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Soundtrack Board

Sebastian Schwittay

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Alle Inhalte von Sebastian Schwittay

  1. Bartók: Die 6 Streichquartette Ich hatte ja lange Schwierigkeiten mit Bartóks sechs Streichquartetten, was vermutlich auch an den falschen Einspielungen lag. Mit dem Alban Berg Quartett auf EMI bin ich nicht warm geworden, aber ebenso wenig mit dem hochgelobten Takacs Quartet auf Decca (letzteres gilt im Falle der Quartette als Referenz, ich finde aber gerade die Klangqualität furchtbar). Nun habe ich eine Einspielung des Tokyo String Quartet aus der Bibliothek ausgeliehen und höre die Quartette plötzlich mit neuen Ohren. Das erste Quartett mit seiner Beethoven-Referenz gibt mir zwar immer noch wenig, auch das extrem spröde und hochkonzentrierte dritte Quartett ist immer noch nicht so meins. Aber gerade das 2. Streichquartett habe ich nun richtig lieben gelernt - läuft seit einigen Tagen beinahe in der Dauerschleife. Das dreisätzige Werk entstand in einer schwierigen Lebensphase Bartóks (1915-1917), in der zur Ablehnung seiner Musik von staatlicher Seite auch noch der erste Weltkrieg kam. Dennoch stehen neben herb-dissonanten Passagen auch wunderschöne, wenn auch teils gespenstische, "aus der Ferne" oder aus einer verblassten Erinnerung herübertönende Momente osteuropäischer Folklore, die Bartók aus seinen musikethnologischen Balkan-Reisen mitgebracht hat. Das dritte Thema des ersten Satzes, das in vielen Analysen als das am stärksten betonte Moment des Satzes bezeichnet wird, ist ein tolles Beispiel dafür. Hier ab 3:06, und später ab 8:10: http://www.youtube.com/watch?v=9J1-e2jFWf4 Der zweite Satz ist dann ein furioses Allegro, in dem Bartók ebenfalls osteuropäische Volksmusik verarbeitet. Der dritte Satz, ein gespenstisch-trauriges Lento, schließt das Quartett schließlich äußerst pessimistisch und düster ab. Zu den tollen Quartetten 4, 5 und 6 werde ich demnächst auch noch etwas schreiben, da habe ich mich mittlerweile auch "warmgehört". Trotz allem finde ich das 2. Quartett bislang ungeschlagen, meine absolute Nummer 1.
  2. Horror ist ja dieses Jahr eh nicht so dabei. Gibt einen Western (THE HOMESMAN), zwei Actionthriller (NOVEMBER MAN, THE COUP), ein urbanes Crime-Drama (THE DROP), eine Sci-Fi-Dystopie (THE GIVER) und ein Fantasy-Adventure (THE SEVENTH SON). Ultimative Genre-Vielfalt also mittlerweile für Beltrami.
  3. Eine wahre Schwemme momentan an Projekten für Beltrami. Hoffentlich erscheint das alles auch (recht bald) auf CD.
  4. Nichts gegen das Arbeiten mit dem Computer, ich nutze mittlerweile selbst oft mal ein Kompositionsprogramm. Aber in meinen Augen hat das Autograph immer noch einen unersetzlichen, ideellen Wert. Auch wenn ich mal einen Track im Notationsprogramm aufschreibe, erstelle ich danach immer noch eine handschriftliche Partitur - auch wenn sie eigentlich gar nicht mehr benötigt wird. Es fühlt sich einfach noch einmal eine Spur "echter" an.
  5. Du liebe Güte. Bin ich so ein böser Bubi, dass man mich nicht mal mehr in der Diskussion um eine grundsätzlichen Frage unterstützen darf? Sorry, Souchak, aber ich habe mit meinen Aufruf für eine maßstabsgerechtere und differenziertere Bewertung keinerlei persönliche Vorliebe geäußert, sondern auf einen belegbaren Sachverhalt hingewiesen. Und ich habe mit BLUE MAX bewusst einen "Weltklasse"-Score angeführt, der eben nicht zu meinen ganz persönlichen Lieblingen im Goldsmith-Oeuvre zählt, um etwaige Befangenheitsvorwürfe zu vermeiden - hätte ich persönliche Lieblinge angeführt, wären das nämlich eher Musiken wie TORA! TORA! TORA! oder THE ILLUSTRATED MAN gewesen. Schön gesagt. Ich denke mal, dass das leider in der immer noch weit verbreiteten Annahme wurzelt, dass Kunst (und speziell Musik) nicht mit festen Systemen funktioniert, die auch vom Nicht-Künstler nachvollzogen werden können. Dazu passt das populäre Bild des Künstlers als abgeschiedener Sonderling, der ganz in seiner eigenen Welt lebt und in Momenten von intersubjektiv unerklärbaren Anfällen von kreativer Eingebung ein Kunstwerk erschafft. Ist halt leider alles ziemlicher Blödsinn. Das klingt ja schon ganz anders (und netter). Und Anforderung ist der wissenschaftliche Umgang mit Musik hier natürlich nicht. Aber man darf ja noch hin und wieder dafür werben, oder? Ich weiß nicht genau, ob das noch vor deiner Zeit war, aber gerade im Klassik-Forum habe ich mit meinen Threads zu Dmitri Schostakowitsch, Charles Ives, Alfred Schnittke, etc., schon des Öfteren versucht, Interesse zu wecken und Leidenschaften zu entfachen. In diesem Umfang ist es mir zeitbedingt mittlerweile leider nicht mehr möglich. ______________ Zu VIVA ZAPATA!: Besonders mag ich an Norths Score, wie die relativ einfache 3/4- und 6/8-Rhythmik der Folklore-Themen in manchen Passagen geradezu undurchdringlich verkompliziert wird und damit auch die problematischen Facetten des Hauptcharakters versinnbildlicht werden. Überhaupt ist die psychologisch motivierte Themen- und Motivarbeit in diesem Score von einer unglaublichen Dichte und in ihrem Anspruch kaum hinter SPARTACUS oder CLEOPATRA anzusiedeln. Ich selbst mag die Goldsmith-Einspielung mittlerweile durchaus gerne, auch wenn die Tempi etwas breiter sind und der Klang etwas halliger ist. Ideal ist aber natürlich immer noch die Originaleinspielung, erschienen im Varèse Club. Auch klanglich für 1954 echt top:
  6. @ Markus: Ich bin da in der glücklichen Lage, dass meine eigene Meinung sehr oft deckungsgleich mit den Erkenntnissen der Expertise ist - liegt schlicht daran, dass formale und technische Vielschichtigkeit für mich wichtige Aspekte beim Hören sind und gerade die mich auch emotional mitreißen. In diesem Sinne jetzt ein absoluter Lieblingsscore im Player: VIVA ZAPATA! (Alex North)
  7. DEEP IMPACT war da trotz viel Kitsch durchaus der bessere Kometenfilm.
  8. Gut zu wissen, war mir nicht bekannt. Wie auch immer: die Langfassung finde ich - ähnlich wie Camerons ABYSS-Director's Cut - grausig zäh.
  9. Die sollten lieber mal eine Fassung in erträglicher Länge schneiden und die in HD veröffentlichen.
  10. Mir sieht das Cover der deutschen Edition irgendwie zu sehr nach Schulunterrichts-Sekundärliteratur-Cover aus. Domestiziert und kanonisiert - da bleibt vom Schrecken nicht mehr viel übrig.
  11. Davon habe ich mir vor einigen Tagen die wunderbare britische Blu-Ray von Eureka geholt - von der Aufmachung her natürlich ein ganz anderes Kaliber als die nicht gerade schön anzusehende deutsche Blu-Ray. NOSFERATU (F.W. Murnau, 1922) Zustimmung, die Arrow-Veröffentlichungen sind wirklich was Feines. Neu bei mir von Arrow: die Blu-Ray von Lucio Fulcis WOODOO - SCHRECKENSINSEL DER ZOMBIES / ZOMBIE 2 (1979). ZOMBIE 2 (Lucio Fulci, 1979) (Allerdings die Ausgabe im Plastik-Case, nicht das abgebildete Steelbook.) Weiterhin neu: ZEDER (Pupi Avati, 1983) Avatis HAUS DER LACHENDEN FENSTER (1976) gehört zu meinen liebsten italienischen Horrorfilmen, daher musste ZEDER - sein zweitbekanntester Beitrag zum Genre - nun auch her.
  12. Ich bleib beim E-Wort - wie da auf einer Schreiberin der TAZ rumgetrampelt wird, nur weil die hohle Kommerzialisierung der Berliner Fan-Feier kritisch beleuchtet wird, das stinkt schon übel nach "alten Zeiten".
  13. Viel schlimmer finde ich die allgemeine Reaktion der werten bundesdeutschen Bevölkerung auf kritische Stimmen zu diesem "Vorfall". Wenn man das nur irgendwie ansatzweise dümmlich und respektlos findet, wird man verbal ohne Umschweife zusammengeprügelt, nicht nur in den sozialen Netzwerken. Frei nach dem Motto: "freu dich über den WM-Sieg, oder du bist ein mieser Verräter." Deutschland im Jahre '14. Ekelerregend.
  14. Bitte nicht schon wieder was verschieben - geht immerhin um die Frage, ob Filmmusik rein konzertant aufgeführt werden sollte, oder eine Multimedia-Show mit Bildern legitim ist. Und Mephisto, so lächerlich und unsinnig finde ich BlasterBeams Anmerkungen nun tatsächlich nicht. Ich stehe der Aufführung von Filmmusik mit Bildern auch eher kritisch gegenüber. Sicher kann man damit argumentieren, dass die Musik schließlich fürs Bild komponiert wurde, aber wieviel der von uns geliebten Filmmusik ist im Film tatsächlich so auf das Bild gelegt, wie es der Komponist beabsichtigt hatte? Perfektes Timing ist sicherlich ein besonderer Kunstgriff, der in der Filmmusik (manchmal) wunderbar zum Tragen kommt, aber wenn ich mir so manches Meisterstück von Goldsmith in Verbindung mit dem Film ansehe, frage ich mich wirklich, was da im Schneideraum nachträglich noch alles abgegangen sein muss. Auch was die Haltung namhafter Orchester oder Dirigenten zur Filmmusik anbelangt - Zustimmung meinerseits, BlasterBeam. Wenn nicht gerade ein Filmmusik-Spezi wie Frank Strobel am Pult steht (oder eben der Filmkomponist selbst) gibt es doch im Konzertsaal tatsächlich kaum respekt- und liebevollen Umgang mit dem Filmmusik-Repertoire.
  15. Berlin ist leider zu weit weg für einen spontanen Besuch, aber Schnittke und Goldsmith als Vortragsthemen klingen schon äußerst interessant. Wer hingeht, der möge bitte berichten!
  16. Wie gesagt: zu lang ist das Album natürlich, aber das ist ja heutzutage leider normal. Bei entsprechender Kürzung finde ich das Gebotene allerdings schon recht gut. Sicher qualitativ nicht vergleichbar mit Goldsmith (6/6), auch nicht mit Elfman (4,5/6), aber ordentliche 3,5 von 6 Sternen (passagenweise kratzt es am vierten) würde ich da schon auspacken. Schön in jedem Fall die stilistischen (!) Anspielungen auf Goldsmith, wie ich schon mehrmals erwähnt habe. Was nicht heißt, dass es damit kompositorisch in der gleichen Liga spielt. BTW: Höre momentan (noch) über YouTube.
  17. Tot(!)analysieren lässt sich ein Film in dem textlichen Umfang, der bei (Print-)Filmrezensionen meist vorgegeben wird, eh nicht.
  18. Der Score zählt ohne Frage zu den bislang erfreulichsten Überraschungen des Jahres, aber "weltklasse" halte ich doch für schwer übertrieben bzw. wenig differenziert. Norths CLEOPATRA oder SPARTACUS sind weltklasse, sicher auch Goldsmiths BLUE MAX oder PLANET OF THE APES, aber ein Score, der "nur" das macht, was gute Musik selbstverständlicherweise auszeichnen sollte und an (bessere) Zeiten anschließt, in denen eben jenes Selbstverständliche auch noch selbstverständlich war - der ist nicht "weltklasse", sondern "gut". Ich plädiere demnach für eine gewisse Maßstabs-bewusste Wertung.
  19. Die Begründung dürfte einfach eine diffuse Bevorzugung eines speziellen Mediums sein. Kann ich ja auch bis zu einem gewissen Grad verstehen.
  20. Dass Serien nicht berücksichtigt werden, verstehe ich - aber was gegen TV-Filme spricht, weniger. Nur so, für den Fall, dass Christopher Gordon mal wieder mit einem Score wie SALEM'S LOT 2004 das ganze restliche "Kino-Soundtrack"-Jahr überstrahlen sollte....
  21. Bei SNOWPIERCER ist die Lage aber eindeutig. In den (ersten) Genuss des Scores sind wir vor ziemlich genau einem Jahr gekommen.
  22. Schuberts letztes Quartett in G-Dur in dieser Einspielung: Schubert: Streichquartette D87 & D887 Ich hatte bislang nur die (sehr gute) Einspielung des Auryn Quartetts, aber diese Aufnahme setzt da locker noch einen drauf. Unglaublich dynamisches Spiel des spanischen Cuarteto Casals, festgehalten in brillanter Klangqualität. Läuft in den letzten Tagen rauf und runter. Dicke Empfehlung! Ebenfalls enthalten ist das frühere Quartett Es-Dur - ein nettes, harmloseres Jugendwerk, das jedoch naturgemäß nicht an die unglaubliche Dichte und Intensität des G-Dur-Quartetts heranreicht.
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