. Sogar ansprechende Actionmusik gibt es im Film - "Rescue of Dances with Wolves" oder "Pawnee Attack" Eine tiefempfundene, wunderschöne und ungemein farbenprächtige Filmmusik - eines der größten Werke der 90er Jahre.
  7. Hätte ich einen einzigen filmmusikalischen Wunsch frei, dann würde er ungefähr so lauten: "Ich wünsche mir das Jerry Goldsmith auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft (70er bzw. Beginn 80er) Peter Jackson´s Herr der Ringe Trilogie vertont". Meine Güte, was wir da an musikalischer Qualität bekommen hätten, wäre sowieso zuviel für meine Ohren gewesen. Wie das ganze Ding vielleicht in etwa geklungen hätte, hören wir in seinem letzten ganz großen Meisterwerk - Legend. Legend stellt die zweite Zusammenarbeit mit Regisseur Ridley Scott dar und zum zweiten mal, gab es sehr vorsichtig ausgedrückt, ein kreative Desaster für den Großmeister der Filmmusik. Scott ein rückgradloses musikalisches Leichtgewicht (meiner Meinung nach auch filmisch bis auf ganz wenige Ausnahmen) verstümmelte schon bereits Goldsmiths Großtat "Alien" und sechs Jahre später wurde auch auf Druck von Sid Sheinberg die Musik zu Legend rejected. Im europäischen Cut des Films ist Goldsmith´s Werk noch zuhören, aber leider auch nicht in der vom Komponisten geplanten Form. Sid Sheinberg wollte eine Musik die mehr das "jüngere" Publikum anspricht und so durfte Tangerine Dream die Musik (in 3 Wochen) für den amerikanischen Markt komponieren. Goldsmith großorchestraler und synthetischer Hybridsoundtrack stellt meiner Meinung nach eine Ausnahmerscheinung in Oeuvre dar. Vergleichbar ist die Filmmusik vielleicht am ehesten noch mit The Secret of Nimh - aber in Legend steckt so viel kreative Kraft und Herzblut wie in kaum einer anderen Filmmusik von Jerry Goldsmith. Eine großartige Synthese aus Chor, Synthesizer, Orchester und Solostimmen die ihresgleichen in der Filmmusikgeschichte sucht. Ausschlaggebend für eine neuerliche Zusammenarbeit zwischen Goldsmith und Scott war das Drehbuch von William Hjortsberg (nach seinem Roman) das Goldsmith so liebte und ihn über seinen Schatten springen lies. "Ridley was somewhat surprised when they called me to do LEGEND. I flipped over the script, and you know the pity is the writer [William Hjorts-berg] is taking such a rap on this picture. They’re all blaming him, and he wrote a beautiful script. I wanted to do it because of the script. I told Ridley that working on ALIEN was one of the most miserable experiences I’ve ever had in this profession. Personally it was a really trying time for me. And he said, “What was the problem?” I said, “Ridley, you can’t communicate. I was on the picture for four months and I talked to you three times. All during the recording you didn’t say a word to me, and I need some feedback.” So on LEGEND we communicated like crazy and the score went right out the window." - Jerry Goldsmith I read somewhere that he (Ridley Scott) said, “I hope Jerry forgives me.” Do you? I read that. No, I don’t forgive him. Why should I forgive him? Goldsmith investierte ein halbes Jahr in die Musik zu diesem unterdurchschnittlichen Film - und dieses hohe Mass an persönlichem Engagement hört man meiner Meinung nach in jeder Note dieses großartigen Werks. Ich bin an sich kein großer Fan von Synthesizer Musik aber diese ungemein harmonische Verschmelzung zwischen Orchester, Stimmen und synthetischer Musik ist absolut einzigartig. Die synthetischen Element fügen sich natürlich in das Klangkonzept ein und passen in der Tat wie die Faust aufs Auge. Die Zurückweisung dieser Musik dürft Goldsmith doch deutlich getroffen haben, denn nach 1985 und der Erfahrung mit "Legend" versuchte er nie wieder ein ähnliches, so innovatives ambitioniertes Klangkonzept. Auch bei Goldsmiths ungemein hohen filmmusikalischen Standard sticht diese Vertonung noch heraus. Würde jemand behaupten "Legend" stellt Goldsmith Karrierehöhepunkt dar - so würde ich nicht protestieren, zumindest ist es aber sein ambitioniertestes Werk. Meine persönliche Liebe zu diesem Werk musste über die Jahre erst reifen - aber sie wächst weiter mit jedem Hören. Schon der erste Track "Main Title / The Goblins" zeigt wo die musikalische Reise hingeht. Die Synthesizer als natürliche Erweiterung zum Chor und Orchester schafft eine "unearthly" mystische und zauberhafte Stimmung. Schon dieses Eröffnungsstück klingt wie ein musikalischer Zweikampf zwischen den unterschiedlichen Stilen der Musik - oder um es plakativ und nicht ganz treffend auszudrücken Gut gegen Böse. "My True Love´s Eyes" is das wohl eindrucksvollste und schönste Liebesthema in Goldsmith Karriere - und ist ganz nebenbei seit Jahren mein Klingelton für meine Frau. Im Film wie auch in der Musik geht es auch um die Natur und die Liebe zur Natur - auch dieser Aspekt findet eindrucksvoll Einzug in Goldsmiths Partitur. "The Unicorns" stellt mit seinen ständig wechselnden Klangfarben, die stets vorhandene Bedrohung durch die Goblins und das atemberaubend schöne Einhorn Thema einen weiteren Höhepunkt, einer an Höhepunkten reichen Filmmusik dar. Hier erklingt auch Jack´s (Tom Cruise) Thema zum ersten mal. Die Musik beinhaltet ebenso eindrucksvolle "Folkloremusik" - besonders schön ist hier das verspielte und leichtfüßige "Sing the Wee" oder "The Riddle". Goldsmith typische Actionmusik gibt es natürlich auch zu hören - erstmalig in "Bumps and Hollows / The Freeze" hier erinnert die Musik etwas an Poltergeist. "Faerie Dance" ist ein weiterer Höhepunkt - ein frenetischer, ausgelassener Tanz der sich immer mehr steigert - eine orchestrale tour-de-force die beim bloßen Zuhören schon schwindlig macht - überflüssig zu bemerken das die Szene der Schere zum Opfer fiel. Ein weiteres eindrucksvolles, trancehaftes impressionistisches Tanzstück stellt "The Dress Waltz" dar. Die Filmmusik ist so immens reich an musikalischen Farben, an origineller Orchestration und an spannenden musikalischen Einfällen das es fast schon beängstigend ist. Eine unbeschreibbar schöne Filmmusik! In den letzten drei Tracks zündet Goldsmith nochmals ein kreatives Feuerwerk. "Darkness Fails" ist eine musikalische Achterbahnfahrt und spiegelt den Kampf zwischen Gut und Böse musikalisch atemberaubend wider. In "Re-United" sind nochmals die wichtigsten "hellen" Motive und Themen der Filmmusik zu hören die schlussendlich über die Dunkelheit triumphiert haben. Filmmusik auf der absoluten Spitze ihrer Möglichkeiten und Kunstfertigkeit - ein Meisterwerk von tatsächlich epischen Ausmaß!!!
  8. Herrmanns eigene Einspielung ist nicht wirklich optimal - zu träge und ohne biss - besser ist die McNeely Fassung und auch die Elfman Adaptation ist Hervorragend! Gesendet von iPhone mit Tapatalk
  9. "Herrmann war der Gulliver unter den Liliputanern der Filmmusik. Er war ein Meilenstein in der Geschichte des Films" Miklos Rozsa Heute vor genau 105 Jahren erblickte der wohl bedeutendste amerikanische Filmkomponist aller Zeiten Bernard Herrmann das Licht der Welt. Sein Einfluss auf andere Komponisten und seine Bedeutung für die Entwicklung der Filmmusik kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Herrmann selbst war ein Heißsporn und ein nicht sehr umgänglicher Charakter der schon mal Produzenten und Regisseure verbal in die Schranken wies wenn der Film den er vertonen sollte, seines erachtens nach von minderer Qualität war. Ebenso kompromisslos war er bei der Qualität seiner Musik - er vertonte mit höchstem Engagement Meisterwerke wie auch filmischen Schund. Er selbst wollte nicht Filmkomponist genannt werden - er war Komponist - und seiner Meinung nach gab es nur zwei Arten von Musik, gute und schlechte! Er verkörperte eine bewundernswerte Kompromisslosigkeit die heutzutage im Filmgeschäft unbekannt und undenkbar ist. "Ich für meinen Teil würde eher ein Angebot ablehnen, als mich dem Regisseur zu unterwerfen. Ich würde die Sache lassen, weil ich so nicht abreiten möchte. Vor Jahren bat mich Kubrick, die Musik für "Lolita" zu schreiben. Als ich zusagte, fügte er hinzu "in die Komposition muss eine Melodie meines Schwagers" Also sagte ich ihm, er soll es vergessen" - Bernard Herrmann Außerdem war er sich seines großen kompositorischen Könnens sehr wohl bewusst. "Ich war mit so vielen Filmen betraut, die von der Musik über die Runden gebracht wurden. Nicht nur ich, sondern viele meiner Kollegen haben auf ähnliche Weise Filme gerettet, indem sie diese für ein oder zwei Stunden akzeptabel machten" - wie recht er hatte In seinem viel zu kurzen Leben, er starb 1975 unmittelbar nach Beendigung der Sessions für Taxi Driver, schuf er nur ca 50 Filmmusiken. Sein früher Tod ist besonders traurig, da gerade in den 70er Jahren seine Musik von jungen Regisseuren (DePalma, Scorsese) wieder neu entdeckt wurde. Die musikalische Zusammenarbeit mit Hitchcock ist einzigartig in der Geschichte der Filmmusik - alle ihre Zusammenarbeiten sind von höchster musikalischer Qualität. Nachdem es zum Zerwürfnis der beiden bei Torn Curtain kam - Hitchcock wollte eine "zeitgemäßere" Vertonung seines Films inklusive Song - war auch die Qualität der Filme von Hitchcock nurmehr mäßig (außer Frenzy vielleicht). Seine Komposition für Hitchcock´s "Psycho" zählt sicher zu den berühmtesten und meist zitierten Filmmusiken aller Zeiten. Neben Jaws und The Omen die effektivste Horrorfilmusik die je geschrieben wurde - ein Meilenstein in diesem Genre. Hitchcock selbst erklärte das ein Drittel des Erfolgs des Filmes der Musik von Bernard Herrmann geschuldet ist. Der Regisseur verdoppelte auch die Gage für Herrmann, weil er so zufrieden mit der Arbeit seines Schützlings war. Für mich wäre der Film ohne die prägnante und prominent eingesetzte Musik von Herrmann undenkbar - sie verleit dem Film eine härte und dramatische Ausdruckskraft. Allein das Vertonungskonzept mit reinem Streichorchester ist schon sehr ungewöhnlich für einen Horrorthriller. Herrmann sagte ja immer er wolle einen "Black and White score" damit fabrizieren, andere Quellen sagen wieder das das fehlende Budget dafür mitverantwortlich war. Die legendäre Duschszene, die nach Hitchcock ja ohne Musik bleiben sollte, mit ihren dissonanten Streichern in hohen Lagen wurde damit zu einem der bekanntesten Momente der Filmgeschichte. Noch eindrucksvoller als die Duschszene finde ich die Vertonung der Autofahrt von Marion im Regen zu Bate´s Motel. Eine mahlstromartige Musik die keiner Auflösung entgegenstrebt von unglaublicher unruhiger und angsteinflößender Sogwirkung - hier wird klar das unglaubliches Unheil bevorsteht. Die Szene kommt nur mit wenigen Kameraeinstellungen aus und wird gänzlich alleine von der großartigen Musik getragen - absolut atemberaubend!!!! Interessant ist auch das Teile der Musik "The Swamp" aus einer klassischen Komposition von Herrmann entlehnt wurde (Sinfonietta for Strings - 1935). Für mich vielleicht nicht der komplexeste Score der je geschrieben wurde aber vielleicht der effektivste!
  10. Toll ist auch sein Dr. Jekyll & Mr. Hyde - gibt es leider nur eine 10min Suite
  11. Also sehr sehr zu empfehlen sind die vier Varese-Sampler - LEGENDS OF HOLLYWOOD - die besten Sampler die Varese je herausgegeben hat und zur Draufgabe das Charles Gerhardt Album SUNSET BOULEVARD: THE CLASSIC FILM SCORES OF FRANZ WAXMAN das ist der ideale Einstieg
  12. Als Goldsmith Fanatiker muss man Waxman fast lieben! Wie sieht es bei euch aus - wer von euch ist auch Waxman Fan und welche Scores von ihm bevorzugt ihr?
  13. Als Filmmusikfan ist man ja fast automatisch auch Sammler - zumindest ich bin es halt. Sammler sind ja alle ein bisschen Verrückt und haben nicht immer das richtige Gefühl für Notwendigkeiten. Manche Komponisten liegen einem einfach besonders am Herzen und da möchte man wirklich jede Filmmusik besitzen die es da draußen gibt, auch wenn die Preise für so manche CD´s astronomisch sind und auch wenn man nicht jeden einzelnen Score wirklich gerne anhört. Bei mir gibt es da drei Komponisten, einen Golden Age einen "Silver Age" und einen Komponisten der Gegenwart. Besonders Stolz und sicher der wichtigste Teil meiner Sammlung ist die meine Jerry Goldsmith Sammlung, die vor einem Monat komplettiert wurde. Die zweite komplette Sammlung ist natürlich von Patrick Doyle. Der dritte Komponist bei dem ich eine komplette Sammlung besitze ist Franz Waxman. Franz Wachsmann wurde 1906 in Schlesien geboren und studierte in Dresden und Berlin. In den 20er Jahren spielte er bei den Weintraub Syncopaters (eine berühmtes Jazz Ensemble) Klavier. Friedrich Hollaender, selbst Mitglied der Jazzband, verschaffte Waxman den ersten Filmjob als Orchestrator und Dirigent von Josef von Sternbergs Film "Der Blaue Engel". Sein nächster wichtiger Karriereschritt war die Vertonung von Fritz Langs "Liliom". Als Jude musste Waxman (sein Bruder starb in Auschwitz) nach der Machtübernahme der Nazis fliehen - zuerst nach Paris und dann bald in die Vereinigten Staaten. Dort lief ihm James Whale über den Weg der ihn für "The Bride of Frankenstein" verpflichtete - und diese wegweisende Horrorfilmmusik ebnete Waxman den Weg für eine große Hollywoodkarriere. Er vertonte bis zu seinem viel zu frühen Tod, am Zenith seiner Kraft (so Christopher Palmer) 1967 über 140 Filme. Darunter befinden sich so herausragende Werke wie Sunset Boulevard, Rebecca, Prince Valiant, Peyton Place oder A Place in the Sun. Er wurde auch zweimal mit dem Oscar ausgezeichnet und sogar als erster Komponist in zwei aufeinanderfolgenden Jahren. Zusätzlich komponierte er auch für den Konzertsaal, seine bekanntesten Werke sind Carmen Fantasie, das Oratorium "Joshua" oder der Liedzyklus "The Song of Terezin" - er gründete 1947 auch das Los Angeles International Music Festival auf dem es zu zahlreichen Weltpremieren kam. Weiters nahm Waxman auch regelmäßig Gastdirigate an und er war der erste Amerikaner der ein führendes russisches Orchester (1962) dirigieren durfte. 1962 war vielleicht eines der besten Jahr der Filmmusikgeschichte - Lawrence von Arabien, Meuterei auf der Bounty, Freud, Wer die Nachtigall stört, Wer die Nachtigall stört, Cape Fear.... - ein unglaublich beeindruckendes kreatives Jahr. Franz Waxmans Beitrag zu diesem filmmusikalischen Jubeljahr war die Vertonung, von einem sagen wir es mal vorsichtig, zu einem sehr schwachen Kostümschinken namens TARAS BULBA. Der Film von J. Lee Thompson war ein finanzielles wie künstlerisches Debakel und der einzige Grund warum sich Filmhistoriker an den Film noch erinnern ist, das er die letzte große Musik vom Ausnahmekomponisten Franz Waxman enthält. Die Filmmusik wurde auch für den Oscar nominiert, musste sich aber Maurice Jarres Meisterwerk Lawrence of Arabia geschlagen geben. Waxman war ein musikalisches Chamäleon er bediente nahezu jedes Genre mit qualitativ höchstwertiger Musik. Seine Musik ist stehts intelligent, nie oberflächlich, leidenschaftlich und voller innerer Energie. Sie erschließt sich einem häufig nicht beim ersten Hören und bedarf etwas an Engagement. Wer seine Zeit in die Musik von Franz Waxman investiert wird mehr als reich belohnt, für mich steht er auf einer Ebene mit Herrmann und Rozsa. Es war für mich sehr schwer eine Filmmusik aus seinem Schaffen (ich denke es wird noch zumindest eine zweite dazukommen) auszuwählen, da es für mich keine eindeutigen Favorite bei ihm gibt. Die Filmmusiken von Franz Waxman die ich am meisten schätze sind OBJECTIVE BURMA!, THE PARDINE CHASE, PRINCE VALIANT, REBECCA, DEMETRIUS AND THE GLADIATORS und eben TARAS BULBA (ok das ist doch mein Liebling). "The score of a lifetime" sagte kein geringerer als Bernard Herrmann über die Musik von Taras Bulba. Und wie könnte ich kleiner unbedeutender Wurm dem großen Bernard Herrmann widersprechen. Ungemein kraftvoll, romatisch wild, musikalisch auf allerhöchstem Niveau, großartig orchestriert, reich an Themen die aus einem Guss erscheinen, intelligent - die Liste der positiven Beschreibungen könnte ewig weitergehen. In dieser Musik steckt soviel Können, musikdramatische Raffinesse, kompositorische Qualität und Leidenschaft das es fast schon beängstigend ist - habe mir zuvor "Independence Day 2" angehört und höre jetzt gerade nochmals Taras Bulba (von den Pragern) und ich könnte ehrlich gesagt fast weinen, wenn man bedenkt wie ein "Blockbuster" 1962 vertont wurde und einer 2016! Waxman war ein großer Kenner und Freund der russischen Musik und so wundert es nicht das Shostakovich und Prokofiew dieses Werk auch beeinflussten. Waxman komponierte fünf Hauptthemen für diesen Film - "composed in the spirit and harmonic structure of Russian folk music" so der Komponist selbst. Über die Musik selbst möchte ich nicht all zu viele Worte verlieren - die soll jeder selbst erleben. Auch der größte Verweigerer von Golden/Silver Age wird gefallen an dieser Filmmusik finden, da bin ich mir zu 100% sicher. Ich möchte nur kurz die 5 Themen vorstellen. Zwei davon werden bereits in der großartigen Overture vorgestellt - das "Cossack Brotherhood" Thema erklingt ab 0:17 und das "Natalia" Thema ab 1:10. "Cossack Anthem" stellt selbiges Thema am besten dar. "Lullaby" das Thema für den Son von Taras Bulba hört man am besten in "The Birth of Andrei". Und das "Zaparozhtzi" Thema unter anderem im zweiten und fünften Track. Alle fünf Themen klingen aus einem Guss und kohärent. Aber es gibt noch viel mehr in dieser Musik zu entdecken - zB da ausgelassene, frenetische "Gypsy Camp". Bekannt ist die Filmmusik natürlich für "The Ride to Dubno" - ein fünfminütiger musikalischer virtuoser Geniestreich der in der Filmmusikgeschichte seinesgleichen sucht. Filmmusik auf dem absoluten Höhepunkt ihrer Kunst. Boleroartig werden die Themen virtuos verwoben und gesteigert. Tara´s Thema aus Gone with the Wind und "The Ride to Dubno" aus Taras Bulba fassen für mich meine Liebe zur Filmmusik musikalisch am besten zusammen. So jetzt höre ich auf bevor ich vor musikalischer Verzückung in Ohnmacht falle (Ride to Dubno) Overture The Birth of Andrei Sami das bist doch du oder?
  14. Danke Mike für die tollen Worte - ja die Theatralik ist natürlich von Branagh wie Doyle beabsichtigt Gesendet von iPhone mit Tapatalk
  15. Also mit X-Men: Apocalypse kann ich persönlich ungefähr gleich wenig anfangen wie mit Warcraft
  16. Gebe dir in Teilen Recht sami - ist dramatisch überbordend wie auch der Film -grobschlächtig naja [emoji6] Gesendet von iPhone mit Tapatalk
  17. Keine Frankenstein Freunde oder Feinde da draußen? Mich würde wirklich interessieren was ihr von dem Soundtrack haltet
  18. Wenn ich schon mal dabei bin mach ich gleich weiter bei Mr. Patrick Doyle. Der 1994 erschienen Frankenstein stellte nach Henry V, Dead again und Much Ado about Nothing die vierte Zusammenarbeit mit Regisseur und Freund Kenneth Branagh dar. Der Film versucht mit großem Staraufgebot (Robert DeNiro, Kenneth Branagh, John Cleese, Helena Bonham Carter, Tom Hulce, Aidan Quinn, Ian Holm...) und großem finanziellen Aufwand, eine werkgetreue Umsetzung des 1818 erschienen bekannten Romans von Mary Shelley. Das Drehbuch stammte unter anderem auch von Frank Darabont und produziert wurde der Streifen von Francis Ford Coppola. Trotzdem war dem Film weder ein finanzieller noch künstlerischer Erfolg beschert. Over the top, schlechtes Drehbuch, zu egozentrisch lauteten viele Kritiken, und das nicht ganz unberechtigt. Als Branagh Fanboy hab ich mir den Film damals viermal im Kino angesehen und war vollauf begeistert. Heute über zwanzig Jahre später mag ich den Film ob seiner überbordenden Größe und wegen seinem Pathos immer noch, aber wie sage ich es Vorsichtig - es sicher nicht Branaghs bester Film. Gleich großartig wie damals, finde ich aber heute noch die Musik von Patrick Doyle. Die CD gehört sicher zu den von mir am häufigsten gehörten Soundtracks (neben Papillon, Sneakers und Russia House) und so musste ich die CD auch schon einmal austauschen - ich hatte sie irgendwie zu Tode gehört . Ich kann mich auch noch genau erinnern wo ich die CD gekauft habe und das ich dafür extra mit dem Zug eine Stunde in die nächst größere Stadt gefahren bin. Die CD ist dann einen Monat lang in Dauerschleife gelaufen - ich schätze mal das dürften mindestes 50 Hördurchgänge im ersten Monat gewesen sein. Ich kann mich nicht erinnern das ich jemals eine andere CD in so kurzer Zeit so oft angehört habe. Heutzutage wandert Doyle´s Oper ohne Worte natürlich nicht mehr so häufig in meinen Player, aber so einmal alle zwei Monate wenn das Trommelfell mal wieder so richtig durchgeputzt werden muss oder wenn es latente Aggressionen zum Abbauen gilt, greife ich gern zur grünen Scheibe. Da ich auch den Film gefühlte 30 mal gesehen habe, kenne ich auch jeden Musikeinsatz - ich würde Film wie Musik glaube ich nach nur einer oder zwei Sekunden erkennen - insofern habe ich auch zu dieser Musik von Patrick Doyle eine ganz innige Beziehung und ist somit eine der wichtigsten CD´s in meiner Sammlung. Die Musik entstand auf dem Höhepunkt von Patrick Doyles Schaffenskraft in den 90er Jahren. Bis zu seiner Leukämieerkrankung (1997/1998) war er meiner Meinung nach der beste Filmkomponist der 90er Jahre - eine gewagte These, aber ich bin davon überzeugt. Dead again, Henry V, Viel Lärm um Nichts, Sinn und Sinnlichkeit, Needflu Things, Indochine, Carlito´s Way, A Little Princess oder Hamlet die alle in dieser Periode erschienen sind, zeugen auch objektiv betrachtet von eindrucksvoll großem Talent. Die Musik zu Mary Shelley´s Frankenstein kommt einer großorchestralen Achterbahnfahrt im Drogenrausch gleich. Die Musik ist für großes Orchester inklusive Orgel komponiert und das Blech kommt in der Musik besonders prominent zum Einsatz. Vom Charakter her ist die Musik düster, Unheil verkündend, kraftvoll, ungemein energiegeladen und vorallem eins - wie sein besessener Hauptcharakter - rastlos. Eine eindrucksvolle akustische Widerspiegelung, des auf der Leinwand zu sehenden. Zum einen gibt es hier einen absolut furiosen, frenetisch ausgelassenen Actionmarsch mit Tanzcharakter (würde mich über eine korrekte Bezeichnung dieser Art von Musik sehr freuen - bitte um Hilfe) der (unter anderem) den Schöpfungswahn und die absolute Bessesenheit Frankesteins perfekt darstellt (am besten zu Hören in Elizabeth ab 2´29). Ein Thema wie ein Vorschlaghammer, nicht wirklich subtil - aber hallo es ist Frankenstein, da heißt es klotzen nicht kleckern. Und wie der kleine Schotte klotzt - am eindrucksvollsten vielleicht in der Schöpfungsszene selbst (The Creation). Eine 2 minütige orchestrale tour-de-force die ihresgleichen im Werk von Doyle sucht. Besonders eindrucksvoll in der Szene ist wie Doyle die Soundeffekte quasi rhythmisch in seine Komposition einbaut - hier empfiehlt sich die unbedingt die Sichtung der schweißtreibenden Sequenz. Das relativ sparsam eingesetzte Haupthema (wenn es denn das Hauptthema ist) ist düster und vor allem eins - Unheil verkündend (To Think of a Story). "Yes I Speak" ist einer der wenigen ruhigen Momente der Musik und zugleich ebenso ein Höhepunkt. Schwere, melodramatische, tragische Musik untermalt das Gespräch zwischen Frankenstein und seiner Schöpfung. Aber das piece-de-resistance ist das Liebesthema zwischen Frankenstein und Elizabeth.Das Stück wurde bereits vor Drehbeginn geschrieben und sollte auch mit Text (Byron) versehen werden. Leider kam es nicht dazu - trotzdem ist das Thema durch und durch Patrick Doyle - müsste ich ein Musikstück auswählen das die Musik von Doyle am besten widerspiegelt, dann wäre es dieses Liebesthema (am besten in Wedding Night zu hören). Für mich einfach das schönste Liebesthema der Filmmusikgeschichte! Abgerundet wird das ganze von einem 6 minütigen Grand Finale, das die wichtigsten Ideen nochmals eindrucksvoll zusammenfasst (inklusive Goldenthal feeling 5:02 - dieses zwei ton Motiv hat sich bei mir auf ewig ins Gedächtnis gebrannt) - das große epische Orgelfinale kommt einer Katharsis gleich. Einen Kritikpunkt gibt es aber - leider hat Doyle keinen großen Chor für diese Musik verwendet - das wäre seine gothic opera geworden! Wie fasse ich es am besten zusammen - nichts für Feingeister - ich liebe diese Filmmusik einfach - oder wie ein guter Freund von mir immer sagt "A Wöödscore" Hier kämpft sich Diego Navarro durch Wedding Night und The Creation
  19. Hallo - da bin ich dann natürlich in der Bringschuld.... Ich bin kein RCP oder Ramin Djawadi Hasser - um Emotionen in diese Richtung aufzubringen ist mir der Herr und im speziellen seine Musik einfach zu unwichtig. Aber meine Hochachtung vor dem Herren, wie man es mit so wenig musikalischen Talent so weit schaffen kann ist schon beachtlich oder vielmehr traurig und ein Armutszeugnis für die heutige Filmmusik. Ich bin ganz sicher nicht der letzte Wachtturm wenn es um nachhaltige intelligente und kunstvolle Filmmusik geht (alles Gute zum Geburtstag Sebastian ), aber ich habe meine musikalischen Ansprüche noch nicht gänzlich über Bord geworfen, so dass mir diese Musik gefallen könnte. Das nette rhythmische Hauptthema mag manchen ja bei ersten Anhören gefallen, aber ermüdet in der Substanzlosigkeit nach einer Minute. Die Musik ist in der Tat genau das was ich erwartet habe. Ohne intelligentes einem großen Fantasyfilm würdiges Hauptthema. Hauptaugenmerk auf die Percussions, lahme wirklich austauschbare einfachst strukturierte Actionmusik. Für mich eine Klangsoße die auch auf einen Michael Bay Actionkracher passen würde oder auf 100 andere Filme. Herzlose, schnell dahingeschusterte Musik - zwischendurch um den mystischen Schein der Geschichte zu wahren ein paar orientalisch anmutenden Klänge. Klischee as Klischee can! Wollte die Musik eigentlich zweimal anhören bevor ich etwas schreibe, hab es aber nur 1 1/2 mal geschafft. Und ich glaube euch einfach nicht das euch diese Musik nach 10 maligem Anhören und in 4 Jahren noch gefallen kann - dazu ist sie einfach zu substanzlos und leer. Diese Musik darf jedem gefallen - mir gefällt sie nicht sie ist sogar Zeitverschwendung. Und wie immer gilt - alles nur MEINE Meinung
  20. Hallo mich würde einfach mal interessieren welche Soundtracks bzw. auch einzelne Stück mit Chorbeteiligung oder Gesangsstücke euch besonders gut gefallen. ich nenne mal ein paar, von einem mir nicht ungeschätzten Komponisten Non nobis Domine - Henry V Faith of our Fathers - Jack Ryan: Shadow Recruit The Land - East/West End Titles, Devi´l here - Needful Things Strike up Pipers, Pardon Goddess of the Night - Much ado about nothing In Pace (zwar nur Sologesang trotzdem großartig) - Hamlet ....
  21. Stimmt - aber da gäbe es noch einige andere Sachen zur Entstehungsgeschichte der Musik zu erzählen. Simon Rattle war zu der Zeit Chefdirigent des CBSO (City of Birmingham S. O.) und bekannt mit einem Filmfotografen am Set von Henry V - und so kam die Verbindung zustande wenn ich mich richtig erinnere - er hat sich ja auch im Booklet verewigt. Horner Streicher erkenne ich nicht immer - Doyle schon
  22. Ich bin nun bei der Halbzeit meiner subjektiven Best of Liste angekommen, und daher muss auch ein ganz spezieller Soundtrack her. Außerdem bin ich draufgekommen das ich erste einen einzigen Patrick Doyle Score in meiner Liste habe – das geht ja mal gar nicht. Also in diesem Sinne – once more unto the breach, dear soundtrack friends, once more! Der kleine dicke Schotte schlich sich nicht langsam in die Filmmusik sondern seine erste Vertonung für einen Film kommt einem Paukenschlag gleich der zu sagen scheint – so hier bin ich, das kann ich und ihr habt noch einiges von mir zu erwarten. Henry V von seinem Freund Kenneth Branagh aus dem Jahr 1989 ist ein ungemein selbstbewusster Debütscore und zählt für mich (natürlich) neben Citizen Kane zum besten Erstlingswerk eines Komponisten überhaupt. Patrick Doyle wurde 1953 in Uddingston in der Nähe von Glasgow in eine Großfamilie hinein geboren – insgesamt waren es neun Kinder – und nach Doyle war und ist es eine ungemein musikalische Familie in der insbesonders der Gesang einen sehr hohen Stellenwert einnimmt (sein Vater und seine Schwester singen auch im Chor von „Non nobis Domine“). Das erklärt auch warum Chor/Gesang so einen zentralen Stellenwert in seinem Filmmusik Oeuvre einnimmt – was Chor/Gesang in Filmmusik betrifft ist er unübertroffen auch die ganz großen Namen der Filmmusik können ihm da meiner Meinung nach nicht das Wasser reichen. Doyle studierte an der Royal Scottish Academy of Music and Drama Gesang und Klavier und arbeitete zuerst auch als Schauspieler (Chariots of Fire) und als Musiker. Er begann in der Renaissance Theatre Company (gegründet von Branagh und David Parfit) ebenso als Schauspieler und Music Director – bei der Produktion von „Twelft Night“ arbeitete er zum ersten Mal mit Kenneth Branagh zusammen und von diesem Zeitpunkt an konzentrierte er sich auch voll und ganz auf seine musikalische Karriere (zum Glück – trotzdem ist er in einigen Filmen von Branagh kurz als Schauspieler zu sehen). Doyle war 36 Jahre alt und Branagh gerade mal 29 als beide zum ersten mal für den Film gearbeitet haben - und was für ein Debüt beide ablieferten. Der Film erhielt Oscarnominierungen für Regie und Hauptdarsteller und erhielt die Trophäe für die Kostüme. Seit der ersten Sichtung von Henry V bin ich unsterblicher Fan von Mr. Branagh und Mr. William Shakespeare – ich erinnere mich noch das ich in den frühen 90er Jahren innerhalb von zwei Jahren alle Shakespeare Stücke gelesen habe. Insofern bin ich Branagh unendlich dankbar dafür das er mir zwei meiner wichtigsten „Lebensbegleiter“ näher gebracht hat. Ich habe in den letzten Tagen darüber nachgedacht warum mir die Musik von Patrick Doyle so sehr am Herzen liegt und warum ich so eine einzigartige Zuneigung zu seiner Musik habe. Eine einleuchtende einfache Erklärung ist mir natürlich nicht eingefallen, aber es gibt schon ein paar Punkte die ihn für mich über andere Komponisten erheben. Zum ersten ist meine Liebe zur Filmmusik zu Beginn der 90er Jahre richtig entfacht und das war auch die Zeit in der Doyle den Durchbruch schaffte, so wurde ich mit Doyle sozusagen filmmusikalisch erwachsen. Ich weiss nicht mehr genau ob Needful Things, Dead again oder Henry V der erste Soundtrack war den ich von Doyle gehört habe, fest steht aber das ich wirklich von Beginn an begeistert war – und das ist mir bisher nicht wieder passiert. Auch Goldsmith brauchte bei mir einige Anläufe obwohl er für mich nach wie vor der beste Filmkomponist aller Zeiten ist. Zum zweiten habe und hatte ich immer eine große Affinität zur Chormusik und auch zur klassischen englischen Musik (Holst, Elgar, Vaughan Williams). Doyle stellt für mich eine ideale und zugängliche Mischung aus beiden Komponenten dar. Weiters schreibt er unglaublich warme, noble und unverwechselbare Themen – er hat eine eigene für mich unverkennbare Tonsprache. Trotz fehlenden musikalischen Kenntnissen erkenne ich Doyle Streicher sofort – das geht mir nur noch bei Alfred Newman so. Zusätzlich hat er ein wunderbares dramatisches Musikverständnis und ein großartiges Timing. Das alles und vieles mehr das wahrscheinlich eher unterbewusst bei mir abläuft macht ihn für mich so einzigartig und persönlich wichtig. Für mich ist Patrick Doyle wie ein Familienmitglied er begleitet mich seit über 20 Jahren, ich sauge alles auf was es von ihm zu hören oder zu wissen gibt. Seine Musik läuft nahezu täglich irgendwo – er ist ein ständiger Lebensbegleiter und dafür gebührt ihm mein unendlicher Dank – ich durfte den kleinen Schotten auch schon zweimal kennenlernen. Er ist eine Naturgewalt an Freundlichkeit, Offenheit und Humor! Die Fußstapfen in die Patrick Doyle mit seiner ersten Filmarbeit springen musste waren riesig – Sir Williams Walton hatte die großartige Musik zu Laurence Oliviers Version von Henry V aus dem Jahr 1944 beigesteuert. Zudem war es die Vertonung eines ungemein beliebten Shakespeare Stückes und ich kann es mir kaum Vorstellung wie schwer es sein muss mit den Worten Shakespeare musikalisch/emotional mitzuhalten. Doyle wählte dabei eine Mischung aus mittelalterlicher Tonsprache und moderner klassischer Musik und schafft damit einen kraftvolle, einprägsame Ergänzung zur atemberaubend schönen Sprache William Shakespeares. Dabei schafft er es alle Facetten des Dramas auszuloten und adäquat musikalisch zu begleiten. Sind es die wenigen romantischen Szenen mit Emma Thompson oder die große Schlachtpalette von Agincourt oder auch die Selbstzweifel von Henry vor der Schlacht wird eindrucksvoll musikalisch umgesetzt. Im Zentrum der Musik steht das großartige „Non Nobis Domine“ das für mich nach wie vor das größte Chorthema der Filmmusikgeschichte und den größten Wurf in Doyles Karriere darstellt. Der Hymnus steht in bester englische Tradition von Chorwerken etwa von Gustav Holst oder Edward Elgar. Eine filigrane, zurückhaltende und zugleich ungemein noble Komposition die den cinemathographischen und emotionalen Höhepunkt des Filmes hervorragend trägt. Patrick Doyle komponierte das Stück angelehnt an eine Textpassage im Stück (Non nobis Domine, non nobis, sed nomini tuo da gloriam) bereits vor Drehbeginn nach ausführlicher Beschreibung der Szene von Ken Branagh. Dank der genauen Beschreibung des Regisseurs benötigte Doyle für die Komposition des Stück gerade mal fünf Minuten. In der Szene nach der Schlacht von Agincourt in der ein toter junger Soldat (Christian Bale) von Kenneth Branagh auf den Schultern über das Schlachtfeld getragen wird kommt ohne gesprochenes Wort aus und ist eindrucksvoll ohne Schnitt gefilmt. Doyle selbst intoniert zu Beginn der Szene den Hymnus der sich immer mehr steigert und mit vollem Chor und Orchestereinsatz endet. Ähnlich wie bei Morricone und Leone wurde die Musik über Lautsprecher während des Filmens wiedergegeben um die emotionale Intensität der Szene zu steigern. Die Szene schafft es jedesmal einen Gänsehautmoment bei mir zu erzeugen. Ein weiterer Höhepunkt der Filmmusik ist die berühmte St. Crispin´s Day Ansprache bzw. die Schlacht von Agincourt. Das 14minütige Stück ist wie eine kleine eigene Symphonie in der alle Emotionen eindrucksvoll bedient werden - eine echte emotionale Achterbahnfahrt. Das Stück beginnt mit rastlosem Schlagwerk (inkl. Bodhran einer irische Rahmentrommel) das die deutliche Übermacht der französischen Streitmacht widerspiegeln soll. Danach kommt wohl die berühmteste Anfeuerungssprache der Literaturgeschichte - St. Crispin´s Day Speech lässt etwa ähnliche Versuche einer Ansprache wie bei Braveheart oder bei Herr der Ringe wie eine Latrinenparole erscheinen. Doyle musikalische Pendant zur Ansprache ist eine erhebendes Motiv das zum Teil auf dem "Non nobis Domine" Thema basiert. Das B Motiv zu dieser erhebenden Szene bereitete Doyle großes Kopfzerbrechen und viel ihm mitten in der Nacht während dem Pinkeln ein Danach folgt großartige Actionmusik mit tollen Wechsel der Tempi, mal laut mal leise, teilweise aggressiv teilweise zurückhaltend eine wirkliche Achterbahnfahrt, die zwar nicht ganz die musikalische Qualität eines William Walton erreicht aber trotzdem ungemein beeindruckend bleibt inbesondere für eine Erstlingswerk! Besonders toll ist auch das Spotting der Musik. Großartig ist auch das minimalistische "Upon the King". Ein sechs Noten Motiv das nur geringfügig variiert wird, dabei aber musikalisch immens verdichtet wird und einen ungemeinen hypnotischen Effekt hat - erinnert fast ein wenig an minimal music eines Philip Glass. Dieses Motiv spiegelt den Selbstzweifel, die Angst und gleichzeitig die tollkühne Überzeugung Henrys wider. Ein absoluter musikalischer Höhepunkt in Doyles Schaffen. Wie fasse ich es am besten zusammen - ein große, aufrichtige, tief empfundene Komposition eines ungemein talentierten Komponisten. Musik wie Film sind unbedingt hörens bzw. sehenswert. Eine der wichtigsten Soundtracks in meiner gesamten Sammlung - mit dieser Musik verbinde ich so viele emotionale Erinnerungen wie mit kaum einer anderen Filmmusik. Vielleicht der Soundtrack meines Lebens - neben Papillon Ich danke dir Sir Patrick
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