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Scorechaser
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Mein lieber Schwarzer Schwan! Wer denkt das Ballet langweilig ist wird mit Black Swan sein blaues Wunder erleben.Natalie Portman in der Rolle ihres Lebens, eine brilliante Regiearbeit von Arronovsky, toller Einsatz von Filmmusik und klassischer Musik und ein durchdachtes, vielschichtes Drehbuch ergeben zusammen ein echtes Meisterwerk das mich am Ende sprachlos zurückgelassen hat.Ein unglaublicher Film.

10 von 10

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das album von shadow is echt mist, wird dem schoenen score in keiner weise gerecht und aergerte mich maßlos.... hoffentlich kommt ne expanded bald!

Wer auch immer Shadow neu rausbringen sollte, hoffentlich lässt er den Soundmix so wie er ist und bastelt da nicht herum ;) ... ich finde jedoch, dass Jerry die besten Stücke des Scores bereits auf dieser CD veröffentlicht hat ...

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Die totale Erinnerung (Total Recall)

2084: Bauarbeiter Quade wird immer wieder vom selben Alptraum geplant: Er befindet sich mit einer brünetten Frau auf dem Mars wieder, als er in einen Abgrund stürzt und sich das Visier seines Astronautenhelms aufschlägt. Kurz bevor er einen qualvollen Tod stirbt, reißt es ihn wieder in die Wirklichkeit. Quade kann sich nicht erklären, warum er immer wieder diesen Traum erlebt und will der Sache auf den Grund gehen, indem er selbst zum Mars reist. Seine Frau Lori ist wenig von der Idee begeistert, denn einerseits ist sie der Meinung, dass Quade überreagiert und andererseits bietet der Mars momentan kein allzu gutes Reiseziel. Unter der Marsbevölkerung – hauptsächlich Menschen und Mutanten – kämpfen Rebellen unter dem mysteriösen Kuato für die Unabhängigkeit von dem Industriellen Cohaagen, der die komplette Luftzufuhr auf dem Mars regelt und die Bevölkerung mit blutigen Rückschlägen gegen die Rebellen mit seiner Privatarmee in Angst und Schrecken versetzt.

Auf der Fahrt zu seiner Arbeit sieht Quade in einem U-Bahn-Monitor eine Werbung des Unternehmens „Recall“. Diese Firma bietet an, in das Gehirn Urlaubserinnerungen einzupflanzen, die einem so real vorkommen als hätte man das, an was man sich erinnert, tatsächlich erlebt. Trotz der Warnungen von Arbeitskollegen geht Quade nach Feierabend zu „Recall“, um sich eine Reise auf den Mars implantieren zu lassen. Hierbei nimmt er ein Sonderangebot wahr, mit dem er den Mars mit einer anderen Identität besuchen kann und entschiedet sich für den Geheimagenten. Der charmante Recall-Manager verspricht Quade, dass er von wilden Verfolgungsjagden gehetzt auf dem Mars ankommen wird, den gesamte Planeten retten und zum Schluss auch noch die schicke Brünette bekommen wird, die ihn so beschäftigt, doch bei dem Vorgang geht etwas schief. Quade, der eigentlich betäubt sein sollte, bekommt einen Tobsuchtsanfall und wirft den Recall-Leuten vor, sie hätten seine Deckung auffliegen lassen. Auf dem Rückweg nach Hause wird er von fünf seiner Arbeitskollegen angegriffen, die er in Notwehr tötet, doch damit hat die Jagd erst begonnen. Auch zu Hause hat es Lori auf ihren Mann abgesehen, der sie nur schwer überwältigen kann, bevor er vor einem eintreffenden Killer-Kommando flieht. Per Videobotschaft enthält der verwirrte Quade ein entscheidende Information: Er ist in Wahrheit ein Agent namens Hauser, der zum Schein für Cohaagen arbeitet aber in Wahrheit Informationen für die Rebellen gesammelt hat. Quade macht sich auf zum Mars, um der Sache auf den Grund zu gehen…

“Total Recall“ wird oftmals als der intelligenteste Film mit Arnold Schwarzenegger bezeichnet und tatsächlich ist Paul Verhoevens erstes großes Hollywood-Projekt mehr als ein schießwütiger Zukunfts-Actioner, dabei stand das Projekt anfangs unter keinem guten Stern. Die beiden „Alien“-Drehbuchautoren Dan O’Bannon und Ronald Shusett hatten das Script auf Basis der Kurzgeschichte „We can remember it for you wholesale“ von Philip K. Dick geschrieben, aber keinen Produzenten gefunden. Nachdem sogar David Cronenberg – der die Mutanten hinzufügte – Interesse gezeigt hatte und das Drehbuch über 40 Mal geändert wurde Schließlich überredete Arnold Schwarzenegger Carolco, die Rechte an dem Drehbuch zu kaufen und sicherte sich selbst Entscheidungsgewalt über das Projekt. Seine erste Maßanhame war, als Regisseur Paul Verhoeven zu verpflichten, für dessen „Robocop“ der Schauspieler einige Jahre zuvor zur Wahl stand. Dementsprechend strotzt „Total Recall“ vor Gewalt – insbesondere blutigen Schießereien, in denen Zivilisten gerne mal als lebendes Schutzschild benutzt werden oder unglücklich durch die Ziellinie laufen. Auch andere skurrile Einfälle wie Mutantenfrauen mit drei Brüsten weisen klar die Handschrift des niederländischen Regisseurs auf. „Total Recall“ ist einer der letzten Hollywood-Straßenfeger, dessen visuelle Effekte hauptsächlich auf „hangemachten“ Modellen und Überblendungen sowie detailreichen Masken bestehen, bevor ein Jahr später James Camerons „Terminator 2“ die CGI-Ära vollends einläutete. Das allerdings lässt den Film auch heute noch völlig überzeugend aussehen, da die Masken und besonders die detailverliebten Modellaufnahmen auch heute noch überzeugend und nicht künstlich wirken, während viele CGI-Effekte aus der damaligen Zeit und auch heute noch nur mäßige Wirkung entfalten. Auch die Action ist im Gegensatz zu heutigen Wackelkamera-Exzessen wohltuend raffiniert geschnitten und hervorragend gefilmt. Die warmen Analog-Farben fangen außerdem das warme Rot des Mars’ perfekt ein. Insgesamt bietet „Total Recall“ einen rasanten Sci-Fi-Actioner mit einem engagierten Arnold Schwarzenegger, eine durchdachte und interessante Handlung, deren Lösung alleine dem Zuschauer vorbehalten ist und filmisch sowie visuelles brillantes Kino.

Zur Musik: „Total Recall“ war die erste von insgesamt drei überaus fruchtbaren Zusammenarbeiten von Paul Verhoeven mit Jerry Goldsmith. Die Ende der 80er Jahre waren für den Komponisten recht durchwachsen, reihte sich müde und lustlose Routine wie „Rent-a-Cop“, „Warlock“ oder „Criminal Law“ an spritzige Musiken wie „The ‚Burbs“ oder orchestrale Science-Fiction-Musik wie „Star Trek V“. Goldsmith hatte beim Experimentieren mit Synthesizern sein Zenit bereits längst überschritten und kehrte wieder zur orchestral geprägten Filmmusik zurück, allerdings nicht ohne elektronische Einsprengsel, die mal mehr und mal weniger schlüssig in die Musik eingebunden sind. „Total Recall“ enthält nach Angabe des Komponisten „mehr Noten als eine Bruckner-Symphonie“ und tatsächlich löste sich der Komponist für seinen letzten Actionscore vor einer fünfjährigen Thriller- und Dramenphase vollends von seiner kammermusikalisch konzipierten und klar gegliederten Actionmusik der vorigen Dekade. Für den Vorspann erlaubte sich Goldsmith einen besonderen Kniff und komponierte ein Thema für Posaune, das eine deutliche Ähnlichkeit mit Poledouris’ Titelmusik zu „Conan der Barbar“ aufweist und somit deutlich eine Verknüpfung zwischen dem Hauptdarsteller aus beiden Filmen sowie Verhoevens’ Stammkomponist Basil Poledouris herstellt. Das eigentliche Hauptthema erklingt nach der Posaunenmelodie in den Streichern und bestreitet auch die ersten Minuten der Musik, in denen Quaide überlegt, zu „Recall“ zu gehen. Hier erhält das Streicherthema einen mystischen und geheimnisvollen Anstrich. Auch die späteren Marslandschaften und die Alientechnik werden von Goldsmith in mystischem Gewand vertont. Auch wird auf rauschende und brummende Synthieklänge zurück gegriffen, während das Orchester erhabene Pyramiden aus Blech- und Streicherklängen in fast hymnischer Manier aufschichtet und so die beeindruckende und fremdländische Gegend des fernen Planeten gleichermaßen charakterisiert. Das Hauptaugenmerk allerdings liegt zweifellos filmisch und musikalisch auf rasanter Action und obwohl Goldsmith oft das Orchester mit seiner vollen Klanggewalt nutzt sowie zusätzlich elektronische Effete hinzu zieht ist die Musik niemals grobschlächtig sondern stets filigran orchestriert. Hastige sich überlappende Streicherfiguren und hektische Holzbläsergirlanden legen das Fundament für brachiale Akkorde und Motive der Blechbläser. Der Komponist beruft sich abermals auf seine musikalischen Vorbilder seit seinen frühen harschen Vertonungen: Bartók (insbesondere „Die wunderbare Mandarin“) und Stravinsky, dessen besondere Klangfarben aus „Sacre de Printemps“ oft Einzug in den Trompetenpassagen halten. Die synthetischen Elemente sind meistens rhythmusgebend und bestehen aus peitschenden Effekten im Vordergrund oder durchgängig pochende und hämmernde Pulse hinter dem Orchester sowie einige drastisch zischende Effekte.

„Total Recall“ bietet wahrscheinlich den letzten ‚wahren’ Actionscore Jerry Goldsmiths, der hier eine heißblütige und kraftvolle Musik schrieb, ohne jedoch die Zügel zu sehr schleifen zu lassen und Feinheiten außer Acht. Besonders die Mitte der 90er entstandenen Actionmusik kränkeln an zu eindimensionaler Orchestrierung und blasser Routine, doch auch „Total Recall“ besitzt ein Manko: Viele der Actionstücke stehen für sich und sind aus ihrem eigenen Material heraus konzipiert. Das „Conan“-Thema ist zu sehr eine Hommage, als dass es wirklich als Hauptthema überzeugen könnte während das wahre Hauptthema viel zu früh links liegen gelassen wird. Stattdessen tauchen hier und da einzelne Actionmotive wiederholt auf, ein roter thematischer Faden fehlt jedoch völlig.

Zum Filmstart veröffentlichte Varèse-Sarabande 40 Minuten Musik aus dem Film und präsentierte so alle musikalische Höhepunkte. Zum 15-Jährigen Jubiläum warf das Label eine „Deluxe Edition“ auf den Markt, die die komplette Musik mit 73 Minuten Laufzeit und einem von vier von Goldsmith komponierten Source-Cue enthält (es wäre interessant, auch die andere Source-Musik zu hören zu bekommen, da sie komplett aus der Feder des Meisters stammt). Die „Deluxe Edition“ bietet das längere aber auch zufrieden stellendere Hörerlebnis, da dem Rezipienten zwischen all den rasanten Actionstücken mehrere Ruhepausen gegönnt werden und man auch in weiteren Genuss der erhabenen „Alien“-Musik kommt. Das Booklet enthält zusätzlich interessante Informationen. Alles in Allem sollte jeder Goldsmith- und Actionfan zu der „Deluxe Edition“ greifen und damit einen wegweisenden vollblütigen Actionscore der Meisterklasse genießen.

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Danke für diese ausführliche Besprechung! :applaus:

Da bekommt man ja richtig lust sich den Film mal wieder anzusehen. Habe ihn damals im Kino und dann nie wieder geguckt.

Die "Deluxe CD" werde ich gleich mal einlegen. Auch lange nichr mehr gehört.

Aber unbedingt auf Englisch gucken, dann ist jeder Satz von Arnie zum totlachen ;)

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Ich habe mir heute einen Kinotag gegönnt. Oder besser gesagt, den wöchentlichen "Kinotag" des CineStar voll und ganz ausgenutzt. Zum einen mit "Yoko" und direkt im Anschluss mit "War Horse"

Yoko

Nein, es handelt sich nicht um die Biographie von John Lennons Witwe, sondern um einen Yeti. Dieser, in Tibet als Schutzgeist der Tiere und der Kinder verehrt, möchte gern einen Bären vor dem Jäger Van Sneider retten und gerät so aus Versehen in den Container nach Deutschland zum Zoodirektor und leidenschaftlichen Präparator Kellermann, der diesen Bären und andere in Tibet gefangene Tiere direkt ausstopfen möchte. Doch Yoko kann fliehen und landet im Baumhaus der kleinen Pia, die zuerst riesig erschrickt, sich dann aber schnell mit dem sehr niedlichen Wesen anfreundet. Gemeinsam mit ihrer Schwester Marcella und Schulfreund Lukas beschützen sie Yoko vor Kellermann und Van Sneider, während es in Tibet bereits aufgefallen ist, dass der Yeti nicht mehr da ist und sich der Abt eines tief im Himalaya liegenden Klosters auf die Suche nach ihm macht.

Auf den Film freute ich mich schon seit September, als ich den Komponisten Mark Yaeger in den ARRI-Soundstudios interviewen und ein bisschen beim finalen Mix zuschauen durfte.

Alles in allem mein Fazit: gutgelaunt, macht Spaß, für die ganze Familie, spannend und zu Herzen gehend.

Die Musik ist ebenso fantastisch, passt perfekt und löste die richtigen Emotionen aus. Nicht nur bei mir, sondern wohl auch bei den Kindern, die im Kinosaal waren und eine Menge Spaß an dem Film hatten :)

10/10

War Horse

Auch auf diesen Film war die Vorfreude gewaltig. Direkt seit der ersten Ankündigung. Pferd? Au jaaaah!! (ich habe meine "Pferdephase" nie ganz überwunden) ..

Und was für ein tolles Pferd, was da von Albert aufgezogen wird. Nicht nur wunderschön, sondern auch wundervoll und wunderbar. Ein richtiges "Wunderpferd". So ist es schon eine regelrechte "Verschwendung", möchte man denken, als es von einem Offizier gekauft wird, um in den Kriegsdienst zu gehen. Aber Alberts Vater hat keine andere Wahl, um seine kleine Farm retten zu können. Doch der Offizier verspricht Albert, gut auf das Tier zu achten und es ihm, sofern es ihm möglich ist, zurückzubringen. Damit beginnt die Odyssee von "Joey". Zuerst trägt er den Offizier in ein Gefecht mit deutschen Truppen, landet bei einem deutschen Sanitäter, schließlich bei einem frechen Mädchen und ihrem Großvater um schließlich für französische Truppen schweres Kriegsgerät zu schleppen. Bis ihm schließlich die Flucht gelingt und er in einer beeindruckenden Szene im wildesten Schlachtengetümmel über Schießgräben springt......

Gesamtes Fazit: Genial, atemberaubend, wunderschön, zu Tränen rührend, fantastisch, wundervoll. Habe mich direkt in den Film verliebt.

Und ich merkte, es war die richtige Entscheidung mit der Musik zu warten. So hörte ich sie heute das erste Mal und war direkt überwältigt.

10/10

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Fäuste - Du musst für Dein Recht kämpfen (Gladiator)

Zum Film: Tommy Riley wuchs mit seinen Eltern in einem angesehenen Stadtteil von Chicago auf, doch als seine Mutter starb, begann sein Vater zu trinken und dem Glücksspiel zu verfallen. Als die vielen Spielschulden den Witwer mit dem Sohn ruinieren, ziehen sie in eine herunter gekommene Gegend, in der Tommy schnell die Zielscheibe des Spotts seiner schwarzen Mitschüler wird. Tommys Vater bekommt endlich eine Arbeit als Vertreter, muss seinen Sohn allerdings einige Wochen alleine lassen. Dieser freundet sich mit seiner Mitschülerin Dawn an, die ihm eine Arbeit als Tellerwäscher im Lokal ihrer Mutter verschafft. Doch auch hier ist Tommy nicht sicher vor Attacken von „Shortcut“ und seiner Gang, sodass er sich schließlich vor der Gaststätte mit den Gangmitgliedern zu prügeln beginnt. Dabei kann der ehemalige Amateur-Boxer seine Gegner fast überwältigen, doch da macht der dubiose Pappy Jack dem Kampf ein Ende. Pappy Jack ist der Scout des korrupten Ex-Boxers Jimmy Horn, der illegale Boxkämpfe zwischen den Jugendlichen der Gegend unterhält, die auf das Geld aus sind. Widerwillig nimmt Tommy das Angebot Pappy Jacks für einen Kampf an, um die übrigen Spielschulden seines Vaters zu zahlen. Er gewinnt den Kampf gegen „Black Death“, weigert sich aber, weitere Angebote anzunehmen. Da erfährt Horn von weiteren Spielschulden von Tommys Vater. Er begleicht diese und fordert von dem Jungen, diese Schulden nun bei ihm abzuarbeiten. Tommy, der keinen anderen Ausweg sieht, muss nun Wochenende für Wochenende in der Arena um sein Leben kämpfen…

Grob gesehen kann sich das Genre des Sportfilms in zwei Kategorien unterteilen lassen: Die Mannschaftssportfilme, in denen stets das Gemeinschaftsgefühl im Vordergrund steht, und der Glaube, siegen zu können, oftmals zum guten Ende führt („Hossiers“) sowie dem Kampfsportfilm, in dem der individuelle Kämpfer aus verschiedenen Umständen heraus weiter machen muss. Auch in „Gladiator“ steht weniger der Sport an sich im Mittelpunkt als die sozialen Umstände, die die Jugendlichen dazu drängen, sich in Jimmy Horns Hände zu begeben. Der Hoffnungs- und Ausweglosigkeit der Jugend, die von jeher mit Gewalt im Alltag konfrontiert wird, wird das schnell verdiente Geld und die damit zu erwerbenden Luxusartikel gegenüber gestellt. Dabei kämpft jeder aus einem anderen Grund. Der harmlose Romano träumt von einer eigenen Wohnung mit Stereoanlage, während Gangführer Abraham Lincoln Haines sein Kind zu ernähren versucht. Doch nicht nur die sozialen Umstände sind Kern des Films, sondern auch Freundschaft. So freundet sich Riley zu Beginn des Films mit Haynes an, sieht sich in seinem letzten Kampf allerdings ihm gegenüber im Ring. Die Gegensätze der Hautfarbe und der Herkunft haben sie überwunden, nicht jedoch die Auswirkungen ihrer gemeinsamen Tätigkeit. Die Schauspieler waren ob des Alters der zu verkörpernden Charaktere recht jung und daher noch unbekannt. James Marshall verkörpert mit muskulösem Oberkörper und verschlossener Mine den Protagonisten Tommy Riley, an dessen Seite Cara Buono als Dawn eine hübsche Figur macht. Der junge Cuba Gooding, Jr. spielt den Anführer und verantwortungsvollen jungen Vater Abraham Lincoln Hayes und als etwas naiver und nicht unsympathischer Romano glänzt Jon Seda. Der schmierigen Pappy Jack wird wirkungsvoll eklig von Robert Loggia verkörpert und auch Brian Dennehy macht als brutaler und skrupelloser Jimmy Horn eine gute Figur. In Szene gesetzt wurde der Film handwerklich rundum solide von Rowdy Herrington. Die Charaktere sind alle sehr einseitig, aber diese Schwarzweißmalerei schadet dem Film nicht, da er genau wegen des Spiels mit dem Klischee so gut funktioniert. Alleine das Ganggehabe der Schwarzen dürfte längst als veraltet angesehen werden und etwas albern anmuten. Der atmet besonders zu Beginn deutlich den Geist der 90er.

Insgesamt bietet „Gladiator“ eine durchweg solide Unterhaltung, die nicht nur für Ghettobewohner und Boxweltmeister geeignet ist.

Zur Musik: 1992 vertonte Jerry Goldsmith mit „Mr Baseball und „Gladiator“ gleich zwei Sportfilme, „Rudy“ sollte ein paar Monate später ebenfalls folgen. Während er „Mr Baseball“ durchweg heiter mit einer bewusst trashigen Kaugummi-Musik und asiatischen Klischees vertonte, wählte Goldsmith für „Gladiator“ ebenfalls einen sehr zeitgemäßen aber düstereren Ansatz. Durch die gehäufte Einbindung von poppigen Elementen die den elektronischen Schlagzeugrhythmen und den E-Bass-Motiven ist die Musik deutlich ein Kind ihrer Zeit und wirkt heute nicht nur klischeehaft, sondern auch billig. Als Hauptthema dient eine etwas melancholische Melodie für E-Piano, die später auch als Liebesthema für Dawn und Tommy fungiert, welches in seiner verhaltenen Melancholie und den leicht jazzigen Akkorden wahrscheinlich zu den besten Einfällen innerhalb dieser Musik zählt. Die Kampfszenen sowie einige Konflikte auf der Straße zwischen Tommy und „Shortcut“ unterlegte Goldsmith stets mit einigen Schlägen des künstlichen Schlagzeugs und einer poppigen Bassfigur. Bei einigen rasanteren Szenen wie Hayes’ und Rileys Flucht vor „Shortcuts“ Gang macht der Komponist mit treibenden Paukenrhythmen und groovenden Xylophonmelodien sogar einen Abstecher in seine Serienmusik der 70er Jahre. Goldsmith-Freunde werden sich bei solchen Stellen sofort an einige Verfolgungsjagden aus „Police Story“ erinnern. Wahrscheinlich traf die Musik mit den Pop-Klischees und den teilweise noch aus den 80ern hinüber geretteten Relikten zu deutlich die Atmosphäre des heute lächerlichen Ganggehabes, den albernen Kopfbedeckungen und der typischen 90er-Atmosphäre, als den Produzenten lieb war, denn Goldsmiths Score wurde abgelehnt und durch eine viel zurück haltendere Musik von Brad Fiedel ersetzt, die dem Film nicht schadet, ihn aber auch nicht wirklich unterstützt, da sie meistens viel zu unauffällig im Hintergrund vor sich hin dümpelt. Letzten Endes wurde weder Golsmiths Musik noch die von Brad Fiedel auf CD veröffentlicht, stattdessen hielt das Studio es für strategische klüger, ein Song-Album mit allen im Film angespielten Songs auf den Markt zu bringen. Für Score-Freunde ist diese Hiphop-Zusammenstellung natürlich uninteressant, aber für Freunde der Gruppe 3rd Bass umso historisch wertvoller, markiert doch der „Gladiator“-Soundtrack die letzte Veröffentlichung eines Stücks dieser Band.

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Aha, ein Kenner :)

Ausgelöscht (Extreme Prejudice)

Zum Film: Jack Benteen und Cash Bailey waren früher unzertrennliche Freunde und wuchsen in einem kleinen texanischen Städtchen in der Nähe zur mexikanischen Grenze auf. Benteen verließ die Heimat, um in eine Großstadt zu ziehen, während Bailey als Informant in die mexikanischen Drogengeschäfte eingeschleust wurde. Allerdings wendet er sich nach fünf Jahren in dieser Tätigkeit von der Arbeit für die Regierung ab und baut sich sein eigenes Drogenimperium auf. Währenddessen kehrt Jack Benteen, der in der großen Welt nicht das erhoffte Glück gefunden hatte, in die Heimat zurück, nimmt eine Arbeit als Texas Ranger an und beginnt eine Beziehung mit Baileys früherer Freundin Sarita. Er und Bailey sind nun also nicht nur des Berufs wegen sondern auch privat Feinde. Immer wieder muss Jack Benteen kleine Farmer verhaften, die als Drogenlieferant für Cash Bailey arbeiten und schließlich wird ein enger Freund des Rangers bei einer gescheiterten Verhaftung getötet. Als hätte Benteen nicht genug Sorgen kommen nun auch noch sechs für tot erklärte Ex-Soldaten in die Stadt, um die Bank auszurauben…

„Extreme Prejudice“ erzählt eine allseits bekannte Geschichte: Die beiden ehemals besten Freunde, die nun zu Feinden wurden und um dieselbe Frau streiten. Und tatsächlich drehte Walter Hill, der schon bei Sam Peckinpah in der Lehre war seinen Film über Anstand, Ehre, Versuchung und Freundschaft wie einen Western. Letzten Endes bräuchte man sich nur die Telefone und Autos wegdenken. In den rasanten und oft sehr blutigen Schießereien wird umso mehr das Vorbild Peckinpahs deutlich, denn Hills durchweg visuell bestechender Film setzt besonders bei der Action auf schnelle Schnitte und den raschen Wechsel zwischen Zeitlupe und Zeitraffer. Umso bedächtiger und wortkarger sind im Gegensatz die Dialogszenen gedreht und bilden somit zum einen einen stilistischen Ausgleich und bauen zum anderen eine dichte Atmosphäre auf. Eine Charakterentwicklung gibt es bei „Extreme Prejudice“ an keiner Stelle. Stattdessen sind alle Figuren derart in ihre eigenen von der individuell ausgerichteten Moral angetriebenen Motivationen verbohrt und beharren auf ihr Recht – sei es bis zum Tod. So verwundert es nicht, dass die beiden Gegner Bailey und Benteen ihren Konflikt letzten Ende in einem guten alten Duell austragen. Neben der Kameraführung, dem Schnitt und der dichten Atmosphäre besticht der Film auch durch die perfekt ausgewählten Schauspieler, die ihre Rollen alle überzeugend spielen. Hier glänzen vor allen Dingen natürlich Nick Nolte als Jack Benteen sowie sein stets weiß gekleideter Gegner Powers Boothe als Bailey. Rip Torn als kerniger Sheriff und enger Freund Jacks überzeugt ebenso wie Maria Conchita Alonso als Sarita, die zum Spielball und bloßen Objekt der Begierde zwischen den Männern degradiert wird. Die fünf Söldner unter der Führung Michael Ironside sind ebenfalls vortrefflich gewählt und repräsentieren alle unterschiedliche Typen des Army-Soldaten. Insgesamt ist „Extreme Prejudice“ ein harter aber atmosphärisch dichter Western in modernem Gewand, der handwerklich und schauspielerisch zu überzeugen weiß.

Zur Musik: Da Walter Hills Stammkomponist Ry Cooder verhindert war, wurde Jerry Goldsmith mit der Vertonung von „Extreme Prejudice“ beauftragt (ironischerweise verzögerte sich der Dreh und Cooder wäre letzten Endes frei gewesen). Goldsmith wollte zuerst einen großorchestralen Score schreiben, doch Hill, für den Orchestermusik in Filmen ein Relikt der 50er Jahre darstellen, forderte eine ‚kleinere’ Musik. Der Komponist fügte sich und entschied sich für eine ausbalancierte Mischung des traditionell besetzten Orchesters und synthetischer Elemente. Erst zwei Jahre davor hatte Goldsmith mit „Gremlins“ seine erste Musik geschrieben, in der das Orchester und die Synthesizer jeweils zur Hälfte die Musik bestritten und einige Monate später mit „Legend“ den Einsatz von elektronischen Samples bis zur Perfektion ausgelotet. Dabei blieb er stets dem Motto treu, die synthetischen Klänge als Erweiterung des Orchesterklanges zu verstehen und keine akustischen Klänge nachbilden zu wollen. In „Extreme Prejudice“ allerdings griff Goldsmith oft auf Samples zurück, die akustische Instrumente imitieren oder stark an ihren Klang angelehnt sind. So erhält die Musik ihr rhythmisches Fundament fast ausschließlich von programmierten Synthie-Schlagzeug-Rhythmen. Diese klingen heute nicht nur stark veraltet, sondern zwängen die sonst filigrane und durch ungerade Takte geprägte Actionmusik Goldsmiths in ein enges und gleichförmiges Korsett. Besonders störend sind auch die künstlichen Castagnetten und Flötenklänge, da konzeptionell oder ästhetisch nichts gegen den Einsatz akustischer Instrumente gesprochen hätte. Durch die stets sehr dichte Mischung der elektronischen Schichten mit dem Orchester erhält man während der ersten Hördurchgänge den Eindruck, es handele sich hier um einen Synthiescore mit einigen ausgewählten Solopassagen, erst nach und nach nimmt man das hier und dort durchschimmernde Orchester wahr. Im Gegensatz zu ausgewogenen Partituren wie „Gremlins“ sind die Synthesizer in „Extreme Prejudice“ stets präsent und verdecken das Orchester regelrecht. Umso mehr erstaunt es, dass Walter Hill die neun Minuten lange Passage für den Banküberfall als „zu vereinnahmend“ empfand und Goldsmith bat, mehrere kürzere und weniger orchestrale Stücke für die Szene zu komponieren, sodass in dem ersten dramaturgischen Höhepunkt des Films die Musik doch einen noch synthetischeren und repetiveren Charakter gekennzeichnet als sonst.

Auch wenn die Musik klanglich voll und ganz in den 80ern verhaftet bleibt, so ist so dennoch durch eine klassische Methode des Golden Age strukturiert, denn Goldsmith schrieb mehrere Leitmotive für die einzelnen Charaktere und Personengruppen. Zu Beginn ist das stark punktierte und hauptsächlich aus einer abfallenden Tonfolge bestehende Soldatenthema in fast jedem Stück zu hören, dem ein stets sehr warm arrangiertes Thema für Sarita gegenüber gestellt wird, das ebenfalls in den ersten fünf Tönen eine abfallende Linie beschreibt. Cash Bailey wird oftmals durch eine Pendelfigur, deren zentrales Tonmaterial aus einem Moll-Akkord besteht, charakterisiert, die oft in einem synthetischen Klang zu hören ist, der an eine Klarinette erinnert. Hin und wieder engt Goldsmith das Tonmaterial auch auf drei aneinander liegende Ganztöne und einen Halbtonschritt ein. Kennzeichnend für Baileys manchmal abgewandeltes Motiv ist jedoch ein Verzerrungseffekt, indem der erste und letzte Ton in Form eines Glissandos nach oben und unten gleitet. Protagonist Jack Benteen erhält erst im letzten Drittel des Films sein Thema in Form der „Mexico-Melodie“, die das geschlossenste und eingängigste Thema sein dürfte und somit auch den Abspann begleitet. Insgesamt ist Goldsmiths leitmotivisches Konzept nicht ganz überzeugend geworden, da eine klare Identifizierung Benteens auf der letzten Sekunde mit der Mexiko-Melodie nicht so ganz funktionieren will, die Themen für Sarita und die Soldaten sich stark ähneln und Cash Baileys Motiv zu Beginn in Bezug auf das Tonmaterial nie ganz fest gemacht wird. Der Rezipient hat stets das Gefühl, nur halbgare Entwürfe, nie aber fest ausgearbeitete und auf die Charaktere zugeschnittene Leitmotive zu hören.

„Extreme Prejudice“ gehörte zu einem der ersten Goldsmithscores, die je auf CD gepresst wurden und wurde parallel von Silva Screen und Intrada jen- und diesseits des großen Wassers vertrieben. 2004 brachte Lalaland die komplette Filmmusik in einer leicht erweiterten Ausgabe im Andenken an den kürzlich verstorbenen Komponisten heraus und veröffentlichten neben einigen kleineren Stücken erstmals die Filmversion der Musik zum Banküberfall im direkten Vergleich mit Goldsmith ursprünglichen Version. Neben dem informativen Booklet mit einem Kommentar von Walter Hill selbst besticht das Lalaland-Album durch eine brillante und klare Klangqualität, als wäre die Musik erst gestern aufgenommen worden. Die Musik selbst ist zwar konzeptionell nicht vollständig überzeugend und besonders akustisch ein Kind ihrer Zeit sein, aber immerhin waren sich Regisseur und Komponist völlig über ihre Idee im Klaren und hechteten nicht einer zeitgenössischen Mode nach. Ob einem das Gehörte zusagt, muss letztendlich jeder für sich entscheiden.

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Aha, ein Kenner :)

Guilty as charged! B)

Da mein naiver Plan, hier mit wohlfeilen, mittel-ausladenden Filmkritiken zu punkten, eher nach hinten losging, gibt's jetzt von Onkel Souchak mal ein paar Quickies...

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1. HAYWIRE von Soderbergh: Feiner, flotter, etwas spröder Autoren-Action-Film. Hauptdarstellerin Gina Carano schlägt sich hier wacker und ohne nennenswerte Computerunterstützung. Alles sehr lean&mean, mir hat's gefallen, ich bin aber auch Soderbergh-Fan. 7.5/10

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2. PIRATES! BAND OF MISFITS von Peter Lord & Aardman Animation: Funktioniert als Stimmungsheber fast so gut wie THE MUPPETS, Aardman goes Piratenfilm, das ist schon ein Spass. Hübsche musikalische Ideen von Herrn Shapiro, auch (und Top-Einsatz von The Clash's "London Calling"), im Abgang aber vielleicht doch etwas zu lang, zu süss & kindgerecht. 6/10

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3. YOUNG ADULT von Jason Reitman: Da geht man rein und erwartet ein leicht grobes Klamöttchen wie BAD TEACHER, was man bekommt ist deutlich ernster und trauriger, aber auch viel besser, Reitman wischt einem regelmässig das freundlich-amüsierte Lächeln aus dem Gesicht. Charlize Theron ist hier (wieder, immer) grosse Klasse, die Midlife-Crisis (?) ihrer nicht mehr ganz jungen Jugendbuchautorin geht gekonnt dahin, wo's weh tut. Sehr schöner Einsatz diverser Songs, sowas kann Reitman. 8/10

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4. THIS MEANS WAR von McG: Genau die Art vollsynthetischer Film-Ersatz für die es Hollywood verdient hat, einen langsamen, qualvollen Tod zu sterben. Unterhaltung bleibt pure Behauptung bei der zahnlosen Geschichte um zwei CIA-Agenten (Chris Pine & Tom Hardy), die sich um die gleiche Frau (Reese Witherspoon) balgen. Konfus und langweilig, besonders wie sich Frau Witherspoon hier als irgendwie junggebliebener Hottie darstellt (hohe Absätze, sehr kurze Röcke) hat mich peinlich berührt. Plus: Til Schweiger als böser Gegenspieler "Heinrich". Nuff said. 1/10

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5. BARBARA von Christian Petzold: Eigentlich mag ich weder Petzold noch seine Stamm-Hauptdarstellerin Nina Hoss, aber der Film ist schon eine Entdeckung. DDR in den Spätsiebzigern, die an die Ostsee strafversetzte Ärztin (Hoss) will raus, ihr West-Freund soll helfen. Viel Misstrauen, viel alltägliche Entwürdigung durch die Behörden, aber erzählt ohne die sentimentale Jammer-Attitüde ähnlich gelagerter (TV-)Filme. Tolle Kamera, super Buch, auch. 8/10

P.S.: Sollte das Internet hier wieder Bilder wegschiessen - stellt Euch einfach total sorgfältig ausgewählte Filmfotos vor ;)

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War Horse

Auch auf diesen Film war die Vorfreude gewaltig. Direkt seit der ersten Ankündigung. Pferd? Au jaaaah!! (ich habe meine "Pferdephase" nie ganz überwunden) ..

Und was für ein tolles Pferd, was da von Albert aufgezogen wird. Nicht nur wunderschön, sondern auch wundervoll und wunderbar. Ein richtiges "Wunderpferd". So ist es schon eine regelrechte "Verschwendung", möchte man denken, als es von einem Offizier gekauft wird, um in den Kriegsdienst zu gehen. Aber Alberts Vater hat keine andere Wahl, um seine kleine Farm retten zu können. Doch der Offizier verspricht Albert, gut auf das Tier zu achten und es ihm, sofern es ihm möglich ist, zurückzubringen. Damit beginnt die Odyssee von "Joey". Zuerst trägt er den Offizier in ein Gefecht mit deutschen Truppen, landet bei einem deutschen Sanitäter, schließlich bei einem frechen Mädchen und ihrem Großvater um schließlich für französische Truppen schweres Kriegsgerät zu schleppen. Bis ihm schließlich die Flucht gelingt und er in einer beeindruckenden Szene im wildesten Schlachtengetümmel über Schießgräben springt......

Gesamtes Fazit: Genial, atemberaubend, wunderschön, zu Tränen rührend, fantastisch, wundervoll. Habe mich direkt in den Film verliebt.

Und ich merkte, es war die richtige Entscheidung mit der Musik zu warten. So hörte ich sie heute das erste Mal und war direkt überwältigt.

10/10

Hab ich auch gesehen, aber mein Urteil fällt (leider) deutlich unterkühlter aus. Zum kurzen Guten: der Film ist wunderbar fotografiert, eine Augenweide, aber das war's auch schon. Der gesamte Subtext der Geschichte ist sowas von dummer Kindergarten dass man sich fragt wie dem Regisseur von MÜNCHEN, A. I. oder KRIEG DER WELTEN in seiner Spätphase so ein seltsamer Fehlgriff "gelingen" konnte.

Auf der einen Seite geriert sich Spielberg hier nämlich als Gralshüter der Kinovergangenheit (deutlich John Ford, THE QUIET MAN, David Lean, Victor Fleming & Co.), tut dies aber im Dienste einer albernen Disneyplotte, die mit dem Erster-Weltkriegsszenario einfach nicht harmonisieren will (das Ganze ist im Grunde SEIN FREUND JELLO mit einem Pferd statt dem Hund).

Wie so oft bei Spielberg geht es natürlich um Humanismus, diesmal reflektiert durch den noblen Gaul, der vor pittoresken Märchenbildern der englischen Countryside eine Dreiviertelstunde gezähmt und liebgewonnen werden muss, um dann getrennt vom liebenden Herrchen Albert (gäbe es den Oscar für den Darsteller ohne Eigenschaften, er wäre der sichere Gewinner) auf den Schlachtfeldern des 1. Weltkriegs Gräuel, Leid und Desolation zu erleben, um am Ende glücklich wiedervereint vor dem roten Technicolorhimmel zufrieden die Nüstern zu blähen.

Das eigentliche Anliegen, das Pferd als Symbol der Bewußtwerdung von menschlicher Inhumanität zu etablieren, dass auf den Stationen seiner gefahrvollen Reise immer wieder mit Menschen in unterschiedlichen Lebens- und Entscheidungslagen zusammentrifft, geht leider in der allzu simpel-gefälligen Rahmenhandlung völlig unter. Viel zu kurz beispielsweise die Episode mit den deutschen Soldatenjungs, derer sich die Geschichte nach ca. 10 Minuten sang- und klanglos entledigt, um dann dafür satte 30 Minuten bei einem kleinen französischen Mädchen inklusive Traumbauernhof zu verweilen (hier passiert dann erstmal garnix mehr).

Immerhin schafft Spielberg im No-Man's Land eine furiose Sequenz, deren Nachhall (die Rettung des Pferdes durch Deutsche und Briten gemeinsam) aufzeigt, welches Potenzial in dem Stoff (und dem Regisseur!) stecken. Aber oh weh, dann kommt es zum tränenreichen Wiedersehen von Roß und Reiter inmitten der Schlachtfelder....darüber sei gnadenvoll der Mantel des Schweigens gelegt (selbst Ron Howard hätte das so schamlos nicht hingekriegt hätte).

Immerhin, als gefälliger Sonntagnachmittagsfilm mag das Ganze funktionieren, aber irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass Spielberg sich selbst die Latte nicht doch ein wenig höher hängen wollte.

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Immerhin, als gefälliger Sonntagnachmittagsfilm mag das Ganze funktionieren, aber irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass Spielberg sich selbst die Latte nicht doch ein wenig höher hängen wollte.

Sollte WAR HORSE am ersten Advent 2015 im Nachmittagsprogramm laufen, werde ich wenigstens nicht sofort umschalten...

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Da mein naiver Plan, hier mit wohlfeilen, mittel-ausladenden Filmkritiken zu punkten, eher nach hinten losging, gibt's jetzt von Onkel Souchak mal ein paar Quickies...

Nicht das ich etwas an den vorherigen Weise auszusetzen hatte, aber deine Quickies mag ich gerne. Bilder sind was feines und frischen nett auf.

Wo wir schon nicht beim Thema sind: ich finde Frau Theron auf diesem Foto sehr anziehend blickend. Ich weiß, es gibt da weitaus freizügigeres Material, aber das hat was. Das Bild alleine hätte mich jetzt zwar nicht zum Schauen bewegt, deine Beschreibung hingegen schon. :)

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Wo wir schon nicht beim Thema sind: ich finde Frau Theron auf diesem Foto sehr anziehend blickend. Ich weiß, es gibt da weitaus freizügigeres Material, aber das hat was. Das Bild alleine hätte mich jetzt zwar nicht zum Schauen bewegt, deine Beschreibung hingegen schon. :)

In der tollsten Szene hat sie fast nix an, aber das ist verstörend un-sexy und verdammt traurig...

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OH, bevor ich forget, DRIVE gesehen...

nö, so nicht. Die Songs waren gut, der Rest doof. Und ich werde nie verstehen, warum solchen Filmen unangebrachte Gewalt quasi als künstlerisches Ausdrucksmittel hoch angerechnet wird, man aber beim 0815-Mainstreammüll angeekelt die nase rümpft.

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Oder dass dir der Stoff einfach nicht liegt. Ist halt typisch plüschiges MGM-Epos-Kino, das heute nur schwer an den Mann/die Frau zu bringen ist. Ich fand ihn jetzt auch nicht überragend, aber in einzelnen Sequenzen großartig inszeniert. Spielbergs größtes Problem ist in der Tat, dass einzelne Episoden (die deutschen Deserteure) zwar gut aussehen, aber nicht genügend Profil haben und dass am Ende alles in allzu gefälliger Tränenschmalzsoße aufgelöst wird. Dennoch fand ich das Ding zwischen all den hyper-"realistischen" Dramen und Krimis der letzten Zeit ästhetisch sehr ansprechend.
Hab ich auch gesehen, aber mein Urteil fällt (leider) deutlich unterkühlter aus. Zum kurzen Guten: der Film ist wunderbar fotografiert, eine Augenweide, aber das war's auch schon. Der gesamte Subtext der Geschichte ist sowas von dummer Kindergarten dass man sich fragt wie dem Regisseur von MÜNCHEN, A. I. oder KRIEG DER WELTEN in seiner Spätphase so ein seltsamer Fehlgriff "gelingen" konnte.

Auf der einen Seite geriert sich Spielberg hier nämlich als Gralshüter der Kinovergangenheit (deutlich John Ford, THE QUIET MAN, David Lean, Victor Fleming & Co.), tut dies aber im Dienste einer albernen Disneyplotte, die mit dem Erster-Weltkriegsszenario einfach nicht harmonisieren will (das Ganze ist im Grunde SEIN FREUND JELLO mit einem Pferd statt dem Hund).

Wie so oft bei Spielberg geht es natürlich um Humanismus, diesmal reflektiert durch den noblen Gaul, der vor pittoresken Märchenbildern der englischen Countryside eine Dreiviertelstunde gezähmt und liebgewonnen werden muss, um dann getrennt vom liebenden Herrchen Albert (gäbe es den Oscar für den Darsteller ohne Eigenschaften, er wäre der sichere Gewinner) auf den Schlachtfeldern des 1. Weltkriegs Gräuel, Leid und Desolation zu erleben, um am Ende glücklich wiedervereint vor dem roten Technicolorhimmel zufrieden die Nüstern zu blähen.

Das eigentliche Anliegen, das Pferd als Symbol der Bewußtwerdung von menschlicher Inhumanität zu etablieren, dass auf den Stationen seiner gefahrvollen Reise immer wieder mit Menschen in unterschiedlichen Lebens- und Entscheidungslagen zusammentrifft, geht leider in der allzu simpel-gefälligen Rahmenhandlung völlig unter. Viel zu kurz beispielsweise die Episode mit den deutschen Soldatenjungs, derer sich die Geschichte nach ca. 10 Minuten sang- und klanglos entledigt, um dann dafür satte 30 Minuten bei einem kleinen französischen Mädchen inklusive Traumbauernhof zu verweilen (hier passiert dann erstmal garnix mehr).

Immerhin schafft Spielberg im No-Man's Land eine furiose Sequenz, deren Nachhall (die Rettung des Pferdes durch Deutsche und Briten gemeinsam) aufzeigt, welches Potenzial in dem Stoff (und dem Regisseur!) stecken. Aber oh weh, dann kommt es zum tränenreichen Wiedersehen von Roß und Reiter inmitten der Schlachtfelder....darüber sei gnadenvoll der Mantel des Schweigens gelegt (selbst Ron Howard hätte das so schamlos nicht hingekriegt hätte).

Immerhin, als gefälliger Sonntagnachmittagsfilm mag das Ganze funktionieren, aber irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass Spielberg sich selbst die Latte nicht doch ein wenig höher hängen wollte.

@ Sami

Hat er dir auch nicht gefallen ? dein War Horse Urteil deckt sich in manchen Punkten sogar mit meinem

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[...]5. BARBARA von Christian Petzold: Eigentlich mag ich weder Petzold noch seine Stamm-Hauptdarstellerin Nina Hoss, aber der Film ist schon eine Entdeckung.[...]

Dabei zählt Christian Petzold doch zu den besten Regisseuren die wir hier in Deutschland haben, nicht umsonst hat er auf der diesjährigen Berlinale den Silbernen Bären für die beste Regie bekommen.

Guilty as charged! B)

Da mein naiver Plan, hier mit wohlfeilen, mittel-ausladenden Filmkritiken zu punkten, eher nach hinten losging, gibt's jetzt von Onkel Souchak mal ein paar Quickies...

Lieber kurz und bündig als endlos ausladende Beschreibungen zu gut abgestandenen 80er Schinken. ;)

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