Zum Inhalt springen
Soundtrack Board

La-La Land Records/Quartet Records: John Debney - CUTTHROAT ISLAND (Limited Edition)


Empfohlene Beiträge

Also ich kann die Kritik an dem Score insbesondere aus heutiger Perspektive absolut nicht nachvollziehen, wenn man bedenkt, was für nun wirklich hohler, sprich melodisch substanzloser Dilettantenbombast in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren in vergleichbaren Genres fabriziert und traurigerweise oft auch noch glorifiziert wurde (Stichwort Junk(ie) XL, Zimmer plus Gesocks, Tyler Bates, Balfe, Two Steps from Hell etc.).

Cutthroat Island hingegen hat ein extrem starkes Main Theme mit zumindest für mich enormem Wiedererkennungs- und immer noch Wiederspielwert inklusive Chill-Faktor spätestens beim Chor-Einsatz. Aus Komponistenperspektive sind die thematischen Variationen speziell in B- und C-Teil von "Morgan's Ride"( das eigentliche Main Theme beginnt ab etwa 01:40) und die auch im restlichen Score durchweg kraftvolle, aber immer klare und farbenfrohe Orchestrierung durch und durch gelungen.  Definitiv Teil meiner Top-10-Liste der 90er und immer noch einer meiner absoluten Favoriten im Adventure-Genre.

  • Like 1
  • Thanks 1
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Fand Cutthroat Island damals als großer Williams, Horner, Goldsmith Fan auch nicht so prickelnd. Irgendwie hätte der Score auf den ersten Blick alles erfüllen können, was ich damals in Filmmusik gesucht habe: Großes Orchester, farbenfrohe Instrumentierung, coole Harmonien, schöne Themen. Und dennoch fand ich den fad. Debney hat meiner Meinung nach musikalisch immer die offensichtlichsten Lösungen verwendet, wie typische Akkordfolgen, offensichtliche musikalische Lösungen, um einen bestimmten Effekt zu erzielen etc. Alles hübsch und farbig orchestriert aber zu grobschlächtig in der musikalischen Struktur. 

Ähnlich verhält es sich bei mir auch mit den Herr der Ringe Scores. Fand ich damals nicht so der Burner, vor allem die Actionmusik. Immer wieder die gleichen parallel verschobenen Mollakkorde im tiefen Blech, fast variationslose Wiederholungen vom Isengard Thema etc. Alles auch sehr "monochrom" instrumentiert. Viele Dopplungen und Unisoni im Orchester. Ein bisschen Farbe kommt dann durch die ethnischen Instrumente und die Vokalpassagen rein, aber die reine Orchestermusik ist doch eher grobschlächtig instrumentiert. Liegt vielleicht daran, dass Shore die Scores alleine orchestriert hat und er unter Zeitdruck stand. Hat sich ja dann auch für die Hobbit Filme Conrad Pope als Orchestrator geholt. Dennoch gibt es ein paar echt gelungene Stellen in der Trilogie. Dann aber eher die weniger actionorientierten Cues. 

  • Like 2
  • Confused 1
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Wie hier wahrscheinlich alle wissen dürften, bin ich bzgl musikalischer Kreativität relativ einfach gestrickt.
Und ich kann die Qualität einer Komposition nur schwer beurteilen, aber wenn ich eine Scheibe auflege und das Gehörte erreicht mich emotional,
dann ist es mir alles andere egal - Orchester mit Chor geht bei mir eigentlich (fast) immer; von daher gehört der Debney für mich persönlich ebenfalls zu seinen Top Scores
(neben LAIR im Game-Bereich) - es sind durchaus starke Themen vorhanden wie Dunge_Onmaster weiter oben anmerkte

Und was Shores LOTR anbetrifft: Seine erste Trilogie kann mich mag ich sehr, auch wenn die Orchestrierung "monochrom" erscheint (siehe Boneking)
Mit seinen Hobbit-Scores hingegen kann ich gar nix anfangen; das dümpelt alles mMn nur vor sich hin...

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 4 Stunden schrieb Boneking:

Debney hat meiner Meinung nach musikalisch immer die offensichtlichsten Lösungen verwendet, wie typische Akkordfolgen, offensichtliche musikalische Lösungen, um einen bestimmten Effekt zu erzielen etc. 

Diese überraschungsarme harmonische Sprache, die immer den offensichtlichsten Weg wählt, verbindet ihn auch mit Michael Giacchino. Interessanterweise auch ein Komponist, dessen Werk stark epigonal geprägt ist. Da werden immer nur die offensichtlichsten Merkmale des jeweiligen Vorbilds reproduziert, selten aber strukturelle Details. 

421c3aec2c956e8f3a5bd503cef3fb09.gif

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 4 Stunden schrieb scorefun:

Wie hier wahrscheinlich alle wissen dürften, bin ich bzgl musikalischer Kreativität relativ einfach gestrickt.
Und ich kann die Qualität einer Komposition nur schwer beurteilen, aber wenn ich eine Scheibe auflege und das Gehörte erreicht mich emotional,
dann ist es mir alles andere egal - Orchester mit Chor geht bei mir eigentlich (fast) immer; von daher gehört der Debney für mich persönlich ebenfalls zu seinen Top Scores
(neben LAIR im Game-Bereich) - es sind durchaus starke Themen vorhanden wie Dunge_Onmaster weiter oben anmerkte

@scorefun ich kann dir nur beipflichten. Offenbar gibt es sehr unterschiedliche Herangehensweisen. Der eine hat einen akademischen Anspruch an die Musik (wie es anscheinend bei @Sebastian Schwittay der Fall ist) , der andere macht sich darüber nicht wirklich einen Kopf und genießt die Musik einfach. Ich unterscheide da immer zwischen „Mit-dem-Kopf-hören“ und „mit-dem-Herz-hören“. Beides hat sicher seine Daseinsberechtigung und mal bin ich in dem einen Modus und mal im anderen. Idealerweise bedient ein Score sogar beide Bereiche gleichzeitig (bspw. ‚Spartacus‘ von Alex North oder ‚Ben-Hur‘ von Miklós Rózsa).

Übrigens: ich freue mich sehr über die Erwähnung von Debney‘s LAIR. Ich liebe diesen Score! 
Für Akademiker wie @Sebastian Schwittay sicher wieder zu offensichtlich und grobschlächtig - oder? ;)   Aber ich finde, dass dieser Score großen Spaß bereitet! 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 4 Stunden schrieb Mistermaffay:

Der eine hat einen akademischen Anspruch an die Musik (wie es anscheinend bei @Sebastian Schwittay der Fall ist) , der andere macht sich darüber nicht wirklich einen Kopf und genießt die Musik einfach

Ich glaube bei Sebastian oder mir ist das nicht anders als bei euch. Wir genießen die Musik auch und können aufgrund unserer musikalischen Ausbildung auch beschreiben warum uns etwas gefällt. Mag auch sein, zumindest im meinem Fall, dass ich mich an gewissen Strickmustern satt gehört habe und einfach auf der Suche nach was spannenderem bin. Aber das ändert nichts daran, dass die Musik mir beim ersten Hören gefallen muss. Ich packe ja nicht erst die Partitur aus, um danach zu sagen: Ah hier ist aber die kontrapunktische Verarbeitung ja technisch bravurös gelöst. Ok, ab jetzt gefällt mir die Musik.  Zudem komponiert sowohl Sebastian als auch ich und alleine deswegen haben wir wohl auch ein analytisches Ohr. Habe gerade erst ein Orchesterstück fertig gestellt, dass demnächst aufgeführt wird.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Sebastian geht eben durch seinen beruflichen Hintergrund akademisch an die Sache heran. Aber grundsätzlich geht es hier doch um den Spaß an der Musik, den hat er eben mit ganz anderen Zugängen. Jeder erlebt das unterschiedlich und hat seine Präferenzen. Das wird doch niemandem abgesprochen. Wir alle haben unsere "guilty pleasures", habe mich da schon oft dazu bekannt. ;)

Mir bringen eben die Herr der Ringe Scores nichts. Und durch ihren Anspruch dürfen die an dem oben genannten Ben Hur, einem Meistwerwerk des epischen "bombastischen" Scorings, gemessen werden. Aber auch ein Rozsa hat dort seine Vorbilder verarbeitet. Es muss nicht immer nur um Horner gehen. Mir sind schon lange die Parallelen zu Korngolds Oper "Die tote Stadt" aufgefallen, zu Zeiten von Rozsas Studium in Leipzig ein aktuelles Werk. Ich habe letztes Jahr die Inszenierung des Werks in der Oper Düsseldorf besucht. Meine Frau, die nichts mit Filmmusik am Hut hat, hat mir während der Vorführung zweimal "Ben Hur" ins Ohr geflüstert. So offensichtlich ist das für jemanden mit einem Blick von außerhalb. Das sind dann auch die Freuden am Hören. :)

@Mistermaffay schreib doch mal was in dem 'Hören' Thread hier. Es kommt hier im Forum viel zu kurz, dass einfach darüber gesprochen wird, woran die Leute Spaß haben.

 

 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 16 Stunden schrieb Sebastian Schwittay:

Die epische und dicke Orchestrierung kaschiert schon ein wenig, dass Shores Stil in seinem relativ monochromen, harmonisch schwerfälligen Charakter gar nicht so wahnsinnig gut zum Fantasy-Genre passt. Der passt zu düsteren Cronenberg- und Fincher-Thrillern, aber bei LOTR muss eben viel durch Wumms und Lautstärke wett gemacht werden. 

Wobei ja eigentlich der Ansatz auch wieder "falsch" ist, wenn man bei einem gewissen Genre bestimmte Eigenschaften der Musik erwartet. Dann gehen einem natürlich schnell die Variationen aus. Und wenn man dann Shores Stil nur passend für Thriller erachtet, denkt man doch sehr in Schubladen und bekommt dann eher mehr vom Selben als Neues.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 6 Stunden schrieb Mistermaffay:

Ich unterscheide da immer zwischen „Mit-dem-Kopf-hören“ und „mit-dem-Herz-hören“. 

Für mich gibt es da tatsächlich keinen Unterschied. Ich höre immer "mit dem Kopf", wenn ich Musik genieße, bzw. höre emotional und rational gleichzeitig. Wie Boneking richtig sagt, bringt eine Ausbildung das halt mit sich (wobei ich, schätzungsweise, zu zwei Dritteln Autodidakt bin). 

vor 36 Minuten schrieb TheRealNeo:

Wobei ja eigentlich der Ansatz auch wieder "falsch" ist, wenn man bei einem gewissen Genre bestimmte Eigenschaften der Musik erwartet. Dann gehen einem natürlich schnell die Variationen aus. Und wenn man dann Shores Stil nur passend für Thriller erachtet, denkt man doch sehr in Schubladen und bekommt dann eher mehr vom Selben als Neues.

Ich finde Traditionsbrüche in der Filmmusik grundsätzlich auch interessant - wenn man sich anschaut, wie erfolgreich und beliebt die Shore-Musiken zum LORD OF THE RINGS-Universum sind, haben ja auch die wenigsten etwas an Shores akkordisch-vertikalem Fantasy-Stil auszusetzen. Mir allerdings sind in einem solchen Genre horizontale Verarbeitung und lineare Elemente wichtig (das, was man im weitesten Sinne als "wuselig" oder Williams-haft bezeichnen würde) - wie z.B. in Goldsmiths LEGEND, einem IMO tausendmal besseren Fantasy-Score als LOTR. 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Wenn man sich aber bei beiden mal die Einstiege in die Filme vornimmt, sehe ich da erstmal keinen klaren Abfall bei Shores Musik. Ganz im Gegenteil. Er scheint da thematisch direkt vielfältiger unterwegs zu sein und auch von den Instrumenten und Stimmungen mehr zu variieren. Klar ist das auch davon abhängig, was in dem Moment der Film an Material anbietet.

 

 

Vielleicht könntest du aber auch nochmal knapp erörtern, worin der Unterschied zwischen der horizontalen und vertikalen Verarbeitung liegt? :)

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Den Anfang des "Prophecy"-Satzes aus LOTR mag ich auch, da wird in der Tat recht schön auf horizontaler Ebene - also kontrapunktisch und mit sich gegenseitig ergänzenden melodischen Linien - gearbeitet. Ab spätestens 1:28 herrscht dann aber dieser akkordisch-blockhafte, vertikal dominierte Satz vor, wie er für die LOTR-Scores typisch ist, und den ich in Massierung einfach öde finde. Auch harmonisch finde ich diese ewig alterierten Moll-Akkorde nicht besonders interessant. Goldsmith reitet nie auf solchen Basis-Akkorden rum, sondern baut Rückungen ein (1:08), spickt ihn mit dissonanten Läufen (Oboe bei 2:33 + weitere Holzbläser-Einwürfe) oder modalen Einfärbungen. Die ganze Passage ab 2:33 ist harmonisch viel komplexer als das meiste, was Shore für LOTR geschrieben hat. 

Was die horizontale Ebene - also Stimmverflechtungen, Rhythmus, usw. - betrifft, dürfte die Überlegenheit des Goldsmith-Satzes ab Minute 3 auch absolut selbsterklärend sein. Da geht einfach viel mehr ab als bei Shore, das hört man auch ohne musikalisches Fachwissen. Mach davon mal eine Klaviertranskription: da kommste zweihändig kaum noch mit, während das bei Shore relativ einfach ist. 

  • Like 1
  • Thanks 1
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 15 Stunden schrieb scorefun:

Wie hier wahrscheinlich alle wissen dürften, bin ich bzgl musikalischer Kreativität relativ einfach gestrickt.
Und ich kann die Qualität einer Komposition nur schwer beurteilen, aber wenn ich eine Scheibe auflege und das Gehörte erreicht mich emotional,
dann ist es mir alles andere egal -

So ist es bei mir auch. Ich "verstehe" Musik. Ich weiß, was sie transportieren will. Ich habe früher musiziert im Orchester. Ich kenne Noten und Bezeichnungen. Ich weiß durch Tonstudioaufnahmen, was musikalische Fehler sind und was richtig sein soll. 

Aber ich höre Musik vom Herzen heraus. CUTTHROAT ISLAND hat zwar nicht den Stellenwert für mich wie die "Seefahrt im All" namens STAR TREK VI von Cliff Eidelman, trotzdem ist CUTTHROAT ISLAND für mich ein musikalisch gelungener "Wumms-Score" und handwerklich top. Lieber höre ich mir sowas an, anstelle Hans Zimmers DUNE (ohne das Talent von Zimmer schmälern zu wollen und den ich als Person sehr verehre). 

Entweder mir gefällt ein Score oder nicht. Und CI gefällt mir nachwievor.

Wenn ich mich aber den FÜR MICH besten Debney Score entscheiden müsste, wäre das CHRISTMAS WITH THE KRANKS. Leider vermisse ich hier eine richtig schöne Score-CD.

 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 7 Stunden schrieb Trekfan:

@Mistermaffay schreib doch mal was in dem 'Hören' Thread hier. Es kommt hier im Forum viel zu kurz, dass einfach darüber gesprochen wird, woran die Leute Spaß haben.

 

 

@Trekfan ja gerne! Habe ich vorhin gemacht 😊. Vielleicht kennst du den Score bzw. speziell diesen Track ja

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 22 Stunden schrieb Dunge_Onmaster:

Also ich kann die Kritik an dem Score insbesondere aus heutiger Perspektive absolut nicht nachvollziehen, wenn man bedenkt, was für nun wirklich hohler, sprich melodisch substanzloser Dilettantenbombast in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren in vergleichbaren Genres fabriziert und traurigerweise oft auch noch glorifiziert wurde (Stichwort Junk(ie) XL, Zimmer plus Gesocks, Tyler Bates, Balfe, Two Steps from Hell etc.).

Die letztgenannten Namen spielen für mich überhaupt keine Rolle und so was höre ich heutzutage sowieso nicht mehr an. CUTTHROAT ISLAND beurteile ich einzig und allein im Zusammenhang mit anderen US-Scores aus den 90ern. Und da ist für mich persönlich beispielsweise STARGATE oder INDEPENDENCE DAY von David Arnold deutlich stärker was Themen und deren vielseitige Verarbeitung angeht. Da ist logischerweise auch einiges an Bombast drin, aber das ist aus einem Guß gearbeitet und macht mir durchaus Spaß zum Anhören, weil es richtig gut durchkomponiert ist. Für mich reichen allerdings in den beiden Fällen selbstverständlich auch die alten Albumfassungen und mehr brauche ich davon jetzt nicht.

Von CUTTHROAT ISLAND habe ich seit Jahren nicht mal mehr das Hauptthema im Ohr. Ich habe mir aufgrund dieser Diskussion hier wenigstens die ersten vier Tracks via Youtube nochmals vergegegenwärtigt, da ich ansonsten mti dem Score eigentlich nichts mehr groß am Hut habe. Der Main Title geht noch so einigermaßen bei mir, das kann man hören, obwohl das fanfarenartige Thema jetzt nicht unbedingt der Brüller bei mir ist und mir etwas zu wenig Emotion rüberbringt.
Aber schon in Track 2 "Carriage Chase" zeigt sich das riesige Problem, das ich - und so wie es aussieht ja wohl auch ein paar andere - mit der Musik habe: Der Track ist für mich in seiner kompletten Länge fast nicht anhörbar, da eine Blech-Eskalation auf die andere folgt und in völlig überzogener Art ein knalliger Höhepunkt den anderen ablöst. Dazuhin kommt, daß alle 30 Sekunden das nächste kurze Zitat aus der Williams, Horner, Silvestri etc-Schatzkiste erfolgt. Ich finde das einfach nur ärgerlich, weil es somit zu einem zusammengekitteten Patchwork wird. Zwischendrin kurz auch mal einige Sekunden aus Holsts PLANETEN eingefügt - all das ergibt durch diesen ständigen Wechsel für mich keinen wirklich musikalisch sinnvollen Zusammenhang mehr wie es etwa in den beiden Arnold-Scores doch der Fall ist, wo sich das Problem in der Art mir ganz einfach nicht stellt. Und so überbordend und voll mit ständigen Einsprengseln von Musiken der bekannteren US-Komponisten geht das meiner Erinnerung nach ja auch weiter, weshalb mir an 1995 ein Hördurchgang schon mehr als gereicht hatte.
Eben weil sie so zerfahren daherkommt, verliert die Debney-Musik trotz ihrer handwerklich soliden Machart ganz viel von ihrer Wirkungskraft - und ganz einfach: Soviel Zusammengestochertes, was man in den Originalen dann doch immer schon besser gehört hat, und vor allem auf gewaltige Lautstärke und Überrumpelung Abzielendes möchte ich auf Dauer nun mal nicht hören.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 2 Stunden schrieb Sebastian Schwittay:

Den Anfang des "Prophecy"-Satzes aus LOTR mag ich auch, da wird in der Tat recht schön auf horizontaler Ebene - also kontrapunktisch und mit sich gegenseitig ergänzenden melodischen Linien - gearbeitet. Ab spätestens 1:28 herrscht dann aber dieser akkordisch-blockhafte, vertikal dominierte Satz vor, wie er für die LOTR-Scores typisch ist, und den ich in Massierung einfach öde finde. Auch harmonisch finde ich diese ewig alterierten Moll-Akkorde nicht besonders interessant. Goldsmith reitet nie auf solchen Basis-Akkorden rum, sondern baut Rückungen ein (1:08), spickt ihn mit dissonanten Läufen (Oboe bei 2:33 + weitere Holzbläser-Einwürfe) oder modalen Einfärbungen. Die ganze Passage ab 2:33 ist harmonisch viel komplexer als das meiste, was Shore für LOTR geschrieben hat. 

Was die horizontale Ebene - also Stimmverflechtungen, Rhythmus, usw. - betrifft, dürfte die Überlegenheit des Goldsmith-Satzes ab Minute 3 auch absolut selbsterklärend sein. Da geht einfach viel mehr ab als bei Shore, das hört man auch ohne musikalisches Fachwissen. Mach davon mal eine Klaviertranskription: da kommste zweihändig kaum noch mit, während das bei Shore relativ einfach ist. 

@Sebastian Schwittay ich kann es zwar nicht so „wissenschaftlich“ erklären wie Du, aber ich verstehe absolut was du meinst. 
Du hast damit ja auch recht. 
Komplexer und herausfordernder ist das von dir genannte Stück definitiv.
Aber manchmal möchte man es nicht so komplex und kompliziert (so geht es mir manchmal zumindest).
Ab und zu muss es auch mal etwas „Hau-drauf-Musik“ sein, die Spaß macht und gut gemacht ist.  
 

Aber bei dieser Gelegenheit möchte ich mich speziell bei dir @Sebastian Schwittay bedanken!

Denn ich lese diverse deiner Beiträge in diesem Forum seit circa 1-1,5 Jahren. 
Durch dich habe ich eine Vorliebe für komplexe Komponisten wie bspw. Elliot Goldenthal, Leonard Rosenman und Michael Kamen entwickelt. 
Ich ziehe zwar immer noch die „simpleren“ und leichter zugänglichen Komponisten vor (bspw. John Williams, James Horner, Alan Silvestri, Jerry Goldsmith, Elmer Bernstein,…), aber mittlerweile entdecke ich immer wieder tolle Musik, die ins atonale abdriftet oder einfach herausfordernder komponiert wurde. 

Deine Beiträge und deine Verehrung für diverse Scores von Elliot Goldenthal habe ich stets mit Freude gelesen. 
Ebenso kam ich durch dich (über dein oftmals gelobtes Shore Meisterwerk „The Fly“) an diverse andere tolle Shore Scores heran (bspw. The Cell, Seven, …). Zuvor kannte ich von Shore lediglich seine LOTR Scores. 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 6 Minuten schrieb Stefan Schlegel:

Die letztgenannten Namen spielen für mich überhaupt keine Rolle und so was höre ich heutzutage sowieso nicht mehr an. CUTTHROAT ISLAND beurteile ich einzig und allein im Zusmamenhang mit anderen US-Scores aus den 90ern. Und da ist für mich persönlich beispielsweise STARGATE oder INDPEDENCE DAY von David Arnodl deutlich stärker was Themen und deren vielseitige Verarbeitung nageht. Da ist auch einiges an Bombast drin, aber das ist aus einem Guß gearbeitet und macht wirklich Spaß zum Anhören, weil es richtig gut durchkomponiert ist. Für mich reichen alelrdings in den beiden Fällen selbstverständlich auch die alten Albumfassungen und mehr brauche ich da nicht.

Von CUTTHROAT ISLAND habe ich seit Jahren nicht mal mehr das Hauptthema im Kopf. Ich habe mir aufgrund dieser Diskussion hier wenigstens die ersten vier Tracks via Youtube nochmals vergegegenwärtigt, da ich ansonsten mti dem Score eigentlich nichts mehr groß am Hut habe. Der Main Title geht noch einigermaßen bei mir, das kann man hören, obwohl das fanfarenartige Thema jetzt nicht unbedingt der Brüller bei mir ist und mir etwas zu wenig Emotion rüberbringt.
Aber schon in Track 2 "Carriage Chase" zeigt sich das riesige Problem, das ich - und so wie es aussieht ja wohl auch ein paar andere - mit der Musik habe: Der Track ist für mich in seiner kompletten Länge fast nicht anhörbar, da eine Blech-Eskalation auf die andere folgt und in völlig überzogener Art ein knalliger Höhepunkt den anderen ablöst. Dazuhin kommt, daß alle 30 Sekunden das nächste kurze Zitat aus der Williams, Horner, Silvestri etc-Schatzkiste erfolgt. Ich finde das einfach nur ärgerlich, weil es somit zu einem zusammengekitteten Patchwork wird. Zwischendrin kurz auch mal einige Sekunden aus Holsts PLANETEN eingefügt - all das ergibt durch idesen ständigen Wechsel für mich keinen wirklich musikalisch sinnvollen Zusammenhang mehr wie es etwa in den beiden Arnold-Scores doch der Fall ist, wo sich das Problem in der Art mir ganz einfach nicht stellt. Und so überbordend und voll mit Einprengseln von Musiken der bekannteren US-Komponisten geht das meiner Erinnerung nach ja auch weiter, weshalb mir an 1995 ein Hördurchgang schon mehr als gereicht hatet. Eben weil sie so zerfahren daherkommt, veriert die Debney-Musik trotz ihrer handwerklich soliden Machart ganz viel von ihrer Wirkungskraft - und ganz einfach: Soviel Zusammengestochertes und vor allem auf gewaltige Lautstärke und Überrumpelung Abzielendes möchte ich auf Dauer nun mal nicht hören.

@Stefan Schlegel naja gut, das stimmt. Ich finde, dass John Debney ein toller „Handwerker“ ist - also es gibt technisch oftmals nicht viel an seiner Musik auszusetzen. Er hat ja diverse Komödien vertont. Die kann man sich meist sehr gut anhören - aber das Problem ist, dass nicht wirklich etwas hängen bleibt. 
Die Scores von ihm sind hochwertig aufgenommen und technisch/handwerklich meistens gut umgesetzt. 
Jetzt kommt das große ABER: Debney hat meiner Meinung nach nicht wirklich eine eigene kompositorische Handschrift. Daher hört man oftmals Horner/Williams/Silvestri heraus (wie du eben bereits sagtest). 

Es gibt für mich lediglich 2-3 wirklich gute Debney Scores, die toll gemacht sind und Spaß machen:

1.) LAIR (Video Game Score)

2.) Passion of the Christ 

3.) Cutthroat Island 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 1 Stunde schrieb Mistermaffay:

aber das Problem ist, dass nicht wirklich etwas hängen bleibt. 
Die Scores von ihm sind hochwertig aufgenommen und technisch/handwerklich meistens gut umgesetzt. 
Jetzt kommt das große ABER: Debney hat meiner Meinung nach nicht wirklich eine eigene kompositorische Handschrift. Daher hört man oftmals Horner/Williams/Silvestri heraus (wie du eben bereits sagtest).

Ja, das ist auch meine Meinung, daher war Debney nie ein Favorit von mir. Mit CUTTHROAT ISLAND habe ich daher die gleichen Probleme wie hier bereits beschrieben.

Meine Favoriten von ihm sind HOCUS POCUS, THE RELIC, INSP. GADGET und ELF, habe aber viele Lücken da mich andere Komponistinnen und Komponisten mehr reizen.

 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Am 26.9.2023 um 23:16 schrieb ronin1975:

Also jetzt nich übertreiben! 🤣
in der dt tonfassung soll die Musik übertrieben laut gemischt sein

Isospuren gibts doch schon lang nicht mehr oder?

Es gibt auf Blu-Rays tatsächlich kaum noch Iso-Spuren mit Filmmusik aber erst vor kurzem ist INDIANA JONES AND THE DIAL OF DESTINY mit der Musik von John Williams erschienen. :)

 

Am 10.1.2024 um 23:43 schrieb scorefun:

Und ich kann die Qualität einer Komposition nur schwer beurteilen, aber wenn ich eine Scheibe auflege und das Gehörte erreicht mich emotional,
dann ist es mir alles andere egal - Orchester mit Chor geht bei mir eigentlich (fast) immer; von daher gehört der Debney für mich persönlich ebenfalls zu seinen Top Scores
(neben LAIR im Game-Bereich) - es sind durchaus starke Themen vorhanden wie Dunge_Onmaster weiter oben anmerkte

Und was Shores LOTR anbetrifft: Seine erste Trilogie kann mich mag ich sehr, auch wenn die Orchestrierung "monochrom" erscheint (siehe Boneking)
Mit seinen Hobbit-Scores hingegen kann ich gar nix anfangen; das dümpelt alles mMn nur vor sich hin...

Ich ziehe die spannenden Kompositionen von John Williams, Jerry Goldsmith, James Horner und Elliot Goldenthal auch vor, aber hier und da gibt es ein paar Ausnahmen. Besonders in den 90ern und Anfang der 2000er sind schöne "Guilty Pleasures" komponiert worden, und da gehören CUTTHROAT ISLAND von John Debney, LORD OF THE RINGS 1 & 3 von Howard Shore oder auch THE MUMMY RETURNS sowie JUDGE DREDD von Alan Silvestri dazu. :D

Ich gehöre wohl zu der Minderheit hier, die sich über diese Veröffentlichung freuen, denn die Klangqualität ist wesentlich besser als auf dem Original Soundtrack. Zudem bieten die meisten zusätzlichen Stücke auch Spaß und sind nicht so belanglos, wie das bei Komplettveröffentlichungen meist der Fall ist. Der Klang der CD ist übrigens exakt gleich wie bei der LLL-Veröffentlichung vor einigen Jahren.

 

Puede ser una imagen de texto

 

In Teilen erinnert mich CUTTHROAT ISLAND an INDEPENDECE DAY von David Arnold. :P 

 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Am 11.1.2024 um 14:30 schrieb Sebastian Schwittay:

Den Anfang des "Prophecy"-Satzes aus LOTR mag ich auch, da wird in der Tat recht schön auf horizontaler Ebene - also kontrapunktisch und mit sich gegenseitig ergänzenden melodischen Linien - gearbeitet. Ab spätestens 1:28 herrscht dann aber dieser akkordisch-blockhafte, vertikal dominierte Satz vor, wie er für die LOTR-Scores typisch ist, und den ich in Massierung einfach öde finde. Auch harmonisch finde ich diese ewig alterierten Moll-Akkorde nicht besonders interessant. Goldsmith reitet nie auf solchen Basis-Akkorden rum, sondern baut Rückungen ein (1:08), spickt ihn mit dissonanten Läufen (Oboe bei 2:33 + weitere Holzbläser-Einwürfe) oder modalen Einfärbungen. Die ganze Passage ab 2:33 ist harmonisch viel komplexer als das meiste, was Shore für LOTR geschrieben hat. 

Was die horizontale Ebene - also Stimmverflechtungen, Rhythmus, usw. - betrifft, dürfte die Überlegenheit des Goldsmith-Satzes ab Minute 3 auch absolut selbsterklärend sein. Da geht einfach viel mehr ab als bei Shore, das hört man auch ohne musikalisches Fachwissen. Mach davon mal eine Klaviertranskription: da kommste zweihändig kaum noch mit, während das bei Shore relativ einfach ist. 

So jetzt komme ich endlich dazu.
Interessanterweise ist ja "The Prophecy" rein auf dem ersten Album erschienen, aber nicht so im Film zu hören an der Stelle.
Der Part, der dich dann nicht mehr überzeugen kann, würde ich aus meiner Laien-Sicht nun gar nicht als typisch bezeichnen. Auf dem Notenpapier womöglich, aber ich sind denn wirklich die meisten Themen in den drei Filmen von diesem kompositorischen Stil 'betroffen'?

Gleichzeitig weiß ich auch gar nicht, ob wirklich 'viel mehr abgehen' muss in der Musik als Qualitätsmerkmal. Das Ring-Thema ist ja einfach eine klare, simple Melodie beispielsweise, die nicht mehr Spielerei benötigt.

Die Frage ist ja auch, ob Shore am Ende sich verbiegen müsste, um solch eine Komplexität zu erreichen, weil es nicht sein Stil ist und am Ende dann nur droht, dass er ähnlich wie bei den Vorwürfen zu Debney, nur noch kopiert, weil er selbst so eigentlich arbeitet bzw. orchestriert oder komponiert. Und dann hätte man am Ende eben einen ganz anderen Score, dabei funktioniert (ja mit reiner Funktionalität ist das natürlich ein sehr angreifbares Argument) dieser ja so in Filmen und wird doch (ohne da Zahlen zu haben) von der Mehrheit gemocht.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich kann mich noch sehr gut erinnern, wie ich damals die HERR-DER-RINGE-Musik ein paar Monate, nachdem ich den Film gesehen habe, gekauft habe. Damals fing ich gerade an, Filmmusik-CDs zu kaufen und nach Martin Böttcher und SPIEL MIR DAS LIED VOM TOD, den ich nur des Covers wegen gekauft habe (und sehr mochte), war ich vor allem an die farbenfrohe Musik von Williams' STAR WARS - EPISODE I gewöhnt. Und zum HERRN DER RINGE habe ich schwer Zugang gefunden, weil es für mich größtenteils "grau in grau" war. Das hat sich dann über DIE ZWEI TÜRME und DIE RÜCKKEHR DES KÖNIGS gelegt, weil es hier einfach noch mehr musikalische Facetten gab, vor allem durch Rohán und Gondor. Es ist schon eine extreme Leistung, die Shore da vollbracht hat, aber vielleicht hätte es der Musik tatsächlich gutgetan, wenn ihm ein versierter Orchestrator zur Seite gestanden hätte.

CUTTHROAT ISLAND habe ich als Film immer gemocht, einfach weil er ein herrlich unorigineller, aber dafür sehr actionreicher Abenteuerfilm ist, wie es sie in den 90ern noch mehr gab (QUIGLY, ZORRO, MUMIE...) Da ist nicht alles Gold, was glänzt, aber ich finde, das Handwerk stimmt in diesen Filmen einfach. Und es ist eine Ästhetik, die mir weitaus mehr liegt als das ewige braungrüngrau der handkameraverwackelten 2010er und der kalte digitale Look der 2020er.
Ich muss zugeben, dass ich mir bisher weder die Prometheus-CD noch die Lala Land bisher angehört habe und kann die Musik nur aus dem Film beurteilen. Das ständige Haudrauf ist wahrscheinlich auch dem Umstand geschuldet, dass die Musik gegen die ganze Ballerei ankämpfen muss. Debney war für mich immer in einer Kategorie wie Joel McNeely: Sie können gut, mit dem Orchesterapparat umgehen, aber sie fügen der symphonischen filmmusikalischen Sprache nichts neues hinzu, sondern rühren zusammen, was andere links und rechts von ihnen etabliert haben. Da stelle ich zum Beispiel Bruce Broughton in Sachen Eigenständigkeit einige Stufen höher.

Wie die Musik sich im Verlauf des Films gegbärdet, kann ich also nicht beurteilen, aber ich muss sagen, dass schon nach der ersten Filmsichtung mir die Vorspannmusik lange im Kopf herumschwirrte. Ich kann auch nicht nachvollziehen, warum einige hier die Themen nicht prägnant genug finden, gerade die eröffnende Fanfare finde ich mit der Verwendung der dorischen Skala schön griffig. Also ich werde mir bestimmt die Partitur von Chris Siddall zulegen und der Musik dann nochmal meine genauere Aufmerksamkeit schenken.

Da hier ja einige den David Arnold als besseres Gegenbeispiel genannt haben: Wie ist denn Eure Meinung zu seinem MUSKETEER?

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

vor 3 Stunden schrieb Mephisto:

Da hier ja einige den David Arnold als besseres Gegenbeispiel genannt haben: Wie ist denn Eure Meinung zu seinem MUSKETEER?

Ich glaube "einige" war nur ich. :)

Mir hat aber auch Arnolds MUSKETEER damals zugesagt - überhaupt war das bis Anfang der 2000er so eine Zeit, in der  mir einiges von Arnold gefallen hatte - vermutlich auch auf Nicholas Dodd als Orchestrierer zurückzuführen, der bei den sinfonischen Arnold-Titeln sicher so einiges an Schützenhilfe leistete.
Ich habe für das Film Music Journal an 2002 eine längere Rezension zu THE MUSKETEER geschrieben, die Du hier auf Seite 45/46 in kompletter Länge nachlesen kannst:
https://filmmusicjournal.ch/storage/2022/02/FMJ-28c-wz.pdf

Besonders wichtig erschien mir auch da schon, auf die thematische  Arbeit hinzuweisen, die sich zumindest für mich von vielen anderen damaligen US-Action-Musiken stark unterschied. Siehe dazu vor allem diesen Abschnitt in meinem Text:

"Nun ist es ja bekanntermaßen beileibe nicht so, daß großorchestraler Bombast in einer Filmmusik schon ein Qualitätsmerkmal an sich darstellt, aber im Gegensatz zu den tumben Tiefstapeleien des vergangenen Jahres ä la Silvestri oder Elfman verliert Arnold selbst bei den hektischsten und aggressivsten Actionpassagen nie den formalen Bogen beziehungsweise seine thematischen Elemente aus den Augen. Wenn es also bei ihm bombastisch aufrauscht wie zum Beispiel in Coach Ride oder The Charge, dann nicht in abgehackten Bruchstücken und leerstehenden Hülsen, sondern eben richtig und auch folgerichtig entwickelt. Stets werden die Bauteile und thematischen Gelenkstellen der Komposition wieder angespielt, verkürzt oder erweitert, so daß man als Hörer immer den einzelnen Motivlinien nachspüren kann und sich nicht in irgendeinem chaotischen Mumien-Labyrinth alptraumhaft verrennen muß oder gar auf einem durchgedrehten Affenplaneten gelandet ist.
Dabei wird den Blechbläsern und diversen Schlaginstrumenen etwa in den Tracks Coach Ride und The Riot Begins regelrechte Schwerstarbeit abverlangt, weil hier Arnold geradezu wuchtig-donnernde Furien auf den Hörer losläßt, die eher empfindsame Gemüter durchaus vielleicht etwas abschrecken können.
Eine großangelegte, schmetternde Abenteuermusik also, die mit ihren sensationellen Orchesterattacken, pulsierenden Rhythmen und der mitreißenden Melodik für mancherlei Begeisterung sorgen kann."
 

Selbstverständlich hatte ich auch den großen stilistischen Unterschied zu den mir ja ebenfalls sehr wichtigen französischen Historienfilm-Kompositionen von Delerue oder Petit angesprochen:

"Man mag dem Komponisten durchaus vorwerfen, daß er, anders als die hier eher empfindsameren Franzosen wie Jean-Claude Petit oder Georges Delerue, vollkommen auf dem Sujet eigentlich angemessene barockisierende musikalische Elemente verzichtet hat, aber das ist nun mal Arnolds Sache nicht. Mit kraftvollem Drive und ungestümer Rhythmik bringt er das vollbesetzte Orchester auf Touren und sorgt im feierlich-pompösen Schlußtrack Ceremony auch noch für ein würdevolles Finale."

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Dein Kommentar

Du kannst jetzt schreiben und Dich später registrieren. Wenn Du ein Konto hast, melde Dich jetzt an, um unter Deinem Benutzernamen zu schreiben.

Gast
Auf dieses Thema antworten...

×   Du hast formatierten Text eingefügt.   Formatierung jetzt entfernen

  Nur 75 Emojis sind erlaubt.

×   Dein Link wurde automatisch eingebettet.   Einbetten rückgängig machen und als Link darstellen

×   Dein vorheriger Inhalt wurde wiederhergestellt.   Editor leeren

×   Du kannst Bilder nicht direkt einfügen. Lade Bilder hoch oder lade sie von einer URL.

 Teilen

×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Wir nutzen auf unserer Webseite Cookies, um Ihnen einen optimalen Service zu bieten. Wenn Sie weiter auf unserer Seite surfen, stimmen Sie der Cookie-Verwendung und der Verarbeitung von personenbezogenen Daten über Formulare zu. Zu unserer Datenschutzerklärung: Datenschutzerklärung