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Soundtrack Board

Sebastian Schwittay

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  1. Hab ich nicht, wobei ich natürlich mal welche dazu ausspielen könnte. Dazu müsste man aber idealerweise Audio und das Spotlight kombinieren, also ein animiertes Notenbild erstellen. Das ist in Sachen Zeitaufwand leider nicht drin bei mir - die Spotlights an sich kosten schon viel Zeit. Meinst du mit "hier eher unbeliebt" meine Spotlights? Ich hatte hier bislang tatsächlich noch kein Giacchino-Spotlight, da hast du Recht. Ansonsten ist Giacchino aber doch ziemlich beliebt in der Filmmusik-Szene, oder? Rein handwerklich finde ich den oben verlinkten Ausschnitt aus M:I:III auch nicht unbedingt schlechter als Kamen. Der Unterschied liegt für mich eher in der Qualität der musikalischen Idee: bei Giacchino ist es ein ostinato-haft rhythmisiertes Klein-Sekund-Motiv - das ist teilweise cool instrumentiert und ausgeschmückt (v.a. bei 2:22; schön sind auch die synkopischen Akzente bei 2:42), aber es verharrt halt immer recht statisch auf dieser kleinen Sekunde. Es wird nicht viel aus dem Material gemacht, die Musik bewegt sich nicht. Die Intervalle bleiben die gleichen, es wirkt blockhaft-repetitiv. Bei 3:12 rückt Giacchino das Ganze mal auf eine andere Tonstufe, aber das war's auch schon. Kamens McClane-Thema arbeitet allein mit seinen Intervallen schon vielfältiger und expressiver: erst mit der Quarte, die das Geschehen relativ verheißungsvoll aufreißt, gefolgt von der absteigenden kleinen Sekunde, die die Wirkung des Ganzen sofort wieder "einengt" und "anzweifelt". Und dann geht es runter zum h, obwohl die Melodie auf dem b gestartet ist - also wieder eine spannende Sekundreibung. In Takt 6 (siehe Spotlight oben) folgt dann ein expressiver Sprung vom h hoch zum ges - gefolgt wieder von der kleinen Sekunde abwärts zum f (Takt 7). Diese Kombination aus selbstbewussten Sprüngen nach oben, und absteigenden kleinen Sekunden, die die Wirkung "eintrüben" und für Verunsicherung sorgen, ist künstlerisch schon sehr ausdrucksvoll, sowie vor allem: abwechslungsreich und dynamisch! Ein Faktor, der das Thema außerdem sehr lebendig wirken lässt, ist die im Gegensatz zum Giacchino-Motiv stark ausgeprägte "Skalen-Assoziiertheit" (so nenne ich es jetzt einfach mal ). Das McClane-Thema wuchert ja ständig in der arabischen Tonleiter herum, bzw. nutzt Kamen auch ständig Verzierungstöne dieser Skala, was dem Thema einen stark horizontalen, melodisch beweglichen Charakter verleiht. Bei Giacchino hingegen wirkt es durch das Beharren auf der kleinen Sekunde eher wenig skalenhaft bzw. horizontal-beweglich, sondern blockhafter und auf der Stelle tretend. (Grundsätzlich führt Giacchino damit die Techniken des späteren Goldsmith fort, aber leider eben auch "schwächer", denn Goldsmith hat seine Ostinato-Strukturen auch immer mit skalenhaften, modalen Elementen angereichert.)
  2. Aber deswegen ist das Spotlight doch eine übersichtliche Transkription in nur 4 Systemen. Die Melodie hast du im oberen der vier Systeme, in den Violinen (Vln). Drunter die Field/Snare Drums, die den militärischen Rhythmus geben; im dritten System die Hörner, die diese alterierenden Terzen spielen, die das Thema harmonisch "auffüllen"; und im unteren System die fetten Bass-Akzente der Posaunen/Tuba und tiefen Streicher. Fragt halt gerne mal nach, wenn ich euch die Spotlights näher erläutern soll. Mache ich immer gerne.
  3. Deswegen poste ich ja immer den YouTube-Link mit Timecode dazu, damit man punktgenau mithören kann. Klickt auf "Play", und der Track startet an der Stelle, wo die Transkription beginnt. Eine Verbindung mit einer Midi-Audiodatei bekomme ich rein praktisch nicht hin, fürchte ich. Insbesondere nicht im Rahmen von Facebook, wofür ich die Spotlights ja eigentlich erstelle.
  4. Den Anfang des "Prophecy"-Satzes aus LOTR mag ich auch, da wird in der Tat recht schön auf horizontaler Ebene - also kontrapunktisch und mit sich gegenseitig ergänzenden melodischen Linien - gearbeitet. Ab spätestens 1:28 herrscht dann aber dieser akkordisch-blockhafte, vertikal dominierte Satz vor, wie er für die LOTR-Scores typisch ist, und den ich in Massierung einfach öde finde. Auch harmonisch finde ich diese ewig alterierten Moll-Akkorde nicht besonders interessant. Goldsmith reitet nie auf solchen Basis-Akkorden rum, sondern baut Rückungen ein (1:08), spickt ihn mit dissonanten Läufen (Oboe bei 2:33 + weitere Holzbläser-Einwürfe) oder modalen Einfärbungen. Die ganze Passage ab 2:33 ist harmonisch viel komplexer als das meiste, was Shore für LOTR geschrieben hat. Was die horizontale Ebene - also Stimmverflechtungen, Rhythmus, usw. - betrifft, dürfte die Überlegenheit des Goldsmith-Satzes ab Minute 3 auch absolut selbsterklärend sein. Da geht einfach viel mehr ab als bei Shore, das hört man auch ohne musikalisches Fachwissen. Mach davon mal eine Klaviertranskription: da kommste zweihändig kaum noch mit, während das bei Shore relativ einfach ist.
  5. Für mich gibt es da tatsächlich keinen Unterschied. Ich höre immer "mit dem Kopf", wenn ich Musik genieße, bzw. höre emotional und rational gleichzeitig. Wie Boneking richtig sagt, bringt eine Ausbildung das halt mit sich (wobei ich, schätzungsweise, zu zwei Dritteln Autodidakt bin). Ich finde Traditionsbrüche in der Filmmusik grundsätzlich auch interessant - wenn man sich anschaut, wie erfolgreich und beliebt die Shore-Musiken zum LORD OF THE RINGS-Universum sind, haben ja auch die wenigsten etwas an Shores akkordisch-vertikalem Fantasy-Stil auszusetzen. Mir allerdings sind in einem solchen Genre horizontale Verarbeitung und lineare Elemente wichtig (das, was man im weitesten Sinne als "wuselig" oder Williams-haft bezeichnen würde) - wie z.B. in Goldsmiths LEGEND, einem IMO tausendmal besseren Fantasy-Score als LOTR.
  6. Diese überraschungsarme harmonische Sprache, die immer den offensichtlichsten Weg wählt, verbindet ihn auch mit Michael Giacchino. Interessanterweise auch ein Komponist, dessen Werk stark epigonal geprägt ist. Da werden immer nur die offensichtlichsten Merkmale des jeweiligen Vorbilds reproduziert, selten aber strukturelle Details.
  7. Gibt natürlich auch in den 90ern noch viel Starkes. James Newton Howards Actionscoring ("Helicopter Rescue" aus THE FUGITIVE, "Main Title" aus DANTE'S PEAK) würde ich als gehaltvollen, musikalisch ausdifferenzierten Bombast bezeichnen. Da sind viele transparente modernistische Elemente drin, interessante Rhythmuswechsel, Synkopen, etc., die den Bombast auf horizontaler Ebene immer wieder erfrischend aufreißen. Sowas macht Debney in CUTTHROAT ISLAND sehr selten bzw. gar nicht. Goldenthals mit Avantgarde-Elementen und eingestreutem Streichquartett/Klavier angereicherter Bombast in INTERVIEW WITH THE VAMPIRE ("Escape to Paris") ist natürlich auch zu nennen. Zusammenfassend: kontrastive Techniken, die eine Transparenz in Klangbild, Stimmführung und Rhythmus zur Folge haben, machen Bombast interessanter.
  8. Die epische und dicke Orchestrierung kaschiert schon ein wenig, dass Shores Stil in seinem relativ monochromen, harmonisch schwerfälligen Charakter gar nicht so wahnsinnig gut zum Fantasy-Genre passt. Der passt zu düsteren Cronenberg- und Fincher-Thrillern, aber bei LOTR muss eben viel durch Wumms und Lautstärke wett gemacht werden.
  9. Mir geht es da ähnlich. 1-2 Tracks kann man sich davon schon mal geben, aber bereits über einen Zeitraum von mehr als 20 Minuten wird das einfach zu lärmend, zu grobschlächtig, zu hohl. Das liegt auch am thematischen Material, das sehr unflexibel gehandhabt und eher schwach variiert wird. Ein gutes Beispiel dafür, dass ein traditionell instrumentierter, großorchestraler Klang per se noch kein Qualitätsmerkmal ist.
  10. Tolle Edition! Viel Freude damit.
  11. Finde zwar schon, dass das McClane-Thema ziemlich prägnant ist, aber grundsätzlich hat Lars Recht: Kamens Konzept war ja gerade ein Anti-Heroismus, und ein ganz klassisches Actionhelden-Thema (möglichst noch schön selbstbewusst in Dur) wäre dem total zuwidergelaufen. Diese dissonante Verunsicherung des McClane-Themas ist schon perfekt so.
  12. Mit Nikiforos Chrysoloras ist hier allerdings auch ein fähiger Orchestrator und Rekonstrukteur am Werk. Da hat man sich neben der Rückendeckung der Horner-Familie schon auch gutes Personal organisiert.
  13. Finde den Score zum ersten Teil weitaus stärker, gerade auch in seinen modernistischen Spitzen. Von May sehr lohnenswert ist übrigens seine Musik zu Richard Franklins ROADGAMES. Von der hätte ich gerne eine schöne Intrada-Ausgabe.
  14. Bitte nominiert nur Scores, die ihr gehört habt, und die ihr für nominierungswürdig erachtet! Es muss hier nicht zwanghaft ein ganzer Jahrgang reingeschmissen werden, nur damit bloß alles vertreten ist.
  15. Eine solche abgespeckte Variante wünsche ich mir für THE FRIGHTENERS. Diese 90-Euro-Box war mir einfach zu teuer... aber das Bonusmaterial will ich eigentlich schon haben.
  16. Dieser deutsche Verpackungsfetisch ist eh furchtbar. Ich kaufe fast nur noch ausländische Blurays (Arrow, Indicator, Vinegar Syndrome, etc.).
  17. Schöne Veröffentlichung. Da hat es tatsächlich mal satte 33 Jahre bis zur Wiederveröffentlichung gedauert. Das alte Album habe ich nicht, deswegen bin ich froh, diese Lücke endlich schließen zu können. (Der Marsch war auch immer mein Favorit gegenüber dem populäreren PATTON-Marsch.)
  18. Tolle Batch von Quartet, die alles von La-La Land oder vom Varèse Club aus der letzten Zeit in den Schatten stellt. HEIDI/JANE EYRE und VENOM sind gekauft. Oben wird das "Concerto for Saxophone" erwähnt, tatsächlich entspricht das Thema im VENOM "Main Title" allerdings dem Thema des 3. Satzes aus dem Gitarrenkonzert.
  19. Hab vorhin mal kurz reingehört und nach 10 Minuten wieder ausgemacht. Uninspiriert, auf eine dröge Art melancholisch. Beltrami ist oft besser, wenn er von Regisseuren nicht zu "besonderen" Konzepten gedrängt wird.
  20. Ich hab es doch oben beschrieben: der Film ist von 1922, die Musik von 2022/2023. Und hier geht es um die Musik.
  21. Kleiner Teaser: nächstes Jahr wird in Frankfurt am Main eine Filmreihe zu Filmen mit abgelehnten Scores stattfinden, wo auch WOLFEN laufen wird: einmal die bekannte Fassung, und einmal ausgewählte Sequenzen mit der Safan-Musik.
  22. Ist das normale US-Plakatmotiv. Was die Scores angeht, gefiel mir Craig Safans abstrakterer Ansatz immer etwas besser.
  23. Und noch ein Klassiker: das McClane-Thema aus Kamens DIE HARD - in der militärisch anmutenden Version aus "Assault on the Tower".
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