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Soundtrack Board

Stefan Schlegel

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  1. Recht still ist es geworden im FSM Board seit die CD angekündigt worden ist. Von der großartigen "revelation" hinsichtlich Kamen ist nicht allzuviel übrig geblieben. Unglaublich, was da alles erwartet wurde und wie Intrada das noch geschürt hat. Und jetzt? Schlußendlich halt doch bloß 14 orchestrale Minuten auf der ganzen Kamen-CD und der letzte Track davon ("Nightmare/Carlsen Wakes Up") dann ohnehin in "The Terminal" von DIE HARD 2 recycelt. Dafür nun sogar noch längeres Synthi-Gewaber als bisher schon.
  2. So eine große Auswahl gibt es ja auch gar nicht, wenn man sich nur auf CDs beschränkt. Wenn es um LPs geht geht, hätte ich die alte Dot-LP in Mono mit der Originalaufnahme noch empfohlen (inhaltlich ansonsten deckungsgleich mit der späteren MCA-LP/CD), da diese noch dramatischer und auch mit etwas üppigerer Besetzung als die MCA-Stereo-Aufnahme von 1960 gespielt ist. Hat mir jedenfalls immer noch einen Tick besser gefallen, obwohl die 1960er-Aufnahme natürlich auch nicht schlecht ist. Das kurze, nur rund 30 Minuten lange UA-Album von 1966, bei der Bernstein die Orchesterbesetzung nochmals reduziert und alles neu arrangiert hat, scheints ja außer auf dieser halbseidenen Hallmark-CD auch nicht solo zu geben. War Ende der 70er meine allererste Tonträger-Begegnung mit dem Score. Insofern bleibt gar nicht viel anderes als die MCA-CD mti den 60 Minutren zu empfehlen. Die Tsunami ist eh zum Teil ein Witz und basiert zu fast 50% auf der MCA-Stereo-LP, obwohl das Booklet und Back Cover natürlich was ganz anderes vortäuschen.
  3. Einen kompletten Score für LIFEFORCE hat Kamen sicher nicht geschrieben, denn dafür war wohl auch die Zeit gar nicht vorhanden. Der hauptsächliche Grund, warum Teile von Mancinis Musik ersetzt werden mußten, war ja vor allem der, daß der Film von seinen ursprünglich mal geplanten 128 Minuten für den Kinoeinsatz auf 101 Minuten runtergekürzt und manches zusätzlich umgeschnitten wurde. Von daher paßte Mancinis Musik natürlich dann nicht mehr bei ein paar Szenen (schon der Main Title sieht in der längeren Fassung anders aus) und Kamen wurde nur geholt, um genau diese Sektionen neu zu vertonen, da Mancini dafür nicht mehr zur Verfügung stand und bereits an einem anderen Projekt arbeitete. Siehe hier: "However, when Hooper presented them with his 128 minute original cut Golan and Globus took the film out of Hooper’s control and, as sound designer Vernon Messenger attests in the disc’s accompanying documentary, ‘hacked’ it down to a 101 minute version. This played in the US without sections of the superb Henry Mancini score because by the time the longer version had been edited and scored Mancini had already moved on to his next job. Michael Kamen was hurriedly brought in by Cannon to re-score the re-edited sections of the film. The full Mancini score only appeared in the 116 minute cut which opened in the UK and across Europe." https://medium.com/cathode-ray-tube/lifeforce-special-edition-blu-ray-review-e8d6f316a83c Interessant ist ja, daß die UK bzw. US-DVD mit der längeren 116 Minuten-Fassung den kompletten Mancini-Score enthält (also ganz ohne Kamen auskommt), während die deutsche und französische DVD dagegen offenbar nur die 101 Minuten-Version mit der merkwürdigen Mixtur Mancini/Kamen präsentiert.
  4. Witzig, Mike, bei Morricones THE THING ging es mir immer so wie Dir mit Mancini´s LIFEFORCE: Bin trotz mehrerer Versuche nie richtig warm geworden mit der Musik. Ich habe die LP im Sommer 1982 blind gekauft - noch bevor der Film in Deutschland überhaupt herauskam - und fand den Score zum Teil ganz interessant, aber dann auch in vielen Passagen zu repetitiv und gleichförmig. Auf alle Fälle viel zu lang und zu gedehnt. Weitere Hörsitzungen haben stets zum selben Resultat geführt und ich habe die LP dann nur noch ungern aus dem Regal gezogen, weil mich das Hörerlebnis nicht zufrieden stellte und mich der Score als Ganzes doch eher kalt ließ. Nach rund 10 Jahren mit diesem Hin und Her habe ich die Platte dann schlußendlich doch wieder abgegeben - das heißt, seit rund 30 Jahren komme ich auch ohne THE THING in der Sammlung ganz gut aus. Wenn wirklich modern-dissonanter experimenteller Morricone, dann bevorzuge ich eher noch so was wie UN UOMO A METÀ von 1966 - ist zwar auch ziemlich sperrig, übt aber auf mich eine intensivere Wirkung aus.
  5. Diese "schönen Momente" sind doch aber wohl alle auch schon auf der 37-minütigen LP von 1985 enthalten gewesen. Ich fand die Mancini-Musik damals Ende der 80er ab LP recht gut und das hat auch auf diese Länge hin durchaus Spaß gemacht - man hat gemerkt, daß die Tracks schon mit etwas Sinn und Verstand zusammengestellt worden waren. Ich kann mir aber nicht vorstellen, daß das in der doppelten Länge (oder jetzt gar noch länger) und mit viel Spannungszeug und Klein-in-Klein, das man als Nicht-Fan sowieso nicht braucht, noch funktioniert. Im Prinzip habe ich auch überhaupt kein Bedürfnis je verspürt, mehr als diese knapp 40 Minuten haben zu wollen, weil das eben eine in sich schlüssige Geschichte war. Die Gefahr, daß es langweilig werden könnte, ist zwar an der ein oder anderen Stelle auf dem LP-Album immer wieder mal vorhanden gewesen, wurde dann aber durch die ein oder andere interessante Wendung ganz geschickt abgewendet. Das, was ich von der Kamen-Version bislang gehört habe, war sowieso eher zum Abwinken. Für mich völlig uninteressant.
  6. Wohl eher nicht, denn bei mir werden sie auch nicht angezeigt - weder mit Firefox noch mit Microsoft Edge. Wer will kann sich die Cover ja aber auch im Intrada-Forum anschauen: http://www.intrada.net/phpBB2/viewtopic.php?f=4&t=8955&p=85341#p85341 Jedenfalls ändert sich an Intradas anödender Veröffentlichungspolitik der letzten Monate rein gar nichts: Ja keine Erstveröffentlichungen von Scores aus den 50ern und 60ern mehr. Das große Gähnen ist angesagt.
  7. Sorry, es gab ja natürlich Ende letzten Jahres natürlich endlich auch noch Newmans DIARY OF ANNE FRANK von LLL, an den ich heute Nachmittag gar nicht mehr gedacht hatte. Für mich die einzige rühmliche Ausnahme bei LLL in den letzten Monaten, aber andererseits wiederum gar nicht mehr in die jetzige Zeit gehörend, da sozusagen ein reiner Nachzügler, der noch vom längst verstorbenen Nick Redman produziert worden war und schon mehr als 10 Jahre in der Mache war. Daß so was Ähnliches in naher Zukunft überhaupt noch angegangen wird, das ist leider inzwischen mehr als fraglich geworden.
  8. Es ist wohl eine Mischung aus "Neuigkeiten ausgehen" und "Neuigkeiten ausgehen lassen". Es gäbe noch viele ganz alte Scores, die man herausbringen könnte, aber es passiert ja bezüglich Erstveröffentlichungen gerade bei LLL - aber auch bei Intrada, wenn man mal von der Kickstarter-Aktion mit den beiden Herrmanns absieht - so gut wie gar nichts mehr in der Hinsicht. Hat natürlich zum einen damit zu tun, daß es offenbar viel zu teuer und zu riskant geworden ist (nur beim Namen Goldsmith hat sich Intrada letztes Jahr überhaupt noch ein wenig getraut) und zum anderen damit, daß ein Studio wie Warner heutzutage kaum mehr was lizenziert, wenn es sich nicht gerade um was Populäreres aus den letzten 10-15 Jahren handelt. Würde ich mich nur noch an US-Labels wie Intrada oder LLL halten, könnte ich mich eigentlich längst komplett aus der Sammlerszene zurückziehen. Wenn ich heutzutage noch was kaufe, dann fast nur noch ab und an was von den europäischen Labels wie Quartet oder Music Box. Mein letzter LLL-Kauf war die Paramount Western-Box und das liegt nun tatsächlich auch schon wieder fast drei Jahre zurück. Mich wundert im Prinzip nur, daß ein Label wie LLL bei den Sammlern nach wie vor so viel Aufmerksamkeit auf sich zieht, obwohl sie eigentlich doch nur noch auf Nummer Sicher gehen und immer wieder dasselbe bringen.
  9. Schade, daß selbst jemand wie Hurwitz die Antwort nicht hat. Daß das komplette dritte Tableau die meiste Zeit über "an original piece of film music" ist, das war ja sowieso von vornherein klar. Es ging im Prinzip nur um das Thema,. das gleich am Anfang des Tableaus vorgestellt wird und das man ja auch bei den Recording Sessions von Horners HEAVEN HELP US wiederfindet. Genau dieses Thema vom Anfang muß daher eigentlich was aus der Klassik sein, der ganze Rest des Tableaus ist dann natürlich überwiegend Eigenkomposition von Sarde.
  10. Die CD-Börse in der Aventinstraße in München (nahe dem Gärtnerplatz) war früher - damit meine ich so vor rund 10-15 Jahren - eine ganz gute Anlaufstelle, wo man durchaus die ein oder andere rare Soundtrack-CD günstig finden konnte. Ich war zwar schon lang nicht mehr dort, aber es gibt den Laden noch und von daher vielleicht einen Versuch wert: http://cdboerse-muenchen.de/?page_id=66
  11. Mir gefallen zwar schon einige Filme von Godard, aber natürlich auch nicht alles. So bin ich mit MARIA UND JOSEPH Mitte der 80er ebenfalls nicht besonders warm geworden und fand den Film damals recht eintönig und schwülstig, habe den seither auch gar nicht mehr gesehen. Dagegen mag ich mich Deiner Meinung zu PIERROT LE FOU überhaupt nicht anschließen, denn der zählt für mich zu den gelungensten und intensivsten Werken des Regisseurs aus den 60ern. Die oben gestellte Frage "was das soll" paßt für mich hier auch nicht, denn dann müßte man ja im gleichen Maße jegliche moderne Kunst, moderne Literatur oder moderne Musik des 20. Jahrhunderts, die sich icht mehr an tradierte Formen hält, derart hinterfragen oder gar ablehnen. Und das kann sicher nicht Sinn der Sache sein. Es geht ja hier nicht mehr um eine traditionelle Erzählung, sondern um das Aufbrechen derselben und um Dargestelltes dem Zuschauer auch als Dargestelltes bewußt zu machen. Wie und auf welch einfallsreiche Art Godard alles Mögliche an vorgefundenem Material etwa aus aus der Literatur oder bildender Kunst mit in den den Film integriert und dabei eine Balance zwischen Fiktion und Realität, zwischen Kunst und Leben aufrecht erhält, das ist meiner Ansicht nach schon genial. Der Film wirkt gerade durch das Spiel mit den verschiedenen Ebenen und durch die ständigen Selbstreflexionen unheimlich frisch und innovativ. Es ist zudem überraschend, was man alles aus Bildern und Tönen machen kann, wie z.B. aus Bildern Wörter werden und umgekehrt, all das ist hier auf wunderbare Weise erfahrbar. Auch die Farbdramaturgie, in der vor allem den Primärfarben Rot und Blau eine ganz wesentliche Rolle zukommt, ist großartig. Ganz abgesehen von den eleganten Kamerafahrten und den superben Bildkompositionen. Ich habe den Film erstmals im Alter von 15 Jahren gesehen und war schon damals recht beeindruckt, weil das für mich zu der Zeit was ganz Anderes war als die sonst gewohnte Kinokost und eben alles gegen den Strich gebügelt war. Aber doch immer so, daß es äußerst spannend war und daß man am Ball blieb. Die Story an sich ist selbstverständlich hier nur noch Nebensache. Um was es wirklich geht, das beschreibt Ferdinand/Pierrot ja selbst in einer Szene. Zunächst wenn Velasquez zitiert wird mit dem Satz "Der Raum regiert", und dann vor allem diese paar entscheidendenden Sätze, die man eigentlich als Leitgedanke über den ganzen Film stellen könnte: "Ich habe die idee eines Romans gefunden. Nicht mehr das Leben der Leute beschreiben, nur noch das Leben, das Leben allein; das, was zwischen den Menschen ist, den Raum, den Ton und die Farben. Dahin möchte ich kommen. Joyce hat es versucht, aber man muß das noch besser machen können..."
  12. Mir reicht in dem speziellen Fall selbstverständlich auch die alte Prometheus-CD völlig aus und mich interessiert weder die Intrada Doppel-CD noch diese digitale Veröffentlichung. Ich wollte mit meinem Kommentar eigentlich nur sagen: Ohne eine vorherige CD-Veröffentlichung von Intrada gäbe es halt eben auch gar keine solche digitale Ausgabe mehr. Macht sich also in Zukunft niemand mehr die Mühe, noch eine CD von so einem älteren Score zu produzieren, dann wird Universal den ganz bestimmt auch nicht digital bringen. Insofern ist es eben nicht so ganz egal, was wo draufsteht.
  13. Bei dem digitalen Download ist aber Intrada selbst gar nicht involviert und die verdienen bestimmt auch keinen Cent daran. Das läuft doch alles über Back Lot Music ab, dem hauseigenen Digital-Label von Universal. Universal braucht für die CD-Veröffentlichung nicht viel zu machen, aber genau diese Edition - wenn sie denn fertig ist - können sie dann sozusagen als Bonus noch digital auswerten und bekommen damit sogar noch ein klein bißchen mehr Geld rein als eh schon über die Lizenzierung. Die ganze Restaurierung und das Mastering der Tracks wären denen doch sonst ohnehin viel zu teuer und umständlich und das würden sie selbst gar nicht machen. Ich habe mal geschaut: Es sind eigentlich so gut wie alle Releases der älteren Universal-Scores bzw. der Univeral Classics-Reihe von Labels wie Intrada, LLL oder Varese längst digital über Back Lot verfügbar. Kommt offenbar meistens schon nach recht kurzer Zeit - ein paar Wochen oder Monate - dann eben gleich auch übers Studio digital heraus.
  14. Magnum darf sich freuen, denn sein lang gesuchter EINE FAUST GEHT NACH WESTEN kommt jetzt wieder neu raus - nicht mehr von Digitmovies, sondern gleich von Cinevox selbst: https://www.intermezzomedia.com/occhio-alla-penna-expanded-cdostpk043-8004644010755.html
  15. Vielen Dank, Mephisto, für die schöne Rezension und das ausgesprochene Lob bezüglich unserer DAMON AND PYTHIAS-CD. Was den Track 7 "Pythias and Nerissa" betrifft, so besteht der meiner Erinnerung nach aus 3, wenn nicht sogar 4 kürzeren M-Cues mit jeweils nur einer Minute Musik oder etwas mehr. Es ist allerdings beileibe nicht so, daß hier zwei verschiedene Versionen miteinander kombiniert worden sind. Die Liebesszene zwischen Pythias und Nerissa geht im Film etwa 5-6 Minuten und die Musik pausiert immer mal wieder zwischendrin für 20-30 Sekunden und setzt danach aber wieder ein. Dabei stellte sich natürlich das Problem, ob man diese kürzeren Cues, die alle zu dieser einen Szene gehören, so für sich stehen läßt und hintereinander auf der CD bringt oder ob man das nicht besser zu einem Track zusammen editiert. Ich habe mich dann doch recht schnell für letzteres entschieden, da die ganze Musik in dieser Szene stilistisch im Grunde schon zusammengehört und es etwas zu fragmentarisch wirken würde, wenn man diese 3-4 Stücke alle hintereinander als Einzel-Tracks auf der CD anordnen würde. Es ist auch bei einigen anderen Tracks natürlich so manches zusammengefügt worden, denn der gesamte Score besteht eigentlich aus 62 M-Cues, während unsere CD 23 Tracks enthält.
  16. Ich mußte z.B. vor ein paar Monaten die Waxman-Box von Intrada für einen Freund noch aus den USA bestellen - auch Second Hand über Discogs. Meine Güte, das war ja ein Wahnsinn, was da außer den eh schon hohen Versandkosten mit rund 20.- € dann noch an Zoll bzw. Einfuhrumsatzsteuer mit 19% + DHL-Auslagepauschale hinzukam. Das war mir eine Lehre, möglichst nichts mehr aus den USA zu ordern. Und für Importe aus UK gilt ja seit Januar 2021 normalerweise doch auch dieselbe Einfuhrumsatzsteuer-Regelung. Was waren das für schöne Zeiten die ganzen Jahre davor, als ich für kein SAE-Päckchen Zoll zahlen mußte. Kann man alles abhaken heute. Deshalb bestelle ich Soundtrack-CDs inzwischen fast nur noch bei Music Box in Frankreich. Alles Andere macht für mich kaum mehr Sinn. Hinzu kommt natürlich die Tatsache, daß die US-Labels für mich persönlich eh so gut wie nichts Interessantes mehr bringen - insofern bin ich bei Music Box schon am besten aufgehoben.
  17. Aber auch UK ist halt durch den Brexit längst nicht mehr das, was es mal war. Da kommen dann auch von UK aus neben Portokosten noch Zollgebühren drauf und die DHL-Auslagepauschale von 6.- €. Ich kann bloß sagen: Zum Glück bestelle ich selbst nicht mehr viel und vor allem nichts mehr in USA oder UK, da ich ja eh fast alles schon habe, was mich interessiert. Wenn man jedoch heutzutage in USA oder UK noch groß ordern will, dann zahlt man sich ja dumm und dämlich. Das war noch vor ein paar Jahren völlig anders. Die Zeiten sind echt vorbei.
  18. Bei Discogs ist eben auch wieder nur HHV als einziger deutscher Anbieter drin, fast alle anderen aus USA (mit enorm hohen Portokosten heutzutage). Und offensichtlich sucht er ja wie oben geschrieben einen deutschen Anbieter.
  19. Einfach mal hier schauen: https://www.hhv.de/shop/de/artikel/dimitri-tiomkin-conducted-by-elmer-bernstein-with-the-royal-philharmonic-orchestra-und-the-royal-philharmonic-chorus-und-bruce-ogston-ost-the-high-and-the-mighty-search-for-paradise-820212
  20. Ich hatte mich zur Quartet-Veröffentlichung ja hier schon mal geäußert: https://www.soundtrack-board.de/topic/16302-quartet-records-nino-rota-il-gattopardo/ Es sind nur rund 15 Minuten an Score, die gegenüber der alten CAM-Edition noch hinzukommen -. das sind ein paar ganz nette Varianten der bereits bekannten Hauptthemen, manches davon aber auch schon auf der Varese-LP aus den 80ern enthalten. Insgesamt gibt es also eh nur 40 Minuten Score-Anteil. Ob man sich die Doppel-CD nun zulegen sollte oder nicht, darüber muß der individuelle Geschmack entscheiden. Wenn man die Musik eh sehr schätzt, dann kauft man sich das, weil die bisherigen knapp 25 Minuten Score eben doch ein bißchen wenig waren, ansonsten gibt man sich eben mit der alten Edition zufrieden. Weitaus lohnender ist auf alle Fälle die Quartet-Neuausgabe von Rotas ROCCO E I SUOI FRATELLI: Vor allem klanglich ist das eine enorme Verbesserung gegenüber der viel zu dumpfen alten CAM-CD, aber auch musikalisch kommt hier schon noch so einiges hinzu.
  21. Das ist mir doch ein wenig zu sehr Schwarz-Weiß-Malerei. Man muß ja nun nicht jeden mittelmäßigen Regie-Handwerker gleich als Autoren abfeiern. In der Nachfolge der Cahiers-Kritiker und von Andrew Sarris wurde die Autorentheorie natürlich dann ab den 70ern aufwärts immer weiter rumgereicht und auf Alles und Jedes angewandt bis sie etwas sinn- und maßstabslos dann noch in den untersten Schubladen ankam. Und heutzutage wird alles gleich zu Kult gemacht, was den Namen gar nicht erst verdient hat. Aber wenn ich eben mal so unterschiedliche große Regisseure nehme wie John Ford, Howard Hawks, Alfred Hitchcock, Max Ophüls, Josef von Sternberg, Luchino Visconti oder Kenji Mizoguchi, dann haben die in ihren Filmen trotz aller Widrigkeiten und auch wenn sie nicht der Drehbuchautor ihrer Filme waren, immer ihre ganz eigene Welt erschaffen - und die ist schon allein durch die Inszenierung, die visuelle Ebene oder wiederkehrende Thematiken auch stets aufs Neue erkennbar. Also handelt es sich für mich in diesen Fällen auch um "Autoren". Und darum ging es eben in der "politique des auteurs", die Godard, Truffaut und die anderen Franzosen ins Leben gerufen haben: Sie haben individuelle Handschriften, immer wiederkehrende Thematiken und ähnliche formale Umsetzungen bei den obengenannten Regisseuren, aber auch im US-Genre-Kino der 50er - und das war das ganz Neue - etwa bei Nicholas Ray, Samuel Fuller, Anthony Mann, Douglas Sirk oder Vincente Minnelli entdeckt, die vorher kaum jemand in der Art beachtet hatte. Und diese Art von Autorentheorrie ist für mich niemals gescheitert, sondern nach wie vor gültig, denn man wird man z.B. einen Western von Anthony Mann sofort von einem von Hawks oder Ford unterscheiden können aufgrund der Inszenierung bzw. des Stils. Es geht also hauptsächlich um Stilfragen, nicht darum, wer das Drehbuch verfaßt hat. Auch ein Film von Truffaut läßt sich anhand seines Stils wiedererkennen und man wird ihn nie mit einem von Godard verwechseln können. Folglich sind für mich beide Autoren gemäß der "politique des auteurs" oder der Autorentheorie, wie sie dann Andrew Sarris in seinem Buch "The American Cinema" an 1968 für die USA nochmals weiterentwickelt hat. Sarris hat auch nicht jeden US-Regisseur als Autoren eingestuft, sondern Ranglisten erstellt, die von "pantheon" bis "less than likeable" oder "miscellany" gingen. Bei den letztgenannten Kategorien kann man halt keinesfalls mehr von Autoren sprechen, sondern eher von handelsüblicher Konfektionsware.
  22. @ Mephisto: Hast Du denn LE MÉPRIS inzwischen auch mal gesehen? Der Text von Schmid müßte ja eigentlich auch Außenstehende und Nicht-Eingeweihte total neugierig auf den Film machen so enthusiastisch wie er geschrieben ist, oder? Vielen Dank jedenfalls auch noch für den LInk zum dritten Teil "In Neptuns Reich", den ich jetzt auch noch gelesen habe. Ich finde den den gelungensten von allen dreien und dabei übertrifft sich Schmid wirklich selbst. Das ist absolut toll geschrieben, vor allem wie großartig er Godards Brüche, Fragmentierungen und Verfremdungseffekte herausarbeitet und wie der Zuschauer im Film ständig zur Reflexion anstatt zum reinen Kosumieren angehalten wird. Alles, was er da schreibt, spiegelt ganz genau meine Sichtweise. Und manche Sätze muß man sich echt auf der Zunge zergehen lasen, weil sie so unglaublich zutreffend sind. Die ganzen Verweise und Spiegelungen, von denen ich ja einige oben bereits angesprochen hatte, werden im Detail ausgeleuchtet. Für mich mit die hervorragendste Exegese des Films, die ich bislang gelesen habe. Die Referenzen an Rossellini und VIAGGIO IN ITALIA kommen übrigens auch noch sehr schön zum Zuge jetzt im dritten Teil. Vielleicht sollte sich das Angus auch nochmals näher durchlesen im Kapitel "Durch die Bresche oder Sterben". Schmid sieht das genauso wie ich, daß der Einfluß von VIAGGIO auf Godard und speziell auf LE MÉPRIS immens war und er spricht natürlich auch die antiken Statuen an, die man bei VIAGGIO schon ganz ähnlich sieht: "erhellend ist ein Vergleich mit den Statuen in LE MÉPRIS". Und selbstverständlich gehe ich auch mit Schmids Urteil zu Delerues hinreißender Filmmusik absolut konform: "Georges Delerues hemmungslos romantische und abgrundtief traurige Liebeselegie für LE MÉPRIS ist mit das Schönste, das er je komponiert hat."
  23. Ich danke auch noch für den Link, Mephisto. Schade, daß Schmid seinen umfangreichen Text nicht ganz zu Ende geschrieben hat, denn der dritte Teil, in dem er wohl hauptsächlich noch auf das letzte Drittel vom Film eingegangen wäre, scheint ja wenn ich das richtig sehe nunmehr seit 2018 zu fehlen. Oder gibt es das irgendwo anders noch nachzulesen? Es ist natürlich schon eine äußerst detailreiche Analyse, was manchem des Guten zuviel sein wird, die ich aber schon sehr interessant fand, da sie halt fast alles nochmals in einem Aufwasch zusammenfasst, was in all den Jahrzehnten von den unterschiedlichsten Filmkritikern bereits über Godards Werk geschrieben worden ist. Und das ist eben eine ganze Menge. Schmid bringt ja auch einiges von dem mit ein, was ich weiter oben bereits so alles angedeutet hatte und führt es noch weiter aus. Er hat sich da schon ganz intensiv mit jeder Szene des Films beschäftigt, und mir bereitet es durchaus Spaß, seine kenntnisreichen Ausführungen zu lesen. Und meines Erachtens hat er in vielem Recht, denn LE MÉPRIS ist nun mal so vielschichtig, daß man bei jedem Sehen nochmal was Neues entdecken kann.
  24. Carpi zählt jetzt nicht unbedingt zu meinen Favoriten unter den italienischen Filmmusik-Komponisten und daher habe ich von ihm auch nicht so viel, da mir einges von ihm früher nicht recht zugesagt hat. Ich brauche jetzt beispeislweise auch nicht den kompletten PINOCCHIO und bin daher mit der rund 20-minütigen Auswahl für die aktuelle Grazioli-CD "Pinocchio & More" rundum zufrieden. MARCELLINO PANE E VINO habe ich auch noch als recht gut in Erinnerung. Dennoch bleibt für mich die beste Carpi-Filmmusik wie schon oben geschrieben die zu GIACOMO CASANOVA. Nicht ganz so stark, aber stilistisch in eine ganz ähnliche Barock-Richtung geht auch sein TV-Score für LA COMMEDIANTE VENEZIANA von 1979, den es allerdings bislang nur auf einer Edipan-LP und nicht auf CD gibt: https://www.discogs.com/de/release/4148957-Fiorenzo-Carpi-La-Commediante-Veneziana Die LP habe ich und die ist schon hörenswert. Gefällt mir persönlich auch noch etwas besser als der oben von Angus vorgestellte LA STORIA, den ich eher ein wenig durchwachsen fand und der sich doch ein wenig arg schleppend dahinzieht. Ein sinfonischer, sehr nostalgisch angelegter Score von Carpi ist auch noch PARIGI A CARA von 1962. Hat ein paar Salonmusik-Tracks noch mit dabei, aber im Großen und Ganzen eine hübsche Musik, die ich aber auch schon länger nicht mehr rausgezogen habe: https://www.discogs.com/de/release/1701778-Fiorenzo-Carpi-Parigi-O-Cara-Original-Soundtrack Die 1983er-EP von L´AMANTE DELL ORSA MAGGIORE habe ich auch noch in der Sammlung, die hat durchaus auch ihre Meriten. Kein Must-Have, aber ganz ordentlich: https://www.discogs.com/de/release/6780808-Fiorenzo-Carpi-LAmante-dell-Orsa-Maggiore-Soundtrack Für Giallo-Fans ist natürlich so was wie UN BIANCO VESTITO PER MARIALE (teilweise hat an der Musik wohl auch Bruno Nicolai mitgewirkt) von 1975 der große Hit, trifft aber meinen musikalischen Geschmack eher weniger und habe ich mir deshalb nach einmaligem Durchhören auch nie geholt.
  25. So hat aber Godard eben seine Filme gemacht und meistens wenig darauf geachtet, was die Masse haben wollte. Natürlich ist auch mal ein großer Erfolg wie AUSSER ATEM dabei herausgesprungen, der durch seine Frische und Neuartigkeit gerade den Nerv der Zeit traf, aber ansonsten hat er auch so einige kommerzielle Flops fabriziert. Vielleicht nicht alle, aber doch recht viele der Zitate in LE MÉPRIS waren mir schon bewußt, als ich den Film mit 18 gesehen habe, aber auch ohne das ganze Vorwissen meine ich, daß man den Film aufgrund der Eleganz seines Stils, der geradezu im Rhythmus eines Balletts mit Vor- und Rückblenden umgeht, der feinen Abstimmung etwa zwischen Kamerafahrten und Musik und der einfach tollen Bildästhetik voll genießen kann. Sicher mag es Leute geben, die mit den typisch Godardschen Verfremdungseffekten und formalen Brüchen nicht klar kommen, aber ich hatte damit so gut wie nie Probleme gehabt.. Was nun die Rossellini-Zitate in LE MÉPRIS betrift, so beziehen sie sich zu einem Gutteil auf VIAGGIO IN ITALIA von 1953 und das hat natürlich auch seinen Grund: Das Kino, in dem Fritz Lang Brecht zitiert, hat ja außen in großer Leuchtschrift Rossellini´s VIAGGIO IN ITALIA angekündigt. Das ist selbstverständlich alles andere als ein Zufall. Rossellini war der große Lehrmeister der Nouvelle Vague-Regisseure, und für sie als frühere Cahiers du Cinéma-Kritiker war VIAGGIO der Schlüsselfilm des modernen Kinos, über den in den 50ern ein ganzes Dutzend von Analysen veröffentlicht wurde. In VIAGGIO geht es zudem um die Entfremdung eines Ehepaares (George Sanders und Ingrid Bergman), die auf Urlaub in Neapel und Capri sind - also eine weitere sowohl lokale wie inhaltliche Parallele zu LE MÉPRIS, denn die Unfähigkeit des Paares Bardot/Piccoli, noch Liebe füreinander empfinden zu können, verweist ganz klar zurück auf den Rossellini-Film. Die immer wieder eingeblendeten Götterstatuen tauchen ein wenig auch schon in VIAGGIO IN ITALIA auf, wenn Ingrid Bergman im Museum in Neapel vor solchen antiken Statuene zurückschreckt und man diese dann immer im Gegenschuß zu den Einstellungen von ihrem Gesicht sieht. Auch der Name der von Georgia Moll gespielten Sekretärin Francesca Vanini hat mit Rossellini zu tun und ist eine Anspielung auf Rossellini`s VANINA VANINI von 1961, den Godard damals innigst liebte. Nicht umsonst sieht man auch das große Plakat von VANINA VANINI im ersten Drittel des Films neben dem von Hawks' HATARI im Hintergrund an einer großen Littfaßsäule hängen. Das hat alles seinen Sinn und bezieht sich selbstverständlich alles aufeinander. Mit 18 wußte ich eigentlich schon sehr viel über Filmgeschichte und Regisseure. Das hat bei mir aber auch den besonderen Grund, den es bei ganz wenigen Personen in der Art geben dürfte, daß ich eben von Kind an beides im gleichen Maße kennengelernt hatte: Film als Kommerz und Film als Kunst. Über das familienbetriebene Kino bekam ich natürlich alle aktuellen und kommerziell erfolgreichen Filme in den frühen 70ern mit und wußte stets, was beim Publikum ankam und was nicht,, während mein zweiter Onkel, der ein paar Jahre auch in Paris lebte, eine Zeitlang in den 60ern den Filmclub hier geleitet hatte, wo speziell das anspruchsvolle Autorenkino und das, was in der damals angesagten intellektuellen Zeitschrift "Filmkritik" hochgelobt wurde, gespielt wurde. Er hatte aus Frankreich viele Filmbücher mitgebracht, vor allem viele Monografien über Regisseure, aber hatte natürlich auch deutsche Standardwerke wie z.B. Geschichte des Films von Gregor/Patalas und vieles andere. In all diesen Büchern habe ich schon mit rund 10 oder 11 Jahren voller Enthusiasmus zu stöbern begonnen und mich dann auch - was sicher sehr ungewöhnlich ist - sehr früh (so ca. mit 12 Jahren) hauptsächlich für bedeutende Regisseure und deren Werk interessiert. Und vor allem haben mich in der Zeit dann die alten Filmklassiker begeistert, während mich die typischen neuen 70er Filme damals bis auf einige Ausnahmen eher weniger angesprochen haben. Daher hatte ich auch in der Filmmusik schon sehr früh diesen Bezug zum Golden Age, weil ich mir im Fernsehen überwiegend die älteren Filme aus den 40ern, 50ern und 60ern anschaute. All die Regisseursnamen, die in LE MÉPRIS so zitiert werden, waren mir daher mit 18 schon längst alle ein Begriff.
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