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Jonas Uchtmann

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Alle Inhalte von Jonas Uchtmann

  1. Zustimmung in beiden Punkten! Es gibt eine Handvoll (zumeist kurzer) Tracks, die wirklich einen Mehrwert darstellen, aber die meisten Zugaben sind - ob Suspense oder Action - kaum essenziell; weder ist ein zweiter Burner wie "Clear the Stadium" noch ein weiteres musikdramaturgisches Kabinettstückchen wie "Changes" dabei. Da ist STAR TREK: NEMESIS m. E. insgesamt schon die wichtigere Expandierung (und wird es unter den letzten Werken bis zur Veröffentlichung von HOLLOW MAN complete auch bleiben). Nun zur Performance von La-La Land: Der Lapsus mit dem Chor ist wirklich ärgerlich, weil haargenau diese Passagen mit ihren fließenden Übergängen von arabischem und russischem Kolorit sowohl konzeptionell als auch instrumentatorsich durch die sehr sorgfältig gestalteten Vokal-Instrumental-Texturen aus dem Suspense-Einerlei deutlich herausstechen. Von "The Mission" abgesehen bekommt man wenn überhaupt, dann hier ein wenig von dem Herzblut mit, das Jerry angeblich in diesen Score gesteckt hat (wenn man Kraft glauben mag). Eins noch: was gibt es eigentlich an gerade einmal 10 Jahre alten Digitalaufnahmen (zumal von Bruce Botnick) zu remastern ??? Bei vorliegender Edition wurde jedenfalls - so mein erster, noch abseits mobiler Umgebungsbedingungen zu verifizierender Eindruck - eher verschlimmbessert, nämlich vom bereits grenzwertig hallig geratenen Original (versteht jemand vom Latein auch nur ein Wort?) zu stellenweise dröhnendem (partiell evtl. auch normalisiertem?) Brei.
  2. Und hier kommt gleich eine Konkurrenzveranstaltung: Doppelkonzert Goldsmith & Goldenthal am 24. September 2014 in Prag http://www.filmmusicprague.com/program_en.html
  3. Das war allerdings eher ironisch gemeint. Auf FilmmusikWelt stehen die Gewinner seit Tagen. Ist denn das Päckchen inzwischen angekommen?
  4. Ja, eine absolut unentschuldbare Nachlässigkeit, in der Tat! Du gehörst übrigens auch zu den Gewinnen ...
  5. Sehr fein und besonders nah an L.A. CONFIDENTIAL dran ist: THE BLACK DAHLIA - Mark Isham
  6. Man sollte nicht den Fehler machen, Orchestration mit Besetzung zu verwechseln. Orchestration bzw. Instrumentation - denn dieser Begriff ist im Deutschen eher gebräuchlich und zudem auch auf Nicht-Orchestermusik anwendbar - ist die Kunst, wesensgemäß für ein wie auch immer geartetes Ensemble zu schreiben. Als Teil der Kompositionslehre ist Instrumentation ebenso wie diese selbst ein Handwerk und eine Kunst - allerdings eine, die lange als nachrangig eingestuft wurde und teils noch immer wird. Diese Sichtweise ist natürlich grundfalsch und im Kontext von Filmmusik geradezu lachhaft, denn gerade in der Filmmusik ist Instrumentation - so zumindest meine These - als wesentliches Charakteristikum des Parameters Klang mindestens gleichbedeutend oder sogar wichtiger als Kategorien wie Melodik (geht meist unter), Harmonik (dito) und Form (hat Filmmusik in 98 Prozent aller Fälle eh nicht). Der Klang hingegen wirkt vor allem unterbewusst und wesentlich unmittelbarer. Das, was hier anfangs an Positivbeispielen für gute Instrumemtation hervorgehoben wurde, nämlich Korngold und Co., schöpft, wie viele, wenn auch nicht alle Filmmusik des Golden Age, aus dem spätromantischen Ideal des Mischklangs. Das ist an sich wunderbar, für die Zwecke des Films aber nicht immer wesensgemäß. Dies wurde ab den 1950er Jahren von immer mehr Komponisten erkannt, und ich würde behaupten, die instrumentatorische Vielfalt war nie höher als im Silver Age, für dessen führende Vertreter, von North über Goldsmith bis Barry, aber auch in Europa für Morricone oder hierzulande Majewski, die Instrumentation ein ganz zentraler Bestandteil ihrer Ästhetik war. Seitdem ist, jedenfalls für den Bereich der sinfonisch besetzten Filmmusik, schon eine gewisse Verarmung feststellbar, zumindest nach innermusikalischen Maßstäben. Dabei hat die sog. Renaissance der Kinosinfonik Ende der 70er die vielversprechenden Ansätze des Silver Age eher behindert: In den Händen eines John Williams, eines Meisters klassisch-romantischer, aber auch neoklassizistischer Instrumentationsmodelle, überwiegt freilich die Faszination, und auch markante Stimmen wie Horner (Lyrik) und Poledouris (Archaik) waren sicher eine Bereicherung, doch die eher verwaltende Haltung, mit der die emsigen Orchestrator der "ungelernten" oder erst in der Praxis ausgelernten Herren Howard, Silvestri, Arnold etc. gerade in den 90ern zu Werke gingen, haben eine gewisse, kunsthandwerkliche Beliebigkeit einkehren lassen. Ein Nicholas Dodd ist zwar technisch hervorragend, aber auch arg berechenbar. Ausnahmen wie Goldenthal, Gordon, Shore und (in punkto Instrumentation durchaus auch Thomas Newman und gelegentlich Elfman) hat es immer gegeben und wird es immer geben. Aber bei den wenigen jüngeren A-Listern, deren Scores ich noch regelmäßig verfolge (Beltrami, Desplat, mit Einschränkungen Giacchino und Powell) finde ich höchstens in jedem dritten Score noch einzelne Tracks, die instrumentatorsich in irgendeiner Weise aus ihrem Gesamtwerk oder überhaupt herausstechen. Bei manch anderen hier belobigten Herren fallen mir vielleicht im Gesamtwerk zwei Cues ein, auf die das zuträfe. Die konkurrierenden stilistischen Richtungen ab den 80ern bzw. 90ern, die (Digital-)Synthi-Welle und die MV-Crossover-Schiene, tendierten leider nach experimentellen Anfängen in eine ähnlich einebnende Richtung. Ein Großteil aktueller Blockbustermusik ist daher m. E. meist NICHT mehr wesensgemäß instrumentiert: Die meist hoffnungslos hypertrophe Besetzung steht zum Klangeffekt in keinem Verhältnis mehr und die Klangfarbenvielfalt verarmt, weil ganze Stimmen aus dem Orchestersatz getilgt sind, nur noch infernalischen Lärm oder dräuende Kulisse anrichten, die meist ohne großen Erfolg gegen die Effektspur ankämpft.
  7. Liebe Newman-/Mary-Poppins-/Disney-Fans, aktuell gibt's auf FilmmusikWelt zwei Fanpakete bestehend aus der CD und einem Filmplakat zu gewinnen: http://filmmusikwelt.de/index.php?D=95b87ee750adcd54591bf2f563f22fb7 Viel Spaß beim Mitmachen!
  8. Könnte man meinen, aber Neue Musik, die mit großem N, ist immer Kunstmusik. Eine deutsche Erfindung, natürlich, und aus den von anderen schon genannten Gründen eine durchaus problematische Angelegenheit.
  9. Die Bezugahme auf Mahler ist in EATG ziemlich eindeutig - mit Variationen in der Instrumentation verschleiert Horner seine ""Zitate"" ja oft und gerne. Ganz amüsant, dass der Streichersatz bei Mahler in dieser Passage etwas "hornert", vielleicht war es ja das, was Jamies Kleptomanie herausgefordert hat. Es ist ja auch nicht gänzlich unpassend und zudem ein schönes und auch sehr lange Thema, das Horner auch durchaus gekonnt variiert. Überhaupt sind in dem Score (Dimi und Sergi sei Dank) die Actionpassagen für Horners Verhältnisse erstaunlich stringent durchkomponiert. Alles ist doch recht gut anhörbar geraten, was auch dem - damals selbst in mainstreamigsten Filmkritiken vielfach monierten - Pathos der Musik zu verdanken ist. Neben PERFECT STORM ist EATG eines der ganz wenigen Horner-Alben der letzten 20 Jahre, wo ich mir zumindest hin und wieder gern die vollen +/- 80 min gebe. Was die Ähnlichkeit zwischen Horners Score und SCHINDLER'S LIST angeht, hat der BVBFan völlig recht: Diastematik, Rhythmik und Harmonik weisen doch deutliche Unterschiede auf ... Da ist der Weg von Mahlers "Riesenschwarte" (Adorno) zum intimeren, konzertanten Klang des Williams-Scores einfach zu weit, es dürfte also eine zufällige Analogie sein.
  10. :-( :-( :-(Das ist entsetzlich! Ich würde auch den Preis von 4 CDs für eine Neueinspielung von BLUE MAX zahlen - die Originalaufnahme ist klangtechnisch einfach inadäquat und tut der Wirkung der Musik vielfach Gewalt an (staubtrockener Studioklang, geringer Dynamikumfang, allgemeine Alterserscheinungen). Auch die nächsten drei Releases und 33 Revolutionen in der Kunst der Klangrestauration werden daran nix mehr ändern können. Das müsste beim Vergleich mit der Suite auf Goldsmith conducts Goldsmith auch der letzte Originalfetischist zugeben können.
  11. Zu Raffs 5. Sinfonie "Lenore": Mal ein Update im Lichte neuester diskografischer Ereignisse: Auf Chandos erscheint im März Nummer 2 des neuen Raff-Zyklus unter Neeme Järvi - mit der hier schon beschriebenen "Lenore"-Sinfonie, die eine völlig neue (historisch informierte) Perspektive auf das Werk eröffnet. Järvi ist nämlich der erste, der sich weitgehend an Raffs Metronomangaben für die einzelnen Sätze hält. Heraus kommt eine Einspielung von rund 40 Minuten Länge - im Vergleich zu Stadlmairs 50 und Herrmanns 56 Minuten ein wirklich krasser Unterschied, wenngleich neben den Tempoangaben des Komponisten auch die zeitgenössische Aufführungspraxis Järvis Lesart recht zu geben scheint: Wirft man einen Blick in Müller-Reuters "Lexikon der Konzertliteratur" von 1909, einer aufführungspraktischen Quelle von unschätzbarem Wert, so findet sich auch dort eine ungefähre Aufführungszeit von 40 Minuten.Aber ist Järvis Einspielung deswegen von Stund an die einzig wahre und alles andere für die Tonne? Natürlich nicht: Wie der führende amerikanische Raff-Experte Avrohom Leichtling im Booklet überzeugend darstellt, gelingt es Järvi einerseits überzeugend, die "elektrisierende" Wirkung der Sinfonie auf das Publikum der Gründerzeit für moderne Ohren zu rekonstruieren? Denn abgesehen von den Außenteilen des langsamen zweiten Satzes steht tatsächlich die gesamte Sinfonie im Allegro-Tempo (zwischen 160 und 170), sodass man beim Hören förmlich auf der Stuhlkante sitzt. Der Gesamteindruck der Einspielung ist dadurch zwar wirklich faszinierend, aber über Details und die programmatischen Konsequenzen dieses Ansatzes kann man sehr wohl streiten: Dem ersten, sehr klassizistisch geformten Satz bekommt die schnelle Lesart ausnehmend gut, doch schon im zweiten Satz klingt Manches nun viel stärker nach Mendelssohn, als es eigentlich in den Noten steht. Im dritten Satz wir(k)d die Interpretation dann programmatisch schlicht falsch: Ein Heer, das sich zum Sammelplatz bewegt, marschiert ganz bestimmt nicht zum Geschwind-Marsch ein - wie sähe das auch aus ... Eine weitere Folge ist, dass das Abschieds-Intermezzo in Moll entsprechend gehetzt klingt und das gewünschte Pathos vermissen lässt. Während Järvi bei Lenores Ritt, dem Herzstück des Finales, im Tempo gar nicht so sehr über Stadlmair und Herrmann liegt (dessen Tempovarianz ist in dem Satz wirklich enorm), wird es im Epilog wirklich kraus: Lenores Herzschlag erstirbt bei Järvi nicht langsam, sondern pocht in etwa auf dem Ruhepuls-Niveau eines Leistungssportlers munter fort - auch der sich anschließende Choral klingt in dem hohen Tempo eher nach Serenade als nach einer Apotheose. Die mangelnde Binnendifferenzierung beim Tempo ist somit leider etwas, das die Einzelwirkung der Sätze durchaus beeinträchtigt. Zudem - und daran krankte auch schon Järvis Einspielung der wesentlich schwächeren zweiten Sinfonie - scheint der Dirigent am überbordenden Farbenreichtum der Musik Raffs weit weniger interessiert zu sein als an ihren organischen rhythmischen Strukturen. Daran muss man sich, mit Herrmanns CinemaScope-hafter Ausleuchtung des Werks im Hinterkopf, erst einmal gewöhnen.
  12. Ich brauche diese Neuauflage von Waxmans DEMETRIUS AND THE GLADIATORS auch nicht zwingend, A B E R: Wer die Musik noch nicht hat und sich nur ein Fünkchen fürs Golden Age interessiert, sollte hier unbedingt zugreifen Denn DEMETRIUS gehört unzweifelhaft zu den großen Sandalenfilmmusiken, die man kennen sollte - das Renommee des Scores krankt wohl einzig daran, dass der Film vergleichsweise unbekannt ist. Dass man im Unterschied zu THE ROBE bei Waxman - anders als die ersten paar Takte vermuten lassen - nicht pausenlos im ätherischen Wohlklang des Chores badet, verdeutlichen bereits im "Prelude" die archaischen Trommelwirbel und Pfundakkorde im Blech. Der Prolog besteht musikalisch aus einer eindrucksvollen Montage, in der Waxman in rascher Folge einige der von Newman übernommenen Themen Revue passieren lässt, wobei diese mal mehr, mal weniger verfremdet erscheinen. Zu den vorgefundenen Themen kommen natürlich mehrere neu komponierte hinzu, vor allem das sehr eingängige und auch variable Demetrius-Thema. Wie so oft erfüllt Waxman auf der filmmusikalischen Epochenschwelle zwischen Golden und Silver Age gleichsam die Funktion des Brückenbauers: Irgendwo zwischen Rózsas Traditionalismus und Norths modernem Ansatz bietet der Score einerseits noch frommen Wohlklang, andererseits aber auch exzentrische Klanggemälde wie "Temple of Isis" - mit (nicht nur hier) brillanten Chorsätzen - oder das Caligula-Material. Im Übrigen bietet die Musik all das, was das Genre verlangt: Märsche, Tänze und Fanfaren, Liebesschmerz, Intrigen und Gladiatorenkämpfe.
  13. Das sind aber doch Ausnahmen und nicht die Regel. Krankheit, Internetausfall - ok, aber wenn man es unbedingt will, findet sich doch meistens ein Weg - und sei es, dass man jemanden (Foren-Freunde z. B.) bittet, Wache zu schieben und dann per SMS oder sonstwie zu benachrichtigen (so hab ich das im Urlaub ab und an gemacht). Zumal doch bei unseren deutschen Spezialhändlern die meisten schnellausverkauften Titel meist noch am Tag danach zu bekommen waren. Wenn ich selbst einen Titel verpasst habe, war die Ursache jedenfalls beinahe ausschließlich eigene Blödheit. Dass FSM bei einigen Titeln klammheimlich die Auflage erhöht hat, dürfte in der Tat geholfen haben - vielleicht aber auch nur, um ein weit früheres Ende hinauszuzögern. Ein paar Label sind schon neu hinzugekommen (oder im Schatten anderer aufgestiegen), allerdings ist es neben FSM ja auch um Prometheus* (Club) und mehr und mehr auch Varèse (Club) sehr still geworden. Außerdem müssen, angesichts der vielen Wiederveröffentlichungen, nicht mehr so viele dicke Brocken gestemmt werden, wie es noch vor vier, fünf Jahren der Fall war. Ich würde insgesamt nicht sagen, dass das Sammlergeschäft den Bach runtergeht - wesentlich besser als vor ein paar Jahren läuft es m. E. aber auch nicht. *Prometheus ist taktisch klug in die Nische "re-recording" gesprungen, um festzustellen, dass hier nur noch mit einem Namen ein wenig Geld zu machen ist.
  14. Stimmt, den hab ich übersehen. 5000 Exemplare machen es aber auch nicht besser. Ich hänge heute keiner Mentalität an und habe auch vor Jahren nicht "gejammert", wenn irgendetwas schnell weg war. Solche Statements konnte ich (es sei denn, jemand hatte finanzielle Gründe) auch nie nachvollziehen, denn wer Zeit hat, lang und breit über ein Album zu lamentieren, das ihm durch die Lappen gegangen ist, sollte auch die Zeit haben, um (im wahrsten Wortsinn) früher aufzustehen. Und ja, Varèse ist vor allem im (so lala) Mainstream-Segment aktiv. Eben deshalb frage ich mich ja, ob der Club auf Dauer in eine Geschäftsstrategie passen wird, die nach dem, was im letzten Jahr zu lesen war, (noch) kurzfristiger respektive digitaler ausgerichtet ist als bislang. Dass die aktuelle Staffel aus Wiederveröffentlichungen oder Erweiterungen von Titeln besteht, zu denen die Rechte ohnehin bei Varèse lagen/liegen und bei denen der Rekonstruktionsaufwand minimal ist, könnte hierfür ein erstes Anzeichen sein. Als spektakulär ist die Staffel, so rächt es sich dann, ja auch von den allerwenigsten hier empfunden worden ... Zum Thema "nicht ausverkauft ist scheiße": von den Speziallabels ist nun sicher nicht rein zufällig dasjenige über den Jordan gegangen, das lange Zeit die wenigsten Ausverkäufe bei vergleichsweise besonders hohen Kosten hatte: FSM.
  15. Schon, aber angesichts der neuen Eigentumsverhältnisse dürfte es Townsons Position nicht gerade stärken, wenn anderthalb Monate nach VÖ kein einziger der Club-Titel ausverkauft ist. Dass eine Edition mit 3000 Exemplaren wie SPARTACUS sich länger hält (= wenn weder der Name Goldsmith noch Williams draufsteht), sieht man ja an vergleichbaren Veröffentlichungen anderer Labels.
  16. Oho, da liege ich ja - mit einer Ausnahme - voll im Mainstream: FINAL FANTASY MICHAEL COLLINS TITUS ALIEN² FIRE WATER PAPER
  17. Ja: wenn die Zahlen stimmen sollten, läuft's für Bobby Townson derzeit gar nicht gut. So schlecht hat sich schon lange keine Club-Staffel mehr verkauft. ABYSS wird über kurz oder lang weg gehen, auch NEMESIS dürfte sich mittelfristig abverkaufen lassen, weil's immer etwas dauert, bis sämtliche Trekkies da draußen etwas von den erweiterten Fassungen mitbekommen - aber der Rest dürfte wirklich wie Blei in den Regalen liegen ...
  18. Abbados Berliner Beethoven ist sehr zu empfehlen, ein Mittelweg zwischen traditioneller Aufführungspraxis und den Ultra-Hipstern, jedoch ohne kompromisslerisch zu sein. Solltest Du das Anfangsinteresse einmal diskografisch umsetzen wollen, greife bitte nicht zu den eher flauen (und überteuerten) Studioeinspielungen, sondern zu diesem in Italien entstandenen Live-Set: http://www.amazon.de/S%C3%A4mtliche-Sinfonien-1-9-Ludwig-Beethoven/dp/B001795SH8/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1390311967&sr=8-1&keywords=abbado+beethoven Die Unterschiede im Grobverlauf sind minimal, in den Details und der vermittelten Musizierfreude dafür umso erstaunlicher.
  19. Vielleicht muss Colosseum nur nachbestellen - laut Varèse sind nämlich noch stolze 2510 NEMESIS-CDs zu haben. Habe NEMESIS inzwischen zweimal gehört: Trotz einiger Längen insbesondere in der ersten Hälfte, bin ich noch immer fasziniert: Was die melodische Konzeption angeht, die Anlage der widerstreitenden Motive (Transformation Shinzons, das Spiel mit dem Enterprise-Thema), ist das wirklich eine starke Arbeit - und auch kompositorisch gibt es ja einige brillant umgesetzte Einfälle ("Sacre"-Hommage in "The Mirror", "Final Flight", das auskomponierte Shinzon-Thema in den "End Credits" als Lamento, aber auch die ein oder andere Synthesizer-Textur). Die Filmabmischung ist übrigens in der Balance von Synthesizern resp. Schlagzeug und Orchester ("The Scorpion"), aber auch in der Räumlichkeit z. T. ("The Box") schon deutlich verschieden. Das Gemoser ob der Qualität des Booklets kann ich auch nicht nachvollziehen: Es ist zwar wegen der fehlenden Track-by-Track-Analysen nicht auf LaLaLand- oder FSM-Niveau, für VCL-Verhältnisse aber sehr gut ausgefallen. Die GNP-Veröffentlichung von INSURRECTION (print) wird hier mindestens erreicht; der Text von Jeff Bond ist analytisch weitgehend präzise und leuchtet die Motivarbeit sehr schön aus.
  20. Eine sehr, sehr traurige Nachricht! Auch wenn ich von derlei Superlativen wenig halte: Claudio Abbado galt vielen Kritikern und Hörern als der größte Allround-Dirigent unserer Zeit; zumindest den Rang des eindrucksvollsten Live-Dirigenten der letzten 15, 20 Jahre dürfte ihm niemand ernsthaft streitig machen - die Magie eines Abbado-Konzerts bringen selbst schäbige YouTube-Schnipsel noch deutlich rüber. Dem unkundigen Ohr sei vor allem sein letzter Mahler-Zyklus (teils Berliner Philharmoniker, z. B. http://filmmusikwelt.de/index.php?D=e1cdaf78a88652822a8be6d947caa32b&V=file&file=0, teils Lucerne Festival Orchestra) ans Herz gelegt; Abbado - in den letzten Jahren von seiner Krankheit schwer gezeichnet - präsentiert einen Mahler der Innensicht, von enormer emotionaler Deutlichkeit, berückend klangschön, aber nie gefühlsduselig. Man muss hier, von Krawall-Exegeten wie Bernstein oder Solti kommend, sicher zweimal hinhören, aber es lohnt unbedingt. Mein liebstes Abbado-Album war immer die Luzerner Kopplung von Mahlers Zweiter mit der vor furiosen, schäumenden Einspielung von LA MER - ohnehin meinen zwei liebsten Orchesterwerken der Jahrhundertwende (wenn nicht überhaupt ...): http://www.amazon.de/Sinfonie-2-Mer-Anna-Larsson/dp/B0002HN15W/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1390256862&sr=8-1&keywords=abbado+la+mer Dem filmmusikalisch vorgebildeten Publikum besonders empfohlen sei seine Einspielung der ALEXANDER NEWSKI-Suite (plus LEUTNANT KISCHE und der SKYTHISCHEN SUITE: http://www.amazon.de/The-Originals-Prokofieff-Elena-Obraztsova/dp/B000001GQC/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1390256277&sr=8-1&keywords=abbado+newski), für die er sich immer wieder eingesetzt hat. Klangtechnisch wie interpretatorisch brillant ist auch Abbados PETER UND DER WOLF, auch das sollte, im Verbund mit der unerhört spritzigen Einspielung der CLASSIQUE auf demselben Album (http://www.amazon.de/Peter-Wolf-u-Sting/dp/B000001GCF/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1390256318&sr=8-1&keywords=peter+wolf+abbado) für Filmmusikhörer genau das richtige sein. Die von Stempel erwähnte CD - die erste kommerzielle Aufnahme der NACHT AUF DEM KAHLEN BERGE in der für die unvollendete Oper "Der Jahrmarkt von Sorotschinzy" vorgesehenen Fassung - ist ebenfalls eine echte Großtat - wie auch Abbados Einspielung der Originalfassung des meist nur in der entstellenden Rimski-Korsakow-Instrumentation gespielten Werkes (LSO: http://www.amazon.de/Orchesterwerke-Claudio-Abbado/dp/B000003FBY/ref=sr_1_2?ie=UTF8&qid=1390256479&sr=8-2&keywords=abbado+nacht+auf+dem+kahlen) und die epochalen Aufnahmen der Opern Mussorgskis. Neben allen künstlerischen Meriten war Abbado eine auch menschlich eindrucksvolle Gestalt. Ihm ist, wie heute vielfach zu lesen war, maßgblich zu verdanken ist, dass fast so etwas wie demokratische Tugenden im Dirigentenberuf Einzug hielten, eine Kultur des Sich-Zuhörens. Höchst ehrenwert auch die wiederholten Bemühungen, ein neues Publikum zu erreichen: In den 60ern und 70ern hat Abbado gemeinsam mit Pollini und Nono die Neue Musik in die Werkhallen von Fiat getragen (Abbado war ein linker Intellektueller durch und durch und hat die Kulturvergessenheit der diversen Berlusconi-Regierungen bis zum Schluss gegeißelt). In den 80ern verordnete Abbado dann der Wiener Staatsoper eine Repertoirekur wie seit Mahler kein anderer - und nahm schließlich im Unfrieden seinen Hut. Fast unerreicht auch sein Engagement für den musikalischen Nachwuchs durch Neugründungen wie das Mahler Youth Orchestra, das Chamber Orchestra of Europe und das Orchestra Mozart. Dass er 2008 noch einmal für zwei Konzerte an die Scala zurückkehrte, ließ er sich von der Stadt Mailand dadurch bezahlen, dass 90.000 Bäume gepflanzt werden sollten. Das sollte Schule machen ...
  21. So war ja in etwa Horners Ansatz bei ENEMY AT THE GATES (okay, Ausgangspunkt waren eher die 11. Sinfonie, Sozrealismus und Rückgriffe auf die nationalrussische Schule des 19. Jahrhunderts). Das hat die Blut-und-Boden-Ideologie des Films aber eher noch unterstützt.Am Beispiel des Annaud-Films kann man aber auch sehen: Selbst wenn uns Badalamenti den Schostakowitsch machen würde, käme bei einem Film wie diesem jede Hilfe zu spät. Ob man - außer vielleicht im Dokumentarfilm - eine Sinfonie aus den 1940ern überhaupt noch sinnvoll für einen modernen Anti-Kriegsfilm verwenden kann, erscheint mir überhaupt zweifelhaft. Sehr viel einfacher scheint es, ihre Aussage durch entsprechend patriotische Filmbilder ins Gegenteil zu verkehren - so wie schon damals das Stalinregime die Kriegssinfonien als Sowjetpropaganda zu instrumentalisieren wusste.
  22. Ich danke Euch, ihr Lieben! Wünsche allen vorsorglich schon mal schöne Feiertage!
  23. Khazad-dum mag die größte aller Zwergenstädte sein, hat aber im Film eher die Dimension des größten aller Elbenpaläste (zugegeben, die Wandfarbe stimmt nicht). Ich glaube jedenfalls nicht, dass ein Zwerg, wie Tolkien ihn sich vorgestellt hat, eine derart riesige Halle irgendwie anheimelnd fände. Eher schon dürfte sie eine Agoraphobie auslösen. Aber das gehört nicht wirklich hierher und ist auch nur mein ganz persönliches Empfinden.
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