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Soundtrack Board

Sebastian Schwittay

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Alle Inhalte von Sebastian Schwittay

  1. Dass Corigliano anspruchsvoller und "E-musikalischer" arbeitet, ist unstrittig - aber das macht Shores Musik noch nicht oberflächlich. Nur weil Shore kein klar umrissenes, sinfonisch verarbeitetes Motiv für Vater und Tochter in den Raum stellt, ist seine musikalische Darstellung der Vater-Tochter-Beziehung nicht weniger intim und emotional als bei Corigliano - die Tracks "Mourning" und "Beach" sind schöne Beispiele für Shores minimalistische, aber sehr menschliche Annäherung an die Charaktere. Shore wird mir allgemein auch immer etwas zu sehr auf Atmosphäre reduziert - sein Ansatz ist "subliminaler" als bei anderen Filmkomponisten aus dem klassischen Bereich, die Fokussierung liegt trotzdem immer auf dem Seelenleben der Figuren. Shores Filmmusiken sind nur auf den ersten Blick rein atmosphärische Stimmungsbilder. EDGE OF DARKNESS mag nun kein Meilenstein in Shores Filmographie sein, aber der Vorwurf der reinen Stimmungsmalerei trifft ja mit Ausnahmen fast alle seiner Musiken.
  2. Das alte Album ist nach wie vor unverzichtbar, zumindest wenn man an musikalisch sinnvollen Konzertversionen mancher Stücke interessiert ist, denn die fehlen auf der Expanded-Ausgabe. Siehe mein Beitrag oben:
  3. Ein leises, aber durchgehendes digitales Klicken, alle paar Sekunden - zumindest über Kopfhörer sehr nervig.
  4. Coriglianos "Circus Maximus" ist wahrlich großartig - besonders witzig finde ich ja, dass die Sinfonie mit dem Schuss aus einer Pumpgun endet. Ein nettes Symbol für die Gewalttätigkeit der modernen Medien, die Corigliano mit seinem Werk aufs Korn nehmen wollte. Hier eine Live-Einspielung, mit Pumpgun-Schuss am Ende (34:25):
  5. Treffende Worte zu dieser wunderbaren Musik. Im Finale blüht Coriglianos elaborierter Vertonungsansatz wirklich nochmal wunderschön auf - ein überraschender stilistischer Wechsel ins Musical- bzw. Kunstlied-Terrain.
  6. Vielleicht bin ich altmodisch, aber ich vertraue den Kompetenzen von Fachkräften. Wenn ich selber keine Ahnung vom Streichen habe, lasse ich mich vom Anstreicher darüber informieren, was besser und was schlechter funktioniert. Selbiges sollten Regisseure auch tun, wenn es um die Musik geht. Wir leben in Zeiten furchtbarer Selbstüberschätzung. Jeder Hinz und Kunz glaubt, sich überall auszukennen und alles genauso gut zu wissen wie der ausgebildete Profi. Jeder muss jedem ins Handwerk pfuschen. Insbesondere im Bereich der Musik glaubt jeder fachfremde Futzi, fundierte Einschätzungen abgeben zu können, denn Musik ist ja keine Technik, sondern "Emotion", und fühlen kann ja bekanntlich jeder. Erinnert mich an die kochende Ratte in RATATOUILLE - kein Wunder, dass mühsam erworbene Kompetenzen immer bedeutungsloser werden, wenn schon den Kindern ein solch idiotisches Weltbild eingebläut wird.
  7. Dröhnende Klangflächen und perkussives Getickere - leider alles recht statisch. Ein paar interessante Momente sind aber schon dabei, z.B. das Experimentieren mit der menschlichen Stimme im zweiten und letzten Track, sowie die dezenten Goldenthal-Einflüsse in Track 3. Hoffentlich ist insgesamt noch etwas mehr los in der Musik.
  8. Neben Christopher Gordons DAYBREAKERS auch ein schönes Beispiel für oktatonische Skalen in der Filmmusik. Die anderen Greenwood-Arbeiten für P.T. Anderson sind wie gesagt auch sehr stark - falls du sie noch nicht kennen solltest.
  9. Fragwürdiger Artikel, der wohl in erster Linie Kritiker einschüchtern soll. Dabei kommen als Argumente nur Allgemeinplätze wie "Hans arbeitet wie ein Tier", "Hans ist der zuverlässigste Dienstleister im Business" und "Hans arbeitet mit den Besten in Hollywood". Dass er ausgeprägtes musikdramatisches Gespür hat, steht außer Frage (siehe erster Absatz des Artikels) - aber das haben viele andere Komponisten auch. Neben brillant erdachten Konzepten zählt eben auch die musikalische Umsetzung, die kompositorische Technik, und da sind ihm zahlreiche Filmkomponisten immer noch weit, weit voraus. Letztendlich stimmt Levine nur wieder das Industrie-freundliche Loblied auf die perfekte Dienstleistung an, inklusive überheblicher Spitzen gegen Komponisten wie Howard Shore und Bernard Herrmann. Schön für Zimmer, dass er noch nie rejected wurde - nur ist das leider völlig irrelevant, wenn man über Qualitäten und Fähigkeiten eines (Film-)Komponisten spricht.
  10. Hier auch noch was betörend Schönes: der "Quartertone Bloom" aus Greenwoods Musik zu NORWEGIAN WOOD. Hier kommt neben dem Streichquartett auch das volle Orchester zum Einsatz. Leider geht das Stück nahtlos in den folgenden Track über, und bricht daher etwas unvermittelt ab.
  11. THERE WILL BE BLOOD ist mit seinem Streichquartett-Klang halt etwas herber als der übliche, glatte Hollywood-Sound - aber besonders schwer zugänglich ist die Musik nicht. Der Score hat ganz wundervolle, hochemotionale melodische Passagen.
  12. Für bimbamdingdong: Anspieltipps: "Shasta Fay" (Track 6), "The Chryskylodon Institute" (Track 8), "Shasta Fay Hepworth" (Track 16).
  13. Aber eben nicht nur die. SALEM'S LOT (2004), MAO'S LAST DANCER (2009), DAYBREAKERS (2010), CRAWL (2011), sowie ADORE (2013) sind ebenfalls großartig. Das Schöne bei Gordon ist ja, dass es nicht bei den Highlights der 90er blieb und er sich nicht als Eintagsfliege entpuppt hat. Gordon schreibt bis heute Filmmusik der Spitzenklasse, die durchaus das qualitative Erbe eines Williams antreten könnte. Leider geht seine Musik aber an den Hollywood-fixierten Ohren der meisten Filmmusikhörer vorbei. Als Goldsmith-Schüler geht Beltrami natürlich mehr in die vielgestaltige Richtung seines Mentors, und weniger auf die Romantik-Schiene à la Williams oder Horner - aber das macht ihn ja gerade interessant und hebt ihn über diejenigen, die mit riesigem Orchester auf dicke Hose machen, aber letztlich wenig Substanzielles zu sagen haben (wie Ottman z.B. beim letzten X-MEN). Seine großorchestralen Sachen sind toll (GODS OF EGYPT, HELLBOY), aber die transparenten, luftigen, fast kammermusikalischen Arbeiten wie 3:10 TO YUMA oder auch SOUL SURFER stehen den "großen" Scores in Sachen Musikalität und emotionaler Wirkung in nichts nach. Es muss eben nicht immer das brachiale Riesenorchester sein - musste es bei Goldsmith in seiner besten Phase auch nicht. Hör' dir mal INHERENT VICE von vorletztem Jahr an - der benutzt ein größeres Orchester und ist atemberaubend schön. THERE WILL BE BLOOD und THE MASTER werden dir wahrscheinlich wenig geben, wenn du kammermusikalische Konzepte grundsätzlich ablehnst. Du verpasst damit aber die mitunter besten amerikanischen Filmmusiken der letzten Dekade.
  14. ADORE (2013) und CRAWL (2011) würde ich noch als einigermaßen "aktuell" einstufen. Für nächstes Jahr ist auch ein Projekt angekündigt.
  15. Gestern mal wieder Peter Jacksons THE FRIGHTENERS gesehen - feiert dieses Jahr sein 20-jähriges Jubiläum, könnte demnach Zeit für eine Expandierung des (sehr schönen) Elfman-Scores sein.
  16. Und wo sind dann bei dir Leute wie Christopher Gordon, Jonny Greenwood und Marco Beltrami? Gerade Howard, Ottman und Silvestri kommen ja seit Jahren nicht mehr über unverfängliche Standardkost hinaus.
  17. Ob man jemals Edwards' ursprüngliche Fassung (vor den ganzen Nachdrehs) zu Gesicht bekommen wird? Vielleicht war die noch nicht so "auf Linie" wie das, was man hier im Trailer sieht. Das Gezeigte macht auch mir kaum noch Lust auf einen Kinobesuch.
  18. Ich denke mal, diese frohe Kunde verdient einen eigenen Thread: Vom 6. bis 8. Januar findet - nach ungewöhnlich langer, einjähriger Pause - zum nunmehr sechzehnten Mal der Außerordentliche Filmkongress des Hofbauer-Kommandos (kurz: Hofbauer-Kongress) statt - ein wundersames kleines Filmfestival zu (vornehmlich) bundesdeutschen Sittenkolportagen, Sex- und Aufklärungsfilmen der 60er und 70er Jahre, benannt nach SCHULMÄDCHEN-REPORT-Regisseur Ernst Hofbauer. Der Fokus ist jedoch nicht eng gefasst, und man lässt den Blick auch schweifen, z.B. zu (unterschwellig) lüsternen Heimat- und Schlagerfilmen der 50er und frühen 60er, sowie zum Sleaze italienischer Exploitation-Auteurs wie Joe D'Amato. Die Stimmung auf den mitunter langen Kongressnächten ist ausgelassen und hochgradig ansteckend - ich war diesen Januar das erste Mal dabei (leider nur für einen Abend), und war sofort hin und weg, vollkommen begeistert, nicht nur von den Filmen, sondern auch von der familiären, vertrauten Stimmung unter den Anwesenden. Bislang mein schönstes cineastisches (Gruppen-)Erlebnis des Jahres. Auch dieses Mal wird es wohl wieder einige verschüttete Raritäten aus den Apokryphen der BRD-Filmgeschichte zu sehen geben - Filme, die teils seit ihrer Uraufführung nicht mehr in einem Kino gezeigt wurden, nie auf DVD oder Bluray ausgewertet wurden und deren Bedeutung von der "offiziellen" Filmgeschichtsschreibung nach wie vor unter den Teppich gekehrt wird. Näheres zum Programm wird man im Laufe der nächsten zwei Monate auf der Website des Veranstaltungsorts nachlesen können (www.kommkino.de).
  19. Es ist ein Klavierkonzert, also mit Orchester. Wenn nur ein Klavier solo spielen würde, wäre es kein Konzert, sondern ein Solostück (Fantasie, Sonate, Romanze, etc.).
  20. Es gibt übrigens bislang gerade mal zwei Verfilmungen des Romans: den Sidney-Lumet-Film von 1974 und eine TV-Adaption von 2001.
  21. Ich denke, man sollte hier auch nicht den Mann von der Straße als Richtwert nehmen. Logisch, dass dem eher Stephen King geläufig ist. Unter Literaturfreunden dürfte Lewis Wallace und sein "Ben Hur" aber wohl einen ähnlichen Stellenwert haben.
  22. Auf Spotify ist das Konzert Teil eines "Best of Lang Lang"-Albums. Habe mir das Konzert jetzt auch mal komplett angehört und würde eher Sergeij Prokofjews Klavierkonzerte (v.a. Nr. 2 und 3) als Bezugspunkte nennen. Gerade der dritte Satz macht recht deutliche Anleihen beim "Intermezzo" aus Prokofjews zweitem KK:
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