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Stefan Schlegel

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  1. Im Gegensatz zu allen anderen bisher von Dir hier besprochenen Peplum-CDs habe ich Dir aber sicherlich nicht MACISTE CONTRO IL VAMPIRO empfohlen. Die Entscheidung zum Kauf dieser CD mußt Du Dir wohl eher ganz allein zuschreiben. Es ist ganz sicher keine der besten Lavagnino-Musiken, die wir auf Alhambra in all den Jahren veröffentlicht haben - da gibt es selbstverständlich schon ganz andere Kaliber. Aber es ist eben einer der Titel, die kommerziell wirklich am besten gelaufen sind, weil der Film vor allem auch in den USA absoluter Kult ist. Es gab schon seit vielen Jahren etwa bei FSM mehrere Anfragen nach genau diesem Score. Was hätten wir also machen sollen? Ihn etwa nicht veröffentlichen, obwohl die Bänder ja im Lavagnino-Archiv vorhanden sind und eine dermaßen große Nachfrage danach vorhanden ist? Das wäre selbstverständlich blanker Unsinn gewesen. Es ist nun einfach mal so, daß bei italienischen Filmmusiken auf CD die populären Genres und Kultfilme stets die Hauptrolle spielen - und wenn dann noch Peplum und Horror wie in diesem speziellen Fall zusammenkommen, dann ist es sonnenklar, daß die CD sich ziemlich gut absetzen wird. Ich hatte das auch im voraus genauso abgeschätzt wie es dann gelaufen ist. Wie gesagt: Für uns bei Alhambra ist es einer der erfolgreichsten Titel überhaupt gewesen - bei anderen Lavagnino-Titeln haben wir ja meist nur 300 Stück pressen lassen, aber hier eben doch deutlich mehr, weil der Erfolg einfach abzusehen war. Z.B. wäre LA GRANDE OLIMPIADE eine viel stärkere Lavagnino-Musik, aber das kennen halt viel, viel weniger Sammler und deshalb ist diese CD auch immer noch lieferbar und nicht ausverkauft, obwohl wir davon keine 500 Stück haben pressen lassen.. Ich persönlich fand MACISTE CONTRO IL VAMPIRO musikalisch jetzt gar nicht so schlecht - im recht unterhaltsamen Film funktioniert dfie Musik sogar sehr gut - und mag auch das von Dir oben noch nicht angesprochene Liebesthema, das leider zu selten erscheint, ganz gern, und auch die ungewöhnliche Sandsturm-Sequenz ist durchaus interessant. Aber natürlich hat die Musik so einige Spannungshänger drin - nur stellt sich die Frage: Läßt man das alles außen vor und bringt vom Score auf CD nur eine 10-15 Minuten lange Suite? Kann man schlecht machen, denn dann stellt man sich als Label ja selbst ein Bein und erzürnt zudem noch all die vielen Komplettisten - und wie gesagt es gibt gerade für so was eben weltweit weitaus mehr Fans als für eventuell hochkarätigere, aber unbekanntere Scores aus der Feder des Komponisten. Das ist schlichtweg Tatsache.
  2. Das kommt daher, daß der Film so einige Tänze enthält, die man fast als Ballett bezeichnen kann. Wichtig zu sagen ist auf jeden Fall noch, daß bei zwei ganz entscheidenden Stücken des Scores auf den Masterbändern der Chor verlorengegangen ist. Beides auch Tanz- bzw. Ballettszenen. Die Musik von Track 2 erhält durch den Choreinsatz im typischen Nascimbene-Stil noch eine zusätzliche Wucht, die in der rein instrumentalen Variante der CD natürlich nicht in diesem Ausmaß rüberkommen kann. Auch bei Track 14 auf der CD muß man leider auf den Chor verzichten, der sich hier teilweise ins Orgiastische hochsteigert. Ich empfehle Dir daher unbedingt, diese zwei Tracks auch noch in der korrekten Filmfassung anzuhören - Track 14 kommt im Film ohnehin ganz ohne Dialog aus. Hier noch der Link zur italienischen Originalfassung auf Youtube. Track 14 erklingt ab Minute 38:46, Track 2 ab Minute 53:02:
  3. Ich empfehle auch diesen Thread zu lesen, in dem Angus Gunn und ich uns vor ein paar Jahren mal ausführlicher über Fusco unterhalten haben: https://www.soundtrack-board.de/topic/15193-giovanni-fusco/ Die LA GUERRA DI TROIA/LA LEGGENDA DI ENEA-CD finde ich auch recht stark und habe sie an 2008 für das Cinema Musica-Magazin besprochen. Vor allem der ENEA-Score ist schon typisch für Fuscos sehr eigenwilligen Stil abseits konventioneller Sinfonik und ich bin damals zu diesem Schluß gekommen: "In Teilen könte man meinen, daß Fusco bei dieser Arbeit ein wenig seine bei den Antonioni-Filmen gewonnene Erfahrung der klanglichen Reduzierung und der Tendenz zur Abstraktion auf ein Epos übertragen wollte. Jedenfalls eine sehr ungewöhnliche und hörenswerte Angelegenheit."
  4. Gehe da völlig d´accord mit Dir und finde Deine Äußerung daher überhaupt nicht ketzerisch. Die alte Prometheus-CD habe ich schon ewig nicht mehr rausgeholt, die Musik fand ich schon damals nie richtig toll und hat mich bis auf ganz wenige Abschnitte nicht beeindruckt. Man hats halt gekauft, weil es eben der allerletzte Score vom bewunderten Maestro war. Ich habe den Film an 1982 auch im Kino gesehen und selbst da fand ich die Musik nicht so besonders überzeugend und schlichtweg auch des Guten zuviel. Mir haben die vorherigen Alterswerke von Rózsa wie PROVIDENCE und TIME AFTER TIME noch sehr gut gefallen, auch FEDORA übte mit seiner fahlen Melancholie an 1979 noch einen gewissen Zauber aus, dem ich mich schwer entziehen konnte. Aber bei DEAD MEN ist wirklich nur noch Recycling angesagt, man hört im Prinzip nur noch Wiedergekäutes, altbekannte Floskeln , die wie aus dem Zusammenhang gerissen wirken und an bessere Zeiten erinnern sollen. Sicherlich handwerklich wie immer gut gemacht, das ist eh klar, aber das Ganze wirkt auf mich sehr altersmüde und man hat alles, was da so auftaucht, schon viel, viel besser in früheren Rózsa-Scores gehört, wo es auch noch weitaus mehr musikalischen Sinn ergab. Auch beim Liebesthema hatte und habe ich immer THE VIPs im Kopf, denn das ist so nahe dran an dem Thema von dort, daß es einem schon etwas unangenehm aufstößt. Nochmals zulegen werde ich mir den Score daher sowieso nicht - und wenn ich mir die zweite CD von Intrada anschaue, die ist dazuhin ja so überflüssig wie ein Kropf.
  5. Es hätte mich auch etwas gewundert, wenn DIAMANTI SPORCHI ganz verloren gegangen wäre wie es eine Zeitlang aussah, da Cinevox doch ihren eigenen 70er-Bestand an sich immer sehr gut aufbewahrt hat. Die Bänder waren sicher irgendwo falsch eingeordnet. Man sieht inzwischen allerdings auch bei Quartet: Wenn italienische Scores veröffentlicht werden, dann kaum noch CAM/Sugar-Titel außer den letzten Rotas (die eh schon seit Jahr und Tag reserviert waren), dafür kommen seit Monaten nun hauptsächlich Titel über Musikverlage, die noch sehr kooperativ sind wie eben Cinevox, Universal Music Publishing mit dem ganzen RCA-Katalog und natürlich GDM.
  6. Wenn man sich das Tracklisting von CD 1 anschaut, dann soll Nummer 9 "Wild Jazz Piece No 2" zu Rozsa´s "dramatic score" gehören. Kann ich mir ehrlich gesagt nicht so recht vorstellen. Wenn das nicht mal ein Lapsus ist von Intrada. Vor allem, wenn man die besagte Jazz-Stelle im Film hört Bill Wrobel hatte vor Jahren ja Rozsas Originalmanuskirpt zur Hand gehabt und im Rozsa-Forum eine ganz detallierte Analyse von jedem einzelnen Track gemacht. Das "Wild Jazz Piece" war jedenfalls nicht dabei und Wrobel schrieb dazu dies (bezüglich dem Track "Looking for Hastings"): "Up to this point in the movie, a jazzy ensemble piece was used as Rigby walked down the slum streets and narrated, including the piano, sax, and so forth. I did not see that written music in the score I researched..." https://www.tapatalk.com/groups/miklosrozsa/dead-men-don-t-wear-plaid-full-score-research-t1414.html
  7. Die Tanzmusik mit der Frauenvokalise wurde von Nicolosi komponiert, nicht von Lavagnino. Sie wurde witzigerweise an 1965 für eine nächtliche Partyszene in Federico Fellinis JULIA UND DIE GEISTER nochmals eingesetzt. Möglich, daß die Tanzszene erst später noch bei ESTER E I LRE eingefügt wurde und Lavagnino zu dem Zeitpunkt dann nicht mehr zur Verfügung stand. Auch bei ein paar wenigen anderen M-Nummern von ESTER E IL RE hat Nicolosi wohl noch ein bißchen was hinzugefügt - ich würde mal sagen, so 90% des gesamten Scores stammt von Lavagnino und der Rest von Nicolosi. Im CAM-Archiv haben rund 25 Minuten der ESTER-Musik gefehlt als Digitmovies die Musik veröffentlichen wollte. Eventuell ist da ein Band mal verloren gegangen - ähnlich wie bei Lavagninos I FRATELLI CORSI von 1961, den Kronos vor wenigen Jahren gebracht hat. Daegegen befinden sich die Bandkopien mit der kompletten Musik - und sogar in Stereo, während CAM die Musik nur noch in Mono abgespeichert hatte - im Lavagnino-Privatarchiv. Ich habe die drei Bänder selbst gesehen als ich dort war und auch ein Foto davon - das Stereo kann man auf den Deckblättern der Bandschachteln auch ganz deutlich lesen - ähnlich wie bei LA GRANDE OLIMPIADE. Die Digitmovies-CD kam allerdings zu einem Zeitpunkt heraus als ich den Kontakt zu den Lavagnino-Schwestern noch nicht hatte und auch selbst noch nicht in Gavi gewesen war. Wir hätten wirklich sehr gerne auch den kompletten Score in Stereo auf Alhambra gemacht in den letzten paar Jahren, aber es ist dann daran gescheitert, daß Sugar ganz lange nicht einwilligte, diese Privatbänder zu verwenden. Sie hätten dann wohl schlußendlich nachgegeben als eine der Lavagnino-Schwestern mit ihnen darüber noch verhandelt hatte, aber dann kam eben dieser Deal mit Decca/UMG dazwischen und inzwischen bekommt man über Sugar gar nichts mehr lizenziert. Zumindest nicht von uns aus hier in Deutschland. Auch die Musik zum Ava Gardner/DIrk Bogarde-Melodram LA SPOSA BELLA von 1960 stand noch zur Disposition und hätte man eigentlich für das Saimel-Label in Stereo machen können (die alte sehr rare und streng limitierte CAM-Club-CD von 1991 war auch hier nur in Mono!), aber auch hier gab es natürlich genau dasselbe Problem
  8. Nicht mal die deutsche Abenteuer-Klassiker-Doppel-CD von Cinesoundz von 2001, die doch zumindest Teile von Cosmas MICHAEL STROGOFF und DAVID BALFOUR enthielt? Ich selbst hatte das Glück, daß ich so ab Mitte der 90er - also in Prä-Internet-Zeiten - zwei deutsche Filmmusikfreunde hatte, die ganz eifrig Cosma sammelten. Einer von denen hatte eh so gut wie alles was es überhaupt von Cosma bis zum damaligen Zeitpunkt gab. Dadurch ergab sich für mich natürlich auch die Gelegenheit, in sehr viele Platten und CDs reinhören zu können und ganz genau zu selektieren, welche Scores überhaupt musikalisch für mich in Frage kommen. Dabei ist halt schon mal ganz vieles aus den 70ern und 80ern, was früher auf LPs oder Singles veröffentlicht wurde, für mich komplett durch das Raster gefallen - und jetzt natürlich auf den vier Boxen wieder mit oben. Die ganz große Überrraschung an 1996 war für mich LE JAGUAR, denn so hatte ich Cosma zuvor kaum je gehört gehabt. Als mein Freund mir die CD damals vorstellte, - auch schon wieder 26 Jahre her -, war ein Kauf derselben natürlich unumgänglich. Und so gings eigentlich bei mir los und ich habe mir in den Folgejahren nach und nach noch all das zugelegt, was mich musikalisch aus dem ganzen Ouptut des Komponisten wirklich angesprochen hat. Außerdem kamen gerade Ende der 90er zeitgleich noch einige schöne neue Cosma-Sachen in Frankreich heraus, die mir zusagten. Deshalb kenne ich einfach sehr vieles von ihm und brauche das dann selbstverständlich nicht doppelt oder gar noch das alles, was mir vor 20-25 Jahren bereits eh nicht gefallen hat.
  9. Apropos amüsiert: Mich hat auch das über 100-seitige Booklet bzw. Buch bei Vol. 1 - und das wird ja in der Art bei den weiteren Boxen so fortgeführt worden sein - schon ziemlich amüsiert. Natürlich ist das von der äußeren Gestaltung erst mal sehr liebevoll gemacht mit all den vielen Fotos und Notenbeispielen, aber inhaltlich - wenn man der französischen Sprache ein wenig mächtig ist - haben sich mir da schon öfters die Nackenhaaare gesträubt, da wirklich jedes belanglose Pop-Stückchen zu einer Art musikalischen Sensation mit ausufernder Analyse aufgebläht wird. Das ist so abgehoben und over the top geschrieben als würde da jemand in einem Cosma-Elfenbeinturm leben und überhaupt keine qualitativen musikalischen Unterschiede mehr erkennen. Klar wird jemand in Liner Notes einer CD immer etwas Positives über die Musik schreiben, aber in dem irrwitzigen Tonfall wie es hier durch die Bank passiert und in der ausufernden Länge - das ist schon absolut einmalig. Das steht in gar keinem Verhältnis mehr zur Sache. Man verliert dann auch ziemlich schnell - zumindest ging es mir so - die Lust, noch weiterzulesen, weil es so dermaßen überkandidelt ist als ginge es darum, noch die letzten Geheimnisse einer Mahler-Sinfonie musikwissenschaftlich zu ergründen. Wie ist es Dir denn mit diesem bzw. diesen Büchlein ergangen?
  10. Bei Sarde handelt es sich um eine 6 CD-Box, die auf dem BMG-Label veröffentlicht wird. Es werden sicherlich keine kompletten Scores sein, sondern Auszüge - ich schätze mal so jeweils zwei oder drei Tracks pro Score - aus 100 von ihm selbst ausgewählten Filmmusiken. Das Set hätte eigentlich schon im Januar in Frankreich erscheinen sollen und nennt sich "Philippe Sarde: 50 Ans de Cinéma Francais". Das Cover sieht so aus und war auf der Webseite von Radio France bereits abgebildet: https://www.radiofrance.fr/francemusique/podcasts/etonnez-moi-benoit/etonnez-moi-benoit-du-samedi-20-novembre-2021-4969042
  11. Das ist auch der Grund, warum ich ich mir die Boxen nicht gekauft habe. Die für mich interessantesten Sachen von Vol. 1-3 hatte ich in den meisten Fällen schon auf CD/CDR oder LP, so daß sich allein deshalb schon der Erwerb für mich eigentlich nicht gelohnt hat. Die erste Box hatte ich damals für einen Freund mitbestellt und ein paar Tage hier gehabt, so daß ich mich durch den ganzen Wust dieser 17 CDs durchwühlen konnte. Ich habe mir daraus dann eine einzige CDR gebastelt mit den zuvor unveröffentlichten Tracks aus NIGHT OF THE FOX, LA FEMME ABANDONNÉE und DAZZLE, also die neuen und zuvor unbekannten Stücke, die mir recht gut gefielen. Wenn ich also bedenke wie viel von den insgesamt 17 Scheiben schlußendlich übrig geblieben ist für mich, dann kann ich ganz gewiß nicht von einer lohnenden Angelegenheit sprechen. Was soll ich also mit einer Box, von der ich mehr als 80% ohnehin nie mehr anhören würde? Nur um als Sammler darauf stolz zu sein, die Box zu haben und dann für immer irgendwo abzustellen, ist mir das das Geld nicht wert gewesen. Bei Sarde würde ich mich sicherlich weitaus mehr auf solch eine Box einlassen, wenn etwa die vor Monaten schon angekündigte mit 100 Scores demnächst dann mal erscheint, aber nicht bei Cosma, den ich zwar durchaus teilweise schätze, aber doch lange nicht in demselben Maß.. Bei der dritten Box dürften schon so 30% eher sinfonische Tracks dabei gewesen sein, aber auch hier hatte ich einen Großteil dessen schon, was mir im Endeffekt zusagt, während vieles Andere mich wiederum gar nicht anspricht. Jetzt bei der vierten Box ist vor allem das musikalische Märchen "Les Fables de La Fontaine" (keine Filmmusik!) - in der Art von Prokofievs "Peter und der Wolf" und auch mit Erzähler - ein entzückendes Highlight (auf CD 5), aber davon gabs vor ein paar Jahren eben auch schon eine Einzel-CD: https://www.discogs.com/release/15580654-Vladimir-Cosma-La-Fontaine-Lambert-Wilson-Orchestre-De-La-Suisse-Romande-Fables-De-La-Fontaine Ansonsten würde mich auf der jetzigen vierten Box vor allem eine der allerletzten Filmmusiken Cosmas zum rumänischen Film OCTAV aus dem Jahr 2017 interessieren (CD 10), denn wenn man den Inhalt des Films kennt könnte das eine wirklich schöne romantische Musik geworden sein. Cosma selbst hat dazu dies geschrieben: “I identify with this film from the point of view of someone who returns to his country after a lifetime spent abroad to revisit it, to revisit the places where he was born, his friends.[…] I experienced this when I came back home.[...] It’s very touching for me to have written the score for this film”. Schade, daß davon keine Einzel-CD erschiene ist und man nun die komplette Box kaufen müßte nur um diesen Score zu hören. Das Problem bei Cosma ist für mich eben schon, daß er in den 70er/80ern so stark auf französische Komödien abanniert war - und im dementsprechenden Pop und Easy Listening-Stil der Zeit kommen alle die Musiken dann natürlich auch daher. Hat mir damals nicht zugesagt und heute genauso wenig. Cosma hat mich persönlich erst ab den 90ern so richtig angesprochen, denn da hat er seinen Stil plötzlich geändert und wurde viel orchestraler - plötzlich hat er ja auch einige Sachen mit dem London Symphony Orchestra eingespielt - wie etwa LE JAGUAR oder SOLEIL - und es wurde aufrauschend schwelgerisch wie ich Cosma vorher kaum je vermommen hatte. Interessant sind diesbezüglich auch seine vor rund 10 Jahren erschienenen Konzert-CDs, etwa mit dem Orchstre de Lyon oder dem Orchestre de la Suisse Romande, wo er seine früheren Komödienmusiken wie RABBI JACOB, LA BOUM oder DER GROSSE BLONDE völlig umarrangiert hat für großes Orchester und meiner Meinung nach sogar deutlich verbessert hat. Mir gefallen genau diese Versionen nämlich um einiges mehr als die Originale, da sie in einem plötzlich ganz anderen Gewand erscheinen. Wo Du , Mephisto, bei Cosma nun überhaupt keinen Fehler machen kannst, das wäre bei seiner Oper MARIUS ET FANNY aus dem Jahr 2007. Die komplette 2 1/2-stündige Oper, die vor einigen Jahren auch mal auf Arte gesendet wurde, gibt es zwar nicht auf CD, dafür aber einen 70-minütigen Querschnitt. Cosma dirigert das LSO und die Gesangssolisten sind die beiden Weltstars Roberto Alagna und Angela Georghiu. Wenn Du Dir was Gutes antun willst in Sachen Cosma, dann kaufe Dir diese CD, die bei Amazon derzeit sogar recht günstig angeboten wird: https://www.amazon.de/Marius-Fanny-Vladimir-Cosma/dp/B0015SRMR0 Ich hatte damals zur kompletten Oper bei Cinemusic drüben eingie Sätze geschrieben und kopiere das mal hier rein, damit Du weißt, was Dich da so musikalisch erwartet: "Die Oper ist ein Hochgenuß und ich bin vollauf begeistert. Im Grunde ist das wirklich spätromantischste Filmmusik pur - ein Schwelgen und Schmachten in üppig-eleganten, großorchestralen Melodiebögen ohne Ende. Leidenschaftliches Pathos und burleske Komik ergänzen sich dabei auf wunderbare Weise. Musikalisch für mich fraglos das Highlight des Jahres 2007! Stilistisch ist die Oper natürlich völlig anachronistisch und könnte aus dem frühen 20. Jahrhundert stammen, denn sie pendelt irgendwo zwischen Puccini, Bizets CARMEN und französischem Impressionismus hin und her, wobei das typisch melodische Cosma-Flair vor allem in den weit ausholenden Streicherpassagen, aber auch in den spritzigen humoristischen Abschnitten unüberhörbar ist. Cosma hat mehrere seiner Filmmusik-Themen aus den letzten Jahren, vor allem aus LA TRILOGIE MARSEILLAISE, in dieser Oper verarbeitet, aber auch aus anderen Filmen wie LA VACHE ET LE PRÉSIDENT, aus dem das Liebesthema in eine Solo-Arie für Fanny im ersten Akt verwandelt wird, oder das schmissige Scherzo aus LE SCHPOUNTZ, das öfters im ersten Akt auftaucht. Auch die alten Cosma-Scores für die Pagnol-Filme LA GLOIRE DE MON PÈRE und LE CHATEAU DE MA MÈRE klingen kurz mal an. Der Knüller ist dann eine der großen Marius-Arien im zweiten Akt - gesungen von Roberto Alagna -, die auf dem prachtvollen Hauptthema aus dem 1997er-Score SOLEIL basiert. Das große Schlußduett und das rein instrumentale Finale dieses zweiten Akts endet dann wiederum mit diesem herrlichen SOLEIL-Thema. Der Wahnsinn! Man möchte regelrecht abheben und davonfliegen. Insgesamt eine meisterliche, ausdrucksstarke melodische Musik, die man jedem Filmmusikliebhaber, dem romantisch-sinfonische Scores gefallen und der vielleicht zusätzlich noch eine Ader für den Opern-Verismo hat, eigentlich nur fest ans Herz drücken möchte."
  12. Das Stück heißt "The Great Journey" und nicht "The Long Journey". Es ist Track 5 auf dem GREATEST STORY-Originalalbum von 1965 und damit auf der ersten CD des Ryko-3CD-Sets enthalten. Hier ist dieses Originalbum auf Youtube und der Track beginnt bei Minute 13:58. Die Stelle, die Stephan wohl meinte, erklingt dann ab Minute 14:25:
  13. Nicht daß da eventuell ein falscher Eindruck entsteht, weil ich hier im Board einiges zu den Spencer/Hill-CDs von Beat gepostet hatte: Ich selbst bin nie und nimmer Spencer/Hill-Fan gewesen. Es ist nur so, daß man in meiner Generation als Jugendlicher in den frühen 70ern damals die Filme einfach automatisch mitbekommen hat und man fast gar nicht dran vorbeikam. Wirklich gefallen haben mir die wenigsten, aber sie haben für volle Kinosäle gesorgt. Bei uns im Kino war es die ganzen 70er und frühen 80er so - ein neuer Hill/Spencer und alle 315 Plätze für die Sonntagnachmittagsvorstellung waren regelmäßig ausverkauft. Das war einfach unglaublich wie das Publikum darauf abgefahren ist.. Kann man sich heute kaum mehr vorstellen. Mit den späteren De Angelis-Musiken zu den Spencer/Hill-Filmen konnte ich im Gegensatz etwa zu Angus Gunn und anderen hier nie was anfangen - als KInd mit mit 12 vielleicht noch mit "Flying Through the Air", das wars dann aber auch. De Angellis habe ich daher auch gar nie auf LP oder CD gesammelt. Die drei oben von mir erwähnten Rustichellis haben mit den späteren De Angelis-Musiken zu den Klamaukfilmen sowieso rein gar nichts zu tun. Als Film schätze ich von diesen dreien am meisten HÜGEL DER BLUTIGEN STIEFEL - aber wirklich nur in der Erstsynchronisation von 1970, die zweite künstlich auf lustig getrimmte mit diesem Schnodderdeutsch hat dann vieles kaputt gemacht. Der Western kam bei seiner Erstaufführung an 1970 auch bei der deutschen Filmkritik recht gut an und es wurden gerade die klassenkämpferischen Züge und der Brechtsche Lehrstück-Charakter dieses "linken" Italo-Westerns hervorgehoben: Der Wanderzirkus als verstecktes Agitprop-Theater, in dem mittels Clownerie und Pantomime politische Aufklärung betrieben wird. Der Film ist wirklich einfallsreich und schmissig inszeniert, macht gehörig Spaß. Die anderen beiden Western fallen dagegen ein bißchen ab, wobei aber VIER FÜR EIN AVE MARIA auch nicht ganz so übel ist. Als die drei Western in Deutschland herauskamen, waren sie entweder ab 16 oder sogar ab 18 freigegeben. Das heißt, damals durfte ich die Hauptfilme im Kino noch gar nicht sehen, sondern nur immer die Trailer. Aber im Trailer von GOTT VERGIBT... WIR BEIDE NIE und von HÜGEL DER BLUTIGEN STIEFEL ist mir die Filmmusik mit den jeweiligen Hauptthemen schon zu dem frühen Zeitpunkt richtiggehend aufgefallen und dann irgendwie auch hängen geblieben. Richtig zu Rustichelli geführt haben mich dann allerdings hauptsächlich einige ältere italienische Filme in Originalfassung so ab Mitte der 70er, die wir damals auch im Kino gespielt hatten und die man sonst in Deutschland gar nicht zu Gesicht bekam. Da waren einige für mich sehr prägende Erlebnisse dabei - und keinesfalls auf ein Genre beschränkt. Mir ist übrigens noch ein Rustichelli-Titel eingefallen, den ich Dir empfehlen könnte, weil es eigentlich auch ein halber Western ist. Zu dem würde ich Dir fast noch mehr raten als zu den drei Scores oben - nämlich ZANNA BIANCA ALLA RISCOSSA (WOLFSBLUT GREIFT EIN) von 1974. Gibts als Saimel-CD und erschien in den frühen 80ern schon als Beat-LP - ich habe beide Ausgaben. Das ist eine sehr schöne stimmungsvolle Musik, die ich immer wieder gerne auflege. Man hört zwar, daß das Orchester eher klein ist, da wohl kein allzu großes Budget zur Verfügung stand, aber Rustichelli holt schon alles raus, was ght. Teilweise aufwühlende, leidenschaftliche Dramatik voller Tragik als ob die orchestralen Teile einer Puccini-Oper zu vertonen wären. Daneben ein schwungvolles Hauptthema und nostalgische Abschnite, die ebenfalls zu gefallen wissen. Denke schon, daß Dir das zu einem Gutteil zusagen könnte. Rustichelli hat auch die ersten beiden Wolfsblut-Filme Anfang der 70er vertont gehabt, davon ist aber leider nie was erschienen und die Originalbänder gibt es beim Musikverlag nicht mehr. Da würde ich ansonsten auch sofort zugreifen, wenn davon je was käme.
  14. UCCIDI O MUORI von Rustichelli kennst Du doch auch, denn den hast Du hier ja auch mal besprochen, oder? ANDA, MUCHACHO, SPARA! dagegen ist nicht von Rustichelli, sondern von Bruno Nicolai. Allgemein halte ich es eh für schwierig, einen so vielseitigen Output wie bei Rustichelli - mit insgesamt mehr als 300 Scores von 1947 bis Mitte 80er - nur auf zwei Genres zu reduzieren, denn der typische Stil von ihm ist ja immer zu hören, auch im Komödienfach. Das ist genauso wie wenn ich mir halt von einem US-Komponisten wie Elmer Bernstein oder John Williams nur die paar von ihnen vertonten Western rauspicke und die meisten anderen Scores dann ignoriere. Durchaus hörenswert - zumindest in den alten LP-Fassungen - sind von Rustichelli im übrigen auch noch die Musiken zu den frühen Terence Hill/Bud Spencer-Western DIO PERDONA... IO NO (1967), I QUATTRO DELL´AVE MARIA (1968) und LA COLLINA DELGI STIVALI (1969). Alles noch keine wirklichen Klamauk-Western, sondern eher ernstere Western, die dann bei uns später durch deutsche Zweitsynchronisationen in den 70ern nach dem Erfolg von DIE RECHTE UND DIE LINKE HAND DES TEUFELS und VIER FÄUSTE FÜR EIN HALLUJAH mehr auf Geblödel umgetrimmt wurden. Im Prinzip war das eine Trilogie von Regisseur Giuseppe Colizzi,. in der Hill/Spencer dieselben befreundeten Charaktere Cat Stevens und Hutch Bessy verkörperten. Die Filme sind ja an sich auch hier in Deutschland äußerst populär und bekannt, tauchen auch immer wieder im Fernsehen auf - daher wunderts mich, daß Du diese drei anscheinend überhaupt nicht kennst. Für alle drei Filme hat Rustichelli jeweils ganz markante epische Hauptthemen komponiert - jedes Mal auch mit Chor dabei, wobei das harsche "Dies Irae" bei DIO PERDONA natürlich sehr eigenwillig ist. Zumindest diese ins Ohr gehenden Themen sollte man mal gehört haben, wenn man sich schon mit Italo-WesternMusik beschäftigt. Hier mal alle drei auf Youtube:
  15. Nein, selbst hatte ich die Aufstellung vom Albumschnitt gar nie von Claudio erhalten. Ich weiß aber, daß er mir das an 2007 mitgeteilt hatte als er die kompletten Bänder von CAM erhielt. Er war selbst überrascht darüber und offensichtlich konnte man aus den beiliegenden Blättern deutlich ersehen, daß Rustichelli Ende der 90er da nochmals drüber gegangen ist. Es hat sich dann deshalb irgendwie erledigt, weil Claudio eh den komplettten Score auf CD bringen wolllte. Beim viel später veröffentlichten ANTINEA lief es dann anders ab: Da bekam ich Rustichellis 45-minütige Albumfassung in der Tat schon einige Wochen vor der CD-Veröffentlichung von Claudio zugeschickt. Der Albumschnitt von GIGANTI ist dagegen dann irgendwie in Vergessenheit geraten. Mir ist es erst gestern wieder eingefallen als Du die CD hier vorgestellt hast. Ich mag die meisten Peplum-Musiken von Rustichelli schon sehr gern und könnte jetzt nicht sagen, daß mir seine Western-Scores unbedingt lieber wären. Vor allem sind seine Western qualitativ doch auch sehr unterschiedlich: So gehen etwa sein BUFFALO BILL, GRANDE NOTTE DI RINGO oder BASTARDO VAMAS A MATAR kaum über ein Durchschnittslevel hinaus. Lang nicht alles ist da auf dem Niveau von UN MINUTE PER PREGARE oder L´UOMO, L´ORGOGLIO, LA VENDETTA. Wirklich lohnenswert wäre allerdings noch die Westernmusik zu OGNUNO PER SE (DAS GOLD VON SAM COOPER) von 1968 (der Western ist mit Van Heflin und Klaus Kinski) - davon habe ich seit vielen Jahren wenigstens ein Bootleg auf einer CDR. Leider gibt es bislang immer noch keine offizielle Veröffentlichung dieser Musik, da die Originalbänder verloren sind und eben nur diese Kopie überlebt hat, die wohl von einer Kassette gezogen wurde und daher auch klangliche Defizite vorweist. Claudio hatte vor Jahren auch mal vor, den in der Fassung noch zu bringen, aber das Projekt ist doch wieder in der Versenkung verschwunden.
  16. Ein Grund könnte der sein, daß Abrbeitskräfte in Italien damals deutlich billiger waren und die Orgeln deshalb auch weitaus günstiger erworben werden konnten als in anderen europäischen Ländern. Beim bekanntesten Hersteller dieser Orgeln in Italien, nämlich Farfisa, war dies so: "The company was formed after three Italian accordion manufacturers combined to form a single company. They began to produce electronic instruments in the late 1950s, and combo organs were introduced in response to similar instruments such as the Vox Continental. The relatively inexpensive Italian labour allowed Farfisa to sell their products cheaper than the competition, which led to their commercial success." https://en.wikipedia.org/wiki/Farfisa Bei Rustichelli selbst kommt eine besondere Vorliebe für das Orgel-Instrument an sich hinzu, da er bereits von KInd an begeistert Orgel gespielt hatte. Bei den Filmmusiken hat das Musikbudget dann wohl eh nicht immer für eine richtige Orgel ausgereicht - und dann hat man sich eben mit einer elektrischen begnügt, die eh im Aufnahmestudio (wie etwa bei Fonolux) ab Ende der 50er bereits zum festen Inventar zählte.
  17. So schwer zu bekommen ist I GIGANTI DELLA TESSAGLIA nun auch wieder nicht. Bei Discogs etwa werden mehrere Exemplare angeboten und sogar ein recht günstiges: https://www.discogs.com/de/sell/release/1428023?ev=rb Alle Tracks der CD sind längst auch auf Youtube gelandet, so daß sich jeder, der interessiert ist, ohnehin ein Bild von der Musik machen kann, die ich selbst für mit die beste und eindrucksvollste von Rustichelli im Peplum-Genre halte. Anders als Mephisto stört mich der Einsatz der elektrischen Orgel hier eigentlich nicht - ich bin das schon längst gewohnt bei italienischen Scores aus der Zeit und das gehört für mich deshalb auch irgendwie dazu. In der Beziehung bin ich daher längst nicht so empfindlich. Die CD kam damals an 2008 vor allem durch mich zustande, da ich monatelang davor schon bei Claudio Fuiano gebittet und gebettelt hatte, sie mögen bei Digitmovies doch unbedingt diese Musik aus dem CAM-Archiv bergen und innerhalb der Peplum-Reihe bringen. Da ich zu dem Zeitpunkt sowieso immer alle seine englischen Liner Notes für die Digitmovies-CDs ein wenig korrigiert hatte - sein Englisch war eben nicht gar so toll und da mußte man schon immer einiges umstellen und verändern, damit es einigermaßen leserlich war - hat er dann als kleines Dankeschön an mich die CD tatsächlich produziert und mich auch einen Teil der Liner Notes schreiben lassen. Über dieses CD- "Geschenk" habe ich mich damals natürlich riesig gefreut. Es hat sich dann neben den kompletten Masterbändern von GIGANTI im CAM-Archiv übrigens auch noch ein Album Master eingefunden, das Rustichelli selbst anscheinend Ende der 90er noch zusammengestellt hatte für eine geplante CD - erschienen ist diese Edition aber natürlich nie. Die Digitmovies-CD enthält dagegen selbstverständlich den kompletten Score mit allen Tracks, die überhaupt vorhanden waren. Ähnlich war es auch bei ANTINEA, wo ebenfalls ein von Rustichelli editiertes geplantes Album aufgefunden wurde - dieses wurde dann aber auch für die GDM-CD verwendet. Im Falle von GIGANTI wäre es selbstverständlich interessant gewesen, dieses Album Master auch mal zu hören. Aber dann hätte man eventuell noch eine zweite Disc anfügen müssen, was wieder mehr Kosten verursacht hätte.
  18. Nur sind es immer dieselben paar Themen, über die dort geschwafelt wird: US-Blockbuster, allen voran Star Wars und nochmal Star Wars, aktuelle Mainstream-Scores und halt die üblichen paar Namen Williams, Goldsmith und Horner nebst Zimmer & Co.. Trotz einer weitaus höheren Zahl an Mitgliedern hätte ein Thread wie der hier zur italienischen Genre-Filmmusik mit den analytischen Beiträgen von Mephisto nicht mal den Hauch einer Chance, groß wahrgenommen zu werden, denn es gäbe dafür gar kein Publikum. Darüberhinaus erschließt sich mir auch nicht, was den eigentlichen Reiz ausmacht, in der Facebook-Gruppe statt hier zu posten - außer vielleicht der Umstand, dort jede Menge Fotos unterbringen zu können. Aber vielleicht können das andere besser beurteilen als ich?
  19. In der Tat eine tolle Besprechung der CD von Mephisto, für die ich mich ebenfalls herzlich bedanke. Persönlich halte ich LE LEGIONI DI CLEOPATRA für einen der besten Peplum-Scores überhaupt und habe annähernd 30 Jahre auf eine Veröffentlichung der Musik gewartet, da ich ja wußte, daß CAM/Sugar noch die Originalbänder davon im Archiv haben. Als sich dann halt jahrelang auch nichts in der Peplum-Reihe bei Digitmovies tat, habe ich die Sache dann zusammen mit Juan Angel Saiz selbst in die Hand genommen, um nicht noch länger darauf warten zu müssen. Mir lag dieses Projekt schon sehr am Herzen, da zumindest auf CD Renzo Rossellini eben beschämend unterrepräsentiert war. Es stimmt nicht ganz, daß es die erste Veröffentlichung einer Rossellini-Musik auf Tonträger gewesen ist, denn es gab in den 50ern und 60ern schon ein paar LPs wie etwa dengroßartigen und melodisch schwelgenden Score zu Roberto Rossellinis Stendhal-Verfilmung VANINA VANINI von 1961 - eine LP, die ich ganz besonders schätze und niemals hergeben würde. Leider gibt es davon keine Bänder mehr, so daß es auch in Zukunft keine Veröffentlichung dieser Musik mehr geben wird. Dasselbe gilt auch für das Garibaldi-Epos VIVA L I´TALIA von 1960 - auch hier keine Bänder mehr bei CAM/Sugar von der Rossellini-Musik vorhanden, obwohl der Titel in ihrer Liste auftaucht. Das heißt, auch davon wird nichts mehr erscheinen und man kann sich glücklich schätzen, wenigstens die alten Platten zu haben. Wir haben dann auf Saimel nach der CLEOPATRA -CD wirklich alles von Rossellini gebracht, was aus dem CAM/Sugar-Archiv noch möglich war - also MONTE CARLO STORY, DIFENDO IL MIO AMORE und IL MAGISTRATO. Wie die Sachen natürlich kommerziell gelaufen sind, das kann sich wohl jeder selbst ausmalen. Aber darum ging es Juan Angel und mir eben nicht.
  20. Freut mich, daß Randall Larson meinen AMORE MIO-Hinweis schlußendlich also doch noch in seine Liner Notes mit aufgenommen hat.
  21. Die 12:38 Minuten von LES YEUX SANS VISAGE auf der PlayTime-CD sind ja auch eine ganz typische EP-Länge. Es stimmt schon, daß diese frühen Jarres vor allem für die Franju-Filme einen ganz besonderen, eher kammermusikalischen und transparenten Sound haben. Wenn man das großorchestral aufbauscht geht da natürlich so einiges verloren. Ich hatte das schon 1995 in meiner Rezension des PlayTime-Samplers in der Art ebenfalls angemerkt gehabt: "Jarre hat auf zwei Samplern der letzten Jahre diese Arbeiten zwar in einer "Georges Franju-Suite" orchestral aufgebauscht, die Originalaufnahmen sind aber aufgrund ihrer klanglichen Delikatesse vorzuziehen."
  22. In der Georges Franju-Suite, die Jarre später eingespielt hat für zwei verschiedene CDs - einmal an 1989 mit dem Madrider Sinfonie-Orchester und einmal an 1992 mit dem Royal Philharmonic Orchestra - ist allerdings JUDEX auch mit drin. Natürlich wie die anderen Franju-Musiken anders arrangiert als im Original und für größeres Orchester gesetzt. Die eine Suite mit dem spanischen Orchester geht 15:07 Minuten, die andere auf der Abbey Road-CD 16:35 Minuten.
  23. Das ist auch ein weiterer Grund, um anzunehmen, daß sich Fremeaux nur bei den digitalen BNF-Veröffentlichungen bedient hat, denn von LES YEUX SANS VISAGE gab es früher nie eine EP - also konnte BNF davon auch nichts veröffentlichen. Es gab zwar in den 80ern unter Sammlern immer Gerüchte einer angeblichen Vega-EP von LES YEUX SANS VISAGE, aber diese haben sich nie bestätigt. Vermutlich ist aber an 1960 eine EP geplant gewesen und Lerouge konnte dieses Material, das er irgendwo bei Vega im Archiv noch gefunden hat, dann für die alte PlayTime-CD verwenden.
  24. Es ist natürlich schon eine nette Sache, alle frühen Jarre-EPs bis 1962 jetzt mal vereint auf einer Doppel-CD zu haben. Wenn ich mich noch daran erinnere, wie teuer damals in den 80ern und 90ern fast alle diese französischen EPs waren bzw. wie überteuert sie auf dem Second Hand-Markt angeboten wurden, dann ist so was wie diese Veröffentlichunng natürlich auf jeden Fall ein echter Gewinn. Bin daher auch am Überlegen, ob ich mir das zulege, da ich zwar ein paar der Original-EPs wie LA GÉNÉRATION DU DÉSERT oder THÈRÉSE DESQUEYROUX in der Sammlung habe, aber nicht alle und von manchen nur uralte Kassetten-Aufnahmen. Ca. 50% der Sachen findet man zudem auf der alten PlayTime-CD, von der es aber zwei Versionen gab. Selbst habe ich die erste CD-Version von 1995 mit dem Titel "Musiques des Films 1958-1964" - zu dieser sehr schönen CD hatte ich an 1995 auch eine Rezension in Jordan Jurtschaks damals Scoretime-Heftchen geschrieben gehabt. 10 Jahre später kam dann ebenfalls von PlayTime eine Neuauflage heraus mit dem Titel "Maurice Jarre - Ma période francaise". Die beiden CDs unterscheiden sich dahingehend, daß die von 1995 die vier EP-Tracks aus LA MAIN CHAUDE enthielt, während diese auf der Neuauflage fehlten und durch die Tracks aus LES ANIMAUX ersetzt wurden. Eine merkwürdige Entscheidung. Zudem enthält die Neuauflage noch die 5 Minuten aus dem 1956er-Kurzfilm L´UNIVERS D´UTRILLO, die erstmals Mitte der 50er schon auf dem Vega-LP-Sampler "25 Ans de Musique de Cinéma" veröffentlicht worden waren (den Vega--Sampler gab es später dann auch als Disques Cinémusique-CD). Komischerweise ist die Neuauflage der PlayTime-CD bei Discogs teurer als die Erstauflage von 1995. Die Erstausgabe ist durchaus erschwinglich: https://www.discogs.com/de/release/10228239-Maurice-Jarre-Musique-De-Films-1958-1964
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