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Gestern mit nem Freund "We need to talk about Kevin" geschaut (http://www.imdb.com/title/tt1242460/).

Alter Schwede - das war schon harter, aber sehr, sehr guter Tobak!

 

Wer kennt den Film?

Wir haben nacher drüber diskutiert ob so ein Film "notwendig" ist. Im Sinne von, muss man solche Grausamkeiten wirklich zeigen? Was ist die Absicht der Filmemacher? Uns diese Grausamkeiten und Gefahren gegenwärtig zu machen? Einen kritischen Blick auf die Erziehung von Kindern und deren Folgen werfen? Und in wie weit sind grausame Szenen (wie die Vater und Tochter-Szene ) dafür notwendig?

 

Was meint Ihr...?

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Gestern mit nem Freund "We need to talk about Kevin" geschaut (http://www.imdb.com/title/tt1242460/).

Alter Schwede - das war schon harter, aber sehr, sehr guter Tobak!

 

Wer kennt den Film?

Wir haben nacher drüber diskutiert ob so ein Film "notwendig" ist. Im Sinne von, muss man solche Grausamkeiten wirklich zeigen? Was ist die Absicht der Filmemacher? Uns diese Grausamkeiten und Gefahren gegenwärtig zu machen? Einen kritischen Blick auf die Erziehung von Kindern und deren Folgen werfen? Und in wie weit sind grausame Szenen (wie die Vater und Tochter-Szene ) dafür notwendig?

 

Was meint Ihr...?

 

Ich hatte mich lange auf den Film gefreut, bis er dann endlich hierzulande bei Kino Kontrovers auf DVD erschien, war dann aber eher enttäuscht. Ich kann es gar nicht genau festmachen, aber irgendwie war mir die Figur des Jungen zu grundlegend bösartig gezeichnet, der Junge schon wirklich als absolutes Monster überinszeniert - fand das wenig glaubwürdig und auch irgendwie undifferenziert.

 

Als Horrorfilm ist der interessant, als Psychodrama irgendwie etwas daneben - würde ich mal so sagen.

 

 

Welches Sujet und inwiefern ist letzteres im Rahmen einer leichten Kriminalburleske von Belang?

 

Die "Kriminalburleske", zu der ihr den Film macht, ist GRAND BUDAPEST ja nur vordergründig. Und pures "Spaß-Programm" war der Film für mich eben auch nicht, fand den eher leidlich unterhaltsam und in seiner umständlichen Erzählung eher anstrengend. Das unterscheidet ihn eben auch grundlegend von den bisherigen Anderson-Filmen, wie ich finde - obwohl sich dieser "Wandel" in MOONRISE KINGDOM in den vielen abgründigen Momenten schon abgezeichnet hat.

 

In meinen Augen ist das letztlich ein sehr reifer, reflektierter Film, wo der Eye-Candy nicht mehr allzu viel Spaß macht, sondern eher ironisierend wirkt, regelrecht bitter in den historischen Zusammenhängen.

 

 

@ Alex und Oli:

 

Vielen Dank übrigens für die Besprechungen von Resnais' COEURS. :) Werde ich mir irgendwann wohl mal vornehmen. Der Umgang mit der Musik ist ja leider irgendwie typisch für französische Filmkünstler aus dem Umfeld der Nouvelle Vague - Godard ging ja auch oft ziemlich.... "ungezwungen" mit der Musik seiner Komponisten um.

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@ Alex und Oli:

 

Vielen Dank übrigens für die Besprechungen von Resnais' COEURS. :) Werde ich mir irgendwann wohl mal vornehmen. Der Umgang mit der Musik ist ja leider irgendwie typisch für französische Filmkünstler aus dem Umfeld der Nouvelle Vague - Godard ging ja auch oft ziemlich.... "ungezwungen" mit der Musik seiner Komponisten um.

Gerne. :) Wobei Oli ja eher besprochen hat und ich mich eher über den Musikeinsatz ausgelassen habe. :D Aber so etwas habe ich tatsächlich schon lange nicht mehr gehört, schon recht lieblos vom musikalischen Standpunkt aus, wie die Musik da aus- und eingeblendet wird. Und technisch einwandfrei nenne ich das auch nicht, wenn die Musik hörbar einfach abgeschnitten wird. Vom Film her mag das ja Sinn machen und sicherlich hat sich Resnais auch was dabei gedacht, aber die Ausführung finde ich schon sehr lieblos. Aber vielleicht gehört auch das zum Konzept. ;)

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Die "Kriminalburleske", zu der ihr den Film macht, ist GRAND BUDAPEST ja nur vordergründig. Und pures "Spaß-Programm" war der Film für mich eben auch nicht, fand den eher leidlich unterhaltsam und in seiner umständlichen Erzählung eher anstrengend. Das unterscheidet ihn eben auch grundlegend von den bisherigen Anderson-Filmen, wie ich finde - obwohl sich dieser "Wandel" in MOONRISE KINGDOM in den vielen abgründigen Momenten schon abgezeichnet hat.

 

In meinen Augen ist das letztlich ein sehr reifer, reflektierter Film, wo der Eye-Candy nicht mehr allzu viel Spaß macht, sondern eher ironisierend wirkt, regelrecht bitter in den historischen Zusammenhängen.

 

Und was war an GBH hintergründig? Reflektiert hat der Film was? Ich lese hier eher - pardon - ein wenig selbstgefällige Worthülsen, konkret ausgeführt hast du bisher mit keinem Wort, was Andersen über reines Abbilden zweier (meinetwegen) historischer Zeitverläufe in seinem stilistischen Puppenhaus an Abgründen, Reflektionen oder was auch immer liefert - zumal solche, die mehr sind, als punktuelle Tupfer ohne großen Bezug zur Rahmenhandlung.

 

Dazu konnte ich bisher zwar im deutschen Feuilleton einiges lesen, was ich im Film mitgenommen habe waren ein paar dekorative Bezüge zu Faschismus und Sozialismus, die aber zur eigentlichen Rahmenhandlung kaum bis wenig Bezug haben, sondern eher das deux es machina zur (nicht unsympathischen) Verklärung der ausgehenden Habsburger Zeit darstellen. 

 

Anders ausgedrückt: ich finde Abgründiges in Wilders "A Foreign Affair" (um im Genre Komödie zu bleiben). In GBH...eher weniger.

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Ich hatte mich lange auf den Film gefreut, bis er dann endlich hierzulande bei Kino Kontrovers auf DVD erschien, war dann aber eher enttäuscht. Ich kann es gar nicht genau festmachen, aber irgendwie war mir die Figur des Jungen zu grundlegend bösartig gezeichnet, der Junge schon wirklich als absolutes Monster überinszeniert - fand das wenig glaubwürdig und auch irgendwie undifferenziert.

 

Eine Frage der Perspektive und der Deutung. Ein Ansatz - den ich bedingt teile - ist ja, das Kevin nur in der Reflektion/Erinnerung seiner Mutter auftaucht. Die Interpretation stützt der Film mit seiner reichlich aufgebrochenen bis chaotischen Inszenierung ja.

 

Die "Kriminalburleske", zu der ihr den Film macht, ist GRAND BUDAPEST ja nur vordergründig. Und pures "Spaß-Programm" war der Film für mich eben auch nicht, fand den eher leidlich unterhaltsam und in seiner umständlichen Erzählung eher anstrengend. Das unterscheidet ihn eben auch grundlegend von den bisherigen Anderson-Filmen, wie ich finde - obwohl sich dieser "Wandel" in MOONRISE KINGDOM in den vielen abgründigen Momenten schon abgezeichnet hat.

 

In meinen Augen ist das letztlich ein sehr reifer, reflektierter Film, wo der Eye-Candy nicht mehr allzu viel Spaß macht, sondern eher ironisierend wirkt, regelrecht bitter in den historischen Zusammenhängen.

 

Nur mal so interessehalber, das beschäftigt mich schon länger: Kannst Du auch Filme oder Soundtracks gut finden, ohne die Dir mit quasi-wissenschaftlichen Begründungen so lange schönzureden, bis das, was Dir Freude macht, auch superduper wichtig und kunstvoll und objektiv bedeutsam wird? Gibt es bei Dir auch guilty pleasures, eher murksige Werke, die Dir Spass machen, obwohl Du irgendwie weisst, dass die objektiv betrachtet eigentlich schundig sind?

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Anders ausgedrückt: ich finde Abgründiges in Wilders "A Foreign Affair" (um im Genre Komödie zu bleiben). In GBH...eher weniger.

 

Abgründiges hatte ich im Kontext von MOONRISE KINGDOM erwähnt. GBH finde ich vor allem komplex und ambitioniert, was die Interpretation von Geschichte betrifft.

 

Anderson schneidet so unglaublich viele historische, kulturelle, philosophische und gesellschaftliche Aspekte der ausgehenden Belle Époque an, was ich einfach nicht erwartet hatte. Spontan erinnere ich mich an den vulgären Fin-de-Siècle-Erotizismus und die sexuelle Freizügigkeit, die in so vielen Kunstwerken des ausgehenden 19. Jahrhunderts auftauchen und die Anderson in Gestalt des sich freizügig herumtreibenden Ralph Fiennes einbaut. Im kosmopolitischen Geist der Belle Époque eine Selbstverständlichkeit - im aristokratischen Umfeld des Hauses Desgoffe und Taxis (hier sehe ich übrigens viel eher eine (politische) Verkörperung der Habsburger-Monarchie als im Umfeld des Protagonisten) kommt das natürlich gar nicht gut an.

 

Hier arbeitet Anderson auch wunderbar die Widersprüchlichkeit der Kultur des Fin-de-Siècle heraus: einerseits kulturelle und kosmopolitische Vielfalt, sexuelle Freizügigkeit und Lebenslust, aber das eben nur aufgrund des wirtschaftlichen Wohlstands - die politische Struktur war trotz allem eine monarchische bzw. aristokratische, und somit war die kulturelle Blüte dieser Zeit natürlich von vornherein zum Scheitern verurteilt.

 

 

Nur mal so interessehalber, das beschäftigt mich schon länger: Kannst Du auch Filme oder Soundtracks gut finden, ohne die Dir mit quasi-wissenschaftlichen Begründungen so lange schönzureden, bis das, was Dir Freude macht, auch superduper wichtig und kunstvoll und objektiv bedeutsam wird? Gibt es bei Dir auch guilty pleasures, eher murksige Werke, die Dir Spass machen, obwohl Du irgendwie weisst, dass die objektiv betrachtet eigentlich schundig sind?

 

Mir macht Freude und Spaß, was mich intellektuell anspricht, was mich zum Nachdenken anregt. Ich rede mir nichts schön, sondern erfreue mich an dem, was ich in einem Kunstwerk vorfinde. Und wenn ich in einem Film (oder irgendeinem anderen Kunstwerk) nichts finde, habe ich daran auch wenig Spaß.

 

Ich find' es außerdem ziemlich unfreundlich, was du mir so unterstellst. Wenn dir mein Zugang zu Filmen nicht liegt, bitte - aber dann spar dir wenigstens diesen despektierlichen, respektlosen Tonfall.

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Ich find' es außerdem ziemlich unfreundlich, was du mir so unterstellst. Wenn dir mein Zugang zu Filmen nicht liegt, bitte - aber dann spar dir wenigstens diesen despektierlichen, respektlosen Tonfall.

 

Was Unterstelllungen und Tonfall angeht, liest und hörst Du Sachen, die echt nicht da sind.

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Anderson schneidet so unglaublich viele historische, kulturelle, philosophische und gesellschaftliche Aspekte der ausgehenden Belle Époque an, was ich einfach nicht erwartet hatte. Spontan erinnere ich mich an den vulgären Fin-de-Siècle-Erotizismus und die sexuelle Freizügigkeit, die in so vielen Kunstwerken des ausgehenden 19. Jahrhunderts auftauchen und die Anderson in Gestalt des sich freizügig herumtreibenden Ralph Fiennes einbaut. Im kosmopolitischen Geist der Belle Époque eine Selbstverständlichkeit - im aristokratischen Umfeld des Hauses Desgoffe und Taxis (hier sehe ich übrigens viel eher eine (politische) Verkörperung der Habsburger-Monarchie als im Umfeld des Protagonisten) kommt das natürlich gar nicht gut an.

 

Hier arbeitet Anderson auch wunderbar die Widersprüchlichkeit der Kultur des Fin-de-Siècle heraus: einerseits kulturelle und kosmopolitische Vielfalt, sexuelle Freizügigkeit und Lebenslust, aber das eben nur aufgrund des wirtschaftlichen Wohlstands - die politische Struktur war trotz allem eine monarchische bzw. aristokratische, und somit war die kulturelle Blüte dieser Zeit natürlich von vornherein zum Scheitern verurteilt.

 

 

 

Vielen Dank, stimme ich zu, verbuche ich aber unter "punktuell" - letztlich entlädt sich das ja in einem Satz (Brody zu Fiennes, erst "Schwuchtel", dann einlenkend "Bisexuell!"), und genau diese Flüchtigkeit, die mir letztlich auch zu "niedlich"und ohne Reibefläche weginszeniert ist, stört mich wohl. Es gibt bei Anderson fraglos solche Bezüge, aber die versprechen eine inhaltlich Tiefe, die von der ästhetischen Flauschwatte nie wirklich eingelöst wird. 

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 Es gibt bei Anderson fraglos solche Bezüge, aber die versprechen eine inhaltlich Tiefe, die von der ästhetischen Flauschwatte nie wirklich eingelöst wird. 

 

Yup, das seh ich ebenso. Anderson spielt mit historischen und gesellschaftlichen Motiven, aber der Hintersinn und Tiefgang bleibt eher Behauptung. Das schadet (zumindest) dem Film meiner Meinung nach nicht, lässt aber auch fragen, ob da nicht ein wenig mehr inhaltliche Ernsthaftigkeit gut gewesen wäre.

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So, ich bin beruflich z.Zt. ziemlich eingespannt, da bleibt derzeit etwas weniger Zeit zum Filmkonsum:

- THE STUFF (1985)
Mal wieder etwas ganz schräges in die Finger bekommen, von dem ich noch nie zuvor gehört hatte (obwohl ich grosser 80er Fan bin): Bei THE STUFF handelt es sich um eine trashige Sci-Fi-Komödie von 1985 von Roger Cormans Produktionsgesellschaft "New World Pictures". Trotz grauenhaft schlechtem Editing, extrem billiger Machart und einer teilweise unterirdisch grottigen deutschen Synchro habe ich mich köstlich amüsiert, denn der Film ist wirklich ein Fest für jeden Sci-Fi-Fan, was den Wiederkennungswert der Klassiker angeht, die hier parodiert werden: Irgendwo in Amerika quillt eine seltsame, weisse gallertartige Substanz aus dem Boden und ein leichtfertiger Minenarbeiter berührt diese nicht nur, sondern steckt sie auch noch in den Mund... Jahre später: Die fragliche Substanz wurde als "Süßspeise" vermarktet unter dem Namen "The Stuff" ein Verkaufsschlager im ganzen Land - eine konkurrierende Süßwarenfirma beauftragt einen Industriespion (Michael Moriarty), um das Geheimnis hinter "The Stuff" zu ergründen... und der ermittelt, dass das Zeug viel mehr als nur eine Süßspeise ist. Kann die Invasion der Süßstoff-Zombies noch gestoppt werden?
Klingt trashig, ist es auch - aber neben einer herrlich abgedrehten Satire auf den Konsumterror der Überflussgesellschaft haben mich vor allem die klasse szenischen Anspielungen auf diverse Sci-Fi-Klassiker begeistert, vor allem "The Blob" dient hier in diversen Szenen als Blaupause, aber auch die "Körperfresser"-Verfilmungen, "Das Ding aus einer anderen Welt", "Invasion vom Mars" und andere Kommunisten-Invasions-Parabeln bekommen ihr Fett weg und da ist es nur konsequent, dass am Ende nur noch ein stramm antikommunistischer Milizenführer (Paul Sorvino) unter dem Vowand, eine kommunistische Infiltration verhindern zu können, dazu bewegt werden kann, die "The Stuff"-Zombies aufzuhalten...
Die Spezialeffekte stammen immerhin von "Dream Quest" und Jim Danforth ("Als Dinosaurier die Erde beherrschten") und haben mich in ihrer Qualität doch überrascht, wenn man bedenkt, wie billig der Film ansonsten gemacht ist.

Meine Wertung: 7 von 10 - trashige 80er Low-Budget Sci-Fi-Parodie mit viel "Fan-Service"   


- THE PAINTED VEIL (2006)
Schön altmodisch-romantisches Kostüm/Historien-Drama um einen britischen Arzt (Edward Norton), der mit seiner Frau, die ihn eigentlich gar nicht liebt (Naomi Watts) ins britisch-koloniale China reist, um dort eine Cholera-Epidemie zu bekämpfen. Wenn man dem Film eines vorwerfen kann, dann dass die Handlung sich quasi vollständig überraschungsfrei entwickelt. Jeder, der andere Filme dieses Genres kennt, wird voraussehen können, wie die Sache ausgeht - und das geschieht dann auch. Was den Film trotzdem sehenswert macht, ist das atemberaubend schöne, um nicht zu sagen traumhafte, Ambiente. Die Landschaften, die Lichtstimmungen... einfach zum Weinen schön. Gute schauspielerische Leistungen, einige sehr gelungene, dramaturgisch intensiv entwickelte Dialogszenen, die überzeugende (wenn auch klischeehafte) Charakterentwicklung und nicht zuletzt der grossartige Score von Alexandre Desplat runden das romantische Spektakel ab, das aber eben ein "typischer" Genre-Film bleibt, den man vielleicht für einen gefühlvollen Abend mit Freund/Freundin ansehen kann, der bei Action-Fans aber eher gepflegte Langweile verbreiten dürfte.

Meine Wertung: 7 von 10 - zum Weinen schöne Romanze


- CAPTAIN PHILLIPS (2013)
... wenn wir gerade bei "überraschungsarm" sind: dass Tom Hanks ein guter Schauspieler ist, ist wohl ebensowenig eine neue Erkenntnis und seine Anwesenheit in diesem, auf realen Geschehnissen basierendem Film sorgt zwar dafür, dass der von ihm gespielte Charakter überzeugen kann, die grausam in die Länge gestreckte Handlung allerdings weniger. Vor allem das nicht enden wollende Finale mit seiner US-Navy-Seals-Werbeveranstaltung und die penetrante Demonstration ihres ach so tollen High-Tech-Equipments hat mich am Ende dann doch gewaltig genervt. Dass die somalischen Piraten erschossen werden und Captain Phillips gerettet wird, ist von der ersten Minute an vollkommen klar. Sicher, der Film verzichtet auf schwülstigen US-Hurra-Patriotismus, Flaggengewedel und heroische Ansprachen und bleibt in seiner Machart ungleich nüchterner und "fairer" (die somalischen Piraten werden nicht "dämonisiert", sondern letztendlich auch nur als Opfer der Umstände ihrer Herkunft gezeichnet) als andere Vertreter dieses Genres. Trotzdem hätte ich dem Film eine höhere Bewertung gegeben, wenn das überlange Finale gestrafft worden wäre. Ich halte es jedenfalls für gerechtfertigt, dass dieser Film bei der Oscar-Vergabe leer ausging - wenn überhaupt, dann hätten den die somalischen Nebendarsteller verdient, denn deren Leistungen konnten einen noch am ehesten beeindrucken.

Meine Wertung: 6 von 10 - gut gespielt, aber viel zu lang und überraschungsarm
 

- WE NEED TO TALK ABOUT KEVIN (2011)
So ein Zufall, dass der hier diskutiert wurde, denn den habe ich mir auch kürzlich zu Gemüte geführt. Auch mein Eindruck blieb ambivalent, aber vielleicht war das auch die Intention des Regisseurs/Autors, keine eindeutigen Antworten zu liefern, leicht nachvollziehbare Erklärungsmodelle, einfache Lösungen und eindimensionale Schuldzuweisungen, weil die Frage, welche Faktoren in welcher Weise beim Aufwachsen eines Kindes dessen Charakter formen, die "Nature vs. Nurture"-Kontroverse quasi seit zweitausend Jahren von Wissenschaft und Philosophie diskutiert wird und angesichts ihrer Komplexität auch wohl bis auf weiteres kein Ende finden wird.
So verweigert der Film zu Recht die Antworten, die der Zuschauer vielleicht erwartet, um sich nach dem Ansehen des "beunruhigenden" Filmes befriedigt oder erleichtert zu fühlen. Das ist schwer erträglich, aber in gewisser Weise konsequent.
An der Qualität der schauspielerischen Leistungen kann jedefalls kein Zweifel bestehen und ich war auch beeindruckt von der Art und Weise, wie der Film jeden "Gewalt-Voyeurismus" vermeidet und die potentielle "Sensationsgier" des Zuschauers gezielt unerfüllt lässt.

Meine Wertung: 8 von 10 - bewegendes Amoklauf-Drama, das einfache Antworten vermeidet  


 

gruss

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Vielen Dank, stimme ich zu, verbuche ich aber unter "punktuell"

 

Natürlich sind die punktuell (anders wäre das auch schwer möglich), aber die schiere Masse, das dadurch entstehende Netz aus punktuellen Verweisen finde ich durchaus beeindruckend.

 

 

BASKET CASE (Frank Hennenlotter, 1982)

 

Ein junger Mann, der in seiner Kindheit von einem deformierten siamesischen Zwilling getrennt wurde und diesen nun in einem Weidenkorb mit sich herumträgt, kommt nach New York, um sich dort an den Ärzten zu rächen, die ihn von seinem "Bruder" getrennt haben. Im versifften Umfeld der 42. Straße mit ihren Sex-Kinos, Nightclubs und ranzigen Stundenhotels nimmt das blutige Chaos seinen Lauf.

BASKET CASE gehört, wie ich finde, zu den erstaunlichsten Low-Budget-Horrorfilme der 80er Jahre - obwohl als Trashfilm konzipiert und mit minimalem Budget gedreht, zeigt sich ein durchaus ausgeprägter Wille zur originellen Gestaltung, inklusive surrealer Überhöhungen und grotesker Überzeichnung. Die "Geschwister"-Szenen im heruntergekommenen Zimmer einer Absteige wirken wie eine Grindhouse-Variation über ERASERHEAD und in der eigenwilligen Inszenierung eines schmutzig-elenden New York der ausgehenden 70er Jahre kommt durchaus eine New-Hollywood-Ästhetik à la TAXI DRIVER zum Tragen. Sicher ist auch vieles eher charmant-murksig geraten, wie etwa die albernen Splatterszenen, aber alles in allem hat mich der Film doch überrascht.

Die Blu-Ray von cmv-laservision präsentiert den Film in einer Abtastung vom Original-16mm-Negativ (im originalen 1,33:1-Format) und sieht bombig aus.

 

 

SERIAL MOM (John Waters, 1994)

 

Hier ist nicht mehr viel zu spüren vom subversiven Geist früherer Waters-Filme wie FEMALE TROUBLE oder POLYESTER. Viel mehr ist SERIAL MOM eine relativ glattgebügelte, postmoderne Variation über das Slasher-Genre, näher an SCREAM und Konsorten als am "echten" Waters der 70er. Fazit: muss nicht sein, und schon gar nicht auf der (zu) teuren Universal-Blu-Ray.

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Gestern auf Bluray geschaut: Pacific Rim. Hatte Schlimmeres erwartet aber der Film macht mit zwei, drei Bierchen einfach Spaß. Abgefahrener Auftritt von Ron Perlman, einem der letzten Charakterköpfe. Die Musik von Ramin Djawadi säuft allerdings im Sounddesign leider ab. Macht aber alles in allem mehr Sinn als die ersten 100 Tage der großen Koalition.

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Philomena 8/10

 

Intelligenter, aufrichtiger, humorvoller und exzellent geschriebener und gespielter Film - Frears der so tolle Filme gemacht hat wie The Snapper, The Queen, Grifters oder Mein wunderbarer Waschsalon ist hier einer der Top 5 des letzten Jahres gelungen - meiner Meinung nach 

nachdem ich jetzt denk ich alle "wichtigen" Filme des letzten Jahres gesehen habe - bis auf HER, finde ich das PRISONERS der beste Film des letzten Jahres war (wie immer nur für mich geltend)

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CAPTAIN AMERICA 2

 

Bombe! Nachdem ich Thor 2 ziemlich langweilig und fade fand, reisst Marvel hier (wieder mal) das Steuer rum und kommt mit guter Story, Figuren und netten Twists daher (die man sich zwar denken kann, aber nett an Teil 1 anbinden... und wie da der kleine dicke bekloppte Professor noch dabei ist, das fand ich schon geradezu genial unheimlich umgesetzt). Ist die erste Hälfte noch eher Spy-Thriller ala Bourne stilistisch wie auch von der Action, so gibts in den letzten 30min Krawall auf Avengers Niveau. Tricktechnisch gewohnt bombastisch, es kracht an allen Ecken und Enden... wow!

Super Teaser-Szene nach den Hauptcredits (sowie eine eher unbedeutende ganz am Schluss) macht Lust auf Teil 3... grusel...

 

Einziger Schwachpunkt die dröge Musik von Jackman, die wenigstens in den letzten 30min dann noch aufdreht und mächtig Wumms reinbringt... bis dahin ists aber Actionscoring der untersten Schublade... da wünschte ich mir selbst einen durchschnittlichen Silvestri zurück.

 

ach ja, ab wieviel ist der denn in Deutscheland? Dürfte wohl der härteste Marvel sein (von Messer in Hand, zu in Rotor schmeissen und vom Laster plattfahren war alles drin...)... würd mich nicht wundern wenn der entweder ab 16 oder cut ist...

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ach ja, ab wieviel ist der denn in Deutscheland? Dürfte wohl der härteste Marvel sein (von Messer in Hand, zu in Rotor schmeissen und vom Laster plattfahren war alles drin...)... würd mich nicht wundern wenn der entweder ab 16 oder cut ist...

 

Du würdest Dich wundern, was im Mainstream-Bereich beim Jugendschutz so alles geht: THE RETURN OF THE WINTER SOLDIER ist in Deutschland ohne Schnitte frei ab 12 Jahren.

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merkwürdig oder? Iron Man musste noch geschnitten werden... auch Avengers musst ein USA der MPAA wohl nen paar mal vorgelegt werden, der hier aber nicht... Gewalt gegen Nazis geht wohl immer durch, wobei ja ein "unschuldiger" Soldat vom Winter Soldier ja eben mal in nen Rotor gekickt wird... das fand ich, grad so als beiläufigen Collateral Damage doch ganz schon derbe... gut, Blut selbst fliegt ja nicht, aber das war echt ne Menge an Toten und Unschuldigen, die ins Gras beissen...

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Der Jugendschutz ist auf dem Blockbuster-Auge eh immer etwas blind: CASINO ROYALE war damals auch frei ab 12, als ich den (zum zweiten Mal) im Kino gesehen hab und da auch 7-9-Jährige im Saal sassen (weil Eltern auch jüngere Kinder mitnehmen durften), fand ich das schon schwierig, von wegen: Bonds Folter, das Ersäufen von Vesper...

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INCENDIES (Die Frau die singt) - Denis Villeneuve    9/10

 

Ein stiller, zurückhaltender, kompromisslos inszeniertes Meisterwerk über Krieg, Familie und Vergebung.Vom Prisoners (ähnlich gut wenn auch nicht ganz) Regisseur Denis Villeneuve großartig mit leisen Tönen nie effekthascherisch und trotzdem ungemein verstörend in Szene gesetzt. Große vorallem weibliche darstellerische Leistungen - uneingeschränkte Empfehlung

Der beste Film den ich seit gut einem Jahr gesehen habe (denk ich).

Danke Mr. Villeneuve von ihnen möchte ich unbedingt mehr sehen!!!! ;)

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Danke Mr. Villeneuve von ihnen möchte ich unbedingt mehr sehen!!!! ;)

 

Schon PRISONERS geguckt? Ich bin mir nach der heutigen Sichtung erschreckend/erstaunlich/erfreulich unsicher, ob ich ENEMY empfehlen kann oder will, der muss noch ein paar Tage sacken...

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