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Alle Inhalte von Mephisto
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Kultur kostet Geld! Sie war schon immer teuer und das zu Recht, denn die Ausbildung eines Musikers ist langwierig und ein solcher sollte sich wie auch sonst niemand unter Wert verkaufen. Ein Orchester aus 85-100 Mann + Dirigent + Aufführungsort, Organisatoren und Urheberrecht ist nunmal kostspielig! Aber das darf natürlich nicht auf Kosten des Publikums gehen. stattdessen ist es auch die Aufgabe des Staates, sein Kulturgut zu schützen, zu pflegen und zu wahren. Momentan macht sich da eine äußerst unschöne Entwicklung breit, die gerade erst letzte Woche in der Fusionierung der beiden SWR-Orchester ihren ersten tragischen Höhepunkt hatte. Und was ein Konzert haben muss, damit ich hingehe? Ich gehe in ein Konzert, um mir einen schönen Abend zu machen und um mich weiter zu bilden. Nichts finde ich schlimmer als Programme, die aus den ewigen Schlagern der E-Musik bestehen. Für einen Abend mit Tschaikowskys Violinkonzert, Dvoraks Neunter Symphonie und Mendelssohns Hybriden-Ouvertüre gehe ich nicht aus dem Haus. Ebenso wenig für einen Klavierabend, in dem nur Beethoven-Sonaten gespielt werden. Ich möchte Neues und Unbekanntes kennen lernen und vor Allem auch am Puls der Zeit sein. Daher ist es mir sehr wichtig, dass auch endlich die Neue Musik (wie es bei der Filmmusik sein sollte) Einzug in die Konzertsäale hält und man auch mehr Ades, Salonen, Ligeti oder Lachenmann in einem philharmonischen Konzert hört. Auch unter den Spätromantikern gibt es viel mehr als die üblichen Verdächtigen. Unbedingt sollte mehr Langaard oder Brian gespielt werden! Und - Sammys-Ohren: Du möchtest später philharmonische Konzerte organisieren, hörst aber absolut nichts aus dem Bereich der E-Musik? Nicht nur, dass Du da wahnsinnig viel (wie die meisten hier) verpasst, auch, dass das Deine Möglichkeiten im Beruf später extrem einschränken wird. Von Organisatoren im Kulturbereich wird eine umfassende musikalische Allgemeinbildung gefordert, der Du Dich ja anscheinend fröhlich verweigerst.
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Eure Errungenschaften im Juli 2012
Mephisto antwortete auf Soundtrack Composers Thema in Filmmusik Diskussion
Also wer noch eins abzugeben hat!!! -
Davon gehe ich auch aus. Was den Schosti betrifft: Der wurde ja tatsächlich als Filmmusik in mehreren Filmen verwendet wie "Eyes Wild Shut". Das Werk von Schostakowitsch ist sehr groß. Ich empfehle Dir daher seine Fünfte Symphonie, da hörst Du dann auch Archilles die Mauern von Troja hinauf klettern Den Walzer finde ich sehr schick und hat eine schöne Atmosphäre, gehört aber natürlich zu den gefälligereren Werken. Der Gershwin ist halt sehr amerikanisch. Wie schon gesagt: Es ist unmöglich, Filmmusik und die sogenannte E-Musik zu trennen. Wer auf die Actionpassagen von "Poltergeist" steht, kann nicht allen Ernstes behaupten, er würde Stravinskys "Sacre du Printemps" nicht mögen. Als Beispiel einmalhier ein paar fiktive Konzertprogramme, wie ich sie mir wünschen würde (orientiert an der konventionellen Gestaltung Ouvertüre - Instrumentalkonzert/kürzeres Stück - Pause - Symphonie): Vorschlag I Doctor Merryheart (Brian) Fluch der Karibik III - Suite (RCP) Don Quixote (Strauss) Havergal Brian orientiert sich bei "Doctor Merryheart" an der Strauss'schen Tondichtung "Don Quixote". Da dieser bei Strauss durch das Cello dargestellt wird, ist eine Brücke zu "Fluch der Karibik" geschlagen. Vorschlag II Cutthroat Island - Suite (Debney) Sinfonia Antartica (Vaughan Williams) Moby Dick Cantata (Herrmann) Alle drei Stücke haben mit Wasser und Meer zu tun (man könnte auch "Waterworld" von James Newton Howard spielen) und für alle drei benötigt man einen Chor. Vorschlag III 2001 (abgelehnt) (North) Requiem (Ligeti) Christus Apollo (Goldsmith) In der ersten Hälfte hätte man Stücke, aus Kubricks Weltraumoper. Die Kantate von Goldsmith ist ebenfalls futuristisch. und ganz harter Tobak: Vorschlag IV Überlebender aus Warschau (Schönberg) Schindlers Liste - Suite (Williams) Song of Terrezin (Waxman)
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Die großorchestrale Filmmusik, die hier meistens gehört und gemocht wird, basiert auf der traditionellen spätromantischen Musik der (mittlerweile) vorletzten Jahrhundertwende. Abgesehen davon ist der Übergang zwischen den beiden Richtungen auch fließend: Ralph Vaughan Williams, Richard Strauss uns Schostakowitsch haben ebenso Filmmusik geschrieben wie Miklos Rozsa, Erich Wolfgang Korngold, Bernard Herrmann, John Williams, Jerry Goldsmith und James Horner Konzertwerke geschrieben haben. Komponisten haben ihre Filmmusiken in Konzertwerken eingebaut und umgekehrt. Und mal eine kurze Frage: was MACHT denn die Filmmusik aus der spätromantischen Symphonie? Ich vermisse auch sauber edierte Suiten von Filmmusik im Konzertbetrieb, aber ich war schon immer ein Gegner von puren Konzerten - egal, in welcher Richtung. Eine klassische Symphonie, ein barockes Konzert, eine spätromantische Tondichtung, zeitgenössische Musik und Filmmusik sollten innerhalb eines Abends gespielt werden, diese konstruierte Abgrenzung von Neuer Musik und den klassischen Meistern oder wie hier der Filmmusik und ihrer Wurzeln und Geschwister ist an den Haaren herbei gezogen.
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Diese Zeilen von einem Horner-Fan...
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Dann aber bitte nicht wundern, wenn Du wieder korrigiert wirst und wir auf die wahre "Neue Musik" verweisen: (wobei das jetzt auch gut 50 Jahre alt ist...)
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Danke für die Korrektur - wurde eingefügt
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Der tolle Mister Flim-Flam (The Flim-Flam Man) Der junge Curly desertiert von der Armee und befindet sich auf der Flucht. Er versucht, auf einen Zug aufzuspringen, der ihn weit weg bringen soll, doch als er gerade in den anfahrenden Zug klettern will beobachtet er, wie ein anderer Mann aus einem Viehwaggon geworfen wird. Curly fasst sich ein Herz, springt ab, hilft dem älteren gut gekleideten Mann auf und nimmt ihn mit in sein Versteck. Dort offenbart der Alte Curly seine Identität: Mordecai Jones ist ein alter erfahrener Trickbetrüger, der seinen gesellschaftlichen Auftrag in der Läuterung all jener sieht, die habgierig ihr Geld vermehren wollen. Für diese Tätigkeit braucht er öfters einen Partner und aus Geldmangel sowie Abenteuerlust schlägt Curly ein. Nachdem sie erfolgreich einen Ladenbesitzer und dessen Kunden mit einem Kartentrick über’s Ohr gehauen haben müssen die beiden fliehen und stehlen bald darauf das Auto der jungen Bonnie Lee Packard. Dadurch wird die Polizei auf die beiden Flüchtlinge aufmerksam sodass Jones eine zerstörerische Verfolgungsjagd durch die Stadt startet, in deren Verlauf das Fluchtauto komplett zerlegt wird. Nach einer geglückten Flucht in dem Lastwagen eines Schnapsbrenners gehen Jones und Curly weiteren Betrügereien nach. Dabei wird sich der junge Mann immer stärker der habgierigen Natur der Menschen bewusst. Da er sich außerdem in die schöne Peggie Lee verliebt hat, eröffnet er Mordecai Jones, er wolle aus der Branche aussteigen, doch soweit soll es nicht kommen. Schon am näcsten Morgen werden die beiden von Polizisten geweckt und abgeführt… Bevor Irvin Kershner seine Karriere mit „Star Wars Episode V: Das Imperium schlägt zurück“ krönte und nachfolgend „Sag’ niemals nie“ oder „Robocop 2“ drehte, entstanden unter seiner Regie Filme wie „Face in the Rain“oder „S*P*Y*S“, in denen Kershner seine Vorliebe für skurrile Charaktere und verschrobene Handlungen auf Zelluloid fasste. Auch „The Flim-Flam Man“ zählt zu diesen früheren kleineren Arbeiten, die allerdings das Potential des Regisseurs klar unter Beweis stellen. Mordecai Jones ist ein gewiefter Trickbetrüger, der seine Tätigkeit durch einen sich selbst auferlegten gesellschaftlichen Auftrag rechtfertigt. Dabei ist Jones kein durchgängig augenzwinkernder Charakter noch ein verbitterter alter Mann, der seinen Frust über menschliche Eigenschaften zerknirscht an seinen Opfern auslebt. In „The Flim-Flam Man“ steht ohne Frage der Spaß an erster Stelle ohne jedoch die einher gehende Melancholie und Ernsthaftigkeit vermissen zu lassen, sodass eine sehr ausgewogene Stimmung vorherrscht und letzten Endes mehr als ein Funken Hoffnung bleibt. Neben nachdenklichen Dialogen zwischen Jones und seinem Schüler Curly inszenierte Kershner ebenso wirkungsvoll wie witzig mehrere haarsträubende rasante Verfolgungsjagden, in denen klassische Slapstick-Elemente voll zum Einsatz kommen und einiges zu Bruch geht. Dabei stellen die Polizisten nie eine ernsthafte Gefahr dar sodass man sich voll und ganz an den zerstörerischen Schauwerten dieser Szenen ergötzen kann. Außerdem fängt der Film die Stimmung der ländlichen Gegen um Arizone in der Mitte der 60er Jahre mit tollen Landschaftsaufnahmen – insbesondere der Schienenfahrt“ – toll ein. George C. Scott ist mit seinen buschigen Augenbrauen und der tief brummelnden Stimme die ideale Besetzung für die Rolle des Mordecai Jones. Ihm zur Seite steht Michael Sarrazin als Curly, der mit dieser Rolle seinen ersten Filmauftritt hat und diesen sehr gut meistert. Sue Lyon überzeugt als engelsgleiche Bonnie Lee und Harry Morgan bietet einen grandios verbissenen und kernigen Kleinstadtsherrif. Insgesamt ist „The Flim-Flam Man“ eine charmante Gaunerkomödie, die neben Witz und Humor auch einige philosophische Inhalte transportiert. Zur Musik: Für die Musik zu „The Flim-Flam Man“ war Jerry Goldsmith verpflichtet, der in den 60er und 70er Jahren einige kleinere Dramen und Komödien mit amerikanisch-folkloristischem Lokalkolorit vertonte. Dabei griff Goldsmith meistens auf eine kleinere Orchesterbesetzung zu, die er um bestimmte Instrumente erweiterte. Hierzu zählt neben der Mundharmonika das Banjo, die Gitarre oder das Akkordeon und „The Flim-Flam Man“ nutzte der Komponist außerdem noch ein elektronisch verfremdetes Klavier, dessen sehr trockener Klang an alte Saloon-Pianos erinnern. Ein kleines Schlagwerkensemble bestehend aus Triangel, Holzblock, kleiner Trommel und Marimbaphon sorgt für rhythmische Unterstützung. Für den Protagonisten Mordecai Jones schrieb Goldsmith ein sehr verschmitztes Thema, das während des Vorspanns erst von der Mundharmonika über gezupften Kontrabass mit leichter Unterstützung des Akkordeons gespielt und anschließend von den Streichern übernommen wird. Die meisten melodischen Passagen werden von diesem Hauptthema bestritten, das im Verlauf der Musik verschieden variiert wird. Bei den rasanten Verfolgungsjagden hob Goldsmith zusätzlich zu den sichtbaren Slapstickelementen den Spaß an der Sache hervor indem er treibende Orchesterpassagen komponierte, die stark an Square-Dance-Musik erinnern und von dem Klavier garniert werden. Auch hier kommt oftmals das Hauptthema diesmal in heroischem Gewand in Form einer starken Hornmelodie zum Einsatz. Die Gespräche zwischen Jones und seinem Schüler Curly sowie dessen heimliche Treffen mit Bonnie Lee unterlegte der Komponist mit gefühlvollen Passagen, die von warmen Streicherklängen und zarten Holzbläsersoli geprägt sind. Ein weiteres musikalisches Glanzlicht stellt die Vertonung einer Szene dar, in der der erfinderische Mordecai Jones einen Truck wie einen Zug auf Schienen fahren lässt. Hier lässt Goldsmith durch eine mit Besen gespielte kleine Trommel klassische Zuggeräusche imitieren, über die er eine heitere Melodie legt. Insgesamt ist die Musik zu „The Flim-Flam Man“ eine sehr charmante und raffinierte Komposition, die über bloße Anbiederung an das amerikanische Volksidiom weit hinausgeht, ohne die musikalischen Wurzeln zu persiflieren. Dabei trifft Goldsmith stets den Nerv der vertonten Szene und verleiht dem unterhaltsamen Film ein entsprechend klingendes Gewand. Erstmals auf CD erschien die Musik auszugweise auf der streng limitierten Dinner-CD der Film Music Society, die später identisch von dem Tsunami-Label veröffentlicht wurde, bevor FSM eine vollständig autorisierte Fassung nachreichte (zusammen mit der stilistisch ähnlich gelagerten Musik zu „A Girl Named Sooner“). Der für diese CD neu erstellte Stero-Mix lässt die Musik trotz ihres hohen Alters sehr frisch und klar klingen, allerdings handelt es sich hier nicht – wie von FSM angegeben – um die vollständige Musik. Die Passage zu Curlys Flucht, die aus Reminiszenzen an die Verfolgungsmusik vom Beginn des Films besteht, aber um einen weit gröberen Kontrapunkt des Klaviers erweitert wurde, findet sich leider nicht auf dem Album, obwohl es gerade die sehr ruhige zweite Hälfte der Musik aufgelockert hätte. Das Booklet ist wie üblich sehr informativ, verzichtet allerdings leider auf die typische Analyse der einzelnen Stücke in Hinblick auf filmische Handlung, was besonders bei unbekannten Filmen dem Hörgenuss sehr zuträglich ist. Abgesehen von diesen beiden minimalen Kritikpunkten ist „The Flim-Flam Man“ eine sehr zu empfehlende Musik, die in keiner Goldsmith-Sammlung fehlen sollte und auch vielen anderen Filmmusikfreunde Freude bereiten dürfte.
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Wie ist denn das bei "Masters of the Universe"?: War das Varèse-Album ein Zusammenschnitt der Filmaufnahmen oder eine Neu-Einspielung?
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- Intrada
- Charles Bernstein
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Lilien auf dem Felde (Lilies of the Field) Der Tagelöhner Homer Schmidt sucht an einem heißen Tag in Arizona eine kleine Farm auf und bittet um Kühlwasser für sein Auto. Der kleine Hof wird von fünf deutschen katholischen Nonnen betrieben, deren Oberin in Homer einen von Gott gesandten sieht. Sie ist überzeugt, dass der Besucher die Antwort auf die vielen Gebete nach einem starken Helfer ist, der die Farm wieder in Stand bringen soll. Nach einigen Überlegungen stimmt dieser aus Geldmangel zu, das lecke Dach des Wohnhauses neu zu decken, doch als dieser am Abend um die Bezahlung bittet, wird er enttäuscht. Nach einem kläglichen Frühstück am nächsten Morgen offenbart ihm Oberin Teresa ihr wahres Anliegen: Einst stand auf dem Grundstück der Farm eine kleine Kapelle, die nun wieder errichtet werden soll. Smith lehnt ab und will sich auf den Weg in die nächstgelegene Ortschaft machen, allerdings bittet ihn die Oberin, sie und eine weitere Schwester mit zu einem dort ansässigen Bauunternehmen zu fahren. In dem Glauben, die sei der letzte Dienst, macht Smith keine Einwände. Die Nonnen erzählen dem Chef der Baufirma – Mr Ashton – von ihrem Plan und dieser bietet dem Gelegenheitsarbeiter einen Job an, macht sich allerdings gleichzeitig über das Vorhaben, alleine eine Kapelle bauen zu wollen lustig. In seiner Ehre gekränkt entscheidet sich Homer aus Trotz um und beschließt, die kleine Kirche zu errichten, nicht ahnend, auf was er sich alles einlässt… Sidney Portier gewann für seine Darstellung des Homer Smith als erster schwarzer männlicher Hauptdarsteller den Oscar. Abgesehen von diesem historischen Ereignis ist die ein Jahr nach der gleichnamigen Romanvorlage entstandene Verfilmung von Ralph Nelson ein gefälliger Film, der seine Kernelemente Gottvertrauen und Nächstenliebe in erfrischend heiteres Gewand kleidet. Auch heute noch fällt positiv auf, dass „Lilien auf dem Felde“ wohltuend an der Oberfläche bleibt und die zwischenmenschlichen Aspekte im Vordergrund stehen. Dabei werden religiöse Inhalte nie mit der Keule eingedroschen, vielmehr bieten sie die Grundlage für heitere Szenen, zum Beispiel als Smith die Oberin mit einem Bibelzitat zu überzeugen versucht, ihn zu bezahlen und sie mit vier anderen Versen antwortet, die von Homer eine selbstlose Haltung fordern. Außerdem versucht niemand den anderen von seinen Ansichten zu überzeugen, wird Smith als Baptist von den Nonnen trotzdem als von Gott gesandt angesehen. Allerdings braucht der Film ungefähr eine Viertelstunde Vorlauf, bis er sich voll entfaltet, das erste Abendessen mit den ständig durcheinander schnatternden Nonnen ist um Einiges zu lang geraten. In der Tat trägt Sidney Portiers augenzwinkernde Darstellung des Homer Smiths sehr viel zum Gelingen des Films und seiner heiteren warmen Atmosphäre bei. Dem lockeren und verschmitzten Tagelöhner steht die strenge Oberin gegenüber, die überzeugend von Lilia Skala gespielt wird. Stanley Adams als gutmütiger Kneipenwirt Juan macht ebenfalls eine große Figur – im wahrsten Sinne des Wortes. Insgesamt ist „Lilien auf dem Felde“ auch heute noch ein überraschend kleiner und feiner Film, der auch heute noch oft zum Schmunzeln anregt. Zur Musik: Für die musikalische Untermalung des Films wurde Jerry Goldsmith verpflichtet, der seinen Ruf als äußerst kreativer Filmkomponist in den frühen 60er Jahren mit Musiken wie „Freud“ und „Lonely are the Brave“ gefestigt hatte. Oftmals wich er dabei von der konventionellen Besetzung eines Orchesters ab und stellte für jeden Film einen individuellen Klangkörper zusammen, so auch bei „Lilien auf dem Felde“: Das schmal besetzte Orchester enthält kein Schlagzeug und das Blech wird nur durch eine Trompete und eine Posaune repräsentiert wird. Stattdessen erweiterte der Komponist die Besetzung um folkloristische Instrumente wie Mundharmonika, Gitarre und Banjo, die den Geist der ländlichen Gegend und der Mentalität Homers musikalisch einfangen sollen. Die monothematisch angelegte Musik basiert auf dem im Film von Portiers Charakter gesungenen „Amen“. Portier war übrigens so unmusikalisch, dass dieser nur die Lippen zum Gesang von Jester Hairston bewegte. Dieses Thema erklingt im Score oft beschwingt in der Mundharmonika mit volkstümlich simpler Begleitung im gezupften Bass und dem Banjo sowie sanfter Streicherunterstützung. Goldsmith komponierte außerdem zwei Kontrapunkte zu dem Hauptthema, die allerdings auch als eigenständige Melodien fungieren und in ruhigeren Passagen entweder vom Banjo gezupft oder der Trompete intoniert werden. Die Musik ist wie der Film von einem heiteren Charakter geprägt und spiegelt viele komödiantische Elemente wider, sodass z. B. Homers Gähnen in Form einer lässigen Posaunenfigur musikalisch gedoppelt wird. Da Goldsmith ungefähr ein Drittel des Films mit Musik unterlegte wurde für die zum Filmstart erscheinende LP fast die vollständige Musik chronologisch auf das Album gepresst. Diese um ungefähr vier Minuten gekürzte Fassung ist dreimal auf CD veröffentlicht worden, zuletzt 2012 von Perseverance Records in einer auf 3000 Stück limitierten Edition. „Lilien auf dem Felde“ schlägt in dieselbe Kerbe wie „The Flim-Flam-Man“, „A Girl Named Sooner“ oder entsprechende Passagen aus „The Travelling Executioner“ und ist ein äußerst gelungener und beschwingter Ausflug des oftmals strengen und modernistischen Goldsmiths in folkloristische Gefilde, der ohne Frage gute Laune macht.
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Das liest sich ja tatsächlich gar nicht mal so wenig versprechend
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Liebe Filmmusiksammler! Heute gab das Label Kritzerland Records die Wiederveröffentlichung von Leigh Harlines "Enemy below" bekannt, die vorher bei Intrada erschien. Ich bin nach wie vor auf der Suche nach der Intrada-CD! Wer also die Musik mag, aber nicht an der Intrada hängt, die Bonus-Stücke nicht braucht oder vor Allem Interesse an der zusätzlich auf die Kritzerland-CD gepressten Musik Harlines zu "The Wayward Bus" hat, möge sich bitte bei mir melden! Ich werde dann eine Kritzerland-Edition bestellen und dem betreffenden zuschicken! Als Gegenleistung erwarte ich eine Intrada-CD von "Enemy below"! Vielen Dank für Euer Interesse!
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Träumende Lippen (A Patch of Blue) Die 18-jährige blinde Selina D'Arcey wohnt mit ihrer Mutter Rose-Ann, die als Prostituierte arbeitet und ihrem alkoholsüchtigen Großvater in ärmlichen Verhältnissen. Während letzterer sich meistens in seine eigene Welt des Rausches flüchtet, lässt Rose-Ann ihren Frust über sich selbst an ihrer wehrlosen Tochter aus. Ohne Schulbildung und von der Außenwelt isoliert, kümmert sich die junge Frau um den Haushalt und verdient für die kleine Familie etwas Geld dazu, indem sie Perlenketten für Herrn Faber aufzieht. Dieser nimmt sie eines Tages mit in einen nahe gelegenen Park und die vielen verschiedenen Eindrücke eröffnen Selina eine völlig neue Welt. Ihr gelingt es, ihre Mutter und ihren Großvater zu überreden, am nächsten Tag wieder mit Herrn Faber in den Park gehen zu dürfen. Während sie unter einem Baum sitzt und Perlen auf die Schnüre zieht fällt ihr eine Raupe in den Nacken. Dem vorüber gehenden schwarzen Geschäftsmann Gordon gelingt es, der panischen Selina die Raupe aus dem Blusenkragen zu entfernen und zwischen den beiden entwickelt sich ein Gespräch. Gordon erfährt von dem Unfall, der sie erblinden ließ, und empfindet Mitleid. Wenig später kommt er mit Essen zurück in den Park und schenkt Selina eine Sonnenbrille. Die junge Frau fasst schnell Vertrauen zu dem Unbekannten mit sanfter Stimme und auch dieser empfindet schnell freundschaftliche Gefühle. Von nun an treffen sich die beiden jeden Tag im Park und Gordon lehrt Selina, sich im Alltag zu recht zu finden, über die Straße zu gehen und einzukaufen. Als er sie in seine Wohnung nimmt, eröffnet Selina Gordon, dass sie ihn liebt und möchte sogar mit ihm schlafen. Doch dieser lehnt ab, denn die junge Frau weiß nichts von seiner Hautfarbe, die eine unmögliche Hürde für die Beziehung der beiden darstellt… Die 1965 entstandene Verfilmung von Elizabeth Katayamas erstem Roman „Be Ready With Bells and Drums“ behandelt ein für die damalige Zeit sehr heikles Thema und „A Patch of Blue“ verfügt natürlich über eine gewisse Portion Elendskitsch, der – wenn nicht ausschließlich – auch der Zeit geschuldet ist. „A Patch of Blue“ wird hauptsächlich durch die inhaltlichen und äußeren Gegensätze strukturiert. Es gibt nur Gut und Böse, die Außenseiter gegen die Gesellschaft, Liebe gegen Hass. Sämtliche Charaktere sind hundertprozentige Stereotypen allen voran natürlich die völlig unschuldige und naive Protagonistin und ihre garstige hasserfüllte und frustrierte Mutter. Auch Gordon ist ein klassisches Abziehbild des Gutmenschen, selbstlos und gleichzeitig wegen seiner Hautfarbe ein Verfolgter der Gesellschaft, ein personifizierter Appell, auf innere Werte zu achten und zur Toleranz mahnend. Nicht nur zwischen den Menschen, auch in ihrer Umwelt spiegelt sich der krasse Gegensatz wider: Auf der einen Seite die Natur, der Park gegen das laute urbane Treiben. Während die Wohnung der D’Arceys ein tristes Loch bildet, in dem nur getobt, gezetert und geschrieen wird, ist Gordons geschmackvoll und modern möbliertes Apartment das Spiegelbild. Doch trotz all dieser Klischees, dem unterschwelligen Pathos und der zelebrierten Nächstenliebe vermag der Film – vielleicht gerade deshalb – zu berühren. Regisseur Guy Green erzählt die Geschichte um Gordon und Selina sehr ruhig, konzentriert sich auf die positiven Aspekte der Geschichte und versinkt nicht in einer resignativen Bitterkeit. Der lautstarke Eklat zwischen Rose-Ann und ihrem Vater verliert sich zum Beispiel nicht in anwiderndem Hass sondern schwingt in fast komödiantische Richtung, als sich die Nachbarn erst einmischen, um die beiden Streithähne zu beruhigen, letzten Endes allerdings sich selbst fast an die Hälse springen. Ein weiterer interessanter Aspekt ist, dass der Film in schwarzweiß gedreht wurde und man sich so immerhin zum Teil in die Protagonistin hinein versetzen kann. Als sie mit ihrem Großvater in den Park geht und ihn nach der Farbe der Bäume fragt, kann auch der Zuschauer selbst diese nicht erkennen. Auch die Darsteller tragen einen großen Teil zu der Wirkung des Films bei: Sidney Portier spielt wie gewohnt sehr zurückhaltend und verleiht Gordon etwas Nobles und Würdevolles. Die junge und sehr begabte Elizabeth Hartman bietet als Selina mit ihrem kindlich-naiven Verhalten voller Gutmütigkeit den entsprechenden Gegensatz. Shelley Winters gewann für ihre Leistung als Rose-Ann sogar den Oscar für die beste Nebendarstellerin und schafft sie es, ihre Rolle überzeugend zu spielen, ohne unangenehm zu übertreiben. Auch Wallace Fords Ol’ Pa ist sehr glaubwürdig. Ford verleiht der Rolle etwas Tiefgang, indem er nicht nur den alten Trunkenbold spielt, sondern klar erkennen lässt, dass dieser mit sich selbst überfordert ist. Insgesamt ist „A Patch of Blue“ ein sehr gefühlvoller Film, dessen wertvoller Aufruf zu mehr Toleranz zwar nicht immer einfallsreich umgesetzt, dafür aber berührend und nachvollziehbar wird. Zur Musik: „A Patch of Blue“ brachte Jerry Goldsmith die zweite Oscarnominierung nach „Freud“ (1962) ein und tatsächlich stellt diese Musik im frühen Schaffen des Komponisten ein Juwel dar. Dem Grundton des Films entsprechend wählte er einen sehr ruhigen Ansatz und besetzte ein kleines fast kammermusikalisches Ensemble aus Streichern, Holzbläsern, Harfe, Schlagzeug, Klavier, E-Bass und Mundharmonika. Die Musik geht von einem Thema aus, dem drei Elemente zu Grunde liegen: Zwei Mundharmonika-Akkorde fangen die Rahmenintervalle der Melodie ein und eine fast tänzerisch anmutende repetive Figur im Klavier bildet den Kontrapunkt zu einer zarten Streichermelodie. Dabei spielt der Klavierkontrapunkt eine gleichbedeutende Rolle wie das Hauptthema und erklingt besonders in den dramatischen Höhepunkten als verzweifeltes Motiv kraftvoll in den Kontrabässen oder fungiert in zarter Gestalt als eigene Melodielinie. Im Verlauf der rund halbstündigen Musik variiert und kombiniert Goldsmith seine Elemente und schafft eine äußerst gefühlvolle, intime und zurückhaltende Musik, die sehr im Gegensatz zu den im selben Jahr entstandenen Kriegsfilmmusiken oder modernistischen Beiträgen des Komponisten zum Thrillergenre dieser Zeit steht. Oft erklingt das sangliche Hauptthema in den Holzbläsern über warme Streichakkorde und Harfenarpeggien, umspielt die Mundharmonika die Klavierfigur. Neben den beiden etwas kraftvolleren Passagen für Selinas eigenständig unternommene Läufe durch die Stadt komponierte Goldsmith außerdem eine kurze leicht modernistische Passage für die Schilderung von Selinas Unfall. Ein stets repetierter Ton in der Harfe bildet hier das Fundament für eine leise tröpfelnde Celesta-Linie über der sich ein anschwellendes und plötzlich abreißendes Cluster in den Streichern bildet. Außerdem komponierte Goldsmith zwei gefällige Radio-Source-Musiken für Jazz-Ensemble und Rock’n’Roll-Besetzung. Da die Filmmusik fast eine halbe Stunde dauert wurde sie nahezu vollständig für das zum Filmstart erscheinende LP-Album veröffentlicht, das später zusammen mit der Musik zu „David & Lisa“ von Mark Lawrence und hierzulande bei Tsunami mit der LP-Aufnahme von Goldsmiths „Patton“ auf CD erschien. 1997 veröffentlichte Intrada schließlich die komplette Musik in chronologischer Reihenfolge. Da die Aufnahmen von den originalen Masterbändern abgenommen wurden, ist die Klangqualität für das Alter hervorragend und ein sehr informatives Booklet über Film, Komponist und die Musik rundet die Veröffentlichung ab. Leider ist die CD seit einiger Zeit vergriffen und es ist zu hoffen, dass die Musik zu „A Patch of Blue“ bald wieder erhältlich ist, denn Jerry Goldsmith schrieb hier eine wundervolle zurückhaltende Drama-Musik, deren musikalische Raffinesse und emotionale Wirkung die zu einem der ganz großen Einträge im Schaffen des Komponisten macht.
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Nachdem ich mich die letzten Wochen und Tage sehr mit der Musik auseinander gesetzt und auch den Film gesehen habe, möchte ich nun eine abschließende Feststellung machen, die einigen hier vielleicht dienlich sein könnte. Was den Klang angeht, unterscheiden sich die Club-CD und die Intrada deutlich, wobei letztere ein bisschen vielschichtiger und detaillierter daher kommt, dafür aber auch viel schärfer klingt. Die Club-CD vermittelt einen sehr räumlichen Eindruck, wirkt etwas weicher aber auch dumpfer. Es ist so gut wie unmöglich, die Club-CD einfach mit den Bonus-Stücken der Intrada "aufzufüllen", um ein vollständiges Programm mit überwiegend weicherem Klang zu haben, denn dazu sind die Unterschiede einfach zu groß und der Höreindruck ist auf Dauer nicht homogen. Die Intrada-CD enthält im Gegensatz zur Club-CD die vollständige Filmmusik. Hier ist es im Nachhinein wieder mal ärgerlich, dass Varèse einige interessante Stücke unter den Tisch fallen ließ und sich nicht ansatzweise dazu äußerte. Ein einfaches "Es gibt noch mehr Musik, aber wir haben die Bänder nicht gefunden" hätte gereicht. Was "A crushing Affair" betrifft - das erklingt im Film an Stelle von "Death of a coolie", ist sozusagen die "Filmversion". Es ist unverständlich, warum sich im Intrada-Booklet nicht dazu geäußert wird, warum dieses Stück nur mit Effektspur erhalten geblieben ist. Außerdem betreibt die Intrada leichten Etikettenschwindel wenn es um "Restless Months" geht: Auch die alternative Fassung auf CD zwei wurde schon einmal teilweise veröffentlicht - nämlich auf der Club-CD. Da wurden unter dem Titel "State of Siege" der Anfang der alternativen Fassung vor die Filmversion gehängt, weswegen das Stück auch länger als die beiden Fassungen auf der Intrada sind. Insofern ist die alternative Fassung nicht "Previously unreleased" sondern "Contains Music Previously Unreleased". Aber gengu der Erbsenzählerei! Intrada hat eine großartige Veröffentlichung einer ungeheuer wichtigen Goldsmith-Musik produziert, die bei jedem (zum eigenen Wohl) im Regal stehen sollte!
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Ich höre gerade folgendes Album...(Teil 2)
Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Filmmusik Diskussion
Gern geschehen Was Jerry z. B. bei "Inchon" gelungen ist, schlug bei "Rambo" fehl: Ein gut fließendes, abwechslungsreiches Höralbum zu erstellen. Ich habe mir nach dem Kauf der Varèse-CD den Film angesehen und festgestellt, dass da nichts auf seinem chronologischen Platz ist und das Album auseinander geschnitten und richtig sortiert. Wie groß war dann meine Freude, als ich von der Intrada-Fassung erfuhr, auf der die Musik vollständig und unangetastet veröffentlicht wird - dann noch besserer Klang, was will man mehr? Ich kann mir vorstellen, dass diese Musik für viele, die den Score nur vom Album-Schnitt kennen und nicht so gerne mögen, die Partitur in der Intrada-Version ganz anders wahrnehmen. Wenn dem nicht so sein sollte, kann man immernoch auf CD 2 zurück greifen: eine Win-Win-Situation -
Ich höre gerade folgendes Album...(Teil 2)
Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Filmmusik Diskussion
Ich finde weniger die fehlenden paar Minuten entscheidend als den stimmigen chronoligschen Ablauf der Stücke, der auf dem Album durcheinander geworfen wurde. Neben der Kombination unterschiedlichster Stücke wurden auch zusammen hängende Passagen über das ganze Album verteilt, wie der brachiale Schlagzeug-Marsch. Ich spreche mich auch deshalb und nicht nur wegen der viel besseren Klang-Qualität für das Intrada-Album aus! -
Kanonenboot am Yangtze-Kiang (The Sand Pebbles) Jake Holman ist Maschinist und tritt seinen Dienst auf dem kleinen Kanonenboot – der “San Pablo” – an, da er lieber für sich alleine arbeitet. Auf der Fahrt von Peking zur San Pablo lernt er auf einem Dampfschiff den Missionar Jameson und die junge Shirley Eckart kennen, die als Lehrerin in der Mission des Predigers arbeiten wird und mit ihrem Idealismus das genaue Gegenteil zu dem zynischen und abgeklärten Holman darstellt, der Maschinen der menschlichen Gesellschaft vorzieht. Jameson und Eckart begeben sich zu der Mission in China Light, während Holman auf der „San Pablo“ eintrifft. Schon bald muss er feststellen, dass es dort nicht wie auf anderen Kanonenbooten zugeht: Während chinesische Arbeiter – so genannte „Kulis“ die Arbeit der Matrosen übernehmen, faulenzt die amerikanische Besatzung den ganzen Tag. Holman, der mit Leidenschaft Maschinist ist, sagt dieses Prinzip gar nicht zu und schon am ersten Tag kommt es zu einem Konflikt zwischen ihm und Chien, dem Aufseher der Maschinenkulis. Als Chien bei einer Testfahrt des Schiffs durch einen Fehler der Maschine ums Leben kommt, wird die Mannschaft misstrauisch und um die anderen Kulis nicht zu verärgern muss Holman einen neuen anlernen: Po-Han. Trotzdem ist das Verhältnis zwischen dem Maschinisten und der Mannschaft – bis auf Frenchy, einem Matrosen – gespannt. Frenchy hat eine Beziehung mit Mai-Li, einem Animiermädchen in einer Bar, die vor der Prostitution rettet. Die politische Situation im Land verschärft sich währenddessen und die „San Pablo“ erhält den Befehl, stets neutral zu bleiben und keine Waffen zu gebrauchen, denn die nationalistischen Parteien betrachten die Kolonialmächte als Bedrohung und werden immer gefährlicher. Als eines Tages Po-Han von seinen Landsmännern vor den Augen der Besatzung brutal gefoltert und von Holman schließlich mit einem Schuss erlöst wird, beschließt Kapitän Collins, die Mission zu evakuieren und bringt ihre Bewohner in die Botschaft von Chang-Sha. Bei der Ankunft von Chang-Sha wird die „San Pablo“ gezwungen, den ganzen Winter im Hafen zu verbringen, da rebellische Chinesen das Schiff blockieren. In dieser Zeit treffen sich Jake und Shirley erstmals seit der Dampfschifffahrt wieder und bei beiden wachsen ernsthafte Gefühle, doch Jake macht ihr deutlich, dass ihre Beziehung keine Zukunft hat. Währenddessen heiratet Frenchy Mai-Li, die er im Winter heimlich besucht und sich durch das kalte Hafenwasser den Tod holt. Anshcließend wird Mai-Li tot gefunden und Holman, der am Tag nach Frenchys Tod einen Botengang auf dem Festland erledigen sollte, für den Mord verantwortlich gemacht. Die Situation für die Besatzung scheint aussichtslos… Obwohl Richard McKennas Roman aus dem Jahre 1962 keinen Bezug zu historischen Tatsachen hat und rein fiktiver Natur ist, wurde der Vietnam-Krieg beim Erscheinen des Films 1966 oft erwähnt. McKenna hatte selbst in den 30er Jahren auf einem Patrouillenboot in China gedient. Robert Wise wollte das Buch direkt Verfilmen, doch mehrere Schwierigkeiten wie die Suche nach einem Hauptdarsteller und Zweifel von Seiten der Produzenten bei 20th Century Fox verzögerten die Produktion. In der Zwischenzeit drehte Wise für das Studio „The Sound of Music“ – einen der erfolgreichsten Filme der 60er Jahre, sodass ihm endlich für „The Sand Pebbles“ grünes Licht gegeben wurde. Nach dem Erfolg von „The Great Escape“ bekam Steve McQueen die Rolle Jake Holmans und setzte nach dem Film für zwei Jahre aus, da sich die Dreharbeiten als sehr anstrengend erwiesen. Der Film wurde in Taiwan und Hong Kong gedreht, allerdings erwiesen sich die Dreharbeiten wegen starkem Regen und einem technischen Unfall als sehr schwierig. Steve McQueen wurde nach der Rückreise krank und somit verzögerten sich auch die Dreharbeiten in Hollywood für die Innenaufnahmen. Trotz all dieser Probleme und Hürden, die Stab und Besetzung zu überwinden hatte, ist „The Sand Pebbles“ auch heute noch ein äußerst eindrucksvolles Filmerlebnis. Brillant fotografiert, aufwendig in Szene gesetzt und mit hervorragenden Schauspielern besetzt beleuchtet der Film Einzelschicksale in einer bedrohlich politisch unruhigen Umgebung, wobei durchgehend von Pathos, Vorurteilen, überzeichnetem Nationalismus und Patriotismus wohltuend Abstand gehalten wird. Die handelnden Personen sind allesamt menschlich mit all ihren Schwächen und Stärken, nie Klischees. Der Film spricht sich deutlich für Menschlichkeit und Frieden aus, ist vom Regisseur nüchtern und realistisch in Szene gesetzt und rutscht niemals in geschmacklosen Kitsch ab. Neben der tadellosen Arbeit hinter der Kamera tragen auch die Darsteller viel zu dem Gelingen des Films bei – allen voran Steve McQueen, dem seine Rolle als zynischer Einzelgänger Jake Holman seine einzige Oscarnominierung einbrachte. Die junge Candice Bergen als Shirley Eckart beeindruckt im jungen Alter von 19 Jahren und Richard Attenborough spielt einen wohltuend fröhlichen Fenchy, dem man seine Liebe zu der Chinesin Mai-Li voll und ganz abnimmt. Diese wird übrigens von Emmanuelle Arsan gespielt, die später für ihre „Emanuelle“-Romane und deren Verfilmung berühmt wurde. Richard Crenna, der vorher hauptsächlich in Komödien zu sehen war, scheint die Rolle des militärisch strengen und idealistischen Kapitän Collins geradezu auf den Leib geschrieben zu sein. Seine berühmteste Rolle – Sam Trautman in den „Rambo“-Filmen – scheint hier ihren Ursprung zu haben. „The Sand Pebbles“ ist ein filmisch sowie darstellerisch großartiges Werk, dessen aufwendige Inszenierung mit großen Schauwerten sowie einer wertvollen Botschaft absolut sehenswert ist. Zur Musik: Eigentlich war Alex North als Komponist für den Film vorgesehen, doch störte der sich an der heftigen Gewaltdarstellung, sodass er den Auftrag seinem Schützling Jerry Goldsmith übergab. Dieser hatte sich in den Jahren zuvor bereits einen renommierten Namen als Film- und Fernsehkomponist gemacht und vier Jahre zuvor seinen ersten großen Kinofilm – „Lonely Are the Brave“ – vertont. Von einem modernistischen Stil geprägt, setzt er Musik oft sparsam ein und machte von für jeden Film individuell zusammengestellten Besetzungen Gebrauch, doch „The Sand Pebbles“ benötigte einen anderen Vertonungsansatz. Für den rund 180 Minuten langen Film komponierte Goldsmith 70 Minuten mit einem großen Orchester. Mit der Vertonung von Filmen mit in Asien angesiedelter Handlung war der Komponist durch „The Spiral Road“ vertraut und „The Sand Pebbles“ erweist sich neben „Tora! Tora! Tora!“ als sein bester Umgang mit asiatischen Elementen in seinem Werk, da das musikalische Lokalkolorit niemals platt und klischeehaft daher kommt, sondern stets raffiniert ausgearbeitet und in die westliche leicht modernistische Klangwelt der Partitur eingeflochten ist. Die Musik kommt zudem nie in vollem Tutti daher, stattdessen setzt Goldsmith nach seiner kammermusikalischen Vorliebe die verschiedenen Instrumentengruppen des Orchesters in immer frischen Kombinationen ein, die Musik orientiert sich konzeptionell allerdings an der themenreichen Tradition des Golden Age. Im Mittelpunkt steht eine liebliche Melodie für die Beziehung zwischen Jake und Shirley, die später auch als Song vermarktet wurde. Die ersten vier Töne des Liebesthemas sind ein motivischer Kern, von dem aus der Komponist in zwei verschiedene Richtungen geht, denn auch die „San Pablo“ erhält ein eigenes Thema, dessen erste vier Töne sich mit dem Anfang Liebesthemas decken. Holmans Zuneigung für die junge Lehrerin und seine Hingabe für die Maschinen sind so musikalisch miteinander verknüpft. Für Frenchy und Mai-Li setzte Goldsmith eine eigene, pentatnoisch stark eingefärbte Melodie ein, die ihren Ursprung allerdings in der TV-Musik zu der „Perry Mason“-Folge „The Case of the Blusshing Pearls“ hat, die dort sie die weibliche asiatisch-stämmige Protagonistin charakterisierte. Eine äußerst wichtige Funktion nimmt außerdem das klassische Seufzermotiv der kleinen Sekunde ein, das Goldsmith zu einem viertönigen Motiv ausarbeitete und als musikalische Keimzelle für einen der Höhepunkte seiner Vertonung verwendete: „Death of a Thousand Cuts“. Nachdem Holman seinen Freund Po-Han getötet hat, spiegelt die Musik in der ewigen Wiederholung des Seufzermotivs Holmans Verzweiflung eindrucksvoll wider und mündet in einer fast konzertanten Steigerung in einem dissonanten Aufschrei aus Trauer und Schmerz. Goldsmith setzt dieses viertönige Motiv sonst nur noch zweimal in der ganzen Musik ein. Auch die Actionpassagen klingen voll und ganz nach dem Komponisten, sind raffiniert gefertigt und verlieren sich nie in großorchestralem Bombast oder Chaos. Stattdessen setzt Goldsmith hier schon seine ostinativen Streicherakkorde und grummelnden Klavierläufe ein, die später so bezeichnend für seine Actionmusik werden sollten. Besonders beeindruckend ist auch die Musik zum Showdown, in der der Komponist über 8 Minuten eine streng durchorganisierte und unglaublich dichte von Motivpartikeln durchzogene Klangschichtung über lange Zeit entwickelt und schließlich zum vollen Ausbruch steigert. Zum Erscheinen des Films wurde ein Album mit 35 repräsentativen Auszügen der Originalaufnahmen – dirigiert von Lionel Newman - veröffentlicht. 1997 ergriff Jerry Goldsmith das erste Mal selbst den Taktstock, um eine erweiterte Fassung für Varèse-Sarabande neu einzuspielen. Im Gegensatz zu der für die gleiche Serie entstandene Neueinspielung zu „Patton“ und „Tora! Tora! Tora!“ ist die Aufnahme der „Sand Pebbles“ sehr gelungen und die etwas halligere Akustik tut der Musik keinen Abbruch. Der Varèse-Club veröffentlichte 2002 eine „Deluxe Edition“ mit der fast vollständigen Musik in klarem Stereo und einem sehr ausführlichen Begleittext, der allerdings leider verschweigt, warum diverse kürzere Stücke nicht zu auf der CD enthalten sind. Diese wurden schließlich 2011 von Intrada in einer 2-CD-Edition veröffentlicht mit der vollständigen Filmmusik auf CD 1 und einer zweiten CD mit Album-Schnitten und alternativen Fassungen sowie Source-Musik. Das Klangbild der Intrada ist deutlich schärfer im Gegensatz zu der etwas dumpferen aber weniger schrillen Club-CD. Dabei verliert die 2-CD-Edition definitiv auf dem Gebiet des Begleittextes. Die von Julie Kirgo gefüllten Seiten sind ebenso wie ihre Ausführungen zu „Patton“ größtenteils belanglos und teilweise recht krude. Der anschließende „Tech Talk“, dessen roten Faden der 11. September bildet, schweift ebenfalls stark ab. Nichts desto trotz sei der Kauf der Intrada-Fassung jedem Filmmusik-Hörer ans Herz gelegt, da sie eine vorzügliche Präsentation der Musik bildet. Jerry Goldsmith schuf nämlich für „The Sand Pebbles“ ohne Frage eines seiner besten Werke.
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Die Vorankündigungs-Veröffentlichungs-und-Gerüchte-Küche (Teil 2)
Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Scores & Veröffentlichungen
Und wie er sich freut! Was für eine tolle Nachricht! Endlich, endlich, endlich! Kritzerland ist momentan echt eines DER Label für mich...hoffentlich ist die Ausgabe identisch mit der Intrada-CD -
Die Vorankündigungs-Veröffentlichungs-und-Gerüchte-Küche (Teil 2)
Mephisto antwortete auf Marcus Stöhrs Thema in Scores & Veröffentlichungen
Weil bei einer Laufzeit über - ich glaube - 70 Minuten das Presswerk keine Haftung für Fehlpressungen übernimmt, verteilte Lalaland die Originalmusik auf das Set. Vielleicht will Intrada jetzt die vollständige Musik (auf eigene Gefahr) noch einmal auf einer CD veröffentlichen, aber spricht sonst noch etwas dafür, dass es sich dabei um "Masters of the Universe" handelt? Gibt doch bestimmt mehrere Scores, die bereits veröffentlicht waren, oder? Wie wäre es denn mit "Dark Crystal"? -
Patton – Rebell in Uniform 1943 treffen alliierte Truppen mit deutschen Verbänden zum ersten Mal in größerem Rahmen am Kasserinpass aufeinander. Zwar kann ein Vorstoß auf das amerikanische Nachschublager in Tebessa abgewendet werden, allerdings ist das II. US-Korps wegen äußerst hoher Verluste stark demoralisiert und der Kommandant Lloyd Fredendall wird durch General George S. Patton ersetzt. Patton ist ein äußerst komplizierter Mensch, tief gläubig und gleichzeitig ein unnachgiebiger Kämpfer, der alleine auf dem Schlachtfeld zu Hause ist. An Reinkarnation glaubend ist er sich sicher, bereits unter den Römern gekämpft zu haben und inszeniert sich gerne als Krieger eines anderen Zeitalters, den es in das ihm verhasste 20. Jahrhundert verschlagen hat. Er kommandiert das II. US-Korps mit strenger Hand, fordert Disziplin in allen Bereichen und geht mit seinen neuen Soldaten Tunesien bei der Schlacht von El Guettar gegen die deutschen Panzer siegreich hervor. Nachdem Nordafrika den Alliierten zufällt befiehlt Patton die amerikanischen Truppen bei der Invasion Siziliens. Allerdings wird sein Landungsplan dem des britischen Generals Montgomery vorgezogen, sodass Patton mit seiner Armee im Südwesten der Insel landen muss. Er fühlt sich bevormundet und ignoriert seine Befehle, indem er erst Palermo und den Hafen von Messina einnimmt und so Montgomery zuvor kommt. Sein aggressives Verhalten löst bei seinen Unteroffizieren Unmut aus und schließlich verliert er sein Kommando, als er in einem Lazarett einen traumatisierten Soldaten schlägt, dem er Feigheit vorwirft. Obwohl er sich anschließend öffentlich entschuldigt erhält Patton in den folgenden Kriegsmonaten kein Kommando. Nachdem er sich allerdings für ein Täuschungsmanöver hingibt erhält er das Kommando über die dritte Armee, mit deren Hilfe er den Vormarsch der alliierten Truppen nach der Landung in Frankreich sichern soll. Voller Tatendrang stürzt sich der General in den Kampf, angetrieben vom Ehrgeiz, mit seinen Panzern bis nach Berlin zu fahren… George C. Patton zählt neben Douglas MacArthur zu den exzentrischsten Offizieren der amerikanischen Militärgeschichte. Von den einen als Idol gesehen, von anderen wiederum als Negativbeispiel herangezogen war der General wenig mit strategischem Talent gesegnet – kämpferisch sowie diplomatisch. Er neigte zu radikalen Frontalangriffen, nahm unnötige Verluste in Kauf und äußerte sich mehrfach unvorteilhaft in der Öffentlichkeit. Bereits seit 1953 bestand der Plan, einen Film über Patton zu drehen, doch die Familie des 1945 bei einem Autounfall verstorbenen Generals wollte keinen Einblick in die Tagebücher gewähren, sodass man sich auf zwei Biografien zurück griff: „Patton: Ordeal and Triumph“ von Ladislas Farago und „A Soldier's Story“ von Omar N. Bradley, der anfangs in Afrika und Sizilien in Pattons Stab diente und ihm anschließend sogar das Kommando über die dritte Armee verschuf. Beide Vorlagen wurde von niemand geringerem als Francis Ford Coppola sowie Edmund H. North zu einem Drehbuch adaptiert und von Regisseur Franklin Schaffner verfilmt. Mit einem Budget von 12 Millionen Dollar und unzähligen verschiedenen Drehorten in Spanien, Marokko, Griechenland, Italien, Großbritannien und Amerika ist der 170 Minuten lange Film auch heute noch ein faszinierendes Erlebnis. Dabei verzichtet „Patton“ wohltuend auf patriotischen Kitsch, Pathos und einer Beweihräucherung des Protagonisten, sondern lässt ihn unkommentiert agieren, sodass jeder Zuschauer sich selbst sein eigenes Bild machen kann. Brillant in Szene gesetzt und hervorragend von Fred J. Koenekamp fotografiert verfügt der Film über viele Schauwerte und grandiose Szenen, doch der Star des Films ist George C. Scott in der Rolle des Generals. Nachdem man Schauspieler wie Rod Steiger, Robert Mitchum oder Lee Marvin in Erwägung gezogen hatte fiel sie letzten Endes George C. Scott zu, der eine absolute Glanzleistung hinlegte. Auch die Nebendarsteller sind durch die Bank treffend besetzt, sodass als Omar N. Bradley Karl Malden, Stephen Young in der Rolle des Captain Hansen und Karl Michael Vogler als Erwin Rommel zu sehen sind, die ebenfalls hervorragend spielen. Insgesamt ist „Patton“ ein absolut sehenswertes Kriegsepos, das sich mit der brillanten Fotografie, der überragenden Regie Schaffners, den grandiosen Darstellern und dem kontroversen Protagonisten von vielen anderen Filmen des Genres abhebt. Zur Musik: Franklin Schaffner arbeitete Jerry Goldsmith hatten bereits bei „The Stripper“ sowie „Planet der Affen“ zusammen, für den der Komponist eine bahnbrechende Musik schrieb, die den ersten atonalen Beitrag in der Filmmusik darstellt. Er wurde auch für „Patton“ engagiert, obwohl er eigentlich für die Vertonung der Fortsetzung „Beneath the Planet of the Apes“ vorgesehen war, die dann Leonard Rosenman übernahm. Für „Patton“ schrieb Goldsmith einen weiteren Meilenstein, der zu seinen besten Werken, wenn nicht zu seiner besten Arbeit überhaupt gezählt wird, denn die Musik ist nicht nur äußerst originell, sondern verknüpft die dramaturgische Ebene mit der in den Szenen vorherrschende Stimmung und fungiert zusätzlich als musikalische Charakterspiegelung des Protagonisten. Dabei bewegt sich der Komponist nicht nur intellektuell sondern auch kompositorisch auf höchstem Niveau. Wie auch zu „Rambo“ oder „The Flim-Flam Man“ komponierte Goldsmith eine Titelmusik, die die verschiedenen Facetten des Protagonisten treffend einfängt. Pattons Glaube an Reinkarnation und seine Überzeugung, schon in vielen Leben als Krieger gekämpft zu haben, wird durch eine kurze Fanfarenfigur der Trompeten wiedergegeben. Dabei setzte Goldsmith eine der neuesten Errungenschaften der Technik dieser Zeit ein: Ein Echoplex, mit dessen Hilfe die einmal live aufgenommene Fanfare als langsam verklingende Schleife wiederholt wird und es so scheint, als wehen einige Schlachtrufe aus der Vergangenheit von längst überwucherten Schlachtfeldern hinüber. Als nächstes erklingt ein feierliches Solo für Orgel, das für Pattons tiefen Glauben steht, bevor ein traditioneller Marsch in der Piccoloflöte mit leichter Streicherunterstützung folgt. Dieser Marsch wird bald vom gesamten Orchester interpretiert, wobei die Posaunenfraktion als Kontrapunkt das Material der Orgel gegen den Marsch spielt und die Musik von den Fanfarenechos gekröhnt wird: Alle drei Charaktereigenschaften des Generals sind hier musikalisch auf den Punkt gebracht und grandios ineinander verzahnt. Wie durchdacht Goldsmith seine einzelnen Themen entwarf, zeigt sich auch an dem „deutschen Marsch“, den er für die Nazi-Truppen während Pattons Feldzug durch Europa einsetzt. Dieser scharf synchopierte Marsch für Orchester mit leichtem Moll-Einschlag lässt sich ebenfalls als Kontrapunkt zum Patton-Marsch einsetzen – vorausgesetzt, dieser steht ebenfalls in Moll. Während einer längeren Montage in Frankreich schichtet Goldsmith eine faszinierende Klangschichtung aus in sich bewegenden Clustern und einer bizarren Mischung aus live eingespielten Fanfaren und den Echoplex-Aufnahmen. Aus dieser brutalen Klangkulisse tut sich anschließend der Patton-Marsch in Moll hervor, gegen den der deutsche Marsch gesetzt ist. Für mehrere Szenen zu Beginn des Films komponierte Goldsmith außerdem einige atmosphärisch dichte Suspense-Passagen, die raffiniert instrumentiert sind. Schwirrende Streicherglissandi bilden hier das Fundament für diverse Glocken und die gedämpfte allgegenwärtige Trompetenfigur, während sich dichte Triller der Holzbläser durch die Register ziehen. Für diese Passagen schrieb der Komponist ein zusätzliches kontrapunktisch verwobenes Thema, das ebenfalls an eine langsame Fanfare erinnert und oft in den Streichern erklingt. Jerry Goldsmith vertonte besonders im Zenit seiner Karriere erstaunlich kurze Filmmusiken für lange oder große Filme, da er der Überzeugung war, dass man Musik nur einsetzen solle, wenn sie einer Szene etwas Zusätzliches abgewinnen könne. Daher entstanden für „Patton“ nur 37 Minuten Musik, von denen eines der längsten Stücke nicht verwendet wurde. Zum Filmstart erschien ein LP-Album, für das der Komponist seine Musik leicht arrangierte und neu einspielte. Insbesondere die Reihenfolge der Musik wurde umgestellt und so die anfänglichen Suspense-Stücke mit den massigen Actionpassagen des letzten Filmdrittels gemischt, um einen ausgewogeneren Hörfluss zu erzielen. Außerdem komponierte er zusätzlich eine Konzertversion des deutschen Marsches, der im Film nur im Zusammenhang mit anderem Material erklingt. Zwei Sprachmitschnitte aus dem Film füllen die Laufzeit auf. 1997 spielte Goldsmith für Varèse fast die vollständige Musik neu ein, doch diese Neueinspielung leidet unter dem starken Hall, in dem viele Details untergehen und auch der Versuch, den Echo-Effekt akustisch mit Ferntrompeten zu lösen, ist nicht vollständig geglückt. FSM machte schließlich die vollständige Filmmusik in den Originalaufnahmen erstmals (zusammen mit Frank DeVols „Flug der Phoenix“) zugänglich, doch die CD war bald vergriffen. Intrada veröffentlichte 2011 ein Doppel-CD-Set mit der LP-Fassung sowie den Filmaufnahmen und schließt somit eine wichtige Lücke in der Goldsmith-Diskographie. Klanglich äußerst frisch ist die Intrada-CD die definitive Veröffentlichung dieser Ausnahme-Musik. Einzig und allein die völlig nichtssagenden Begleittexte Julie Kirgos sind ein großes Ärgernis, hätte man das Booklet doch mit vielen Informationen füllen können und müssen! Ernsthafte musikalische Analysen wie im FSM-Booklet und sogar der Varèse-Neueinspielung sucht man hier vergebens. Dennoch sei absolut jedem (Film)musikliebhaber diese Edition empfohlen, denn Jerry Goldsmith schrieb mit „Patton“ ohne Frage eines seiner wichtigsten Werke überhaupt!
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The Bible (2-CD Set 1500 Edition) T. Mayuzumi -> Knacken?
Mephisto antwortete auf SeviReinle1987s Thema in Filmmusik Diskussion
Ja, das ist ein Pressfehler, aber bei meinem Exemplar wurde eine Ersatz-CD zusätzlich zum eingeschweißten CD mitgeschickt. Kontaktiere doch mal den Händler, bei dem Du die CD gekauft hast oder direkt das Label, dann müsstest Du auch ein Ersatz-Exemplar bekommen -
Inchon Barbara, die Frau von U.S. Major Frank Hallsworth lebt in einer kleinen Ortschaft nahe des 38° Breitengrades in Südkorea. Ihr Mann Frank befindet sich in der Hafenstadt Inchon, wo er eine Affäre mit der Koreanerin Lim hat, von der er sich allerdings trennen möchte. Im Juni 1950 überschreiten kommunistische nordkoreanische Truppen die Grenzen und fallen in Südkorea ein, sodass Barbara schnell fliehen muss. Auf der Flucht wird erst ihr Fahrer erschossen und wenig später vertraut ein alter Mann ihr seine fünf Enkelkinder an, damit sie sicher aus dem Kriegsgebiet gebracht werden. Zeitgleich macht sich Frank sofort mit seinem Freund Sergeant August Henderson auf, seine Frau zu retten. Schließlich findet Henderson Barbara mit den Kindern auf einer abgelegenen Straße, da sie wegen einer Autopanne nicht weiter können. Währenddessen stellt General Douglas MacArthur in Tokyo fest, dass er der einzige ist, der Südkorea im Moment zu Hilfe eilen kann und entwickelt einen riskanten Plan: Amerikanische Truppen sollen in der Nacht im Hafen von Inchon landen, von dort aus in das Festland vordringen und die Nachschubwege der Nordkoreaner abschneiden. Das Gelingen des Vorhabens, das den Wendepunkt im Verlauf des Krieges markieren könnte, hängt von einem kleinen Leuchtturm ab. Frank Hallsworth soll mit einem Spezialtrupp die Wächter überwältigen und mit Hilfe des Leuchtturms den Schiffen in der Dunkelheit Signale senden, doch beim Eindringen werden sie von den Kommunisten entdeckt… „Inchon“ dürfte zu den obskursten Einträgen in der Geschichte des Kinos zählen: Sun Myung Moon hatte nach eigenen Angaben am Ostersonntag 1935 eine Vision von Jesus, der ihn bat, seine Mission zu vollenden, woraufhin Moon die „Vereinigungskirche“ gründete. Mitglied dieser religiösen Bewegung war Zeitungsherausgeber Mitsu Haru Ishi, der behauptete, Gott habe ihn mit einem Film beauftragt. Nachdem man in Erwägung zog, das Leben Jesu oder Elvis Presleys zu verfilmen, kontaktierte man 1978 den Geist MacArthurs durch die Astrologin Jeanne Dixon, der anscheinend von dem geplanten Filmprojekt angetan war. Sun Myung Moon unterstützte die Produktion mit 30 Millionen Dollar, bestand allerdings darauf, dass sein Name nicht mit der Produktion des Films in Verbindung gebracht werde und erscheint im Vorspann als „Rev. Sun Myung Moon: Special Advisor on Korean Matters“. Die Dreharbeiten zogen sich allerdings lange hin, mehrere Male stockte das Vorhaben und als sämtliche Versuche gescheitert waren, finanzielle Unterstützung von japanischen Banken zu bekommen, wurde „Inchon“ mit Gesamtkosten von 46 Millionen Dollar und weiteren 11 Millionen Werbekosten komplett von der „Vereinigungskirche“ finanziert. An den Kinokassen war „Inchon“ allerdings alles andere als erfolgreich, nahm gerade einmal 2 Millionen Dollar ein und ist somit der größte Flop des Jahres 1982. „Inchon“ erschien weder auf VHS oder DVD und wird nur gelegentlich im amerikanischen Fernsehen ausgestrahlt. Abgesehen von der äußerst kruden Vorgeschichte, der von Schwierigkeiten jahrelang aufgehaltenen Produktionen entpuppt sich „Inchon“ letzten Endes jedoch nicht als einer der „schlechtesten Filme aller Zeiten“, als der er gerne bezeichnet wird, vielmehr ein in jeder Hinsicht überflüssiger Film mit unzähligen Makeln. Blickt man allerdings nur auf die Namen von Stab und Besetzung scheint das Geld allerdings gut angelegt: Terence Young – hauptsächlich bekannt für seine Regie bei „Thunderball“ und „From Russia with Love“ – wurde von Jeanne Dixon vorgeschlagen, Autor Robin Moore schrieb die Romanvorlage für „French Connection“ und Komponist Jerry Goldsmith war gerade auf der Höhe seines Schaffens angelangt, Laurence Olivier und Toshiro Mifune finden sich auf der Besetzungsliste. Der Film beginnt mit einem Text, der deutlicht macht, dass es sich hierbei nicht um eine Dokumentation des Koreakrieges handelt und man – so man es für angemessen oder nötig hielt – Tatsachen verändert oder Gegebenheiten erfunden hat, um den Film dramatischer zu gestalten. Von diesem Vorsatz macht der Film regen Gebrauch, sodass „Inchon“ eine Aneinanderreihung möglichst explosiver Kriegsszenen, in Massen gemetzelter unschuldiger Südkoreaner und völlig platten Liebesgeschichten bildet, die mit Anachronismen nur so gespickt ist. Hierzu gehören neben der völlig in den 80ern verhafteten Maske Jacqueline Bissets auch digitale Armbanduhren. Völlig unnachvollziehbar ist auch die Funktion einer Journalistengruppe, die hin und wieder auftaucht und in der Dreiecksbeziehung um Frank Hallsworth hat man es sich ebenfalls viel zu leicht gemacht. Bei der Besetzung der Rolle MacArthurs mit Laurence Olivier hat man zusätzlich einen größtmöglichen Fehler gemacht. Olivier, der keinen Hehl daraus machte, dass ausschließlich die Gage von einer Million Dollar für seine Teilnahme an der Produktion verantwortlich war, sieht MacArthur weder ähnlich, noch schafft es, in seiner Rolle als General glaubwürdig zu sein. Teils eher an Shakespeare’sche Helden erinnernde Theatralik mischt sich mit viel zu resignierend sinnenendem Hang zum Selbstzweifel. Das Meiste Geld ist offensichtlich in die immerhin sehr beeindruckende und oft minutenlang ausgekostete Pyrotechnik geflossen, sodass „Inchon“ höchstens noch als Actionfilm funktionieren könnte. Wenn dem Zuschauer allerdings unzählige Male penetrant die Grausamkeit nordkoreanischer Soldaten vorgehalten wird, indem man immer wieder Massenhinrichtungen, attackierte Reisbauern oder blutige Leichen im Straßengraben zu sehen bekommt, wehrt man sich bei dieser offensichtlichen Manipulation schon aus reinem Trotz gegen jede emotionale Regung „Inchon“ gehört zu den Filmen, die sich als viel unspektakulärer und bedeutungsloser entpuppen, als die bizarren Geschichten, die sich um ihre Entstehung ranken und es stellt keinen Verlust dar, sollte der er bis in alle Ewigkeiten unbeachtet in den Archiven der TV-Sender schlummern. Zur Musik: Jerry Goldsmiths Karriere erreichte zwischen den späten 70er und frühen 80er Jahren das Zenit. Neben prägenden Meilensteinen der Filmmusik wie „Capricorn One“, „Alien“ oder „Poltergeist“ entstanden zusätzlich viele Arbeiten auf äußerst hohem Niveau. Hierzu zählen die großorchestrale Partitur zu „Night Crossing“, die raffinierte Actionmusik zu „The Challenge“ und die groß angelegte Komposition zu der TV-Miniserie „Masada“. Auch „Inchon“ gehört zu den handwerklich sauber gefertigten Partituren, die zwar nicht die Bedeutung und Kreativität eines „Star Trek“ erreichen, aber ohne Frage weit über rein routinierte Arbeiten anzusiedeln sind. In den 60er und 70er Jahren schuf Goldsmith insbesondere im Genre des Kriegsfilms modernistische und kompositorisch sowie intellektuell herausragende Werke. Die Musik zu „Inchon“ ist um einiges glatter, konventioneller und oberflächlicher gestrickt, weiß aber dennoch zu unterhalten. Für die Vertonung stand Goldsmith ein durchschnittlich besetztes Symphonieorchester zur Verfügung, dessen Möglichkeiten er voll auskostet. Neben heroischen Melodien für’s Blech, raffinierten Suspense-Passagen und temporeichen Actionmomenten überzeugt „Inchon“ besonders durch die thematische Vielfalt. Zu den prominentesten Einfällen dürfte das noble Hornthema für General MacArthur zählen, das mit der Schlagzeugunterstützung und statischen Streicherteppichen der später entstandenen Titelmusik zu „Air Force One“ sehr nahe steht. Das südkoreanische Volk ist mit zwei melodischen Elementen repräsentiert: Zum einen durch ein Fünf-Noten-Motiv, das mit dem pentatonischen Einfluss klischeehaft asiatisch klingt sowie einer koreanischen Volksmelodie für die fünf Kinder, die mit Barbara fliehen. Diese liebliche Melodie erklingt oftmals in den Holzbläsern und einmal solistisch in der Violine, während Goldsmith das für Lim stehende Fünf-Noten-Motiv deutlich drastischer variiert. Mal als sanfter Holzbläserakkord instrumentiert erklingt das Motiv einige Minuten später als verzweifelte Figur der Blechbläser oder schwelgerische Linie in den Streichern. Goldsmith komponierte sogar ein schwelgerisches Liebesthema, das nur einmal im Film erklingt und von der melodischen Gestaltung an viele später folgende thematische Einfälle der 90er Jahre erinnert und auch der Hafen wurde mit einem Motiv aus sechs Tönen bedacht, das die Musik wie einen roten Faden durchzieht. Goldsmith komponierte eine knappe Stunde Musik für den Film, der allerdings oft umgeschnitten wurde, sodass fast kaum ein Stück in voller Länge erklingt und manchmal auch in völlig anderem Kontext als vom Komponisten vorgesehen eingesetzt wird. Wie die Filmproduktion selbst gestaltete sich die Aufnahme der Musik als schwierig, da Goldsmith als Aufnahmestudio ein Weinkeller in Italien zur Verfügung stand und die Musiker im Orchester oft wechselten. Da ausgiebige Proben somit unmöglich waren und die Musiker nur über durchschnittliche Fertigkeiten verfügten lassen sich neben einer viel zu trockenen Akustik und Nebengeräuschen auch spieltechnische Fehler schnell ausfindig machen. Ein viel größeres Problem ist allerdings die allgemeine Klangqualität ohne jede Tiefe, blechern und viel zu schrill, was besonders bei dem massiven Einsatz von kleiner Trommel immens stört. Es scheint fast, als ob die Aufnahmen mindestens zehn Jahre älter als sie wirklich sind. Trotz des Misserfolges des Films, der mäßig ausreichenden Spielfertigkeit des Orchesters und der dürftigen Akustik konzipierte Goldsmith aus den Filmaufnahmen ein äußerst gelungenes Album von 38 Minuten Laufzeit, das auf LP gepresst wurde. Stücke wurden hier kombiniert, leicht gekürzt oder auch in Filmreihenfolge zu einem sehr gut fließenden für sich stehenden Musikerlebnis zusammengestellt. 1988 erschien bei Intrada eine erweiterte CD-Veröffentlichung der Musik, die jedoch aus der chronologischen Filmreihenfolge gebracht war aber die fast vollständige Musik enthielt, wobei Goldsmith seine leicht umgeschnittenen Album-Versionen übernahm, sodass drei Minuten fehlten. Die definitive Veröffentlichung der Musik erfolgte 2004 in einem Doppel-CD-Set, dass die LP-Fassung auf CD 1 und die komplette Filmmusik auf CD 2 enthält. Man bemühte sich, die fast nicht mehr zu rekonstruierende Filmreihenfolge möglichst beizubehalten und fügte nicht verwendete Stücke dramaturgisch sinnvoll ein, sodass ein guter Hörfluss beibehalten wurde. Ein sehr informatives Booklet rundet das Erlebnis ab. Das Doppel-CD-Set war innerhalb von 24 Stunden ausverkauft und ist mittlerweile zu einem äußerst raren Sammlerobjekt geworden. Es bleibt zu hoffen, dass eine bald Wiederveröffentlichung in Angriff genommen wird, denn für die momentanen Preise lohnt das Set angesichts der klanglichen und spieltechnischen Unterschiede nur für extreme Goldsmith-Verhrer. Die Musik an sich verfügt allerdings über mehrere Vorzüge und sollte daher auch einer interessierten aber nicht sammelwütigen Käuferschaft wieder zugänglich gemacht werden denn neben „Night Crossing“ und „Quatermain“ gehört auch „Inchon“ zu den Werken, die den Grundstein für die orchestralen gradlinigen Abenteuermusiken des Komponisten in den 90er Jahren legten.
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Der große Gruß- und Geburtstagsthread
Mephisto antwortete auf ein Thema in Neuigkeiten / Feedback / Begrüßung
Willkommen IlluminatiMCS Dir ist aber auch bewusst, dass sich die Klassik über die Romantik, die Moderne und den Serialismus bis in die Postmoderne weiter entwickelt und gehalten hat, sodass Charts nur einen kleinen Teil der 'heutigen Musik' definieren, oder? Es gibt da wahnsinnig viel zu entdecken wie Werke von Esa Pekka Salonen, Wolfgang Rihm (hier aber eher das Frühwerk bis in die 80er Jahre), Helmut Lachenmann, Thomas Ades und viele viele andere. Zur Frage, was Musik überhaupt ist möchte ich Dir auch John Cage empfehlen, ein äußerst kluger Kopf, der einmal auf die Frage, ob es auch Musik sei, wenn man eine Tür zuschlägt, antwortete: "If you celebrate it: YES!" -
Filmmusikveranstaltungen (Konzerte, Panels, etc)
Mephisto antwortete auf Thomas Nofzs Thema in Filmmusik Diskussion
Wieso berzeichnet man das denn "fälschlicherweise" als Source-Musik von "Eyes Wide Shut"? Die Jazz-Suite ist doch definitiv am Anfang zu hören, sogar als Vorspannmusik. Außerdem kann man dieses Stück auch als Konzertwerk eines Filmmusikkomponisten bezeichnen