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Soundtrack Board

Max Liebermann

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  1. Mein Thema im Vordiplom an der Filmhochschule war "Neue Musik im narrativen Film". Da mein Schreibstil auch eher dicht ist, konnte ich eigentlich 50 Seiten füllen ohne oberflächlich zu sein. Ein Kapitel war ein Abriss über die Entwicklung der Neuen Musik ab Ives & Schönberg: freie Atonalität, Dodekaphonie, Serielle Musik, Texturmusik, Klangkompositionen. Im nächsten Kapitel gings um Konventionen in der Filmmusik und um die Entwicklung vom Stummfilm bis zum Silver Age (die Zimmer-Epoche nur gestreift). Daraus ergab sich dann die Frage, welche Allianzen es zwischen Spielfilm und Neuer Musik gab bzw. unter welchen Umständen und auf welche Art sich der narrative Film mit Neuer Musik (oder deren Techniken) verbinden kann. Mit dem Fokus auf dem angelsächsischen Kino landet man dann bald bei Rosenman, North, Goldsmith, Fielding, Corigliano, u. U. auch bei Louis & Bebe Barron, Wayne Bell / Tobe Hooper oder Oskar Sala (THE BIRDS). D. h. man landet beim Horrorfilm. Und bei den zwei wichtigen Wegbereitern mit präexistenten Kompositionen: 2001 - A SPACE ODYSSEE (Ligeti) & THE EXORCIST (Penderecki). Als dritten Film hatte ich noch MURIEL von Alain Resnais im Gepäck, mit der Musik von Henze. Anhand dieser drei Fallbeispiele liess sich dann ganz gut untersuchen, wann das Erzählkino nach den Techniken der Neuen Musik verlangt. THE EXORCIST als eher konventioneller Vertreter, 2001 als Vertreter einer offenen Erzählstruktur und MURIEL als erzählerisches Experiment. Für mich war das für 50 Seiten genau richtig, gab auch ausreichend Literatur (und Partituren) und ich kann sagen, dass ich wirklich einiges gelernt und kennengelernt habe. Ich mag die Arbeit heute noch. Allerdings muss ich auch sagen, dass mein Prof ein bisschen kapitulierte, weil er von Musik nicht so viel Ahnung hatte. Das Ganze wurde zur Prüfung eher durchgewinkt.
  2. Von der Musik schwirrte auch schon auch schon ein anderer Clip auf Tube herum, mag die sehr, erinnert ein bisschen an JANE EYRE & CLOSE ENCOUNTERS.
  3. Heute das SNOW-Album auf Tube durchgehört, jetzt weiß ich wieder, warum ich die CD habe ziehen lassen. Zu monoton, zu bedeutungsschwanger und nicht wirklich gut geklaut. Die markantesten Vorbilder stammen tatsächlich von Arvo Pärt, "Fratres" wird nahezu identisch übernommen und mit einem Chor zugekleistert (The Evacuation), ansonsten zieht sich Pärts "Cantus in Memoriam Benjamin Britten" durch den Score (Kendo, Seven Acres, Susan Marie Remebers, Karl & Kazuo, Humanity Goes on Trial...). Die Passagen mit Solocello und Chor erinnern mich weiter an Kantscheli, aber das betreffende Stück habe ich nicht gefunden. Normalerweise stören mich solche Bezugnahmen nicht, Horner und T. Newman haben sich sich ja auch bei "Fratres" bedient (SNEAKERS & JOE BLACK), aber JNH kommt mit der meditativen Gestalt dieser Musik nicht wirklich klar, finde ich. Jedenfalls steuert er immer wieder gegen, mit Chor und anderem Gedöns. Für mich geht das nicht auf, ich mag die Musik nicht. Aber ne Beschäftigung wars wert.
  4. Nachtrag: Des Öfteren wird Arvo Pärt als Ideengeber genannt: "with a much-discussed and striking resemblance to Arvo Part, used by Hicks throughout the temp-track..." http://www.movie-wave.net/titles/snow_falling_cedars.html oder: "I considered it as such until i discovered the brilliance of Arvo Part and particularly his "Fratres for Strings" and which JNH quotes in various ways throughout his score here." http://www.maintitles.net/forum/discussion/57/james-newton-howard/ Glaube ja immer noch, dass Kantscheli der Steinbruch ist, aus dem JNH sich bedient hat, aber vielleicht irre ich mich. Ist halt schon ne Weile her.
  5. Ich stütze mich auf Aha-Erlebnisse im Kino von vor 15 Jahren. Bilde mir ein, eine Rezension auf Cinemusic.de hat auch darauf hingewiesen, aber der Text ist nicht mehr im Netz, jedenfalls finde ich ihn nicht. Sobald ich Zeit habe, werde ich das recherchieren. Es handelt sich vor allem um die Abschnitte für Solo-Violine.
  6. SNOW FALLING ON CEDARS wäre im Konzertsaal ganz schön frech, soweit ich mich erinnere, sind die prägnanten Einfälle dem georgischen Komponisten Gija Kantscheli "entliehen", der immerhin noch lebt. Dank Manfred Eicher und ECM dürfte der auch in den USA bekannt (gewesen) sein. SNOW FALLING kam ja auch zu einer Zeit raus, als Komponisten des ECM-Labels auf Soundtracks Hochkonjunktur hatten, Arvo Pärt war allmählich abgegrast und der Schritt zu Kantscheli nur konsequent. JNH im Konzertsaal ist für mich echt schwierig, viele Scores erschöpfen sich schnell. Am ehesten THE VILLAGE und SIGNS, in Auszügen, und vielleicht ONE FINE DAY auf nem Sommerkonzert der Boston Pops oder so.
  7. Einen Werkstattbericht gibt es übrigens hier, durch die Fan-Brille gesehen: http://www.filmscoremonthly.com/articles/2003/05_Nov---Leonard_Rosenman_Recording_Jurij.asp
  8. Danke dir! Noch eine Frage: Woher hast du denn die Info, dass es Patterson und nicht Rosenman war, der den Schlusstitel bearbeitet hat?
  9. Vielen Dank für die detaillierte Antwort und den noch detaillierteren Link! Was mich an der Ciaccona lange verblüfft hat, war eigentlich alles ab Minute 7, plötzlich dreht die Violine frei, während das Orchester weitgehend in der barocken Ordnung bleibt. Möglicherweise eine Impro des jungen Wunderknaben im Film. Ein schönes Stück jedenfalls und eine wunderbare CD!
  10. Wie gesagt, verstehe ich, was Sebastian meint, stimme ihm zum Teil zu und freue mich beim Lesen, dass es andere ähnlich sehen wie ich. Festgefahren oder zwanghaft finde ich daran gar nichts.
  11. Kann den Eindruck des angeblichen Dauernörgelns nicht teilen und bin froh, dass es auch Stimmen gegen die "grössere Gruppe" gibt. Damit sollte man doch eigentlich umgehen können, nich?
  12. Zur Zeit immer wieder: - THE MAN IN THE MOON / James Newton Howard (luftige Americana, verwandt mit Horners SPITFIRE GRILL oder McNeelys GOLD DIGGERS, ein paar Selbstzitate aus MY GIRL oder umgekehrt, schwer zu sagen, welcher Film früher dran war, aber weniger schmaltzy als MY GIRL) - JURIJ / Leonard Rosenman (Soweit ich weiß, Rosenmans letzte Filmmusik (2003), kenne den Film nicht, aber der Score ist klasse. Harmonisch und rhythmisch komplex, und dann schüttelt Rosenman fast beiläufig ein unglaublich eingängiges, lyrisches Thema aus dem Ärmel. Da schließt sich der Kreis zu EAST OF EDEN, vielleicht war ihm das auch bewußt. Die "Ciaccona per violino" am Ende der CD ist ein rätselhaftes Stück, da würde ich gerne mal die Meinung einiger Board-Experten hören. Ich kenne die Bedeutung für den Film nicht, denke mal, es handelt sich um den abschließenden Auftritt des Geigers, aber die Violine setzt sich derart eigensinnig vom Orchester ab, dass ich bei den ersten Hördurchgängen eher ratlos war. Jetzt gefällt mir das Stück ganz gut.) - DRAGONSLAYER / Alex North (Ein Score, der sich für mich nicht abnutzt. Gibt immer was zu entdecken.) - INDIANA JONES AND THE TEMPLE OF DOOM / John Williams (Jetzt endlich mal im Dussmann besorgt, für mich der beste Indy-Score, da geht echt die Post ab! Ohne Kenntnis des Films vielleicht gar nicht leicht zu hören, da kleinteilige Action-Mukke, aber wer kennt den Film nicht...) - CAREFUL, HE MIGHT HEAR YOU / Ray Cook (Eine Perle, die man nicht oft genug empfehlen kann: Mitten in den 80ern schreibt Ray Cook eine Golden-Age-Musik für Violinen-Duett und Orchester. Auch toll: Die eingeschobene "Piano Practise", ein Klavierwalzer, der sofort ins Ohr geht. Echte Großtat von Varèse, den zu veröffentlichen.)
  13. Das meinte ich natürlich ironisch, aber Sebastian hat schon Recht. Klar singt Bryn Terfel auch mal Louis Armstrong oder Natalie Dessay Chansons, aber in diesen Kreisen wird auf Filmmusik immer noch herabgeblickt. Bzw. wird Filmmusik eigentlich gar nicht zur Kenntnis genommen. Das betrifft die Anhängerschaft noch mehr als die Stars selber. Ich lebe ja teilweise in Wien, die sog. klassische Musik ist hier wirklich sehr lebendig, nicht nur in den bildungsbürgerlichen Schichten, aber sobald man Filmmusik erwähnt, gehen die Rollläden runter. Damit kann niemand was anfangen. Daran ändern auch die Filmmusikkonzerte im Herbst nix bzw. sprechen die wieder ganz andere Zielgruppen an bzw. werden da eh nur die üblichen Main Themes & Songs gespielt. Renée Fleming habe ich mal während meiner Arbeit kennengelernt, vielleicht bin ich deshalb so überrascht, dass sie in nem Animationsfilm auftaucht. Wie ich jetzt feststelle, hat sie auch schon was für THE LORD OF THE RINGS gesungen, hätte ich nicht gedacht. Mir gefällt das natürlich
  14. Renée Fleming singt den Titelsong, sieh mal einer guck! Das is' ja so, als würde Jonas Kaufmann den nächsten Horner singen. Oder Jeffrey Tate Elfman dirigieren.
  15. Versteh ich nicht, ein Notensatzprogramm kann doch auch die eingegebene Partitur abspielen, oder wie, etwa nicht? Bzw. mit einem Sequenzerprogramm à la Cubase lassen sich doch auch Partituren erstellen... Jedenfalls dachte ich das (als Laie) bisher.
  16. Wurde das WATERWORLD-Thema nicht von Mark Isham beigesteuert? Fand / find den Score sonst eher fade, DINOSAURS auch, zu krawallig, zu eintönig. JNH hat für die Shyamalan-Filme Großes geleistet, und aus dem ansehlichen Frühwerk gefällt mir am Besten ALIVE:
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