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Mephisto

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  1. Besten Dank für den Tip! "Brainstorm" ist immer an mir vorbei gegangen (weil auch OOP), aber ich halte die Augen offen. Es war tatsächlich Ligeti
  2. Goldsmith ging es um viel mehr als den Schockeffekt an sich. Ein Max Steiner ging damals so weit, dass er das Schnarchen von Besoffenen im Saloon musikalisch in "Colorado Kid" musikalisch doppelte. Da ist die Frage: Warum? Wir sehen, dass Betrunkene im Sallon rumhängen! Filmmusik kann und sollte viel mehr sein als eine bloße Bildverdopplung, zu der sie immer gerne degradiert wird. Ein sehr schönes Beispiel aus letzter Zeit ist die extrem verlangsamte Bläserfigur aus "Je ne regrette rien" aus "Inception", die durch diesen Kniff den Unterschied im Zeittempo in den einzelnen Traumebenen widerspiegelt oder - wie schon an anderer Stelle erwähnt - der Dulcimer in Gollums Zwöltonreihe, der seine auenländische Herkunft durchklingen lässt. Jerry Goldsmith hat sich stets (jedenfalls in der Zeit, in der er "Alien" komponiert hat) wahnsinnig viel bei der Komposition seiner Themen und Motive gedacht. Das Dreitonmotiv für die Stadt in "Logan's Run" ist allgegenwärtig - sogar in Kinderliedern in der Säuglingsstation - weil die Stadt ihre Bewohner lenkt und steuert. Die ersten Töne des Haupt - und des Liebesthemas aus "Magic" sind dieselben, um die Verbidnung Corkys mit seiner eventuellen Freundin zu verknüpfen. Das ist genauso wie bei Alex North: Sein "Sklaventhema" und das "Freiheitsthema" in "Spartacus" bestehen aus fast denselben Tönen - nur anders rhythmisiert und das Erste steht in moll sowie das zweite in Dur. Hierdurch merkt man, dass Sklaven und Freiheit bzw. der Wunsch danach eng verbunden sind. Als ein Römer Spartacus' Freundin anbaggert erklingt das "Spartacus"-Motiv in Form einer 'römischen' Source-Musik. Somit ist jede Person dieser eventuellen Dreiecksbeziehung auf der Leinwand präsent: zwei sichtbar, eine durch die Musik. Es gibt unzählige weitere Beispiele für derartigen Einsatz. Jerry Goldsmiths Musik für die getrickste Marslandung in "Capricorn One" ist zu keinem Zeitpunkt patriotisch oder triumphal, sondern sehr verhalten, regelrecht düster um zu zeigen, was die Menschen auf ihren Fernsehern nicht sehen: Es ist nicht echt, sie werden betrogen, die NASA ist alles andere als ein supertoller Verein. Abgesehen davon sollte ein Komponist sich immer bemühen so intellektuell wie nur möglich den Film zu deuten und dadurch das Beste musikalisch aus ihm rausholen zu können. Bloß musikalisch verdoppeln was die Bilder eh schon zeigen, geht nämlich in Wahrheit an der Funktion von Filmmusik vorbei. Wer sich einmal näher mit Goldsmiths "Alien" beschäftigen möchte sollte sich die DVD mit den zwei isolierten Musikspuren kaufen, auf der man gut nachvollziehen kann wie Goldsmiths eigentlich vorgesehener Score funktioniert hätte. Interessant, dass Scott diese Veröffentlichung abgesegnet zu haben schien.
  3. Das stimmt allerdings. Diese "Tinkerbell"-Alternates habe ich nie wirklich als different erhören können. Es würde mich allerdings trotzdem wundern, dass für den Film 'nur' 150 Minuten aufgenommen wurden. Die Aufnahmen von "Star Wars Episode I" oder "Schindlers Liste" füllen ja auch doppelt so viele CDs. Wie dem auch sei, ich brauche von "Hook" natürlich auch nicht mehr als 140 Minuten. Letzten Endes habe ich das Album nicht und kann dann die CD-Rs aus dem Regal verbannen, denn nur Original ist legal. Ob's die Musik in meinen Ohren jedoch eigenständiger macht wage ich zu bezweifeln. So viel Tschaikowsky-Fluff, Korngold-Getümmel und Stravinsky-Quirl lässt einfach wenig Platz für originellen Williams.
  4. Coma Die junge Nancy Greenly wird in das Boston Memorial Krankenhaus eingeliefert, um einen Schwangerschaftsabbruch vorzunehmen. Während des Vorgangs treten bei der Patientin Herzrhythmusstörungen auf und Nancy fällt trotz vollständiger Gesundheit in ein Koma. Ihre beste Freundin Dr. Susan Wheeler, die ebenfalls mit ihrem Freund Dr. Mark Bellows im Boston Memorial arbeitet, will der Ursache auf den, doch sie stößt bei der gesamten Belegschaft auf Ablehnung und Unverständnis, da bei einer derart großen Anzahl von durchgeführten Operationen durchaus tödliche Nebenwirkungen in geringer Zahl auftreten können. Bald findet Susan heraus, dass in den letzten zwölf Monaten zehn gesunde junge Menschen während Routineeingriffen ins Koma fielen. Als ein Tag nach der Entdeckung der 34-jährige Sean Murphy nach einer Operation wegen eines Sportunfalls ebenfalls nicht mehr aufwacht und Nancy Greenly verstirbt, ist die Ärztin überzeugt, dass es sich nicht mehr um Zufälle handelt. Sie findet heraus, dass alle mittlerweile zwölf Patienten in demselben Operationssaal ins Koma fielen und in das „Jefferson Institut“ verlegt wurden – eine dubiose Einrichtung, in der Komapatienten so sparsam wie möglich nahezu „gelagert“ und am Leben erhalten werden. Susan begibt sich bei ihren Nachforschungen in immer größere Gefahr, weil sie dabei ist, eine große Verschwörung aufzudecken. Schon bald ist ihr ein gefährlicher Killer auf den Fersen… Michael Crichton war nicht nur als Schriftsteller, Drehbuchautor, Produzent und Regisseur tätig, sondern machte 1969 seinen Doktor der Medizin an der Harvard Medical School. Somit war Crichton die perfekte Besetzung als Drehbuchautor und Regisseur dieses spannenden und kritischen Films, der auch heute noch nichts von seiner Wirkung eingebüßt hat. Die Vorlage für „Coma“ bildet der gleichnamige Roman Robin Cooks aus dem Jahre 1977. Der Film lässt sich in zwei Elemente unterteilen. So bildet die erste knappe Stunde einen fast dokumentarisch gezeichneten Ablauf des Krankenhausalltags während die zwei Stunde sich vermehrt auf den Thriller-Aspekt der Handlung konzentriert. Hier sind vor allem die Szenen im Jefferson Institut zu erwähnen, die in dem futuristischen Bürogebäude der Firma Xerox Lexington gedreht wurden – insbesondere natürlich dem „Pflegeraum“ für die Komapatienten. Über 20 Stuntmen und –frauen wurden hier an Drähten, die an der Decke befestigt sind, aufgehängt und bilden so ein surrealistisches Bild von fast in der Luft schwebenden besinnungslosen Gestalten. Das Bild des Halbgottes in Weis wird schnell außer Kraft gesetzt und insgesamt wählte Crichton einen sehr herben und zynischen Grundton. So begräbt Susan Wheeler den Berufskiller unter einem Berg von Leichen oder diskutieren Pathologen amüsiert und angeregt über die besten Mordmethoden, während die Organe auseinander nehmen. Auch die Schauspieler sind treffend gewählt und spielen tadellos. Die Franko-Kanadierin Geneviève Bujold verkörpert die von Zweifel und Ehrgeiz angetriebene Susan Wheeler absolut glaubwürdig und hält gekonnt die Balance zwischen aktivem Engagement und leichter Skepsis. Ihr Freund wird von einem 35-jährigem Michael Douglas gespielt, der erst zum Ende die Brisanz der Lage erkennt. Elizabeth Ashley als kühle medizinische Leiterin des Jefferson Instituts und Rip Torn als alter Medizinhase, dem es lieb ist, wenn seine Ärzte gute Arbeit verrichten und nicht weiter nachforschen, bilden gekonnt den Gegenpol zum jungen und dynamischen Ärztepaar. Lance LeGeault bildet mit seinem scharfkantigen Gesicht und dem forschen Ausdruck die ideale Besetzung für den Berufskiller Vince. Für die beiden Komapatienten Nancy und Sean wurden absichtlich junge und attraktive Darsteller genommen, um das Publikum die Sinnlosigkeit des Komas besonders wirkungsvoll vor Augen zu führen. So kommt es, dass neben Lois Chiles Tom Selleck zu sehen ist, der zwei Jahre später als „Magnum“ berühmt werden sollte. „Coma“ bildete außerdem das Spielfilmdebüt für Ed Harris, der einen der mordlustigen Pathologen spielt. Zur Musik: Michael Crichton und Jerry Goldsmith verband eine enge Freundschaft, weshalb der Komponist viele Filme des Regisseurs vertonte und dieser auch durchsetzte, dass Goldsmith für spätere Projekte engagiert wurde, an denen Crichton mitwirkte. „Coma“ ist nach dem TV-Film „Pursuit“ erst die zweite Arbeit des Duos und stammt aus einem sehr produktiven Jahr im Schaffen des Komponisten, dessen Zenit er zu dieser Zeit erreicht hatte. Für „Coma“ wählte Jerry Goldsmith eine kühle modernistische Klangsprache und griff auf ein Orchester ohne Blechbläser zurück, das allerdings um frühe Synthesizer und vier teilweise präparierte Klaviere ergänzt wurde. Bis auf das Liebesthema für die beiden Ärzte, das neben einem recht poppigen Engagement für eine Ferien-Collage dient und sonst nur kurz zum Finale angerissen wird, ist die Musik atonal. Trotzdem ist die Musik leitmotivisch strukturiert, wobei zwei thematische Ideen vorherrschen. Als Hauptthema dient eine kühle Streichermelodie, die oftmals um einen oder mehrere Kontrapunkte ergänzt wird und für die sterile Umgebung des Jefferson Instituts sowie die perfiden Machenschaften um die mysteriösen Komafälle steht. Für den Killer Vince entwickelte Goldsmith musikalisches Material aus einem angeschlagenen Akkord eines präparierten Klaviers, der mittels einea Delay-Effekts ähnlich eines mehrfachen Echos nachhallt. In diesen Nachhall mischt sich eine absteigende Skala, die ebenfalls im präparierten Klavier erklingt. Die musikalischen Hauptdarsteller sind in „Coma“ allerdings unbestritten die Streicher. Für die unzähligen Suspense-Passagen schuf Goldsmith hier ausgefeilte Passagen für klappernde Col-Legno-Schläge, dissonante Cluster oder langsam heran schleichende Pizzicati. Besonders in den grandios gefilmten langen Szenen ohne Worte wie Susans Entdeckung im Heizungskeller oder ihr Versteck zwischen in Plastiksäcken aufgehängten Leichen werden von Goldsmiths avantgardistischen Klangkompositionen maßgeblich verstärkt. Ein weiterer Geniestreich ist der vollkommene Verzicht auf Musik in der ersten „dokumentarischen“ nüchternen Filmhälfte bis auf einige Source-Musiken. Erst als der Killer das erste Mal abends an der Straße steht und Susan beobachtet, erklingt sein Motiv im präparierten Klavier. Ab hier vertonte Goldsmith den Film sehr dicht, verstärkt maßgeblich Spannung und Atmosphäre. Rund 36 Minuten der Originalaufnahmen wurden zum Filmstart für ein LP-Album ausgewählt und für einen besseren Hörfluss leicht geschnitten oder kombiniert. Dieser LP-Schnitt erschien zweimal auf CD bevor FSM die vollständige Musik zu „Coma“ im Rahmen eines 2-CD-Sets veröffentlichte, das insgesamt drei Michael-Crichton-Filmmusiken enthält. Hier ist es erstmals möglich, die Musik wie im Film wahrzunehmen, wobei – wie oft üblich – einzelne im Film aufeinander folgende Stücke zu längeren Tracks kombiniert und leicht zusammen gezogen wurde, was dem Hörfluss allerdings nicht schadet, doch in Anbetracht der Länge einiger kombinierter Stücke irritiert, da sie auch gut für sich alleine hätten stehen können. Die drei Source-Musiken sind eine nette Dreingabe ebenso wie eine nicht verwendete Song-Version des Liebesthemas. Die Klangqualität ist sehr gut, wenn auch nicht ganz so klar wie z.B. der im selben Jahr aufgenommene „Magic“-Score und das informative reichhaltig bebilderte Booklet entspricht dem üblichen tadellosen FSM-Standart. Insgesamt ist Jerry Goldsmith eine äußerst atmosphärisch dichte avantgardistische Klangkomposition gelungen, die auch für sich genommen abseits der Bilder völlig besticht und bei 42 Minuten keine Länge aufkommen lässt.
  5. Diese Einstellung gegenüber dem Film ist allerdings auch sehr Hollywood-Bezogen - insbesondere der letzten Jahre. Ich glaube schon, dass Leute wie Selznick auch noch ein anderes Verständnis von dem hatten, was sie da machten. Das schlägt sich ja auch besonders in der Musik nieder. Ein Newman, ein Herrmann, ein Rozsa wollte stets sein bestes geben und nicht nur irgendwie die Bilder unterstützen. Aussagen, dass man das halt nur macht, weil's ein Job ist (die ja heute gerne fallen) gibt es von solchen Leuten nicht. Die ganze Industrie hat sich auch stark gewandelt und natürlich ist in der Blockbustermaschine Hollywood kein Platz für Visionäre mehr - auch ein Peckinpah hatte da seine Schwierigkeiten, aber der hatte - glaube ich - eine ganz andere Intention als ein "konsumierbares Produkt" abzuliefern. Scott kann man nicht absprechen, eine Vorstellung von Musik zu haben - er hat sogar eine ganz klare Vorstellung von dem, was er will, sonst hätte er den "Alien"-Score hingenommen und nicht umgeschnitten. Gregson-Williams "Königreich der Himmel" war nach den groß aufgemachten Musiken eines Vangelis oder Zimmer für solche Breitwandepen die erste "verhaltene" Musik für ein Scott-Projekt dieses Ausmaßes, aber durchaus wirkungs- und stimmungsvoll. Die Germanenschlacht am Anfang von "Gladiator" entwickelt eine große Intensität besonders durch die aufpeitschenden und plötzlich wieder erstickten Motive, die losdonnernde und sofort wieder verstummende Musik. Diese 10 Minuten sind ein Paradebeispiel für intensives und eng zusammenarbeitendes Bild mit der Musik (und umgekehrt). "Body of lies" wird schnell in der Versenkung verschwinden (wenn er's nicht schon ist), aber bei "Robin Hood" war Streitenfelds blasse Musik ein reines Ärgernis. Mir haben aber auch seine plumpen Klänge für "Ein gutes Jahr" nicht gefallen - ein Film, den ich übrigens sehr mag. Es müssen ja nicht immer Schwerter oder Aliens sein Hier hätte ich gerne einmal Marianellis Entwurf gehört. Letzten Endes ist Scott wahrscheinlich froh, dass er Streitenfeld hat, weil dieser nicht widerspricht und immerhin für Scott zufrieden stellende Arbeits abliefert. Aber auch frage mich, wie wohl Scotts Filme mit "so richtig durch und druch" guter und durchdachter Musik wirken würden. Wahrscheinlich viel viel besser!
  6. Stimmt, das wollte ich noch schreiben. Ich habe diesbezüglich keinen Schnittbericht gefunden und mir war auch unverständlich, was man da groß hätte schneiden wollen. Schließlich waren doch die blutigen Momente auch auf der deutschen (mäßig produzierten) DVD...
  7. Dann ist die Musik mit 125 schonmal vollständig - alles andere wäre auch überraschend gewesen, aber ich glaube, dass es weit mehr als 150 Minuten Aufnahmen gab, alleine das 3-CD-Set enthält ja immerhin mehr als eine halbe Stunde alternatives Material. Vielleicht sind die 15 jenseits des kompletten Scores die übrig gebliebenen Albumversionen?
  8. Wie lustig, die war bei mir gestern auch im Briefkasten (zusammen mit "This Earth is Mine"/"Young Lions" von Friedhofer). 73 Minuten Korngold sind bei angeschlagener Gesundheit vielleicht nicht die beste Kost - das gebe ich zu . Zu dieser Einspielung kann ich ebenfalls noch nichts sagen,da noch nicht gehört, aber ich habe auch nur Gutes darüber gelesen. Die Instrumentation soll allerdings ein wenig schmaler sein als bei der kompletten Neueinspielung der Originalpartitur. Wie dem auch sei: Vor allem Gute Besserung!
  9. Prokovieff natürlich auch, Schostakowitsch ebenfalls, aber auch Tschaikowsky lugt doch gerne mal hervor - insbesondere bei "Troja", da hat der gute Piotr doch glatt das Liebesthema beigesteuert. Eben weil Horner Schüler Pendereckis war würde ich ja gerne mal einen avantgardistischen Score DIESES Komponisten hören und die meisterhafte Orchestrierung eines Boulez kann ohnehin nicht schaden. Stockhausen war etwas provokant, das gebe ich zu
  10. Magic: Puppe des Grauens Corky ist ein begabter Zauberer, aber die große Bühne bleibt ihm verwehrt, da seine Schüchternheit ihm bei seinen Kartentricks im Wege steht. Nach einem erneuten deprimierenden Auftritt im einen kleinem Club kommt dem jungen Mann schließlich die rettende Idee: Von nun an tritt er gemeinsam mit der Bauchrednerpuppe Fats auf. Fats scheint das genaue Gegenteil von dem zurückhaltenden Corky zu sein, macht obszöne Witze, ist schlagfertig und schon bald beginnt das Publikum das gegensätzliche Duo zu lieben. Corky erhält einen Vertrag bei dem erfolgreichen Agenten Ben Greene, der sogar einen BBC-Vertrag für den bauchredenden Magier an Land zieht. Für die Show braucht Corky allerdings aus rechtlichen Gründen ein medizinisches Gutachten. Diese allgemeine Klausel empört den jungen Mann, der dem Sender vorwirft, sie würden ihm unterstellen, dass er nicht normal sei und lehnt aus Prinzip ab. Er flieht in seinen Heimatort nahe der Catskill Mountains und mietet eine Hütte nahe einem See. Die Ferienwohnungen stehen zu dieser Jahreszeit leer, doch die Anlage gehört Peggy Ann Snow, einer Schulkameradin Corkys, in der er einst verliebt war. In der einsamen Gegend werden die alten Gefühle zwischen dem Paar wieder wach, denn Peggy ist unglücklich verheiratet. Neben dem frühzeitig zurück kehrenden Ehemann und Greene, der Corky aufspürt tritt allerdings ein viel deutlicheres Problem zu Tage: Corky hat schon lange nicht mehr die Kontrolle über sich selbst und hört Fats auch nach der Show stets mit sich reden. Die Puppe ist eifersüchtig und wird zur tödlichen Gefahr für alle, die sich zwischen Corky und sie stellen, wobei der junge Mann selbst zum Mörder wird… Heute größtenteils in Vergessenheit geraten dürfte dieser Film für viele hauptsächlich wegen des jungen Anthony Hopkins interessant sein, doch auch abseits des Hauptdarstellers ist „Magic“ ein sehenswerter Film, der seine Wirkung nicht verfehlt. Basierend auf seinem gleichnamigen Roman verfasste William Goldman ein gelungenes Drehbuch, das von Richard Attenborough ansprechend verfilmt wurde. Insbesondere die Puppe Fats wurde gekonnt in Szene gesetzt. So ist die mechanisch bewegliche zweite Persönlichkeit Corkys besonders dann Furcht einflößend, wenn dieser ihn nicht bedient. Stumm und lauernd im Halbschatten sitzend hat Fats die Fäden in der Hand – und nicht umgekehrt. Die herbstlich kühle Landschaft in der Gegend der Catskill Hills bietet in ihrer Abgeschiedenheit, den blätterlosen Bäumen und der schneidenden Luft bietet die perfekte Kulisse für die beklemmende Handlung. Doch letzten Endes ist Anthony Hopkins der Star des Films. Seine Darstellung des schüchternen unsicheren Corkys, der sich in seinem zweiten Ego verliert und ihm letzten Endes völlig ergeben ist, geht über die stupide Darstellung eines möglich geistig verwirrten weit hinaus. So erleben wir mimisch, gestisch und emotional unzählige Facetten, der Übergang zum Wahnsinn schleicht verhalten dahin, bis es aus Corky letzten Endes raus bricht. Ann-Margret bleibt gegen den starken Hopkins allerdings recht blass. Zwar gibt ihre Rolle auch nicht sonderlich viel her, aber oft wirkt ihr Spiel überflüssig bemüht oder aufgesetzt. Burgess Meredith als Greene und Ed Lauter als Anns Ehemann Duke liefern solide ab, ohne zu überraschen oder zu enttäuschen. Somit ist „Magic“ ein dicht inszenierter und spannender Thriller, der allerdings besonders von der überzeugenden Regie und dem Hauptdarsteller lebt, neben dem alle anderen Charaktere zu rein funktionalen Nebenfiguren verblassen. Zur Musik: 1978 war für Jerry Goldsmith mit sechs Filmen ein äußerst produktives Jahr. Neben der ersten Fortsetzung von „The Omen“, dem Thriller „Coma“, der großorchestralen Musik zu „The Swarm“, dem walzerseeligen „Boys from Brail“ und dem Paranoia-Thriller „Capricorn One“ steht „Magic“ ein bisschen im Schatten. Nichts desto trotz handelt es sich um eine tadellos gefertigte Partitur mit vielen Stärken, für die sich der Komponist nicht zu schämen braucht, die aus verschiedenen Gründen gegen die anderen Partituren des Jahres leicht abfällt. Zu den inspirierendsten Einflüssen Goldsmith dürfte Bernard Herrmann zählen, was sich auch vom Klang aber insbesondere in der ausgefallenen Besetzung niederschlägt. So instrumentierte der Komponist die Musik zu „Magic“ für Streicherensemble, Klavier und Mundharmonika – dieselber Besetzung, mit der Herrmann auch „Night Digger“ vertonte. Der Ursprung für diese ungewöhnliche Kombination allerdings ist auf den Briten Ralph Vaughan Williams zurück zu führen, der 1951 seine „Romanze in Des-Dur für Harmonika und Orchester“ schrieb. Das Hauptthema für die Streicher mit den leicht eingeworfenen Klaviertupfern ist von mystisch lyrischem Charakter, ein wenig kühl und schleichend, aber zugleich spannungsgeladen und leidenschaftlich. Das Thema gehört mit seiner Tiefe und dem Facettenreichtum einzelner Stimmungen zu den filigransten und gleichzeitig melodischsten Themen aus Goldsmiths Feder. Das Liebesthema ist – wie so oft bei Goldsmith – frei von schwülstiger Leidenschaft und spätromantischem Kitsch. Subtil vom Klavier eröffnet und in der „Appassionata“ von den Streichern fortgeführt teilt es sich die ersten vier Noten mit dem Hauptthema. Eine wichtige Funktion erfüllt die Mundharmonika, deren befremdlicher Klang mit Fats in Verbindung steht. Die Puppe selbst hat kein eigenes Thema, eher ein kurzes Motiv aus einer hin und her schwankenden großen Sekunde bestreitet das hauptsächliche Material des Soloinstruments. Thematisch eine unglaublich starke Musik fällt „Magic“ in den Suspense-Passagen ein wenig ab. Goldsmith wagt hier keine großen avantgardistischen Effektgewitter wie einige Monate zuvor in „Coma“, sondern baut auf Liegetöne und verhaltene Dissonanzen. Den Film selbst unterstützt die Musik zu jeder Zeit, als reines Hörerlebnis hängt die Musik allerdings in der Mitte größten Teils durch und tritt – abgesehen von einigen temporeichen Ausbrüchen wie dem Kampf im Wasser – auf der Stelle. Im Gegensatz zu den anderen Filmmusiken dieses Jahres wurde „Magic“ mit keinem kommerziellen Album bedacht. Erst die legendäre „Tribute to Jerry Goldsmith“-CD des Gala-Dinners von der Society for the Preservation of Film Music zu Ehren des Komponisten enthielt gute Viertelstunde aus dem Score, bevor der Varèse-Club die fast vollständige Musik im Rahmen des CD-Clubs veröffentlichte. In glasklarer Klangqualität bekam man erstmals die Möglichkeit, die Musik abseits des Films zu hören. Allerdings lässt die CD eine kurze Sequenz zwischen „Corkys Retreat“ vermissen – auf das Fehlen dieses Stücks wird leider nicht im Booklet eingegangen. Der Text Tonwsons ist ansonsten recht informativ bezüglich des Films und der Musik. Die Club-CD ist seit längerer Zeit ausverkauft und da man die „Tribute“-CD mit den wichtigsten Passagen günstiger bekommt, wäre es ratsam, erst einmal dort Probe zu hören. So wenig durchwachsen das Hörerlebnis der vollständigen Musik ist, so stark funktioniert sie wiederum im Film selbst und ist ein weiterer Beweis für Goldsmiths ausgezeichnetes Gespür für Filmvertonungen und seine außerordentliche Begabung als Komponist.
  11. Und welchen Anteil haben dann noch die Mexikaner? Außerdem müssen die Amis ja einen Grund haben, da so aktiv beteiligt zu sein. Wäre das ein glorifizierender Film über Alamo wäre der wahrscheinlich nicht so herzlich von den USA unterstützt worden. Abgesehen davon ändert es nichts an der Tatsache, dass dem Trailer nach zu urteilen eine rigorose Schwarzweißmalerei vorliegt. Böse graue Soldaten gegen gute einfach Bauern, die sich am Glauben festhalten. Genau das ist doch was ich kritisiere: Dass von beiden Seiten brutal vorgegangen wurde, allerdings mit zweierlei Maß gemessen wird und der Film noch ein Riesenvehikel für amerikanische "Gute-Christen-machen-Krieg-und-schlachten-Leute-für-den-guten-Zweck-ab-so-wahr-Gott-uns-helfe"-Propaganda bildet. Facebook habe ich nicht, daher bin ich da auch nie
  12. Jeder kann damit anfangen, wann er will und in welchen Fällen er will. Ich werde dieses Set alleine schon unterstützen, damit Lalaland nicht den Glauben an ihre Golden-Age-Veröffentlichungen verliert, die uns immerhin längst vegriffene Aufnahmen wie "Fall of the Roman Empire" oder noch nie auf CD erhältliches wie "55 Days in Peking complete" oder "A certain Smile" beschert haben. Da kann ich eine Wiederveröffentlichung ohne Probleme verschmerzen - insbesonders, wenn es sich um eine derartige Ausnahme-Musik handelt, denn wie "The Robe" klingt kaum eine anderen Sandalenfilmmusik. 1500 waren damals viel zu wenig und ich finde es gut, dass nun 2000 weitere Personen die Möglichkeit haben, diese Musik zu hören oder sie in besserer Qualität zu genießen als vorher. "The Barbarian and the Geisha" rechne ich ebenfalls zu den willkommenen Neuveröffentlichungen. Alle zehn Jahre darf man sowas ruhig machen.
  13. Pathetisch-religiösen Kitsch aus der "Traumfabrik" gibt's doch ohne Unterbrechung. Dass man mal wieder solche 'wahren Begebenheiten' nutzt, um ein schwarzweiß gezeichnetes und bunt gefilmtes Leinwandepos zu machen, wird wohl in Amerika nie ein Ende haben. Wie schon in den Trailern Soldaten der Regierung en masse abgemetzelt werden, als wären das nur Zweite-Klasse-Menschen, die von den Christieros für den guten Zweck niedergemacht werden können, lässt einem ein ungutes Gefühl aufkommen. Man kann davon ausgehen, dass keiner der Macher die Bergpredigt auch nur überflogen hat. Dass man solche Gewaltexzesse dreht ist natürlich eine Sache, aber sie unter dem Deckmäntelchen der christlichen Propaganda verkauft, ist ekelerregend. Du Glücklicher! Alleine, dass einem beim neuen Trailer Rachmaninov unverschämt ins Gesicht springt lässt mir wenig Hoffnungen auf einen kreativen und eigenständigen Score, der sich auch ohne die Krücken der Musikhistorie frei bewegen kann. Wenn er doch wenigstens mal was anderes als Tschaikowsky und Co. zitieren würde...einen Horner trifft Schönberg, Boulez und Stockhausen-Score würde ich mir ja mal gefallen lassen. "Black Gold" habe ich leider hier im Kino verpasst und muss ich mir irgendwann nochmal auf CD besorgen, "Spiderman" wird vielleicht im Kino mitgenommen und bei diesem Schmodder bin ich wirklich unentschlossen. Letzten Endes bin ich aber zuversichtlicher als bei den meisten heutigen Komponisten, dass Horner etwas handwerklich solides und musikalisch ansprechendes komponieren wird. Interessant, dass einer der letzten der alten Garde wieder so gefragt ist (neben Silvestri) und hoffe, dass das auf die zukünftige Filmgeneration positive Auswirkungen haben wird.
  14. Also die vollständige Filmmusik läuft rund 125 Minuten und ich bin mir sicher, dass die auch vollständig drauf sein wird. Einige der Albumversionen erklingen ja auch identisch im Film. Da könnte es natürlich sein, dass die Albumversionen, die nicht in der chronologischen Musik wie der gekürzte "Ultimate War", die längere "Granny Wendy" etc. im Anhang vertreten sind (wie bei "The Fugitive" oder "Forever young"). Vielleicht mussten sie hier auch nicht das Album beilegen und Spielberg hat da seinen Einfluss geltend gemacht oder Williams hielt es nicht für nötig - wer weiß. Letzten Endes erhalten wir erst Aufschluss, wenn wir die Titelliste haben und so lange ist's ja nun auch nicht mehr hin.
  15. Ich habe vor einiger Zeit die Varèse-CD erstanden und mir dann noch günstig die Fox-CD gekauft, in die ich aber bisher noch nicht reingehört habe. Soweit ich weiß ist die Einzel-CD vom Klang klarer. Es stimmt schon, dass die Varèse-Club-CD recht dumpf klang - gemessen am Alter finde ich eine derartige Klangqulität verzeihlich aber natürlich würde es mich freuen, wenn Lalaland da noch etwas rausholen konnte. Die Musik auf der Doppel-CD war vollständig und der Rest wurde mit "orchestra only" und "choir only"-Fassungen zweier Stücke aufgefüllt - sehr interessant. Ich hoffe, dass diese Tracks auch auf der Lalaland enthalten sein werden, mache mir da aber ob der Freigiebigkeit MVs in Sachen Bonusmaterial keine Sorgen. Auf der Fox-CD war "Marcellus' Redemption" als "Choir only"-Track drauf, auf der Varése-CD mit Orchester. Vielleicht sind hier nun beide Fassungen enthalten. Interessant ist allerdings, was aus dem beschädigten und schlecht klingendem Stück "Searching for Jesus" geworden ist - vielleicht gibt's da jetzt eine besser klingende Version? Halte ich allerdings für unwahrscheinlich. Die LP-Aufnahmen, die zusätzlich mit der kompletten Musik auf zwei CDs gepasst hätten, scheint auch hier nicht vertreten zu sein und bleibt somit nur über die regulär erhältliche Varèse-CD zugänglich. Zu der kann ich aber auch noch nichts sagen weil noch verschweißt.
  16. Was für ein Zufall! Ich selbst dabei, meine Korngold-Konzert-Sammlung auszuweiten und Du scheinst Dich ja auch für sein Schaffen außerhalb des Films zu interessieren. Korngold war wahrscheinlich das letzte "wahre" Wunderkind. Hier im Lübecker Stadttheater gibt es gerade "Der Ring des Polykrates". Korngold schrieb diese Oper im Alter von nur 17 Jahren.
  17. Ich wäre sofort dabei, wenn es ein "L.A. Confidential"-Album gäbe - komplett und chronologisch mit Source-Stücken "Chinatown" wäre ohnehin schön, wenn der endlich mal kommen würde und am Besten natürlich mit Lambros Musik. Schließlich soll die abgelehnte Musik zum Ende im Viertel Chinatown tatsächlich chinesisch angehaucht sein. Schade, dass das Perseverance-Projekt fehlgeschlagen ist. Rechtlich gesehen 'gehört' die Musik zwar Lambro, aber die Aufnahmen nicht (wie Schifrins "Exorzist) und das Label wollte die Musik deshalb neu aufnehmen, lies die Sache aber fallen wegen zu wenig Interesse...
  18. Chinatown Los Angeles 1937: Jake J. Gittes arbeitete als Polizist in Chinatown und hat sich nun als Privatdetektiv selbstständig gemacht. Eines Tages kommt eine Klientin in sein Büro und bittet ihn, ihren Mann zu observieren und nachzuforschen, ob er eine Affäre hat. Bei dem angeblichen Ehebrecher handelt es sich um Hollis I. Mulwray, dem einst mit seinem Partner Noah Cross die kompletten Wasserwerke Los Angeles’ gehörten und sie gegen den Willen Cross’ an die Stadt verkauft hat. Tatsächlich kann der Privatdetektiv dem Ingenieur eine Affäre mit einer hübschen jungen Blondine nachweisen und am nächsten Tag steht es schon in allen Zeitungen. Dann taucht eine Frau in Gittes’ Büro auf, die sich als wahre Frau Mulwray ausgibt und den Privatermittler in Kenntnis setzt, ihn zu verklagen. Kurze Zeit später wird Hollis I. Mulwray tot aufgefunden, angeblich ist er in einem seiner Wasserkanäle ertrunken. Gittes, vom Eifer angespornt und gleichzeitig in die schöne Witwe verliebt, setzt sich in den Kopf, den Fall aufzuklären, doch je mehr er nachforscht, um so mehr gerät er in Gefahr, denn Gittes ist anscheinend in eine mächtige Verschwörung geraten, die bis zu einem einflussreichsten Männern der Stadt führt: Noah Cross, der außerdem Evelyn Mulwrays Vater ist… Roman Polanskis Hommage an den Film Noir gehört zu den unbestrittenen Klassikern des Kinos. Während die verlockend erscheinende Möglichkeit, auf ein vergangenes Genre zurück blicken zu können, oft pures Epigonentum zur Folge haben kann, ist „Chinatown“ viel mehr als das bloße Abhaken einer Checkliste. Als Vorlage für die Handlung dienen die zwischen 1889 und 1994 ausgetragenen „California Water Wars“. Der Bürgermeister Fred Eaton beauftragte den Chefingenieur und späteren Vorsitzenden des Los Angeles Department of Water and Power – William Mulholland – mit dem Bau eines großen Aquädukts, dass Wasser aus dem benachbarten Owens Valley abführte, sodass das Tal 1926 komplett ausgetrocknet und eine Beackerung nahezu unmöglich war. Die Figur des Hollis I. Mulwray basiert ohne Zweifel auf Mulholland und wird zum Dreh- und Angelpunkt in der Verschwörung rund ums Los Angeles Department of Water and Power sowie die privaten Konflikte der beteiligten Personen. Drehbuchautor Robert Towne spann eine komplexe und von mehreren Wendungen durchzogene Handlung, die als Fundament für einen außerordentlichen Film diente. Neben der detailreichen Ausstattung und den liebevoll gefertigten Kostümen glänzt der Film neben den Schauspielern vor Allem durch Polankis charakteristische Regie. So sind während des Films viele inszenatorische Details ausfindig zu machen, reden Personen realistisch durcheinander oder muten in besonders makabren Situationen unfreiwillig komisch an. Die Figuren sind allesamt klassische Klischees des Film Noirs, die jedoch markant gezeichnet sind und denen sämtliche Schauspieler brillant Leben einhauchen. Jack Nicholson ist die perfekte Wahl für Privatermittler Jake Gittes, der sich zwar elegant gibt, in dem aber nach wie vor der schnoddrige Polizist aus Chinatown steckt und notfalls auch nicht halt vor Gewalt gegen Frauen macht. Faye Dunaway glänzt als mysteriöse Evelyn Cross Mulwray, die – anfangs als Femme Fatale eingeführt – im Verlauf der Handlung immer undurchsichtiger wird. Regiegröße und Schauspielurgestein John Huston interpretiert seinen Noah Cross als grobschlächtig und leicht plump, hält die wahre brutale Natur des ehemaligen Wassermoguls gekonnt bis zum Finale zurück. In einem Cameo-Auftritt ist auch Roman Polanski als skrupelloser Kleingangster zu sehen. „Chinatown“ ist somit ein absoluter Klassiker ohne jeden Makel und filmisch durch absolute Höchstleistung geprägt. Zur Musik: Ursprünglich war der Komponist Philip Lambro mit der Vertonung von „Chinatown“ beauftragt, doch die Musik wurde abgelehnt und Jerry Goldsmith musste innerhalb von zehn Tagen eine neue Musik fertig stellen, die zum absoluten Klassiker avancierte. Goldsmith wählte für seine Musik pro Film oft sehr unterschiedliche und ausgefallene Besetzungen und auch Chinatown überrascht durch instrumentatorische Sonderbarkeit: Streicher, vier Klaviere, vier Harfen, Perkussion und Solo-Trompete bestreiten den knappen aber äußerst wirkungsvollen Score, der sich konzeptionell in zwei Elemente teilen lässt. Um die Atmosphäre der Zeit sowie der Handlung einzufangen schrieb der Komponist ein elegisch-bluesiges Hauptthema für Solo-Trompete, das sich über nahezu sphärische Flageolett-Akkorde der Streicher legt, die sich mit den Harfen mischen. Dieses Thema ist J. J. Gittes zuzuschreiben und ist von einer starken leicht resignierten aber lässig coolen Stimmung durchzogen. Goldsmith soll dem Solo-Trompeter Uan Rasey gesagt haben: „Spiel’ es, als wäre es Sex – aber schlechter Sex.“ Direkt an das Hauptthema knüpft das sinnliche Liebesthema an, das von den Streichern gespielt und oft auch als Weiterführung des Hauptthemas fungiert. Obwohl das Trompetensolo und das Liebesthema zu den Markenzeichen dieser Musik gehören ist der Score zu „Chinatown“ hauptsächlich avantgardistischer Natur, was sich auch in den zahlreichen Suspense-Szenen niederschlägt. Hier schafft Goldsmith mittels des Mischklangs von mehreren tiefen Gongs und Tamtams einen dunkel hallenden Hintergrund für leichte Klaviereinwürfe, gestrichene Becken, und alternative Spieltechniken der Streicher. Ein kleiner Star der Musik allerdings ist die Guiro, die eine Verknüpfung zum spanischen Element der Stadt Los Angeles schafft und sich oft rhythmusgebend als maßgebendes Soloinstrument durch die Musik zieht. Außerdem gibt es noch zwei sehr ruppige und harsche Passagen für Col Legno-Streicher, tiefes stakkatierendes Klavier und kleine Trommel. Zum Filmstart erschien ein rund 30-minütiges LP-Programm der Musik, das von den rund 50 Minuten Score weniger als die Hälfte enthielt und mit zeitgenössischen Source-Stücken des Films aufgefüllt wurde. Man muss zu Gute halten, dass nahezu alle wichtigen Passagen auf der LP enthalten sind und die vollständige Filmmusik sich durch die vielen ähnlichen Suspense-Passagen beim Hören in die Länge streckt. Nichts desto trotz wurden einige äußerst effektvolle und interessante Passagen nicht in das Album aufgenommen. Der LP-Schnitt wurde von Varèse 1:1 auf CD wieder veröffentlicht, die allerdings seit Langem vergriffen ist, sodass man auf eine baldige Neuauflage hoffen muss. Hier würde sich anbieten, die vollständige Filmmusik mit chronologisch eingestreuten Source-Stücken zu veröffentlichen, die den Hörfluss etwas auflockern und die Atmosphäre zusätzlich erweitern würden.
  19. Herrlich! Die CD wird allerdings schnell weg sein schätze ich, sodass die Intrada wahrscheinlich nicht wirklich im Wert sinken wird. Egal, hauptsache, man hat diese Musik. Jetzt bräuchten wir noch "Broken Arrow" und Harlines "Enemy Below"!
  20. Besten Dank! Ich habe auch ein wenig gegoogelt aber soweit nichts gefunden. Na, das wäre ja aus bekannten Gründen wieder was für mich
  21. Ich habe einfach kombiniert. So bin ich beim Erscheinen von "The Raven" auch günstig an Baxters "Marco Polo" gekommen Was hat es denn mit White Fang bzw. Zimmer und Walker auf sich? Ist der nicht offiziell von Poledouris vertont worden?
  22. Das sind ja wirklich tolle Nachrichten! Die "Warlock"-CD habe ich zwar schon, aber ich bin bereit, 20,- für die Geisha alleine zu zahlen! Vielleicht gibt's ja "Adventures of Casanova" noch extra drauf?
  23. Freud Der 30-Jährige Dr. Sigmund Freud gerät während seiner Tätigkeit in dem Wiener Allgemeinem Krankenhaus immer wieder mit seinem Professor Dr. Theodor Meynert aneinander. Meynert vertritt wie fast alle Kollegen die Ansicht, dass Hysterie keine ernst zu nehmende Nervenkrankheit sei. Schließlich gibt Freud auf und reist nach Frankreich, um unter Jean-Martin Charcot zu studieren, der wegweisende Fortschritte auf dem Gebiet der Behandlung neurotischer Patienten mittels Hypnose erzielt hat. Begeistert von Charcots Behandlungsmethoden begibt sich Freud einige Zeit später zurück nach Wien, wo er allerdings von Meynert bei einer Lesung öffentlich bloßgestellt wird. Einzig und allein Dr. Josef Breuer, der ebenfalls Experimente mit Hypnose durchführt, ist dem Referenten zugetan. Er schlägt diesem vor, eine gemeinsame Studie zu verfassen und lässt seinen Kollegen auch bei weiteren Sitzungen anwesend sein. Schließlich überträgt Breuer seine Patienten auf Freud, der sich immer klarer über die Rolle des Unterbewusstseins des Menschen bei dessen Handlungen wird. Seine Methoden und Erkenntnisse stoßen Kollegen und Patienten gleichermaßen vor den Kopf, doch Freud forscht unbeirrt weiter… 1946 gab die amerikanische Regierung den Film „Let There Be Light“ in Auftrag, der die psychiatrische Behandlung u. A. mittels Hypnose von durch Kriegserlebnisse traumatisierten Soldaten zeigt. Gedreht wurde dieser Dokumentarfilm von Filmgröße John Huston, den die Möglichkeiten von Hypnose seit diesem Projekt faszinierten. Huston setzte sich in den Kopf, einen Film über Sigmund Freud zu drehen, der zu den Urvätern der Psychoanalyse gehört, doch erst mehr als eine Dekade später erst konnte das Projekt realisiert werden. Der französische Autor Jean-Paul Sartre wurde beauftragt, das Drehbuch zu verfassen, doch Huston dürfte das entstandene Script gleich doppelt vor den Kopf gestoßen haben. Zum Einen war Sartres Drehbuch viel zu umfangreich und hätte einen über zehn Stunden laufenden Film ergeben, zum Anderen schien Huston als Freud-Begeisterter außer dessen Erfolge im Bereich der hypnotischen Behandlung nicht sehr vertraut mit den Ansichten und Theorien des großen Psychologen gewesen sein, denn Freuds Ansichten zur infantilen Sexualität und die Theorie, dass sich jedes Trauma auf ein sexuell ausgerichtetes Erlebnis zurück führen lässt, dürften den konservativ eingestellten Regisseur stark vor den Kopf gestoßen haben. Sartre weigerte sich, seinen Drehbuchentwurf zu kürzen sodass Charles Kaufmann und Wolfgang Reinhardt sich letzten Endes für das Skript verantwortlich zeichnen. Angeblich wurde Huston erst kurze Zeit vor Drehbeginn zugetragen, dass der Hauptdarsteller Montgomery Clift homosexuell war und die in München stattfindenden Dreharbeiten vor Allem seitens Hustons mit größter Anspannung und in einer insgesamt beklemmenden Atmosphäre vonstatten gingen. Doch vielleicht waren es gerade diese schwierigen Vorraussetzungen, die „Freud“ zu einem auch heute noch sehr sehenswerten Film gemacht haben, denn hier wird eine übermäßige Heroisierung des Protagonisten – wie sonst besonders in Hollywood-Biographien üblich – vermieden. „Freud“ verfügt über ein hohes Maß an Zurückhaltung und Objektivität, das Unverständnis Freuds Umgebung wird glaubwürdig thematisiert und dient nicht nur als rein dramaturgischer Gegenpol, gegen den der Protagonist anzukämpfen hat. Die Beteiligung von durchweg fähigen und begabten Könner ihres Faches macht „Freud“ zudem auch rein filmisch zu einem überdurchschnittlichen Werk. Das einzige Manko des Films ist der Versuch, den Zuschauer nicht mit allzu vielen individuellen Patienten zu verwirren und die Möglichkeit zu bieten, auch zu der von Freud zu behandelnden Person eine emotionale Bindung aufzubauen. Dazu dient der Charakter der Cecily Koertner, die von den Autoren mit nahezu jedem Phänomen gestraft wurde, das Freud in den fünf geschilderten Jahren beobachtete. Schon in der Mitte des Films fragt man sich als Zuschauer, wann dieses arme Wesen doch endlich von den unzähligen Neurosen geheilt sein wird. Neben der detaillierten Ausstattung, den Kostümen und der äußerst gelungenen Schwarzweißfotografie Douglas Soclombes überzeugen besonders die Schauspieler durch die Bank. Montgomery Clift tastet sich mit stechendem Blick durch die Labyrinthe seiner Patienten, während er sein eigenes Trauma bekämpft. Gerade die etwas zweifelnde und zurückhaltende Charakterisierung des großen Denkers stieß bei Freud-Anhägern auf große Unzufriedenheit, da dieser stets als entschlossener und willensstarker Mann beschrieben wurde. Larry Parks als psychiologischer Ziehvater Breuer sowie Ferdinand Ledoux als Charcot verkörpern die historischen Figuren mit absoluter Glaubwürdigkeit und Susannah York liefert als geplagte Cecily Koertner durchweg schauspielerische Höchstleistungen ab. Einen ebenfalls sehr beeindruckenden aber recht kurzen Auftritt hat David McCallum, der später als Agent von „U.N.C.L.E.“ zum Jugendidol wurde. Zur Musik: Die Musik Jerry Goldsmith trägt ebenfalls maßgeblich zu der dichten Atmosphäre des Films bei. Der junge Komponist feierte mit „Freud“ seinen ersten großen Erfolg, brachte ihm dieser seine erste Oscar-Nominierung ein. Wie auch die drei Jahre zuvor entstandene Untermalung von „City of Fear“ ist diese Musik durch und durch modernistisch geprägt. Statt einer walzerseeligen Charakterisierung Wiens um 1880 knüpfte Goldsmith einen anachronistischen aber vollständig einleuchtenden musikalischen Bezugspunkt, indem er sich an der Zweiten Wiener Schule um Arnold Schönberg orientierte, ohne dabei seinen eigenen charakteristischen Umgang mit seriellen Techniken abzulegen. Anstatt wie von Schönberg geplant, die Reihen als „sich selbst begleitende Tongestalten“ seinen Kompositionen zu Grunde zu legen verwendet Goldsmith seine Tonfolgen als eigene Motive, die durch teils harsche und atonale oder auch traditionelle Akkorde harmonisiert und somit einzeln manipuliert werden. Schon gleich zum Vorspann schlängelt sich eine Tonreihe durch das farbige Netz, dass die verschiedenen Klangfarben des Orchesters aufspannen und die den äußerst versierten Umgang des Komponisten mit einer solchen Besetzung unter Beweis stellen. Doch nicht nur Anklänge an die Wiener Schule lassen sich finden, sondern zwei weitere musikalische Vorbilder und Inspirationen Goldsmiths besonders in seiner frühen und mittleren Phase: Bartók und Stravinsky. Besonders die „Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta“ des ersteren lässt sich als Vorbild für einige Passagen in „Freud“ ausmachen. Dieser sehr modernistischen Klangwelt wird ein sehr lyrisches, fast unschuldiges und an ein Kinderlied erinnerndes Thema für Cecily gegenübergestellt, das sanft in der Celesta erklingt und sich wie ein roter Faden durch die Musik zieht. Doch auch in den atonalen Passagen arbeitet Goldsmith überwiegend motivisch und schöpft seine einzelnen kurzen Fragmente stets voll aus, sodass sich der Musik auch ohne tonalen Halt sehr gut folgen lässt. Insgesamt schrieb Goldsmith mit „Freud“ ein frühes Meisterwerk, das einen starken Einblick in das Potential und die Fähigkeiten dieses damals aufstrebenden Komponisten ermöglicht, der einige Zeit später zu den gefragtesten und angesehensten Filmkomponisten Amerikas aufsteigen sollte. Wie so oft setzte Goldsmith auch in „Freud „ Musik nur sehr sparsam ein, um eine größtmögliche Wirkung zu erzielen. Im Film selbst wurde die Musik auch teilweise grob geschnitten, ein- oder ausgeblendet. Von der knappen Dreiviertelstunde musikalischen Materials wurde ein gut halbstündiges LP-Programm für eine kommerzielle Veröffentlichung zusammengestellt, das lange Zeit nur durch eine legale Grauzone über das Tsunami-Label in Deutschland verfügbar war. Da als Quelle für die CD eine LP verwendet wurde ist die Klangqualität denkbar scheppernd und vollständig in mono. Erst 2009 veröffentlichte Varèse-Sarabande die vollständige Filmmusik im Rahmen des Varèse-Clubs auf einer auf 3000 Stück limitierten CD erstmals auch in stereo. Komplettisten werden allerdings auch das Tsunami-Album aufbewahren, da es als einziges Album die Möglichkeit bietet, die Filmversion von „Desperate Case“ zu hören, die es durch den Temp-Track aus Ridley Scotts „Alien“ zu größerer Bekanntheit gebracht hat. Die Klangqualität der Varèse-CD ist erstaunlich frisch und klar, der Begleittext lässt allerdings zu wünschen übrig und unterschlägt wichtige Informationen, z. B. warum auf der CD nur eine alternative Fassung von „Desperate Case“ zu hören ist. Abgesehen von diesem Makel ist das „Freud“-Album allerdings eine vorzügliche Präsentation einer nicht nur historischen sondern auch musikalisch äußerst bedeutenden Leistung, die in keiner Filmmusiksammlung fehlen sollte.
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