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Das Haus der Krokodile

Wow. Nicht schlecht. Nimmt sich Zeit, ist sensibel. Hervorragende Ausstattung und subtile Filmzitate. Musikalisch: eine nette Vokalise, aber hier und da Inception-Klau.

Apocalypse Now Redux

Ganz schlau war ich diesmal: extra früh angefangen, zu schauen. Bin damals sogar im Kino (2000, nicht '79!) eingepennt. Das Kurtz-Finale habe ich daher meist nur unbewusst wahrgenommen. :D

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Das Haus der Krokodile

Wow. Nicht schlecht. Nimmt sich Zeit, ist sensibel. Hervorragende Ausstattung und subtile Filmzitate. Musikalisch: eine nette Vokalise, aber hier und da Inception-Klau.

Apocalypse Now Redux

Ganz schlau war ich diesmal: extra früh angefangen, zu schauen. Bin damals sogar im Kino (2000, nicht '79!) eingepennt. Das Kurtz-Finale habe ich daher meist nur unbewusst wahrgenommen. :D

Danke für eine neues Thema :D Battleship war mir doof mitzureden :D

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Treffpunkt Todesbrücke (Cassandra Crossing)

In dem Gebäude der Internationalen Gesundheitsorganisation in Genf experimentieren die Amerikaner mit einem Lungenpestvirus. Drei schwedische Terroristen brechen ein, um das Gebäude zu sprengen, werden allerdings vom Sicherheitsdienst an dem Vorhaben gehindert. Während zwei der Einbrecher getötet werden, kann der Dritte entkommen, allerdings hat er sich bei dem Schusswechsel mit dem Virus infiziert. U.S. Colonel Stephen Mackenzie wird beauftragt, den Flüchtenden ausfindig zu machen und schon bald kommt heraus, dass sich der mittlerweile gesundheitlich stark angeschlagene Terrorist als blinder Passagier in einem Kontinentalzug von Genf nach Stockholm in die Heimat absetzen will. In dem Zug befinden sich unter den 1000 Passagieren eine Gruppe Hippies, die Frau eines deutschen Waffenhändlers und ihr jugendlicher Liebhaber, der als Koksschmuggler unterwegs ist, ein zwielichtiger Pfarrer, der Lebenskünstler Kaplan, Dr. Jonathan Chamberlain und seine Ex-Frau Jennifer, die ihm hinterher reist. Nach und nach weisen immer mehr Patienten die Symptome einer Erkältung auf – die ersten Anzeichen einer Lungenpestinfektion. Colonel Mackenzie nimmt Kontakt zu Dr. Chamberlain auf, der ihn um ärztliche Verstärkung bittet, die dieser ihm gewährt. In Nürnberg steigen allerdings neben Mitarbeitern des Roten Kreuzes auch bewaffnete Soldaten ein und der Zug wird verplombt. Colonel Mackenzie lässt den Zug nach Polen umleiten und richtet in dem ehemaligen Konzentrationslager Janów eine Quarantänestation ein, doch der Weg nach Janów führt über die Cassandra-Schlucht. Diese Strecke wurde 1948 stillgelegt und die Brücke, die den Zug mit mehreren hundert Menschen tragen soll, ist mehr als baufällig…

Der Desasterfilm gehört zu den frühesten Genres des Films, erreichte sein Zenit allerdings in den 70er Jahren. Die Filmtechnik war entsprechend fortgeschritten, sodass sich Desaster wie Erdbeben, Flugzeugabstürze oder einbrechende Gebäude täuschend echt umsetzen ließen. Als weiteres Lockmittel versuchten die Produzenten, so viele bekannte Gesichter wie möglich für ihren Film zu verpflichten, sodass sich auch in „Cassandra Crossing“ unzählige Stars die Klinke in die Hand geben. Neben einer etwas gealterten und pummeligeren Ava Gardner als Nicole Dressler und einem jungen Martin Sheen füllen O.J. Simpson als falscher Prediger und die damalige Gattin des Regisseurs – Ann Turkel – die Riege der Nebendarsteller. Burt Lancaster mimt den sturen Stephen Mackenzie und Richard Harris kann als heroischer Arzt immerhin einen Großteil der Passagiere vor dem Tod bewahren. Ihm zur Seite gestellt wurde Sophia Loren als zweifache Ex-Frau, die er unzweifelhaft nach dem Abenteuer wieder heiraten wird. Insgesamt dienen all diese Handlungsstränge und kruden Romantiken als Füllstoff, bis der Zuschauer endlich in den Genuss der lang ersehnten Katastrophe kommt, denn auch wenn Desasterszenen mittlerweile recht glaubwürdig zu realisieren waren – viel Geld kosteten sie trotzdem. Die Darsteller liefern alle routinierte Arbeit ab, einzig Sophia Loren mag in einigen Momenten über dem Durchschnitt zu spielen und wirklich unter der beklemmenden Situation zu leiden.

Was den Film heute allerdings noch sehr sehenswert macht ist die äußerst ästhetische Optik des Films, dessen oft durch die Fluchtpunktperspektive dominierten Kameraeinstellungen auf die Hochglanzästhetik eines Michael Bays der 90er Jahre zu verweisen scheint. Regisseur George Pan Cosmatos und sein Kameramann Ennio Guarnieri nutzen die Macht der Bilder, des Lichts und der Kameraeinstellungen, um eine starke Wirkung zu erzielen. Besonders die endlos erscheinende Szene, in der der Zug verplombt wird ist einer der Höhepunkte des Films. Auch wie die Soldaten in ihren weißen Anzügen und den Atemschutzmasken als Todesengel in Szene gesetzt werden, gehört zu den klaren Stärken des Films. Insgesamt bietet „The Cassandra Crossing“ durchschnittliche Katastrophenunterhaltung, die allerdings durch die beeindruckende Kameraführung und das schockierende Finale einige Zeit in Erinnerung bleibt.

Zur Musik: Für die musikalische Untermalung wurde Jerry Goldsmith verpflichtet. Dieser hatte einige Wochen zuvor seine Aufnahmen zu „The Omen“ abgeschlossen, als er in Rom eintraf, um seine Arbeit für „Cassandra Crossing“ zu beginnen. Keineswegs ausgelaugt von seiner vorherigen Komposition, die ihm seinen einzigen Oscar einbringen sollte, schrieb Goldsmith für seinen ersten Desasterfilm eine äußerst spröde und originelle Musik, die er sogar selbst orchestrierte. Den äußerst harschen und modernistischen Konzepten für die Actionmusik wurde ein sehr lyrisches Hauptthema gegenüber gestellt, das sich als roter Faden durch die Musik zieht. Von leicht melancholischem Einschlag von einem Spinett gespielt erklingt dieses Thema bereits während eines Helikopterflugs über Genf und wird von den Streichern üppig weitergeführt. Für den jüdischen Fahrgast Kaplan komponierte Goldsmith ein Thema mit leichtem Klezmer-Einschlag, das meistens von der Flöte oder einer Klarinette vorgetragen wird und manchmal in der mittleren Lage der Streicher erklingt. Das Hauptthema, das auch als Liebesthema für Chamberlain und Jennifer fungiert sowie die Melodie für Kaplan untermalen oft in ruhiger und getragener Stimmung die ausweglose Situation in dem Todes-Zug. Den Zug selbst charakterisiert Goldsmith auf musikalische Weise mit ratternden Rhythmusfiguren der kleinen Trommel, Ambosschlägen und abgehackten Streicherfiguren, die die Musik brutal und maschinell vorantreiben. Die Actionsequenzen wie die finale Schießerei im Zug, den Einbruch zu Beginn des Films oder den fehlgeschlagenen Versuch Robbys, den Zug zu stoppen unterlegt Goldsmith mit fragmentarischen Motiven und stoßhaften Ostinati, über die sich frei- oder atonale Melodielinien in den Streichern legen. Zwar sind diese Elemente in der Actionmusik Jerry Goldsmiths wohlbekannt, jedoch rückte der Meister sie in der eigenhändigen Orchestrierung in ungeahnt sprödes Licht. Der schrille Umgang mit den Holzbläsern, die treibenden Rhythmen der Guiro, der spröde Klang des Spinetts und das expressive Spiel der Streicher verleiht „Cassandra Crossing“ insbesondere während der Actionsequenzen einen äußerst erfrischend charakteristischen Personalklang, der durch den zischend sprudelnden Synthie-Effekt für das Virus zusätzlich bereichert wird.

Aus der rund eine dreiviertel Stunde laufenden Musik stellte Goldsmith ein knapp halbstündiges LP-Programm zusammen, das neu eingespielt wurde und auch zu Beginn der 90er Jahre auf CD erhältlich war. 2008 veröffentlichte Prometheus Records zusammen mit dem LP-Schnitt erstmals die vollständigen Filmaufnahmen – allerdings nur in mono, da sich angeblich keine Steroelemente finden ließen, auf einem 2-CD-Set. Die Laufzeit wurde auf CD 1 mit zusätzlichen alternativen Abmischungen einiger Stücke aufgefüllt, sodass je nach dem die Bläser oder die Streicher eher im Vordergrund zu hören sind. Neben dem im Film von Regiegattin Anne Turkel gesungenen Song „I’m Still On My Way“ bereicherte Goldsmith die LP-Fassung auch mit einer leicht kitschigen Pop-Variante seines Hauptthemas, von dem sich ebenfalls neben einem „Vocal Only“-Track und einer Instrumentalversion des Songs eine alternative Fassung in der Bonus-Sektion ausfindig machen lässt. Das Booklet ist äußerst unbefriedigend geraten und ist auch im Vergleich mit anderen Prometheus-Booklets dürftig geraten.

Insgesamt bietet das Prometheus-Set allerdings eine nicht nur willkommene sondern auch wichtige Bereicherung zur Goldsmith-Diskographie dar, denn mit „Cassandra Crossing“ schuf Goldsmith eine zwar konzeptionell nicht allzu neue Actionmusik, die jedoch ungeahnt brutal und spröde daher kommt und zusätzlich mit zwei überzeugenden melodischen Einfällen zu beeindrucken weiß.

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mist, was denn? war schon so spät und ich musste noch 30min heimlaufen und wollt nimmer warten...

hab ich doch gesagt der Film is ganz cool ne? kaum zu glauben dass man aus so nem Game ne spannende Actionszene hinbekommt...

kann mir aber einer erklären warum das Alien dem Typ mit dem Koffer nichts tut? überhaupt immer diesen Augencheck?

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Ich auch nicht. Zur besseren Erklärung wollte ich mir ja mal den Comic zum Film holen, der wohl einige Fragen beantwortet. Jedoch haben mich die Zeichnungen abgeschreckt. Aber ja, ein Film zum Nachdenken und Interpretieren...

vorallem einer meiner Lieblingssoundtracks ;-) Clint Mansell :)

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Im Reich der Raubkatzen (African Cats)

Als alter Dokuhase und Löwenfan musste ich mir auch die neueste Doku zum Thema ansehen. Gerade eine Doku, wo Alastair Fothergill vorne draufsteht, kann man sich eigentlich nicht entgehen lassen, wenn man sich für Naturdokumentation interessiert. Planet Earth und The Blue Planet waren und sind Meisterwerke dieses Genres.

Der Film dreht sich um eine Familie von Geparden und ein Löwenrudel. Die Thematiken kann man sich vorstellen. Der ewige Kampf ums Überleben! Da werden Antilopen gefressen, sich um den Nachwuchs gekümmert, Antilopen gefressen, sich um den ... na ja, wie es halt so läuft in der Natur. Es wird gelebt und gestorben und keine Seite bleibt verschont.

Was versucht, den Film zu zerstören, ist der Kommentar und die dem Geschehen aufgedrängte Story. Dabei haben Thomas Fritsch (prädestiniert als Scar) und auch Samuel L. Jackson ( Motherfuckin' lions on this motherfuckin' plains :-) ) ja durchaus tolle Stimmen, das Problem liegt an dem nur so vor Kitsch und Vermenschlichung durchtränkten Text, den die Zwei vorlesen müssen. Für die Kinder mag das den Film spannend machen, für mich war es aber nicht so einfach, mir nicht ab und an die Hand vor den Kopf zu schlagen.

Die Bilder hingegen sind einzigartig. Da gibt es Kameraeinstellungen, bei denen man sich fragen muss, wie es nur möglich ist, in freier Wildbahn so zu filmen. Sicherlich hat man das in dieser Qualität zuvor noch nicht gesehen.

Zusammenfassend: Wer Naturdokus mit dem Thema Afrika mag, muss diesen Film trotz schlechtem Kommentar sehen! Im Zweifelsfall muss man halt möglichst schalldichte Kopfhörer und einen passenden Score von Zuhause mitnehmen. Leider entgeht einem dann aber imposantes Löwengebrüll und der doch recht nette Score von Nicholas Hooper ( bitte veröffentlichen! ).

Optik: 10/10

Rest: Na ja ...

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Real Steel – Regisseur Shawn Levy war bislang für einige Überraschungen gut. Mit „Nachts im Museum“ verwandelte er eine reichlich überkandidelte Geschichte in einen höchst vergnüglichen Film. Und Mit „Date Night“ lieferte er eine Actionkomödie, die gleichzeitig sehr treffend und zärtlich eine in die Jahre gekommene Ehe beschrieb. Nun also „Real Steel“, das zumindest auf dem Papier wie eine grenzdebile Mischung aus „Rocky“ und „Over the Top“ klingt – nur mit Robotern. Was Levy dann daraus macht, ist eine klassische amerikanische Underdog-Story und eine sehr gefühlvolle Vater und Sohn-Geschichte. Dabei trifft er immer den richtigen Ton, so dass der Film nie ernsthaft vom Weg abkommt und das dezente Cyberpunk-Szenario stets glaubhaft wirkt und sich sehr passend ins große Ganze einfügt. Trotz netter Showeffekte aus dem Computer (Lob an Digital Domain) stehen immer die Menschen im Vordergrund und haben ausreichend Raum, Emotionen auf die Leinwand zu bringen. Hugh Jackman hätte zwar noch ein bisschen mehr boxerisches Können zeigen dürfen, aber gefehlt hat es nun auch nicht wirklich. Überraschung auch von Komponist Danny Elfman: Der klingt mal so ganz untypisch und liefert einen tollen Sportscore mit schönen Gitarren- (Mark Knopfler lässt grüßen) und Vokal-Performances ab.

In Time – Science-Fiction ist ja immer dann am besten, wenn sie reale Probleme identifiziert und überspitzt auf den Punkt bringt. Und ein Autor und Regisseur, der dieses Spiel besonders gut beherrscht, ist Andrew Niccol. In der „Truman Show“ nahm er den „Big Brother“-Hype vorweg, in „Gattaca“ brachte er die Schattenseiten der Genforschung auf den Punkt und in „S1m0ne“ charakterisierte er eine Medienwelt, in der echte Menschen überflüssig geworden sind. Mit „In Time“ folgt nun die Antwort auf Finanzkrise und Turbokapitalismus. Dabei braucht es nur eines kleinen Kniffs, um zu zeigen, was momentan in der Welt so gar nicht rund läuft: Niccol tauscht einfach die Währungen. Er macht statt Dollar und Euro nun einfach die Lebenszeit zum alles beherrschenden Mittel und verleiht der Ungerechtigkeit unter den Menschen damit eine viel existenziellere Bedeutung. Das garniert Niccol mit schön-schrecklichen Ideen wie der alterslosen Gesellschaft oder dem wortwörtlichen Rennen gegen die Zeit, gefilmt in hübsch langen Einstellungen und versehen mit einem zurückhaltenden Score von Craig Armstrong. Das hohe Niveau kann der Film dann aber leider nicht halten: Ab der Mitte kippt das ganze Geschehen in eine recht ziellose Bonnie und Clyde-Story mit einigen überflüssigen Nebenhandlungen. Dafür gibt´s tolle Schauspieler, eine einfallsreiche Ausstattung und zum Schluss noch eine nette Replik auf die Occupy-Bewegung. Insgesamt also recht gelungene Dystopie.

Freunde mit gewissen Vorzügen – Die Story vom hübschen Männlein und dem hübschen Weiblein, die nur gute Freunde sind, sich irgendwann aus Beziehungsnot auf unverbindlichen Sex einigen und letztlich doch die große Liebe zueinander entdecken, klingt ja nun so neu und klischeefrei nicht. Und das ist anscheinend auch Regisseur Will Gluck („Einfach zu haben“) bewusst gewesen, bevor die erste Klappe fiel. Anstatt dann aber eine unmotivierte Standard-RomCom runter zu kurbeln, drückt der Regisseur von Anfang ordentlich aufs Gas: Da setzt es geschliffene Dialoge, dass einem die Ohren schlackern, da wird die Geschichte in Parallelmontagen nach vorne geknüppelt, da gibt es gleich reihenweise gelungene Running Gags – und als Bonus wird der gesamte New Yorker Times Square zum Flashmob verpflichtet. Das alles wird sympathisch erzählt und ist auch so mutig, einige ungewohnt offenherzige Bettszenen zu präsentieren. Hinzu kommt, dass ganz offensichtlich die Chemie zwischen den Hauptdarstellern Justin Timberlake und Mila Kunis stimmte. Dazu gibt´s gelungene Auftritte von Woody Harrelson und Cameos von Jason Segel und Rashida Jones (die schon in „Trauzeuge gesucht“ gut funktionierten). Zum Ende hin wird´s dann naturgemäß gefühliger, doch auch hier hält Gluck den leichten und unterhaltsamen Ton. Wirklich nette Komödie.

Rio – Als Vogelliebhaber war das Ding für mich Pflichtprogramm, obwohl es extrem Zielgruppen-konform daher kommt. Soll heißen: Die Macher des Streifens, nämlich die „Ice Age“-Schöpfer, hatten ganz klar die lieben Kleinen (und das Geld ihrer Eltern) im Visier, und so fallen viele Szenen und Charakter immer etwas zu überdreht und etwas zu cool aus. Besonders deutlich wird das an den Figuren Pedro und Nico, die im Original vom Rapper Will.i.am und von Jamie Foxx gesprochen werden und die üblichen humorigen Sidekicks mit den üblichen humorigen ADHS-Symptomen darstellen. Hinzu kommt dann noch eine Affenbande, die in einem anderen Film – nennen wir ihn zufälligerweise mal „Madagascar“ – klar als Lemuren-Gang durchgegangen wäre. Aber was soll´s. Auch wenn die Geschichte des flugunfähigen Blau-Aras Blu und seiner Herzdame Jewel so viel Tiefgang hat wie eine Klettertour auf dem Zuckerhut, so ist das alles doch ein ganz turbulenter Spaß mit einigen gelungenen Gags und zwei ganz netten Liebesgeschichten. Pluspunkte gibt´s für die Öko-Botschaft, Abzüge für die disneymäßige Singerei und den permanenten Samba-Rhythmus. Was die Macher aber ganz hervorragend hinbekommen haben, sind die Eigenarten der verschiedenen Piepos und die schönen Animationen.

Fantastic Four – Rise of the Silver Surfer – Den Marvel-Studios wird so langsam eine gewisse Fließband-Verwurstung ihrer Superhelden vorgeworfen. Man muss ihnen aber zu Gute halten, dass sie dabei ein durchweg hohes Produktionsniveau halten. Dass es nämlich deutlich schlechter geht, zeigt der anscheinend zügig nachgeschobene zweite Teil der Fantastischen Vier aus dem Hause Constantin / Eichinger. Dieses Mal bekommt mit dem Silver Surfer eine recht charismatische und überaus bekannte Marvel-Figur ihren Auftritt spendiert. Nur leider wussten anscheinend weder Drehbuchautoren noch Regisseur, was sie mit den Stärken der Vorlage so recht anfangen sollten. Regisseur Tim Story bietet letztlich nur eine Nummernrevue, bei denen Charakterführung mit Sitcom und Spannung mit Schauwerten verwechselt werden. Die einzelnen Etappen der Story werden viel zu schnell abgefrühstückt und selbst das Finale eher abgehakt als wirklich ausgespielt. Als Comicumsetzung vielleicht konsequent, als Film jedoch „nur“ 80 Minuten Popcorn-Unterhaltung mit ganz nettem Eyecandy (Jessica Alba ist ja sooooo süß…).

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Die ersten vier Kauf-BDs (s. "Meine neueste Blu-Ray / DVD..."), den fünften Kauf-DVD. Wieso?

Nur so. Wenn Du die geliehen oder gestreamt hättest (sorry, ich hatte Deine letzten Neuerwerbungen nicht auf dem Schirm), wären mir ein paar unfreundliche Worte zu IN TIME und FF2 eingefallen, aber so ... leerer Schädel ;)

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Unternehmen Capricorn (Capricorn One)

1978: Die NASA startet den ersten bemannten Flug zum Mars, doch kurz dem Abschuss werden die drei Besatzungsmitglieder von einem Agenten durch ein Hintertürchen aus dem Shuttle geführt und vom anwesenden Publikum unbemerkt fortgebracht. Die drei verdutzten Astronauten Colonel Charles Brubaker, Lieutenant Colonel Peter Willis und Commander John Walker staunen nicht schlecht, als ein Flugzeug sie zu einem alten Testgelände der Armee in der Wüste bringt, wo sie Dr. James Kelloway von NASA empfängt und ihnen eröffnet, dass gerade ihr Leben gerettet wurde. Zu spät hatten die Techniker einen Fehler an dem Shuttle bemerkt, der mit Sicherheit zu einem tödlichen Ende der Mission geführt hätte. Einen Abbruch des Unternehmens konnte sich die NASA allerdings nach all den vorherigen Fehlschlägen nicht mehr leisten, sodass die Welt im Glauben belassen wird, Brubaker, Willis und Walker wären gerade gestartet und auf dem Weg zum Mars. Die im Fernsehen live übertragene Marslandung würde man in einem Studio nachspielen und die Rückkehr der drei Astronauten mit einer getürkten Landung inszenieren. Die Astronauten protestieren und sind nicht bereit, auf Kelloways Spiel einzugehen, doch der offenbart ihnen, dass – stimmen sie nicht zu – ihre Familien getötet werden. In einer langen Zeit der Isolierung halten sich die Astronauten in der Militärbasis auf, bis der große Zeitpunkt gekommen ist: Die im Studio inszenierte Marslandung verläuft reibungslos. Nach weiteren sechs Monaten, die der Rückflug benötigen würde, kommt der Moment der Landung, doch etwas verläuft schief, denn der unbemannte Shuttle fängt beim Eintritt in die Erdatmosphäre Feuer und verglüht. Die Astronauten begreifen, dass sie offiziell tot sind und Kelloway nicht riskieren kann, sie am Leben zu lassen. Sie kapern ein Flugzeug und fliehen, doch schon bald sind sie zu einer Bruchlandung in der Wüste gezwungen. Alleine und ohne Verpflegung befinden sie sich nun tatsächlich in der öden und wüsten Umgebung, auf der sie vor sechs Monaten sich zu befinden vorzugeben sie gezwungen waren. Doch nicht nur Durst und Hitze machen ihnen zu schaffen, die tödlichste Bedrohung wartet in Form von mit Killern bemannten Helikoptern, die auf der Jagd nach den drei Astronauten die Wüste durchkämmen…

1978 hatte der so genannte „Verschwörungsthriller“ sein Zenit längst überschritten, doch trotzdem ist Regisseur Peter Hyams ein äußerst spannender Film gelungen, der auch heute noch zu überzeugen vermag. Neben der Regie sorgen vor Allem die Darsteller sowie das durchdachte Drehbuch für einen zu keiner Zeit nachlassenden Thriller. „Capricorn One“ lässt sich in zwei genau gleich lange Hälften unterteilen: Die klar an die Verschwörung um die gestellte Mondlandung angelehnte Handlung und den Überlebenskampf der Astronauten in der Wüste. Besonders die zweite Filmhälfte ist von bitterer Ironie geprägt, da sich die Astronauten nun in einer felsigen heißen Gegend wieder finden, auf der sie einige Zeit zuvor im Studio vorgeben mussten zu landen. Die Darsteller sind allesamt treffend gewählt und überzeugen durch die Bank. James Brolin als abgeklärter Brubaker, O.J. Simpson als lässiger Walker und Sam Waterston als schlitzohriger Willis bilden ein symphatisches Protagonistentrio. Elliott Gould brilliert als rasender Reporter, der der Verschwörung auf die Schliche kommt und Brenda Vaccaro balanciert als Brubakers Frau Kay den von Männern dominierten Film etwas aus. Ein besonderes Lob gilt außerdem Hal Holbrook in der Rolle Dr. Kalloways, der vom um Verständnis bittenden Symphatieträger schnell zum eiskalten berechnenden Strickzieher umschlägt und ebenso warmherzig um die Hilfe der Astronauten bittet wie er später Killer auf seine Helden ansetzt. Diese Auftragsmörder der NASA wurden von Hyams besonders erschreckend in Szene gesetzt, da die Bedrohung durch Berufsmörder in der zweiten Filmhälfte zu Beginn ausschließlich in Form von zwei schwarzen Helikoptern dargestellt wird, die über die Wüste fliegen. Wie riesige Insekten erscheinen die Helikopter, die Hyams sogar teilweise miteinander „kommunizieren“ lässt. Auch später, als die Piloten aussteigen, wirken die Killer mit ihren übergroßen Helmen und dunklen Brillen wie fremdartige Wesen. Zum Finale wartet „Capricorn One“ zusätzlich mit einem actionreichen Finale mit atemberaubenden Flugsequenzen auf, die äußerst kraftvoll in Szene gesetzt wurden.

Ingesamt drehte Peter Hyams einen äußerst spannenden und in allen Bereichen überzeugenden Verschwörungsthriller, der auch heute noch sehr spannend und düster wirkt.

Zur Musik: 1978 vertonte Jerry Goldsmith neben „Capricorn One“ auch „Coma“, „Magic“, „The Swarm“, „Damien: Omen II“ und „The Boys From Brazil“. Alle sechs Filme haben hauptsächlich Spannungs- oder Actionpassagen zum Inhalt, doch in fast keinem Film brachte Goldsmith seine Elemente für Action so schonungslos auf den Punkt wie in seiner brutalen Musik für “Capricorn One”. Die bereits in TV-Arbeiten der 60er Jahre angedeuteten Ostinati, die vielen Actionpassagen im Schaffen des Komponisten zu Grunde liegen, werden zum zentralen Motiv der gesamten Musik, der Goldsmith – wie so oft – ein sanftes und lyrisches Thema gegenüberstellt: in diesem Falle das Thema für Brubakers Ehefrau Kay.

Schon ein Blick auf die Orchesterbesetzung verdeutlicht Goldsmiths harschen und bruateln Ansatz: Bei einer recht großen Streicherbesetzung, vier Klavieren, zwei Harfen und einer Menge Schlagzeug verzichtet der Komponist vollständig auf den Einsatz von Holzbläsern sowie Trompeten und weitet stattdessen die Besetzung der tiefen Blechbläser stark aus. Mit neun Hörnern und vier Posaunen und zwei Tuben verfügt Goldsmith über eine ungewöhnliche große Anzahl Blechbläser, deren Masse er allerdings weniger für brachialen Zusammenklang denn raffinierte Frage-Antwort-Motivik und komplexe Überlagerungen oder Schichtungen einsetzt. Auch rhythmisch wird die Musik hauptsächlich von ungeraden Metren und ruppigen Taktwechseln strukturiert, die der Komponist so liebte.

Die Titelmusik stellt das zentrale Motiv – ein Ostinato in 11/8 bzw. ¾+5/8 – vor. Von der Pauke gehämmert und den Klavieren verstärkt legt sich nun eine erste abgehackte melodische Linie über die rhythmische Basis, bevor die Violinen eine freitonale melodische Figur spielen, die von den Blechbläsern gestützt wird. Im folgenden Filmverlauf tritt die Musik allerdings kaum so massig und gewaltig wie in der Vorspannmusik auf, denn Goldsmith zerlegt seine Motive in ihre kleinsten Einzelteile. Besonders die Suspense-Szenen wie die Flucht der Astronauten wird von An/aus-Action untermalt. Kaum ist das Ostinato einmal verhalten ausgespielt worden, bricht es wieder ab. Einen ruhigen Gegenpol bildet zum Einen das Thema für Kay bevor die Musik in der zweiten Filmhälfte wieder etwas griffiger wird, denn nun erklingt das Ostinato stets im Zusammenhang mit den Helikoptern. Außerdem schrieb Goldsmith einige höchst interessante und teils sehr avantgardistische flirrende Passagen für die Wüste. Auch die Szenen, in denen Walker nach Wasser sucht oder Willis’ minutenlanger Aufstieg an einem steilen Abhang sind brillant vertont. Insgesamt schuf Goldsmith eine äußerst konsequente und schonungslose Partitur, die seinen Actionstil für die kommende Dekade – bis „Total Recall“ festlegen sollte.

Da die Musik sehr eng mit dem Bild verknüpft ist arrangierte Goldsmith seine Musik für eine LP, die zum Filmstart erschien, um und spielte sie neu ein. Viele abgehackte Suspensepassagen wurden geglättet oder gekürzt, teilweise völlig neu aus einzelnen Stücken zusammen gesetzt und außer Filmreihenfolge gebracht sodass ein völlig neues Hörerlebnis entsteht. Erst 2005 brachte Intrada in der Reihe der „Special Collection“ erstmals die vollständigen Filmaufnahmen heraus. Diese sind um einiges knackiger als die sehr hallig aufgenommene Album-Aufnahme (die zusammen mit „Outland auf“ CD erschien), verfügen aber nicht über einen derart guten Hörfluss, da viele Suspesne-Momente erst an Hand des Films wirklich nachvollziehbar werden. Auf der anderen Seite ist es überaus interessant, Goldsmiths Sezierung seines Materials genau verfolgen zu können, bevor alle Ideen im Abspann voll ausformuliert werden. Leider ist das Intrada-Album schon lange vergriffen, sodass momentan nur die LP-Aufnahme verfügbar ist. Aus Gründen der Vollständigkeit wäre es natürlich äußerst lohnenswert, wenn die komplette Musik wieder aufgelegt wird, aber besonders in diesem Fall sollte man nicht vergessen, dass Goldsmith sich viele Gedanken bei der Konzipierung seiner Albenschnitte gemacht hat und „Capricorn One“ dürfte eines seiner besten LP-Arrangements sein. In welcher Fassung auch immer bildet die Musik jedenfalls einen Meilenstein in Goldsmiths Schaffen und sollte insgesamt in keiner Filmmusiksammlung fehlen.

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W.E.

Das Regiedebut von Louise Ciccone alias Madonna ist recht gut gelungen. Abwechslungsreiche Story die immer wieder zwischen den 40ern und 1998 pendelt, dazu gute Schauspieler, allen voran Andrea Riseborough und James D'Arcy sowie der Sympathisch wirkende Oscar Isaac tragen diesen gut besetzten Cast.

Kulissen und Costüme sind ebenfalls sehr gelungen.

Ein Guter Film, der mit seiner Länge auch gut hinkommt.

Und...Korzeniowski's Score ist ganz Große Klasse!!!

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Mit dem Wind nach Westen (Night Crossing)

Josef Keller arbeitet als Handwerker bei seinem Freund und Vorgesetzten Peter Strelzyk in dem kleinen Ort Pößningen in Thüringen, das zur DDR gehört. Kellers ältester Sohn Lukas unternimmt eines Nachts einen Fluchtversuch, bei dem er ums Leben kommt. Daraufhin wird Josef Keller verhaftet und gilt auch nach seiner Entlassung als verschollen. Peter Strelzyk entschließt sich darauf hin, ebenfalls einen Fluchtversuch zu unternehmen, weil er seine Kinder im freien Westen aufwachsen sehen will. Gemeinsam mit seinem Freund Günther Wetzel beschließt Peter, einen Heißluftballon zu bauen, der die beiden Familien Wetzel und Strelzyk über die Mauer fliegen soll. Die Männer beschaffen unter einem Vorwand 1500 Quadratmeter Stoff, die sie im heimischen Dachboden zu einem Ballon zusammen nähen. Dabei ist äußerste Vorsicht geboten, da die Nachbarin der Wetzels mit einem Stasi-Offizier verheiratet ist. Günthers Ehefrau Petra wird immer mehr von Alpträumen geplagt und ziwngt ihren Mann, aus dem Projekt auszusteigen, sodass nun die Strelzyks alleine den Ballon fertig stellen und einen Fluchtversuch wagen, doch kurz vor der Mauerüberquerung versagt die Lufterhitzer und die Familie stürzt ab und kann sich nur knapp retten. Der Ballon wird von der Stasi gefunden, die nun zu ermitteln beginnt. Peter Strelzyk gelingt es, die Wetzels zu einem erneuten Fluchtversuch zu überzeugen, da die Familien nun nicht mehr sicher sind. Erneut muss eine große Menge Stoff besorgt werden, die beide Männer im ganzen Bundesland stückweise zusammen kaufen, doch die Zeit rennt…

1978 gelang den beiden deutschen Familien Wetzel und Strelzyk die spektakulärste Flucht aus der DDR mittels eines selbstgebauten Heißluftballons. Die Aktion löste ein sehr großes Medienecho aus und wurde zwei Jahre später von Disney in einer aufwendigen Verfilmung auf Zelluloid gebannt. Neben den amerikanischen Hauptdarstellern John Hurt (Peter Strelzyk) und Beau Bridges (Günther Wetzel) finden sich auch einige deutsche Schauspieler auf der Besetzungsliste – vor allem in den Rollen der Stasimänner. So schnüffelt Günther Meisner als Major Koerner neben einem wie immer äußerst eleganten und eher schweigsamen Sky Dumont den beiden Familien hinterher. „Night Crossing“ ist jedoch ohne Frage ein reiner Abenteuerfilm und verfügt über klare Einteilungen von Gut und Böse. So ist die Darstellung der Verhältnisse in der DDR äußerst naiv und klischeehaft, wie sich gleich zu Beginn bei der Marktszene zeigt.Als Abenteuerfilm allerdings funktioniert er dank der versierte Regie Delbert Manns, der sich hauptsächlich für leichte Komödien wie „Ein Pyjama für zwei“ oder „Fitzwilly“ verantwortlich zeigte äußerst gut. Die elegant von Kameramann Tony Imi eingefangenen nächtlichen Flugszenen gehören zu den Höhepunkten des Films.

Zur Musik: Delbert Mann und Jerry Goldsmith hatten in den voran gegangenen Jahrzehnten an zwei Filmen zusammen gearbeitet: „A Gathering of Eagles“ und „A Girl Named Sooner“. Goldsmith war außerdem für Disney-Produktionen wie „One Little Indian“ verantwortlich und liebte die Fliegerei, weshalb Filme mit derartiger Thematik wie „Blue Max“ von ihm stets mit äußerst opulenter Musik ausgestattet wurden. Auch für „Night Crossing“ schrieb der Komponist eine groß angelegte orchestrale Partitur, die außerdem den Grundstein für nahezu alle seiner Abenteuerscores in den folgenden 20 Jahren legen sollte. Goldsmith arbeitet äußerst detailreich besonders im Umgang mit den Holzbläsern und stellt außerdem seine volle Vertrautheit mit spätromantischen Klangidiomen unter Beweis, sodass sich „Night Crossing“ stark von den voran gegangenen modernistischen Thriller- und Actionpartituren abhebt. Im Mittelpunkt der Musik steht ein sehr frisches und melodisches Thema, das stets mit dem Flug und der Freiheit an sich verbunden ist. Dieses Thema erklingt erstmals hoffnungsvoll in den Violinen bevor es den Flug der Familien als große Hymne für volles Blech mit satter Orchesterunterstützung untermalt. Wie auch in „The Boys From Brazil“ wählte der Komponist als Charakterisierung der deutschen Lande den Walzer, allerdings griff er bei der Instrumentierung etwas daneben, sodass der leicht beschwingte Akkordeon-Walzer eher an französische denn an bodenständige deutsche Volksmusik erinnert. Die Bedrohung durch die DDR wird mit kraftvollen brutalen Orchesterpassagen musikalisch eingefangen, die nicht nur wegen des 11/8-Metrums an ähnlich gelagerte Passagen aus „Capricorn One“ erinnern. Harsche Blechattacken und Stakkato-Streicher, angetrieben von hämmerndem Schlagwerk, stören hier die Walzer-Idylle und bilden einen klaren Gegensatz zum spätromantisch ausgeschmückten Flug-Thema.

Insgesamt erreicht „Night Crossing“ kaum die Originalität von „Chinatown“ oder die Raffinesse von „Logan’s Run“, allerdings fertigte Goldsmith eine sehr gelungene Abenteuerfilmmusik, die vor allem von dem bezaubernden Hauptthema und den fast konzertant auskomponierten Flugsequenzen sowie den mächtigen DDR-Motiven lebt. Ohne Frage klopfte der Komponist hier seinen Abenteuer-Stil fest, auf den er später in „Quatermain“ und „Der erste Ritter“ zurückgreifen wird.

Zum Filmstart veröffentlichte Intrada eine LP mit 47 Minuten Laufzeit aus den Originalaufnahmen, die 1987 auf CD nachgereicht wurde. 1994 erschien eine limitierte CD – ebenfalls bei Intrada – mit der vollständigen Musik in verbesserter Klangqualität. Die erweiterte Fassung ist wie die Erstausgabe seit einer gefühlten Ewigkeit vergriffen, wobei mittlerweile die kürzere CD von 1987 hin und wieder zu moderaten Preisen erhältlich ist. Es ist also höchste Zeit, dass „Night Crossing“ – am besten in der vollständigen Fassung mit einer knappen Stunde Laufzeit – wieder aufgelegt wird, denn auch wenn die Musik kein Meisterwerk ist, so gelang Jerry Goldsmith mit dieser Musik ein äußerst wundervoller und abwechslungsreicher Abenteuerscore.

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Der tödliche Schwarm (The Swarm)

Sämtliche Soldaten in einer Militärbasis sind auf mysteriöse Art und Weise ums Leben gekommen. General Slater und seine Soldaten sollen den Vorfall untersuchen und treffen in der ausgestorbenen Basis auf einen Überlebende: Die Ärztin Helena Anderson, die im Stande war, sich mit sechs Männern in der Krankenstation rechtzeitig einzuschließen und einen Wissenschaftler namens Dr. Brad Crane. Dieser erklärt, dass afrikanische Killerbienen im Laufe der Jahre nach Südamerika gewandert sind und nun vom Süden in die USA einfallen. Ihr erster Angriff galt einer Militärbasis, da sich deren Sirenen wie Lockrufe ihrer Königin anhören, doch nun bewegt sich der Schwarm auf die anliegende Kleinstadt Marysville zu. General Slater verdächtigt Crane, an der Sache beteiligt zu sein und hat Mühe, zu glauben, dass Bienen hinter dem Angriff auf die Basis stecken, doch das Weiße Haus befiehlt dem raubeinigen General, dem Zivilisten die Leitung der Schädlingsbekämpfung zu übertragen. Crane stellt ein Team von altbekannten Wissenschaftlern zusammen, um der Sache Herr zu werden, doch während die Forscher unentwegt versuchen, die Schwachstelle der Bienen zu finden, fordert der Schwarm tausende Opfer…

Irwin Allen trug als Produzent von „Flammendes Inferno“ maßgeblich zum Erfolg des Katastrophenfilms in den 70er Jahren bei, allerdings revolutionierte der „Master of Desaster“ dieses Genre durch eine Umstellung der konservativen Konzeption: Anstatt den Zuschauer mit ewig ausgewalzten zwischenmenschlichen Konflikten oder platt inszenierten Romantikszenen, die den Zuschauer bei Laune halten sollen, bis die aufwendige Katastrophe eintritt konnte Allen es nicht erwarten, die den Film prägende Katastrophe zu etablieren, mit deren Folgen seine Figuren zurecht kommen müssen. So findet auch bei „The Swarm“ die erste Katastrophe – der Angriff auf die Militärbasis – schon vor Einsatz der Filmhandlung statt. Die Katastrophe ist schon in vollem Gange, bevor irgendjemand seinen ersten Satz sprechen konnte. Wie bei den meisten Desasterfilmen sind stereotypen Rollen mit einem großen Aufgebot an prominenten Schauspielern besetzt. Der britische Charakterdarsteller Michael Craine mimt Brad Crane, wirkt allerdings mit seinem immergleichen Gesichtsausdruck sehr blass und fast schon unbeteiligt. Katharina Ross – Craines Leinwandliebe Dr. Helena Anderson – und Richard Widmark als General Slater machen ihre Sache sehr ordentlich, wobei insbesondere Widmark in seiner stereotypen Rolle des raubeinigen Generals aufgeht. Richard Chamberlains Dr. Hubbard bleibt sehr blass im Gegensatz zu Henry Fonda in Rolle des alten und erfahrenen Dr. Krim. Olivia de Havilland, Fred MacMurray und Ben Johnson vertreten die alte Garde der Hollywood-Schauspieler in einem unbeholfenen, fast schon so dämlichen Handlungsstrang um zwei Rentner, die um dieselbe Dame werben, dass es schon wieder sympathisch ist.

Um seine vorherigen Erfolge zu überbieten scheute Allen weder Kosten noch Mühen, sodass „The Swarm“ während seiner Gesamtlaufzeit von zweieinhalb Stunden über einige Schauwerte verfügt. Neben explodierenden Helikoptern, entgleisenden Zügen und einer Großstadt in Flammen sind es vor allem die Attacken der Bienen an sich, die eindrucksvoll in Szene gesetzt wurden. Tatsächlich wurden während der Dreharbeiten tausende von echten Bienen eingesetzt, die mittels einer Windmaschine in die Szenerie gepustet wurden. Während der Stab in Schutzkleidung sicher war, waren die wild umher fuchtelnden Schauspieler und schreienden Statisten den flirrenden und summenden Massen ausgesetzt. Rein filmisch gesehen ist „The Swarm“ handwerklich sauber gelungen, leidet zeitweise allerdings sehr an den ausschließlich stereotypischen Charakteren und den aufgesetzten Dialogen, die von Allen ausnahmsweise selbst in Szene gesetzt wurden. Der Film wurde zum ersten Flop des Master of Desaster, was vielleicht an der Übersättigung des Publikums Ende der 70er Jahre gelegen haben mag. Dank der aufwendigen Katastrophenszenen und der fast schon charmant erscheinenden Handlung bietet „The Swarm“ allerdings heutzutage gelungene Unterhaltung für einen DVD-Abend.

Zur Musik: 1978 vertonte Jerry Goldsmith sechs Filme, die alle mehr oder weniger dem Thriller- oder Actiongenre angehören. In den 70er und frühen 80er Jahren schuf der Komponist viele äußerst innovative Musiken für dieses Genre, in denen er sich oft seiner modernistischen Tonsprache bedient. Für „The Swarm“ griff er allerdings auf eine sehr konventionelle, fast schon an die Tondichtungen eines Richard Strauss angelehnte Vertonung zurück, deren spätromantischer Einfluss sich alleine an der üppigen Besetzung des Orchesters und der leitmotivischen Strukturierung der Musik aufzeigen lässt. Für die Bedrohung durch den Bienenaschwarm komponierte Goldsmith ein markantes 7-Noten-Motiv, das sich oftmals im gedämpften Blech ankündigt und schließlich mit voller Gewalt im ganzen Orchester erklingt. Begleitet wird dieses Motiv von unzähligen einen Bienenschwarm illustrierenden Instrumenten wie gestopften Trompeten oder Holzbläsern mit Flatterzunge oder schnell tremolierenden Streicherkaskaden, die die sieben Noten unaufhörlich umschwirren. Als Gegenstück fungiert ein als „Militär“-Thema bezeichnetes Motiv, welches die Versuche Cranes und Slaters unterlegt, gegen die natürliche Bedrohung anzukämpfen. Dieses Motiv ist äußerst wandlungsfähig, da es hauptsächlich durch den 7/8 definiert ist und mal in melodischer Form in den Holzbläsern erklingt oder als ruppiges Actionostinato in tiefen Streichern und dem Schlagzeug fungiert. Erst für den Abspann lässt Goldsmith diesem Motiv in Form einer triumphalen Fanfare für das Blech freien Lauf. Die verschiedenen Romanzen wie die des Senioren-Trios um Olivia de Havilland oder die befremdlichen Avancen des Arztes gegenüber der schwangeren Rita, die ihren Mann bei dem Angriff auf die Militärbasis verlor, komponierte Goldsmith einige lyrische Stücke, doch kratzt die Musik wie der Film auch hier stark an der Oberfläche. Goldsmiths gesanglichen Themen, die oftmals von Holzbläsern über sanfte Streicherteppiche mit zarter Harfenbegleitung erklingen, sind zwar nett, erreichen aber niemals die Intensität oder den Tiefgang anderer Liebesthemenen des Komponisten. Einen kleinen interessanten Kniff erlaubt er sich dann allerdings doch: Für die beiden Liebeserklärungen der Verehrer de Havillands komponierte Goldsmith zwei sanfte melodische Passagen, eine für Solo-Oboe und eine für Solo-Cello mit zurückhaltender Begleitung. Die beiden Melodien ähneln sich deutlich und charakterisieren so die Gefühle zur selben Frau von zwei unterschiedlichen Männern.

Bei der Länge des Films und den üblichen zeitfüllenden Nebenhandlungen verfügt die Musik über eine sehr breite Palette an Themen und Stilistiken wie die leicht beschwingten Passagen mit abwechslungsreicher Orchestrierung für die drei Jungs, die selbst auf Bienenjagd gehen oder die kurzen humoristisch angehauchten Momente. Der Fokus liegt jedoch auch hier ganz deutlich auf Action und Suspense. Letztere Passagen sind oft eindrucksvoll durch kleine Motivzellen geprägt, die im Verlauf eines Stückes bedrohlich heranwachsen während in den Actionsequenzen ein Motiv das andere jagt. Besonders in den opulenten Katastrophenszenen zieht Goldsmith alle Register, füllt die Begleitstimmen mit rasanten Sechszehntelläufen über die er schmetternde Actionfanfaren und hämmerndes Schlagwerk setzt, von hastigen Streichern durchwoben.

Für eine kommerzielle Veröffentlichung der Musik nahm Goldsmith 1978 Auszüge aus der Musik für eine LP auf und erst 2002 machte der Prometheus Club offiziell die Musik das erste Mal in den originalen Filmaufnahmen zugänglich. Der Klang ist überraschend voll und rauscharm und auch das Booklet mit eingehenden Informationen zum Film und der Musik dürfte zu den besten Begleittexten des Labels gehören. Die CD enthält mit 72 Minuten Laufzeit nahezu die komplette Musik, es fehlt nur ein einziges Stück, das fast identisch mit „The Lollipop“ (Track 12) ist. Es ist ein wenig fraglich, warum diese Passage es nicht auf die CD geschafft hat, schwenkt sie vom humoristischen Holzbläserspiel in eine verhaltene Version des Schwarm-Motivs um und bildet so eine interessante Brücke. Letzten Endes sollte man sich aber nicht allzu sehr an dieser fehlenden Minute aufhängen in anbetracht der Tatsache, dass der Prometheus-Club hier eine seiner sorgfältigsten Veröffentlichungen geleistet hat. Die CD ist leider seit einiger Zeit vergriffen aber noch zu moderaten Preisen erhältlich und es lohnt sich allemal, nach diesem Album Ausschau zu halten.

Insgesamt bietet die Musik zu „The Swarm“ mit seinem melodischen Themenreichtum und der üppigen Orchesterbesetzung eine interessante Abwechslung zu Goldsmiths üblichen harschen und modernistischen Schöpfungen dieser Zeit im Gebiet der Actionfilme und Thriller, die durch all die verschiedenen Ideen und Themen nie langweilig wird, auf der anderen Seite allerdings nicht die Originalität oder den Tiefgang anderer Kompositionen dieser Schaffensphase erreicht. Dafür ist die ausschließlich das Bild doppelnde groß auffahrende und größtenteils plakative Musik genau der Anstrich, den ein ebenfalls groß auffahrender und plakativer Film wie „The Swarm“ benötigt.

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