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Soundtrack Board

Eigener Anspruch und Filmmusik im Wandel der Zeit


Thomas Müthing
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Lars, gesell dich zu uns. :applaus:

Danach gehen wir anderen ja auch nicht. Wir, oder besser ich, finde allzu häufig, dass ist belangloser Mist (also die genannten Scores von Jablonksy, Djawadi etc.), der die Zeit und Mühe nicht wert war, der für seine Herstellung aufgewendet wurde. Hätte ich an sowas SPASS, würde ich mich ja nicht beschweren. ;)

musik von diesen herren ist, wie von anderen schon oft betitelt, fast food. aber sowas brauch ich manchmal, echt. cd einlegen, anmachen und abfeiern. und in den entsprechenden film kommt diese musik einfach cool. ich hab dann immer ein fettes grinsen im gesicht. die simplen themen sind sofort eingängig, heroisch und pathetisch. die actionmusik einfach nur simpel gestrickter bombast. man muss nichtmal genau hinhören, um alles mitzukriegen. und es ist auch kurzweilig. bei den anspruchsvollen scores brauch man ruhe um alles erfassen zu können. mach ich auch gerne. meistens höre ich sowas beim mittagsschlaf oder überhaupt beim einschlafen. goldsmith, williams, elfman und horner klingen auch wunderbar und verleihen den filmen auch die entsprechende atmosphäre. diese ist für mich aber nicht besser, sie ist nur anders umgesetzt.

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musik von diesen herren ist, wie von anderen schon oft betitelt, fast food. aber sowas brauch ich manchmal, echt. cd einlegen, anmachen und abfeiern. und in den entsprechenden film kommt diese musik einfach cool. ich hab dann immer ein fettes grinsen im gesicht.

Ich meinte dass ja auch nicht ganz unernst, dass du mehr Spaß am Hobby hast so. Das Problem ist ja, dass es keinen Spaß macht eine neue Adventureserie zu schauen und dich die ganze Zeit nur über die verschenkten Möglichkeiten in der Musik zu ärgern.

Sicherlich ist GAME OF THRONES voll blöde. Aber darum geht es ja nicht. Es geht ums ... Prinzip. ^_^

Und das ist....alternativlos! :demut:

Ich wäre gern Produzent und würde Djawadi zwingen, ausgefeilte Fugen und Sonaten zu komponieren. Sadist ich.

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musik von diesen herren ist, wie von anderen schon oft betitelt, fast food. aber sowas brauch ich manchmal, echt. cd einlegen, anmachen und abfeiern. und in den entsprechenden film kommt diese musik einfach cool. ich hab dann immer ein fettes grinsen im gesicht. die simplen themen sind sofort eingängig, heroisch und pathetisch. die actionmusik einfach nur simpel gestrickter bombast. man muss nichtmal genau hinhören, um alles mitzukriegen. und es ist auch kurzweilig.

Ist vermutlich eine Frage der Sensibilität. Ich hab an einem "Fast Food"-Score wie BATTLE: LOS ANGELES keine Freude, da die Ausarbeitung auf Detail-Ebene fehlt (das ist übrigens mit kompositorisch hochwertiger Musik gemeint) - es knallt und scheppert, immer die gleichen 4/4-Rhythmen, immer die gleichen Akkordfolgen. Für mich ist das, als müsste ich einen Eimer voll trockenes Müsli auslöffeln - null Abwechslung, null Detail. Nein, da habe ich echt lieber ein musikalisches Vier-Gänge-Menü, das bekomme ich fast zum gleichen (CD-)Preis. :)

Und ich frage mich, wie der menschliche Geschmack so gebaut sein kann, dass er einen Eimer fades Trockenfutter einem feinen Dinner vorzieht.

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Ist vermutlich eine Frage der Sensibilität. Ich hab an einem "Fast Food"-Score wie BATTLE: LOS ANGELES keine Freude, da die Ausarbeitung auf Detail-Ebene fehlt (das ist übrigens mit kompositorisch hochwertiger Musik gemeint) - es knallt und scheppert, immer die gleichen 4/4-Rhythmen, immer die gleichen Akkordfolgen. Für mich ist das, als müsste ich einen Eimer voll trockenes Müsli auslöffeln - null Abwechslung, null Detail. Nein, da habe ich echt lieber ein musikalisches Vier-Gänge-Menü, das bekomme ich fast zum gleichen (CD-)Preis. :)

Und ich frage mich, wie der menschliche Geschmack so gebaut sein kann, dass er einen Eimer fades Trockenfutter einem feinen Dinner vorzieht.

oohhh ich liebe trockenes müsli und ich liebe auch 4-gänge menüs. man muss nur in der lage sein es ausgewogen konsumieren zu können. und ich bin in dieser glücklichen lage, weil ich mir erst gar keine gedanke mache, welches von beiden hochwertiger hergestellt wurde. denn das endergebnis ist für mich dasselbe. es schmeckt. :D

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Ich weiss nicht. Ich rate und sage: Jeder Goldsmith'sche Pferdekack ist faszinierender als Djawadis Kindergartenmusik zu GAME OF THRONES.

Wenn das dein Niveau ist, klinke ich mich hier aus.

Ich habe meinen Standpunkt ausführlich dargelegt, und auch mehrfach. Ich muss nicht immer alles wiederkäuen, weil einige den Anfang nicht verfolgt haben. Mein Standpunkt ist klar: Musik, die keinen musikalischen Wert besitzt außerhalb des Films, hat außerhalb des Films auch nichts zu suchen. Das gilt für JEDEN Komponisten, oder die, die sich dafür halten.

oohhh ich liebe trockenes müsli und ich liebe auch 4-gänge menüs. man muss nur in der lage sein es ausgewogen konsumieren zu können. und ich bin in dieser glücklichen lage, weil ich mir erst gar keine gedanke mache, welches von beiden hochwertiger hergestellt wurde. denn das endergebnis ist für mich dasselbe. es schmeckt. :D

Dann kann man nur hoffen, dass dir dein trockenes Müsli wirklich schmeckt. Denn du würdest den Unterschied zum 4-Gänge Menü auch gar nicht erkennen, außer es wären 4 Gänge trockenes Müsli. ;)

Auf diese Weise wirst du jedenfalls nie enttäuscht. Und DAS ist, warum wir keine Basisdemokratie haben, sondern eine parlamentarische. :D

Ich vermute, THE HUNTED findest Du auch doof und unterklassig und GREATEST GAME... stupid?

Maße dir bitte nicht an, vermuten zu wollen, was ich "finde". Ich kenne THE HUNTED (noch) nicht, also kann ich dazu auch nichts sagen. Ich werde ihn mir bei Gelegenheit aber anhören. Bisher kann ich nur aufgrund der etwa 10 Tyler-Scores urteilen, die ich kenne: Keine davon ist auch nur mehr als unterdurchschnittliich, und keiner davon wird in der Filmmusikgeschichte je eine Rolle spielen. Da muss ich mich gar nicht weit aus dem Fenster lehnen, weil eins klar ist: keine Handschrift bedeutet keine nachhaltige Wirkung.

Das mag Brian Tyler herzlich egal sein, da er mit wenig Klasse viel verdient. Es ändert aber nichts an der Tatsache.

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Also meine Meinung ist, JEDE Musik hat ihre Berechtigung auf CD rauszukommen, denn jede Musik hat ihre Fans...

Zum Beispiel:

Ich hab mich gewundert, dass eine Musik wie "The Hurt Locker" auf CD rauskam... für mich ist das, so ohne den Film zu kennen, ein Hauch von Nichts.. jedoch auch diese Musik hat ihre Fans.. daher ist es okay und absolut gerechtfertigt, dass auch diese rauskam.

Nebenbei in den Essgewohnheiten darf auch der Hamburger nicht fehlen... denn jeden Tag ein Vier-Sterne-Menü wäre auch langweilig ;)

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Wenn das dein Niveau ist, klinke ich mich hier aus.

Ich habe meinen Standpunkt ausführlich dargelegt, und auch mehrfach. Ich muss nicht immer alles wiederkäuen, weil einige den Anfang nicht verfolgt haben. Mein Standpunkt ist klar: Musik, die keinen musikalischen Wert besitzt außerhalb des Films, hat außerhalb des Films auch nichts zu suchen. Das gilt für JEDEN Komponisten, oder die, die sich dafür halten.

Dann kann man nur hoffen, dass dir dein trockenes Müsli wirklich schmeckt. Denn du würdest den Unterschied zum 4-Gänge Menü auch gar nicht erkennen, außer es wären 4 Gänge trockenes Müsli. ;)

Auf diese Weise wirst du jedenfalls nie enttäuscht. Und DAS ist, warum wir keine Basisdemokratie haben, sondern eine parlamentarische. :D

den unterschied erkenn ich schon, aber er ist für mich nicht ausschlaggebend bezüglich des endergebnises. und du hast recht, ich kann nicht enttäuscht werden und ich kann mich auch nicht über eine nicht genutzte chance grün und blau ärgern, denn das ist verschwendete zeit. das hab ich einmal bei pirates 4 gemacht und es war absoluter quatsch.

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Kaum, wenn die 4 Gänge jeden Tag variieren. 4 Gänge Brian Tyler jeden Tag, das wäre langweilig. ;)

Ich kann abschließend nur hoffen, dass die Ritter des kleinsten gemeinsamen Nenners glücklich werden mögen mit dem, was sie haben.

Aber der kleinste gemeinsame Nenner ist wie Abwind: wenn verflogen, kann sich keiner mehr daran erinnern, dass er je existiert hat.

Und mein Anspruch, und der einiger anderer hier, ist eben höher. ;)

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Kann man es nicht lassen, wie es ist?

Nein, weil sonst sehen zwei Posts von ein und derselben Person nicht aus wie eine Diskussion, sondern wie ein Selbstgespräch und deshalb haben wir ja auch die 15 Minuten Bearbeitungszeit für einen Post, um noch etwas dazu zu schreiben, wenn man was vergessen hat ;)

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Jeden Tag Kaviar wäre mir zu langweilig ;)

Wobei ich hinzufügen möchte, dass mein Geschmack eh "ein Fall für sich" ist. Also ziemlich vielseitig. Manche würden auch sagen "völlig irr". Heißt, mir ist im Grunde vollkommen wurscht aus welchem Genre, Jahrhundert oder von welchem Künstler ein Musikstück stammt, das mir gefällt. Frage mich ohnehin immer, warum das so wichtig ist und warum man sich immer auf eine Sparte festlegen muss. Denn ich fände nichts langweiliger, als jeden Tag dasselbe zu hören. Also kommt es mal vor, dass ich nach einigen Stunden Filmmusik mal plötzlich Lust auf Techno bekomme. Tja, dann BÄMM, ab dafür. Danach? Dann darf's auch mal Klassik sein. Oder Rock. Je nach Lust und Laune. Meine private Playlist ist ebenso bunt gemischt. Da findet sich ein Brian Tyler direkt über James Horner in Gesellschaft mit Jerry Goldsmith und Ramin Djawadi.

Habe ich einen Anspruch an die Musik? Natürlich! Schöne Melodien sollte sie haben. Soll sie gut komponiert sein? Ich bin keine Komponistin, habe also überhaupt keine Ahnung, was dieses "gut komponiert" überhaupt bedeutet.

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Soll sie gut komponiert sein? Ich bin keine Komponistin, habe also überhaupt keine Ahnung, was dieses "gut komponiert" überhaupt bedeutet.

Wenn du wirklich so viel hörst, sollten dir Unterschiede schon auffallen. Ob es dir wichtig ist, lassen wir mal außen vor. Ich finde diese (gerne mal gebrauchte) Argumentation immer sehr kapriziös - ich bin auch kein Tischler und sehe trotzdem, ob ein Möbelstück edel verarbeitet ist oder Ikeaschrott. Und wenn ich mir die Analogien hier ansehe wissen ja offenbar auch genug Leute, was der Unterschied zwischen einem Gourmetdinner und einem Heiße-Hexe-Menü ist. Sind alles keine Köche (unterstelle ich mal). QED, also.

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Das allerdings ist ein Anspruch, mit dem Du nahezu ein ganzes Jahrhundert Musik ausgrenz...lustigerweise auch noch genau DEIN Jahrhundert ;)

Ich werde immer etwas nervös, wenn my fellow board members von schönen Melodien oder tollen Themen reden, weil dann oft nur ein Percussion-Fragment oder ein griffiges, mitsumm- oder gröhlbares Motiv gemeint wird. Wobei (Achtung, Gralshüter wahrer filmmusikalischer Genüsse!) die Freuden manchmal natürlich auch ganz einfach sein können.

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@Mephisto: Oder dann nenne es von mir aus "das gewisse Etwas" .. Aber Melodie sollte erkennbar sein. Oder nenn's Harmonie. Schau, schon bei der theoretischen Erklärung von Musik setzt es bei mir aus :D

Ich kann nicht so genau definieren, was mir an Musik gefällt. Ich weiß nur, sie gefällt, das reicht mir ;).

Und welches Jahrhundert meinst du? Vor allem habe ich noch kein Jahrhundert. Für wie alt hältst du mich bitte? ;)

Aber HA... Bekam eben den Hinweis, dass es mir nicht IMMER um die Melodie geht. Nehmt zum Beispiel das "Night Battle" aus Goldsmiths "First Knight". Klaro, auch schöne Melodie (in meinen Ohren), aber, der Stil dieses Stückes, dieses brachiale, regelrecht ruppige, haut mich immer wieder um.

Also eben dieses "gewisse Etwas" ...

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An Souchak: Das glaube ich gar nicht mal. Ich schätze eher, dass bei solchen Aussagen "Davy Jones" ebenso wie "Anakins Thema" gemeint ist und natürlich sind wir durch die ständige Musikbeschallung um uns herum (nicht nur in den Medien) ständig von dem tonalen Konsens beeinflusst. Da wundert es mich auch nicht, wenn Leute stets "von allem gerne etwas" hören, aber konsequent bei Neuer Musik reißaus nehmen. Da bleiben Leute im Konzertsaal stur mit verschränkten Armen sitzen, weil sie nach Messiaens' "Farben der himmlischen Stadt" nicht applaudieren wollen, gehen während des Applaus' nach Mahlers 6. Symphonie schnell raus, bevor Schönbergs oder Bergs Orchesterstücke gespielt werden und kommen erst gar nicht ins Konzert, wenn Anton Webern auf dem Programm zu lesen ist. Dabei ist diese Musik zwischen 110 und 60 Jahre alt und trotzdem schreit der selbsternannte Musikliebhaber nur nach schönen Melodien und das kann es doch nicht sein. Die Überzeugung der Avantgarde, der Vorrat an Melodien sei aufgebraucht und die Wirkung althergebrachter Mittel ausgeleiert führte zur vollkommenen Auflösung der Tonalität zu Gunsten von atonalen Komposition, die statt Themenentwicklung die Gestaltung von Klangfarben, das Experimentieren mit neuen Besetzungen und das Erzeugen dichter Atmosphäre mittels alternativer Spieltechniken ins Zentrum rückt.

Anne, was anscheinend für Dich das "gewisse etwas" in der Musik bedeutet, ist lediglich das komponieren nach tonalen Klangstrukturen.

In der westlichen Welt haben wir ein System aus zwölf Tönen, von denen immer acht eine Tonleiter bilden. Schreiben wir eine Musik auf dieser Tonleiter - meinetwegen ausgehend von dem Ton C - dann steht die Melodie in der entsprechenden Tonart. In unserem Fall also C-Dur (oder moll, aber sagen wir mal, wir haben C-Dur).

Das bedeutet, dass die Melodie hauptsächlich Töne von C-Dur benutzt und zum Schluss auch wieder auf einem Ton landet, der dem Ton C nahe steht - im "Idealfall" sogar C selbst. Das bedeutet also, dass C der Grundton ist. Wir haben das Gefühl, dass der Ton C die "Heimat" der Melodie ist. Komponieren wir tonal, dann versehen wir die Melodie jetzt mit passenden Tönen, die "harmonisch" zu C passen. Der Klassiker wäre da also erstmal der C-Dur-Dreiklang, der "schön" klingt. Ich kann natürlich auch das tonale System sprengen und unter die Melodie nur Töne legen, die gerade nichts mit C-Dur oder einer verwanten Tonart zu tun haben oder aber ich schreibe eine Tonfolge (Melodie), die nach den Maßstäben der Tonalität mit acht Tönen einer Tonleiter nicht zu messen ist. Die Melodie ist dann atonal. Oder ich setze die Melodie aus mehreren verschiedenen Tonarten zusammen, dann ist die Melodie "freitonal", da mehrere Tonarten "involviert" und nahezu gleichberechtigt sind.

Seit Jahrhunderten hat sich nunmal das tonale System unserer Kultur mit der achttönigen Tonleiter entwickelt und seit zumindest 4 Jahrhunderten versuchten die Komponisten, die Musik neu zu erfinden oder ein Stückchen weiter zu entwickeln. Da sei z. B. Joseph Haydn genannt, der die Gattung der Symphonie in neue Bahnen lenkte oder das Streichquartett etablierte oder Beethoven, der mit seiner ruppigen mittleren Schaffensphase und besonders den fast nur noch mit kleinen Motiven arbeitenden Streichqaurtetten Werke schuf, die sich für viele bis heute nicht erschlossen haben. Da sei einmal die "Große Fuge" genannt.

Die Tür, die Beethoven aufgestoßen hatte, wurde von den Romantikern begeistert durchschritten. Im Gegensatz zur Klassik (Haydn - Beethoven), in der das "gut und schön" komponieren, die Vollendung der Form im Zentrum stand brachen die Romantiker mit vielen Traditionen und wagten auch in Bezug auf die Tonalität deutlichere Abweichungen von den klaren Strukturen, sodass du, wenn Du Dir ein Klavierstück von Chopin anhörst, viel mehr Dissonanzen hören wirst als wenn Du eine frühe Haydn-Sonate hörst.

Die Romantik war außerdem sehr gefühlsbetont. Statt der klaren - oft achttaktigen Melodien der Klassik findet man nun schwelgerische Melodienbögen und viel mehr durch Dissonanzen "getrübte" Akkorde, die ein viel differenziertes Klangbild ermöglichen.

Das leitete dann weiter in die Spätromantik, in der äußerlich der Gedanke "größer, stärker, gigantischer" zu herrschen schien, wenn Mahler für seine Achte Symphonie 1000 Musiker verlangte, aber dieser äußerliche Bombast diente (im Gegensatz zum Trailer- oder Zimmerbombast) für ein noch differenziertes Klangbild. Mahler wagte häufig auch, die Grenzen der Tonalität zu sprengen und sehr "lose" am tonalen System zu komponieren.

Richard Strauss wagte noch einen Schritt vorwärts und komponierte zwar durchgehend tonal, warf aber so sehr mit eingetrübten Akkorden, rasanten Tonartwechseln um sich, sodass einige Komponisten sich in einer Sackgasse wähnten: Man reizte die Tonalität bis zum Gehtnichtmehr aus, man hatte Orchesterbesetzungen erreicht, die man nicht übertreffen konnte. Wohin, wenn man etwas eigenstäniges schreiben wollte? Man musste die Musik neu überdenken und hier setzt die zweite Wiener Schule um Schönberg als Meister und Berg und Webern als Schüler ein.

Nach unzähligen Versuchen gelang Schönberg nach zehn Jahren der Durchbruch: Wenn man atonal komponieren will, darf kein Ton mehr "im Zentrum" stehen, also darf es keinen "Grundton", kein "zu Hause" in der Melodie oder Musik oder Harmonie allgemein geben. Um das zu sichern, müssen alle Töne gleichberechtigt sein und das schaft man, indem man alle zwölf Töne in einer Reihe ordnet und mit Hilfe dieser Reihe Stücke komponiert. Also darf man die Reihe erst wieder durchlaufen lassen, wenn sie einmal komplett "abgewickelt" wurde und jeder Ton einmal drankam. Je nachdem wie ich die Reihe gestalte, also ob mit hauptsächlich dissonanten oder konsunanten Intervallen, so klingt auch die Musik. Und plötzlich schossen die Zwölftonkomponisten aus dem Boden und bedienten sich begeistert dieser Technik.

Als dann aber das Nazi-Regime die Macht ergriff und Musik zu seinem Zweck missbrauchte, trauerten die Komponisten um die unschuldige Musik, die missbraucht und vergewaltigt worden war. Man sah die Lösung darin, eine Musik zu schreiben, die so absolut und unumstößlich korrekt komponiert wurde, dass sie kein Stückchen Emotion mehr beinhaltete, denn Musik, die nicht von Gefühl geleitet wurde, die kann auch nicht missbraucht werden, Massen marschieren zu lassen.

Also wendete man nun das von Schönberg etablierte Reihenprinzip auf alle Parameter der Musik an wie Rhythmus, Lautstärke, natürlich Töne etc. Doch schnell war klar, dass das Gebiet dieser seriellen Musik, wie man sie nannte, schnell abgegrast war und löste sich völlig von diesem Muster und verwarf dabei auch die Zwölftonmusik. Daher wird seit den 70er Jahren bis heute frei und atonal komponiert und das ist schließlich die Musik unserer Zeit. Das war es, was ich sagen wollte, Anne. Du verleugnest theoretisch Deine eigene musikalische Zugehörigkeit indem Du dich in Musik flüchtest, die längst vergangenen Prinzipien wie "schöne Harmonie", "stimmig klingen" und "Melodien" anhängt. Charles Ives war einer der Wegbereiter unserer heutigen Musik und wenn ich lese, wie "furchtbar" und "unsäglich" einige selbsternannte Musikliebhaber seine Werke finden tut es mir irgendwie für alle Beteiligten leid: Das Publikum, dass über 100 Jahre Hörgewohnheit hinterher hinkt sowie die Komponisten, die doch jetzt auch nicht ihre eigene Identität aufgeben können und so wie Mahler komponieren, nur weil die Leute verpasst haben, sich mit ihrer Zeit und ihrer Musik auseinander zu setzen.

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