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Jan Selzer

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Alle Inhalte von Jan Selzer

  1. Ne "Das Lied von der Erde" war das Vorbild.
  2. Ja. Ifukube meinte doch zu Kurosawa bei der Arbeit an "Das stumme Duell" es sei unlogisch, dass sich ein Arzt bei einer Operation mit Syphilis angesteckt, da dieser eigentlich wissen müsste wie er so etwas vermeiden könne. Ich meine sogar Ifukube sagte so was wie “Die Handlung ist dumm”. Daraufhin war die Zusammenarbeit mit den Beiden gegessen. Möglicherweise könnte es aber auch daran gelegen haben, dass Ifukube entweder nicht in der Lage war oder keine Lust hatte Kurosawas Temp Tracks zu imitieren. Ähnliche Probleme hatte damit ja auch Takemitsu. Bei der Arbeit an Ran ist Takemitsu einmal sogar richtig der Kragen geplatzt. Was Ifukube angeht so hat er eigentlich auch selten richtige Prestige-Projekte bekommen. Wahrscheinlich war er diesbezüglich nie so richtig ambitioniert. Er hat ja auch eine ganze Menge eher mittelmäßige Filme verton. Verklärte Nachkriegsdramen und so. Aber es stimmt schon, mit der weile kann man sich wirklich gut über Ifukube informieren, wobei das ein oder andere etwas geschönt und nicht so ganz wissenschaftlich-kritisch daher kommt. Gerade wenn es um seine musikalische Ausbildung geht, wird häufig der Weichzeichner rausgeholt.
  3. Hast du dir diese Naxos CD von 2004 mit dem Russian Philharmonic Orchestra bestellt? Die ist für den Einstieg wirklich ganz gut, allerdings auch etwas zahm interpretiert. Das rohe und holzschnittartige in Ifukubes Musik tritt dort mehr in den Hintergrund. Außerdem hat Yablonsky scheinbar den 2. Satz der Tapkaara nicht so ganz verstanden und spielt ihn deutlich zu schnell. So sollte der eigentlich gespielt werden, so langsam, dass die Melodie fast schon zerfällt: https://www.youtube.com/watch?v=_moBOOjZKIs Aber ich hab das Album auch Jahrelang gehört, ohne das es mich gestört hätte.
  4. Ifukube ist wahrscheinlich einer der wichtigsten Komponisten in meinem Leben. Immerhin kenne ich seine Musik durch die Godzilla-Filme seit dem Grundschulalter. Er war auch der erste Filmkomponist den ich namentlich kannte. An Ifukube gefällt mir vor allem, dass seine Musik (sowohl seine Film- als auch seine Konzertmusik) so absolut “un-kunstvoll” ist. Selten versuchte sie einen hohen Stil zu erreichen oder raffiniert zu sein (ganz anders als z.B. sein Schüler Mayuzumi) und doch hat sie ihre ganz eigene Tonsprache, die wohl nur er beherrschte. Er rebellierte allerdings nie offensichtlich gegen westliche ästhetische Bewertungskriterien, sondern er ignoriert sie einfach höflich. Daher halte ich den Vergleich mit Mussorgski weitaus passender als mit Strawinski. Dessen Musik ist ja auch roh und ungeschliffen (zumindest in den Urfassungen), allerdings hat man auch da nie den Eindruck er wolle nun bewusst mit der akademischen Tradition brechen. Bei Ifukube wird auf Grund der Eingängigkeit seiner Musik leider häufig vergessen, dass sich dahinter eine ganz eigene Welt versteckt die sehr ernsthaft und sehr reflektiert versucht die Kultur der Ainu (der japanischen Inuit) auf westliche Klangkörper zu übertragen. Was seine Filmmusik angeht so würde ich vor allem seine Musik zu The Little Prince and the Eight Headed Dragon als meinen persönlichen Favoriten zählen. Die Original Aufnahme ist ja schon lange vergriffen, etwas besser erhältlich dagegen ist die Ballett-Fassung. In der fehlt aber recht viel aus dem Score, somit bleibt zu hoffen, dass das Album irgendwann mal wieder neu aufgelegt wird. Dicht gefolgt wird der von seinen frühen Sci-Fi Scores wie Rodan, Mysterians und Varan, allerdings würde ich mich auch sehr freuen, wenn jemand seine ganz großartige Musik zu die Kinder von Hiroshima von 1952 neu Einspielen würde. Bei seiner Konzert Musik sind meine Favoriten sein Violinkonzert, sein Klavierkonzert, vor allem dessen zweiter Satz und die Sinfonia Tapkaara. Den zweiten Satz der Tapkaara würde ich auch als mein absolutes Lieblingsstück von Ifukube bezeichnen. Für alle die wissen wollen, woher seine Filmmusik kommt, würde ich wärmsten empfehlen mal sein Ballett Salomon durchzuhören, da wird es mit Sicherheit das ein oder andere Déjà-vu geben. Des weiteren sollte man sich auf jeden Fall jeden Fall über die Ainu und deren Kultur schlau machen, mit der weile kann man auf YouTube auch einiges an deren Musik finden. Wer sich für Ifukubes Einflüsse, abseits der üblichen Verdächtigen (Strawinski, Mussorgski, Satie, DeFalla) interessiert, sollte sich mal die Musik seines Förderers, Alexander Nikolajewitsch Tcherepnin, vor allem dessen viertes Klavierkonzert, anhören.
  5. Die Ganztonleiter wird in der schlechten Filmmusik gerne für die Rückblendenüberleitung oder für den Übergang von Traum zum Erwachen eingesetzt. Dann vor allem als Harfenglissandi. Goldsmith verwendet sie sehr geschickt in Alien und James Bernard baut auf ihr in Nosferatu eine Variation seines Nos-fe-raaa-tuuu Motivs auf. Auch Takemitsu verwendet sie sehr kunstvoll z.B. in Toward the Sea, wo er stetig zwischen den beiden Ganztonleitern wechselt und diese auch gegeneinander setzt um die Redundanz, die sehr schnell bei Ganztonmusik aufkommt, zu verhindert. Hermann hat sie meines Wissen nach so gut wie gar nicht eingesetzt. Da besteht die Verbindung wohl eher darin, dass die Ganztonleiter ja im Grunde aus zwei übermäßigen Dreiklängen zusammensetzt und Herrmann diese ja gerne in Hitchcock Filmen eingesetzt hat. Im Impressionismus wird sie meistens auch gerne mit Dominantseptnonakkorden eingesetzt. Diese lassen sich ohne die Quint nämlich aus dem Tonvorrat der Ganztonleiter herleiten.
  6. Seinen The Lost World Game Score von 1998 finde ich ehrlich gesagt viel unterhaltsamer. Da sind die Tracks aber auch alle knackige 2 Minuten lang. Ich muss aber gestehen, dass ich einen Moment in Jurassic World für wirklich recht “erwachsen” halte und das ist der ruhige Part von “Indominus wrecks“. Wie er diesen Schwebezustand hinbekommt, bei dem man wirklich nicht so recht wie sich das ganze entwickeln könnte, ist schon wirklich gut gemacht. Da hatte ich den Eindruck, dass Giacchino mal “aus versehen” über sich selbst hinauswächst, nur um danach wieder in sein typisches Action-Scoring überzugehen. Das ist eben das Ärgerliche bei ihm, dass er zwar hin und wieder originelle Einfälle hat, aber damit weder musikalisch, noch konzeptionell irgendwas interessantes macht. Darin liegt für mich auch der Unterschied zu z.B. Desplat. Der ist auch kein John Williams oder Jerry Goldsmith, aber bei dessen Musik hab ich das Gefühl, dass hier jemand Musik schreibt, die sich ihrer selbst bewusst ist und die sich auch musikalisch entwickelt. Bei Giachhino allerdings, klingt es für mich häufig nach Fanfiction, aber das passt ja auch ganz gut in unsere Zeit …
  7. Ich hab mich über die Veröffentlichung sehr gefreut, da ich schon seit längeren darauf hoffe. Klar, ein Meisterwerk liegt hier nicht vor, aber gutes Handwerk. Die Musik fließt auf dem Album IMO sehr gut, ist sauber eingespielt und die Aufnahme klingt verdammt gut. Wer diesen schroffen, teilweise over the top Horror-Score Sound der 50er mag wird in jedem Fall gut bedient.
  8. So, reichlich verspätet werde ich jetzt auch noch mal meinem Senf zu der Musik dazugeben. Mit Jurassic World hat Giacchino nun endgültig bewiesen, dass er eigentlich gar kein Komponist, sonder vor allem Fanboy ist. Jurassic World ist eine Trostpflaster Musik geworden. Eigentlich sagt man sich beim Hören immer wieder: Ach ja, natürlich kommt das nicht an Williams ran, es kommt eigentlich auch noch nicht mal an David Arnold ran, aber wer macht denn heute noch solche Musik in großen Hollywood Filmen? Wo die Sonne der Kultur am tiefsten steht, werfen selbst Zwerge große Schatten! Was hier präsentiert wird ist eigentlich nur eine Aneinanderreihung von Gesten die irgendwie schon gewisse Erinnerrungen mit Williams wecken, aber da hört dann auch schon auf. Zu keinem Zeitpunkt wird das Vorbild musikalisch reflektiert, man macht das halt weil es das bei Williams auch gibt. Wirklich eigenständig ist Giacchino nur da, wo seine Technik ihm einen Strich durch die Rechnung macht und er sich scheinbar irgendwie so durchmogeln muss. Das fällt vor allem bei den eigenen Themen ins gewicht, die wieder einmal völlig unausgegoren, ja regelrecht hingerotzt wirken. Wirklich peinlich wird es dann, wenn diese dann mit allerlei Effekten und großem Aufwand als große Hollywood Musik verkauft werden. Viel lärm um nichts ist da noch untertrieben. Hinzu kommt noch die penetrante Sound-Nostalgie. Close-miking und wenig Hall sollen an die großen Scores der 50er 60er Jahre erinnern (danach hat das eigentlich niemand mehr so gemacht), mehr als ein Vintage Filter ist das aber nicht. Vielleicht wäre es gut, wenn Giacchino etwas mehr Zeit darin investieren würde, die musikalische Tiefe seiner Vorbilder zu erlangen, anstelle immer nur oberflächliche Gesten zu imitieren. Zu Gute halten muss man der Musik allerdings, dass sie dramaturgisch wirklich gut aufgebaut ist und unterhaltsam ist sie auf jeden Fall. Beeindruckend finde ich manchmal auch die Unbedarftheit (und das meine ich jetzt wirklich im positiven Sinne) mit der Giacchino scheinbar an die Sache rangeht. Leider macht er daraus wenig. Er selber sagt ja immer, dass er keine Schreiblockaden hat, nun, für seine nächsten Scores wünsche ich ihm auf jeden Fall mal eine, vielleicht hilft das ja. Gruß Jan
  9. Also ich kenne von ihm vor allem die Black Emanuelle und ein paar seiner Western Scores. Ich hab einige der Black Emanuelle Beat Records Alben (Africa, Orient Reportage, America und Around The World … puhhh … diese Emanuelle ist aber ganz schön rumgekommen). Black Emanuelle und Black Emanuelle Orient Reportage sind da sicherlich gute Einstiege. Beide sind recht abwechslungsreich, haben tolle Arragments und schöne Ohrwurm-Themem. B.E. America und B.A. Around The World dagegen haben zwar beiden gute Titelsongs, sind allerdings auch sehr viel repetitiver, da große Teile der Scores aus den jeweiligen Titelsongs extrahiert werden. Nico Fidencos Arrangeur Giacomo Dell'Orso war aber sehr gut und es sind gerade diese Arragments die den größten Reiz ausmachen.
  10. Das klingt für mich wie ein Hackbrett (eng. Hammered dulcimer)
  11. Schön wie Young sich ab 55:48 mit dem VIP-Ausweis in den Zähnen rumpult. Susan Justin über ihren Score zu Forbidden World.
  12. Also auch wenn dieser Thread langsam ins Archiv wandert muss ich doch noch mal ein paar Worte zu Godzilla 1984 verlieren. Zunächst einmal Stempel sind weder der 54er noch der 84er Godzilla billige Filme. Für japanische Verhältnisse sind die sogar sehr teuer gewesen. Ich bin auch der Meinung, dass man Godzilla 54 nur mit dieser Tricktechnik machen konnte. Bei der Screentime die Godzilla da hat, dürfte das mit Stop Motion Jahrzehnte gedauert haben bis der fertig gewesen wäre und ich kann mir nicht vorstellen, dass das besser ausgesehen hätte. Außerdem ist Suite-Motion alles andere als eine einfache Technik. Im Internet schwirren bereits zahlreiche Artikel und Filme rum, die aufzeigen, was für eine schweißtreibende Arbeit das ist. Des weiteren sollte man nie vergessen, dass japanischen Godzillafilme in erster Linie für den japanischen Markt produziert werden. Von daher finde ich den Vergleich zwischen dem japanischen Original und der 2014er Fassung auch etwas uninteressant. Passender wäre vielleicht Godzilla 2014 vs. War of the Worlds (Spielberg) und Cloverfield (o.ä.) gewesen. Nun gut, nun zu Godzilla 1984: Also zunächst einmal ist der Film gescheitert, darüber besteht keinen Zweifel, aber es gibt immerhin ein paar interessante Ideen die auf das Spannungsverhältnis zwischen Ost und West und den kalten Krieg zurück gehen. Dabei ist interessant welche Rolle sich Japan da gibt. So wollen sowohl die USA also auch die UdSSR Japan beistehen in dem sie ihnen anbieten den Atomdino mit Nuklarwaffen unschädlich zu machen, woraufhin die Japaner die Vermutung äußern, beide Supernationen wollen Japan als Testgelände für ihre Nuklearwaffen benutzten. In diesem Film macht Godzilla auch das erste mal (russisches) Atom-U-Boot und ein AKW platt um seine Batterien wieder aufzuladen. Das Konzept, dass diese Monster sich von nuklearem Material ernähren geht also auf diesen Film zurück. Highlight des Films ist Reijiro Korokus Musik. Breite, orgelhaft orchestrierte Mollakkorde dominieren hier das Klangbild. Kein Hollywood-Niveau aber sehr stimmungsvoll. Ein Score der wirklich böse und apokalyptisch klingt. Leider sind das auch die größeren Highlights des Film, denn ansonsten ist das ganze sehr bieder in Szene gesetzt worden. Sowohl die Effektszenen als auch das ganze menschliche hin und her wirken stellenweise extrem antiquiert und hölzern. Zum Schluss wird Godzilla mit einem Zugvogelsignal in einen Vulkan gelockt, der mit Sprengstoff zum Ausbruch gebracht wird. Das sieht schön aus und Korokus Musik ist an dieser Stelle sehr schön, aber auch ein billiges Ende. Das Godzilla Kostüm wurde zwar an den 54 Godzilla angelehnt, allerdings guckt er in diesem Film immer etwas bedeppert vor sich hin und der sechs Meter große, mechanische Godzilla der für einige Effektszenen, später dann aber eher für Promo Zwecke, eingesetzt wurde sieht aus wie eine Manga Figur. Alles in allem ein Film mit guten Ansätzen, mehr aber nicht.
  13. Ja klar, warum nicht? Viele Rosenman Scores klingen in meinen Ohren z.B. nach muffiger Altherren-Moderne. Gerade bei den Streichern hört man die Samples mit denen das Klangbild fetter gemacht wurde wirklich gut raus. Ist ja durchaus ein Kind seiner Zeit und bis heute auch bei Elfman und Co Praxis. Dahinter lag also keine Wertung nur eine Feststellung.
  14. Also The Peacemaker war aber schon sehr extrem in seinem Sample-Einsatz. Teilweise wurde die Orchester-/Choraufname noch mal komplett mit Samples gedoppelt, so dass man gar nicht so recht wusste was man da eigentlich vor sich hat. Muss aber auch sagen, dass der Score mir im Vergleich zu Crimson Tide und The Rock besser gefällt. Was das alte Album für mich so unanhörbar machte war IMO der übersteuerte Sound. Der ging gar nicht.
  15. Wie kann man Kaijus nicht mögen? Also die Gamera Trilogie ist wirklich sehr gutes Monsterkino. Das war ja damals DIE Überraschung, dass der einstige Liebling aller (nervigen) Kinder in den 90ern ein so furioses Comeback gefeiert hat. Ich würde die auch ohne zu zögern über die 90er Godzilla Filme stellen. Das ist einfach ne ganz andere Nummer. Toho dürfte das nicht gestört haben, schließlich hatten die bei der Wiederbelebung ihre Finger mit im Spiel. Ich fühlte mich bei Godzilla 2014 auch hin und wieder an den Plot aus Gamera 1 erinnert. Die 90er Fassung der Gyaos haben ja auch einen langen Winterschlaf unter Tage hinter sich und werden durch die durch den Menschen veränderte Umwelt wieder zum Leben erweckt (tja und ausgerechnet in Japan gibt es derzeitig eine durch den Menschen ausgelöste Quallen-Plage und da soll mal einer noch sagen Monsterfilme seinen realitätsfern) und Gamera ist ihr "natürlicher" Gegenspieler. Allerdings gehen beide Monsterarten auf das Konto einer untergegangenen Zivilisation, was wie ich finde eine sehr viel elegantere Erklärung für ihre Existenz ist, als ein (einzelner) auf einer Insel lebender Dinosaurier der zunächst im zweiten Weltkrieg die Japaner vor den bösen amerikanischen Invasoren retten und danach durch die Atombombentests zu Godzilla wird.
  16. Wenn ich mich recht erinnere wird der Halo-Jump im Film genau wie im Trailer mit dem Kyrie aus Ligetis Requiem untermalt. Meine Meinung zum Desplat Score: Ach Gott, im Film störte er nicht. Hin und wieder waren ein paar gute Ideen drin, viel Standart-Kram, aber gestört hat mich das ganze nicht. Ist halt einer dieser Scores der durch seinen Film aufgewertet wird. Ein wenig albern fand ich den Einsatz der japanischen Instrumente, zumal ich mich nicht erinnern kann, dass irgend ein japanischer Godzilla Score jemals Taikos und Shakuhachi benutzt hätte. Ich hab heute noch mal wieder in Michiru Oshimas G-Score (siehe Youtube-Link) reingehört die ja, wenn auch etwas dünner instrumentiert, ein änlchen Ansatz wie der Desplat hat und musste feststellen, dass mir ihre sehr (sehr, sehr, sehr ...) einfache Godzilla-Musik mehr im Gedächtnis hängen geblieben ist und im Film mehr mit der Figur Godzilla verschmelzt, als der Desplat Score. Gut, im Edwards Film übernehmen die Soundeffekte ja schon fast Leitmotivfunktion. Von daher: Im Film störte die Musik nicht, aber auf CD brauche ich das Teil nicht. In diesem Sinne: http://youtu.be/sRav_dujSvA?t=2m11s
  17. Godzilla: Als Godzilla-Fan seit der Grundschule kann ich mit fug und recht behaupten, dass mich dieser Film umgehauen hat. Und ja, er hat schwächen im Human-Drama aber auf der anderen Seite war ich froh, dass der Film die meisten notwendigen Klischees in dem Moment ausspart in denen sie sich ankündigen. Ende des Tages ist es ein überraschend klassischer Godzilla-Film, der in Amerika spielt und ein A-Level Budget hat. Tolle Bilder, Effekte waren super, Sound war fett, das Monsterdesign war super, dichte Atmosphäre, aber ich merk schon, bei Godzilla kann ich nicht objektiv bleiben. Der Film ist fett! Mein größter Kritikpunkt: Godzillas geringe Screentime. Zu The Host: Also ich hab den Film einmal gesehen (und schreibe daher nur aus der Erinnerung) und fand ihn wahnsinnig prätentiös und langweilig. Das hat auch nichts mit Kulturellen unterschieden zu tun. Der Film bedient sich allerlei Genre-Klischees, will dann hin und wieder sogar ein richtig ernster Horror-Monsterfilm sein, kommt am Ende aber auf eine recht platte, altkluge Amerika-Kritik. Keine Frage, auch die Anti-Atom Kritik im ersten Godzilla ist übersichtlicher Natur, allerdings kaufe ich dem diese auch ab. Mir kam es eher so vor, als wenn The Host durch den Korea-ist-das-neue-Japan-Hype aufgewertet wurde. Handwerklich nicht schlecht gemacht, aber irgendwo auch postmoderner Quark. Pacific Rim ist natürlich blöd, aber auch nicht blöder als der übliche Toho-Monsterfilm. Im Kino hab ich mich sehr gut unterhalten gefühlt. Prädikat: Guilty Pleasure Der letzte richtig gute Kaiju bleibt für mich da immer noch Gamera 3 - Revenge of Iris.
  18. http://www.amazon.de/James-Bernard-Composer-Count-Dracula/dp/0786423021 James Bernard, Composer to Count Dracula: A Critical Biography Wer hätte gedacht, dass Hammer Komponist James Bernard seine eigene Biografie bekommt. Seit einigen Jahren ist David Huckvales Buch draußen und ich hab sie mir vor neu halben Jahr besorgt. Gleich von Anfang an: Es ist eine reine Fan-Boy Biografie mit all ihren Vor- und Nachteilen. Der Vorteil ist das Huckvale sehr ins Detail geht. Es gibt es viele (für meinen Geschmack teilweise etwas zu kurz geratene) Notenbeispiele und biografische Details. Zudem hat man zu jeden Zeitpunkt das Gefühl, dass der Autor sich in der Filmmusik und gerade auch mit der Musik von Genrefilmen sehr gut auskennt. Bernards Musik ist recht übersichtlich gestrickt, von daher wird man im Notenbild nichts entdecken, was man auf der CD überhören könnte, aber gerade bei seinen Quatermass Scores deren Aufnahmen (bis auf die Neueinspielung des Silver Screen Albums) in schlechter Verfassung sind ist das schon ein schöne Sache. Was mich an dieser Biografie wirklich stört ist das inflationär genutzt Name-Dropping und die Vergleiche die hier zu großen Werken der Musikgeschichte gezogen werden. Selbst wenn Bernard seine Musik in einem luftleeren Raum geschrieben hätte, die Musik selbst muss sich wohl oder übel an der damalig zeitgenössischen Filmmusik messen und da krankt der Text erheblich. Davon wird aber sehr wenig erwähnt und Statt dessen sucht man Referenzen bei den großen Meister. Um zu verdeutlichen, dass Bernard in der Verfolgungsjagd am Ende von Dracula in seinem Score punktierte Rhythmen eingesetzt hat wird die komplette Seite einer Bruckner Partitur abgedruckt. Und warum? Bruckner hat da auch punktierte Rhythmen verwendet. Das ist in etwa so als wenn man sagen würde: Mondrian bezieht sich wenn er Rot benutzt auf Velasquez weil der hat auch Rot verwendet. Ich weiß, dass es unter manchen Geisteswissenschaftlern durchaus gang und gebe ist solche Vergleiche anzuführen, aber für mein dafürhalten handelt es sich hierbei um reine Augenwischerei. Und so geht das ganze weiter. Daneben gibt es durchaus einige vergleiche die Sinn machen. Mir kommt es aber eher so vor als wenn uns der Autor etwa beweisen möchte, was Bernards Musik nicht hergibt und bei all den großen Meistern die hier als Beispiele angeführt werden muss man doch ganz klar sagen, dass Bernards sicherlich sehr charmante und eigenwillige Musik angesichts ihrer holzschnitthaftigkeit aber im direkten Vergleich mit Scriabin und Co den Kürzen zieht. Vielleicht wäre es besser gewesen er hätte die Musik mehr in den Kontext anderer B-Movie-Musiken dieser Zeit gesetzt. Z.B. die Musik von Ronald Stein, Akira Ifukube, Herman Stein, Bernard Herrmann etc. Kaufen ja/nein? Also diese kritische Biografie muss man schon kritisch betrachten können um nicht dem ganzen Glitzerstaub der ganzen großen Namen die hier vorkommen zu verfallen. Die Notenbeispiele und den Blick in Bernards persönliches Leben (er war ja ein offen lebender Homosexueller, zu einer Zeit in der das nicht die Norm war) sind sehr interessant. Huckvales Analysen sind nicht falsch, aber teilweise weit hergeholt und schaden Bernards Musik eher. Fazit: Gut gemeint, aber auch überambitioniert. Eine lustige Anekdote will ich euch aber nicht vorenthalten, könnte ein schönes Trinkspiel für Filmmusik-Fans werden: Wie vielleicht einige Wissen leitet Bernard viele den rhythmischen Aufbau seine Themen vom Charakternamen oder Filmtitel ab. Also Dracula (Draaaa-cu-laa) wird zu Daaaaa-da-daa (laaaaang-kurz-lang). Oder: Nosferatu >> Nooooos-fe-raaa-tuuu >> Daaaaa-da-daaa-da. Huckvale findet allerdings ständig irgendwelche Rhythmischen Codes in Bernards Musik bis zu dem Punkt, dass es beliebig und albern wirkt. Trinkspiel: Macht das auch mit anderen Filmtiteln/Charakteren und ihren Filmmusiken. Beispiel: Jurassic Park, das lyrische Thema für den Brachiosaurus-Auftritt: Da-da-daa-daa-daa = Bra-chi-ooo-sau-rus
  19. Noch ein Nachtrag: Bei Goldenthal ist aber schon zu erwähnen, dass das bei ihm nicht so krass ausgeprägt ist wie z.B. bei Peacemaker von Zimmer, sondern eher auf Verstärkung der Bässe oder manch heikler Streicherpassagen (Flageolets etc.) beschränkt. Beweisen kann ich es natürlich nicht, aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass auch die Posaunenstaccati in der Toccata and Dreamscapes aus Final Fantasy noch mach zusätzlich mit Samples gepusht wurden. Ist aber nur ne Vermutung. Bei Elfman fällt mir vor allem der Anfang von der Ape Suite #2 von POTA ein. Dieses Klackern/Kratzen in den tiefen Streichern kommt vom Streicher-Spiccato-Patch der Peter Siedlaczek Orchester Library die damals die Film und TV bereich prominenten Einsatz fand. Bei Michael Kamen stand das Pushen von Orchesterklängen durch Samples an der Tagesordnung. Besonders gerne bei Pizzicati-Passagen. Ganz extrem betrieb er es vor allen bei Baron Münchhausen. Da werden ja ganze Passagen innerhalb eines Tracks auf einmal von Samples übernommen. Das dürfte aber auf eine sehr chaotische Post-Produktion zurück zu führen sein.
  20. Nein, die Orchester(!)samples werden bei Goldenthal genau wie bei Zimmer oder Elfman eingesetzt: Sie sollen die Orchesteraufnahme voller machen. Hat er im Interview schon vor Jahren erwähnt, ist also kein großes Geheimnis.
  21. Das haben Goldenthal oder Elfman aber auch gemacht. Ab Mitte der 90er war das in Hollywood gang und gebe.
  22. Ich würde da gerne noch etwas ergänzen: Also erstmal: In der Kunst sind Regeln keine Regeln, sondern Erfahrungswerte. Viele Menschen haben die Erfahrung gemacht, dass Flöten im tiefen Register nicht so gut durchkommen wie im hohen Register. Der objektive Blick ist aber wie bei allen anderen Aspekten einer Komposition immer vom Kontext abhängig. Wenn man einen Holzbläsersatz im Romantisch/Impressionistischem Stil schreibt, kann man natürlich Vergleiche zu den entsprechenden Stilvorbildern oder allgemeingültige Erfahrungswerte ziehen. Beispielsweise welches Instrument in welcher Lage welchen Ton eines Akkordes bekommt und welche Auswirkung das auf den Gesamtklang hat. Aber schon bei Morricone und Herrmann werden gewisse Erfahrungswerte der Konzertmusik durch die Möglichkeiten des Studios ausgetrickst in dem z.B. die Flöte im tiefen Register deshalb noch durchkommt, weil sie im Mix einfach prominenter abgemischt wird. Ein anderer Punkt ist, dass das Orchester als Ensemble in seiner tradierten Form nur noch aus historischen, nicht aber mehr auf Grund von ästhetischen Gesichtspunkten besteht. Sicherlich: um all die historisch relevante Musik aufzuführen braucht man ein Orchester mit einer gewissen Besetzung, aber niemanden würde es heute noch großartig jucken, wenn ein Komponist auf die Hörner oder auf die Tuba verzichtet weil seine Komposition diese Instrumente nicht verlangt. Genau so geht es in der Filmmusik vor sich: Man kann sagen eine Orchestration ist kunstvoll, dass heißt aber nicht, dass eine weniger kunstvolle Orchestration schlechter ist. Wenn es funktioniert, funktioniert es!
  23. Das Interview mit Nik Reich und Jaro Messerschmidt ist ja mal arschcool! Kannte die beiden bislang gar nicht. Hab mir daraufhin mal ein paar Sachen von denen angehört. Wäre schön, wenn man einen Teil ihrer "Schnodderikeit" auch ihrer Musik wiederfinden würde.
  24. Schönes Thema, auch gut eingespielt! Gefällt mir, weiter so!
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