Max Liebermann

Kenne mich in der Weltmusik zwar nicht aus, aber wurde FOUR FEATHERS nicht damals vorgeworfen, dass da eine Handlung im Sudan mit pakistanischer Folklore untermalt wird?

Also was isn jetzt mit THUNDERHEART, @Souchak? Würde mich schon interessieren, da ich filmischem Trash ja nicht abgeneigt bin, auch filmmusikalischem nicht; dass THUNDERHEART mehr wäre als das, wäre für mich zumindest ne neue Perspektive. Vielleicht haste ja Recht.

@Souchak, mich würde ja interessieren, was dir an THUNDERHEART gefällt. Vielleicht ist bisher was an mir vorbeigegangen.

@Mephisto: Ich glaub, das Zitat entstammt dem Workshop im Wiener Max Reinhardt Seminar, wo sich Horner in ein Publikumsgespräch begeben hat. Der Auftritt wurde hier online gestellt: http://jameshorner-filmmusic.com/hollywood-vienna-2013-international-film-music-symposium/4/ Es gab auch eine Frage zu Horners Studium bei Ligeti, er meinte aber, in Hamburg habe er sich eher Renaissancemusik angeschaut (Thomas Tallis z. B.), weniger die Klangkompositionen Ligetis. Trotzdem erzählte er noch bisschen was über Lux Aeterna und Ligetis Requiem. Ligeti hat in Horners Musik schon Spuren hinterlassen (die Behandlung des Chors in SOMETHING WICKED THIS WAY COMES fällt mir da ein), direkte Zitate gibt es meines Wissens aber nicht. Da ist John Williams' CLOSE ENCOUNTERS das viel auffälligere Rip-off. Beim ZORRO wüsst ich auch nicht, warum der langweilig sein soll. @Carsten: AVATAR ist doch eindeutig als Horner zu identifizieren, warum soll das nicht sein Stil sein?

Zumal BICENTENNIAL MAN nach einer Schaffenspause herauskam, in der sich Horner neu sammeln wollte.

@Babis: Naja, aber wenns mich im Film rausreisst, weil der Score auf andere Filme verweist, dann zieht für mich das Stimmungs-Argument nicht mehr. @Lars: FLIGHTPLAN ist klasse orchestriert (Gamelan, fünf Klaviere...), den mag ich auch sehr, da verstehe ich das auch mit "Grundstimmung" und "Verzicht auf Thema", weil da wirklich viel über Klang geht, sehr gekonnt und sehr aufregend, finde ich. Zu den introvertierten Filmen von Vadim Perelman passt die Musik auch super, der amorphe Synthie-Klang zu HOUSE OF SAND AND FOG und LIFE BEFORE HER EYES macht angesichts der Sujets absolut Sinn, was man halt bei BOPHA! oder UNLAWFUL ENTRY nicht sagen kann.

BOPHA!, JADE, THUNDERHEART, JACK THE BEAR, I LOVE YOU TO DEATH, UNLAWFUL ENTRY, COURAGE UNDER FIRE, DEEP IMPACT, THE FORGOTTEN, TROY, AVATAR, GREATER GLORY sind für mich so Kandidaten.

@Carsten, mir musste den Horner nicht schmackhaft machen. Aber das Prinzip Setzbaukasten war von Anfang an dabei, viele der tollen Themen aus den 80ern sind ja bekanntermaßen nicht von Horner, sondern von Ives, Prokofjew, Strawinsky, Schumann, Copland usw. und über die Themen hinaus hörst du Komplettübernahmen von Britten, Bartok, Schostakowitsch, Khatschaturjan, Penderecki, also wirklich 1:1-Kopien, teilweise minutenlang. Weiß ja auch jeder. Ich hab auch gar nix dagegen, erfreue mich sogar sehr daran, verstehe aber nicht, wie diese Methode die Seele eines Films in Noten fassen soll, wenn der mal nicht aus der cheesy Abenteuerecke kommt. Horner scheint Konnotationen komplett zu ignorieren, sogar bei den eigenen Ideen, weshalb das Thema von BEAUTIFUL MIND ziemlich daneben ist, weil schon in SNEAKERS, BOBBY FISHER, BICENTENNIAL MAN dagewesen, weshalb auch das Thema vom JUNGEN IM GESTREIFTEN PYAMA daneben ist, weil schon in SWING KIDS dagewesen usw. FOUR FEATHERS mag ich persönlich ganz gern, vor allem aber hat Horner in diesem Score einige Ideen etabliert (ob gut oder schlecht sei mal dahingestellt), deren Einzelteile er in den nächsten zehn Jahren fleißig recycelt hat, zuletzt in AVATAR & FOR GREATER GLORY. Ich finde, Horner langt immer wieder mal kräftig daneben, wenn es um die passende musikalische Stütze geht. Ärgstes Beispiel ist für mich ALL THE KING'S MEN, wo der Orchesterpomp schon sehr aufdringlich ist. Auf CD mag ich die Musik aber Ich find auch, Horner soll mal das double concerto schreiben.

Ich finde, die Themen sind oft die Schwachstellen seiner Scores. Meist setzen sich seine neue Themen ja aus den Bausteinen alter Themen zusammen, ganz abgesehen von 1:1-Übertragungen, inwiefern das gut für die Seele eines Films sein soll, versteh ich nicht. Von prägnanten Einfällen wie in BRAVEHEART oder FOUR FEATHERS zehrt Horner nicht selten zehn Jahre oder noch länger.

fair enough.

Was ist denn TTT? Titel Thesen Temperamente?

INDY, SPOCK, NATURAL ...and the Winner is Indy.

Danke!

Mal zurück zu SABRINA. Frage mich, ob das Mono- oder Stereoaufnahmen sind. Gibt's da irgendwo Infos? Weiß wer was?

Mein Favorit: IN DREAMS

Naja, ob die Mainstream-Scores so ironisch sind. Ist aber verständlich, dass er sich von einigen Debakeln distanziert (nachdem er die Moneten eingestrichen hat). Die Unterkategorien halte ich für eine gute Idee, da sich einiges im Oeuvre wirklich schwer vergleichen lässt. Die Orchesterwerke wären für mich persönlich bissl schwierig, kenne nur das Vietnam Oratorium, und das ist ja schon älter. Mal aus Interesse, hat jemand GRENDEL gehört / gesehen?

Klasse, vielen Dank! Hab viel vom FD gehört (nur Gutes), leider nur wenig gelesen. Kurioserweise sind ja einige der alten Rezis auf amazon.de gelandet, als Kommentare unter diversen Goldsmith- & Hornerscores. Finde, diese feinen Texte unterstreichen auch die Ödnis der gegenwärtigen Kritikerlandschaft. Eine Trennung zwischen Geschmack und Analyse findet kaum noch statt, selbst Filmkritiken scheitern inzwischen ganz tief, irgendwo bei der Zielsetzung vieler Filme. Meist wird dann überall das Gleiche geschrieben. Das macht die alten Heftchen nur besser.

Zumindest VOLUNTEERS ist in Arbeit ("We found the elements, but the licensor has been really elusive at the moment.", Feigelson). Guckst du hier: http://jameshorner-filmmusic.com/intrada-interview-with-roger-feigelson/

Gerade festgestellt, dass eines meiner guilty pleasures fehlt: MUTANT (aka NIGHT SHADOWS) von Richard Band. Nicht dass er Chancen hätte, aber immerhin sagt Tante Wiki: The score, performed by the National Philharmonic Orchestra, has been highly acclaimed over the years for its massive size, often lyrical scope and a surprisingly melodic nature. Mag den jedenfalls auch. Horners BRAINSTORM lieferte wohl die temp tracks, kurze Passagen klingen nach ALTERED STATES, wie alle klaut Richard Band nur von den Besten oder notfalls von sich selbst.

Ist doch viel Hübsches dabei: ICEMAN (sehr melancholisch, die Shakuhachi nicht als Effekt à la Horner sondern als Charakter) THE RIVER (klingt tlw nach 80er-Jahre-Ami-Serie, Dallas oder so, hat aber auch lyrische Passagen und ein tolles Finale) 2010 (Shire als großer Sinfoniker, großes Finale auch!) THE LAST STARFIGHTER (Blechbläserfanfaren, Williams ohne Williams) SPLASH (einer der Besten von Holdridge, ein kitschiger Verwandter von Debussys "La Mer", grandios!) THE NATURAL ...absoluter Klassiker, fast ne Institution, warum hat der hier so wenig Stimmen?! Dazu saubere Horrorscores für Freunde des Atonalen (FRIDAY, CHILDREN, NIGHTMARE), neue Klangkonzepte (KILLING FIELDS) und einer der Letzten von Alex North. Von den üblichen Verdächtigen ist mir STAR TREK III am liebsten, lieber auch auch als der Vorgänger-Score, da gelassener, fast meditativ, mit einfallsreicher Instrumentierung. 1984 war jedenfalls ein Superjahr!

Die üben alle noch.

Ich plädiere dafür, Dich nie, nie, nie in Krankenhäuser oder auf Intensivstationen zu lassen. Ich leiste dem Krull mal seelischen Beistand.

Mag den Score auch und finde ihn gar nicht so konturlos, wie hier teilweise behauptet wird. Gibt einiges aus den güldenen 90ern, das bei JNH viel liebloser ausgefallen ist.

Herrmann ist markanter, Goldsmith avancierter und weniger redundant Darum Goldsmith. (aber eigentlich ist die Schnittmenge zwischen Beiden gar nicht so klein)

Das Original scheint ein bisschen mehr auf die Tube zu drücken bzw. hört sich etwas plastischer an. Kann aber auch an der Mischung liegen, der Clip ist natürlich zu kurz, um das wirklich zu beurteilen. Danke!